Was sind leitende Gedanken des Zivilrechts?
Regelt die Beziehungen der einzelnen privaten Rechtssubjekte zueinander
(natürliche Pers. & Juristische Pers = gleichgeordnet. Brauche also immer zwei Willenserklärungen)
Prinzip der Gleichordnung
Prinzip der Privatautonomie
Was fällt unter das Allgemeine Privatrecht?
BGB (Zivilrecht) (!!)
Mit Nebengesetzen (Einführungsgesetz, ProdHaftG
Was fällt unter das Sonderprivatrecht?
Handelsrecht (HGB)
Arbeitsrecht (!) (Zivilrecht)
Wirtschaftsrecht (UWG (!), Kartellrecht, Immaterialgüterrecht etc.)
Versicherungsvertragsrecht
(Relevant als Therapeut mit privaten Patienten)
Welche 5 Bücher des BGB gibt es?
1. Buch
Allgemeiner Teil
v. a. Rechtsgeschäft (Willenserklärung, Geschäftsfähigkeit, Anfechtung, Formbedürftigkeit), außerdem Rechtsfähigkeit, Vereinsrecht, Begriff der Sache, Verjährung von Ansprüchen.
2. Buch
Schuldrecht
1. - 7. Abschnitt: Allgemeiner Teil des Schuldrechts, u. a. Haftung des Schuldners wegen Verletzung einer Pflicht aus dem Schuldverhältnis, Voraussetzungen und Rechtsfolgen des Rücktritts vom gegenseitigen Vertrag.
8. Abschnitt: Besonderer Teil des Schuldrechts („Einzelne Schuldverhältnisse“: Kauf, Miete, Werkvertrag), ungerechtfertigte Bereicherung, Haftung wegen unerlaubter Handlung
3. Buch
Sachenrecht u. a. Besitz, Eigentum, Hypothek, Pfandrecht
4. Buch
Familienrecht
5. Buch
Erbrecht
Wie lautet die Grundfrage im Zivilrecht?
Zivilrecht fragt nach Ansprüchen
Grundfrage:
Wer –will was –von wem –woraus?
(woraus meint Rechtsgrundlage, wie z.B. Paragraphen)
Wie sieht das Grundraster einer Anspruchsprüfung im Zivilrecht aus?
Anspruch wirksam entstanden?
Entstehungstatbestand
Keine rechtshindernden Einwendungen
§§ 104ff, 116-118, 125, 134, 138 BGB
(Ist der Anspruch übergegangen?)
§ 398 BGB – Abtretung
§ 86 VVG (Übergang auf Versicherung)
Ist der Anspruch erloschen?
rechtsvernichtende Einwendung
Erfüllung, Anfechtung, Rücktritt, Widerruf, Minderung, Kündigung, gesetzlicher Leistungsausschluss (Unmöglichkeit u. a.)
Aspekte, wie ein Anspruch erlischt
Ist der Anspruch durchsetzbar?
rechtshemmende Einwendung
Verjährung, Verwirkung, Zurückbehaltungsrecht, fehlende Gegenleistung
(Auf verjährung wird nicht vom Richter hingewiesen, müssen Betroffene erkennen/sagen)
Was ist eine Willenserklärung?
Was meint die Erklärung in einer Willenserklärung?
Willensäußerung einer Person, die auf die Herbeiführung einer bestimmten Rechtsfolge gerichtet ist
Besteht aus innerlich abgebildetem Willen (subjektiv) und dem nach außen erklärten (objektiv)
Rechtlich relevant ist nur der objektiv erklärte Wille
Erklärung:
Ausdrücklich
Konkludent = schlüssiges Verhalten
Grds. ist Schweigen keine Erklärung (es gibt Ausnahmen!)
Gibt es verschiedene Arten von Willenserklärungen? Wenn ja, welche?
Es gibt verschiedene Arten von WE.
Empfangsbedürftige WE
sind an eine andere Person gerichtet und werden wirksam, wenn sie dem Adressaten zugehen
Angebot oder Annahme bei einem Vertragsschluss
Erklärung einer Kündigung (einseitig)
Nicht empfangsbedürftige WE
sind nicht direkt an eine andere Person gerichtet
Testament
Was sind die Bestandteile einer Willenserklärung?
Was meint der Handlungswille in einer WE? Wann liegt der Handlungswille nicht vor?
