Das Wesen des Menschen verstehen
Orientierung über den Lebenslauf / Entwicklungsnormen
Welche Kompetenzen darf man wann erwarten? Welche Schutzmaßnahmen sind angebracht? Mit welchen typischen Risiken und Problemen ist zu rechnen?
Entwicklungsprognosen erstellen (Schulerfolg, Auftreten von Pathologien)
Wissenschaftlich fundierte Grundlagen für Prävention und Intervention bei normaler und gestörter Entwicklung.
Sozialpolitische Entscheidungen treffen (Gesetzgebung, Politikberatung): Programme für alle Kinder/spezielle Zielgruppen, Welche Art von Betreuung wann?, Lehrpläne, etc.
Wie kann die Beziehung zwischen Anlage und Umwelt gesehen werden?
In welcher Weise tragen Kinder zu ihrer eigenen Entwicklung bei?
Sollte man Entwicklung als kontinuierlichen oder als diskontinuierlichen Prozess ansehen?
Auf welche Weise treten entwicklungsbedingte Veränderungen auf?
Welchen Einfluss hat die soziokulturelle Umwelt auf die Entwicklung?
Wie kommt es zu interindividuellen Unterschieden?
Welchen Beitrag kann die Entwicklungsforschung zum kindlichen Wohlergehen leisten?
Veränderung der Form und des Verhaltens von Lebewesen
Entwicklung der Arten
Stammesgeschichtliche Entwicklung des Menschen
Entwicklung vom Embryo bis zum erwachsenen Individuum (Allgemeine Entwicklungspsychologie)
Entwicklung des Individuums (Differenzielle Entwicklungspsychologie)
Pränatalzeit
Säuglings- und Krabbelalter
Frühe Kindheit (Kindergarten/Vorschulzeit)
Mittlere Kindheit (Schulalter)
Adoleszenz
Erwachsenenalter
Hohes Alter
Empfängnis bis Geburt
0-2 Jahre
2-6 Jahre
6-11 Jahre
früh: 11-13 Jahre
mittel: 14-17 Jahre
spät: 18-21 Jahre
früh: 21-40 Jahre
mittel: 40-64 Jahre
spät: 65-80 Jahre
ab 80 Jahre
Chronologisches Alter: Alter als reine Zeitangabe
Biologisches Alter: Alter gemessen am körperlichen und geistigen Entwicklungs- bzw. Verfallszustand
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Formale, rechtliche Kriterien: z.B. Volljährigkeit
Objektive, Verhaltensnahe Kriterien: z.B. Auszug aus Elternhaus, Heirat, Elternschaft
Psychologische Kriterien: z.B. Ablösung, emotionale Autonomie
Subjektive Kriterien: Selbstklassifikation von Personen zu einer Altersgruppe
→ Verschiedene Arten von Veränderung
→ Veränderungsmechanismen
→ Klassisches und modernes Verständnis von Entwicklung
Entwicklung = Ent-Faltung (etwas, das schon vorher existiert, offenbart sich) (bis frühes 19.Jhdt)
Allmähliche Ausbildung der Strukturen und Organe eines Organismus (ab 19. Jahrhundert)
Quantitative Betrachtung
Qualitative Betrachtung
Etwas wird strukturell anders als vorher
z.B: Substitution (Ersetzen - z.B: vom Greifreflex zum gezielten Greifen)
Divesifikation(Repertoire wird größer, z.B. versch. Greifarten)
Modifikation (i.S.v. Veränderung, Neudefinition)
Differenzierung (iSv. Spezifizierung, z.B. Reaktion auf Fremde vs Vertraute)
Integration (Verknüpfung z.B. Lesen + Begriffsverständnis = Textverständnis)
Etwas wird größer/mehr Mengenmäßige Erfassung von Qualitäten
z.B: Hinzukommen oder Wegfall/Abnahme von Fähigkeiten
Wachstum, Lernen, Sozialisation, Reifung, Prägung
eindimensionale, quantitative Betrachtung von Veränderungen
spezifische Veränderungen in einem Bereich
Betrachtung des Menschen in gesellschaftlichen Struktur- und Interaktionszusammenhängen
(Kultur- und Erziehungseinflüsse)
intern gesteuerter Prozess
universell
altersgebunden
nicht umkehrbar
irreversible Form d. Lernens während einer „kritischen Periode“
zeitlich begrenzter erhöhter Sensibilität für externe Reize → beim Menschen: Sensiblen Phasen
Vorprogrammierte Zeiträume vorübergehend stark erhöhter Empfänglichkeit für bestimmte äußere Einwirkungen.
= Lebensphase, in der besondere Arten von Erfahrungen besonders nachhaltigen Einfluss auf die spätere Entwicklung nehmen.
Negative Konnotation: Phase der Verletzbarkeit
Positive Konnotation: “window of opportunity“
Anfang und Ende von sensiblen Phasen sind an biologische Reifungsprozesse gebunden.
in denen die Umwelt eine wichtige Rolle spielt.
BEISPIEL: Physiologische Funktionen
Der Einfluss toxischer Substanzen in der Pränatalzeit variiert mit dem Alter des Embryo / Fötus
Blau: Zeitraum sehr rascher Entwicklung mit der größten Gefahr für Fehlentwicklung
Grün: immer noch sensible Phase, aber nicht mehr so dramatisch
Klassische psychologische Beschreibung
Entwicklung impliziert Veränderungen im Verhalten, die folgende Merkmale aufweisen:
gerichtet auf höherwertiges Niveau
gerichtet auf Endzustand
qualitativer Art
universell – nicht kulturgebunden (die ersten 4: problematisch oder nicht umfassend)
korreliert mit dem Alter (bleibt)
Alter ist keine unabhängige Variable im experimentellen Sinn; sie erklärt nichts und ist nicht selbst kausal wirksam; man nennt sie daher auch Trägervariable.
Beispiel Intelligenzentwicklung:
Intelligenz variiert mit dem Alter, aber das Alter verursacht nicht eine Veränderung der Intelligenz
Entwicklung als alterskorrelierte Veränderungen unter Berücksichtigung folgender Aspekte:
Entwicklung als lebenslanger Prozess
Entwicklung als multidirektionales Geschehen
Entwicklung als Gewinn und Verlust
Entwicklung als systemische Veränderung
Entwicklung als probabilistische Epigenese
Allmähliche Ausbildung gegebener Anlagen
Anlagen werden nur mit einer best. Wahrscheinlichkeit wirksam →Anlage-Umwelt-Interaktion
(Anlage – Umwelt – Debatte)
Kind kommt nur soweit wie es seine Anlagen bzw. die Umweltgegebenheiten zulassen
Anlage bzw. Umweltgegebenheiten müssen ein Mindestkriterium erfüllen um Entwicklung zu ermöglichen
Anlage- und Umwelteinflüsse addieren sich bei der Entwicklung bestimmter Kompetenzen
Problem: Umweltwirkungen könnten ihrerseits reduziert sein, wenn spezifische Anlagen nicht vorhanden sind (kein additiver Zusammenhang)
Anlage- und Umwelteinflüsse steigern sich gegenseitig. Wenn ein Faktor ausfällt, wird auch das Produkt = 0.
Zu Beginn sind Anlageeinflüsse dominant (t0), Umwelteinflüsse kommen hinzu (t1), Komplexe Wechselwirkung von Anlage und Umwelt zu jedem weiteren Zeitpunkt in der Entwicklung(t2)
In den ersten Lebensmonaten oder Lebensjahren ist das Kind seiner Umwelt stark ausgeliefert d.h., Umwelteinflüsse kommen stärker zum Tragen.
Später sucht das Kind aktiv Kontexte, die zu seinen Anlagen passen. Beobachtung: Getrennt aufgewachsene eineiige Zwillinge unterscheiden sich in jungen Jahren stärker voneinander als in älteren Jahren.
Bis 8. Schwangerschaftswoche – EMBRYO
9. Woche bis Geburt – FETUS (FÖTUS)
Extremitäten und alle zentralen Organe werden angelegt (Zellteilung, Zellmigration, Spezialisierung und Absterben von Zellen).
4. Woche: Extremitäten werden angelegt / Augen, Ohren und Verdauungssystem nehmen Form an / Hauptschlagadern sind gebildet / Bildung von Nervenzellen
5. Woche: Bronchien werden angelegt / Erste Muskel-zellen bilden sich / Hände beginnen zu wachsen
6/7. Woche: - Der Kopfbereich entwickelt sich früher als vom Kopf entferntere Regionen = Cephalo-Caudal-Trend
Gesicht nimmt Gestalt an
Erste Spontanbewegungen /
Rasches Gehirnwachstum (1000 Neuronen pro Min.)
Weiterentwicklung der körperlichen Strukturen, schnelles Körperwachstum. Sensorische Erfahrung, Lernen.
3. Monat:
Skelett verfestigt sich
Alle Organe und Gewebearten sind angelegt
Berührungen an Händen und Füßen lösen Greifbewegungen aus
Geschlecht äußerlich erkennbar (11-12 Wochen)
5. bis 9. Monat der Schwangerschaft:
Verstärktes Längenwachstum / Unterhautfettgewebe wird gebildet /Lungenreifung! / Starkes Gehirnwachstum!
Bewegungen der Extremitäten lassen nach; parallel dazu beginnen sich die höheren Hirnregionen zu entwickeln.
Neurogenese
Wachstum und Differenzierung der Neurone. Vergrößerung des Dendriten-Baums, Bildung von Stacheln (Auswüchse auf den Dendriten), die die Fähigkeit erhöhen, Verbindungen mit anderen Neuronen einzugehen.
Periode des stärksten Wachstums und der Differenzierung von Neuronen nach der Geburt.
Myelinisierung
3.-4.pränatale Woche:
250 T neue Zellen pro Minute – Neurogenese etwa 18 Wochen nach Befruchtung weitgehend abgeschlossen.
(Ausnahme: Hippocampus weitere Neuronenbildung auch noch im Erwachsenenalter -> Gedächtnis)
die Bildung einer lipidreichen Schicht um die Axone von Neuronen (elektr. Isolierung).
Beginnt vor der Geburt und dauert bis ins Jugendalter fort.
• Axonwachstum
• Dendritenbildung
• Myelinisierung (wenn Axone weitgehend ausgewachsen sind)
• Synaptogenese / Spreading (Bildung und Ausbreitung von Synapsen)
• Pruning (Abbau überschüssiger Synapsen)
• Apoptose (programmierter Zelltod, hier von Neuronen)
2 Jahre:
70% der Größe eines ausgewachsenen Gehirns
6 Jahre:
90-100 %
Vorschulalter:
v.a. Synaptogenese im Präfrontalcortex -> Präfrontalcortex u.a. wichtig für Inhibitionskontrolle
Zwischen 5 und 7 Jahren:
zeigt sich im Frontalkortex eine Zunahme der Oberfläche
Die Volumen-Entwicklung des Gehirns ist mit Eintritt in das Schulalter weitgehend abgeschlossen.
Anzahl der Neurone nach der Geburt weitgehend konstant
Reifung der Neurone, Synaptogenese (Synapsenbildung), Vernetzung mit anderen Neuronen (Spreading)
Längenwachstum der Axone
Myelinisierung der Axone
Höhepunkt der Synaptogenese…
… im sensumotorischen Cortex bei Geburt
… in parietalen und temporalen, assoziativen Regionen letztes Drittel d. 1.LJ
… im Präfrontalcortex während des Vorschulalters
Adoleszenz:
Anteil grauer Substanz (Zellkörper und synapt. Kontakte) steigt stark an und fällt dann wieder ab -> “Zweite Welle“ der Synaptogenese und des Synapsensterbens
Zwischen 2. und 6. Lebensjahr höchster Vernetzungsgrad
Universelle Erfahrungen (z.B. visuelle Stimulation in normaler Umgebung) werden vom Gehirn “erwartet”. Wenn eine solche Erfahrung unterbleibt, können Defizite auftreten. Spezielle Sensitivität für bestimmte Arten von Stimulation in bestimmten Zeitabschnitten -> Sensible Phasen
-> vgl. Synaptogenese im visuellen Cortex zwischen 6. und 8. Monat
-> Danach Abbau nicht genutzter Verbindungen
Nervenverbindungen werden im Laufe des Lebens als Funktion der individuellen Erfahrung hergestellt und restrukturiert.
(Bsp.: Effekte der Umwelterfahrung bei Tieren).
Spezielle Effekte aufgrund spezifischer Fertigkeiten, (z.B. bei Cellisten verstärkte corticale Repräsentation der Finger der linken Hand).
Erregungsniveau und Ausmaß der Beteiligung an der
Umwelt: Kontinuum von Tiefschlaf bis zu intensiver Aktivität
Reflexe, Daumen lutschen, Strampeln, Augenbewegung, Mimik, Schreien
Bewegungen sind allgemein noch fahrig, manchmal zittrig, und nur grob gerichtet, Strampeln erfolgt ruckartig
Hände sind meist zur Faust geballt
Kopf kann noch nicht selbständig gehalten werden
Reaktionen erfolgen mit Zeitverzögerung
Ein Reflex ist eine angeborene, automatische Reaktion auf eine bestimmte Form der Stimulierung.
bis zum 2. Monat
Sobald Fußfläche eines Beins eine Oberfläche berührt, hebt Kind anderes Bein
bis zum 4. Monat
Wenn das Kind nach hinten fällt, macht es bogenförmige Armbewegung
(wird ersetzt durch Schreckreflex)
bis zum 6. Monat
Wenn Handinnenflächen berührt werden, greift Kind und lässt nicht mehr los
(Fußgreifreflex bis 12. Monat)
bis 8./12. Monat
Wenn Fußunterseite (Außenkante) berührt wird, spreizt Kind die große Zehe und zieht die übrigen Zehen ein
(Erwachsene: Plantarreflex –alle Zehen werden eingezogen)
bis zum 3./4. Monat
Wenn Wange berührt wird, dreht das Kind den Kopf in entsprechende Richtung
Ende der Kindheit
Sobald Lippen etwas umschließen, beginnt das Kind zu saugen
bis 6. Monat
Schwimmbewegungen im Wasser
Blockade der Atmung, wenn Mund und Nase im Wasser benetzt werden
permanent
Schlucken
Schreitreflex, Mororeflex, Greifreflex, Wangensuchreflex, Saugreflex, Schluckreflex, Schwimmreflex, Atemschutzreflex:
Sicherstellung der Grundversorgung mit Nahrung
Sicherstellung von Kontakt
Vorbereitung auf spätere Bewegung
Schutz vor schädlichen Reizen
Cephalo-Caudal-Trend
Bereiche in der Nähe des Kopfes entwickeln sich früher und schneller als die vom Kopf weiter abwärts gelegenen Körperbereiche (Kopf vor Rumpf, Hände vor Füßen).
Proximo-Distal-Trend
Während der Embryonalentwicklung wachsen zuerst Kopf, Brust und Bauch, dann die Arme und Beine und zuletzt die Hände und Füße. Ähnliches gilt für die postnatale Entwicklung.
Motorische Entwicklung
Im ersten Lebensjahr wird zuerst Kopf-, Brust- und Rumpfkontrolle erworben, dann Kontrolle über Arme und Beine und zuletzt Kontrolle über Hände und Füße.
Zunehmende Integration einzelner Bewegungen .
Verbesserung der Balance.
Laufen: vom Pinguingang zum richtigen rennen (Füße geradeaus, Knie anheben, Arme schwingen).
Fünfjährige rennen im Schnitt doppelt so schnell wie Zweijährige.
Werfen und Fangen: Kinder lernen zunehmend besser, Werf- und Fangbewegungen mit ihrem gesamten Körper abzufedern
Zunahme an:
Flexibilität
Muskelkraft
Agilität (Schnelligkeit und Genauigkeit von Bewegungen)
Körperbalance (z.B. Schwebebalken)
Reaktionsgeschwindigkeit verdoppelt sich zwischen 6 und 14 Jahren
Greifen, Daumen nuckeln, anstoßen an die Gebärmutterwand
Schluckt Fruchtwasser
Präferenz für süßen Geschmack
Fruchtwasser nimmt Aroma der mütterlichen Nahrung an
Wenn der Fetus atmet kommt Fruchtwasser in Kontakt mit seinem olfaktorischen System
vernachlässigbar
Geräusche des Körperinneren (mütterlicher Herzschlag, Atemgeräusche, etc.)
Geräusche von Außen (mütterliche Stimme, Stimmen anderer Menschen)
Fetus reagiert hierauf mit Bewegungen und Veränderungen der Herzschlagrate
Gewöhnung an einen wiederholt dargebotenen Reiz
Eines der wichtigsten Paradigmen innerhalb der Säuglingsforschung: Habituations-Dishabituationsparadigma
Unter Gedächtnis versteht man die Fähigkeit, aufgenommene Information zu encodieren, zu speichern und wieder abzurufen.
Habituation: Abnahme der Reaktion auf einen wiederholt dargebotenen Reiz
-> indiziert Erinnerung
Dishabituation: Wieder-Auftreten der Reaktion auf neuen Reiz -> indiziert die Unterscheidung beider Reize
Habituation als wichtiges generelles Maß der Informationsverarbeitung
Höhere Vorhersagegüte für spätere Intelligenz als herkömmliche Entwicklungstests.
Habituation findet bereits im Mutterleib statt (Habituation an akustische Reize ab 23.SSW)
Frühe Gewöhnung / Habituation an akustische Reize (Abnahme der Reaktion auf wiederholte oder andauernde Reizung)
Abhängige Messung: z.B: Herzschlagrate
Habituationsreaktionen sind ab der 32. SSW voll ausgebildet (akust. Reize schon ab 23. SSW)
Erinnerung an Reize bis 24 Stunden später möglich (ab ca. 37. Woche)
Studien von DeCasper & Fifer (1980), DeCasper & Spence (1986):
Schwangere lesen Reimgeschichte 2mal am Tag während der letzten 6 1/2 Schwangerschaftswochen laut vor.
Methode: Preferential sucking
Über die Saugfrequenz reguliert des Baby, welchen von zwei alternativen Reizen es wahrnehmen möchte
-> Babies „ersaugen“ sich die bekannte nicht aber eine unbekannte Geschichte
Bereits beim Fötus nachweisbar (z.B. motor. Reaktionen / EEG oder MEG Messungen)
Lernen über Verhaltenskonsequenzen.
Bereits bei Neugeborenen nachweisbar.
(In der Säuglingsforschung v.a. Mechanismus der positiven Verstärkung)
-> Regelmäßigkeiten erkennen und für Vorhersagen nutzen.
Ab 3 Monaten bei simplen visuellen Reizdarbietungen nachweisbar.
Korrelation mit späterem IQ.
Form des sozialen Lernens
Gesteigertes Interesse an den örtlichen Gegebenheiten an denen die Handlungen des anderen beobachtet wurden
Gesteigertes Interesse an dem vom Anderen benutzten Objekt
causal affordances
Etwas über bestimmte Eigenschaften eines Objekts od. kausale Relationen zwischen Objekten lernen
Lernen, dass ein bestimmtes Ziel erreicht werden kann
Replikation einer beobachteten Handlung
Erkennen und Reproduzieren des Ziels über genau die beobachteten Handlungen
Erkennen und Reproduzieren des Ziels über genau die beobachteten Handlungen inclusive Erkennen, warum diese Handlungen mit diesem Objekt erfolgreich sind
Neugeborenenimitation
Nur Handlungen, die im Verhaltensrepertoire des Kindes liegen.
Streit ob es sich hierbei um Reflexe oder Imitation handelt.
In den nächsten Monaten verschwindet dieses Verhalten
Ab 6 Mon:
Einzelne Einfache Handlungen aus Handlungssequenzen werden imitiert. z.T. auch Handlungen, die nicht im eigenen Repertoire liegen werden nachgemacht, jedoch nur nach häufiger Demonstration.
Ab 9 Mon:
Auch neue Handlungen werden imitiert, selbst bei nur einmaliger Demonstration. Verzögerte Imitation.
Ab 14-18 Mon:
Ziel (Intention) einer Handlung rückt in den Vordergrund.
Fehlerhafte Handlungen werden „korrekt“ nachgemacht.
EMBRYO-> bis 8.SSW -> Extremitäten und zentrale Organe werden angelegt
FETUS (FÖTUS)-> 9.SSW bis Geburt -> Weiterentwicklung körperl. Strukturen, schnelles Körperwachstum, sensorische Erfahrung, Lernen
BERÜHRUNG: Greifen, Daumen nuckeln, an Gebärmutterwand anstoßen
GESCHMACK: Fruchtwasser schlucken, Präferenz für süßen Geschmack
GERUCH: Fruchtwasser hat Aroma der mütterl. Nahrung, bei Atmung kommt Fruchtwasser in Kontakt mit olfaktorischem System d. Fetus
SEHEN: vernachlässigbar
HÖREN: Geräusche des Körperinneren, Geräusche von außen (Stimmen z.B), Fetus reagiert mit Bewegungen und Änderung der Herzschlagrate
- Frühe Gewöhnung an akustische Reize -> ab 23.SSW -> durch Messung der Herzschlagrate
- Habituationsreaktionen ab 32. SSW voll ausgebildet
- Preferential sucking Methode -> Schwangere lesen Reime 2 mal am Tag während letzten 6 ½ SSW vor -> Baby zeigt über Saugfrequenz welche Reize es wahrnehmen möchte -> „ersaugen“ von bekannten Geschichten
- Klassische Konditionierung beim Fetus nachweisbar
Ca. 6 Jahre-> mit Eintritt ins Schulalter
Reifung der Neurone
Synaptogenese (Synapsenbildung)
Vernetzung mit anderen Neuronen (Spreading)
Bildung und Ausbreitung von Synapsen
(Experience expectant)
Erwartend: Universelle Erfahrungen werden vom Gehirn erwartet; mögliche Defizite bei Ausbleiben der Erfahrungen (z.B. nicht genutzte Verbindungen der Synaptogenese werden einfach abgebaut)
(Experience dependent)
Abhängig: Nervenverbindungen werden im Laufe des Lebens als Funktion individueller Erfahrung hergestellt und restrukturiert; Spezielle Effekte aufgrund spezifischer Fertigkeiten
9 Reflexe (+3):
Schreitreflex-> bis 2.Monat; Heben des anderen Beins, sobald Fußfläche eine Oberfläche berührt
Morororeflex-> bis 4.Monat; Bogenförmige Armbewegung, wenn Kind nach hinten fällt (Später Schreckreflex)
Greifreflex-> bis 6.Monat; greifen und nicht mehr loslassen (Fußgreifreflex bis 12. Monat)
Babinskireflex-> bis 8./12.Monat; spreizen der großen Zehe und einziehen der restlichen Zehen, wenn Fußunterseite (Außenkante) berührt wird (als Erw. Plantarreflex: alle Zehen werden eingezogen)
Wangensuchreflex-> bis 3./4.Monat; Kopf wird in Richtung bewegt, in der Wange berührt wird
Saugreflex-> bis Ende der Kindheit
Schwimmen-> bis 6.Monat; automat. Schwimmbewegungen
Atemschutzreflex-> bis 6.Monat; Blockade der Atmung, wenn Mund und Nase mit Wasser benetzt
Schluckreflex-> immer
Sicherstellung der Grundversorgung
Vorbereitung auf spätere Bewegungen
6 wichtige Meilensteine
6 Wochen-> Kopf stabil und aufrecht halten
2 Monate-> Krabbeln
7 Monate-> Sitzen
11 Monate-> Stehen
11 Monate, 3 Wochen-> laufen
16 Monate-> Treppen steigen (mit Hilfe)
KINDERGARTEN:
-bessere Balance (Grobmotorik)
-vom Pinguingang zum richtigen rennen (Grobmotorik)
-zunehmende Integration einzelner Bewegungen (Grobmotorik)
-bessere Werf- und Fangbewegungen-> Bewegungen werden mit dem ganzen Körper abgefedert
GRUNDSCHULE:
Zunahme an -Flexibilität -Muskelkraft -Agilität -Körperbalance
-Reaktionsgeschwindigkeit (verdoppelt zwischen 6 u. 14 J.)
Feinmotorik-> 2-3J.: grobe Reißverschlüsse auf und zu machen, Türen allein öffnen, Stifte benutzen, Löffel benutzen
3-4J: große Knöpfe auf und zu, Schere nutzen, um Papier zu schneiden, selber essen
4-5J: Anziehen und Ausziehen ohne Hilfe, Gabel richtig benutzen, entlang einer Linie schneiden
5-6J: Knoten binden, ab 6 J auch Schleifen binden, Messer benutzen
Grabschgriff (bis 7 Monate) -> Scherengriff (bis 8-9 Mon.) -> Pinzettengriff (ab 8. Mon.)
