Ablauf wissenschaftlicher Untersuchungen
ähnlich, je nach Vorgehen (induktiv vs. deduktiv) und Forschungsmethoden (qualitativ vs. quantitativ)
ethische Aspekte sollten bei jedem Schritt berücksichtigt werden, spätestens aber vor der Datenerhebung
Ethikvotum einer Ethikkommission
Arbeitsschritt können gleichzeitig, vorwärts und rückwärts ablaufen
bei qualitativen Methoden üblich: Analyse zeitgleich zu Erhebung
s.o. auch bei quantitativen möglich, um Datenqualität zu verbessern
Ablauf wissenschaftlicher Untersuchungen - Deduktion
Forumlierung der Fragestellung(en)
Formulierung von Hypothesen
Auswahl Methoden zur Erhebung und Analyse
Ethikvotum
Erhebung
Analyse
Verschriftlichung
Ablauf wissenschaftlicher Untersichungen - Iduktion
Formulierung der Fragestellung(en)
Ableitung von Theorien und Hypothesen
Auswahl eines Forschungsthemas (nach Döring und Bortz)
Interesse am Thema = Motivation
Vorkenntnisse = Experten bei interdisziplinären Arbeiten
Forschungsstand = relevante Forschungsarbeiten identifizieren
Wissenschaftliche Relevanz = neuwertiger Beitrag
praktische Relevanz = wichtige Informationen für Entscheidungen und Maßnahmen in den Anwedungsfeldern (angewandte Forschung)
empirische Untersuchbarkeit des Themas = Ehtik, Aufwand, Zielgruppe, Hilfsmittel…
Grundlagenforschung
wissenschaftliche Untersuchung von psychologischen Mechanismen und Funktionen
indirekt praktisch relevant, da sie das notwenige Wissen für die Durchführung von angewandter Forschung liefert
Replikationsstudie
= exakte Widerholung einer früheren Studie
Literaturrecherche
neu Publiziertes und Preprints (Fachartikel, Fachdatenbanken): aktuelle Ergebnisse
Studienregister: Studienprotokolle (aktuelle Forschung, bereits geprüft, keine F-D-P)
narrative Reviews: wichtige Erkenntnisse einer Problemstellung von Experten zusammengefasst
systematische Übersichtsarbeiten: Publikationen aus Dachdatenbanken zu bestimmten Themen zusammengefasst
Metaanalyse: Ergebnisse mehrerer Untersuchungen zu einem Thema rechnerisch zusammengefasst
Prozess der Themenfindung
von sehr vagen Aussagen zu konkreten Fragestellungen
erst wenn Themenbereich ausgewählt wird, können konkrete Forschungslücken festgestellt werden
Beispiel: “ Verändern angstbezogene Informationen die Angsterwartung von Kindern ?”
Aus Interesse: Themenauswahl: Phobien
allgemeines Fachnuch: konkreter: Tierphobien
spezifisches Fachbuch: Auswahl einer Theorie: angstbezogene Infos fördern Phobien
Übersichtsartikel Fachzeitschrift: Stand der Forschung: bisher nur an Erwachsenen geprüft
Originalarbeit Fachzeitschrift: konkrete Ergebnisse: keine experimentellen Studien an Kindern
Formulierurng Fragestellung: Verändern angstbezogene Informationen das Angstverhalten von Kindern?
Methodenauswahl und Durchführung
Induktion vs. Deduktion
Information vorhanden oder nicht?
im Beispiel: Theorie existent, daher deduktives Vorgehen
Forschungsmethoden
qualitativ vs. quantitativ
sunjektiv vs. objektiv
Zielgruppe, Anzahl der Probanden, Zeitraum der Erhebung, Ethik
Materialvorbereitung
Infoblätter, Einverständniserklärung, Fragebögen, Protokolle, Apparaturen
Rekrutierung von Teilnehmern
Erhenung und Analyse
wichtig: Dokumentation, um ggf. systematische Fehler zu identifizieren
Analyse: quantitativ (Datenmasken und Auswertungsprogramme, Statistik) vs. qualitativ (Transkription und Systematisierung)
Ergebnisse - Interpretation
Interpretation:
Wie können die aktuellen Ergebnisse in den Stand der Forschung eingeordnet werden?
Hypothesen bestätigt oder falsifiziert?