Der Handlungswille liegt nicht nur vor bei bewusstem Sprechen, Nicken und Kopfschütteln, sondern auch bei durch Drohung erwirkten Handlungen
Der Handlungswille liegt nicht vor bei reflexartigen Bewegungen oder Trunkenheit
Wann liegt der Erklärungwille in einer WE nicht vor?
Der Erklärungswille liegt nicht vor, wenn der Erklärende keine rechtlich bedeutsame WE abgeben will, z.B. Unterschreiben eines Vertrages im Glauben ein Autogramm zu geben.
WE trotzdem wirksam, aber anfechtbar, sofern der Vertragspartner schutzwürdig ist und der Erklärende hätte erkennen können, dass er einen rechtlich bedeutsamen Willen äußert (sog. Lehre von der Erklärungsfahrlässigkeit)
Wann liegt der Geschäftswille in einer WE nicht vor?
Der Geschäftswille liegt dann nicht vor, wenn Rechtsgeschäft zu anderen Konditionen geschlossen wird als beabsichtigt war (Folge: Anfechtbarkeit)
A nimmt an einer Weinversteigerung teil. Während der Versteigerer die Gebote für ein Fass Rotwein entgegennimmt, entdeckt A einen alten Schulfreund auf der anderen Seite des Raumes und winkt diesem heftig zu. Umso größer ist sein Entsetzen, als ihm der Versteigerer daraufhin den Zuschlag in Höhe von EUR 1.000,00 erteilt. Ist A zur Zahlung des Kaufpreises verpflichtet?
Was ist der Innere Erklärungwille?
Was ist der äußere Erklärungswille?
Was ist der Handlungswille?
innerer Erklärungswille: Freund Hallo sagen
Äußerer Erklärungswille: Angebot abgeben
Handlungswille: Hand heben
Es kommt nicht darauf an, was ich will, sondern was objektiv erkennbar ist
-> A ist also verpflichtet zu kaufen. Kann höchstens Kaufvertrag anfechten
Wie wird eine WE wirksam?
Abgabe
Für das Wirksamwerden einer nicht empfangsbedürftigen WE genügt die Abgabe; bei empfangsbedürftigen WE sind Abgabe und Zugang erforderlich.
Definition Abgabe:
willentliche Entäußerung einer Erklärung in den Rechtsverkehr (z.B. Einwurf in den Briefkasten, Absenden der E-Mail).
Klassischer Fall:
Ein Brief soll zunächst noch nicht abgeschickt werden; die Sekretärin nimmt ihn aber vom Schreibtisch des Chefs und wirft ihn in den Briefkasten ein.
Folge: Haftung auf Vertrauensschaden gemäß § 122 BGB; die WE ist aber in jedem Fall unwirksam
Wann erfolgt der Zugang einer WE?
Wie lautet die Definition des Rechtsgeschäfts?
Definition:
Ein Rechtsgeschäft besteht aus einer oder mehreren Willenserklärungen, an welche die Rechtsordnung den Eintritt einer Rechtsfolge anknüpft
Was ist der Unterschied zwischen einem einseitigen Rechtsgeschäft und einem Mehrseitigen Rechtsgeschäft?
Einseitige Rechtsgeschäfte bestehen aus nur einer WE.
z.B. Kündigungs-, Widerrufs- und Anfechtungserklärungen.
Mehrseitige Rechtsgeschäfte bestehen aus der Anzahl der an dem Geschäft beteiligten Personen.
z.B. privatrechtlicher Vertrag
Wie lautet die Definiton des Vertrags?
Definition, mehrseitiges Rechtsgeschäft: das aus inhaltlich sich entsprechenden (Merke: nicht „übereinstimmenden“) , mit Bezug aufeinander abgegebenen WE von mindestens zwei Personen besteht
Es gilt dabei der Grundsatz der Vertragsfreiheit, da der Einzelne seine Privatangelegenheiten nach seinen Lebensumständen regeln können soll (Ausdruck der Handlungsfreiheit aus Art. 2 Abs. 1 Grundgesetz).
Freiheit, überhaupt einen Vertrag abzuschließen (Abschlussfreiheit).
Freiheit, den vertraglichen Inhalt autonom zu regeln (Gestaltungsfreiheit)
Was sind die Voraussetzungen für einen Vertrag?
Es müssen mindestens zwei sich inhaltlich entsprechende WE vorliegen.
