Was besagt die Finanztheorie?
Die Finanztheorie beinhaltet die durchdachte, sachgemäße und widerspruchsfreie Darstellung der Gestaltung, Wirkungsweise und möglichen Verknüpfung von Finanzprodukten (sog. Finanzmarkt-Theorie)
Was sind die Ziele der Finanztheorie?
Die Preisbildung auf Finanzmärkten erklären und mithilfe theoretischer und statistischer Modelle vorhersagen
Optimale Kapitalgeber- und Kapitalnehmerbeziehungen auf den verschiedenen Kapitalmärkten ermitteln
Optimaler Aufbau des Portfolios von Investoren (Kapitalgeber) in Abhängigkeit von Rendite und Risiko
Optimale Zusammensetzung der Finanzierung von Investoren (Kapitalnehmer) in Abhängigkeit der Unternehmensziele
Was besagt die neoklassische Theorie?
Im Vordergrund der Neoklassik stehen der „homo oeconomicus“, der „vollkommene Markt“, die Betrachtung von Gleichgewichten, das Prinzip der Verfolgung des Eigeninteresses, der „Marginalismus“ (ökonomische Effizienz erreicht, wenn Grenzprodukt/Grenznutzen = Grenzkosten)
Was sind Annahmen der neoklassischen Theorie?
Kapitalmarkt als zentrale Institution
Der Kapitalmarkt ist effizient, vollkommen und vollständig:
Bringt Anbieter (Sparer mit Finanzmittelüberschuss) und Nachfrager (Finanzmittelbedarf) zusammen
jeder Marktteilnehmer hat in unbeschränkter Höhe Zugang zum Kapitalmarkt, vollständige Markttransparenz, es existieren ein einheitlicher Zinssatz (Sollzins = Habenzins) und keine Transaktionskosten -> Finanzmärkte bewirken eine effiziente Allokation von Finanzmitteln (knappe Ressource)
Probleme / Realität: Kapitalmarkt ist nicht vollkommen
Marktteilnehmer verfügen nicht über gleichen Informationsstand
Erklärt Existenz von Intermediären: Intermediäre (z.B. Banken) unterstützen bei der
Lösung von Fristen-, Risiko-, Losgrößen-, Liquiditäts- und Informationsproblemen
Folge: Vielfalt von Finanzierungsformen: Wie kann das sein, wenn die Kapitalstruktur für die Kapitalkosten und den Marktwert eines Unternehmens nach Modigliani/Miller irrelevant sein soll?
Stellen Sie die traditionelle Finanztheorie und Behavioral Finance gegenüber.
Traditionelle Finanztheorie
Behavioral Finance
Aktienkurse sind kurzfristig nicht prognostizierbar, Kursveränderungen können also nur durch neue, zufällig entstandene (weil nicht erwartete) Informationen entstehen, was zugleich bedeutet, dass Kursbewegungen an den Kapitalmärkten nur zufällig entstehen, sie können nicht systematischer Natur sein. Systematische Kursbewegungen würden durch deren Ausnutzung via Arbitrage verschwinden.
Kurse schwanken stärker als rational erklärbar, sodass Kurse gemessen am fundamentalen Wert zeitweise zu hoch oder zu niedrig und daher prognostizierbar sind (z.B. steigen Kurse unterbewerteter Wertpapiere mittel- bis langfristig)
Anleger begehen systematisch Fehler
Fehler aufgrund beschränkter Informationsverarbeitungskapazitäten, die sich auch auf die
Marktergebnisse auswirken
Empirie spricht für kurzfristiges Gelten der traditionellen Finanztheorie, auf lange Sicht können Anomalien Kursentwicklungen prognostizierbar machen
Definieren Sie “Spekulationsblase”.
=langfriste Übertreibung bei Preisen für Wertpapiere, Immobilien oder anderer Anlagegüter
Bsp: Analogie zu Epidemien in der Medizin: Ansteckungsrate steigt über Abklingrate, optimistische Markteinschätzung breitet sich aus, breite Akzeptanz der ausschließlich positiven Argumente
Preis-Story-Preis-Schleife durch Medien
Stellen Sie den typischen Ablauf einer Spekulationsblase dar.
