Durch welche Faktoren begründet sich u.a. die Entstehung der Gesundheitspychologie?
Veränderung des Krankheitsspektrums in der Bevölkerung:
Abnahme der früher epidemischen Infektionskrankheiten vom 19. bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund des Fortschritts der Medizin, aber insbesondere auch durch Verbesserung der Lebensverhältnisse
Zunahme der heute in der Gesellschaft vorherrschenden chronisch- degenerativen Erkrankungen (=Zivilisationserkrankungen) wie...
Herz- und Kreislauferkrankungen
Krebserkrankungen
Rheumatische Erkrankungen
Allergien
Wie begründet sich die Entstehung der Gesundheitspsychologie?
heute herrschen chronisch-degenerative Erkrankungen in der Gesellschaft vor
zumindest teilweise werden diese durch
Verhalten
Lebensstil und
Lebensbedingungen
des modernen Menschen beeinflusst
Damit werden mögliche Krankheitsursachen im
psychischen
sozialen und
gesellschaftlichen
Bereich angesprochen, die potentiell veränderbar sind.“
Was vernachlässigt eine rein-medizinisch-naturwissenschaftliche Perspektive auf Krankheit/ Gesundheit?
subjektive Aspekte von Krankheit bzw. die individuellen Einstellungen und Erfahrungen von Individuen
Krankheiten werden erlebt und erlitten -> müssen psychisch verarbeitet werden
-> kranke Menschen + Angehörige müssen lernen mit Krankheit und ihren Folgen zu leben
Welche Argumente sprechen nach Faltmeier für eine Gesundheitspsychologie?
Nach Faltmaier (2017, S. 17f) sprechen folgende Argumente für eine G-Ψ:
Körperliche und psychische Prozesse hängen zusammen (z.B. Stress → Herz- /Kreislauferkrankungen)
Zusammenhang von Gesundheit/Krankheit
Verhalten(z.B. Rauchen oder Alkoholkonsum)
psychischem Erleben (z.B. positive Erwartung bzgl. der Gesundung von einer Erkrankung)
Persönlichkeit
Kognitive Aspekt
Psychologische Fragestellung (z.B. Gestaltung der Arzt-Patienten-Beziehung bzgl. eines Behandlungserfolges; was unterstützt/behindert die Mitarbeit des Patienten im Kontext eines Heilungsprozesses)
Wann wurde in der APA die Division of Health Psychology gegründet? Wann wurde in Deutschland die Fachgruppe Gesundheitspsychologie gegründet?
1978 wurde innerhalb der American Psychological Association (APA) die
Division of Health Psychology gegründet [Health Psychology; Psychology and Health, Journal of Health Psychology, Journal of Occupational Health Psychology, British Journal of Health Psychology].
1992 wurde die Fachgruppe Gesundheitspsychologie in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie gegründet
[Zeitschrift für Gesundheitspsychologie].
Wann formulierte die WHO einen positiven Gesundheitsbegriff?
In diesem Sinne formulierte die WHO (World Health Organization) schon 1948 eine positive Definition von Gesundheit.
Welches Krankheitsmodell wurde wodurch abgelöst?
Das biomedizinische Krankheitsmodell wurde durch ein biopsychosoziales Modell abgelöst.
Wann wurde eine Perspektive der Gesundheitsförderung formuliert?
Mit der Ottawa-Charta 1986 wurde dann eine Perspektive der Gesundheitsförderung formuliert.
Was versteht man unter einem positiven Gesundheitsbegriff?
Positive Definition – biopsychosoziale Modell
Gesundheit ist ein positiver funktioneller Gesundheitszustand im Sinne eines dynamischen biopsychologischen Gleichgewichtszustandes, der erhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss (WHO 1986; zit. nach Quaas 1994, 184)
Negative Definition – biomedizinisches Modell
Gesundheit = Fehlen von Krankheit
Unter welchen Aspekten kann man Krankheit und Gesundheit betrachten?
biopsychosoziales Modell nach Engell 1977/1980
Wann wurde das biopsychosoziale Modell von der WHO aufgenommen?
2001
Was ist die ICF? Welche Faktoren werden in der ICF berücksichtigt?
Die International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) ist eine Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (WHO).
Wie kann man Gesundheitspsychologie definieren?
Es besteht keine Einigkeit:
Nach Matarazzo (1980) umfasst „Gesundheitspsychologie [...] die Gesamtheit der pädagogischen, wissenschaftlichen und professionellen Beiträge der Psychologie zur Förderung und Aufrechterhaltung von Gesundheit, zur Prävention und Behandlung von Krankheiten sowie zur Identifikation der ätiologischen und diagnostischen Korrelate von Gesundheit, Krankheit und der damit verbundenen Dysfunktionen“ (S. 815).
