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Der Patient mit besonders hoher Kariesaktivitiät

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by Sabrina H.

Radioxerostomie-Patienten!

Bei dieser Patientengruppe besteht das Grundproblem in einem deutlich reduzierten bzw. völlig ausbleibenden Speichelfluss (Oligosalie bzw. Xerostomie). Dieser hat zunächst zur Folge, dass die Mundschleimhäute chronisch trocken sind und es nachfolgend zu einer Mukositis (Entzündung der Schleimhäute) kommt.

Die Gründe für die extrem hohe Kariesaktivität bei Patienten nach einer Strahlenbehandlung im Kopf-Hals-Bereich lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Kariogene Ernährung und schlechte Muhy als Folge einer Mukositis.

  • Besonders kariogene Plaque als Folge von Oligosialie oder Xerostomie.

  • Fehlende bzw. stark eingeschränkte Spül- und Pufferwirkung des Speichels.

  • Fehlende bzw. stark eingeschränkte Remineralisierung als Folge von Oligosialie oder Xerostomie.

  • Erhöhung der Anfälligkeit der Zahnhartsubstanz durch Schädigung des Verbundes zwischen Schmelz und Dentin.

Folgende Maßnahmen sind darüber hinaus zur Kariesprophylaxe bei Patienten mit Radioxerostomie zu empfehlen:

  • Häufig professionelle Zahnreinigungen (als Einstieg, wenn möglich monatlich).

  • Verwendung einer weichen Handzahnbürste (z.B. Meridol oder Sensodyne) oder einer Schallzahnbürste, die besonders gewebefreundlich ist.

  • Häusliche Anwendung von hoch konzentriertem Fluorid-Gelee (z.B. Elmex gelee, Sensodyne ProSchmelz Fluorid Gelee oder Lawefluor) ein- bis maximal zweimal täglich für drei bis maximal fünf Minuten (Kurzzeitwecker stellen!). Hierzu können Tiefziehschienen verwendet werden. Der Patient soll während der Applikation aufrecht sitzen und überquellendes Gelee ausspucken (also am besten am Waschbecken sitzend oder stehend anwenden).

  • Ggf Chlorhexidintherapie in der Praxis. Hierbei wird dem Patienten alle drei Monate an zwei aufeinander Tagen jeweils dreimal für je fünf Minuten 1ml 1%igem Chlorhexidingel (Chlorhexamed Gel) beschickte Tiefziehschiene eingesetzt. Nach jeder fünfminütigen Anwendung spuckt der Patient aus und hat vor der nächsten Anwendung jeweils fünf Minuten Pause.

Patienten mit Wurzelkaries.

Angesichts einer immer älter werdenden Patientenschaft mit immer mehr Zähnen stellt sich vermehrt das Problem der Prävention von Wurzelkaries.

Zusätzlich zu den üblichen Inhalten der Individualprophylaxe haben sich folgende Maßnahmen als effektiv in der Prävention bzw. Kontrolle der Wurzelkaries erwiesen:

  • Vierteljährliche Applikation von Cervitec Plus. Dieser Lack, der jeweils 1% Chlorhexidin und Thymol enthält, kann auch bei bereits beginnender Wurzelkaries zur Remineralisierung eingesetzt werden. Dies ist jedoch nur bei relativ harter Oberfläche der Läsion möglich. Die oberflächliche bakterienreiche Schicht der Karies wird zunächst mit einer scharfen Kürette entfernt und anschließend der Lack aufgetragen. So kann häufig eine invasive Therapie, die nicht selten in einer Wurzelkanalbehandlung endet, vermieden werden.

  • Täglich zweimaliges Spülen mit einer Fluoridspüllösung (z.B. Meridol).

  • Täglich zweimalige Anwendung der hoch konzentrierten Fluoridzahnpasta Duraphat. Genau genommen handelt es sich bei diesem Produkt nicht um eine ZP, sondern wegen seines hohen Fluoridgehaltes von 5000ppm um ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Produkt in der Prävention und Remineralisierung von Wurzelkaries effektiv ist. Es empfiehlt sich, die Duraphat-ZP aus Kostengründen immer als Dreierpack zu verschreiben. Die gesetzliche KV übernimmt die Kosten für diese ZP in der Regel nicht.

Es erscheint vernünftig, eine Maßnahme zur lokalen Keimreduktion (Cervitec Plus) und eine Fluoridierungsmaßnahme (Spüllösung oder Duraphat-ZP) zu kombinieren. Ob die parallele Anwendung beider empfohlener Fluoridierungsmaßnahmen einen zusätzlichen Effekt hat, ist unbekannt.

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Sabrina H.

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