UE 1 Ethik in Gesundheit & Medizin

• Etymologie: ἔθος (Gewohnheit, Sitte, Brauch)

• Aristoteles , wissenschaftliche Beschäftigung mit Sitten , Gewohnheiten und Gebräuchen

• ist die systematische und normative Reflexion von Voraussetzungen und Maßstäben unseres Verhaltens in einem sozialen und kulturellen Lebenszusammenhang

• ist als Reflexion eine Kompetenz, nicht das Tun selbst

• ist ein Teilbereich der praktischen Philosophie

• ist abzugrenzen von Moral

• Mos (lat.). Ordnung, Regel Vorschrift

• Moral ist das System von Normen, bewertenden Standards und Typologien von Verhaltensweisen in einem bestimmten Lebensbereich (Gemeinschaft, Kultur)

• Die Zuordnung von Fragen zum Bereich der Moral sind und kulturell verschieden und historisch wandelbar

  • Bsp. Sexuelle Orientierung

  • Umgang mit Tieren oder der Umwelt

Ethik als wissenschaftliche Reflexion von Moral

• Ethik hinterfragt kritisch und systematisch die Grundlagen moralischer Aussagen oder Verhaltensweisen

  • Denkmuster?

  • Bewertungsmaßstäbe?

  • Hintergrundannahmen?

Worauf ist das menschliche Leben wollend ausgerichtet? Was ist es, was ich in Bezug auf die anderen tun soll? WAS DÜRFEN, WAS SOLLEN WIR TUN?

-> Ethik ist im Leben als Gemeinscha[ unverzichtbar und unvermeidbar

Was sollen wir tun?

• iuristische Perspektive: was darf/soll ich tun im Hinblick auf Rechtsnormen? (Gesetzestexte)

• konventionelle Perspektive: wie verhalte ich mich richtig im Hinblick auf die ortsüblichen Bräuche? („Benimmregeln“)

• technisch-pragmatische Perspektive: wie gehe ich praktisch richtig vor? (Gebrauchsanweisung)

Technisch-pragmatisch: Welche andere Möglichkeit gibt es?

moralisch: Darf man seine Frau für seinen eigenen Kinderwunsch verlassen?

Konventionel: Ist es akzeptiert die Frau zu verlassen?

Moralisch: Geben und Nehmen als Wert

Moralisch: Wenn wir in unser Urteil ihn als Mensch miteinbeziehen

Juristisch: Strafe abgessen

Pragmatisch: Er hat Geld

• betrifft bedeutsame Angelegenheiten des menschlichen Umgangs/ Gestaltung von Beziehungen

• bezieht sich auf ein praktisches Problem (Handlung)

• hat normative Implikation (dürfen/sollen)

• Nichteinhaltung provoziert schlechtes Gewissen/Schuldgefühle/ggf. öffentliche Empörung

• Rückkopplung an Gewissen

• Begründung mit Werten

• Innerhalb einer Moral kann jede/r von uns die gleichen grundlegenden Ansprüche geltend machen

• Gegenseitige Verpflichtung / Verbindlichkeit / Schutz: Vermeidung von Leid/Opfern

Begriff Ethik und Moral werden häufig synonym verwendet

Moral:

Summe der in einer bestimmten Gemeinschaft verbreiteten grundlegenden sozialen Normen, Prinzipien oder Werte

Ethik:

theoretische Beschäftigung mit dem Phänomen der Moral/philosophische Reflexion von Moral

• Ethik als Wissenschaft vom Sollen beschäftigt sich kritisch und systematisch mit dem guten Handeln des Menschen

  -> Orientierung und Haltung in der Verantwortung für ein gutes Leben in menschlicher Gemeinschaft

• Medizin und die Gesundheitsberufe fragen von jeher nach dem Vorkommen und den Ursachen von Krankheit und Leid sowie den hier wirksamen Therapiemöglichkeiten

  -> Frage nach der richtigen Hilfeleistung: Was ist gut für den Menschen unter dem Eindruck von Erkrankung und Sterblichkeit?

