Kenngrößen der Regelungstechnik
Regelgröße x (Istwert)
regelnde Größe wird als Regelgröße und deren aktueller Wert als Istwert bezeichnet.
Stellgröße y
Größe, mit der die Regelgröße bewusst beeinflusst wird; d. h. die wirklich in den Prozess, also aktiv in der Energie bzw. Massenstrom eingreift.
Womit wird geregelt? - Ventilhub, Klappenstellung (Außenluft, Jalousie), ...
Störgröße z
Größe, welche die Regelgröße unerwünscht ändert.
Führungsgröße w (Sollwert)
Der gewünschte Wert der Regelgröße, der trotz Störgrößeneinfluss aufrechterhalten werden bzw. auf den die Regelgröße «geführt» werden soll. Der konstante Wert der Führungsgröße w wird Sollwert genannt.
Regeldifferenz e
Der Vergleich von Regelgröße x und Führungsgröße w erfolgt mittels Subtraktion:
e = w – x
• Regelstrecke: Der Teil der Anlage, dessen Ausgangsgröße geregelt werden soll. Er beginnt am Stellort und endet am Messort. Die Regelstrecke ist der Teil des Regelkreises, an dem Störgrößen angreifen.
• Stellglied: Gerät, mit dem die Stellgröße verändert wird.
• Stellantrieb: Antrieb für das Stellglied.
• Stellgerät: Stellantrieb + Stellglied
• Wirkungsplan oder Signalflussplan:
Schematische Darstellung vom Zusammenwirken einzelner Übertragungsglieder, z. B. Regelkreisdarstellung (mehr unter Kapitel 3).
• Anlagenschema: Darstellung der Wirkungsweise bzw. Verschaltung der Anlage / des Prozesses.
• Übertragungsglieder: Einzelne Glieder (Übertragungskomponenten) eines Regelkreises.
Unterschied Regelung und Steuerung
Regelung
Steuerung:
Vorteile einer Regelung
Störungen / Einflüsse können eliminiert werden, durch Regelung
Ständige Abfrage der Wirkung der Steuereingriffe ( Funktionalität)
Kontinuierliches (falls erforderlich) Korrigieren der Stellgröße zur Erreichung der Führungsgröße
Rückkopplung bewirkt Berücksichtigung tatsächlicher Prozesszustände und nicht modellbasierter Größen
Vorteile einer Steuerung
Schnelligkeit: Kommt schneller ans „Ziel“, da sie nur einen fest eingestellten Wert anfährt
Geringere Kosten: Bei einer Reglung muss noch in zusätzliche Hardware und Software investiert werden
Es tritt kein instabiles Verhalten durch Rückkopplung der Regelung auf.
Anlagenschema
Auch genannt: R- und I-Fließbild (Rohrleitung- und Instrumenten-Fließbild)
beinhaltet eine symbolische Darstellung aller Komponenten einer Anlage
Anlagenschema gibt Auskunft über Mess- und Regelungsaufgaben.
Ovale Symbole stellen die Art und die Identifikation von Sensor- und Aktor- Funktion dar.
Regelkreise durch Wirklinien zwischen Mess- und Stellglied gekennzeichnet
Wirkungsplan / Signalflussplan
zeigt das Zusammenwirken von einzelnen Übertragungsgliedern
Wirkungsrichtung durch Pfeile gekennzeichent
veranschaulicht er das Zeitverhalten der einzelnen Glieder und gibt die charakteristischsten Größen an
Wirkungsplan Beispiel:
Wirkungsablauf
• Situation: Auto fährt mit Zielgeschwindigkeit,
• Steigung der Straße erhöht sich,
• Geschwindigkeit sinkt,
• Regeleinrichtung stellt eine Differenz zwischen Ziel- und Ist-Geschwindigkeit fest,
• Einspritzpumpe fördert mehr Kraftstoff,
• Geschwindigkeit erhöht sich,
• Geschwindigkeit wird gemessen und verglichen
Methoden zur Analysierung der Regelstrecke
Vorgehen:
• Übertragungsglied, Funktionsweise und Grundgleichung bestimmen
• Zeitverhalten (dynamisches und stationäres Verhalten) ermitteln
• Frequenzverhalten (Amplituden- und Phasengang) aufzeichnen
Aus oben genannten Grundgleichungen können nun Systemgleichungen (DGLs, Übertragungs- und Übergangsfunktion) hergeleitet werden.