Qualitative Veränderung-> Diversifikation (Veränderung der breite des Repertoires)
-Axonenwachstum
-Dendritenbildung
-Myelinisierung
-Synaptogenese/Spreading
-Pruning (Abbau überschüssiger Synapsen)
-Apoptose (programmierter Zelltod von Neuronen)
CEPHALO-CAUDAL-TREND:
Bereiche in Kopfnähe entwickeln sich früher und schneller als der Rest
PROXIMO-DISTAL-TREND:
Während Embryonalentwicklung wachsen erst Kopf, Brust, Bauch, dann Arme und Beine und zum Schluss Hände und Füße (postnatal ähnlich)
Local Enhancement: gesteigertes Interesse an örtlichen Gegebenheiten an denen Handlungen beobachtet wurden
Stimulus Enhancement: gesteigertes Interesse an von anderem genutzten Objekt
Emulation (Affordanzen): lernen über Eigenschaften eines Objekts/ kausale Relation zwischen Objekten
Goal Emulation: Lernen, dass best. Ziel erreicht werden kann
Mimicry: Replikation beobachteter Handlung
Blind Imitation: Erkennen und Reproduzieren eines Ziels über beobachtete Handlungen
Insightful Imitation: wie Blind Imitation + erkennen warum Handlung erfolgreich ist
NEUROGENESE: Bildung von Neuronen durch Zellteilung
ZELLMIGRATION: Ortsveränderung von Zellen/ Wanderung der Neuronen zu ihrem Bestimmungsort
Neugeborene: imitieren Handlungen, die in ihrem Repertoire liegen, Streit ob Reflex oder Imitation
Ab 6 Monate -> Einfache Handlungen aus Handlungssequenzen werden imitiert; nach mehrmaliger Demonstration werden Handlungen außerhalb des eigenen Verhaltensrepertoire auch imitiert
Ab 9 Monate -> neue Handlungen werden imitiert; verzögerte Imitation
Ab 14-18 Monate -> Ziel einer Handlung im Fokus, nicht korrekte Handlungen werden korrekt nachgemacht
Sehen – Visuelle Wahrnehmung
Hören – Auditive Wahrnehmung
Schmecken – Gustatorische Wahrnehmung
Riechen – Olfaktorische Wahrnehmung
Tasten - Taktile Wahrnehmung
Schmerzwahrnehmung – Nozizeptive Wahrnehmung
Temperaturwahrnehmung – Thermozeptive Wahrnehmung
Körperempfindung – Propriozeptive Wahrnehmung (Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum)
Erste Wahrnehmung schon beim Fötus
Bei Geburt ist das Kind taktil sensitiv am ganzen Körper
Besonders hohe Dichte an Rezeptoren an der Fußsohle und an den Handinnenflächen (v.a. Fingerspitzen), sowie im Mundbereich
Schmerzreaktionen treten aufgrund der fehlenden Myelinisierung der Schmerzneurone verzögert auf
Bereits beim Neugeborenen Reaktion auf plötzliche Temperaturveränderungen
→ Rückzug (vornehmlich bei Hitze)
→ vermehrte Aktivität (vornehmlich bei Abkühlung)
Neugeborene: Plötzliche Veränderungen der Körperposition
-> Reflexe oder Änderungen des Muskeltonus.
Diskriminationsleistungen Neugeborene:
Geschmack: Süss, Sauer, Salzig, Bitter, Umami (fleischig herzhaft) - -
Geruch: Feinste Unterschiede bedeutsam
Präferenzen
Geruch des Fruchtwassers der eigenen Mutter gegenüber fremdem
Süßes gegenüber Saurem
Muttermilch gegenüber neutraler Flüssigkeit und gegenüber der Milch einer anderen Frau (Geruch und Geschmack)
Analyse mimischer Reaktionen (v.a. bei starken Aromen)
Head turn Paradigma (siehe nächste Folie)
Getränktes Stofftuch rechts und links vom Kopf des Kindes (kritischer Reiz vs. Vergleichsreiz).
Abhängige Messung: Spontane Zuwendung mit dem Gesicht
Saugpräferenzmethode
Erhebung der Saugrate für unterschiedlich schmeckende Flüssigkeiten
Stabilometer
Apparat, der das Ausmaß körperlicher Aktivität von Neugeborenen in Reaktion auf Außenreize (z.B. Gerüche) misst (bei negativer Reaktion mehr Aktivität)
Erste Reaktionen
Ab 22. SWS ist Cochela entwickelt (Hörschnecke, Rezeptorfeld für akustische Wahrnehmung)
Ab dann Hören im Mutterleib möglich
Ab ca. 24 SWS auch laute Außengeräusche wahrnehmbar
Außengeräusche werden ab ca. 60dB direkt übertragen.
Im Mutterleib herrscht hoher Geräuschpegel: Verdauungstrakt der Mutter bis zu 85dB, Blutfluss in den Arterien der Mutter ca. 55 dB + Herzschlag und Atemgeräusche.
Richtwerte: 30dB Flüstern, 60dB Unterhaltung, 85dB mittlerer Straßenverkehr, 100dB Presslufthammer, Schmerzschwelle bei ca. 130dB.
Bei Geräuschen ab 110dB sind Stresssymptome beim Ungeborenen erkennbar.
Frühe Diskriminationsleistungen
Laute aus unterschiedlichen Sprachen
Auf- und absteigende Tonfolgen
Zwei und dreisilbige Worte.
Komplexe Geräusche lieber als einfache Töne.
Mutterstimme lieber als andere Stimmen
Muttersprache lieber als andere Sprachen
Ammensprache lieber als monotones Sprechen
Zunächst noch mangelnde Akkomodationsfähigkeit der Linsen: Einfallende Lichtstrahlen werden zunächst noch nicht in der Fovea Centralis gebündelt (Fokus liegt einige Millimeter hinter der Retina)
Akkomodation: Anpassung der Brechkraft (= Stärke, mit der Lichtstrahlen gebündelt werden)
Retina. Die Zapfen im Bereich der Fovea centralis (Bereich des schärfsten Sehens) sind noch nicht vollständig ausgereift.
Die Koordination beider Augen funktioniert noch nicht zuverlässig und genau.
Einige neuronale Bahnen (Retina – Gehirn) sind noch nicht vollständig ausgereift.
Linsen. Einfallende Licht-strahlen werden zunächst noch nicht in der Fovea Centralis gebündelt (Fokus liegt einige Millimeter hinter der Retina)
Einzeldarbietung zur Überprüfung von Präferenzen für bestimmte Stimuli
Gesichter werden Länger angeschaut als Muster oder Farbflächen
-> Präferenz für Gesichter
Interpretations-Problem bei gleichen Blickzeiten
2 Möglichkeiten
(a) Das Neugeborene diskriminiert, aber es findet beide Reize gleich interessant.
(b) Es liegt keine Diskrimination vor
1. Habituation an einen von zwei Reizentypen
2. Im Test werden zwei Reize dargeboten:
(a) Der bereits vertraute Reiz
(b) Ein neuer Reiz
Sollte das Kind den neuen Reiz bevorzugen, kann es beide Teststimuli diskriminieren.
Formen mit Mustern sind interessanter als Formen ohne Muster
Gesichtsähnliche Konfigurationen werden besonders gerne angesehen
Kanten mit scharfen Helligkeitskontrasten werden bevorzugt.
Bewegte Reize sind interessanter als statische Reize.
wesentliche Fortschritte bis zum 2. Monat
Diskriminationsfähigkeit für Affengesichter verliert sich ab ca. 9 Monaten
3 Monate: Bevorzugung biodynamischer Bewegung
Differenzierung des Farbspektrums
Im 2. Lebensmonat weitgehend entwickelt
Kontrastsensitivität
Wesentliche Fortschritte bis zum 2. Lebensmonat Binokulare
Fokussierung
Entwicklung ab ca. 3. Lebensmonat abgeschlossen
Verfolgen bewegter Objekte
„Smooth pursuit“: Beginn mit ca. 2. Monaten
Sehschärfe
bis zum 8. Monat weitgehend entwickelt
Weshalb nehmen wir die Größe von Objekten als konstant wahr, obwohl sich die Größe des 2-D Abbilds auf der Netzhaut ändert?
-> Größenkonstanz (Verrechnung von Distanz und Sehwinkel)
Bildgrößenänderungen (auf der Retina) werden nicht einer Änderung der Objekteigenschaft sondern der Entfernung zugeschrieben.
Wie entsteht der Eindruck von Tiefe obwohl wir nur 2-dimensionale Netzhautbilder haben?
-> Tiefenhinweisreize
Looming-Experimente:
Kind sitzt vor einer Leinwand; Quadrat expandiert. Gegenstand auf Kollisionskurs (links):
Kinder ab 1 Monat schrecken zurück und kneifen die Augen zu.
Frühgeborene zeigen diese Reaktion später.
Interpretation: Größenkonstanz ist möglicherweise angeboren
Es gibt monokulare und binokulare Tiefenhinweisreize
Wichtige monokulare Tiefenhinweisreize:
Verdeckung (ab 5-7 Monate)
Vertraute Größe (ab 7 Monate)
Lineare Perspektive (ab 7 Monate)
Wichtige binokulare Tiefenhinweisreize:
Querdisparation (möglicherweise angeboren)
Objekte, die andere Objekte verdecken werden als näher wahrgenommen
Objekte, die sich näher am Horizont befinden, werden als weiter entfernt liegend wahrgenommen
Bei gleichgroßen Objekten werden diejenigen als weiter entfernt wahrgenommen, die einen kleineren Sehwinkel einnehmen
Unscharfe Objekte werden als weiter entfernt wahrgenommen
Bei gleicher Abbildungsgröße auf der Netzhaut werden kleinere
Objekte als näher liegend wahrgenommen
konvergierende Linien erscheinen als in die Tiefe laufende Parallelen
Gleichabständige Strukturen erscheinen weiter entfernt je dichter gepackt sie sind
ab ca. 2-3 Monate
Objekte im Raum verschieben sich auf der Retina unterschiedlich schnell
Was sich schneller bewegt wird als näher interpretiert; was sich langsamer bewegt wird als weiter weg interpretiert.
Durch Verschiebung auf Netzhaut entsteht der Eindruck von Tiefe.
zweier Objekte je nach Bewegungsrichtung des Betrachtes
Unterschiedliche Netzhautbilder auf rechtem und linkem Auge
Phase 1: Gewöhnung an eine Szene, in der ein Stab hinter einem Wandschirm hin- und her bewegt
Phase 2: Entfernung des Wandschirms; zwei Testszenen (a), (b)
Ab 4-5 Monate: Kinder schauen länger auf Szene mit zwei Stabteilen; Ohne Phase 1 gab es keine Präferenz.
Interpretation: 4-5 Monate alte Kinder verstehen Prinzip der Verdeckung.
Zeigt man Kindern die unten stehenden Vorlagen, so findet sich ab 7 Monaten bei Abbildung (a) links eine Greifpräferenz zur linken Seite.
Mit 5 Monaten ist diese Präferenz noch nicht zu erkennen
Interpretation: 7 Monate alte Kinder verstehen das Prinzip der Verdeckung auch in statischen Situationen.
Gewöhnt man Säuglinge zunächst an Figur B und zeigt ihnen anschließend Figur A oder Figur C, dann präferieren 7 Monate alte Kinder Figur A.
(5 Monate alte Kinder zeigen noch keine entsprechende Präferenz.)
Interpretation: Ab 7 Monaten sehen die Kinder ein weißes Quadrat, das vier runde Reise mit seinen Ecken verdeckt.
Kind spielt zunächst mit einem von zwei Paaren von Gegenständen unterschiedlicher Größe.
Das Objekt, das in Paar (a) groß ist, ist in Paar (b) klein umgekehrt. Ab 7 Monate greifen Kinder, die eine Abbildung sehen, auf der beide Objekte gleich groß abgebildet sind (c), nach demjenigen, das in der vorherigen Spielphase das kleinere war.
Baby darf mit einem Objekt spielen.
Anschließend werden zwei Objekte der gleichen Art auf einer Leinwand mit Gittermuster befestigt (beide Objekte sind sich gleich weit vom Kind entfernt).
Das obere Objekt wird als weiter weg wahrgenommen.
Sitzt das Kind so, dass es beide gleich gut greifen kann, stellt man ab dem Alter von 7 Monaten ein bevorzugtes Greifen nach dem vermeintlich näheren Objekt fest.
Das Kind wird auf eine Glasplatte gesetzt, die über einen Abgrund führt.
Die Mutter lockt das Kind von der gegenüber liegenden Seite.
Ab 2 Monaten: Herzfrequenzunterschied – über Abgrund niedriger
Ab 9 Monaten: über Abgrund erhöhter Herzschlag →Tiefenangst.
Querdisparation
Mit dieser Apparatur auch untersuchbar: Nutzung von Bewegungsparallaxe und Texturgradient
Kontrollexperimente mit der visuellen Klippe auch mit deprivierten Jungtieren zur Klärung der Frage ob bestimmte Tiefenhinweisreize angeboren oder erlernt sind:
Bedeutung des Texturgradienten (monokular statisch): Muster direkt unter der Glasplatte (kein Abgrund mehr) aber das Muster ist kleiner
-> “Normale“ Tiere bevorzugen Seite mit größerem Muster
-> Deprivierte Tiere zeigen keine Bevorzugung
Bedeutung der Bewegungsparallaxe (monokular Bewegungsinduizert): Vergrößerung des Musters auf der Klippen-Seite (bei bestehendem Abgrund) proportional zur Entfernung der Augen (keine Texturunterschiede mehr)
-> “Normale“ und deprivierte Tiere bevorzugen hohe Seite
Interpretation:
Tiefenwahrnehmung durch Texturunterschiede muss gelernt werden
Tiefenwahrnehmung durch Bewegungsparallaxe sehr früh / evtl. angeboren?
(Smooth pursuit als Voraussetzung →ab ca 2-3 Monaten)
Angeborene Präferenz für Gesichter
Das mütterliche Gesicht wird schon kurz nach der Geburt wieder erkannt (Frisur und Außenkonturen spielen dabei eine wesentliche Rolle).
Wie entwickelt sich die Gesichterwahrnehmung?
CONSPEC: angeborener Mechanismus zum Erkennen von Gesichtern (3-blob-schema)
CONLEARN (ab 2 Monaten): erlernter Mechanismus zum Erkennen von Gesichtern (über das visuelle scannen externer Grenzen und interner Eigenschaften); kortikal gesteuert
Neugeborene bevorzugen Gesichter mit zugewandtem versus abgewandtem Blick
Blickpräferenzen Neugeborener
Spezifische Morphologie des menschlichen Auges (im Vergleich zum Orangutan)
Weitere horizontale Ausdehnung
Proportional größere Sclera
Weiße Sclera
Zusätzlich: Sensitivität für kontrastreiche Elemente des Auges
taktil und visuell
Gibt man 4 Monate alten Kindern zunächst Gelegenheit, zwei Ringe mit (a) einer rigiden oder (b) einer flexiblen Verbindung nur taktil zu explorieren und zeigt ihnen danach Abbildungen beider Objekte, dann bevorzugen sie den Anblick jenes Objekts, das sie vorher nicht ertastet hatten.
4 Monate alte Kinder sehen parallel zwei verschiedene Arten von Video-Filmen (zum Beispiel A: Trommler; B: Guck-Guck Spiel)
Aus einem Lautsprecher in der Mitte zwischen beiden Monitoren ertönt der Soundtrack zu einem der beiden Filme
Säuglinge schauen überzufällig häufig auf das passende Display. Dies gilt auch für die synchrone Bewegung von Lippen und das Ertönen von Sprache
-> Frühe Koordination von visuellen und akustischen Reizen
Temperaturwahrnehmung
-> Schon bei Neugeborenen Reaktion auf Temperaturveränderungen
-> Rückzug bei Hitze und Aktivität bei Kälte
Propriozeptiven Wahrnehmung
-> Neugeborene: Reflexe oder Änderungen des Muskeltonus; Plötzliche Änderung der Körperposition
Taktilen Wahrnehmung
-> Berührung, Temperatur, Schmerz
-> erste W. schon beim Fetus
-> hohe Rezeptorendichte: Fußsohlen, Handinnenflächen, Mundbereich
Schmerzwahrnehmung
-> Schmerzreaktionen aufgrund fehlender Myelinisierung der Schmerzneurone verzögert
-> können Geschmäcker und Gerüche unterscheiden
-> lieber Geruch des Fruchtwassers der Mutter als andere
-> lieber süß als sauer
-> lieber Muttermilch als neutrale Flüssigkeit oder Milch anderer Frauen
-> Analyse mimischer Reaktionen
-> Head Turn Paradigma (response contingent procedure) (Zuwendung mit Gesicht zu Tuch mit präferiertem Geruch)
-> Saugpräferenzmethode (Saugrate für untersch. Flüssigkeiten)
-> Stabilometer (Apparat misst Ausmaß von körperl. Aktivität von Neugeborenen in Reaktion auf Außenreize-> negative Reaktion heißt mehr Aktivität)
- Retina: zapfen in Fovea centralis (schärfstes Sehen) nicht vollständig ausgereift
- zunächst mangelnde Akkommodationsfähigkeit der Linsen
- Einfallende Lichtstrahlen werden noch nicht in der Fovea centralis gebündelt
- Koordination beider Augen noch nicht zuverlässig und genau
- neuronale Bahnen zwischen Retina und Gehirn nicht voll ausgereift
PRÄFERENZPARADIGMA:
Prüfen, ob ein Kind einen best. Reiz präferiert
HABITUATIONS-DISHABITUATIONSPARADIGMA:
Prüfen, ob das Kind zwischen 2 reizen diskriminieren kann, indem es erst an 1 von 2 reizen habituiert wird und im Anschluss den alten und den neuen Reiz dargeboten bekommt-> Blickdauer länger auf neuem oder altem Reiz?-> Wenn länger auf neuem Reiz, dann kann das Kind zwischen 2 reizen diskriminieren und wenn beide dargeboten werden und die Blickdauer auf einen Reiz länger, dann ist dieser Reiz interessanter
- Differenzierung des Farbspektrums (2. Monat weitgehend entwickelt)
- Kontrastsensitivität (2. Monat abgeschlossen)
- Binokulare Fokussierung (3. Monat abgeschlossen)
- Verfolgen bewegter Objekte (beginn ab 2 Monaten)
- Sehschärfe (8. Monat weitegehend entwickelt)
Durch Tiefenhinweisreize: eigentlich nur Querdisparation!!
monokulare Tiefenhinweisreize
-> Verdeckung (ab 5-7 M.)
-> Vertraute Größe (ab 7 M.)
-> Lineare Perspektive (ab 7 M.)
Binokulare Tiefenhinweisreize
->Querdisparation (evtl. angeboren)
Verdeckung
Unterschiedliche bei bewegten, statischen Gegenständen und subjektive Konturen
-> Bewegt: Stab hinter Wand; Stab wird hin und her bewegt; dann Stab ohne Wand->
4-5 M. alte Kinder schauen länger auch Szene mit 2 Stabteilen-> Verstehen Prinzip der Verdeckung
Vertraute Größe
-> Kind spielt mit 1 von 2 Gegenständen-> Das Objekt was am Anfang groß ist, ist im zweiten Durchlauf klein und das andere groß-> Ab 7 Monaten: Kind greift zu dem, was in der vorherigen Spielphase kleiner war, wenn auf einer Abbildung beide gleichgroß sind
lineare Perspektive
->Konvergierende Linien erscheinen als in die Tiefe laufende Parallelen-> Baby spielt mit einem Objekt-> 2 Objekte der gleichen Art auf Leinwand mit Gittermuster befestigt-> beide sind gleich weit entfernt aber eins weiter oben und eins weiter unten auf Leinwand-> oberes Objekt wirkt weiter weg-> ab 7. Mon. Greift Kind nach vermeintlichnäherem Objekt
Kinder begreifen ab dem 7. Monat das Prinzip der Verdeckung-> 5 Monate alte Kinder zeigen noch keine Präferenz für subjektive Konturen
- Angeborene präferenz für Gesichter
- Gesicht der Mutter wird schon kurz nach Geburt erkannt (Frisur und Außenkonturen wichtig)
- Johnson & Morton (1991)
-> CONSPEC: angeborener Mechanismus zum Erkennen von Gesichtern (3-blob-Schema)
->CONLEARN (ab 2 M.): erlernter Mechanismus zum Erkennen von Gesichtern (über visuelles Scannen externer Grenzen und interner Eigenschaften)
-Neugeborene Bevorzugen Gesichter mit zugewandten Gesicht
- 22.SSW-> Cochela entwickelt
- 24. SSW-> Reaktionen auf laute Außengeräusche
- 3./4.Monat-> Wiedererkennen kurz dargebotener Reize
- 5.Monat-> Differenzieren/Erkennen der Emotionen in vertrauten Stimmen
- Nach 6 Monaten-> Laut-Diskriminierungsfähigkeit nimmt ab
-DISKRIMINATION: laute aus untersch. Sprachen, Auf- und Absteigende Tonfolgen, zwei- und dreisilbige Worte
-PRÄFERENZEN: komplexe Geräusche lieber als einfache Töne, Mutterstimme und -sprachelieber als andere Stimmen/Sprachen, Ammensprache lieber als monotones Sprechen
Taktil und Visuell:
-> Gibt man 4 Monate alten Kindern die Gelegenheit 2 Ringe mit einer starren oder flexiblen Verbindung taktil zu explorieren und zeigt danach Abbildungen beider Objekte, wird Anblick dessen bevorzugt, was vorher nicht ertastet wurde
Akustisch und visuell:
->4 Monate alte Kinder sehen parallel 2 Arten von Videofilmen (z.B (1) Trommler; (2) Guck-Guck-Spiel) -> aus Lautsprecher zwischen beiden Monitoren ertönt Sound zu einem von beiden -> Säuglinge schauen überzufällig häufig auf passendes Display -> Frühe Koordination von visuellen und akustischen Reizen
Fernsinne:
Sehen (visuelle Wahrn.)
Hören (auditive Wahrn.)
Nahsinne:
Schmecken (gustatorische W.)
Riechen (olfaktorische W.)
Tasten (taktile W.)
Schmerzwahrnehmung (nozizeptive W.)
Temperaturwahrnehmung (Thermozeptive W.)
Körperempfindung (Propriozeptive W.)
-> Formen mit Mustern interessanter als Formen ohne Muster
-> bevorzugtes Sehen gesichtsähnlicher Konfigurationen
-> Kanten mit scharfen helligkeitskontrasten bevorzugt
-> Bewegte Reize interessanter als statische Reize
- Kind auf Glasplatte gesetzt, die über Abgrund führt
- Mutter lockt Kind von gegenüber
-> ab 2 Monaten: Herzfrequenzunterschied-> über Abgrund niedriger
-> ab 9 Monaten: über Abgrund höherer Herzschlag-> Tiefenangst
-> Querdisparation
-> Nutzung von Texturgradient und Bewegungsparallaxe
-> Bewegungsparallaxe: ab 2-3 M.; Objekte im Raum verschieben sich auf Retina untersch. Schnell-> schnelle Bewegung=nah und langsame Bewegung= weiter weg; Eindruck von Tiefe durch Verschiebung auf der Netzhaut; vermutlich angeboren oder sehr früh entwickelt
->Texturgradient: Muster direkt unter Glasplatte; muss gelernt werden, weil deprivierte Tiere keine Präferenz zeigen
Sprache ist universell (wird von allen Menschen erlernt). Ausnahmen bei extrem abweichenden Umweltbedingungen oder starken kognitiven Beeinträchtigungen.
Sprache wird nur erlernt durch Erfahrung mit anderen Menschen, die sprachlich kommunizieren.
Sprache als artspezifisches Verhalten.
Nur die menschliche Sprache zeichnet sich durch hohe Generativität aus: Unser verbales Kommunikationssystem erlaubt es uns, eine unendliche Anzahl neuartiger Äußerungen hervorbringen
Iteration & Rekursion
andere Kriterien der Sprache wie z.B. Losgelöstheit, Bedeutungshaltigkeit und Willkürlichkeit der Einheiten kommen auch in andren Kommunikationssystemen vor
Aneinanderreihung von Äußerungen, um neue Sätze zu bilden
Das Kind holte Luft / Das Kind holte Luft und hustete / Das Kind holte Luft, hustete und fühlte sich schlecht
Eingebettete Strukturen
Das Kind, das die Mutter, die den Mann verließ, liebte, holte Luft
Berichte über deprivierte Kinder (nur eingeschränkt aussagekräftig)
Nach sprachbeeinträchtigenden Hirnverletzungen ist die neuronale Plastizität in jungen Jahren besser.
Studien zum Zweitspracherwerb legen ein kritisches Zeitfenster für den Zweitspracherwerb nahe: Vor Erreichen des Schulalters ist der Zweitspracherwerb wesentlich einfacher und erfolgreicher.