Die zeitlich frühere wird Antrag (auch: Angebot) genannt, § 145 BGB.
Die zeitlich spätere trägt die Bezeichnung Annahme, § 146 BGB
Wie lautet die Defintion eines Angebots (in einer EW)?
Definition Angebot:
empfangsbedürftige WE, die dem Empfänger so angetragen wird, dass das Zustandekommen des Vertrages nur noch von dessen vorbehaltloser Zustimmung abhängt.
Wie lautet die Defintion einer Annahme (in einer EW)?
Definition Annahme:
empfangsbedürftige WE, durch die der Antragsempfänger dem Antragenden sein Einverständnis mit dem angebotenen Vertragsschluss zu verstehen gibt (Ausnahme von der Empfangsbedürftigkeit, sofern diese nach der Verkehrssitte nicht zu erwarten ist, vgl. § 151 S. 2 BGB).
Beispiel aus dem Unterricht:
Angebot: Kunde legt Ware aufs Band und bietet an: Ich hätte gerne diese Ware zum ausgezeichneten Preis
Annahme: Preisbestätigung
Eigentumswechsel hat mit dem Kaufvertrag nichts zu tun (Sachenrecht, nicht Schuldrecht)
Kaufvertrag ist nur ein versprechen, Erfüllung ist wieder etwas anderes
Was ist beim Angebot zu beachten/besonders?
Schon das Angebot muss die wesentlichen Punkte des Vertrages beinhalten, da es zum Vertragsschluss nur an der vorbehaltlosen Zustimmung des Antragsemfängers fehlen darf (sog. essentialia negotii).
Kaufpreis,
Kaufgegenstand,
Person des Vertragspartners
Wann liegt in der Regel kein Angebot vor?
Kein Angebot liegt typischerweise bei Schaufensterauslagen oder Katalogen vor, da sich der Händler nicht mit einer Vielzahl von Personen vertraglich binden will; Folge wäre eine Erfüllungsverpflichtung gegenüber jedem Annehmenden unabhängig vom zur Verfügung stehenden Vorrat des Händlers (dann vielmehr: Aufforderung zur Abgabe eines Angebots – sog. invitatio ad offerendum).
Wann liegt eine Annahme vor? Was passiert, wenn ich das Angebot noch mal ändere?
Ist das „Ja!“
Also die Unterschrift
Das ausdrückliche Ja
Die konkludente Zustimmung
Stets auf das Angebot bezogen.
Annahme unter Abänderung des Angebotes
Ist immer ein neues Angebot, dass dann der andere annehmen muss
Kann zu einem Wechselspiel führen, bis eine Partei keine Änderung mehr vorgibt.
Problematisch bspw. bei sich widersprechenden AGB
Was meint der Begriff “Rechtsfähigkeit”?
Fähigkeit, Träger von Rechten u. Pflichten zu sein
Beginn: mit Vollendung der Geburt und endet mit Tod (Hirntod)
Was meint der Begriff “Handlungsfähigkeit”?
Fähigkeit des Menschen, rechtlich bedeutsame Handlungen vornehmen zu können
Was meint der Begriff “Geschäftsfähigkeit”?
Fähigkeit, Rechtsgeschäfte vorzunehmen
Tritt mit erreichen des 18. Lebensjahres ein
(Alle Volljährigen erstmal geschäftsfähig)
Vorher: beschränkte Geschäftsfähigkeit (§ 106) oder Geschäftsunfähigkeit (§ 104)
Was meint der Begriff “Deliktsfähigkeit”?
Fähigkeit, im Rahmen der §§ 823 ff BGB zivilrechtlich für einen Schaden zur Verantwortung gezogen zu werden
Alter: vgl. § 828 BGB
< 7 Jahre: deliktsunfähig
7-10 Jahre: nur Vorsatz, fahrlässig nicht bei Beteiligung eines Kfz, Schienen- oder Schwebebahn
10-18 Jahre: nur, wenn bei Begehung die zur Erkenntnis der Verantworltlichkeit erforderliche Einsicht hat
Was meint eine “Person” und was eine “Juristische Person”?
Person
Jemand, der Träger von Rechten sein kann (Rechtssubjekt)
Natürliche Person »Jeder lebende Mensch
Juristische Person
Zweckgebundene Organisation, der die Rechtsordnung Rechtsfähigkeit verliehen hat.
