Cholera
bakterielle Infektionskrankheit, Erreger: Vibrio cholerae
Erkankung: schwere Durchfälle und Erbrechen -> Wasserverlust (Dehydratation)
Choleratoxin: AB5-Toxin
B-Untereinheit: bindet an Gangliosid G;1 in der Plasmamembran von Darmepithelzellen
Problemregionen:
keine Trennung von Fäkalienbeseitigung und Trinkwassergewinnung (Armut)
Umweltkatastrophen (Überflutungen, Erdbeben)
Infektion: Trinkwasser und Nahrungsmittel (Gemüse, Fisch u.a.)
Therapie:
Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes (Infusionen)
Antibiotika
Choleratoxin-Rezeptor GM1
Sialidasen
Erreger setzt nicht nur CT sondern auch Sialidase frei
gibt verschiedene Sialidase (bzw. Neuraminidasen), Unterscheidung zwischen Endo- und Exosialidasen
Exosialidasen spalten terminal gebundene Sialinsäuren, Endosialidasen spalten Ketten von Sialinsäuren (Polysialinsäuren)
Vibrio cholerae sekretiert Exosialidase
“Genialer” Vibrio cholerae
sekretierte Neuraminidase, die α2-3, α2-6 und α2-8 gebundene Neuraminsäure
generiert so zusätzliche Rezeptoren, weil GM1 nur in geringen Mengen auf Darmepithelzellen vorkommt
Rezeptorgenerierung: Vibrio cholerae-Neuraminidase
Struktur und retrograder Transport des Choleratoxins
Wirkungsweise CT in der Zelle
Anordnung der GM1-Rezeptormoleküle in lipid rafts für effiziente Bindung an Zelloberfläche und anschließenden retrograden Transport in Zellinnere erforderlich
nach Internalisierung Toxin zu Endosomen geleitet, dort über Golgi zum Endoplasmatischen Reticulum
dort A-Untereinheit von B-Pentamer getrennt, entfaltet und als linearer Proteinstrang durch Kanalprotein Sec61 ins Cytosol transferiert, wo es cytotoxische Wirkung ausübt
ADP-Ribosylierung von Gs-Proteinen durch A-Untereinheit führt zu deren Daueraktivierung -> Anstieg der intrazellulären cAMP Konzentration -> massiver Flüssigkeitsverlust (Dehydratation) in Form von starken Durchfällen, kann unbehandelt zum Tod führen
Infektion des Menschen mit enterohämorrhagischen E.coli (EHEC)
primär nahrungsmittelbedingte Erkrankung
klinische Symptome: umkomplizierte Durchfälle, blutige Durchfälle, hämorrhagische Kolitis (blutige Durchfälle, nur bedingt behandelbar), hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) -> hämolytische Anämie, Thrombozytopenie, akutes Nierenversagen
-> Schädigung des mikrovaskulären Endothels in den Nieren und Gehirn
HUS
hämolytische Anämie (Blutarmut) wird auf mechanische Schädigung der Erythrozyten zurückgeführt
Thrombozyten binden an Gefäßendothelzellen, verengen insbesondere die Mikrogefäße der Nieren -> Thrombosen
da sich Erythrozyten durch verengte Blutgefäße zwängen müssen, führt mechanischer Stress zu Erythrozyten-Fragmenten
diese und kleinere Zelltrümmer in der Niere abgebaut, Resultat Anämie, da nicht schnell genug neue Erythrozyten aus Knochenmark nachgeliefert werden können
Thrombozytopenie (Thrombozytenarmut) resultiert aus Thrombosenbildung, dadurch nimmt Anzahl der freien Thrombozyten im Blutkreislauf ab
wenn akutes Nierenversagen Dialysebehandlung erforderlich
Beeinträchtigung der Nieren im wesentlichen auf Schädigung der mikrovaskulären Endothelzellen zurückzuführen, dafür Stx verantwortlich
