Zusammenhang sozialer Integration und Gesundheit (Berkman)
Männer in Partnerschaft weniger risikoreiches Verhalten
Gibt Gefühl der Zugehörigkeit und des Wohlbefindens
Soll Stress lindern
Soziale Beziehungen Kanton Zürich 2016
Höherer Ausmass an Integration vermehrt weniger Gesundheitsprobleme
Je niedriger Grad an Integration desto mehr multiple Gesundheitsprobleme
Aspekte der sozialen Integration
Gegenpol: Soziale Isolation
Soziale Integration:
Ausmass der Einbettung in ein soziales Netzwerk
Strukturelle Netzwerksmerkmale
Erfassung:
Zivilstand/feste Partnerschaft
Aber auch: Grösse und Spanne von Netzwerken, Dichte, Verpflichtetheit, Homogenität, Reziprozität (Stokes, Berkman)
Qualität der Beziehungen bleibt oft ausser Acht
Definition & Aspekte von Einsamkeit (Cacioppo, Holt-Lunstad, Luhmann & Hawkley)
Def.: Einsamkeit ist die Diskrepanz zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen (Peplau & Perlman). Nicht gleich wie mangelnde soziale Integration.
Qualität sozialer Beziehungen wichtiger als Quantität
Nicht zu verwechseln mit sozialer Isolation
Nicht zu verwechseln mit Alleinsein
—> Einsamkeit ist immer negativ!
Einsamkeit als Public Health Problem - Zusammenhänge mit Mortalität (Holt-Lunstad)
Einsamkeit gleicher Effekt wie soziale Isolation oder allein leben
Gesundheitliche Folgen von Einsamkeit (Cacioppo)
Einsamkeit hängt z.B zusammen mit:
Depressive Verstimmungen
Bluthochdruck
Metabolisches Syndrom
Demenz
Schlechte Schlafqualität
Physiologische Stressreaktionen
Verschlechtertes Immunsystem
Verringerte Impulskontrolle
—> Häufig auch nach Kontrolle etablierter Risikofaktoren für diese Outcomes
—> Achtung Kausalität: Häufig auch reziproke Effekte!
—> Zusammenhänge von Einsamkeit und vorzeitiger Mortalität vergleichbar mit etablierten Risikofaktoren (körperliche Inaktivität, Adipositas, Substanzmissbrauch)
Prävalenz von Einsamkeit
Wichtige Einschränkung: es gibt keine einheitliche Messung/Diagnostik von Einsamkeit (Luhmann)
Grosse Schwankungen abhängig von der Messung
Ca. 40% knapp geben an, sich manchmal einsam zu fühlen
Welche Altersgruppe ist besonders von Einsamkeit betroffen? (Cacioppo, Hawkley, Luhmann)
Einsam im Alter?
Einsamkeit kommt nicht nur im hohen Alter vor
Nach Kontrolle von Einkommen, Zivilstand, funktionellen Einschränkungen starke Veränderung des Zusammenhangs bei den Hochaltrigen
Altersspezifische Risikofaktoren
Korrelate & Risikofaktoren für Einsamkeit (Cacioppo, Hawkley, Luhmann)
Introversion, Neurotizismus
Arbeitslosigkeit
Geringes Einkommen
Migrationshintergrund
Nicht verheiratet/nicht in Partnerschaft
Gesundheitliche Einschränkungen
Soziale Isolation
Soziales Engagement
Keine guten sozialen Beziehungen
Allein lebend
Kritische Lebensereignisse
Geschlecht: keine signifikanten Unterschiede zwischen erwachsenen Frauen und Männern. Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Männer waren tendenziell einsamer als Frauen
Alter: wenn man älter ist, ist man tendenziell einsamer, aber es gibt Fluktuationen, kein linearer Zusammenhang
Einsamkeit & soziale Kognition (Cacioppo)
Menschen nicht freiwillig einsam
Gefühl der Isolation —> Motivation Kontakt mit anderen aufzunehmen —> gleichzeitig mehr Aufmerksamkeit auf soziale Bedrohungen —> mehr Aufmerksamkeitsfehler oder Verzerrungen
Menschen mit Gefühl der sozialen Isolation interpretieren negative soziale Interaktionen falsch und fühlen sich bestätigt —> mehr Rückzug —> Gefühl der sozialen Isolation verstärkt
Ansätze für Interventionen zur Prävention & Reduzierung von Einsamkeit
Strukturelle Interventionen auf gesellschaftlicher Ebene (Bildung, Integration, Arbeitsmarktzugang)
Strukturelle Interventionen zur Verbesserung der Möglichkeiten zur sozialen Interaktion
Interventionen (1:1 oder Gruppen) zur Reduzierung maladaptiver sozialer Wahrnehmung
Modell Sozialer Integration und Gesundheit (Berkman)
Definition von sozialer Unterstützung (Schwarzer)
Interaktion zwischen Personen, bei denen es darum geht, einen Problemzustand, der bei einer betroffenen Person Leid auslöst, zu verändern oder, falls das nicht möglich ist, zumindest das Ertragen dieses Zustands zu erleichtern.
Wahrgenommene soziale Unterstützung (Knoll, Scholz & Rieckmann)
Antizipiert Hilfe in Notzeiten (hypothetische Hilfe)
Eher stabile Erwartungshaltung
Prospektiv
Items:
“Ich habe Menschen, auf die ich mich immer verlassen kann.”
