Herzwirksame Steroide - Aglykon (Genin)
Grundelemente
5-gliedrige Steroide mit:
Verknüpfung der Ringe
A/B cis
B/C trans
C/D cis
nur die Ringe B und C sind annähernd flächig-eben gebaut
die Ringe A und D sind hingegen beide stark abgewinkelt
ß-OH an C3 und C14
ß-ständiger Lactonring an C17: Gamma-Lactonring oder Delta-Lactonring
alle Grundelemente sind wichtig für die Wirkung am Herzen
A,B muss nicht cis sein
-> Uzarigenin ist auch positiv inotrop
Variationen
Hydroxylgruppen z.B. in Position C12, C16, C19
Veresterungen (z.B. Acetyl)
Oxogruppen (z.B. C19)
Doppelbindungen
Herwirksame Steroide - Cardenolide und Bufadienolide
eine Pflanze enthält entweder Cardenolide oder Bufadienolide
die Pflanzen sind immer Giftpflanzen
Bufadienolide: bei Monokotylen
Cardenolide: bei Dikotylen
Glykoside
lineare Zuckerseitenketten an C3
Zuckerseitenketten (max. 4 Monomere) mit seltenen 2,6-Didesoxyzuckern gebunden über ß-OH an C3
einfache Zucker (meist ß-D-Glucose) endständig
Beispiele für 2,6-Didesoxyzucker
Zucker der D-Reihe sind ß-glykosidisch, die Zucker der L-Reihe α-glykosidisch mit dem Aglykon verknüpft
α-L-Oleandrose: Stereochemie an C5 verändert
die 2,6-Didesoxyzucker sind kaum noch hydrophil
-> schlecht wasserlöslich
in Ketten sind sogar noch 2 der Oh-Gruppen in Acetalen verbaut -> noch lipohiler
besitzen eine lange Halbwertszeit da sie für ihre Ausscheidung polarer gemacht werden müssen und die Enzyme nicht gut angreifen können
-> Zuckerketten verhindern Inaktivierung des Genins und verlangsamt Elimination durch Verhinderung der Hydroxylierung des Genins
Einteilung der Herzglykoside
Primärglykoside: Aglykon + 3 x 2,6-Didesoxyzucker + ß-D-Glucose
-> in Frischpflanze
Sekundärglykoside: Aglykon + 3 x 2,6-Didesoxyzucker
-> in getrockneter Pflanze
-> Entstehung durch Fermentation
-> Glykosidasen führen zu Sekundärglykosiden
Biosynthese Cholesterol
Cholesterol (C27) -> Progesteron (C21) -> -> Digitoxigenin (C23)
1: Side-chain-cleavin enzyme: Seitenkette wird bis auf Ethylgruppe abgeschnitten
Verknüpfung mit Acetyl- bzw. Malonyl-CoA bzw. einem C3-Donator zu den C23-Cardenoliden und den C24-Bufadienoliden
2-3 Möglichkeiten um Laktonstruktur zu erreichen
Wirkungen
Kontraktionskraft ↑ -> positiv inotrop
Schlagfrequenz↓ -> negativ chronotrop
Erregungsleitung erschwert -> negativ dromotrop
Senkung der Reizschwelle,
Begünstigung der Erregungsbildung -> positiv bathmotrop
es gibt auch körpereigene Glykoside aus der Nebenniere z.B. Strophantin
Anwendungsgebiet
Verwendung der Reinsubstanzen (z.B. Digitoxin, Digoxin)
Herzinsuffizienz NYHA II und III, d.h. Förderung eines zu geringen Herzzeitvolumens
Herzinsuffizienz wird i.d.R. durch Hypertonie ausgelöst -> Hypertonie behandeln durch Senkung der Widerstände in der Peripherie
Arrhythmie kann auch Auslöser sein -> Klappen dichten nicht richtig ab -> Herzklappen austauschen
Vorhofflimmern, Vorhofflattern
Herzglykoside sind obsolet
Einstellung über EKG-Kontrolle
wenn dann z.B. die Ernährung umgestellt wird
-> Bradykardie kann auftreten
etwa 50% der Patienten haben GI-Probleme
NW: Arrhythmien, Kopfschmerz, Sehstörungen, Verwirrtsein
viele WW: z.B. mit Diuretika, da sie auch auf den Ionenhaushalt einwirken
Ursachen-Therapie meist besser
Wirkmechanismus