Hemisphärenunterschiede
EEG-Studien: Hören gesprochener Sprache geht einher mit erhöhter linkshemisphärischer Aktivität.
Spezialisierung innerhalb der linken Hemisphäre: Broka- / Wernicke- Aphasien
Broka-Areal – Nahe des motor. Cortex
(gestörte Sprachproduktion)
Wernicke-Areal – Nahe des auditiven Cortex
(gestörte Sprachinhalte / Sprachverstehen)
Auch bei gebärdenden Gehörlosen:
Schädigungen der linken Hemisphäre führen zu Aphasien.
-> Spezialisierung der li Hem. auf Verarbeitung analytischer, serieller Information (nicht auf Modalität – Gebärden / gesprochene Worte)
Sprachwahrnehmung / Sprachverständnis
Sprachproduktion
Frühe Sensibilität für suprasegmentale Spracheigenschaften (Prosodie)
Prosodische Unterscheidung zwischen Muttersprache und Fremdsprachen bereits bei Neugeborenen.
Bereits Neugeborene bilden phonologische Kategorien
Bis ca. 10 Monate sind Kinder „universelle Sprachversteher“: Sie treffen auch kategoriale Lautunterscheidungen, die nicht spezifisch für ihre Muttersprache sind. Danach wird diese phonologische Differenzierungsfähigkeit auf die Muttersprache eingeengt.
Breits innerhalb des ersten Lebensjahres achten Kinder auf Regelhaftigkeiten in der Sprache
Prosodische Regelmäßigkeiten: Kinder schenken Wortlisten mit muttersprachlichem Betonungsmuster mehr Aufmerksamkeit.
Beachtung der Verteilungscharakteristika von Lauten im Sprachfluss (Welche Laute folgen oft/weniger oft auf andere?).
Beachten der typischen „Pausen-setzung“
Kennzeichen:
Emotionaler Tonfall / Übertreibung
Höhe Tonlage
Intonationsschwankungen
Langsame, deutliche Sprache
Längere Pausen
Deutliche unterstützende Mimik
Entsprechende Merkmale finden sich auch beim Gebärden gehörloser Mütter
2 Gruppen: In beiden unterscheiden sich Habituations-Laut und Test-Laut um die gleiche VOT- Distanz (voice-onset-time).
In einer Gruppe beinhaltet diese Distanz den Übergang zwischen Phonemkategorien. In der anderen Gruppe kein solcher Übergang.
-> Bereits im Alter von 1 Monat werden diskrete Phonemkategorien unterschieden
Heute auch EEG-Messungen zur Untersuchung von Lautdiskrimination
Voice onset time:
Zeitdauer zwischen Freilassen des Luftstroms durch Lippen und Vibrationsbeginn der Stimmbänder
Das Phonem-Inventar ist in unterschiedlichen Sprachen unterschiedlich groß.
(Hochdeutsch ca. 40, Japanisch ca. 20 (Range weltweit ca 11 bis 141)
Veränderung des Unterscheidungsvermögens amerikanischer Kinder für versch. Phoneme in Hindi.
nach Werker, 1989 (s. Siegler, De Loache & Eisenberg, 2006)
Frühe Sensitivität für Regelhaftigkeiten in kontinuierlichem Lautstrom
Studien der Gruppe um Aslin
-> 8 Monate alte Kinder brauchen für die Entdeckung entsprechender Regelmäßigkeiten nur ca. 2 Minuten
Untersuchung an Erwachsenen, die in unterschiedlichem Alter eine Zweitsprache erwerben.
Unterschiedliche Organisation in der cerebralen Organisation bei frühen und späten Zweitsprachenlernern (ZL)
Späte ZL: weniger linkshemisphärische Lokalisation der Gehirnareale, die mit grammatikalischer Information verbunden sind
Unterschiede in der cerebralen Organisation bereits wenn der Zweitspracherwerb später als mit 4 Jahren begonnen wird
Untersuchung von Immigranten, die in den USA entweder als Kind oder als Erwachsene Englisch lernten.
Grammatik-Beherrschung besser in Abhängigkeit davon in welchem Alter mit der neuen Sprache begonnen wurde (jünger = besser); die besten Leistungen, wenn vor dem Alter von 7 Jahren begonnen wurde
Nicht Abhängig davon, wie lange die Pb der neuen Sprache ausgesetzt war.
Newport-Hypothese: Bei Kindern Encodierung und Wahrnehmung kleinerer „Sprachportionen“ (Gedächnisbeschränkungen) →Sprachstruktur lässt sich an kürzeren Beispielen leichter herausfiltern. [„Weniger ist mehr“]
Blickfolgebewegungen werden ab dem 4. Monat nachgewiesen und differenzieren sich im ersten Lebensjahr weiter.
ab ca. 9. Monat bezieht sich das Kind gemeinsam mit einer anderen Person auf einen Gegenstand, den beide betrachten.
Beide sind sich dessen bewusst.
Zeige-Geste ist ab dem 9. Monat zu beobachten.
Die ersten eigenen Worte werden mit ca. 12 Monaten gesprochen.
Mit 18 Monaten sollte der Wortschatz etwa 50 Worte umfassen (falls nicht, besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Spracherwerbsstörung )
Ein zweijähriges Kind hat einen Wortschatz von ca. 200 Worten.
Ab 18 Mon: Wortschatzexplosion
Zwischen 2 und 6 Jahren steigt der aktive Wortschatz bis auf 10.000 an. Damit werden ca. 5 Wörter pro Tag (!) gelernt.
das ganze Objekt, ein Teil des Objekts die Farbe, die Form, die Konsistenz, die Funktion?
Whole object constraint
Die Bezeichnung, die ein Kind hört, während es auf einen Gegenstand schaut, meint das ganze Objekt.
Mutual exclusivity constraint
(Disjunktionsbeschränkung)
Ein Objekt als Ganzes kann nicht zwei Bezeichnungen haben.
Weitere Bezeichnungen im Zusammenhang mit einem Objekt beziehen sich auf Objekteigenschaften oder auf spezifische Objektteile:
Beachtung allgemeiner Kontextinformation: Kontrastive Verwendung bekannter/ unbekannter Wörter (rotes, chromernes Auto)
Beachtung pragmatischer Hinweise im sozialen Kontext: z.B., Aufmerksamkeitsfokus, Intentionalität, Emotionen des Sprechers
Beachtung des sprachlichen Kontexts: Grammatische Wortformen beeinflussen die Wortinterpretation
(Dies ist ein „Dax“, dies ist ein „daxes“ Ding) = Syntaktische Selbsthilfe
Einflüsse v. Erwachsenen: Benennungsspiele, Wiederholungen, Objektbezeichnungen am Satzende,...
Ab ca. 12 Monaten „Einwortsätze“ → Holophrasische Phase
Das Wort Saft kann mit verschiedenen Intentionen verwendet werden
Kind will mehr Saft haben / Kind hat den Saft verschüttet / Anderes Kind hat Saft
Zwei-Wort-Sätze werden ab ca. 18-20 Monaten gebildet.
Zu Beginn der Satzproduktion lassen Kinder Artikel, Hilfsverben, Präpositionen Konjunktionen weg →Telegrammstil
Beispiele: „Max weg“, „Türe auf“, „mehr Saft“, „Papa schläft“, „Mama Hut“
Adjektive werden nie vor Pronomen gestellt
Beispiele: „groß das“ oder „schön die“ kommen nicht vor
Zu Beginn des Grammatikerwerbs stehen unflektierte Verben immer am Satzende
Beispiele: „Mama Buch lesen“. (3 Wort-Sätze ab ca. 24 Monaten)
Später (ca. 3Jahre) wird das Verb in die zweite Position gebracht
Beispiele: „Mama liest Buch“
Reorganisation des Grammatikverständnisses im Kindergartenalter
(nach Bowermann,1982)
Root stage (2-3 Jahre)
Einzelne Formen von Verben oder Substantiven werden als unanalysierte Ganze verarbeitet (z.B. „gegangen“, „gelogen“, „Nadeln“)
Rule stage (4-5 Jahre)
Kind hat erkannt, dass Vergangenheits- und Pluralbildung Regeln folgt. Diese Regeln werden übergeneralisiert (z.B. „Ich gang“, „Papa hat gelügt“, „Gib mir die Nadels“, „Wo sind die Ananässe?“)
Grammatical stage (ab ca. 6 Jahre)
Grammatische Regeln werden korrekt angewendet; Ausnahmen sind weitestgehend bekannt.
Zwischen 5. und 8. Lebensjahr: Erwerb metalinguistischer Bewusstheit
Beginnende Verwendung abstrakter Begriffe
„Mama, der Lukas hat einfach keine Moral – der hat gesagt, ich bin nicht mehr seine Freundin.“
Verständnis von Passiv-Formen
z.B. „Die Kekse wurden von Leonie gegessen, nicht von mir!“
Beginnendes Verständnis von Witz und Ironie
3-4 Jährige
stellen sich mit der Art ihrer Äußerungen auf das Alter ihres Gegenübers ein, indem sie z.B. mit Jüngeren kürzere Sätze sprechen, langsamer reden und einfacheres Vokabular verwenden.
haben noch Probleme sich sprachlich aufeinander zu beziehen.
zeigen häufig Privatsprache: Kinder sprechen mit sich selbst oder mit einem Spielzeug.
Die Fähigkeit, im Gespräch aufeinander zu reagieren und sich sprachlich aufeinander zu beziehen, wächst bis zum 5. Lebensjahr entscheidend (sprachliches „Turn taking“).
Vgl. „Meilensteine der Sprachproduktion“
.
18 -24 Monate Benennungsexplosion /Wortschatzexplosion (von 50 auf ca. 200 Worte)
Kinder, die mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter aktiv benutzen und/oder keine Zwei-Wort-Sätze bilden können, gelten als Late Talker.
Dieser Umstand kann ein Indiz für eine Sprachentwicklungsstörung sein.
Ca. 40-50% der Late Talker entwickeln eine SSES (Spezifische-Sprach-Entwicklungs-Störung)
Bis zu 50% dieser Spätsprecher holen den Rückstand bis zum 30. Monat auf.
Diese Kinder werden dann als Late Bloomer- Spätblüher- bezeichnet.
Hier zeigen sich später keine weiteren Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung
Die Artikulation des Kindes liegt unterhalb des seinem Intelligenzalter angemessenen Niveaus, die sprachlichen Fähigkeiten sind jedoch im Normbereich. z.B: Störungen beim Gebrauch bestimmter Laute oder Lautkombinationen
Probleme beim Verwenden gesprochener Sprache
z.B: Mit 2 Jahren noch geringer Wortschatz, mit 3 Jahren noch keine Zweiwortsätze, auch später noch eingeengter Wortschatz und Grammatikfehler.
Probleme beim Verständnis gesprochener Sprache, tritt oft gemeinsam mit expressiven Störungen auf.
Prävalenz 5-8% (Jungs ca. 2-3-mal häufiger betroffen als Mädchen)
Artikulationsstörungen haben deutlich bessere Prognose als Expressive oder rezeptive Sprachentwicklungsstörungen.
Bei expressiven SES ca. 40%, bei rezeptiven SES ca. 75% noch Sprachdefizite bis ins Jugend- und Erw.alter.
Störungen der Sprachentwicklung oft Vorläufer für Lese-Rechtschreibstörung.
Hohe Komorbidität von Sprachstörungen mit anderen Störungen:
V.a.: Hyperkinetische Störungen
Störungen des Sozialverhaltens
Emotionale Störungen
Auffälligkeiten in der Motorik (Sprachmotorik, aber auch Fein- und Grobmotorik allg.), sowie weitere psychische Begleitsymptome z.B. Unruhe , trotzig-oppositionelles Verhalten v.a. bei Jungs soz. Rückzug, Überempfindlichkeit v.a. bei Mädchen)
Starke genetische Einflüsse bei expressiven und rezeptiven SES (ca. 75% erklärte interindividuelle Varianz, vgl. Fisher et al., 2003)
Umwelt: Unzureichende Förderung der sprachlichen Entwicklung erhöht das Risiko der Manifestation genetischer Anlagen, ein sprachförderliches Umfeld senkt das Risiko.
Wird der Spracherwerb von allgemeinen kognitiven oder von sprachspezifischen Fähigkeiten geleitet?
Welche Rolle spielen Anlage- / Umweltfaktoren?
Welche Rolle spielt der soziale Kontext?
z.B. Skinner
Sprache wird durch operante Konditionierung gelernt. Wenn das Kind Geräusche macht, werden es die Eltern durch Lächelns o.ä. belohnen.
Später werden immer nur jene Laute verstärkt, die der eigenen Muttersprache entstammen. (Shaping)
z.B. Chomsky
Wendet sich gegen behavioristische Erklärungen des Spracherwerbs.
Bestimmte grammatische Regeln sind angeboren.
Diese Regeln sind in allen Sprachen gleich.
Universalgrammatik.
Strenge nativistische Position: Modul-Theorien (z.B., Fodor, 1983)
Für den Spracherwerb notwendige Information ist in der Sprache selbst enthalten (Keine Notwendigkeit angeborener sprachspezifischer Lernmechanismen).
Sprachentwicklung ergibt sich aus der graduellen Erhöhung von Verbindungsstärken im neuronalen Netzwerk.
-> Sprache beruht auf allgemeinen Lernmechanismen.
Dafür spricht:
Frühe Fähigkeit, strukturelle Sprach-Eigenschaften zu erkennen und zu analysieren (siehe frühe Sprachwahrnehmung: Kategoriale Wahrnehmung sprachlicher Laute, Beachtung von Regelhaftigkeiten in der Sprache).
Netzwerkmodelle (Bislang aber nur für wenige Aspekte des Spracherwerbs)
Sprachentwicklung ist durch ihre kommunikative Funktion beeinflusst.
Sprache als soziale Fähigkeit (z.B. Tomasello, 1995).
Die Verständigung mit anderen steht im Vordergrund.
Sprache kann gesehen werden als eine Menge sozialer Konventionen, mit deren Hilfe Menschen miteinander kommunizieren können.
Die formalen Eigenschaften der Sprache werden in der Kommunikation mit anderen erlernt.
-> Frühe Sensibilität für pragmatische Sprachaspekte.
z.B. Piaget
Das Kind wird durch seine kognitive Entwicklung auf den Spracherwerb vorbereitet.
Es gibt kognitive Voraussetzungen für das Lernen von Sprache:
Objektpermanenz
Symbolverständnis
Mittel-Ziel-Unterscheidung
-> (Wird alles innerhalb des sensumotorischen Stadiums erworben)
Kognitive Entwicklung und Spracherwerb beeinflussen sich gegenseitig.
Es müssen bestimmte kognitive Voraussetzungen gegeben sein, damit das Kind Sprache lernen kann.
Die Sprache selber verändert die kognitiven Prozesse und das Denken von Kindern.
Zusammenhänge zwischen kognitiven und sprachlichen Eigenschaften müssen immer auf spezifische Inhalte bezogen werden.
(z.B., wird das Wort „weg“ um die Zeit erstmals gebraucht, wenn Kinder über das Konzept der Objektpermanenz sensu Piaget verfügen).
-> Spezifitätsannahme (Gopnik & Meltzoff)
2 Theoriefamilien:
„Inside-out“-Theorien
„Outside-in“-Theorien
Sprachlernen unterscheidet sich von anderen Lernprozessen
Angeborenes Sprachwissen
Universalgrammatik
Abgeschwächt: Betrachtung früher Sprachleistungen im Säuglingsalter
Annahme genereller Lernmechanismen
Keine (wenig) angeborene sprachspezifische Voraussetzungen
Kognitive Theorien
Sozial-interaktive Theorien
Konnektionistische Theorien
Heutige Sicht: Kognitive Entwicklung und Spracherwerb beeinflussen sich gegenseitig Untersuchung einzelner Teilbereiche des Spracherwerbs
-> prosodische Kompetenz (Suprasegmentale Komponente: Intonation, Betonung, Rhythmus)
-> linguistische Kompetenz (Phonologie, Morphologie, Syntax, Lexikon, Semantik)
-> pragmatische Kompetenz (Diskurs/Sprechakte)
-> Sprachwahrnehmung
-> Sprachverständnis
-> Sprachproduktion
Organisation von Sprachlauten
Wort-/ Satzbedeutung
Satzbildung
Sprachliches Handeln und Kohärenz der Konversation
Das Verständnis und den Erwerb der Fähigkeit, Sprache zu gebrauchen und zu verwenden
Lieber Mutterstimme als andere
lieber Ammensprache als monotones Sprechen
lieber komplexe Stimuli als einfache
lieber Muttersprache als Fremdsprache
An Kinder gerichtete Sprache
Emotionaler Tonfall/ Übertreibung
hohe Tonlage
deutliche unterstützende Mimik
Das Phonem- Inventar in untersch. Sprachen untersch. Groß
Veränderung des Unterscheidungsvermögens amerikanischer Kinder für versch. Phoneme in Hindi -> frühe Sensitivität für Regelhaftigkeiten bei kontinuierlichem Lautstrom
-> 8 Monate alte Kinder brauchen für Entdeckung entsprechende Regelmäßigkeiten nur ca. 2 Minuten
Prosodische Sensibilität für suprasegmentale Spracheigenschaften
Unterscheidung zw. Muttersprache und Fremdsprachen
Neugeborene bilden phonologische Kategorien
Kinder bis 10. Monat „universelle“ Sprachversteher: treffen kategoriale Lautunterscheidungen, die nicht spezifisch für Muttersprache sind; danach phonologische Differenzierungsfähigkeit auf Muttersprache beschränkt
Kinder achten im 1. LJ schon auf Regelhaftigkeiten in der Sprache
Prosodische Regelmäßigkeiten : mehr Aufmerksamkeit auf Wortlisten mit mutterspr. Betonungsmuster
Beachtung der Verteilungscharakteristika von Lauten
beachten der typischen Pausensetzung
2 Monate
-> Cooing (Gurrlaute; erste Produktion von Sprachlauten)
6 Monate
-> Babbeling (Verdopplung von Konsonant-Vokal Kombis z.B. dada)
8-12 Monate
-> Angleichen von Lauten, Intonation, Rhythmus an Muttersprache
-> Jargoning (Silbenreihen mit best. Intention verwenden)
-> akustische Segmentierung
-> erste Worte werden verstanden
12 Monate -
> Erstworterwerb (Produktion) beginnt
-> Übergeneralisierungen, Überdiskriminierungen
18-24 Monate
-> Benennungsexplosion/ Wortschatzexplosion (von 50 auf 200 Worte)
20-26 Monate
-> Zweiwortsätze
Blickfolgen (Gaze Following) : ab 4. Monat
Zeige-Gesten (pointing) : ab 9. Monat
Gemeinsame Aufmerksamkeit (joint attention) : ab 9. Monat; Kind beobachtet etwas mit einer anderen Person zusammen
Skinner:
Sprache durch operante Konditionierung gelernt
wenn Kind Geräusche macht, werden Eltern es durch Lächeln o.Ä. belohnen
Später nur Laute verstärkt, die Muttersprache entsprechen (Shaping)
-> Kind durch kognitive Entwicklung auf Spracherwerb vorbereitet
-> kognitive Voraussetzungen für Lernen von Sprache: Objektpermanenz, Symbolverständnis, Mittel-Ziel-Unterscheidung -> wird alles im sensumotorischen Stadium erworben
Chomsky:
best. grammatische Regeln sind angeboren
diese Regeln in allen Sprachen gleich
z.B. Modul-Theorien
kognitive Entwicklung und Spracherwerb beeinflussen sich gegenseitig
best. kognitive Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit Kind Sprache lernen kann
Sprache verändert kognitive Prozesse und Denken von Kindern
Zusammenhänge zw. Kognitiven und sprachlichen Eigenschaften müssen immer auf spezifische Inhalte bezogen sein
18-24. Monat : Wortschatz steigt von 50 auf 200 Wörter
2-6 Jahre: Wortschatz steigt auf 10.000 Wörter-> 5 Wörter pro Tag
Induktionsproblem
-> auf Erwerb von Wortbedeutungen bezogen
-> Was meint ein Kind mit einem Wort ?- das ganze Objekt, ein teil, die Farbe….
-> Lösungen: Beachtung allg. Kontextinfo, pragmatischer Hinweise im soz. Kontext, sprachlichen Kontexts; Einflüsse von Erwachsenen; Constraintannahme
Whole Object Constraint
-> Bezeichnung, die ein Kind hört, wenn es auf einen Gegenstand zeigt, meint ganzes Objekt
Mutual exclusivity constraint (Disjunktionsbeschränkung)
-> Objekt als Ganzes kann nicht 2 Bezeichnungen haben
-> weitere Bezeichnungen beziehen sich auf Objekteigenschaften oder Objektteile
Root Stage (2-3 Jahre)
-> Einzelne Formen von Verben und Substantiven als unanalysierte Ganze verarbeitet („gegangen“; „Nadeln“)
Rule Stage (4-5 Jahre)
-> Erkennen von Vergangenheitsregeln und Pluralbildung. Übergenaralisierung dieser Regeln („Papa hat gelügt“; „Ich will Anannässe“)
Grammatical Stage (ab 6 Jahren)
-> korrekte Anwendung grammatischer Regeln
3-4-Jährige:
stellen sich mit ihren Äußerungen auf Alter ihres Gegenübers ein -> mit jüngeren kurze Sätze, langsamer Sprechen, einfaches Vokabular
Probleme sich sprachlich aufeinander zu beziehen
häufig Privatsprache-> sprechen mit sich oder ihrem Spielzeug
Bis 5. Lebensjahr:
Fähigkeit sich im Gespräch aufeinander zu beziehen und aufeinander zu reagieren wächst
-> Störung der Sprache aufgrund der Schädigung (Läsion) in der linken Hemisphäre des Gehirns
-> Betroffene Areale: Broca-Areal für Sprachproduktion und Wernicke-Areal für Sprachverständnis
Encodierung und Wahrnehmung kleinerer Sprachportionen -> Sprachstruktur lässt sich an kürzeren Beispielen leichter herausfiltern
-> Ab 12 Monate Holophrasische Phase (Einwortsätze mit versch. Intentionen)
-> 18-20 Monate 2-Wort-Sätze (erst Telegrammstil, ohne Artikel, Hilfsverben, Präpositionen, Konjunktionen: „Max weg“; Adjektive nie vor Pronomen: „schön das“)
-> ab 24 Monate 3-Wort-Sätze (unflektierte Verben am Satzende: „Mama Buch lesen“)
-> Ab 3 Jahren Verb in zweiter Position („Mama liest Buch“)
Late Talker -> mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter nutzen und/ oder keine 2-Wort-Sätze
-> 40-50 % entwickeln Spezifische-Sprach-Entwicklungs-störung
Late Bloomer -> 50% der late Talker holen Rückstand auf -> keine weiteren Auffälligkeiten
Artikulationsstörungen :
Artikulationsfähigkeiten unter Intelligenzalter angemessenem Niveau
sprachl. Fähigkeiten im Normbereich
z.B. Störungen beim Gebrauch best. Laute/ Lautkombinationen
bessere Prognose als expressive / rezeptive SES
Expressive Sprachentwicklungsstörungen:
z.B. mit 3 Jahren keine 2-Wort-Sätze und auch später eingeengter Wortschatz und Grammatikfehler
bei 40% Sprachdefizite bis ins Jugend- und Erwachsenenalter
Rezeptive Sprachentwicklungsstörungen:
Probleme beim Verständnis gesprochener Sprache
oft mit expressiven Störungen gemeinsam
75% noch Sprachdefizite bis ins Jugend- und Erwachsenenalter
Sprachstörungen oft Vorläufer für Lese-Rechtschreibstörungen
Hohe Komorbidität mit anderen Störungen (v.a. Hyperkinetische Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, Emotionale Störungen)
Auffälligkeiten in der Motorik
Risikofaktoren: - starke genetische Einflüsse bei expr. & rez. SES
Umwelt: unzureichende Förderung sprachl. Entwicklung erhöht Manifestationsrisiko genetischer Anlagen
Erste Lebensmonate:
Erkennen (und präferieren) menschlicher Gesichter
Neugeborenenimitation (andere Artgenossen werden imitiert)
Wahrnehmung von Verhaltenskontingenzen
Bereits ab 2 Monaten präferieren Säuglinge Kontingenzmuster, die typisch sind für soziale Interaktionen (dh, - KEINE perfekt kontingenten Interaktionsmuster, - KEINE non-kontingenten Interaktionsmuster)
Protokonversation: Interaktionsmuster mit anderen Personen, bei dem der Säugling auf Verhaltensweisen des anderen reagiert (d.h. sich während der Aktionen des Gegenübers still verhält, dann darauf mit eigener Aktion reagiert um dem Gegenüber dann wieder Gelegenheit zu geben selbst zu “antworten“ (Turn taking)
Ab 2 Monaten: Soziales Lächeln (als Reaktion auf andere Personen) Davor: Lächeln noch nicht in Abhängigkeit von Außenreizen
(= spontanes Lächeln – kommt auch häufig im Schlaf vor)
Dyadische Interaktionen:
Kind - andere Person Kind - Objekt
Erste Lebensmonate
Gesichterpräferenz
Verhaltenskontingenzen
Soziales Lächeln
…
Triadische Interaktionen:
Ab 9 Monate: Joint attention = Gemeinsame Aufmerksamkeit
Referentielles Dreieck zwischen Kind, andere Person und Gegenstand/Ereignis, auf den/das beide gemeinsam ihre Aufmerksamkeit richten
Aufmerksamkeit prüfen/teilen - (9-12 Monate)
Gemeinsame Beschäftigung („joint engagement“). Kind wechselt Blick zw. Person & Objekt
Vergewisserung über Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit verfolgen - (11-14 Monate)
Verfolgen von Blicken und Zeigegesten. Erwachsener blickt oder zeigt auf etwas Kind folgt dem Blick bzw. der Geste.