Erwartung für zukünftiges Arbeiten
Grenzen der eigenen Studie
Ergebnisse - Präsentation
in Berichten, Zeitschiften, Abschlussarbeiten:
Abstract/ Zusammenfassung
Überblick über Hintergrund und Ziele einer Untersuchcung, die Methoden, die wichtigsten Ergebnisse sowei die damit verbundenen Schlussfolerungen
Einleitung/Theorie
Stand der Forschung zum Forschungsthema zusammengefasst, Forschungsbedarf und die Relevanz des Themas, wichtigste Konstrukte, Hypothese und Erwartungen
Methoden
Ergebnisse
keine Interpretation
Diskussion
Einordnung der Ergebnisse in den aktuellen Forschungsstand, Hypothese bestötigt?, Ursachen für Ergebnisse, Limitationen und Stärken der Untersuchung, wissenschaftliche und praktische Implikationen
Stichprobenziehung
1.
Auswahl einer Zielgruppe von personen, Organisationen, Strukturen etc., die untersucht werden
in quantitativer Forschung = Merkmalsträger
Auswahl der Zielgruppe kann Ergebnisse und Aufwand beeinflussen
2.
Einschluss-/ Ausschlusskriterien zur Teilnahme:
demografische Merkmale (Alter, Geschlecht…)
spezifische Merkmale (z.B. psych. Störung)
ethische Merkmale (besteht eine Gefahr bei der Teilnahme?)
Dann:
Entscheidung auch abhängig davon, ob quantitative oder qualitative Methoden angewandt:
quantitativ:
relevante Merkmale variieren
Merkmale dürfen heterogen sein
Träger sollen sich anhand anderer beeinflussender Merkmale nicht unterscheiden, ansonst Einfluss statistische kontrollieren
qualitativ:
Ziel: anahnd kleiner Gruppe, viele relevante Themen untersuchen
Daher manchmal sinnvoll heterogene Stichprobe zu verwenden, um möglichst viele Meinungen zu hören
Grundgesamtheit vs. Stichprobe
Grundgesamtheit = alle Fälle einer Zielgruppe, die untersucht werden soll
Genau difiniert, auch in Ort und Zeit
Bsp.: alle Studierenden der IUBH
Totalerhebung = Befragung der Grundgesamtheit
hoher Zeit-, Arbeits- und Kostenaufwand, Motivation schwer zu erhalten
Daher:
Teilerhebung = Befragung einer Stichprobe
Auswhal einer Stichprobe
bei größerer Grundgesamtheit: größere Stichprobe = Verhältnisse besser abgebildet
in quantitativer Forschung: statistische Methode, um idealen Umfang der Stichprobe zu bestimmen (Power-Analyse)
bei qualitativer Forschung: kleine Stichprobe
Zufallsstichprobe
Personen werden mittels eines unabhägigen Zufallsprizips aus der Grundgesamtheit ausgwählt ( auch probabilistische Stichprobe)
alle haben die gleichen Chancen
Bsp.: Münze werden
Auswahl unabhängig von demografischen Merkmalen und Merkmalausprägungen
meist computergestützt aus Listen (z.B. Melderegister, Krankenkassenregister etc.)
vorausgesetzt für viele Datenanalysemethoden der quantitativen Forschung (inderenzstatistische Verfahren)
Inferenzstatistische Verfahren: unter Annahme einer Fehleranfälligkeit Schlussfolgerung von Ergebnissen in der Stichprobe auf die Grundgesamtheit (aufgrund von Schwierigkeiten mit der Ziehung einer Zufallsstichprobe häufig nicht erfüllt)
Probleme bei Zufallsstichproben und Lösungen
alle Personen einer Grundgesamtheit zu identifizieren (Lösung: Klumpenstichprobe)
bei großer Grundgesamtheit und relativ kleiner Stichprobe untersuchtes Merkmal ggf. sehr heterogen verteilt = bei der Aufdeckung von kleinen Effekten problematisch (Lösung: stratifizierte Stichprobe)
Klumpenstichprobe
Grundgesamtheit wird in Gruppen aufgeteilt:
Bsp.: Grundgesamtheit = alle Studierenden des Faches Psychologie in Deutschland
Gruppen = einzelene Universitätetn und alle Psychologie Studenten dieser
zufällige Auswahl der Klumpen (Cluster):
auch möglich innerhalb Klumpen neue Gruppen zu bilden und zufällig auszuwählen: Psychologie Studenten der IUBH und RWTH
Auflistung der Studenten der ausgewählten Klumpen und hieraus zufällige Auswahl für Studie:
IUBH: Thomas, Petra
RWTH: Kevin, Chantal
stratifizierte/geschichtete Stichprobe
Personen aus Grundgesamtheit in Schichten einordnen
aus jeder Schicht (strata) Zufallsstichprobe
Schichten durch ein Merkmal gekennzeichnet, das für Studie relevant ist (z.B. Bildungsstand, Herkunft etc.)