Verbraucher: § 13 BGB (Legaldefinition)
Unternehmer: § 14 BGB (Legaldefinition)
Wann ist man geschäftsunfähig?
Geschäftsunfähigkeit
§ 104 Nr. 1 BGB
(< 7 Jahre)
§ 104 Nr. 2 BGB
(eine den freien Willen ausschließende Krankhafte Störung der Geistestätigkeit, die nicht nur vorübergehend ist)
Bezieht sich auch alle Rechtsgeschäfte
Aber: partielle Geschäftsunfähigkeit
nur § 104 Abs. 2 BGB; Störung bezieht sich auf bestimmte Lebensbereiche
Ausnahme: § 105a BGB
nur Fälle des § 104 Nr. 2 BGB
nur Geschäfte des tgl. Lebens, die mit geringwertigen Mitteln bewirkt werden
Wann ist eine geschäftsfähigkeit gegeben, bzw. wann können Verträge geschlossen werden?
Verträge können (grds.) nur mit geschäftsfähigen Personen abgeschlossen werden.
Dies begründet sich in der Notwendigkeit, dass der Handelnde seine Vertragsfreiheit auf der Grundlage eines geistigen Mindestverständnisses bzgl. der damit verbundenen rechtlichen Folgen aufbringen kann.
Die §§ 104 ff. BGB verfolgen daher den Schutzzweck, den Nicht-Geschäftsfähigen vor nachteiligen Folgen des Geschäftsverkehrs zu schützen; ein guter Glaube an die Geschäftsfähigkeit existiert nicht.
Ist die handelnde Person nicht geschäftsfähig, ist die von ihm stammende Willenserklärung nichtig
Was resultiert aus der Geschäftsunfähigkeit §§ 104, 105 BGB?
Grundsätzliche Nichtigkeit der WE gemäß § 105 Abs. 1 BGB bei
Kindern bis zum vollendeten siebenten Lebensjahr gemäß § 104 Nr. 1 BGB,
Geisteskranke gemäß § 104 Nr. 2 BGB.
Nichtigkeit der WE im konkreten Fall gemäß § 105 Abs. 2 BGB bei
Bewusstlosen,
Personen, die unter vorübergehender Störung der Geistestätigkeit leiden (z.B. Volltrunkene).
Geschäftsunfähigen können auch keine WE zugehen, vgl. § 131 Abs. 1 BGB.
Zur Teilnahme am Rechtsverkehr bedienen sich Geschäftsunfähige eines gesetzlichen Vertreters, z.B. den Eltern gemäß § 1626 BGB
Wer ist beschränkt Geschäftsfähig und was resultiert daraus? § 106 BGB
Kinder, die das siebente, aber nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet haben.
In begrenztem Umfang dürfen beschränkt Geschäftsfähige voll wirksame Rechtsgeschäfte schließen.
ABER: Grundsätzlich ist die Zustimmung der gesetzlichen Vertreter notwendig.
Bis dahin ist das zweiseitige Rechtsgeschäft ggf. schwebend unwirksam.
Einseitige Rechtsgeschäfte sind immer nichtig
Gemäß § 107 BGB ist es für den beschränkt Geschäftsfähigen möglich, ohne Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters ein Rechtsgeschäft vollwirksam vorzunehmen. Wa sind dafür die Voraussetzungen?
der beschränkt Geschäftsfähige lediglich einen rechtlichen Vorteil erlangt (ausschließlich Beurteilung der rechtlichen Lage, nicht der wirtschaftlichen Situation).
Beispiel: Ein Kauf eines iPhone für 10 € mag für den beschränkt Geschäftsfähigen zwar wirtschaftlich vorteilhaft sein, rechtlich verpflichtet er sich jedoch zur Erfüllung der Kaufpreisschuld.
Daher kann der Minderjährige nur einseitig verpflichtende Rechtsgeschäfte vornehmen (zum Beispiel ein Schenkungsangebot annehmen); ebenso kann er einen Verfügungsvertrag schließen, kraft dessen ihm Eigentum übertragen wird; ist der zugrunde liegende Kaufvertrag nichtig, erfolgt eine Rückabwicklung über §§ 812 ff. BGB
-> Im Übrigen bedarf es der Zustimmung der Vertretungsberechtigten.
Was ist der Hintergrund des Taschengeldparagraphen § 110 BGB?