Social Referencing: Rückversicherung in neuen Situationen → Orientierung am emot. Ausdruck der Bezugs-person
Aufmerksamkeit lenken - (13-15 Monate)
Distale Zeigegesten des Kindes ("pointing“)
Deklaratives Zeigen
Imperatives Zeigen
Autismus als spezifische Störung sozialer Kognition
bereits im 1. Lebensjahr auffällig
Defizit in joint attention, Imitation, …
Um jemandem zu helfen muss der Helfer das Ziel des anderen erkennen und die Motivation haben, etwas für den anderen zu tun.
Kooperatives Verhalten beinhaltet ein gemeinsames Ziel.
-> eine oder mehrere Personen müssen interdependente Rollen einnehmen die auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet sind.
Klar nachweisbar bereits mit 14 Monaten
14 Monate rudimentär (wenn Koordinationsleistung nicht zu anspruchsvoll) Deutliche Zunahme zwischen 14 und 18 Monaten
-> Entwicklung vom Verständnis individueller Intentionen hin zur Formierung geteilter Intentionen
-> Studien von Warneken und Tomasello (e.g. 2007)
Overjustification-Effect: Extrinsische Belohnung verringert das Auftreten ursprünglich intrinsisch Motivierten Verhaltens.
Studie von Warneken & Tomasello (2008):
Frage: Ist Overjustification-Effect bei frühem altruistischem Hilfeverhalten nachweisbar?
3 Bedingungen (between-subjects design)
Bedingung 1 (Reward): Kinder erhalten eine materielle Belohnung für Hilfeverhalten
Bedingung 2 (Praise): Kinder werden für Hilfeverhalten gelobt
Bedingung 3 (Neutral): Kinder erhalten weder Geschenk noch Lob für Hilfeverhalten
Aufgabe:
Vorphase:
→ Hilfesituation: VL lässt versehentlich ein Objekt fallen
-> Kinder helfen und erhalten je nach Bedingung Geschenk, Lob od. nichts. (Mehrere Durchgänge)
Testphase:
→ Hilfesituation wie in der Vorphase
→ Alle Kinder erhalten nichts mehr (Mehrere Durchgänge)
AV:
→ In wieviel Prozent der Testdurchgänge zeigen die Kinder spontanes Hilfeverhalten
Ergebnisse (Warneken & Tomasello, 2008):
Kinder in der Reward-Bedingung zeigen signifikant weniger Hilfeverhalten als Kinder in den beiden anderen Bedingungen.
Lob eher als positive Kompetenz - Information interpretiert und nicht als Verhaltenskontrollierend i.S. einer Belohnung.
Keine Unterschiede zwischen den Bedingungen bezüglich des Hilfeverhaltens in der Vorphase.
→ Extrinsische Belohnung verringert altruistisches Hilfeverhalten bei 20 Monate alten Kindern.
→ Intrinsische Motivation zu prosozialem Verhalten sehr früh ausgeprägt
Theory of Mind (ToM) – Naive Alltagspsychologie
Fähigkeit, das Verhalten anderer mentalistisch zu interpretieren
Zuschreibung mentaler Zustände:
Wünsche, Intentionen
Überzeugungen, falsche Überzeugungen, Lüge, Täuschung
Wissen
-> Verhalten anderer mentalistisch erklären und vorhersagen
Mentale Zustände sind der inneren Erfahrung zugänglich
Wir haben Zugang zu eigenen mentalen Zuständen
-> Zuschreibung auf andere durch „in sie hineinversetzen“
Mentale Zustände beeinflussen Verhalten
Max möchte Eis kaufen (Wunsch)
Max glaubt, dass der Eisstand im Park ist (Überzeugung)
-> Max geht in den Park (Verhaltensvorhersage)
Mentale Zustände können Objekte/Ereignisse missrepräsentieren
Max glaubt der Eisstand ist im Park, in Wirklichkeit ist er auf dem Marktplatz
→ 5 Monate alte Kinder wundern sich, wenn die Hand in der Testphase nach einem „neuen Ziel“ greift („neuer Greifpfad“ ist irrelevant).
→ Gegen Ende des 1. Lebensjahres werden außer Greifen weitere referentielle Gesten wie Blickrichtung oder Zeigegesten anderer als zielgerichtet interpretiert.
FRAGE:
Handelt es sich bei diesen frühen Zielzuschreibungen wirklich um ein mentalistisches Verständnis zielgerichteter Handlung?
Alternativerklärung:
Frühes Teleologisches Handlungsverständnis
Zielgerichtetheit wird bestimmt über die Verrechnung von beobachteter Handlung, Zielzustand und situationalen Gegebenheiten.
Die Verrechnung erfolgt nach dem Rationalitätsprinzip:
Handlungen dienen dazu, Zielzustände über das effizienteste Mittel zu erreichen, das in einer geg. Situation zur Verfügung steht
Mentalistische Annahmen sind hierzu nicht zwingend notwendig.
9-12 Monate alte Kinder erwarten, dass sich der blaue Ball ohne das Hindernis direkt auf den roten zu bewegt und nicht den ursprünglichen Weg nimmt.
Zeichen für frühes mentalistisches Handlungsverständnis: Meltzoff (1995), Carpenter et al. (1998) →„failed attempt Studien“
Person zieht an zwei Enden einer Hantel, rutscht aber ab und kann das Endstück nicht davon lösen.
Frage: Imitieren Kinder die vorgemachte fehlerhafte Handlung oder die vermeintlich intendierte korrekte Handlung?
-> Neuere Studien dieser Art zeigen, dass Kinder ab 10 Monaten die jeweils „intendierte“ Handlung „nachahmen.“ (z.B. Brandone & Wellman, 2009)
Weitere Zeichen für frühes mentalistisches Handlungsverständnis
14 Monate alte Kinder imitieren Handlungen nur, wenn der Akteur sie absichtsvoll vormacht -zufällige Handlungen werden nicht imitert
9 Monate alte Kinder interagieren mit ihrem Gegenüber in Abhängigkeit davon, ob diese Person dem Kind ein Objekt geben möchte, dies aber nicht schafft (unable-Bedingung), oder, ob die Person dem Kind das Objekt absichtlich vorenthalten will (unwilling-Bedingung).
In beiden Situationen bekommt das Kind das Objekt nicht, aber in der unable Bedingung versuchen die Kinder viel länger mit der Person zu interagieren um irgendwie doch noch an das Objekt zu kommen.
-> 18 Monate alte Kinder bieten ihrem Gegenüber das jeweils von der Person präferierte Essen an
Innerhalb des ersten und zweiten Lebensjahres:
Verständnis referentieller Gesten
Unterscheidung zufälliger / absichtsvoller Handlungen
Verständnis intentionaler Handlungen
Verständnis von Wünschen
Epistemische Zustände: Etwas wissen = Wissen(szustände),
Doxastische Zustände: Etwas stark glauben/annehmen = Überzeugungen; Etwas für möglich halten
Repräsentationale ToM: Meint das Verständnis, dass epistemische/doxastische Zustände nur Repräsentationen der Welt darstellen, die wahr oder falsch sein können.
Zahlreiche Untersuchungen zum Verständnis von Überzeugungen: Ab wann verstehen Kinder dass Überzeugungen nur Repräsentationen der Welt darstellen, die wahr oder falsch sein können?
→ Verständnis falscher Überzeugungen <-
→ = Verständnis von “False Beilefs“ <-
Dem Kind wird folgende Geschichte erzählt:
1. Mutter und Maxi haben Schokolade gekauft.
2. Mutter packt die Schokolade in den blauen Schrank.
3. Maxi geht raus zum spielen.
4. Die Mutter nimmt etwas Schokolade zum Backen und packt den Rest in den roten Schrank.
5. Maxi kommt zurück und möchte sich Schokolade holen.
Frage an das Kind: „Wo wird Maxi nach der Schokolade suchen?“
→ 3 Jährige antworten falsch (Vorhersage, dass Maxi dort suchen wird, wo sich die Schokolade tatsächlich befindet)
→ 4-5 Jährige antworten richtig (in Einklang mit einem Belief-Verständnis)
Traditionelle Annahme:
Kinder haben zwar ein frühes Verständnis mentaler Vorgänge (Verständnis intentionaler Handlungen, Verständnis von Wünschen…
…aber ein repräsentationales Verständnis mentaler Zustände (d.h., Verständnis, dass Überzeugungen nur Repräsentationen der Welt darstellen, die wahr oder falsch sein können) entwickelt sich erst im Vorschulalter (zwischen 4 und 5 Jahren).
Ausgangspunkt: Onishi & Baillargeon (2005). Science, 308, 255-258.
15-Monate alte Kinder verstehen Falsche Überzeugungen (Zeichen für repräsentationale Theory of Mind)
Seitdem zahlreiche neuere Studien, die ein frühes “Implizites“ Verständnis Falscher Überzeugungen nahelegen. Verschiedene Methodische Verfahren wurden eingesetzt.
AKTUELLSTER FORSCHUNGSSTAND:
Die Säuglingsstudien werden derzeit in einem groß angelegten Replikationsprojekt in mehreren Forschungseinrichtungen neu untersucht.
Kinder „lügen“ sehr früh aber fraglich, ob es sich hierbei um Echte Lügen (mit der Absicht falsche Überzeugungen herbeizuführen) oder um Scheinlügen handelt.
Jeremy (3 Jahre): Mommy, go out of the kitchen.
Mother: Why, Jeremy?
Jeremy: Beacuse I want to take a cookie
Sticker-Studie von J.Peskin (1992)
3-5 Jährige in „Wettkampfsituation mit Gegner und Vertrautem“
-> 3 Jährige sind noch nicht in der Lage einem „Gegner“ Information vorzuenthalten
Peskin, J. (1992). Ruse and REpresentations: On Children‘s Ability to Conceal Information, Developmental Psychology, 28, 84-89.
Kind bestimmt, welchen Aufkleber es am schönsten / am hässlichsten findet
Puppen werden vorgestellt: Die „liebe Puppe“ nimmt nie den Sticker, den das Kind haben möchte. Die „böse Puppe“ nimmt immer diesen Sticker.
Zuerst darf „Gute Puppe“ einen Sticker nehmen, dann „böse Puppe“, dann Kind
Frage: Ist das Kind in der Lage, den Puppen die jeweils adäquate Information zu liefern?
→ 3 Jährige: NEIN
→ 4-5 Jährige: JA
Kinder zeigen eine Reihe charakteristischer Denkfehler u.a. Egozentrismus
Nach Piaget sind jüngere Kinder nicht in der Lage, die Perspektive anderer einzunehmen – sie denken egozentristisch
z.B. „Drei-Berge-Versuch“
Kinder im präoperationalen Stadium geben an, dass die Landschaft für die Puppe genau so aussieht wie für sie selbst. (Miniaturlandschaft)
Studien von Judy DeLoache (2000)
Kind sieht, wie im Versuchsraum ein Objekt an einer bestimmten Stelle versteckt wird.
Das Kind soll dieses Objekt wieder hervorholen
(a) im Versuchraum
(b) in einem verkleinerten Modell des Versuchsraums (identisch eingerichtet)
-> 2 bis 3 jährige finden das Objekt im Versuchsraum
können dieses Wissen aber nicht auf das Modellzimmer übertragen.
-> 4 jährige finden das Objekt auch im Modellzimmer
Versuch mit dem "Credible Shrinking Room“
Wird den Kindern suggeriert, eine Wundermaschine mache den gesamten Versuchsraum zu einem Puppenraum, dann gelingt es bereits 2 Jährigen, das Objekt auch im Modellzimmer zu finden.
Jüngere Kinder haben Schwierigkeiten, „duale“ Repräsentationen zu bilden und zwischen Modell und Wirklichkeit Verbindungen herzustellen.
Appearance-Reality Tasks
„Ist das in Wirklichkeit eine Kerze oder ein Apfel?“, Dreijährige können noch nicht angeben, dass dieses Objekt zwar aussieht wie ein Apfel, in Wirklichkeit aber eine Kerze ist.
→ phänomenalism-error („das ist ein Apfel“)
→ realism-error („das ist eine Kerze“)
5 Jährige sind erfolgreich
Kindergartenkinder können nur eine Interpretation erkennen und nicht flexibel umschalten (selbst wenn man sie darauf hinweist);
Grundschüler lernen, beide Alternativen zu benennen.
Begrenzte soziale Partizipation:
Das Kind spielt in der Nähe anderer mit ähnlichem Spielzeug, versucht aber nicht, sich in das Spiel der anderen einzumischen.
Häufigste Spielform bis 3 Jahre; Nimmt danach ab
Obwohl jedes Kind für sich spielt, unterhalten sich die Kinder, tauschen Spielzeuge und kommentieren das, was der/die andere macht.
Nimmt zwischen 2 und 5 Jahren leicht zu
Kinder spielen mit und nicht nebeneinander. Ihre Aktivitäten sind auf ein gemeinsames Ziel gerichtet.
Nimmt zwischen 3 und 5 Jahren massiv zu
(bis ins Grundschulalter)
Das Rollenspiel ist eine besondere Form des kooperativen Spiels, in dem Kinder sich mit Verhaltensregeln und Rollen von Erwachsenen vertraut machen.
Deutliche Zunahme im Grundschulalter
(Kartenspiele, Brettspiele, Ballspiele…)
-> erhaltenskodex wird beachtet
erkennen und präferieren menschlicher Gesichter
Protokonversation
reagieren auf gegenüber und warten bis sie dran sind (turn taking)
soziales Lächeln (ab 2 M.)
dyadische Interaktionen
triadische Interaktionen (ab 9 M.)
check attention (9-12 M.)
follow attention (11-14 M.)
direct attention (13-15 M.)
Dyadische Interaktionen
-> in den ersten Lebensmonaten
-> Interaktion zwischen Kind und anderer Person ODER Objekt
->z.B. Gesichterpräferenz, Verhaltenskontingenzen, Soziales Lächeln, Objektpermanenz,…
Triadische Interaktionen
-> ab 9 Monaten
-> Joint Attention
gemeinsame Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand oder ein Ereignis
Check attention (ab 9 M.) -> Kind wechselt Blick zwischen Objekt und anderer Person (Vergewisserung der Aufmerksamkeit)
follow attention (11-14 M.) -> Erw. blickt oder zeigt auf etwas -> Kind folgt Blick/ Geste
direct attention (13-15 M.) -> distale Zeigegesten des Kindes
Social Referencing: Rückversicherung in neuen Situationen -> Orientierung an emotionalem Ausdruck der Bezugsperson
Klinische Aspekte :
Autismus als Störung sozialer Kognition schon im ersten Lebensjahr auffällig
Defizite in joint attention, Imitation, …
Hilfeverhalten ab 14 Monaten
Kooperationsverhalten ab 14 Monaten, wenn Koordinationsleistung nicht zu anspruchsvoll; deutliche Zunahme zwischen 14 und 18 Monaten
Helfen:
-> Ziel des anderen kennen und die Motivation haben, etwas für den anderen zu tun
-> Kind versteht Intention des anderen
Kooperation:
-> gemeinsames Ziel
-> eine oder mehrere Personen müssen interdependente Rollen einnehmen, die auf gemeinsames Ziel ausgerichtet sind
-> Kind gleicht eigene Intention mit der des Gegenübers ab
Die Fähigkeit, das Verhalten anderer mentalistisch zu verstehen, interpretieren, erklären und vorherzusagen.
Zugang zu eigenen mentalen Zuständen -> Zuschreibung auf andere durch „in sie hineinversetzen
Mentale Zustände beeinflussen das Verhalten
Wunsch-> Überzeugung-> Verhaltensvorhersage
möchte Eis-> glaube Eisstand ist im Park-> gehe in Park
Mentale Zustände können Ereignisse/ Objekte missinterpretieren
glaube Eisstand ist im Park-> Eisstand ist nicht im Park, sondern auf dem Markt
Teleologische Interpretation
Mentalistische Interpretation
- Zielgerichtetheit wird bestimmt über Verrechnung beobachteter Handlung, Zielzustand und situationalen Gegebenheiten
- Verrechnung erfolgt nach Rationalitätsprinzip
-> Handlungen haben Zweck Zielzustände über effizientestes Mittel zu erreichen, was in Situation zur Verfügung steht
- „failed attempt Studien“
-> Person zieht an 2 Enden einer Hantel -> Finger rutschen an einer Seite ab -> Kinder ab 10 Monaten imitieren intendierte Handlung und nicht die falsche Handlung
- „Selektive Imitation“ (Licht mit Kopf anmachen)
-> Akteur trifft eine Auswahl aus versch. Möglichen Mitteln zur Zielerreichung
- 14 Monate alte Kinder imitieren nur absichtsvolle Handlungen, keine zufälligen Handlungen
- 9 Monate alte Kinder interagieren mit gegenüber abhängig davon, ob er ihnen Objekt geben möchte, es aber nicht schafft oder Objekt absichtlich nicht gibt -> wenn er es bloß nicht schafft, versuchen Kinder viel länger an das Objekt zu kommen
Ab 18 Monaten verstehen Kinder die Wünsche von anderen -> „Brokkoli-Cracker-Versuch“ -> Kinder bieten anderen das von ihnen präferierte Essen an
das Verständnis epistemischer/ doxastischer Zustände
Epistemisch: Etwas Wissen = Wissen(szustände)
Doxastisch: Etwas stark glauben/annehmen = Überzeugungen ; Etwas für möglich halten
Das Verständnis, dass epistemische/ doxastische Zustände nur Repräsentationen der Welt darstellen, die wahr oder falsch sein können
Im Vorschulalter zwischen 4 und 5 Jahren
Smarties-Aufgabe-> Deceptive Container Task/ Representational Change Paradigma
Maxi und die Schokolade
-> Kinder lügen sehr früh aber fraglich, ob es echte Lügen sind oder Scheinlügen
-> z.B können 3-Jährige ihren Gegnern in Wettkampfsituationen noch keine Infos vorenthalten
Laut Piaget erst nach Abschluss des präoperationalen Stadiums (2-6 J.), da sie vorher egozentrisch denken.
Je nach Experiment mit Vorschul-/Kindergartenalter
Experiment mit Miniaturraum
Objekt wird in normalem Raum versteckt und Kind soll es im Miniraum finden
-> 2-3-Jährige: Finden Objekt im Miniraum nur dann, wenn man ihnen sagt der Raum wäre mit einer Wundermaschine geschrumpft worden
-> 4-Jährige finden Objekt auch im Modellzimmer
Jüngere Kinder haben Schwierigkeiten „duale“ Repräsentationen zu bilden und zwischen Wirklichkeit und Modell Verbindungen herzustellen
Parallelspiel
-> bis 3 Jahre häufigste Form, nimmt dann ab
-> Spielen in der Nähe anderer Kinder mit ähnlichem Spiel aber jeder für sich
Assoziatives Spiel
-> Zunahme zwischen 2 und 5 Jahren
-> Jedes Kind für sich aber kommunizieren miteinander und tauschen Spielzeuge, kommentieren was andere machen
Kooperatives Spiel
-> starke Zunahme zwischen 3 und 5 Jahren
-> Speilen miteinander, Aktivitäten haben gemeinsames Ziel
Rollenspiel
-> bis ins Grundschulalter
-> Form des Kooperativen Spiels
-> Kinder machen sich mit Rollen Erwachsener vertraut (z.B. Supermarkt spielen)
Regelbasiertes Spiel
-> Spielen in Gruppen unter Berücksichtigung eines Verhaltenskodex
-> Kartenspiele, Brettspiele, Ballspiele, …
Habituationsparadigma
Vgl. Sitzung 3:
Habituationsreaktionen sind ab der 32. SWS voll ausgebildet
Ab ca. 37. SWS: Erinnerung an Reize bis 24 Stunden später möglich. Siehe auch “Drei + Zwei Komponentenmodell“
Verzögerte Imitation
Ab 9 Mon: Auch neue Handlungen werden imitiert, auch bei nur einmaliger Demonstration.
Verzögerte Imitation einfacher Handlungen noch nach einem Tag.
Ein Mobilé ist über eine Schnur mit dem Bein des Babys verbunden.
Das Kind lernt, dass Strampeln und Mobilébewegung zusammenhängen.
Untersucht wird, ob das Kind vermehrt strampelt, sobald man das Mobilé erneut über das Bettchen hängt (ohne Verbindung zum Fuß).
→ Wie lange kann es sich an diesen Zusammenhang erinnern?
→ Unter welchen Umständen wird die Strampelreaktion gezeigt?
Schon in den ersten Wochen kontinuierliche Verbesserung der Gedächtnisleistung für den Zusammenhang zwischen Mobilé und eigener Aktivität. Rovee-Collier et al.,1997
Vergessen ist Abrufproblem: bei “Wiedereinsetzung“ durch den Versuchsleiter wird die erhöhte Strampelreaktion wieder gezeigt. (Reinstatement = Erinnerungshilfe an einen Teil der Lernerfahrung)
Erinnerungsleistungen sind besser, wenn der Test unter gleichen Kontextbedingungen durchgeführt wird (gleiches Muster des Bettchens).
Mit zunehmendem Alter wird die Art des Mobilés egal (→Generalisierung)(Bis 6 Monate Erinnerung nur beim Original-Mobilé)
Auf Objektebene interessant:
Wie entstehen stabile Objektrepräsentationen?
Versuche zur Objektpermanenz
Überdauernde Existenz eines Gegenstands auch wenn er aktuell nicht sichtbar ist
Objektpermanenz nach Jean Piaget
Objektpermanenz erst bei Säuglingen ab 8 Monaten.
Indikator: 8 Monate alte Kinder greifen nach einem zuvor verdeckten Objekt →“Einfache Objektpermanenz”
Objekte existieren unabhängig davon, ob sie aktuell sichtbar sind oder nicht.
Diese frühe Form der Objektrepräsentation scheint aber noch beeinflußbar zu sein durch spezifische Veränderungen, die an einem Objekt vorgenommen werden. (“Einfache” Objektpermanenz)
Zwischen 8 und 12 Monaten zeigen Kinder den so genannten A-/nicht-B Suchfehler
A-/nicht-B Suchfehler (8-12 Monate)
-> Interpretation Piaget: Kinder scheinen Objekte noch nicht losgelöst von ihrer Lokation zu repräsentieren
Zwischen 12 und 18 Monaten wird der A-/nicht-B Suchfehler überwunden
Objekte existieren dann unabhängig von ihrer Lokation, sofern es sich im Versuch um sichtbare Ortsveränderungen handelt
Weiterhin Probleme mit dem Verständnis unsichtbarer Ortsveränderungen (diese Probleme werden zwischen ca. 18 und 24 Monaten überwunden)
Generelle Kritik:
Aus defizitärer Handlungskoordination wird auf defizitäres Wissen geschlossen
Kinder scheinen bereits wesentlich früher über stabile mentale Objekt-Repräsentationen zu verfügen als von Piaget angenommen.
Methodenbedingte Unterschiede in den Befunden:
Manuelle Suchaufgaben (Piaget) versus visuelle Aufgaben
-> z.B. Drehbrückenversuch
Wandschirm rotiert auf das Kind zu und wieder weg, bis Kind habituiert.
Objekt wird auf der Kind-abgwandten Seite in den Weg des Wandschirms gestellt.
Unmögliches Ereignis: Wandschirm rotiert trotzdem 180 Grad
Mögliches Ereignis: Wandschirm rotiert nur bis Zum Objekt.
Ergebnisse
Ab 3,5 Monaten reagieren Säuglinge mit Überraschung auf das (jeweils) physikalisch unmögliche Ereignis.
Ab 6,5 Monaten werden zusätzlich die Größe und
ab 7,5 Monaten die Konsistenz der Objekte beachtet.
