Erfassungsmethoden (6)
Selbsteinschätzung und Selbstberichte
Fremdberichte
Verhaltenbeobachtung und verhaltensbasierte Methoden
Erfassung kognitiver Fähigkeiten
Ambulantes Assessment
Indirekte Persönlichkeitserfassung
—> Idealerweise multimethodale Diagnostik
Selbsteinschätzung und Selbstbericht
Persönlichkeitsfragebogen
am weitesten verbreitete Methode
—> man kennt sich selbst am besten
Vorteile:
objektiv und reliabel
geringer Aufwand
Nachteile:
mangelnde Introspektionsfähigkeit bei manchen PE
setzt ehrliche Antworten voraus
durch Freunde/Bekannte/Partner
i.d.R. umformulierte Persönlichkeitsfragebögen
v.a. bei externalen und hoch evaluativen Eigenschaften gute Alternative zum Selbstbericht
aufwendiger als Selbstbericht
Verzerrungen (oft positive)
Ergebnis von Befragten abhängig (Grad der Bekanntschaft etc)
—> Zusammenfassung von Selbst- und Fremdberichten möglich
Verhaltensbeobachtung
durch unbekannte Beobachter
Verwendung von Makroindikatoren und Aggregation (Zusammensammeln) über möglichst viele Situationen
relativ objektiv
sehr aufwendig
subjektives Erleben des Beobachters
im Alltag kaum möglich, im Labor eventuell verfälscht
—> Bsp. makroanalytische Verhaltenbeobachtung dyadischer Interaktionen: „Riverside Behavioral Q-Sort Verfahren“
Intelligenztests, Aufmerksamkeitstests, Konzentrationstests, Gedächtnistests, etc.
verschiedene Items zur Messung einer bestimmten Fähigkeit (meist aufsteigende Schwierigkeit)
—> Anzahl der richtigen Antworten = Ausprägung der Fähigkeit
Daten werden in der natürlichen Lebensumwelt erhoben
Experience sampling: Stichprobe des Verhaltens zu mehreren Zeitpunkten im Alltag
z.B. per Smartphone
hohe ökologische Validität
retrospektive Verzerrung spielen keine Rolle
Hoher Aufwand
Reaktivität (Verhaltensänderung bei Beobachtung)
Indirekte Persönlichkeitsmessung
Messung ohne Selbsteinschätzung durch z.B. projektive Verfahren (TAT)
Personen projezieren unbewusste Persönlichkeitsanteile auf mehrdeutiges Material
Bsp.: VP mit hohem implizitem Leistungsmotiv deutet in mehrdeutige Bilder eher Leistungsthematik hinein
Validität ist nicht abschließend beurteilt, dennoch in manchen Forschungsbereichen stark verbreitet
Die Replikationskrise
viele unglaubwürdige kontra-intuitive Befunde in den letzten Jahren
Ausschlaggebend: Bem (2011) Feeling the Future
9 Studien, alle signifikant
Alternative Auswertungsmethode ergibt Nullbefund
Direkte Replikation ergibt Nullbefund
Reproducability Project Psychology (RP:P)
Replikation von 100 Studien aus hochrangigen Zeitschriften
signifikant: 36%
beim Journal of Personality and Social Psycholgy: 23%
Gründe für die Replikationskrise
enormer Druck zu publizieren
Jobs, Forschungsgelder, Reputationen
bislang nur signifikante Ergebnisse publizierbar
kaum Transparenz, Kontrolle nicht möglich
Vertrauen auf Integrität einzelner Forscher
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