Verlagerung: neue Entwicklungen/Chancen führen zu neuen Investitionsmöglichkeiten oder exogener Schock führt zu Investitionsverlagerung (Profitchancen)
Positives Feedback/Kreditbeschaffung: Ausweitung der Investition durch Einsatz von Fremdkapital, Preise steigen, soziale Ansteckung der Gesellschaft
Euphorie: Spekulation führt zu massiver Ausweitung der Investition, neue Bewertungsmodelle sollen Preise rechtfertigen
kritische Phase: Insider realisieren Gewinne, Kredite können z.T. nicht mehr bedient werden, Tendenz zur Umschichtung in Liquidität
Abscheu: massiver Rückzug der Marktteilnehmer, „entartete Panik“, Zunahme regulatorischer Bemühungen in der Politik
Nennen Sie weitere Anomalien außer Spekulationsblasen.
Kalendereffekte: Zu bestimmten Zeiten sind andere Renditen zu erzielen als in der Regelzeit, z.B. Jahresendrally.
Chartanalyse: Interpretation von Aktienmärkten aufgrund historischer Kursverläufe, wobei nach wiederkehrenden Mustern oder Trends gesucht wird, die für Prognosen verwendet werden
Mögliche Erklärung: Repräsentativität – Anleger sehen Muster in Wertpapierkursen, die aber nur zufällig entstanden sind und extrapolieren diese. => selbsterfüllende Prophezeiungen, wenn weit verbreitete Nutzung
Home Bias: Anleger investieren übermäßig in Wertpapiere des eigenen Landes und verzichten so auf Rendite- und Diversifikationsmöglichkeiten im Ausland.
Mögliche Erklärung: Verfügbarkeitsheuristik – Anleger verfügen über mehr Informationen über das Heimatland, was Sicherheit bei Investitionsentscheidungen gibt.
Wechselkursrisiken, Transaktionskosten, Informationsasymmetrien
Familiarity Bias: Investments in Unternehmen werden bevorzugt, die Anlegern bekannt sind
oftmals regionaler Fokus oder hoher Vermögensanteil wird in Aktien des eigenen Arbeitgebers investiert.
Folge beider Portfolio-Verzerrungen ist, dass Portfolios nicht angemessen diversifiziert sind.
Überoptimismus: Menschen überschätzen ihre Fähigkeit, an den Finanzmärkten Gewinn, z.B. durch Stock Picking zu machen, Verluste werden dem Zufall zugeschrieben.
Folgen:
übermäßiges Kaufen und Verkaufen
übermäßige Risikofreude
zu geringe Diversifikation
Investmenttrends: Investments in Produkte, die gerade in Mode gekommen sind Mögliche Erklärung: Verfügbarkeitsheuristik – Produkte sind mental verfügbar, weil sie z.B.
in den Medien besonders häufig genannt werden
Ranglisten: jahrelanger Erfolg von Analysten und Vermögensverwaltern wird als Indiz für überlegene Fähigkeiten gewertet
Mögliche Erklärung: Repräsentativitätsheuristik führt zu Investitionen auf Basis vergangener und damit unbedeutender Erfolge
Dispositionseffekt: Gewinneraktien werden zu rasch verkauft; Verliereraktien zu lange gehalten
Mögliche Erklärung: Prospect Theory – Verlustaversion, Mentale Kontenführung Einstandspreise/Kursziele: funktionieren häufig als Anker
Mögliche Erklärung: Prospect Theory und Confirmation Bias
Über-/Unterreaktionen: Marktwerte reagieren auf Nachrichten stärker als es die Fundamentaldaten rechtfertigen würden
Mögliche Erklärungen:
Überoptimismus infolge der Überschätzung des eigenen Wissens
Ankereffekte durch Ausrichtung an vergangenen Kursen
Confirmation Bias durch Ignorieren oder Umdeuten von Informationen, die diesen Erwartungen widersprechen
Benennen Sie die 5 Phasen der Panik an Finanzmärkten.
Phase 1 Schickstarre und die Verleugnung
Phase 2 die eigentliche Panikreaktion
Phase 3 Erschöpfung und das verfrühte Aufatmen
Phase 4 die realistische Einschätzung und die langfristigen Folgen
Phase 5 Kapitulation und Resignation
Seiten 167-168
Definieren Sie Crowdfunding
Schwarmfinanzierung
Vielzahl von Kapitalebern dienen als Finanzierungsquelle
Nennen Sie die Kategorien von Crowdfunding.
Was ist Crowdinvesting?
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