Verhältnis der ausgewählten Anzahl an Perosnen je Schicht entpsircht Verteilung des Schichtungsmerkmals in der Grundgesamtheit
Beispiel: “Wie stark ausgeprägt sind Angstzustände bei Stduierenden?”
nach vorliegenden Studien ist Geschlecht von Bedeutung, daher Einteilung nach Geschlecht und dann Zufallsstichprobe
Grundgesamtheit enthält 20% Männer und 80% Frauen, Stichprobe soll 100 Studierende umfassen = je Schicht 20% Männer und 80% Frauen auswählen
Gelegenheitsstichprobe
Teilerhebung
umfasst Personen, die zur Verfügung stehen
nicht-probabilistisch, da Teilnehmer freiwilig
Einteilung in Kontroll- und Versuchsgruppe per Zufall
Ziel: Erfassung der Veränderung der abhängigen Variable nach Manipulation der unabhängigen Variable
Beispiel: Veränderung der Wahnnehmung von Stresssymptomen nach einen achtwächigen Meditationskurs
Vorteil: ökonomisch und praktikabel
Nachteil: ggf. keine Aussagen über Grundgesamtheit möglich, da Stichprobe homogen, daher: Quotenstichprobe
Quotenstichprobe
ähnelt geschichteter Stichprobe, jedoch ohne zufällige Auswahl
Personen aus einer bestimmten Untergruppe werden rekrutiert, bis Quote für Stichprobe erreicht
für Studie relevantes Merkmal wird gleich verteilt wie in der Grundgesamtheit = Quotenmerkmal
Nachteil: Gefahr, dass andere relevante Merkmale nicht die Situation in der Grundgesamtheit widerspiegeln
Beispiel: “Bevorzugen weibliche und männliche Psychologiestudenten jeweils andere Filmgenres?”
Vorwissen:
Stichprobe soll 200 Psychologiestudenten umfassen
Grundgesamtheit der Psychologiestundenten: 80% weiblich und 20% männlich
Ablauf:
Rekrutierung der Teilnehmer im Kino
Wenn Männerquote von 20% erreicht, werden nur noch Frauen rekrutiert
Repräsentativität einer Stichprobe
Qualitätsmerkmal
keine einheitlichen Standards
Hoch = Stichprobe stellt gute Abbildung der Grundgesamtheit dar
Merkmalsspezifisch-repäsentative Stichprobe
spezifische Merkmale gleich verteilt wir in Grundgesamtheit
Quotenstichprobe, geschichtete Stichprobe
Auswahl der Merkmale abhängig von Entscheidung der Forschenden und Kenntnis über Verteilung der Grundgesamtheit
Hilfe: DESTATIS oder andere Institutionen
Global-repräsenative Stichprobe
alle Merkmale und Merkmalskombinationen gleich verteilt wie in Grundgesamtheit
einzige Möglivhkeit: zufällige Stichprobe mit ausreichender Größe
nicht alle Zufallsstichproben sind automatisch global-repräsentativ
Standardfehler mathematisch berechenbar und durch Vergrößerung der Stichprobe verringerbar
Stichprobenbias -Beispiel
Beispiel:
1936: zwei unabhängige Schätzung des Wahlergebnisse US-amerikanischer Präseident (Landon gegen Roosevelt)
1.) Zeitschrift “Literary Digest”:
Einschätzung anhand Stichprobe von 2,3 Millionen Menschen
zehn Millionen Anfragen an Personen, die zufällig aus KFZ-Anmelderegistern, Telefonbücher worden waren
55%: Landon
2.) George Gallup:
3000 Personen
Quoten für wahlbeeinflussende Merkamle (z.B.: Geschlecht, Alter, Einkommen)
54%: Roosevelt
Ergebnis: Roosevelt mit 61% gewonnen
Viele kleiner Studien= bessere Einschätzung - großer Stichprobenumfang nicht immer = höhere Repräsentativität
Gründe: Stichprobenverzerrungen (Stichprobenbias), wie z.B. arme Menschen, die R. gewählt haben, wurden nicht eingeladen, weil sie kein Auto haben
Stichprobenbias - 4 Effekte
Unterabdeckungs-Fehler: nicht alle Personen aus der Grundgesamtheit eingeladen
Non-Response-Fehler: nicht alle Personen, die ausgewählt wurden, nehmen teil (nicht erreicht oder Teilnahme aufgrund mangelnder Motivation, Vertrauen oder Zeit verweigert), daher Ausschöpfungsrate angeben
Selektionseffekte: systematische Verzerrung bei Auswahl der Stichprobe sowie Selbstselektion der Teilnehmenden (z.B. statt Kindern nehmen Eltern teil)
fehlende Werte: Informationen von Teilnehmern fehlen (z.B. durch Abbruch), prüfen auf systematische Fehler wie Fragen unklar, zu schwer oder zu persönlich, wenn unsystematische statistische Schätzung der fehlenden Werte