Diese Definition von Gesundheitspsychologie...
ist breit
bezieht sich auf Krankheit UND Gesundheit
ist im präventiven UND im therapeutischen Bereich angesiedelt
verortet die Aufgaben von G-Ψ in der Grundlagenforschung UND Anwendung
Schwarzer (1997/1990) sieht den Gegenstand der G-Ψ „ vor allem in der Bestimmung und Veränderung von Verhaltensweisen und Kognitionen, die mit Krankheit verbunden sind und die der Gesundheitsförderung und Krankheitsbewältigung dienen“ (S. 3).
Schwenkmezger und Schmidt (1994) „unterscheiden zwischen einer Gesundheitspsychologie im engeren Sinne, die sie weitgehend im Bereich der primären Prävention und Gesundheitsförderung sehen, während sie im weiteren Sinne auch die Behandlung und Rehabilitation von Krankheiten einbeziehen wollen“ (zitiert nach Faltmaier, 2017, S. 20).
Mögliche Inhalte von Gesundheitspsychologie - Grundlagenfächer / Anwednungsfächer
Mögliche Inhalte von Gesundheitspsychologie
Grundlagenfächer:
Persönlichkeitspsychologie
Entwicklungspsychologie
Sozialpsychologie
→Modelle zum Gesundheitsverhalten → Ressourcenorientierte Ansätze
→ Persönlichkeitstheorien
→ Stresstheorien
Anwendungsfächer:
Klinische Psychologie
Medizinische Psychologie und
Arbeits-/Organisationspsychologie
→ Prävention (Präventionsgesetz; SGB V)
→ Tabak, Alkohol und illegale Drogen
→ Ernährung
→ Sport und körperliche Aktivität
→ Stressbewältigung
→Sexuelles Kontaktverhalten
→ Rehabilitation (SGB IX)
Forschungsschwerpunkte der Gesundheitspsychologie
Forschungsschwerpunkte
Ätiologie:
Ursachenklärung von Krankheiten (psychische und soziale Faktoren) → die Rolle von Stress(bewältigungsversuchen) bzw. Kognitionen im Kontext von Risiko- bzw. Gesundheitsverhalten bei der Entstehung von Krankheiten (Herzinfarkt, Krebs etc.)
Krankheitsbewältigung:
Wie werden chronische Krankheiten bewältigt,
welche Rolle spielen kognitive Bewertungen,
soziale Unterstützung bzw. psychosoziale Anpassung
Gesundheitspsychologie(-Forschung):
psychosoziale Prozesse im Kontext von Patientenbehandlung, Patientencompliance, Kommunikationsstrukturen im Gesundheitssystem, psychologische Vor- und Nachsorge (z.B. Operation, Rehabilitation etc.)
Worum geht es im Präventionsgesetz?
SGB V, § 20 Primäre Prävention und Gesundheitsförderung
Präventionsgesetz trat in seinen wesentlichen Teilen am 25. Juli 2015 in Kraft.
Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention(Präventionsgesetz - PrävG) verbessert die Grundlagen für die Zusammenarbeit von Sozialversicherungsträger, Länder und Kommunen in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung - für alle Altersgruppen und in vielen Lebensbereichen.
Prävention und Gesundheitsförderung sollen dort greifen, wo Menschen leben, lernen und arbeiten: In der Kita, der Schule, am Arbeitsplatz und im Pflegeheim.
außerdem wurden die Früherkennungsuntersuchungen in allen Altersstufen weiterentwickelt und wichtige Maßnahmen zum Impfschutz geregelt.
Welche Arten von Prävention kann man unterscheiden?
Primär-, Sekundär- & Tertiärprävention (= Rehabilitation)
Was ist Primärprävention?
Gesamtheit aller Maßnahmen, die den Erhalt der Gesundheit von einzelnen Individuen, Personengruppen oder einer Population zum Ziel haben
-> z.B. Werbung für mehr Gesundheit, Anti-Rauch-Kampagnen
Welche Schwierigkeiten ergeben sich bei Primärprävention?
großes Problem: Wie kann ich die Menschen nicht nur aufklären, sondern auch eine Verhaltensänderung bewirken, wenn keine unmittelbaren Folgen zu befürchten sind?
Was ist Sekundärprävention?
Gesamtheit aller Maßnahmen, die der Früherkennung und damit der Möglichkeit einer rechtzeitigen Behandlung von Erkrankungen dienen. Sie wendet sich gezielt an Personen, bei denen Risikofaktoren vorliegen, aber bisher keine daraus resultierende Erkrankung
-> z.B. alle Maßnahmen, die bei Vorleigen von Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Rauchen) unternommen werden, um eine Krankheit zu verhindern
Was ist Tertiärprävention?