Handlung •Urteil •Norm • Wert • Prinzip • Theorie

• Eine Aktion wird bewusst, mit bestimmter Motivation auf ein bestimmtes Ziel hin vollzogen

• Abzugrenzen von Geschehnis oder Widerfahrnis

  • keine bewusste Initiierung

• Kann auch das aktive Unterlassen einer Handlung bedeuten und damit Zulassen werden

• Bezugspunkt der ethischen Reflexion

• Bewertung einer Handlung nach besbmmten Kriterien:

  • Bereich des Zweckrationalen: Richtig – falsch

    • bezogen auf den Hintergrund bereits festgelegter Normen

    • Bezogen auf bestimmte positive Folgen

  • Bereich des Sitlichen: Gut – schlecht

    • Bezogen auf bestimmte moralische Grundlage

• Spezifische, auf eine bestimmte Situation bezogene Regel

• Grundlage für moralische oder rechtliche Urteile

• Funktion: Verwirklichung von Werten

• Ist ideell, nicht empirisch

• Entspricht dem antiken Begriff des Guten

• Ist nicht beweisbar, sondern a priori da und erschließbar

• Drückt allgemeine Zielvorstellung vom Menschen aus

• Positive Erlebnisqualität

• Gleichheit

• Lebens- und Integritätsschutz

• Freiheit

• Natürlichkeit

• Schadensvermeidung

• Wohltätigkeit

• Gerechtigkeit

• Solidarität

• Ehrlichkeit

• Toleranz

• Sicherheit

  
  

• Übergeordnete Norm

• Bezieht sich nicht auf eine konkrete Situation / Handlung sondern eine allgemeine Basis

• Gesetzmäßigkeit, aus der sich konkrete Regeln ableiten lassen

• Unterteilbar in

  • inhaltliche Prinzipien ( z.B. Menschenwürde, Autonomie)

  • formale Prinzipien (z.B. goldene Regel)

    • kategorischer Imperativ

• Koordinatensystem, innerhalb dessen Prinzipien und die daraus resultierenden Normen und Werte begründet und eingeordnet werden

• Verschiedene Theorien (Auswahl)

  • deontologisch: Pflichtethik

  • konsequenzialistisch: Folgenethik (Utilitarismus)

  • Tugendethik

• Die einer Handlung zugrundliegende Motivation / Einstellung/ Gesinnung:

  • Tugendethik (z.B. Aristoteles, Nikomachische Ethik)

• Die Handlung selbst: die Aktion ihres Tuns bzw. Unterlassens:

  • deontologisch: Pflichtethik (z.B. Immanuel Kant)

• Die Folgen, der Ausgang der Handlung:

  • konsequenzialistisch: Folgenethik bzw. Utilitarismus (z.B. John Stuart Mill )

Drei Komponenten: (aus der eine Situation besteht)

• Motivation

  • (unmoralisch: sie hatten keinen Bock)

• Handlung

  • (unmoralisch: unehrlich, juristisch verboten)

• Konsequenz

  • (Lebensziel erreicht, aber nur potentiel, hätte auch anders sein können)

    
    

    -> Je nachdem, welche Komponente die wesentliche Gewichtung erhält, ändert sich ggf. die Beurteilung

Tugendethik

z.B. Platon oder Aristoteles, Nikomachische Ethik Ø bewusste Formung des Charakters –tugendhafte Haltung- ist entscheidend für die Handlungsorientierung im Sinne guten Handelns

Deontologische / Pflichtenethik

z.B. Immanuel Kant: Oberstes Moralprinzip (unabhängig von konkreten Handlungsbedingungen): kategorischer Imperativ zur Prüfung der moralischen Zulässigkeit

Konsequentialistische / Folgenethik bzw. Utilitarismus

z.B. John Stuart Mill Beurteilung einer Handlung nach ihren Folgen, die im Hinblick auf ihren Nutzen bewertet werden. Nutzenmaximierung

• Bauen aufeinander auf

Ein ethisches Problem tritt in den Gesundheitsberufen dann auf, wenn medizinische Notwendigkeiten, juristische Regelungen, moralische Prinzipien, allgemeine oder individuelle Überzeugungen und Konventonen in Konflikt geraten und eine Bewertung bzw. Priorisierung vorgenommen werden muss.

• kann intrapersonell wie interpersonell bestehen

• erfordert Wahrnehmung >> Abgrenzung >> Benennung >> Beurteilung >> Entscheidung

Ein ethisches Dilemma stellt eine besondere Form von ethischem Problem dar, insofern jede mögliche Handlungsoption zu moralischer Schuld führt, da in jedem Fall, sei es durch eine Handlung, sei es durch deren Unterlassung, eine ethische Verpflichtung verletzt wird