Reifungsprozesse des dorsolateralen präfrontalen Cortex
Dieses Gehirnareal ist für Aufgaben relevant, in denen
Zeitlich oder räumlich getrennte Information integriert
UND
Eine dominante Reaktionstendenz gehemmt werden muss.
A- nicht -B Aufgabe:
Zeitliche Separierung zwischen Verstecken und Suchen
Ursprüngliche Greifhandlung (nach Ort A) muss gehemmt werden.
→ Zunehmende Leistungsverbesserung zwischen 7 und 12 Monaten
Guter Beleg für diese These:
A-/nicht-B Suchfehler tritt auch auf, wenn beide Behälter durchsichtig sind
2-4 Jährige erhalten 10 verschiedene Objekte zum spielen. Danach werden diese entfern und 1 - 2 Objekte durch neue Exemplare ersetzt.
Danach erhalten die Kinder die verändert zusammengesetzte Gruppe und sollen sagen/zeigen, welche(r) der Gegenstände neu hinzugekommen ist.
-> Die Leistung ist annähernd perfekt.
Kinder erhalten 10 verschiedene Objekte zum spielen.
Fragt man die Kinder nach dem Entfernen der 10 Gegenstände, an welche sie sich erinnern können.
Mit 2-3 Jahren können Kinder max. 2 Items erinnern. Mit 4 -5 Jahren sind es 3-4 Items.
Zwischen 2 und 4 Jahren:
Große Diskrepanz zwischen guten Recognitions-Leistungen und schwachen Recall-Leistungen.
Allg. Recognition besser als Recall
Bei Recognitionsaufgaben liegen viele Hinweisreize für das “Wiedererkennen“ vor Bei Recallaufgaben meist nur ein Hinweisreiz
Geringfügige, langsame Zunahmen:
Wortspanne (einsilbig):
6 Jährige ca. 4 -
12 Jährige ca. 5 Wörter
Zahlenspanne:
4 Jährige ca. 4 -
12 Jährige ca. 6 Items
(Ged-Spanne bei Erwachsenen ca. 7 +/- 2)
Trotz rel. Langsamer Veränderungen in der Gedächtnisspanne, deutliche Entwicklungsfortschritte in allg. Gedächtnisleistungen
Für diese Fortschritte sind vor allem bedeutsam:
Informationsverarbeitungsprozesse
Gedächtnisstrategien
Metagedächtnis
Mentale Prozesse werden mit zunehmendem Alter stärker automatisiert und effizienter, brauchen weniger Arbeitsspeicher,
Es bleiben mehr Speicherressourcen übrig
Die Artikulationsgeschwindigkeit für Wörter nimmt zu (sie laufen schneller durch die artikulatorische Schleife
vgl. KZG- Modell nach Baddeley & Hitch, 1974), dadurch können mehr Wörter erinnert werden.
Rehearsal - Encodieren
Assoziationsbildung
Elaborieren (spez. Encodierform)
Organisieren
Sortierung
Gruppierung
Skriptbildung
Verbales Wiederholen der Inhalte, die man sich merken soll
Die Nutzung dieser Strategie steigt zwischen 5 und 10 Jahren massiv an.
„Astronautenhelm-Versuch“ (e.g. Flavell et al., 1966; Ornstein, 1999)
Vorgabe einer Reihe von Bildern (Merkaufgabe)
Während der Merkphase: „Astronauten-Helm“ (Augen der Kinder verdeckt) für 15 Sek.
Erfassung der Lippenbewegungen
-> Ältere Kinder zeigen häufiger und mehr Lippenbewegungen
Räumliche Zuordnung von Objekten nach einem best. Kriterium.
12 gleich aussende Dosen. In 6 Dosen werden Bonbons, in die anderen 6 Dosen werden Holzklötze gelegt.
Das Kind wird aufgefordert sich zu merken, in welchen Dosen Bonbons sind.
Die meisten Kinder zwischen zwei und fünf Jahren stellen die „Bonbondosen“ spontan auf die eine Seite und die Holzklotzdosen in die anderen. Sortierung als Gedächtnisstütze.
Items werden in Kategorien eingeordnet – Abruf der erinnerten Information erfolgt anhand der betreffenden Kategorien-Überschriften.
z.B. Hase, Banane, Karotte, Affe
Grundschulzeit:
Gruppierungskriterien wechseln von thematischen zu systematischen Oberbegriffen; Strategie wird zunehmend häufiger angewendet.
Skriptbildung (Organisieren)
Skripts = eine Art Drehbücher für bestimmte Ereignisse (Teilaspekte eine Restaurantbesuchs, Einkaufs,…)
Skript-Wissen ist für das Erinnern von großer Bedeutung
3-jährige nennen mehrere Aspekte (z.B. Setzen, Essen, bezahlen, gehen) in der logisch richtigen Reihenfolge.
Mit dem Alter steigt die Anzahl von Teilschritten, die differenziert werden (z.B. Mantel ausziehen, Setzen, Bestellen, Essen, Nachtisch, bezahlen, Mantel Anziehen, Gehen)
Nachfragen der Eltern fördern die Abspeicherung und den Abruf
Assoziationsbildung zwischen Items, bildlich oder verbal (Bsp.: Eselsbrücken)
→ Nutzung von Retrieval Cues
→ Einsatz erst ab Adoleszenz
Assoziationsbildung - Elaborieren (spez. Encodierform)
Sortierung, Gruppierung, Skriptbildung - Organisieren
Strategiedefizite (Probleme beim Einsetzen bewußter Maßnahmen zur Lösung von Gedächtnisaufgaben):
Kindergartenkinder: Mediationsdefizit →Strategien werden nicht spontan gezeigt und nützen auch bei Unterweisung nichts.
Vorschulkinder: Produktionsdefizit →Strategien werden nicht spontan eingesetzt, nützen aber etwas (wenn Kinder unterwiesen werden)
Frühes Schulalter: Nutzungsdefizit → Strategien werden spontan eingesetzt, nützen aber nichts (fordern noch zu viel Aufmerksamkeit).
Deklaratives Metagedächtnis: Wissen über Gedächtnisvorgänge (bei einem selbst und anderen Personen, bei bestimmten Aufgaben, bei bestimmten Strategien) verbessert sich im Verlauf der Grundschulzeit (6 – 10 Jahre) kontinuierlich.
Prozedurales Metagedächtnis: Fähigkeit zur Überwachung (Leistungsvorhersage) und Regulation gedächtnisbezogener eigener Aktivitäten (bezüglich der notwendigen Anstrengung)
Auch hier wesentliche Verbesserungen während der Grundschulzeit.
Kontrollprozesse, die besonders dann eingesetzt werden, wenn automatisiertes Handeln zur Problemlösung nicht mehr ausreicht.
Z.B. Fehlerkorrektur, Erlernen neuer komplexer Fertigkeiten, Durchbrechen von Gewohnheiten, …
Setzen von Zielen
Strategische Handlungsplanung zur Zielerreichung
Prioritätensetzung
Selbstkontrolle (Impulskontrolle und Emotionsregulation),
Arbeitsgedächtnis
Bewusste Aufmerksamkeitssteuerung, Perspektivübernahme
Zielgerichtetes Beginnen, Koordinieren und Sequenzieren von Handlungen Motorische Umsetzung, Beobachtung und ggfs. Korrektur von Handlungsergebnissen …
Selbstmotivation, Volition, Initiative
Wichtige Hirnregionen:
Frontalhirn v.a. Präfrontaler Cortex, Reifungsprozesse noch bis frühes Erw.alter Thalamus, Teile der Basalganglien
Definition EF: Regulations-und Kontrollmechanismen, die zielorientiertes und situationsangepasstes Handeln ermöglichen (Drechsler, 2007)
Beinhaltet verschiedene, unabhängige Prozesse, die selektiv gestört sein können.
Vgl. Arbeitsgedächtnismodell nach Baddeley (1986):
„Zentrale Exekutive“ als Teil des Arbeitsgedächtnisses, mit den Funktionen
Fähigkeit der Aufmerksamkeitsausrichtung (focus attention)
Verlagerung des Aufmerksamkeitsfokus (task switching)
Regulation der Aufmerksamkeitsverteilung, bei gleichzeitigen Aufgaben (dual task performance)
Verknüpfung von Inhalten des Arbeitsgedächtnisses mit dem Langzeitgedächtnis
Prominentes EF-Modell: Miyake et al. (2000). Basismechanismen exekutiver Funktionen:
Inhibition dominanter Antworttendenzen (inhibition)
Aktualisieren von Arbeitsgedächtnisinhalten (upgrading)
Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus (shifting)
Arbeitsgedächtnis:
Ab ca. 3 Jahren wesentliche Entwicklungsschritte
Inhibition:
ca. ½ Jahr kurzes Innehalten einer Bewegung bei „NEIN-Ansage“
4-5 Jahre Verbesserungen bei Bedürfnisaufschub
ca. 12 Jahre Inhibitionsfähigkeiten vergl. Zu Erwachsenen
Flexibiltät/Shifting/Perspektivenübernahme:
Säuglingsalter verschiedene Wege zur Zielerreichung möglich
Ca. 4 Jahre: einfache Wechsel von Regeln können beachtet werden
Theory of Mind (Explizite Aufgaben) Übergang von non-repräsentationaler zu repräsentationaler ToM
Exekutive Funktionen in engem Zusammenhang mit Schuleignung und schulischen Leistungen
Siehe Kriterien der Schulfähigkeit:
Sozial-emot. Kompetenzen (Emot-regulation / Prosoz.Verhalten /Aggressionskontrolle), Anpassungsfähigkeit an die Anforderungen des Unterrichtsgeschehens, Motivation, ausgereifte Lernkompetenz, Vorläuferfertigkeiten für den Schrifterwerb
Möglichkeiten der Förderung/Förderansätze (vgl. Diamond & Lee, 2011)
Ansätze, die exekutive Funktionen nachweislich fördern:
Computerbasierte Förderung
Förderung durch Sport und Bewegung
Förderung durch traditionellen Kampfsport und der Achtsamkeit
Förderung durch Schulkonzepte
Förderung durch additive Programme
Zahlreiche weitere Programme auch dt-sprachig
Einordnung:
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
Hauptkennzeichen:
Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Selbstregulation;
z.T. zusätzlich starke körperliche Unruhe (Hyperaktivität)
Prävalenz: 5,3% (Mehr Jungen als Mädchen)
Bei ca. 40-80% der diagnostizierten Kinder besteht die Störung bis ins Jugendalter fort (Im Erw.alter ca. noch 1/3).
Häufigkeit ADHS-Diagnose bei 3–17-jährigen,
Grundlage: Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS), Robert-Koch Institut, 2003
Einschränkung des Arbeitsgedächtnisses
Beeinträchtigung der Exekutivfunktionen
Abneigung gegenüber dem Aufschub von Belohnungen
Motorische Überaktivität
Regulation von Aktivierung und Wachheit, Störungen der Zeitverarbeitung
Erhöhte inter- und intraindividuelle Variabilität der Reaktionszeit
Dysfunktionale Regulierung der Anstrengungsbereitschaft in Hinblick auf zielbezogenes Verhalten (kurzfristige bzw. entfernte Ziele)
Gehirn (z.B: funktionelle Defizite in versch. Kerngebieten
Neurotransmitter (v.a. Verminderte Signalübertragung durch Dopamin, Noradrenalin, Glutamat)
Genetische Faktoren (Erblichkeitsrisko bei Kindern 70-80%)
Schadstoffe (z.B: Blei, PCB, Tabak,…)
Soziales Umfeld als Risiko/Schutzfaktor)
verzögerte Imitation
Mobilé-Versuch
Mobilé durch Schnur mit Bein des Babys verbunden
Zusammenhang von Strampeln und Mobilé Bewegung
Wie lange erinnert sich Baby an diesen Zusammenhang?
strampelt es auch wenn keine Schnur da ist
mit zunehmendem Alter Art des Mobilé egal (Generalisierung)
bis 6 Monate Erinnerung nur bei Original-Mobilé
kontinuierliche Verbesserung der Gedächtnisleistung
z.B. Reime vorlesen-> messen der Herzschlagrate / Saugrate
Ab der 37. SSW kann einmal präsentierter Reiz bis zu 24 h behalten und wiedererkannt werden
Objektpermanenz:
Piaget: -ab 8 M. -> einfache Objektpermanenz
Objekte existieren auch wenn aktuell nicht sichtbar
Objekte können noch nicht losgelöst von Lokation repräsentiert werden
zwischen 12 und 18 Monaten: Objekte existieren unabhängig von Lokation, wenn Ortsveränderung sichtbar ist
zwischen 18 und 24 Monaten auch unsichtbare Ortsveränderungen allmählich
Wandschirm rotiert auf Kind zu und weg bis Kind habituiert
Objekt wird auf Kinderabgewandten Seite in Weg des Wandschirms gestellt
unmögliches Ereignis: Wandschirm rotiert trotzdem 180°
mögliches Ereignis: Wandschirm rotiert bis zum Objekt und nicht weiter
ab 3,5 Monaten: reagieren überrascht auf unmögliches Event
ab 6,5 Monaten: Größe der Objekte werden beachtet
ab 7,5 Monaten: Größe und Konsistenz der Objekte werden beachtet
Erfassung früher mentaler Objektrepräsentation
-3. LJ (Organisieren)
-> Drehbücher für best. Ereignisse, 3-Jährige nennen mehrere Begriffe in logisch richtiger Reihenfolge
-2-5 LJ (Organisieren)
-> räuml. Zuordnung von Objekten nach best. Kriterium
Rehearsal
-5-10 LJ (Encodieren)
-> verbales Wiederholen zu merkender Inhalte -> im Versuch Erfassung der Lippenbewegung
-Grundschulalter (Organisieren)
->Items in Kategorien geordnet, Abruf erinnerter Info anhand der Kategorien-Überschriften
Elaborieren
-Adoleszenz (Assoziationsbildung)
-> bildlich oder verbal, Nutzung von Retrieval Cues
Strategiedefizite:
Kindergartenkinder-> Mediationsdefizit; Strategien werden nicht spontan gezeigt und Unterweisung nutzt auch nichts
Vorschulkinder-> Produktionsdefizit; Strategien nicht spontan aber bei Unterweisung
Frühes Schulalter-> Nutzungsdefizit; Strategien spontan aber nützen nichts
Deklaratives Metagedächtnis:
-> Wissen über Gedächtnisvorgänge
-> Verbesserung während Grundschulzeit (6-10 Jahre)
Prozedurales Metagedächtnis:
-> Fähigkeit zur Überwachung und Regulation gedächtnisbezogener eigener Aktivitäten
->Verbesserungen während Grundschulzeit
Inhibition -> Inhibition dominanter Antworttendenzen
Upgrading -> Aktualisierung von Arbeitsgedächtnisinhalten
Shifting -> Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus
Inhibition
-> ca. ½ Jahr kurzes Innehalten einer Bewegung bei „nein“-sagen
-> 4-5 Jahre: Bedürfnisaufschub wird besser möglich
-> ca. 12 Jahre: Inhibitionsfähigkeiten mit Erw. vergleichbar
Upgrading
-> ab ca. 3 Jahren wesentliche Entwicklungsschritte
Shifting
-> Säuglingsalter versch. Wege zur Zielerreichung möglich
-> ca. 4 Jahre: einfache Regelwechsel werden beachtet
-> ToM Übergang von non-repräsentationaler zu repräsentationaler ToM
Säuglinge unterscheiden zwischen unterschiedlich mächtigen Punktemengen
Z.B: Studie von Xu & Spelke, (2000) mit 6 Monate alten Säuglingen
Mengenwahrnehmung kann auf unterschiedliche Art erfolgen:
(a) Als auf kontinuierlicher physikalischer Ausdehnung beruhend
(b) Als zusammengesetzt aus diskreten, unterscheidbaren Einheiten = Numerisch basierte Mengenrepräsentation
Wichtig für die exakte Bestimmung von Mengenveränderungen und Voraussetzung für spätere Zählfertigkeiten
Säuglinge unterscheiden zwischen Punktemengen in einem bestimmten altersabhängigen Bezugsverhältnis (Ratio)
Neugeborene: Kritische Ratio = 3 [z.B: 1:3 oder 4:12]
6 Monate: Kritische Ratio = 2 [z.B: 1:2 oder 6:12]
10 Monate: Kritische Ratio = 1,5 [z.B: 2:3 oder 12:18 ]
6 Monate alte Säuglinge unterscheiden zwischen Punktemengen im Verhältnis 1 : 2
Methode (z.B. Xu & Spelke, 2000): Habituations-Dishabituationsparadigma
Dabei werden Faktoren wie Punktegröße, Umrisslänge, Punktedichte kontrolliert. D.h., Diskriminationsleistungen können nicht auf Unterschiede in „simpleren“ perzeptuellen Unterschieden des Stimulusmaterials zurückgeführt werden.
-> Auch diese frühen Mengenrepräsentationen scheinen numerischer Art zu sein. (= ungefähre aber numerisch basierte Anzahlrepräsentationen)
-> Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem angeborenen intuitiven Mengensinn („number sense“)
Babys (sowie einige nichtmenschliche Primaten) entscheiden sich eindeutig für die größere Anzahl, wenn sie die Wahl zwischen 1 und 2 oder zwischen 2 und 3 Keksen haben, zeigen aber keine klare Bevorzugung, wenn sie zwischen 5 und 6 Keksen wählen dürfen (z.B: Starkey & Cooper, 1980).
Es scheint so etwas wie eine „magische Zahlengrenze“ bis 4 zu geben, bis zu der die Kinder Mengen auf einen Blick erfassen können.
Auch Erwachsene, die die Anzahl von Punkten bestimmen sollen, sehen Mengen bis 4 auf einen Blick und fangen erst bei etwa 5 Elementen an zu zählen.
Simultanerfassung (engl. Subitizing):
Fähigkeit, die Anzahl mehrerer Elemente erfassen zu können, ohne diese explizit abzählen zu müssen.
Offene Frage: Handelt es sich hierbei um reine perzeptuelle Vergleichsprozesse (z.B. Mustererkennung) oder um frühe numerische Zählfähigkeiten?
„Subitizing“: Direkte Mengenerfassung bis zu 4 Elementen
Handelt es sich hierbei um frühe numerische Kompetenzen?
Versuche von Wynn, 2007:
Verständnis von Mengen-veränderungen bei bis zu 4 Elementen
„Addition“
„Subtraktion“
Zwei Mäuse werden platziert
Wandschirm hebt sich und verdeckt die Mäuse
Eine Maus wird sichtbar entfernt
Offene Frage: Betrachten Kinder immer dasjenige Ereignis länger, das mehrere Mäuse beinhaltet?
-> Säuglinge scheinen zu verstehen, dass Hinzufügen und Wegnehmen mit einer Anzahl-Veränderung einhergeht
Offene Fragen:
Erwarten Kinder nur, dass sich generell etwas verändert?
(Längere Blickzeiten bei gleichem Start und Outcome)?
(i.S.v. 1+1 = „etwas anderes als 1“ bzw. 2-1 = „etwas anderes als 2“)
Haben die Kinder bereits Erwartungen bezüglich der exakten Resultate in diesen Additions- / Subtraktionsaufgaben?
5 Monate alte Babys schauen in allen Aufgaben länger auf das mathematisch unmögliche Ereignis (inconsistent outcome).
Babys erfassen sehr früh die Anzahl von Objekten im Bereich 1 bis 4. Sie begreifen, wenn etwas dazu kommt (Addition) oder weggenommen wird (Subtraktion).
Wynn (e.g. 2007) geht davon aus, dass es sich bei diesen Leistungen um frühe numerische Kompetenzen handelt.
Säuglinge scheinen über 2 zahlenrelevante Repräsentationssysteme zu verfügen: Analoge Mächtigkeitsrepräsentationen und sog. Object-fileRepräsentationen (Carey, 2001; Xu & Spelke, 2000)
„Analog magnitude model“ zur Repräsentation größerer Mengen und ihrer ungefähren kardinalen Wertigkeit
Bei Mengenvergleichen spielt die Mächtigkeit der zu vergleichenden Mengen eine entscheidende Rolle: Das Verhältnis zweier Mengen ist für den Vergleich ausschlaggebend
-> Zur „analog magnitude Hypothese“ passen die Befunde zur approximativen Mengenerfassung bei Mengen über 4 Elemente
„Object file model“ zur mentalen Repräsentationen konkreter Objekte beim Vergleich kleinerer Mengen
Für jedes wahrgenommene Element wird kurzzeitig ein mentaler raumzeitlicher Repräsentant „object file“ geöffnet, der aber keine detaillierte Informationen über die jeweiligen Elemente enthält
-> Probleme bei größeren Mengen
Nach der object file Hypothese (vgl. auch Leslie, 1999; Carey, 2001) öffnen wir auf der Basis von raum-zeitlichen Informationen so genannte „Object files“.
Demnach wird zunächst die Anzahl der in einem Ereignis involvierten Objekte beachtet und zwar unabhängig davon, welche Eigenschaften die Objekte aufweisen.
-> Siehe nachfolgende Folien zum Objektindexsystem (Leslie et al. 1999)
Zu der Annahme der Object-file Bildung passen auch Befunde aus:
(A) Weiteren Studien zum frühen Additions/Subtraktionsverständnis
(B) Studien zur Objekt-Individuation
Simon, Hespos & Rochat (1995) Ernie & Bert Versuche
Replikation der Versuche von K. Wynn mit unterschiedlichen Figuren. (5 Monate)
4 Bedingungen in Testphase:
a) Möglicher Outcome
b) Anzahl der Figuren falsch
c) Anzahl stimmt, aber Identität falsch (Eine Figur wurde ausgetauscht)
d) Anzahl und Identität falsch
Die Kinder reagieren nur auf die falsche Anzahl, (Testereignisse b und d) nicht auf die Identitätsverletzung
Objektindividuation:
Bestimmung der Anzahl von Objekten, die in ein Ereignis involviert sind.
Frage hierbei: Welche Art der Objektinformation wird für die Individuation herangezogen?
[z.B: Raumzeitliche Information, Form, Farbe, Objektart]
Kriterien für frühe Objektindividuation:
1. Raumzeitliche Information
2. Objekteigenschaften (Farbe, Größe, Objektart…)
ad1: Raumzeitliche Information (Spelke et al, 1995)
(Nutzung raumzeitlicher Information ab 4 Monate gezeigt)
-> Kinder „wundern sich“ (schauen länger) wenn in der Testphase nur EIN Hase zu sehen ist
ad2 .: Objekteigenschaften (Farbe, Größe, Objektart…)(Xu & Carey, 1996)
12 Monate: Individuation ja / = Erwarten beide Objekte
10 Monate: Individuation nein / = Finden beide Testereignisse gleichermaßen „plausibel“
Wenn zuvor raumzeitliche Information für 2 Objekte gegeben wurde, individuieren auch 10 Monate alte Kinder /
= Erwarten beide Objekte
Frühe Mengenoperationen (Resnick & Greeno, 1990)
„Protoquantitative Schemata“
des Vergleichs (größer, mehr, viel, wenig...) (2tes LJ)
des Vermehrens / Verminderns (wegnehmen, dazukommen,...) (3-4J)
der Teil-Ganzes-Relation (gehört zu, ist Teil von...) (3-4J)
In Verbindung mit
Zahlenkenntnis: Erwerb der Zahlwortreihe (1,2,3,4,5,6,...) (ab 2-3J)
——-> „Numerische Schemata“:
Integration der Zahlwortreihe mit protoquantitaivem Schema des Vergleichs
Mentaler Zahlenstrahl (Vergleich von Positionen) (ca. 4 Jahre)
Integration von Zahlwort mit Teil-Ganzes-Schema
Kardinalitätsprinzip (ca. 5 Jahre)
Zahlentripel
Jedes Set von diskreten Einheiten ist zählbar
What-to-count Prinzipien
Es ist egal, wo man anfängt zu zählen
wird zwischen 2 und 3 Jahren verstanden
Jedes Objekt wird nur einmal gezählt
How-to-count Prinzipien
(wird bereits zwischen 2 und 3 Jahren verstanden)
Die Abfolge der Zahlen steht fest
Die letzte Zahl beim Zählen entspricht der Gesamtanzahl
Rechenstrategien:
Abruf arithmetischen Faktenwissens:
Lösung einfacher Aufgaben wird aus dem Gedächtnis abgerufen.
Abzählen:
z.B. Aufgabe 2 + 2 →Kind streckt pro Hand zwei Finger aus und zählt ab 1,2,3,4
Zählen vom größeren Summanden aus (ab Schuleintritt)
z.B. Aufgabe 3 + 9 →9, 10, 11, 12
Zerlegung / Dekomposition der Aufgabe in zwei leichtere Aufgaben
z.B. Aufgabe 3 + 9 →3 + 10 = 13 und 13 – 1 = 12
z.B. Aufgabe 3 x 4 →Zerlegung in 3 Additionsaufgaben |||| + |||| + |||| = 12
Bereits bei 4 Jährigen:
Angemessene Auswahl der zur Verfügung stehenden Strategien
z.B. Gedächtnisabruf bei leichten Aufgaben, Abzählen bei schwierigen Aufgaben
Konzept der Gleichheit 2 + 2 = 4
Verständnis, dass die Werte zu beiden Seiten des Gleichheitszeichens ausgeglichen sein sollen.