Stichprobenbias
um Repräsentativität der Studie zu gewährleisten, SPB bereits in der Planung berücksichtigen
geeigneten Plan zur Rekrutierung und Motivation aufstellen
auch Details wie der Titel der Studie können die Teilnehmer beeinflussen
Repräsenativität bei Interpretation der Ergenisse berücksichtigen
Techniken der Datensammlung
Asuwahl abhängig von qualitativen vs. quantitativen Methoden
Primärdaten neu erheben bs. Sekundärdaten analysieren
durch Open-Science-Quellen Zugang zu den SD leicht
bei SK kann Datenerhebung übersprungen werden
SK enthält jedoch manchmal nicht die notwendigen Infos
Primärdaten:
Befragung
Tests zu Fähigkeiten
Beobachtungen und Messungen
Skundärdaten:
interne/externe Dokumentation
Berichte
Akten
Daten früherer Untersuchungen
Befragungen
Schriftlich:
qunatitativ
besonders für sensible Themen und Planelstudien geeignet
digital möglich, eigenes Gerät
Forschender muss nicht anwesend sein
autoamtische Übertraung in Datenmaske
kostengünstig
starke Selektionseffekte
Ausschöpfungsrate schwer zu bestimmen
Teilnehmer unklar (geheimer Link)
Mündlich:
persönlich, telefonisch, Videocall
standardisiert = quantitativ; unstandardisiert = qualitativ
Einzelinterview, Gruppendiskussion, Expertenbefragung
Datengenauigkeit
Interviewerbias
zeit- und konstenintensiv
Psychologiesches Testen
Eigenschaften werde anhand standardisierter Aufgabe erfasst
latente Varibalen werden durch manifeste sichtbar gemacht
objekte Erhebung, deren Ergebnisse miteinander vergleichbar sind
mit Testleiter oder am PC
Testleiter gibt Anweisungen, führt Beispiele und test durch
Aussagen des Testleiters standardisiert
Testsituation ablenkungsfrei
Beobachtung
im natürlichen Umfeld oder experimenteller Situation
Dokumentation oder Video-/Audioaufnahmen
Standardisiert vs. nicht-standardisiert (betrifft Dokumentation der Informationen)
offen vs. verdeckt (Vermeidung sozialer Erwünschtheit vs. Ethik)
teilnehmend vs. nicht teilnehmend
Vorteile:
keine verbale Fähigkeiten notwenig
meist kein Einfluss bei technischer Unterstützung
Erfassung von Merkmalen, die bei Planung unbekannt waren
Nachteile:
nur aktuelles Verhalten wird erhoben
mögliche Beobachtungseffekte
Selektivität der Wahrnehmung bei Dokumentation und Analyse
Messung
biophysiologische Maße (z.B. Reaktionszeit)
ggf. mithilfe einer Apparatur
in Psych. meist bio-/neurophysiologische Veränderung unter best. Bedingungen (z.B. frustrierende Aufgabe)
Vorteil: objektiv und wenig vom Interviewser abhängig
Zusammenfassung Lektion 2
Forschungsprojekte:
Themenbereich und Fragestellungen formulieren
wissenschaftliche und praktische Relevanz
Übersicht über aktuellen Forschungsstand
Bestimmung Forschungsbedarf und -lücken
Recherche in Fachzeitschriften und Fachdatenbank, Lehr- und Fachbüchern, Übersichtsartikel und Metaanalysen, Preprints und aktuell registrierten Studien
ggf. Ableitung Theorie und Hypothesen
Ethik
Ergebnisse in wissenschaftlichen Artikeln oder Abschlussarbeiten zusammenfassen: Hintergrund und Ziele, Methoden, Ergebnisse, Diskussion einschließlich Reflexion der Implikationen
Stichprobenziehung und Methoden der Datensammlung und -analyse:
Gelegenheitsstichproben vs. Zufallsstichproben (Personen, die gerade zur VErfügung stehen vs. zufällige PErsonen aus Grundgesamtheit)
Zufallsstichproben = Klumpenstichproben und stratifizierte Stichproben
Gelegenheitsstichprobe = Quotenstichprobe
Repräsentativität = Ausmaß, inwieweit eine Stichprobe ein Abbild der Grundgesamtheit darstellt (global-repräsentativ vs. merkmalsspezifisch- repräsentativ)
Techniken der Datensammlung:
Sekundärdaten analysieren vs Primärdaten erheben
Primärdaten = Befragung anahnd Interviwes oder Fragebögen, psychologisches Testen, Beobachtungen und Messungen
Sekundärdaten = bereits bestehende Daten
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