“Es gibt Menschen, die mir ihre Hilfe anbieten, wenn ich sie brauche.”
Tatsächlich erhaltene soziale Unterstützung (Knoll, Scholz & Rieckmann)
Aktuell, zur Verfügung gestellte Hilfe innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums
Situationsbezogen
Abhängig von den Unterstützungsleistungen des sozialen Netzwerks
Retrospektiver Bericht tatsächlicher Unterstützungsleistungen
“Mein Partner/meine Partnerin war für mich da, wenn ich ihn/sie gebraucht habe.”
“Mein Partner/meine Partnerin hat mich getröstet, wenn es mir schlecht ging.”
Funktionen sozialer Unterstützung (Knoll, Scholz & Rieckmann)
Instrumentell: Hilfemassnahmen, wie Güter besorgen, finanzielle Ressourcen
Emotional: Wärme, Trost
Informationell: Ratschläge durch Unterstützungsquelle
Objektive Erfassung sozialer Unterstützung (Kulik & Mahler)
Verheiratete Männer, die mehr Besuche von Partnerin bekamen, hatten kürzere Aufenthalte im Krankenhaus als ledige Männer
Systematische Definition der Unterszützungsinteraktion (Dunkel-Schetter)
Übereinstimmung dreier Parteien hinsichtlich der Unterstützungsinteraktion:
UnterstützungsempfängerIn
Quelle der Unterstützung (Wer leistet Unterstützung?)
BeobachterIn (War es tatsächlich Unterstützung?)
Forderung der Übereinstimmung der drei Perspektiven wird oft nicht erfüllt bzw. Geringe Überlappung
Wichtige Aspekte bei der Erfassung sozialer Unterstützung
BeobachterIn müsste Kognitionen der anderen Parteien erschliessen, um Unterstützunginteraktion bewerten zu können
Priorität auf Sicht von EmpfängerIn (Dunkel-Schetter)
Wenn Quelle Unterstützungsleistung gibt, das aber von EmpfängerIn nicht so wahrgenommen wird: Unterstützungsversuch oder unsichtbare Unterstützung (Bolger & Amarel)
—> Wirksamke Unterstützungsreaktion dann, wenn EmpfängerIn den Unterstützungsversuch als wirksam oder hilfreich einschätzt (Dunkel-Schetter)
Fazit: Erfassung des Erhalts (subjektiv/Selbstbericht) am wichtigsten; bei objektiver Erfassung unklar, was gemessen wird
Soziale Unterstützung & Gesundheitheit: Haupteffekte
Mangel an sozialen Beziehungen fast den gleichen Effekt wie mindestens 15 Zigaretten am Tag rauchen
Annahme eines Puffereffekts (Cohen & Wills)
Haupteffekt: soziale Unterstützung ist immer gut, unabhängig vom Stressniveau
Puffereffekt: soziale Unterstützung nur wichtig bei Stress; dann mildert (puffert) soziale Unterstützung Stress ab
Hinweise auf Puffereffekt: Soziale Unterstützung und Mortalität (Cohen)
Grafik: Bei geringer sozialer Unterstützung und viele Lebensereignisse gibt es sehr hohe Mortalität und umgekehrt bie hoher sozialer Unterstützung
Hinweise auf Puffereffekt: Immunologische Korrelate der sozialen Unterstützung (Cohen)
Zusammenhang zwischen Netzwerksdiversität und Infektion mit einer Erkältung
Grafik: Personen mit mehr sozialen Bindungen weniger anfällig für Infektionen mit einer Erkältung
Gesundheitsverhalten nach sozialen Beziehungen Zürich
Grafik: Höhere soziale Integration geht mit positiveren Gesundheitsverhalten einher. Bei Tabakkonsum eher kein Unterschied.
Gemeinsame Veränderung des Gesundheitsverhaltens
Meist in sozialem Kontext
Über alle Bereiche: wenn PartnerIn das Verhalten geändert hat, dann war es auch günstig für die andere Person
Effektiver, wenn PartnerIn Verhalten tatsächlich ändert, als nur konsequent gesunde Verhalten aufzeigt
Mitläufereffekte
Gemeinsam etwas erreichen
Soziale Unterstützung und Gesundheitsverhalten am Beispiel Rauchen
Unheitliche Befunde aus Interventionsstudien zur Förderung der sozialen Unterstützung bei Rauchentwöhnung
Interventionen zur Steigerung der sozialen Unterstützung nicht assoziiert mit höherer Wahrscheinlichkeit der Raucherabstinenz 6, 9 oder 12 Monate später (Fraseru)
Allerdings i.d.R keine Überprüfung der Wirksamkeit der Interventionen in Bezug auf die tatsächliche Steigerung der sozialen Unterstützung (Fraseru)
—> Möglicherweise konnten die Interventionsansätze die Unterstützung nicht genug fördern
—> Rückschlüsse auf Wirksamkeit der sozialen Unterstützung noch nicht abschliessend möglich
Dyadische Interventionen und Gesundheitsverhaltensänderung
Aktuelle systematische Überblicksarbeiten zeigen höhere Wirksamkeit von dyadischen Interventionen im Vergleich zu individuellen Interventionen in Bezug auf die Gesundheitsverhaltensänderung
Auch für Paare bei denen eine Person bereits eine chronische Erkrankung hat
—> Deutlich mehr und auch qualitativ bessere Forschung zu den Mechanismen notwendig
—> Über soziale Unterstützung hinaus
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