Hintergrund:
Zur Erleichterung des Geschäftsverkehrs soll nicht jedes Geschäft des beschränkt Geschäftsfähigen der ausdrücklichen Zustimmung des gesetzlichen Vertreters bedürfen
Was sind die Voraussetzungngen, sodass der Taschengeldparagraph greift?
Voraussetzungen
Der Minderjährige muss seine Leistung bewirkt haben, d.h. er muss vollständig erfüllt haben, Ratenzahlung oder ähnliches genügt nicht.
Überlassung an den Minderjährigen zu bestimmtem Zweck oder zur freien Verfügung (allerdings sind davon als Unterfall des beschränkten Generalkonsenses nur Geschäfte im Rahmen des Vernünftigen erfasst).
Überlassung durch gesetzlichen Vertreter oder mit dessen Zustimmung von Dritten
Welche Regelungen gibt es bei Minderjährigen im Arbeitsrecht in Bezug auf Vertragsschluss, Kündigungen, Kurzarbeit und Ausbildung?
Vertragsschluss immer unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten
Kündigungen und Maßnahmen sind idR über die Erziehungsberechtigten an den MJ zu richten
Kurzarbeit gilt für Auszubildende nicht • Ein Ausbildungsvertrag ist kein (!) Arbeitsvertrag i. e. S.
Erlauben die Erziehungsberechtigten die Ausbildung, so gelten alle damit verbundenen WE / Verträge als genehmigt
Was ist grob der Behandlungsvertrag?
Behandlungsvertrag ist ein „normaler“ Vertrag zwischen Arzt und Patient
Dienstleistungsvertrag
d. h. es wird kein Erfolg geschuldet, „nur“ eine fachgerechte Leistung
Gegenteil = Werkvertrag (Handwerker, teilweise Zahnärzte (gemischter Werk-Dienstvertrag)
§§ 630a ff BGB
Wie ist die Rechtsnatur des Behandlungsvertrags?
Zwischen Arzt und Patient kommt ein zivilrechtlicher Behandlungsvertrag zustande.
Dies gilt unabhängig davon, ob der Patient privat oder gesetzlich versichert ist.
Die Rechte und Pflichten richten sich nach den gesetzlichen Regelungen der §§ 630a ff. BGB* (wichtiger Paragraph, wird sicher abgefragt)
Diese modifizieren die Regelungen zum Dienstvertrag nach §§ 611 ff. BGB unter Berücksichtigung der Berufsethik und dem besonderen Vertrauen zwischen Arzt und Patient.
Wie kommt ein Behandlungsvertrag zustande?
Der Behandlungsvertrag kommt nach allgemeinen zivilrechtlichen Regeln durch Angebot und Annahme zustande.
Keine Formvorschriften.
Als Angebot genügt das Aufsuchen der Arztpraxis.
Als Annahme reicht die Vergabe eines Termins oder die tatsächliche Übernahme der Behandlung aus.
Es besteht für den Arzt kein Kontrahierungszwang (Abschlusszwang)
In Notsituationen muss der Arzt jedoch die Notfallversorgung übernehmen.
Dadurch wird er nicht verpflichtet, die anknüpfende Behandlung ebenfalls durchzuführen.
Was ist die wichtigste Pflicht des Arztes nach dem Behandlungsvertrag?
Die Behandlungspflicht ist die wichtigste Pflicht des Arztes aus dem Behandlungsvertrag (vgl. § 630a Abs. 1 BGB)
Grundsatz: Der Arzt schuldet nicht den Heilerfolg, sondern nur das fachgerechte Tätigwerden nach wissenschaftlichem Standard, § 630a Abs. 2 BGB.
Sie besteht aus folgenden fünf Elementen:
Anamnese: Persönliches Gespräch, in dem der Patient von seinen Beschwerden berichtet und der Arzt nach Besonderheiten und Vorerkrankungen fragt,
Untersuchung und Befunderhebung: Erfassung des geistigen und körperlichen Zustands des Patienten,
Diagnose: Zuordnung der Symptome zu einem Krankheitsbild,
Indikationsstellung: Prüfung der Behandlungsmöglichkeiten,
Heileingriff: Jeder Eingriff oder jede Maßnahme zur Verhütung, Erkennung, Heilung oder Linderung von physischen oder psychischen Krankheiten oder Beschwerden
Was sagen Bundesgerichtshof und Bundesverfassungsgericht zu Detailfragen zur Behandlungspflicht?