Vorgehensweise zur Untersuchung des dynamischen Verhaltens
• Zerlegung der Regelstrecke in Übertragungsglieder
• Charakterisierung der Regelkreisglieder durch mathematische Modelle
• Kombinationsregeln für Übertragungsglieder und deren Verschaltung
• Charakterisierung der gesamten Regelstrecke
• Aussagen über Stabilität
Sprungfunktion
Zeitpunkt t0 sprungartig die Eingangsgröße und nimmt dabei die Ausgangsgröße auf. Die dabei entstehende Kurve ist der Eingangssprung.
Reaktion auf einen Sprung -> Sprungantwort
Bedeutung der einzelnen Variabeln beim Frequenzverhalten
x̂𝑒 die Amplitude, ω die Kreisfrequenz und ϕe der Phasenwinkel der Eingangsschwingung ist (dieser ist häufig Null).
Komplexe Zahlen
Einheit i (Eigenschaft i2 = −1) ⇒ komplexer Zahlenraum ℂ mit Elementen z= a+ib, a: Realteil, b: Imaginärteil.
Definition Regelstrecke
Regelstrecke ist der Teil der Anlage der geregelt werden soll. Sie ist eine Kombination von Übertragungsgliedern und beginnt am Stellort, also an dem Ort an dem aktiv in die Regelgröße
(Massen- oder Energiestrom) eingegriffen wird und endet am Messort.
Eingang der Regelstrecke ist immer die Stellgröße y. An ihr greifen die Störgrößen z, also
alle Größen, die die Regelgröße beeinflussen können, an
Regelstrecken mit und ohne Ausgleich?
1. Regelstrecken mit Ausgleich - Diese streben nach dem Eingangssprung einen Beharrungszustand der Stellgröße an.
2. Regelstrecken ohne Ausgleich - Dort stellt sich nach dem Eingangssprung kein Beharrungszustand ein.
Formel Kp-Wert aus einem linearen Syste
Stellbereich YhS
Der Stellbereich YhS gibt das maximale Intervall der Stellgröße y an. Dies ist zum Beispiel die maximale Öffnung eines Ventils oder aber der Bereich, in dem ein Ventil gefahren wird (30-
100 %). Hier wäre dann YhS = 70 %.
Regelbereich XhS
Der Regelbereich XhS ist das Intervall der Regelgröße x, welches aus dem Stellbereich YhS resultiert.
Formel Schwierigkeitsgrad
je größer die Totzeiten einer Regelstrecke sind, desto schwieriger ist diese zu regeln. Je geringer die Ausgleichzeit desto schwieriger zu regeln.
Verzugszeit Tu / Tt Totzeit
Ausgleichszeit Tg / T1 des PT1-Gliedes
Bestimmt werden Tu und Tg wie folgt:
Aussage über die Stabilität und Güte der Strecke treffen zu können. Er beschreibt, wie leicht oder schwer eine Strecke zu regeln ist
Was gibt der Störgrößenbereich an? Und welches Kürzel wird verwendet?
Störgrößenbereich ZhS
An dieser Stelle wird eine neue Größe eingeführt: Der Störgrößenbereich ZhS. Dieser ist ein Auslegungsparameter und gibt an, in welchem Bereich sich die jeweilige Störgröße ändern
darf;
z. B. bei Betrachtung der Störgröße Außentemperatur ϑa = -14 bis 20 °C, ZhS = 34 °C.
Rechnen mit Störgrößen
Allgemeine Formel:
Erweiterte Formel:
Störgrößenänderung ∆z
Störgrößenbeiwert K_PZ
mehrere Störgrößen Formel:
Temperaturstörung K_PZ = 1
Was sind die Aufgaben einer Regeleinrichtung?
Beeinflussung eines zeitlichveränderden Prozesses, damit dieser auf eine Bestimmte Weise läuft.
-> Auf änderungen der Stör- / Führungsgrößen muss reagiert werden.
Die Regeleinrichtung hat also die Aufgabe, aus der Führungsgröße und der Regelgröße die Stellgröße zu bilden.
-> Regeleinrichtung die Auswirkung von Störgrößen so
gering wie möglich halten und möglichst vollständig kompensieren.