Oft werden solche Aufgaben in der Form 2 + 2 = X gestellt.
-> Kinder interpretieren das Gleichheitszeichen oft als Startsignal zur Addition
Problem wenn Aufgabe in der Form 2 + 2 = __ + 1 gestellt wird.
Goldin-Meadow et al. (2001) zeigen, dass in den USA solche Aufgaben noch in der vierten Klasse falsch bearbeitet werden: Oft werden nur die Zahlen auf der linken Seite addiert.
-> Es wird nicht verstanden, dass das Gleichheitszeichen für eine Entsprechung der Summen auf beiden Seiten steht.
Kontextspezifische Unterschiede in der Rechenleistung
Nunes et al. (1993)
Brasilianische Kinder im Alter zwischen 9 und 15 Jahren, die auf den Straßen Süßigkeiten verkaufen zeigen…
exzellentes Rechenverständnis wenn Aufgaben im Kontext des Straßenverkaufs präsentiert wurden (z.B. was kosten 4 Kokosnüsse bei einem Stückpreis von 35 C?)
sehr schwache Leistungen wenn Aufgaben in schulischem Format gestellt werden (z.B. was ist 4 x 35?)
Länderübergreifende Vergleiche des mathematischen Verständnisses
In Ländern mit besseren Mathematikleistungen
wird viel mehr Zeit in Mathematikunterricht investiert
wird stärker auf das Verständnis der Grundbegriffe fokussiert als auf das (Auswendig)lernen von Rechenwegen
Bsp.: Stigler & Hiebert, 1999 zeigen: In Japan wird oft eine Stunde lang eine einzige Aufgabe besprochen. Alternative Lösungsansätze werden diskutiert …
Approximative Mengenerfassung
Simultanerfassung
frühe numerische Kompetenz (Mickey-Mouse-Versuch)
- Säuglinge unterscheiden Punktemengen in best. altersabhängigen Bezugsverhältnis (Ratio):
-> Neugeborene: Ratio 3
-> 6 Monate: Ratio 2
-> 10 Monate: Ratio 1,5
-angeborener intuitiver Mengensinn („number sense“)
-Fähigkeit Anzahl mehrerer Elemente zu erfassen, ohne diese zu zählen (Mengen bis 4)
-> bis zu 3/4 Mengen kann man mit bloßem Blick erfassen, auch Kinder erkennen was mehr ist.
-> ab 5 Objekten gibt es bei Kindern keine Bevorzugung
Experimente mit Spielzeugmäusen -> Entweder 2 Mäuse oder eine-> eine wird weggenommen oder dazu gelegt-> wo gucken die Kinder länger drauf ?
-> Säuglinge scheinen zu verstehen, dass Hinzufügen und Wegnehmen eine Anzahl-Veränderung verursachen
-> 5 Monate alte Babys schauen in allen Durchläufen länger auf das unmögliche Ergebnis
-> Babys erfassen Anzahl von Objekten (zwischen 1 und 4) sehr früh und verstehen, wenn etwas weggenommen oder hinzugefügt wird
-> frühe numerische Kompetenz
mentale Repräsentation konkreter Objekte beim Vgl. kleinerer Mengen
Für jedes wahrgenommene Element wird kurzzeitig ein mentaler raumzeitlicher Repräsentant „object file“ geöffnet, der aber keine detaillierten Infos über die jeweiligen Elemente enthält
-> Eigenschaften irrelevant
-> Befunde „Objektindexsystem“ von Leslie et al.
Repräsentation größerer Mengen und ihrer ungefähren kardinalen Wertigkeit
Bei Mengenvergleichen spielt Mächtigkeit der zu vergleichenden Mengen eine entscheidende Rolle: Verhältnis zweier Mengen für Vergleich ausschlaggebend
-> Befunde zur approximativen Mengenerfassung bei Mengen über 4
-> 6 Monate alte Babys unterscheiden zwischen Punktemengen im Verhältnis 1:2
-> Faktoren: Punktegröße, Umrisslänge, Punktedichte
Bestimmung der Anzahl von Objekten, die in ein Ereignis involviert sind
Frage hierbei: Welche Art der Information wird für die Individuation herangezogen? Zb raumzeitlich, Form, Farbe etc.
Raumzeitliche Information ab 10 J.
(Studien zur Objektindividuation)
Nicht Kompetenzen aber Zählprinzipien im Kindergartenalter:
-> Abstraktion
-> Irrelevanz der Abfolge
-> Eins-zu-eins-Zuordnung
-> Stabile Reihenfolge
-> Kardinalität
Kompetenzen/ Rechenstrategien:
Aufruf arithmetischen Faktenwissens (Lösung einfacher Aufgaben aus Gedächtnis)
Abzählen (Hand)
Zählen vom größeren Summanden aus (3+9-> 9,10,11,12)
Zerlegung der Aufgabe in 2 leichtere Aufgaben (3+9-> 3+10=13-> 13-1=12)
-> schon bei 4-Jährigen nachweisbar (z.B Gedächtnis, Abzählen)
Frühe Mengenoperationen:
- „Protoquantitative Schemata“
-> des Vergleichs (größer, kleiner, mehr, wenig,) (2.LJ)
-> des Vermehrens/Vermindern (wegnehmen, dazutun,) ( 3-4 J)
-> der Teil-Ganzes-Relation (gehört zu, Teil von,) (3-4 J)
- Zahlenkenntnis (ab 2-3 J)
- „Numerische Schemata“
-> Integration der Zahlenkenntnis mit protoquantitativem Schema des Vergleichs
-> Mentaler Zahlenstrahl (Vgl. von Positionen) (ca. 4 J)
-> Integration von Zahlen mit Teil-Ganzes-Schema
-> Kardinalitätsprinzip (ca. 5 J)
-> Zahlentripel
Enge und überdauernde emotionale Beziehung von Kindern zu ihren Eltern (Bezugspersonen)
50er Jahre Harlow:
Affen, klammern sich bevorzugt an weiche „Handtuchmutter“ auch wenn Nahrung über die „Drahtmutter“ bereitgestellt wird.
Befriedigung physischer Grundbedürfnisse (Hunger, Durst, körperliche Hygiene, Schutz vor Kälte oder Hitze) reicht alleine nicht aus, um eine gesunde Entwicklung zu gewährleisten.
(vgl. auch Hospitalismusstudien von René Spitz, 1945)
Bindung: Enge zwischenmenschliche Beziehung
→ sich sicher gebunden fühlen,
→ sich selbst als liebesfähig und liebenswert erleben
(Bowlby, 1969, 1973; Ainsworth, Blehar, Waters und Wall, 1978)
Kompetenz: Effektive Interaktion mit der Umwelt
-> positive Ergebnisse erzielen, negative verhindern können (White, 1959)
Autonomie: Freie Bestimmung des eigenen Handelns
-> selbstbestimmte Interaktion mit der Umwelt (Deci und Ryan, 1992)
Annahme:
Angeborenes Bestreben, sich mit anderen verbunden zu fühlen, effektiv zu wirken (zu funktionieren) und sich dabei persönlich autonom und initiativ zu erfahren.
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Nach Skinner & Wellborn (1991) ist die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse Voraussetzung für psychische Gesundheit und gelungene Anpassung.
Einfluss der Psychoanalyse: Bedeutung der frühen Erfahrung.
Einfluss der Ethologie: Die emotionale Bindung des Kindes zu seiner Bezugsperson ist eine evolutionär entstandene Reaktion, die dem Überleben dient.
Verhaltenssysteme haben evolutionsgeschichtlichen Ursprung (Überlebensvorteil)
Bindungsverhalten: Verhaltensweisen, die das Kind mit seiner Pflegeperson in Verbindung bringen sollen
-> Kinder verfügen von Geburt an über eine Reihe von Verhaltensweisen, die sicherstellen, dass Eltern in der Nähe bleiben und Unterstützung beim Explorationsverhalten sowie im Umgang mit der Umwelt bieten (z.B., weinen, nachfolgen, anklammern, rufen)
Funktion von Bindung:
Nähe zur Mutter aufrechterhalten, Schutz vor Gefahren; Bindungsverhalten des Kindes und mütterliches Pflegeverhalten bilden zusammen die Grundlage für eine sozio-emotionalen Beziehung.
Betonung langfristiger Konsequenzen der Qualität primärer Bindungsbeziehungen für spätere Beziehungen (Definition des Selbst und Erwartungen an andere)
-> „Arbeitsmodell“ der Bindung
Frühe Bindungserfahrung wird zur Basis für die Entwicklung des Selbstwertgefühls und der Beziehung zu anderen Menschen
Pre-attachment (Geburt bis 6 Wochen):
Allgemeine soziale Ansprechbarkeit, angeborene Signale (z.B. Schreien) bringt Personen in die Nähe des Säuglings.
Attachment in the making (6 Wochen bis 6–8 Monate):
Besondere Reaktionen auf die Pflegeperson , soziales Lächeln, Präferenz für vertraute Personen (Fremdeln). Spezifische Erwartungen an das Verhalten der Bezugsperson.
Clear-cut attachment (7 – 18 Monate):
Eigentliche Bindung (6–8 Monate bis 1½–2 Jahre): Kinder suchen aktiv die Nähe der Bezugsperson, Trennungsangst, Social Referencing …
Reziproke Beziehung (ab ca. 1 ½ - 2 Jahren):
Bildung des internen Arbeitsmodells der Bindung.
Das Kind macht organisierte Bemühungen, die Nähe zur Bezugsperson aufrechtzuerhalten, kann aber auch Trennungen zunehmend gut akzeptieren.
Flexibles partnerschaftliches Verhalten .
Ergebnis: Internes Arbeitsmodell der Bindung
→ Mentale Repräsentation des Selbst im sozialen Kontext
→ Dieses Arbeitsmodell ist für alle späteren Bindungen mit entscheidend
Individuelle Unterschiede in der Bindungssicherheit
Mary Ainsworth entwickelte den
“Fremde Situation Test”
zur Erfassung der Bindungssicherheit (1-2Jährige)
-> Verhaltenseinschätzung durch geschulte Beobachter
Fremde-Situationstest (Ainsworth, 1978) für 1-2 jährige
Versuchsleiter führt Mutter/Vater und Baby in den Spielraum und lässt sie dort alleine (30 Sekunden).
Mutter/Vater setzt sich auf einen Stuhl, während Kind für sich spielt.
Mutter/Vater als sichere Basis?
Fremde tritt ein, setzt sich und spricht mit Mutter/Vater.
Reaktion auf Fremden
Mutter/Vater verlässt den Raum, Fremder reagiert auf das Kind und bietet Zuwendung.
Trennungsangst
Mutter/Vater kommt zurück, begrüßt das Baby und tröstet es (falls nötig). Fremde Person verlässt Raum.
Reaktion auf Wiedervereinigung
Mutter/Vater verlässt den Raum.
Fremder betritt den Raum und bietet sich als Tröster an.
“Tröstbarkeit“ durch Fremden
Mutter/Vater kommt zurück, begrüßt das Kind, tröstet es
(falls nötig) und versucht, das Kind erneut für ein Spielzeug zu interessieren.
Sichere Bindung (65%)
Kinder sind kurzfristig irritiert und weinen ggf., wenn die Bezugsperson den Raum verlässt, lassen sich jedoch von der Testerin trösten und beruhigen sich schnell wieder; sie spielen im Raum auch mit der Testerin; laufen der Bezugsperson bei deren Wiederkehr entgegen und begrüßen sie freudig.
Unsicher-vermeidend (20%)
Kinder wirken bei der Trennung von der Bezugsperson unbeeindruckt; sie spielen auffallend oft für sich allein; bei der Wiederkehr der Bezugsperson bemerken sie diese kaum oder lehnen sie über ignorierendes Verhalten ab.
Unsicher-ambivalent (15%)
Kinder wirken bei der Trennung massiv verunsichert, weinen, laufen zur Tür, schlagen dagegen; sind kaum durch die Testerin zu beruhigen.
Bei Wiederkehr der Bezugsperson zeigen sie abwechselnd anklammerndes und aggressiv-abweisendes Verhalten und sind nur schwer zu beruhigen.
Desorganisiert (kleiner Prozentsatz)
Hauptmerkmal solcher Kinder sind bizarre Verhaltensweisen wie Erstarren, Im-Kreis-Drehen, Schaukeln und andere stereotype Bewegungen; daneben treten (seltener) Mischformen der anderen Bindungsmuster wie bspw. gleichzeitiges intensives Suchen nach Nähe und deren Ablehnung auf.
-> Stabilität individueller Unterschiede in der Bindungssicherheit?ca. 80% gleiche Klassifikation nach 5 Jahren (Großmann et al.)
Gelegenheit, enge Beziehungen einzugehen (vgl. Studien von René Spitz, Rutter, Tizard & Rees mit hospitalisierten Kindern)
Qualität der Fürsorge – Mütterliche Responsivität: Promptes, konsistentes angemessenes Reagieren der Bezugsperson auf die Bedürfnisse des Kindes (z.B. Kochanska, 1998; Jaffe et al., 2001)
Persönlichkeitseigenschaften des Kindes
→ Temperamentsunterschiede
Individuelle Unterschiede in emotionaler Reaktivität, die schon bald nach der Geburt beobachtbar sind.
Temperamentsdimensionen (nach Chess & Thomas, 1982)
Aktivitätsniveau
Biologische Rhythmizität
Annäherungs- und Rückzugsverhalten
Anpassungsfähigkeit
Sensibilität für neue Reize
Heftigkeit eigener Reaktionen
Grundstimmung
Ablenkbarkeit
Aufmerksamkeitsspanne
Stabilität der Temperamentsmerkmale ist in den ersten beiden Lebensjahren sehr gering, steigt aber im Verlauf der Entwicklung deutlich an.
Hier auch berücksichtigt:
Verhaltenshemmung (Inhibiertheit) im Sinne v. Furcht vor NEUEM
Inhibierte “Toddlers” (2 Jährige) sind auch später gehemmter im Umgang mit Gleichaltrigen
Vgl. Arbeiten von Mähler (z.B: 2007): 14 Monate alte inhibierte Kinder…
sind auch zurückgezogener und schüchterner mit 3 Jahren, zeigen höhere soziale Ängstlichkeit mit 7-8Jahren und sind in der Adoleszenz sozial phobischer
-> Frühes stark inhibiertes Verhalten (hier untersucht: 14 Monate alte Kinder) birgt erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung internalisierenden Problemverhaltens
Sichere Bindung Korrelationen
Sichere Bindung korreliert mit:
Positivere Beziehung zu Gleichaltrigen
Bessere Soziale Skills
Besseres Verständnis für Emotionen anderer
Prosoziales Verhalten: Teilen
Weniger aggressives antisoziales Verhalten
Engere Freundschaften
Soziale Beliebtheit
Schulerfolg
Korrelation - keine Rückschlüsse auf Kausalzusammenhänge !
Verhaltenstendenz (Flucht, Annäherung, Einwirkung auf andere…)
Physiologische Korrelate (Puls, Atmung, Hormonspiegel)
Subjektive Gefühle
Begleitende Kognitionen
Annahme von Basisemotionen, „Primäre und Sekundäre Emotionen“
Appraisal-Theorien (kogn. Bewertungstheorien)
Kognitiv-konstruktivistische Emotionstheorien
Sozial-konstruktivistische Emotionstheorien
Unterschiede bezüglich der Gewichtung von:
Biologischen/Evolutionären Aspekten
Kognitionen
Sozialem Umfeld
Begrenzte Zahl angeborener primärer „Basisemotionen“
(z.B: Furcht, Ärger, Freude, Ekel, Trauer, Überraschung)
Emotionen haben jew. ein spezifisches Set an körperlichen und mimischen Reaktionen.
Evolutionsbiologischer Ansatz: Basisemotionen haben sich im Verlauf der Evolution als Antwort auf grundlegende adaptive Anforderungen entwickelt
(z.B. Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Schutz vor Feinden)
Universalitätsanspruch
Primäre Gefühle
sind angeboren. Sie sind u.a. mit Aktivierungsmustern der Gesichtsmuskeln und damit mit typischen Gesichtsausdrücken gekoppelt. Diese sind ebenfalls angeboren →bei allen Menschen ähnlich
Sekundäre Gefühle
entstehen, wenn Erfahrungen und Traditionen und andere rationale Faktoren hinzukommen. Z.B. Neben Freude auch Schadenfreude oder Nationalstolz, oder als Mischung von Wut und Ekel auch Abneigung oder Fremdenhass
Bislang noch keine notwendigen und hinreichenden Kriterien für das Vorliegen einer bestimmten Emotion identifiziert.
Differenzierung verschiedener Emotionsausdrücke oft problematisch. (auf physiologischer Ebene wie auch auf Handlungsebene)
v.a. Kognitive Prozesse (Bewertungen) sind für emotionale Reaktionen verantwortlich und bestimmen deren Qualität und Intensität.
Auch hier (wie beim Basisemotions-Ansatz):
Annahme distinkter Emotionen Emotionsgenerierung eher automatisiert Unterscheidung primärer (automatisierter) und sekundärer (willkürlicher) Bewertungsprozesse
(z.B.Schachter & Singer, 1962; Russell, 2003) & (z.B. Averill, 1980; Mesquita, 2010)
Emotionale Prozesse werden in Verbindung gebracht mit Konstrukten wie Kognition, Motivation und Aufmerksamkeit
Kognitionen (Bewertungen) sind Bestandteil und nicht unmittelbare Ursache von Emotionen
Emotionen sind nicht klar voneinander abgrenzbar
-> Eher dimensionale Betrachtung anhand der Grunddimensionen “Valenz“ und “Intensität“
Sozial-konstruktivistische Ansätze → zusätzlich Betonung der Rolle des sozialen und kulturellen Umfelds für das Emotionserleben und die Regulation von Emotionen
“Vorläuferemotionen“
Positive Emotionen
Negative Emotionen
Selbstbewusste Emotionen
”Vorläuferemotionen” (Sroufe), da diese Emotionen eher “reflexartigen” Charakter aufweisen:
Werden ausgelöst durch physikalische Stimuluseigenschaften (weniger durch kognitive Bewertungen, Bedeutungszuschreibungen o.ä.)
Reaktionen sind nicht so sehr auf den Anlass abgestimmt. Für Außenstehende oft schwierig, den Emotionsanlass zu identifizieren.
Diese Emotionen haben langsamen Anstieg und Abfall.
”Entwickeltere” Emotionen werden prompter durch den Anlass ausgelöst.
Distress
Signalisieren eines dringenden Bedarfs (z.B. nach Nahrung, Wärme, Körperkontakt)
Interesse
Aufmerksamkeitsfokussierung bei neuartiger externer Stimulation
Endogenes Wohlbefinden
Lächeln zum Abschluss eines Spannungs-Entspannungs-Zyklus
Erschrecken / Furcht
Signalisiert bedrohliche Überstimulation
Ekel
Signalisiert ungenießbare Nahrung
Ab ca. 2 Monaten
Soziales Lächeln (als Reaktion auf andere Personen)
Davor: Lächeln noch nicht in Abhängigkeit von Außenreizen, spontanes Lächeln – kommt auch häufig im Schlaf vor.
Freude, wenn das Kind ein bestimmtes Ereignis kontrollieren kann.
Ab ca. 7-8 Monaten: Selektives Lächeln gegenüber bekannten Personen.
Ab ca. Ende 1tes Lebensjahr / Beginn 2tes Lebensjahr:
Freude (Lachen) bei ungewöhnlichen, unerwarteten Ereignissen (z.B. Mutter macht ungewohnte Geräusche,…)
Freude, wenn das Kind selbst jemanden zum Lachen bringt.
Spezifische Abgrenzung von Unwohlsein, Angst oder Wut zunächst schwierig
Angst/Furcht wird innerhalb des 1ten Lebensjahres spezifischer:
Fremdenangst ab 7 Monaten (bis ca. 2tes Lebensjahr) Außerdem Angst vor neuen Spielzeugen, lauten Geräuschen
(nimmt ab 12 Monaten langsam wieder ab →evtl. weil das Kind dann potentiell gefährlichen Reizen ausweichen kann)
Ab 8 Monaten Trennungsangst
Ärger/Wut ab ca. 5 Monaten, (wenn sich das Kind als Kausalagent begreifen kann)
Ansteigen von Wut-Verhalten v.a. im 2ten LJ, zusammen mit entsprechenden sprachlichen Äußerungen
Bis zum Vorschulalter allm. Abnahme der „Wutausbrüche“
→ In Verbindung mit verbesserten Emotionsregulationsfähigkeiten
„Selbst-bewusst“ weil sie das Selbst in Bezug zu den Reaktionen anderer setzen.
Verlegenheit, Stolz, Scham, Schuld beginnen ca. im 2. Lebensjahr
Scham: Fokus auf die eigene Person
Schuld: Mitgefühl für andere, Reue bezüglich der Konsequenzen eigener Fehlhandlungen
Verlegenheit: Wenn das Kind im Mittelpunkt der allg. Aufmerksamkeit steht
Stolz (etwas später, ca. ab 3 Jahren →Bezug zu Leistungsstandards)
Voraussetzungen für selbstbewusste Emotionen:
Bewusstsein für Regeln und Normen der eigenen Kultur
Vorhandensein eines objektiven Selbstbewusstseins
(ab ca. Mitte 2tes Lebensjahr →Erkennen im Spiegel, Pronomina „ich“, „mir“)
ABER siehe auch neuere Forschung zu Selbstbewusstsein im ersten LJ
Emotionen identifizieren
Emotionsauslöser verstehen
Zwischen echten und vorgetäuschten Emotionen unterscheiden
Simultane und ambivalente Emotionen verstehen
-> Bezüge zur Theory of Mind Entwicklung
Mit 4-7 Monaten: Differenzierung von Emotionsausdrücken, Beginnende Zuordnung: Stimme, emotionaler Ausdruck, Situation
8-12 Monate: Soziales Referenzieren: Aus emotionalem Ausdruck anderer werden eigene Verhaltenskonsequenzen abgeleitet
18-24 Monate: Empathie →Differenzierung zwischen eigener und fremder Emotion
Externale Aspekte (ca. 3-4 Jahre)
Benennen von Emotionen
Situative Auslöser von Emotionen verstehen
Erinnerungen als Emotionsauslöser verstehen
Mentale Aspekte (c.a. 5-6 Jahre)
Wünsche als Determinanten von Emotionen verstehen
Überzeugungen als Determinanten von Emotionen verstehen
Verständnis vorgetäuschter Emotionen
Reflexive Aspekte (ca. 6-8 Jahre)
Effektivität kognitiver Emotions-Regulations-Strategien erkennen
Verständnis multipler Emotionen
Verständnis moralischer Einflüsse auf das Emotionsgeschehen
Verstehen, dass der emotionale Ausdruck nicht immer den realen Gefühlszustand widerspiegelt
Ausdrucksregeln: Verwendung von “display rules” (reine Verhaltensebene) läuft dem Verständnis voraus:
3jährige verbergen zwar Enttäuschung über „doofes“ Geschenk…
…aber erst ab etwa 5 Jahren beginnendes Verständnis für Diskrepanzen zwischen scheinbarer und tatsächlicher Emotion
→ Lernen über Motive für das Verbergen von Emotionen (prosozial, Selbstschutz)
→ Bezüge zur ToM Entwicklung
ab ca. 6 Jahren: Verstehen, dass man zwei kompatible Emotionen gleichzeitig empfinden kann (froh und aufgeregt)
Verständnis komplexer Emotionen:
→ Vorschulkinder machen Emotionszuschreibungen vom Motiv des Täters abhängig (Dieb freut sich, weil er jetzt die Beute hat)
→ 6-8 Jährige beziehen moralische Regelverletzung mit ein
(Dieb freut sich über Beute, fühlt sich aber auch schlecht, weil man nicht klauen darf…)
allm. Verständnis emotionaler Ambivalenz
(positive & negative Emotion), Bedeutung für Selbstreflexion und soziale Interaktion
Nach Thompson (1994):
Emotionsregulation beinhaltet Prozesse zur Überwachung Bewertung und Modifizierung emotionaler Reaktionen zum Zweck der eigenen Zielerreichung.
Nach Zemann et al. (2006):
Fähigkeit, Emotionsinformationen zu identifizieren, zu verstehen, zu integrieren und gleichzeitig das eigene Verhalten mit intra- und interpersonalen Zielen in Einklang zu bringen.