Der Arzt muss sich persönlich ein Bild von dem Patienten machen, notfalls per Hausbesuch.
Aufgrund seines Selbstbestimmungsrechts und der Menschenwürde hat der Patient einen Informationsanspruch hinsichtlich der Befunde und der Prognose (vgl. auch § 630g BGB).
Der Arzt ist nach der Verordnung einer Therapie bzw. nach dem Verschreiben von Medikamenten im Einzelfall auch zur Nachsorge verpflichtet.
Der Arzt darf zwar alternative Methoden bei wissenschaftlicher Vertretbarkeit anwenden, unterliegt aber dem Gebot des sichersten Wegs (ABER: § 630a Abs. 2 BGB)
Was ist unter der Pflicht zur persönlichen Leistungserbringung zu verstehen?
Aufgrund von § 630b i.V.m. § 613 S. 1 BGB muss der Arzt seiner Behandlungspflicht persönlich nachkommen.
Grundlage ist das besondere Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient.
Delegierbar sind nur Aufgaben, die nicht zum Kernbereich der ärztlichen Tätigkeit gehören.
Zum Kernbereich zählen das Stellen der Diagnose, die Aufklärung und Beratung sowie das Ergreifen von Therapiemaßnahmen.
Risikoarme Hilfstätigkeiten können durch das Personal durchgeführt werden (z.B. Blutabnahme).
Der Arzt muss die Hilfspersonen beaufsichtigen; diese müssen sich also immer in Rufnähe aufhalten
Worauf beruht die Dokumentationspflicht und zu welchem Zwecke dient sie?
Die Dokumentationspflicht ist zwar berufsrechtlich verankert, beruht aber als Nebenpflicht auch auf dem Behandlungsvertrag, § 630f BGB.
Der Dokumentationspflicht liegen verschiedene Zwecke zugrunde:
Überblick für den behandelnden Arzt selbst,
Information für den Patienten,
Information für weiterbehandelnden Arzt,
Beweissicherung für Arzthaftungsprozess
Worauf ist die Dokumentationspflicht beschränkt? Welche Rechte hat der Patient bezüglich der Dokumentationen?
Der Umfang ist auf für therapeutische Maßnahmen notwendige Angaben beschränkt. Kontrollfrage: „Was ist ein für die Einwilligung wesentlicher Umstand ?“
Anamnese, Diagnose, Befunde,
Verdacht auf bestimmte Erkrankungen,
Umstände und Verlauf der Behandlung,
Angaben zu Medikamenten und Operationen,
Warnhinweise und Zwischenfälle.
Der Patient hat ein Einsichtsrecht, sofern therapeutische Gründe nicht entgegenstehen, § 630g BGB.
Wozu dient die Dokumentation? Was ist das Problem an fehlender Dokumentation?
Als Leistungsnachweis
Wirtschaftlichkeitsprüfung, § 106 SGB V
Plausibilitätsprüfung, § 106d SGB V
Haftungsabwehr
Grundsatz: Was nicht dokumentiert ist, wurde nicht gemacht.
Folge:
Abrechenbarkeit entfällt
Haftungsabwehr erschwert
Verstoß gegen vertragliche und berufsrechtliche Dokumentationspflicht
Was umfasst die Schweigepflicht?
Die Schweigepflicht umfasst alle Tatsachen und Umstände, die dem Arzt im Zusammenhang mit der Behandlung eines Patienten bekannt werden.
Sie besteht nicht nur in Bezug auf krankheits- oder therapierelevante Angaben, sondern hinsichtlich aller dem Arzt bekannt gewordenen Umstände (z.B. Name des Patienten oder Tatsache, dass Arzt aufgesucht wurde).
Die bewusste Äußerung des Patienten ist nicht erforderlich, persönliche Schlussfolgerungen des Arztes genügen.
Die Schweigepflicht ist jedoch durch Ausnahmen begrenzt.
Weitergabe der Information an Personen, die den Patienten weiterbehandeln (z.B. vom Facharzt an den Hausarzt).
Information der Eltern in der Regel bei Minderjährigen unter 14 Jahren; ansonsten besteht auch Schweigepflicht hinsichtlich Tatsachen, die das Kind nur dem Arzt anvertrauen will.
Bei Verstoß mögliche Strafbarkeit nach § 203 StGB
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