Wirkungsweise einer Regeleinrichtung
Prinzipielle Wirkungsweise einer Regeleinrichtung
1. Vergleichen des Istwertes der Prozessgröße (Regelgröße) mit dem gewünschten Wert (Führungsgröße) → Bilden der Regeldifferenz e
2. Erzeugen des Stellsignals mit charakteristischem Zeitverhalten (P, I, D, ...)
3. Verstärken des Ausgangssignals und Weitergabe an den Stellantrieb
4. Stellvorgang des Stellantriebs → Eingriff in den Energie-/ Massenstrom
In welche zwei Gruppen lassen sich Regler unterteilen?
Stetige und unstetige Regler
Stetige Regler
Beim stetigen Regeln folgt aus einer stetigen (nicht Sprunghaften) Regelgröße ein stetiger Stellgrößeneingriff.
Bsp:
• Mikroprozessor-basierte Regler (größter Anteil!)
• Elektrische und elektronische Regler
• Pneumatische und hydraulische Regler
• Mechanische Regler
Unterschieden wird noch in stetige Regler mit oder ohne Hilfsenergie:
• Energieversorgung aus der Strecke via Messfühler
• Externe Energieversorgung
Unstetige Regler
Bei unstetigen Reglern folgt aus einer stetigen Regelgrößenänderung ein unstetiger (sprunghafter) Störgrößeneingriff.
Anders ausgedrückt folgt auf eine Regelgrößenänderung das Ein- bzw. Ausschalten der Stellgröße. Beispiele hierfür sind:
• Kessel
• Bügeleisen
• Lötkolben
• Boiler
• Kühlschrank
P (Proportional) - Glied
Sprungantwort des P-Gliedes
I (Integrier) - Glied
Sprungantwort des I-Gliedes
D (Differenzial) - Glied
Sprungantwort des D-Gliedes
PID-Regler
Wirkungsplan auf der linken Seite
Eingangssprung der Regeldifferenz e oben rechts
Sprungantwort des PID-Regler unten rechts
Parallelschaltung -> Stellgröße = Addition P,I,D-Verhalten
Mit ->
Proportionalglied
Regiert Sofort und verstärkt die Regeldifferenz e über den Proportionalwert Kp.
Einfluss steigt mit Erhöhung der Komponente
Integierglied
Summiert die Regeldifferenz vollständig aus -> Verändert die Stellgröße bis -> Regelgröße = Sollwert und Eingangsgröße = 0.
Einfluss abhängig von der Nachstellzeit T_N -> je kleiner dieser ist, desto stärker ist der Einfluss.
Änderungsgeschwindigkeit der Ausgangsgröße proportional zur Amplitudenänderung der Eingangsgröße.
Differenzialglied
Differenziert die Eingangsgröße e und wird durch den Differentialbeiwert K_D verstärkt.
Je größer der Differentialbeiwert und die Vorhaltzeit TV sind, desto stärker ist auch der Einfluss des D-Anteils.
Vorhaltezeit Tv
Die Vorhaltzeit Tv beschreibt die Zeitdifferenz, die der P-Anteil benötigt, um den Wert des D-Anteils zu erreichen: 𝑇𝑣 = 𝐾𝐷/𝐾𝑃
Die Vorhaltzeit spielt bei der Betrachtung eines PD- und PID-Reglers zur Ermittlung der charakteristischen Größen eine große Rolle.
Nachstellzeit T_N
Wie bereits erwähnt, beschreibt die Nachstellzeit die Zeitdifferenz, bis die Stellgrößenänderung des P-Anteils noch einmal durch den I-Anteil erreicht wird.
Dabei ist TN: 𝑇𝑁 = 𝐾𝑃/𝐾𝐼
Die Nachstellzeit ist ein wichtiger Faktor zur Ermittlung der charakteristischen Größen eines PI- und PID-Reglers.
P-Regler
P-Regler für einfach zu regelnde Strecken
bleibende Regeldifferenz darf nicht störend sein
mit geringem Aufwand stabiles und dynamisches Regelverhalten
PD-Regler
PD-Regler bei Strecken mit großen Verzögerungen
bleibende Regeldifferenz nicht relevant
erhöhte Stellgeschwindigkeit, Regeldynamik hoch
I-Regler
I-Regler bei Strecken ohne größere Verzögerungen
bei sehr geringen Anforderungen an Regeldynamik
Regeldifferenzen werden vollständig ausgeregelt
PI-Regler
PI-Regler für viele Anwendungen in der TGA
dynamisches Regelverhalten
ohne bleibende Regeldifferenz
Standardregler (, da der D-Anteil beim PID-Regler die Systeme teilweise zum Schwingen bringt.)