-> Normativer Aspekt: Rolle der ER für die Herstellung einer Balance zwischen der eigenen Zielverfolgung und der Berücksichtigung von Interessen des sozialen Umfelds.
Emotionsregulation umfasst die …
Initialisierung neuer… / Änderung bestehender…
Akzentuierung…
Verringerung…
Unterdrückung …
Aufrechterhaltung…
-> … emotionaler Reaktionen
Von der inter- zur intra-psychischen Regulation
Ab 2 Monaten Regulierung der visuellen Aufmerksamkeit (Blickabwendung) und Selbstberuhigendes Verhalten (Fingersaugen)
-> Frühe intra-psychische Maßnahmen, die lediglich bei nicht allzu großer Belastung erfolgreich eingesetzt werden können.
Hauptsächliche Kontrolle des kindlichen Erregungsniveaus durch die Bezugsperson = interpsychische Regulation.
Bedeutung der elterlichen Responsivität auf emotionale Äußerungen
Kindliche Kontingenzerfahrung bezüglich des Zusammenhangs: Emotionsauslöser – Emotionsausdruck - Emotionsbewältigung
Ab ca. 3 Monaten beginnt das Kind, aktiv Unterstützung bei der Emotionsregulation einzufordern
6-12 Monate:
Erweiterung des Regulations-Repertoires durch motorische Fortschritte (Annäherungs-, Rückzugsverhalten)
Emotionales Referenzieren
= Erschließen der Bedeutung einer unsicheren Situation über die Reaktion der Bezugsperson
= Gezielte Abstimmung des Emotions-Ausdrucks durch die Bezugsperson zur Modulation des kindlichen Emotionserlebens.
Zweites Lebensjahr:
Erweiterung des Regulations-Repertoires durch Sprache:
Sprechen über Befindlichkeiten nimmt zu. Auslöser und Folgen von Emotionen und Regulationshandlungen werden angesprochen.
Förderung der emotionalen Perspektivübernahme.
Zunehmende Fähigkeit, Emotionen selbst zu regulieren.
Damit verbunden: Loslösung von direkten Einflüssen des Emotionserlebens.
Das regulierte Emotionserleben kann besser für die Erreichung von Zielen genutzt werden.
Bsp.: Wenn Spielzeug weggenommen wird, wird nicht mehr versucht, es dem „Dieb“ wieder zu entreißen sd. ein Alternativobjekt anzubieten.
Allmählich Entkopplung des Emotionserlebens vom wahrnehmbaren Emotionsausdruck
Vortäuschen von Emotionen wird möglich
Trotz vermehrter intrapersonaler Regulationsfähigkeit spielt das soziale Umfeld weiterhin eine wichtige Rolle als Modell für den Umgang mit Emotionen.
Erweiterung des Spektrums von Emotionsregulations-Strategien
v.a. kognitive Strategien (z.B. Neubewertung der Situation)
Zunehmend differenzierter Einsatz von ER-Strategien je nach gegebenen situativen Anforderungen:
Bsp: Beachtung der Kontrollmöglichkeiten in Belastungssituationen
Bei nicht beeinflussbaren Situationen (z.B: Zahnarzt),
eher Einsatz indirekter Bewältigungsstrategien wie Ablenkung od. Neubewertung der Situation.
Bei kontrollierbaren Situationen vermehrt problemlöseorientierte Strategien (Situationsmodifikation)
Späte Kindheit/frühes Jugendalter: Vermehrt Distanzierungsstrategien
Reduzierter Ausdruck von Ärger oder Wut bei Konflikten. (= Reaktive ER-Strategie)
Insgesamt ab Schulalter Abnahme verhaltensbezogener Regulationsstrategien
Zunahme kognitiver Regulationsstrategien
Das Glas ist halb voll
Das Glas ist halb leer
Das Glas ist größer als es sein sollte
Große Vielfalt und Nutzungsflexibilität beim Einsatz von ER-Strategien
Bedeutsame strukturelle und funktionale Veränderungen der Hirnregionen, die für die Affekt-Generierung und -Regulation wichtig sind (z.B. limbisches System, prefrontaler Cortex)
Hohe Vulnerabilität für “dysfunktionale“ Emotionsregulation:
Überkontrollierte (ausdrucksschwache) Regulation negativer und positiver Emotionen in Verbindung mit internalisierendem Problemverhalten (Depression, sozialer Rückzug) →v.a. Mädchen
Unterkontrollierte (ausdrucksstarke) Regulation negativer Emotionen in Verbindung mit externalisierendem Problemverhalten (antisoziales Verhalten, delinquentes Verhalten) →v.a. Jungen
”REGULATION” meint:
[1] einen Prozess steuern, ihn unter Kontrolle behalten.
[2] etwas nach einem vorgefassten Plan anlegen, organisieren.
Was heißt “(dys)funktionale“ Emotionsregulation?
Was heißt “(un)angemesser“ Emotionsausdruck?
Dysfunktionale Affektregulation zwischen Mutter und Säugling (z.B. bei mütterlicher Depression) steht in Zusammenhang mit dem Auftreten intern./extern. Problemverhalten im Schulalter.(Reck et al., 2015)
ER-unterstützendes Verhalten durch die Eltern als wichtiger Mediator für den Zusammenhang zwischen ER und internalisierendem / externalisierendem Problemverhalten
Bsp.: Schon bei 6 Jährigen zeigt sich, dass elterliche Nicht-Akzeptanz oder Herabspielen negativer Emotionsausdrücke des Kindes in Verbindung stehen mit vermehrtem externalisierendem Problemverhalten (Fäsche et al. 2015).
Kulturelle Normen beeinflussen den Ausdruck und die subjektive Erfahrung von Emotionen (e.g., Ellworth 1994)
Kulturspezifische selektive Responsivität auf kindliche Emotionsäußerungen (z.B. Keller, 2002):
Deutsche und euro-amerikanische Mütter
Vermehrte mütterliche Responsivität auf positive Emotionsäußerungen
→ Aktiver sozialer Austausch im Vordergrund
→ Begünstigung des kindlichen Emotionsausdrucks
Afrikanische Mütter (Kamerun)
Vermehrte mütterliche Responsivität auf negative Emotionsäußerungen
→ Trösten und Stressregulation im Vordergrund
→ Hemmung der kindlichen Emotionsäußerungen
Hemmung der kindlichen Emotionsäußerungen, nicht per se negativ zu beurteilen
Auswirkungen auf Entwicklung der Selbstkontrolle: Interkultureller „Marshmallow-Test“ (nach Mischel) mit deutschen und kamerunischen Kindern im Vorschulalter (4-5Jahre)
(Test-Variante: Jetzt gleich eine Süßigkeit oder 10 Min warten und dann zwei?)
30% der deutschen Kinder sind erfolgreich
70 % der kamerunischen Kinder sind erfolgreich
Ander Kulturelle Ideale – Kamerun: Wichtigkeit, sich in die Gemeinschaft einzufügen, sich ggfs. unterzuordnen, eigene
Bedürfnisse auch zurückzustellen…
Individualistische Kulturen
Betonung von
Autonomie
Unabhängigkeit
Ausdruck indiv. Bedürfnisse
-> ER-Strategien
Mehr Kognitive Neubewertung
Weniger Suppression
Kollektivistische Kulturen
Betonung von Gemeinschaftsverbundenheit
Interdependenz
Zurückhaltung indiv. Bedürfnisse
Mehr Suppression
Weniger Kognitive Neubewertung
Kollektivistische Kulturen: Suppression gelingt besser und ist weniger mit negativ-affektiven und psychophysiologischen Folgen wie z.B: erhöhtem Blutdruck assoziiert als in westlichen Kulturen (Arens et al., 2010, Balkir, 2010; Butler et al, 2009).
Kollektivistische Kulturen: Mehr Suppression
Betonung der Gruppen-Verbundenheit
Regulation negativer Emotionen auf eine Weise, dass sie „akzeptabel“ in die Gruppe kommuniziert werden können (Barnow et al., 2011)
Auswirkung auf ER-Strategien:
Bsp: Depression →Suppression „depressiver“ Emotionsäußerung
Fokussierung auf somatische Symptome
Weniger Bedrohung der Zugehörigkeit als “psychische Probleme“
Suppression aus dieser Sichtweise “funktional“
In westlichen Gesellschaften würde solches Regulationsverhalten eher als “dysfunktional“ gewertet.
Physiologische Reaktionen auf emotionale Situationen sind weitgehend vergleichbar in verschiedenen Kulturen.
Aber der Kulturelle Kontext bestimmt das emotionale Ausdrucksverhalten.
Tsai et al., (2013) – Vergleiche Nordamerika und Ost-Asien Aufgabe: Erinnerung an emotionale Ereignisse (postiv und negativ)
→ Physiologisches Arousal interkulturell sehr ähnlich
→ Amerika: Deutlich mehr mimischer Emotionsausruck im Vergleich zu Ost-Asien.
“Gelungene“ Emotionsregulation und Wohlbefinden
Das Konzept des IDEALEN AFFEKTS (Tsai et al. 2013)
Differenzierte Betrachtung des Zusamenhangs zwischen Emotions-Valenz und Emotions-Intensität (Arousal).
Nord-Amerika: Positive Emotion und hohes Arousal angestrebt
Ost-Asien: Positive Emotion bei niedrigerem Arousal angestrebt
Kulturelle Differenzen:
Bereits im Alter ab 3 Jahren erkennbar. Zeigen sich in vielen kulturellen Produkten (z.B. Kinderbücher, Facebook)
Verschiedene Betrachtungsebenen der Emotionsregulation:
Antizipatorisch und Reaktiv
Verhaltensbasiert und Kognitionsbasiert
External- und Internal gesteuert
Entwicklungsverlauf:
Frühe Regulationsprozesse primär inter-personal kontrolliert
Ab ca. 3 Jahren deutlich zunehmende Selbstregulation
Ab dem Schulalter zunehmender Einsatz kognitiver Strategien
Einflussfaktoren:
Familiäres Umfeld
(Responsivität, Elterliches Modell und Unterstützungsverhalten)
Kulturelle Einflüsse
Ein umfassendes Verständnis Emotionalen Geschehens gelingt nur durch die Beachtung universalistischer UND kulturspezifischer Aspekte
Enge, zeitlich überdauernde emotionale Bindung von Kindern zu Bezugspersonen (Eltern)
Funktionen:
- Nähe zur Bezugsperson
- Schutz vor Gefahren
- Bindungsverhalten und mütterliches Pflegeverhalten bilden sozio-emotionale Beziehungsgrundlage
Konsequenzen:
- „Arbeitsmodell“ der Bindung: Basis für Entwicklung des Selbstwertgefühls und der Beziehung zu anderen
4 Phasen:
Pre-Attachement (bis 6 Wochen)
-> angeborene Signale bringen Personen in Nähe des Babys, allg. soz. Ansprechbarkeit
Attachement in the making (6 Wochen bis 6-8 Monate)
-> besondere Reaktionen auf Pflegeperson, z.B soziales Lächeln
Clear-cut Attachement (7-18 Monate)
-> Eigentliche Bindung: aktive suche nach Nähe, Trennungsangst, social referencing
Reziproke Beziehung (ab 1 ½ Jahren)
-> organisierte Bemühungen nach Nähe,
-> ab 2 ½ Jahren flexibles partnerschaftl. Verhalten
Fremde-Situationstest bei 1-2-Jährigen
-> Kind in Spielraum, Mutter/ Vater zwischendurch weg und andere Person im Raum oder beide im Raum etc.
-> Reaktionen des Kindes auf fremde Person und auf Verlassen/ betreten des Raumes durch Eltern
-> Kind lässt sich von Testerin trösten aber freut sich auf Wiederkehr der Eltern
Unsicher- vermeidend (20%)
-> Kind unbeeindruckt von Verlassen der Eltern und spielt alleine weiter; Eltern bei Wiederkehr nicht bemerkt oder ignoriert
Unsicher- ambivalent (15%)
-> Kind massiv verunsichert bei Trennung; Testerin kann nicht beruhigen; bei Wiederkehr abwechselnd anklammern / aggressiv-abweisendes Verhalten; schwer zu beruhigen
Desorganisiert
-> bizarre Verhaltensweise wie z.B erstarren
Gelegenheit, enge Beziehungen einzugehen
Qualität mütterlicher Fürsorge/ mütterlicher Responsivität
Persönlichkeitseigenschaften
- Aktivitätsniveau
- Biologische Rhythmizität
- Annäherungs- und Rückzugsverhalten
- Anpassungsfähigkeit
- Sensibilität für neue Reize
- Heftigkeit eigener Reaktion
- Grundstimmung
- Ablenkbarkeit
- Aufmerksamkeitsspanne
- positivere Beziehung zu gleichaltrigen
- bessere soziale Skills
- besseres Verständnis für Emotionen anderer
- prosoziales Verhalten: Teilen
- weniger aggressives antisoziales Verhalten
- engere Freundschaften
- soziale Beliebtheit
- Schulerfolg
1. Annahme von Basisemotionen
-angeborene primäre Basisemotionen (Furcht, Ärger, Ekel, Trauer, Freude, Überraschung)
-Emotionen haben Set an mimischen und körperlichen Reaktionen
-evolutionsbiologischer Ansatz
-Universalitätsanspruch
2. Appraisal-Theorien
- kognitive Prozesse für emotionale Reaktionen verantwortlich und bestimmen deren Qualität und Intensität
3. Kognitiv-konstruktivistische Emotionstheorien
-Kognitionen Bestandteil von Emotionen, nicht Ursache
- Emotionale Prozesse verbunden mit Kognition, Motivation, Aufmerksamkeit
4. Sozial-konstruktivistische Emotionstheorien
-Rolle sozialen und kulturellen Umfelds für Emotionserleben und Regulation von Emotionen
Ab 5 Jahren verstehen Kinder den Unterschied zwischen scheinbarer und tatsächlicher Emotion aber sie könne ab 3 Jahren Enttäuschung über blödes Geschenk verbergen
18-24 Monate schon anfängliche Empathie > Unterscheiden zwischen eigenen und fremden Emotionen > ab 2 Jahren echte Empathie
Modell des Emotionsverstehens in KiGa und Grundschulalter:
Externale Aspekte 3-4 J. > Benennen von Emotionen, Verständnis situativer Auslöser von Emotionen, Verständnis von Erinnerungen als Emotionsauslöser
Mentale Aspekte 5-6 J. > Verständnis von Wünschen und Überzeugungen als Emotionsdeterminanten, Verständnis vorgetäuschter Emotionen
Reflexive Aspekte 6-8 J. > Erkennen der Effektivität kognitiver Emotions-regulations-strategien, Verständnis multipler Emotionen, Verständnis moralischer Einflüsse auf Emotionsgeschehen
Vorläuferemotionen:
reflexartiger Charakter
durch physikalische Stimuluseigenschaften ausgelöst
kein Anlass
langsamer auf- und abstieg
Distress, Interesse, Endogenes Wohlbefinden, Erschrecken/ Furcht, Ekel
Positive Emotionen:
Ab 2 Monaten-> soziales Lächeln; Freude über kontrollierte Ereignisse
Ab 7-8 Monaten-> selektives Lächeln
Ab Ende 1.LJ/ Anfang 2.LJ-> Freude (Lachen) bei unerwarteten Ereignissen und wenn Kind jemanden zum Lachen bringt
Negative Emotionen:
spezifische Abgrenzung von Unwohlsein, Angst, Wut zunächst schwierig
innerhalb 1.LJ-> Angst/Furcht wird spezifischer
-> ab 7 Monaten: Fremdenangst, Angst vor neuen Spielzeugen, lauten Geräuschen
-> ab 8 Monaten: Trennungsangst
ab 5 Monaten-> Ärger/ Wut
-> 2.LJ: Ansteigen von Wut-Verhalten
-> bis Vorschulalter allmähliche Abnahme von „Wutausbrüchen“ und verbesserte Emotionsregulationsfähigkeiten
Selbstbewusste Emotionen:
beginnen im 2. LJ:
-> Scham: Fokus auf sich selbst
-> Schuld: Mitgefühl für andere, Reue bzgl. Konsequenzen bei eigenen Fehlhandlungen
-> Verlegenheit: Wenn Kind im Mittelpunkt
-> Stolz: ab 3 Jahren > Leistungsstandards
Voraussetzung: Bewusstheit für Regeln und Normen eigener Kultur; Objektives Selbstbewusstsein
ABER es gibt neue Befunde zum Selbstbewusstsein!!!
Kinder verstehen ab 6 Jahre, dass man 2 kompatible Emotionen gleichzeitig haben kann
- Prozesse zur Überwachung, Bewertung, Modifizierung emotionaler Reaktionen zur eigenen Zielerreichung
- Emotionsinformationen identifizieren, verstehen, integrieren können und gleichzeitig eigenes Verhalten mit intra- und interpersonalen Zielen in Einklang bringen
- Balance zwischen eigener Zielverfolgung und Berücksichtigung der Interessen des sozialen Umfelds
- Initialisierung von/ Änderung bestehender emotionaler Reaktionen
- Akzentuierung, Verringerung, Unterdrückung, Aufrechterhaltung emotionaler Reaktionen
- in unpassenden Situationen über lustigen Kommentar nicht lachen
- lächeln trotz Enttäuschung
Antizipatorische ER:
- Situationsauswahl
- Situationsmodifikation
- kognitive Neubewertung
- Aufmerksamkeitslenkung
Reaktive/ Responsive ER:
- Modulation emotionaler Reaktion durch Suppression (Abschwächen) oder Intensivierung (Verstärken)
Interpsychische ER: Kontrolle des kindlichen Erregungsniveaus durch Bezugsperson
Intra-psychische ER: Selbstregulation eigener Emotionen (ab 2 J. bei schwacher Belastung)
Säuglings- und Kleinkindalter:
> Inter- und Intra-psychische ER ab 2 Jahre
> 6-12 Monate: Erweiterung Regulationsrepertoire durch Motorik; emotionales Referenzieren
> 2. LJ: Erweiterung Regulationsrepertoire durch Sprache, emotionale Perspektivübernahme
Vorschulalter/ 3.-6- LJ:
> zunehmende Selbstregulation der Emotionen
> Vortäuschen von Emotionen
Schulalter
> größeres Spektrum an ER-Strategien
> differenzierter Einsatz von ER-Strategien
> Beachtung der Kontrollmöglichkeiten
Jugendalter
> hohe Vulnerabilität für dysfunktionale Emotionsregulation
> große Vielfalt und Nutzungsflexibilität beim Einsatz von ER-Strategien
Zunehmende Abnahme verhaltensbezogener Regulationsstrategien und Zunahme kognitiver Regulationsstrategien.
- Dysfunktionale Affektregulation zw. Mutter und Kind in Zusammenhang mit Problemverhalten im Schulalter
- ER-unterstützendes Verhalten durch Eltern wichtiger Mediator für Zusammenhang von ER und Problemverhalten
Kulturelle Einflüsse beeinflussen Ausdruck und subjektive Erfahrung von Emotionen
- kulturspezifische selektive Responsivität auf kindliche Emotionsäußerungen
- mehr mütterl. Responsivität auf positive Emotionsäußerung >> Begünstigung kindlichen Emotionsausdrucks
- mütterl. Responsivität auf negative Emotionsäußerungen >> Hemmung kindl. Emotionsäußerungen
Individualistische Kulturen :
-> Betonung von Autonomie, Unabhängigkeit; Ausdruck indiv. Bedürfnisse >> ER-Strategien: mehr kognitive Neubewertung und weniger Suppression
Kollektivistische Kulturen:
-> Gemeinschaftsverbundenheit, Interdependenz, Zurückhaltung indiv. Bedürfnisse >> mehr Suppression und weniger kognitive Neubewertungen
Internalisierendes Problemverhalten:
> Überkontrollierte (ausdrucksschwache) Regulation negativer und positiver Emotionen (Depressionen) ; v.a. Mädchen
Externalisierendes Problemverhalten:
> Unterkontrollierte (ausdrucksstarke) Regulation negativer Emotionen (antisoziales verhalten); v.a. Jungen
Differenzierte Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Emotionsvalenz und Emotionsintensität (Arousal)
in indiv. Kulturen wird bei positiven Emotionen höheres Arousal angestrebt
in kollekt. Kulturen bei positiven Emotionen geringeres Arousal angestrebt
Glück und Wohlbefinden orientieren sich am idealen Affekt (schon bei 3-jährigen nachweisbar)
18.Jhdt – Rousseau: Erhöhte Emotionalität und Konflikte mit Erwachsenen als natürliche Folgen des biologischen Umbruchs in der Adoleszenz.
20.Jhdt – Stanley Hall: Evolutionsbiologischer Vergleich: Adoleszenz als Umbruchphase vergleichbar mit der Entwicklung vom “Wilden“ zum “zivilisierten Menschen“.
Freud: Adoleszenz: Genitale Phase -> Wiedererwachen instinktabhängiger Triebe, was zu psychosozialen Konflikten und rücksichtslosem Verhalten führt.
Annahme einer biologisch determinierten „Sturm und Drang“ Periode nicht haltbar: Nur leichter Anstieg psychischer Auffälligkeiten von der Kindheit zur Adoleszenz (2%).
„Emotionaler Aufruhr“ ist nicht zwangsläufig ein Merkmal der Adoleszenz.
Margaret Mead (1928) kulturanthropologische Studien zeigen, dass in anderen Kulturen (Samoa) die Adoleszenz äußerst entspannt durchlebt wird.
Konzept der (psychosozialen) Entwicklungsaufgaben (e.g., Havighurst, Erikson)
Psychische Veränderungen in der Adoleszenz werden bestimmt durch biologische, soziale und kulturelle Faktoren.
Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode des Individuums stellt.
Ihre erfolgreiche Bewältigung führt zu Glück und Erfolg, während Versagen das Individuum unglücklich macht, auf Ablehnung durch die Gesellschaft stößt und zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer Aufgaben führt.
Entwicklungsaufgaben können sich im Laufe historischer Wandlungen verändern (z.B. Beruf, Selbstkonzept, Partnerschaft)
Beinhaltet auch: historischen Wandel spezifischer Entwicklungsaufgaben (z.B. Verlängerte Ausbildungszeiten, mehr Übergangzeiten zw. Schule und Erwerbstätigkeit
Quellen für Entwicklungsaufgaben:
biologische Reifungsprozesse
gesellschaftliche Erwartungen
incl. historischer Wandel spezifischer Entwicklungsaufgaben
individuelle Zielsetzungen und Werte
Annahme, dass es in der Lebensspanne Zeiträume gibt, die für bestimmte Lernprozesse besonders geeignet sind.
Zeitlich stärker begrenzte Aufgaben z.B: Erwerb allg. Kulturtechniken
Aufgaben, die sich unter verschiedenen Anforderungen mehrmals stellen
z.B Beziehungen zu Gleichaltrigen aufbauen
Havighurst formuliert spezifische Entwicklungsaufgaben für verschiedene Lebensabschnitte über die gesamte Lebensspanne
-> Adoleszenz: Körperliche Reifung, Identität, Gemeinschaft mit Peers, formales Denken,…
Befragung von Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren nach der Bedeutsamkeit versch. Entwicklungsthemen
Aufbau eines Freundeskreises
Akzeptanz der körperlichen Veränderungen und des eigenen Aussehens
Aufnahme enger/intimer Beziehungen
Ablösung vom Elternhaus
Orientierung auf Ausbildung und Beruf
Entwicklung von Vorstellungen bezüglich Partnerschaft und Familie
Gewinnung von Klarheit über sich selbst
Entwicklung einer eigenen Weltanschauung
Entwicklung einer Zukunftsperspektive
-> Globale Aufgabe in der Adoleszenz: Identitätsentwicklung
Physische Veränderungen
Pubertätseintritt Mädchen ca. 11 Jahre, Jungen ca. 13 Jahre
Aber: Große Unterschiede/Range (Eintritt in d. Pubertät) auch innerhalb der Geschlechter.
Gründe: Genetische und hormonelle Faktoren, Ernährung, Extremsport, Erkrankungen,…
Rolle des Körperfetts für den Pubertätseintritt:
-> Verbesserte Ernährung und med. Versorgung (Variation zwischen Land und Stadt)
-> “Säkulare (= über längere Zeiträume wirkende) Akzeleration“: In Europa und den USA ist der Zeitpunkt des Pubertätseintritts in den letzten 120 Jahren stetig gesunken (z.B: Eintritt Menarche: vom 17. bis zum 13. LJ)
Früh Pubertierende haben oft mehr Kontakte zu älteren Peers
Mehr Alkohol und Drogenkonsum, häufigeres delinquentes Verhalten.
