Ernährungsberatung.
Jede Ernährungsberatung muss eine Ernährungsanamnese vorangehen, denn nur eine gezielte Beratung hat eine Aussicht auf Erfolg.
Eine Ernährungsanamnese sollte ein gezieltes Gespräch sein, bei dem spezifisch nach zwei Dingen gesucht wird: Zu welchen Zeiten nimmt der Patient welche Form von Zucker ein?
Protokollierung der Nahrungsgewohnheiten mit Angabe der Uhrzeit für ca. 1 - 2 Wochen.
Analyse der Ernährungsanamnese.
Bei jedem zuckerhaltigen Lebensmittel, das gefunden wird, muss man folgende Unterscheidungen treffen (die Zahl der Minuspunkte bei der Beurteilung gibt den Grad der Schädlichkeit an):
Klebriger Zucker, der eine große Verweildauer in der Mundhöhle hat (z.B. Karamellbonbons, Nusskipferl, Honigbrot) Ungünstige Situation, da lang andauernde Säureproduktion zu erwarten ist.
Beurteilung: 3 Minuspunkte.
Es ist ein zuckerhaltiges Getränk, das nach kurzer Zeit aus der Mundhöhle ausgeschwemmt wird. Weniger schlimm als klebriger Zucker, dennoch führt jede Einahme zu einem Säurestoß in der Plaque und zu Demineralisierung des Schmelzes.
Beurteilung: 2 Minuspunkte.
Zucker, der durch vermehrte Kauleistung die Speichelproduktion anregt (z.B. Apfel). Weniger schlimm, da Speichelfluss Zucker ausschwemmt und produzierte Säure puffert; dennoch wird die Plaque ,,gefüttert”.
Beurteilung: 1 Minuspunkt.
Zucker ist mit Säure kombiniert, sodass Speichelsekretion angeregt wird (z.B. Orangen, Zitronen). Gleiche Problematik wie beim vorigen Punkt, jedoch sind zusätzl. auch Erosionen möglich.
Individuelle Beratung des Patienten.
Das Patientengespräch über Ernährung muss zwei Ziele verfolgen:
Man muss dem Patienten klar machen, wie oft über den Tag verteilt er bei seiner Ernährungsweise durch Zuckereinnahmen in seiner Plaque eine Säureproduktion in Gang setzt.
Es sind mit dem Patienten Wege zu diskutieren, wie bei seinen Lebensgewohnheiten die Zuckereinnahmefrequenz gesenkt werden kann.
Hier einige Beispiele, die den richtigen Weg weisen soll:
Der Patient gibt an, dass er über den Tag verteilt zehn Tassen Kaffee oder Tee trinkt, die je mit zwei Stück Würfelzucker gesüßt sind.
Empfehlung: Umstellung auf Süßstoff Aspartam, der nicht kariogen ist und keine geschmacklichen Nachteile bringt.
Der Patient gibt an, dass er wegen Trockenheit im Mund mehrere Stunden am Tag saure Drops lutscht.
Empfehlung: Umstellung auf zahnschonende Produkte. Hier ist eine gezielte Empfehlung, die vom Berater in geschmacklicher Hinsicht selbst getestet ist, immer besser als eine generelle Empfehlung. Ferner ist der Hinweis auf eine lokale Bezugsquelle sinnvoll, sie wirkt sich auf jeden Fall steigernd auf die Compliance aus.
Der Patient kaut zuckerhaltigen Kaugummi.
Empfehlung: zahnschonenden, zuckerfreien Kaugummi kauen.
Der Patient isst als Zwischenmahlzeiten vorwiegend Früchte, mit starker Vorliebe für Bananen.
Empfehlung: Substitution durch festes Obst wie Apfel, Birne oder Gemüse, wie Karotten, Tomaten, Sellerie, Paprika usw.
Der Patient isst als Zwischenmahlzeiten vorwiegend Kuchen, Plunder, Nusskipferl u.ä.
Empfehlung: Umstellung auf knusprige Brote oder Sandwiches mit Käse, Schinken, Salami usw.
Der Patient hat die Angewohnheit während der Arbeit andauernd an süßen Keksen zu knabbern.
Empfehlung: Umstellung auf Nussmischung.
Der Patient isst sehr gerne und über den Tag verteilt Schokolade.
Empfehlung: Größere Mengen Schokolade kaufen, z.B. in Form von großen Tafeln, statt portioniert in kleinen Häppchen, und diese als Nachspeise essen.
Ernährungsberatung in der Gruppenprophylaxe.
Gruppenprophylaxe ist die Form der Kariesvorsorge, die sich an Kinder in Kindergärten und Schulen richtet.
Hier sollte sich eine Ernährungsberatung primär an die Erzieher bzw. Lehrer richten, die dann als Multiplikator fungieren. Es ist wichtig, Erzieher und Lehrer darauf hinzuweisen, dass seit 1997 gemäß einer Verordnung des Bundesministeriums für Gesundheit (BfG) die Möglichkeit besteht, in Kantinen fluoridiertes Speisesalz zu verwenden. Über diese Maßnahmen kann wenigstens an allen Schultagen den Zähnen zusätzlich Fluorid zugeführt werden. Das BfG erteilt hierzu auf Anfrage eine Sondergenehmigung, was allerdings kaum zum Erfolg führt, weil eine Einverständniserklärung von allen Erziehungsberechtigten (zwei Elternteile/Kind!) erforderlich ist.
Empfehlungen der Lehrer an die Eltern bezüglich ihrer Zwischenmahlzeiten für die Pausen werden in der Regel von den Eltern ernst genommen. Es ist eine Möglichkeit, die Kinder bezüglich ihrer Zwischenmahlzeiten an Dinge zu gewöhnen, die sich positiv auf die Zahngesundheit auswirken.
Die wichtigste Empfehlung ist, statt Fertigprodukten, die oft klebrig sind und Zucker enthalten (Müsliriegel, Kindermilchschnitten, Schokoriegel usw.), den Kindern Brötchen mit Käse, Schinken, Wurst usw. oder Früchte oder Gemüse, wie Äpfel, Birnen, Karotten, Sellerie, Paprika, Kohlrabi usw. mitzugeben.
Eine Informationsvermittelung über Ernährung an die Kinder kann nur auf spielerische Weise erfolgen. Hier muss man auf die pädagogische Erfahrung der Lehrer und Erzieher bauen. Veranstaltungen wie gemeinsames Frühstück oder Ernährungsspiele sind sehr geeignet.
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