PID-Regler für schnelle Prozesse und hohem Schwierigkeitsgrad
bei Strecken mit großen Verzögerungen, die schnellstmöglich ausgeregelt werden sollen
hohe Regeldynamik
Zweipunktregler Anwedungsmöglichkeiten und Vor- und Nachteile
Anwendungen als:
• Thermostat bei Kesselwassertemperatur-Regelung oder Heizeinsatz eines Boilers
• Hygrostat bei einer einfachen Raumfeuchte-Regelung
• Pressostat für Kompressor einer Druckluftstation
• Vorlauftemperatur-Maximalbegrenzer einer Fußbodenheizung
• Frostschutzthermostat bei einer einfachen Lüftungsanlage
• Thermostat bei Kühltheke, Kühlschrank
Vorteile:
• schnelle Reaktion beim ersten Einschalten
• einfacher Aufbau
• kostengünstige Umsetzung (mechanisch)
Nachteile:
• Schaltdifferenz bewirkt Schwingung der Regelgröße
• bleibende Regeldifferenz
Was macht ein Stellantrieb und welche Arten gibt es?
Stellantrieb formt Ausgangsgröße des Reglers in ein Stellsignal um. z.B Spannung in eine Drehzahl oder Hub.
• Pneumatischer Stellantrieb
• Elektro-magnetischer Stellantrieb
• Elektro-motorischer Stellantrieb (Servomotoren, Asynchron-Motoren, ...)
• Elektro-hydraulischer Stellantrieb
Welche Gütekriterien gibt es für einen Regelkreis?
1. Überschwingweite
2. Anregelzeit
3. Ausregelzeit
4. bleibende Regeldifferenz
Proportionalbeiwert K_PR -> Vergrößerung bewikrt:
• Verringerung der Regeldifferenz, Anregelzeit
• Erhöhung der Schwingungsneigung
Integrierbeiwert K_IR -> Vergrößerung bewikrt:
• schnellere Reduzierung der Regelabweichung
Differenzierbeiwert K_DR -> Vergrößerung bewikrt:
• geringere Anregelzeit
• Reduzierung der Überschwingweite
• geringe Erhöhung der Stabilität (weitere Vergrößerung führt zu Erhöhung der Schwingungsneigung)
Überschwingweite
Abstand zwischen dem Sollwert und der maximal erreichten Regelgröße
größte vorübergehende Abweichung der Regelgröße vom Beharrungszustand bei einer sprungförmigen Änderung der Führungsgröße.
Anregelzeit
Zeitdifferenz vom Sprung der Führungsgröße bis zum erstmaligen Eintritt der Regelgröße in den Toleranzbereich.
Ausregelzeit
Zeit die benötigt wird…
bis sich die Regelgröße nur noch im Toleranzbereich bewegt
beginnt, wie auch die Anregelzeit, mit dem Sprung der Führungsgröße oder auch mit erstmaligem Verlassen des Toleranzbereiches bei einem Störgrößensprung
endet mit dem letztmaligen Eintritt der Regelgröße in den Tole-
ranzbereich.
Bleibende Regeldifferenz
handelt es sich um einen Wert, der die Differenz des Endwertes der Regelgröße zum Sollwert angibt
relevant, wenn der Regler keinen I-Anteil besitzt.
Einstellregeln nach Chien, Hrones, Reswick (CHR)
allgemeine Vorgehensweise:
• Regelkreis an den Arbeitspunkt fahren
• Regelkreis öffnen und Stellgröße von Hand sprungartig verändern
• Sprungantwort der Strecke aufnehmen
• KPS, Tu, Tg aus Strecke ermitteln
Optimale Parameter Wählen für entsprechende Gegebenheiten:
Beispiel:
Schritt 1: KPS und Tu und Tg ermitteln
Schritt 2: Bedinungen klären
Danach klären welcher Regler? -> PID
System mit Führungs / Störverhalten? -> Störungsintensiv
Überschwingen akzeptiert ist oder nicht ? -> Kein Überschwing
Schritt 3: In der Tabelle optimale Parameter bestimmen.
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