bei Überdosierung (entspricht vollständiger nicht nur teilweiser Blockade aller ATPasen)
-> intrazellulärer Ca-Überfluss -> Arrhythmien, Dauerkontraktion
zusätzlicher Wirkungsmechanismus
Angriff im ZNS -> Aktivierung des Nervus vagus
-> Herzfrequenz und Überleitung ↓
Symptome einer Überdosierung
Arrhythmien (Bradykardie, AV-Block, Extrasystolen)
ZNS-Störung durch Erregung der Area postrema, Ausgangspunkt des Nervus vagus (Gelbsehen, Verwirrtheit)
Medikamentöse Therapie der Intoxikation
parenterale K+-Gabe
Antiarrhythmika
Injektion von HG-Antikörpern
Dosierung
0,1 - 1 mg
Problem: geringe therapeutische Breite (1,5 - 2,5)
Verdopplung der Dosis -> schon im toxischen Bereich
oft Sättigungsdosen bis optimale Wirkung und steady-state, dann Dosisreduktion auf Erhaltungsdosis, Gefahr der Überdosierung, deswegen heute meist nur Erhaltungsdosis
Unterschiede der einzelnen Substanzen/Drogen
prinzipiell wirken alle Herzglykoside qualitativ gleichartig
Unterschiede in Kinetik: Resorptionsquote, Plasmahalbwertszeit, Wirkdauer, Ausscheidung
Stellenwert in der Therapie
Deutschland noch hoch, USA gering
Linderung der Beschwerden -> Herzentlastung
Nebenwirkungen hoch
-> daraus resultiert keine signifikante Verlängerung der Überlebenszeit
Stabilität
2-Desoxy-Glykoside sind ca 2000x leichter abspaltbar als “normale” Glykoside: 2-OH-Gruppe schirmt sonst vor SN2-Angriff von H30+ sterisch ab
2-Desoxy-Glykoside bei pH 3-4 abspaltbar
Glukose erst bei pH 1 und starkem Kochen abspaltbar, aufgrund einer Wasserstoffbrücke zwischen der 2-OH-Gruppe und dem O-Brückenatom
enzymatisch sind Desoxyzucker jedoch schwer abspaltbar, da Enzyme die 2-OH-Gruppe benötigen
Säure-Instabilität -> ∆14,15 und ∆8,15-Anhydroverbindungen (Stabilität des tertiären Carbeniumions):
∆3,4 und ∆2,3-unges. Verbindungen
sekundäre Carbeniumionen -> weniger stabil -> deswegen diese Reaktion nur in Spuren
Alkali-Instabilität
Isoverbindungen (Butenolidringhydrolyse -> Ketalisierung mit OH-14 -> Zyklisierung
6: zyklisches Halbacetal
Umlagerung bei Sekundärglykosiden der Lanatoside
-> Umlagerung: energetisch günstiger ist die Acetylgruppe am 4-OH (äquatorial)
-> α-Acetyldigoxin: 3-OH-Gruppe verestert
-> β-Acetyldigoxin: 4-OH-Gruppe verestert
-> bei der HPLC daher 2 Banden
Herzwirksame Steroid-haltige Drogen
Digitalisblätter
Wirkungen - Digitalisblätter
Unterschiede in
Resorptionsquote
je lipophiler umso besser
Wirkverlust pro Tag: abhängig von
Eiweißbindung höher je weniger Zucker und je weniger OH-Gruppen am Genin:
Digitoxin > Digoxin
Metabolismus, Elimination
Halbwertszeit
Kumulationsgefahr (Eiweißbindung)
Dosierungsbereiche/Tag
-> Erhaltungsdosis
Digoxin ca. 0,25 - 0,3 mg
Acetyldigoxin 0,3 mg
Methyldigoxin 0,2 mg
Digitoxin 0,1 mg
Metabolismus
Hydroxylierung an C12 (Digitoxin -> Digoxin)
Abspaltung von Zuckern
Hydierung des Lactonrings
Deacetylierung
Sulfatierung, Glucuronidierung
enterohepatischer Kreislauf
biliäre Sekretion der Metabolite -> Resorption im Darm -> Kumulationsgefahr
Anwendung
Digitalis purpurea
zur Gewinnung von Digitoxin (Ph.Eur.)
Digitalis lanata
Digoxin Ph. Eur. -> Acetyldigoxin
Gitoxin
Acetyldigoxin
Lanatosid C
Wichtig: Aglyka theoretisch herzwirksam, aber sehr rasche Metabolisierung -> kein therapeutischer Einsatz
Nebenwirkungen (ca. 20%)
Qualitative DC
Last changed10 months ago