gleiches gilt fürs Gehirn
EHEC-Infektion
potentielle Infektinosquellen: mit Rinderfäkalien kontaminierte Lebensmittel, unpasteurisierte Rohmilch, unzureichend gegartes Rindfleisch, Feldgemüse, Gewässer
üblicherweise Kinder betroffen
bei schwerer hämorrhagischen Kolitis unter Umständen partielle Entfernung des Dickdarms
EHEC-Bakterien induzieren kleine “Podeste” auf Zelloberfläche der Epithelzellen, bei denen es sich um Aktin-reiche Strukturen handelt, an die sich die Keime anheften
Pathogenese des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS)
durch Schädigung des Darmepithels Läsionen der Blutgefäße -> Stx gelangt ins Blut und dort zu Zielzellen
EHEC-Bakterien selber nicht ins Blut -> keine Sepsis
Stx bindet im Blut an Granulozyten, verteilen Toxin über Blutbahn im Organismus
Stx heftet sich vorzugsweise in Kapillaren der Nieren und Gehirns an Zelloberfläche der Endothelzellen, wird von diesen aufgenommen
führt relativ schnell zum Zelltod, kann in Summe Totalausfall der Nieren und massive Gehirnschädigungen zur Folge haben
Charakterisierung der Stx-Typen
von Stx1 gibt es drei Subtypen (Stx1a, Stx1c, Stx1d)
Stx2 mindestens 7 Subtypen (Stx2a bis Stx2g)
für Menschen Stx1a und Stx2a von klinischer Relevanz, da EHEC-Stämme die diese beiden Subtypen produzieren mit einem schweren Verlauf einer EHEC-Infektion assoziiert sind
veterinärmedizinisch Stx2e -> Ödemerkrankung von Ferkeln
Shiga Toxine
Rezeptor-vermittelte Endozytose von Stx
Rezeptor (Gb3Cer)- vermittelte Bindung der B-Untereinheit
retrograder Transport von Stx ins Zellinnere
Aktivierung der A-Untereinheit durch Furin-Spaltung
rRNA-N-Glykosidase-Aktivität der A1-Untereinheit resultiert in der Abspaltung eines Adenins in der 28S rRNA der Ribosomen
Inhibition der Proteinbiosynthese -> Zelltod
Detailierte Erläuterung des retrograden Transports von Stx
nach Bindung des Stx-Holotoxins an Gb3Cer in Plasmamembran wird Stx-Gb3Cer-Komplex internalisiert
Clusterbildung des Gb3Cer in lipid rafts für zelluläre Adhäsion und intrazellulären Transport essentiell
bei Transport durch Golgi-Apparat und Transfer ins Cytosol A1-Fragment durch Enzym Furin von A-Untereinheit abgespalten, Disulfidbrücke unter reduzierenden Bedingungen gelöst
A1-Teil gelangt zu den Ribosomen, wo es zytotoxische Wirkung ausübt
-> Stx gehört zu den Ribosomen-inaktvierenden Proteinen (RIP) WICHTIG
N-Glykosidase-Aktvität des A1-Fragments katalysiert spezifische Depurinierung eines Adenosinrestes an bestimmter Stelle in ribosomaler RNA
dadurch Proteinbiosynthese der Zelle irreversibel inhibiert
-> Zelltod
N-Glykosidase-Aktivität der A1-Untereinheit
Zielstruktur ist Nukleosid Adenosin
N-Glykosidase (A1) spaltet hochspezifisch die N-glykosidische Bindung zwischen N9-Atom vom Adenin und dem C1-Atom der Ribose
strukturell sehr ähnliche Struktur des Guanosin nicht angegriffen
bei rRNA ganz bestimmter loop betroffen, der sich in verschiedenen Bakterien-, Pflanzen- und Tierspezies nur geringfügig unterscheidet
zu RIPs zählen zahlreiche giftige pflanzliche Lektine
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