Was ist die Klassische Erwartungsnutzentheorie?
Die Erwartungsnutzentheorie ist die zentrale Theorie in der Ökonomie zur Bestimmungmenschlicher Entscheidungen unter Unsicherheit
Was ist die Grundidee der Klassischen Erwartungsnutzentheorie?
rationaler Entscheider wählt Handlungsoption mit größtem Erwartungsnutzen
Nenne Beispiele für Entscheidungssituationen
Abschluss einer Versicherung zu bestimmter Prämie
Eingehen einer Wette mit bestimmten Wetteinsatz
Geldanlage in sicheres Sparbuch oder risikobehaftete Wertpapiere
Aufgabe:
Was ist eine faire Prämie?
Versicherungstarif, der das erwartete Vermögen der Person unverändert lässt, d.h.ohne oder mit Versicherung hat die Person das gleiche erwartete Vermögen
Aus welchen Teilen besteht der Prämienspielraum? Und wie wird dieser errechnet?
Minimum: faire Prämie, sonst würde die Versicherung Verlust machen
Maximum: faire Prämie + Risikoprämie
—> sodass Nutzen der Person mit Versicherung gleich dem Nutzen ohne Versicherung ist
Classroom-Experiment zum Risikoverhalten I: Angenommen, Ihnen bietet jemand an, Ihnen entweder 50 € sofort zu geben odereine Münze zu werfen. Bei Kopf bekommen Sie 100 €, bei Zahl bekommen Sie 0 €.Wie entscheiden Sie sich?
1. Für den sicheren Gewinn von 50 €.
2. Für das Glücksspiel.
3. Egal.
Was ist das typische Ergebnis?
Typisches Ergebnis: Mehrheit entscheidet sich für sicheren Gewinn, ist alsorisikoavers
Welche Risikoverhalten gibt es?
Risikoavers
Risikoneutral
Risikofreudig
Was ist Risikoavers?
Person zieht bei Wahlmöglichkeiten zwischen Alternativen mit gleichem Erwartungswert,aber unterschiedlichem Risiko, stets die Alternative mit dem geringsten Risiko vor (beiExperiment wählt sie die sicheren 50 €)
—> die Risikoprämie ist positiv, die Nutzenfunktion verläuft konkav
Was ist Risikoneutral?
Person ist bei Wahlmöglichkeiten zwischen Alternativen mit gleichem Erwartungswert, aberunterschiedlichen Risiken, indifferent zwischen den Alternativen (bei Experiment wählt sie„egal“)
—> die Risikoprämie ist Null, die Nutzenfunktion verläuft linear
Was ist risikofreudig?
Person zieht bei Wahlmöglichkeiten zwischen Alternativen mit gleichem Erwartungswert,aber unterschiedlichem Risiko, stets die Alternative mit dem höchsten Risiko (und damit derChance auf das höchstmögliche Vermögen) vor (bei Experiment wählt sie das Glücksspiel)
—> Risikoprämie ist negativ, d.h. dass man für den Verzicht auf die Chance eines höherenVermögens (wenn keine Versicherung abgeschlossen und auf „es passiert Nichts“spekuliert wird und man so die Versicherungsprämie spart) entschädigt wird, dieNutzenfunktion verläuft konvex
Aus was besteht die Klassische Erwartungsnutzentheorie - Axiome?
Vollständigkeit
Transitivität
Stetigkeit
Unabhängigkeit
Wofür steht Vollständigkeit?
Für alle Alternativen, zwischen denen der Entscheider wählen kann, bestehenklare Vorlieben (inkl. Indifferenz).
Wofür steht Transitivität?
Wenn ein Entscheider die Alternative A der Alternative B vorzieht, und B derAlternative C vorzieht, so muss gelten, dass er auch A der Alternative C vorzieht.
Wofür steht Stetigkeit?
Entscheider ist stets in der Lage, bei der Entscheidung zwischen einemunsicheren Ergebnis (Lotterien B und C) und einem sicheren Ergebnis (A)anzugeben, für welche Gewinnwahrscheinlichkeit der Lotterie er indifferentzwischen der Lotterie und dem sicheren Ergebnis ist bzw. ab welcherGewinnwahrscheinlichkeit er die Lotterie wählt.
Wofür steht Unabhändigigkeit?
Wenn man A der Alternative B vorzieht, so sollte das Hinzufügen einer weiterenidentischen Option C zu beiden Alternativen (z.B. bei A und B jeweils 10 € mehr)die Entscheidung nicht ändern.
Was ist die Kritik an der klassischen Erwartungsnutzentheorie?
Subjektive Wahrscheinlichkeiten werden aufgrund von Heuristiken/schnellemDenken (siehe Kap. 1) z.T. systematisch falsch eingeschätzt
—> Entscheidungen nach der Erwartungsnutzentheorie führen systematisch zuFehlentscheidungen
Experimentelle Entscheidungsforschung zeigt, dass reales menschlichesVerhalten z.T. systematisch gegen die Axiome der Erwartungsnutzentheorieverstößt: irrationales Verhalten (Verhaltensanomalien, siehe Kap. 2.2)
—> Erwartungsnutzentheorie kann reales Entscheidungsverhalten nur unzureichenderklären, sondern hat eher normativen Charakter (wie sollte ein rationaler Menschentscheiden)
—> Prospect Theory kann bessere Verhaltensprognosen liefern bzw. Lücken derErwartungsnutzentheorie füllen
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