Gesamtheit aller Maßnahmen, die der Berhinderung des Fortschreitens oder des Eintritts von Komplikationen bei einer bereits manifesten Erkrankung dienen
-> Rehabilitaitonsmapnahmen, Anschlussheilbehandlungen, Rezidivprophylaxe,
Was sind Beispiele für Prävention im Rahmen von kardiovaskulären Erkrankungen?
Primärprävention
hier: alle Maßnahmen , die vor dem Eintreten einer kardiovaskulären Erkrankung wie Herzinfarkt unternommen werden (z.B. Werbung für mehr Bewegung)
Sekundärprävention
hier: alle Maßnahmen, die bei Vorliegen von Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Rauchen) unternommen werden (z.B. Lipidsenkung), um eine Krankheit zu verhindern
Tertiärprävention:
hier: alle Maßnahmen, die nach einem Herzinfarkt dazu dienen, einen weiteren Infarkt zu verhindern, z.B. Rauchentwöhnung oder Lipidsenkung..
Wer führte den Begriff Rehabilitation ein?
Franz Josef Ritter von Buss (1803 – 1878), Freiburger Staatsrechtler, Arzt und Politiker führte als erster die Begriffe „Rehabilitation“ und „rehabilitieren“ in die deutsche Sprache ein
Was sind Zielsetzungen der Rehabilitation?
Integration und Inklusion
Was bedeuten Exklusion und Separation?
Exklusion (lat. exclusio: ausschließen) = Ausschluss von Individuen aus der Gesellschaft
Separation (lat. separare: absondern) = Trennung unterschiedlicher Individuen zur Herstellung einer größtmöglichen Homogenität
Was bedeuten Integration und Inklusion?
→Integration (lat. integer: unberührt, unversehrt, ganz) = Einbindung von z.B. Minderheiten
→ Inklusion (lat. inclusio: Einschluss) = Heterogenität als Normalzustand
Was besagt die Theorie der Enthinderung
Grundlage: Piagets Adaptations-Idee
Akkomodation
Erwerb und Anpassung von Schemata
Assimilation
Anwendung von Schemata
Übertragung auf irreversible Behinderungen nach Witte: Readaptation:
Reakkommodation
Veränderung auf Seiten der Person in Richtung ihrer Umwelt (Psychisch und sozial)
Reassimilation
Umgestaltung der Umwelt in Richtung der indiviudellen Möglichkeiten/ Bedürfnisse
Entwicklung der Rehabilitation
systematische Behindertenfürsorge im 19. Jhd.
1889 Invaliditäts- und Alterssicherung (1889)
Krüppelzählung 1906
Konrad Biesalski: Berufliche Rehabilitation als Erweiterung auf alle Berufe
Rehabilitation nach dem 1. Weltkrieg Gesetzgebung nach Kausalitätsprinzip (= Ursache der Behinderung) ausgerichtet nicht nach Finalitätsprinzip (= Ziel der Fürsorge)
Rehabilitation nach dem 2. Weltkrieg Umfassende und in vielen Disziplinen getragene Einstellung zur medizinischen, psychischen und sozialen Betreuung Behinderter.
nach 1945 “Kriegsbeschädigten”-Versorgung
1974 Auch seelische Beeinträchtigungen und Lernbehinderungen werden einbezogen.
1979 vorläufig letzte Ausweitung des Behinderungsbegriffs auf
Persönlichkeitsstörungen und Suchtkrankheiten
Welche vier Faktoren nehmen laut Piaget Einfluss auf die kognitive Entwicklung?
Grundannahme: Vier Faktoren nehmen Einfluss auf die (kognitive) Entwicklung
- Reifung,
- Aktive Erfahrung
- Soziale Interaktion
- Streben nach Gleichgewicht
Was bedeutet das Streben nach Gleichgewicht laut Piaget?
Gleichgewichtsstreben
Assimilation und Akkommodation sind Formen der Anpassung (Adaption) des Individuums an seine Umwelt.
Lebende Organismen streben nach einem Gleichgewicht (Äquilibrium) zwischen Assimilation und Akkommodation
Assimilation: Wahrgenommenes passt in die bereits vorhandenen, kognitiven Strukturen (Schemata).
Akkommodation: Die kognitiven Strukturen (Schemata) müssen an die neue Situation angepasst werden, da die vorhandenen Strukturen für die Lösung nicht ausreichen.
Welche Schemata unterscheidet Piaget?
(a) Verhaltensschemata (z.B. Laufen, Hinlegen etc.)
(b) Kognitive Schemata (z.B. Eigenschaften von Gegenständen)
Verhaltensschemata und kognitive Schemata sind miteinander vernetzt.
Akkomodation tritt ein, wenn Assimilation nicht mehr ausreicht.
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