Mädchen bei früh eintretender Pubertät zudem auch Auftreten internalisierender Symptome
z.B. Negative Stimmung
Selbstwertprobleme z.B. Probleme mit dem Körperbild
Körperbildprobleme bei Jungen eher in Verbindung mit spät eintretender Pubertät
Deutliche Zunahme an Größe und Gewicht „Wachstumsschub“
Beginn:
Bei Mädchen mit ca. 11 Jahren (Wachstumsrate 8-9 cm/Jahr) Bei Jungen mit ca. 13 Jahren (Wachstumsraten 9-10 cm/Jahr)
Mit ca. 14 Jahren werden Mädchen dann von den Jungen überholt (bezügl. Größe und Gewicht)
Ende des Körperwachstums Mädchen: ca. 16 J., Jungen: ca. 18 J.
Geschlechterdifferenz am Ende:
Mädchen ca. 168cm, Jungen ca. 180cm
Während der Adoleszenz kehrt sich der proximo-distale Wachstumstrend des Säuglings- und Kleinkindalters um: Zuerst wachsen Hände, Füße und Beine, dann der Rumpf.
Oft unproportionierte, ungelenke Erscheinung in der Adoleszenz.
Geschlechtsunterschiede:
Bei Jungen verbreitern sich die Schultern im Verhältnis zu den Hüften.
Bei Mädchen verbreitern sich Hüften im Verhältnis zu Taille und Schultern.
Taillen-Hüftquotient (Waist-to-Hip Ratio, WHR)
Taillenumfang Messung auf Höhe Bauchnabel Hüftumfang Messung Po (dickste Stelle)
Birnenform: Bei Frauen < 0,85 / bei Männern < 1,0
Apfelform: Bei Frauen > 0,85 / bei Männern > 1,0
WHO empfohlene Maximalwerte:
Frauen < 0,8 / Männer < 0,94
„Start“: Botenstoff Neurokinin B (wird im Hypothalamus gebildet)
Auslöser: Genetische Faktoren, Bereitschaft des Organismus (z.B: Fettreserven, Ernährung…)
-> regt Bildung des Gonadotropin-Releasing-Hormons an
-> Freisetzung von Gonadotropinen (Sexualhormone) in der Hypophyse
Sekretion von Wachstumshormon STH (Somatotropes Hormon)
und Schilddrüsenhormon Thyroxin (u.a. wichtig für Energiestoffwechsel)
->Deutlicher Zugewinn an Körpergröße, „Wachstumsschub“
Veränderungen im Melatoninstoffwechsel
(Neurohormon zur Steuerung zirkadianer Rhythmen, wie z.B: Schlaf-Wachrhythmus, wird in der Epiphyse aus Serotonin produziert)
Abnahme der Melatoninmenge im Vgl. zur Kindheit (Zushang zu verminderter Serotoninausschüttung
s. unten: Veränderungen im Neurotransmitterhaushalt)
Später (= später am Tag) erfolgende Melatoninausschüttung
u.a. späteres Einsetzen der Müdigkeit am Abend
Zunehmende Myelinisierung und Abbau nicht genutzter Neuronen und Verbindungen
-> Zunahme an weißer Substanz (v.a. Nervenbahnen)
-> Abnahme an grauer Substanz (v.a. Nervenzellkörper)
——> Insgesamt zunehmend effizientere Informationsverarbeitung <—-
Diese Umstrukturierungen laufen nicht in allen Regionen Folgsimultaen abn ab straktenund Dennkeicht nsalle Hirnregionen sind gleichermaßen betroffen:
Regionen zur Beherrschung von Motorik und Sensorik schneller (Körperveränderungen machen hier eine schnelle Anpassung notwendig
Bereiche des limb. Systems (u.a. Verarbeitung von Emotionen) und präfrontalen Cortex (u.a. exekut. Kontrolle) langsamer ! (Vorübergehende Probleme in entspr. Funktionen wie Emotionsverarbeitung und Handlungssteuerung)
Umstrukturierungen im präfrontalen Kortex können bis ins frühe Erwachsenenalter hineinreichen
Abnahme der Serotoninausschüttung -> negat. Verstimmungen
Nachlassender Einfluss von Dopamin im limbischen System
geringere Stimulation des dopaminergen Hirnbelohnungssystems (vgl Olds & Milner, 50er Jahre)
Vermehrt negative Gefühlszustände, mehr Aufwand für positive Gefühlszustände
Plus: Probleme der Emotionskontrolle (durch noch nicht abgeschlossene Umstrukturierungsprozesse im präfrontalen Kortex)
„Typischer“ emotionaler Reaktionsstil der Pubertät:
Erhöhte Risikobereitschaft
Vermehrter Alkohol- und Drogenkonsum (zur Anregung des Belohnungssystems)
Verbesserungen der Zentralen Exekutivfunktionen, v.a. auch Reifung des präfrontalen Kortex
Handlungsplanung und -steuerung,
Selbstregulierung, Selbstkontrolltechniken
Emotionskontrolle
Vermehrte Myelinisierung der Nervenbahnen
Zunahme der Reaktions- und Verarbeitungsgeschwindigkeit
Gedächtnisverbesserungen (verbesserte Rehearsalprozesse im Arbeitsgedächtnis)
Intelligenzzuwächse (v.a. fluide Intelligenz)
Freiwerdende kognitive Kapazitäten durch Automatisierungsprozesse, Denk- und Handlungsroutinen
Zunahme abstrakten und formal-logischen Denkens (vgl.Piaget)
Alternativen beachten: Es werden gedanklich Möglichkeiten durchgespielt, die der unmittelbaren Wahrnehmung nicht zugänglich sind.
Vorausschauendes Denken
Planvolles Handeln nimmt zu. Jugendliche machen sich zunehmend Gedanken über ihre Zukunft.
Hypothesen testen: Jugendliche denken systematischer und überlegen, wie sie herausfinden können, ob bestehende Annahmen richtig sind.
Denken 2. Ordnung: Metakognitionen spielen zunehmend eine Rolle.
Jugendliche können das Denken anderer Personen besser nachvollziehen oder antizipieren. Es gelingt ihnen, mehrere Werte-Systeme parallel zu repräsentieren und darüber nachzudenken.
Unkonventionelles Denken: Aufgrund eigener Überlegungen können bestehende Regel- und Normensysteme überarbeitet werden und ein eigener neuer Zugang gefunden werden.
Neuere Forschung zum formal-operationalen Denken zeigt dass erfolgreiche Bewältigung formal-operationaler Aufgaben ist sehr stark Erfahrungs- und Bereichsabhängig ist (“Horizontalverschiebung“)
Unifaktorielle Erklärungen der Eltern reichen nicht mehr
Viele verschiedene Argumente werden ins Feld geführt „Er findet immer einen Weg, allem zu widersprechen!“
Revision der Art und Weise wie Adoleszente sich selber, andere und die Welt sehen.
Fähigkeit über eigene Gedanken zu reflektieren zusammen mit körperlichen und seelischen Veränderungen
-> Mehr Nachdenken über sich selbst
Abstraktes Denken ermöglicht es, über das Reale zum Möglichen hinauszugehen
-> Idealisiertes Denken, Vorstellung alternativer Familien, Religionen, politischer u. moralischer Systeme.
Zunächst wenig Raum für Unzulänglichkeiten des täglichen Lebens.
-> Verschiedene Sichtweisen von Erwachsenen und Adoleszenten (Konfliktstoff)
Verbesserte kognitive Selbstregulation, planvolleres Vorgehen
-> Im Alltag aber anfänglich noch überfordert wenn es darum geht, zwischen möglichen Alternativen zu wählen, deren Vielzahl nun erkannt wird.
Betrachtung unterschiedlicher Mechanismen kognitiver Veränderungen (vgl. Informationsverarbeitungsansätze):
Aufmerksamkeit: Fokussierung auf aufgaberelevante Informationen, flexiblerer Umgang mit wechselnden Aufgabenanforderungen.
Strategien: Effektiverer Einsatz von Lösungsstrategien dank verbesserter Speicherkapazität und Repräsentation der gegebenen Information.
Wissen: Inhalts- und Strategiewissen nimmt zu, Metakognition
Kognitive Selbstregulation: Bessere Überwachung, Bewertung der eigenen Denkprozesse, erhöhte Flexibilität im Denken.
Verbesserte Verarbeitungskapazität u.a. durch fortschreitende Hirnentwicklung (v.a. exekutive Kontrollfunktionen wie Arbeits-gedächtnis, Inhibitorische Kontrolle und Aufmerksamkeitsshifting)
Befangenheit und Selbstbezug
Eigenes Erleben und Verhalten im Mittelpunkt, oft verbunden mit Selbstzweifeln
Imaginary Audience (Elkind, 1985):
Annahme, dass auch die Aufmerksamkeit der anderen auf die eigene Person gerichtet ist.
-> Überschätzung des eigenen Denkens und Handels, Überdramatisierungen
Personal Fable (Elkind, 1985):
Glaube an die Einzigartigkeit des eigenen Denkens und Handelns („andere können mich gar nicht verstehen“…)
(v.a. frühe Adoleszenz, ca. 10-14J)
Das Kind ist nun in der Lage, mentale Repräsentationen von Objekten oder Handlungen flexibel zu kombinieren, zu ordnen und zu transformieren.
Denkfehler des präoperationalen Stadiums werden überwunden.
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„Konkrete Operationen“: Bezug vor allem auf konkret wahrnehmbare Objekte.
Die Objekte müssen dabei aber nicht aktuell gegenwärtig sein!
Das Kind hat aber noch Schwierigkeiten, die gleichen Operationen auf Gegenstände oder Handlungen zu beziehen, die einer unmittelbaren Wahrnehmung nicht zugänglich sind (Abstraka).
Im Formal-operationalen Stadium (ab 12 Jahre) entwickeln Jugendliche die Fähigkeit zum abstrakten wissenschaftlichen Denken.
Es werden systematisch verschiedene Hypothesen mental durchgespielt, um ein gegebenes Problem zu lösen. Schlussfolgerungen entsprechen den Gesetzen der Logik.
Charakteristisch ist die Entwicklung der Fähigkeit zum
Hypothetisch-deduktiven Denken
Propositionalen Denken
Stimmungs- Gemütsschwankungen,
Vermehrt negative Gefühlszustände
Entwicklung des Selbstwertgefühls im Jugendalter: Kurvilinearer Verlauf:
Zunächst Abfall (Tiefpunkt ca. 12-13Jahre)
Dann allm. Anstieg (in Verb, mit mehr Eigenständigkeit und besserer Emotionskontrolle)
Selbstwertgefühl bei Mädchen geringer (in Verb. mit negativerer Körperwahrnehmung)
Allgemein:
Erhöhte emotionale Reagibilität
Erhöhte negative und verminderte positive Befindlichkeit
Bedeutung von Emotionsregulationsmöglichkeiten und sozialer Unterstützung für die Bewältigung entsprechender emotionaler Charakteristika im Jugendalter
Zunehmend wichtige soziale Einflussgröße: Peers
Positiv: Ausbau sozialer und kommunikativer Kompetenzen
Negativ: Beeinflussbarkeit auch bei Alkohol/ Drogenkonsum u.ä., Gruppenzwänge etc.
Vermehrtes Interesse am anderen Geschlecht / Intimpartner
Loslösung vom Elternhaus
Wichtiges Thema: Identitätssuche und Auseinandersetzung mit Normen und Werten (vgl. auch Erikson)
Selbst und Identität oft synonym verwendet
Selbst: System von Kognitionen, Gefühlen etc. / Mehrere „Selbstkonzepte“ möglich Identität: Selbst-Kohärenz (und Selbst-Konsistenz)
(Zusammenhang und Widerspruchsfreiheit der Selbstkonzepte)
Aufgabe in der Adoleszenz:
Entwicklung einer Identität, die zahlreiche Aspekte des „Selbst“ beinhaltet:
Lebensplanung (Beruf, Familie)
Politische Einstellungen
Religiosität
Sexualität
Wertesysteme
etc.
Nach Erikson stellt die kohärente (und konsistente) Integration dieser vielen identitäts-bestimmenden Aspekte das zentrale Thema in der Adoleszenz dar.
Kohärent – Zusammenhängend, nicht isolierte Teilaspekte
Konsistent - Widerspruchsfrei
„Selbst“ / „Selbstbild“ / „Selbstkonzept“
Kognitionen und Gefühle, die mit der eigenen Person verbunden werden.
Kann sich beziehen auf:
Körperliche Aspekte
Soziale Eigenschaften
Mentale Eigenschaften
Veränderungen und Stabilität des Selbstbildes (Metaebene)
Anfänge bereits in der frühen Kindheit:
z.B.: Frühes dyadisches Interaktionsverhalten, triadische Interaktionen ab 9 Monate, sprachliche Ausdrucksformen „mir“, Emotional: Scham, Verlegenheit ab 2 Jahren
Kindergarten-Vorschulzeit:
Selbstbeschreibungen v.a. über konkrete beobachtbare Eigenschaften (Körperliche Attribute, Physische Kompetenzen, Besitz, soziale Beziehungen)
Keine generalisierten Selbst-Aussagen
Übermäßig positive Selbstbeschreibungen (Wenig soziale Vergleiche, frühere Fehlleistungen werden nicht berücksichtigt)
Schulalter:
Selbstkonzepte basieren v.a. auf sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen (Soziale Vergleiche nehmen mit Schuleintritt zu)
Globalere Selbstbeschreibungen (Verbesserte kognitive Kompetenzen: Konzepte höherer Ordnung ermöglichen die Integration mehrerer Verhaltensmerkmale)
Adoleszenz - allgemein:
Wachsende Komplexität des Selbstkonzepts (verbessertes abstraktes Denken)
Das Selbst kann in Form abstrakter Charakteristika verstanden werden (z.B: „Extravertiert“)
Stärkere Trennung von Real- und Idealbild
Zunehmende Betrachtung des Selbst aus der Sichtweise anderer
Einbeziehung der Vergangenheit und Zukunft (Vgl. auch Pinquart & Silbereisen, 2000)
Frühe Adoleszenz (10-14 Jahre):
Verschiedene kontextspezifische Selbstkonzepte parallel – Widersprüche werden nicht als Problem gesehen, kein Bedürfnis zur Integration (Selbst in der Familie = Selbst in der Clique, ...)
Starke Abhängigkeit von der Bewertung durch andere (Soziale Vergleiche)
Besonderheiten:
„Personal fable“ (Elkind): Form des Egozentrismus. Selbsterleben als einzigartig,
„Imaginary audience“: Annahme, dass andere ganz genau auf die eigene Person achten
Auseinandersetzung mit verschiedenen widersprüchlichen Selbstkonzepten.
Jugendliche sind noch nicht in der Lage, diese unterschiedlichen Selbstkonzepte in ein konsistentes und kohärentes Selbstkonzept zu integrieren.
Ausbildung eines konsistenteren und kohärenteren Selbstkonzepts. Widersprüchliche Selbstkonzepte können akzeptiert und begründet werden. Weniger abhängig vom Urteil anderer.
Vermehrtes Auftreten internalisierter persönlicher Wertvorstellungen.
Entwicklungsverlauf von der frühen (11-14 Jahre), mittleren (14-17 Jahre) späten Adoleszenz (17-25 Jahre):
- Allmähliche Ausbildung eines kohärenten Selbstkonzepts
- Widersprüchliche Selbstkonzepte können zunehmend akzeptiert werden
- Selbstkonzept wird weniger abhängig vom Urteil anderer
- Zunehmend internalisierte persönliche Wertvorstellungen
Entsprechende Veränderungen der Selbstkonzeption werden ermöglicht durch zunehmende Fähigkeiten im abstrakten Denken.
1. Lebensalter: Alter der Sozialisation
2. Lebensalter: Alter der Verpflichtungen in Familie und Beruf
3. Lebensalter: Alter der Selbsterfüllung
4. Lebensalter: Alter der Abhängigkeit und Altersschwäche
Übergang erstes-zweites LA : 30
Übergang zweites-drittes LA: ca. 65
Übergang drittes-viertes LA: ca 85
a) Alter, in dem 50% einer Geburtenkohorte nicht mehr lebt
→ 75 – 80 Jahre (in Entwicklungsländern früher)
b) Alter, in dem 50% derjenigen Personen, die das 50-60 LJ erreicht haben nicht mehr leben
→ 80 - 85 Jahre
Orientierung an der geschätzten maximalen Lebensspanne eines Individuums. Betrachtung der Mortalität (Sterblichkeit gemessen an biologischen Markern).
Aber: Viele Altersveränderungen nicht verbunden mit Mortalität (→Morbidität) z.B: Psychische Kompetenz, alltagspraktische Kompetenz, Schwerhörigkeit...)
-> Betrachtung des individuellen Potentials, Lebensqualität zu erhalten.
Irreversible zeitabhängige Veränderung der Struktur und Funktion lebender Systeme.
→ Kennzeichen:
→ Abnahme der Adaptationsfähigkeit eines Organismus gegenüber Umwelteinflüssen.
Universalität: Die Prozesse des Alterns sind bei allen Individuen einer Art mit der gleichen Gesetzmäßigkeit vorhanden.
Progressivität (gradueller Verlauf)
Irreversibilität: Das Altern läuft stets nur in eine Richtung. Veränderungen sind irreversibel.
Systemimmanenz: Altern ist eine Erscheinungsform des Lebens. Alternsprozesse laufen auch ohne exogene Faktoren ab.
Knochen
Osteoperose; trifft vor allem Frauen (Östrogenmangel). Folge: leicht brüchige Knochen
Gelenke
Abnutzung der Knorpel in den Gelenken; Knochenabrieb (Arthrose)
Muskeln
Zellen werden nicht mehr erneuert. Folge: allgemein weniger Kraft
Fett
Mehr Anreicherung durch veränderten Fettstoffwechsel und weniger Energieverbrauch
Haut
Verlust an Collagen und Feuchtigkeitsspeichern Folge: Falten, dünnere Haut, weniger Spannkraft; stärkere Hornhautbildung; schlaffes Bindegewebe
Haare
Unterversorgung der Haarwurzeln auf dem Kopf; verstärkte Aktivierung anderer Haarwurzeln. Folge: Ergrauen oder Ausfall von Kopfhaaren; Wachstum von Ohren- und Nasenhaaren; Frauenbärtchen.
Augen
Eintrübung der Linse; Verlust der Akkomodationsfähigkeit der Linse
Folge: Grauer Star (operabel); Veränderung des Farbsehens; Fehlsichtigkeit
Ohren
Absterben von Sinneszellen (Haarzellen) im Innenohr. Folge: Reduktion der 8 Hörleistung (vor allem im hohen Frequenzbereich)
Biologisch-genetische Theorien
Schadenstheorien (i.d.R. proximate Theorien: Fokus auf das „WIE“ des Alterns )
Theorie der freien Radikale
Telomer-Hypothese des Alterns -…
Evolutionstheorien (i.d.R. ultimate Theorien: Fokus auf das „WARUM“ des Alterns)
Mutations-Akkumulations-Theorie
Antagonistische Pleiotropie
Ökologische Theorien (Person-Umwelt-Wechselbeziehung)
Annahme, dass mit zunehmendem Alter Spezifika der räumlich-dinglichen Umwelt Einfluss auf das Erleben und Verhalten nehmen.
Soziologische Theorien (gesellschaftliche Altersprozesse)
Psychologische Theorien (Erleben und Verhalten)
In Folge von Stoffwechselprozessen (Sauerstoffverbrennung) entstehen in Zellen „Freie Radikale“
Diese können DNS, Proteine, Fette und andere Moleküle im Organismus oxidieren und dadurch in ihrer Funktion schädigen.
Mit dem Alter häufen sich irreversible oxidative Schäden an.
Schadenstheorien
(i.d.R. proximate Theorien: Fokus auf das „WIE“ des Alterns )
Telomere (Enden der DNS) verkürzen sich bei jeder Zellteilung. Bei kritischer Länge stoppt die Zellteilung.
Ein einzelnes Gen kann in einem Organismus mehrere Funktionen haben (Pleiotropie).
Diese pleiotropen Funktionen können antagonistisch wirken:
z.B. Früh im Lebenslauf vorteilhaft, im Alter schädlich.
Da die schädlichen Wirkungen dieser Gene nach der Reproduktionsphase auftreten, haben sie kaum evolutionäre Auswirkung (keine Selektion).
Schädliche Mutationen, die erst im Alter ihre Wirkung zeigen, können sich daher im Genom eines Organismus beliebig anhäufen.
(i.d.R. ultimate Theorien: Fokus auf das „WARUM“ des Alterns)
Verhalten als Funktion der Fähigkeiten (Handlungsmöglichkeiten) einer Person und den Anforderungsstrukturen der Umwelt (Umweltanforderungen)
„Kompetenz“ als Persönlichkeitsmerkmal: Oberste Kapazitätsgrenze bezüglich körperlicher Gesundheit, motorischer, sensorischer und kognitiver Fähigkeiten.
Unterteilung der „Umweltanforderungen“ in:
• physische Umwelt (Lärm, Luftqualität, Kriminalitätsrate, Raum-Beschaffenheit)
• personale Umwelt (soziales Netzwerk der Person)
• suprapersonale Umwelt (soziodemografische Merkmale der Wohnumwelt wie Altershomogenität, Geschlecht etc.)
• gesellschaftliche Strukturen (wie z.B. Normen und Werte).
„Environmental docility“-Hypothese (Umweltfügsamkeits-Hypothese):
bei abnehmender Kompetenz der alternden Person nimmt die Bedeutung der Umweltanforderungen für das Erleben und Verhalten zu
Das Individuum strebt mit zunehmendem Alter nach einem freiwilligen sukzessiven Rückzug aus sozialen Rollen und Aufgaben.
„Theory of intrinsic disengagement“ (Henry (1964)
Soziale und psychische Bedürfnisse verringern sich nicht mit dem Alter. Positiver Zusammenhang zwischen sozialem Aktivitätsniveau und Lebenszufriedenheit.
-> Rollen- und Funktionsverluste führen zu Isolation und Rückzug.
Die Erhaltung innerer und äußerer Strukturen als bester Weg, den Alterns-prozess zu meistern, Wohlbefinden und soziale Integration aufrecht zu erhalten.
Häusliche Menschen tendieren zum Rückzug und empfinden diesen als Erleichterung. Aktive Menschen benötigen auch im Alter viele soziale Kontakte.
Entwicklungsaufgabe im Alter: Integrität vs. Verzweiflung (65 Jahre bis Tod)
Im besten Fall kommt es in diesem Stadium zur Bereitschaft, "seinen … Lebens-zyklus zu akzeptieren, als etwas, das sein musste und das … keinen Ersatz zuließ“.
Es geht darum, dass bisherige Leben so wie es war zu akzeptieren mit allen positiven und negativen Erlebnissen und Ereignissen.
- Entwicklungsaufgabe im Alter nach Havighurst (1963):
Akzeptanz des bisherigen Lebens, Erreichen eines inneren Zustands
„der Zufriedenheit und des Glücks“,…
Ausschöpfen der Kapazitätsreserven bei Kompensation der Leistungseinbußen /-verluste.
Allgemeine Psychologische Lebensmanagement-Strategie
Entwicklung und Altern als Prozess selektiver Anpassung von verfügbaren Ressourcen und Handlungszielen (Spezialisierung)
Ontogenese als ein System adaptiver Veränderungen, mit den Grundelementen Selektion, Optimierung und Kompensation
SOK-Strategien als universelle Prozesse zur Entwicklungsregulation liegen in unterschiedlicher Form und Kombination jedem Entwicklungsprozess zugrunde
Selektion:
Auswahl von Funktionsbereichen, auf die sich die zu jedem Zeitpunkt der Lebensspanne begrenzt verfügbaren Ressourcen konzentrieren.
Elektive Selektion: Notwendigkeit, aus einer Fülle von Handlungszielen diejenigen auszuwählen, die den eigenen Werten und Kompetenzen möglichst gut entsprechen.
Verlustbasierte Selektion: Verändern oder Aufgeben von Zielen als Reaktion auf antizipierte oder bereits eingetretene Verluste an Verhaltens- und Handlungsspielraum.
Optimierung:
Erwerb, Verfeinerung und Anwendung von Ressourcen zum Erreichen von Entwicklungszielen.
Kompensation:
Erwerb, Verfeinerung und Anwendung von Ressourcen, die Verlusten entgegenwirken
Trotz verlangsamter Reaktionsgeschwindigkeit schreiben ältere Schreibkräfte genauso schnell wie jüngere.
Experimenteller Nachweis, dass ältere Schreibkräfte ihre Expertise/erfahrungsbedingten Ressourcen zur Kompensation biologisch-determinierter Verluste einsetzen:
Dank ihrer Erfahrung lesen sie den zu schreibenden Text deutlich weiter voraus und machen so Zeit gut.
Altersbezogener Anstieg für SOK – Strategien:
Erwachsenenalter: Gesellschaft verlangt Festlegung auf und die Verfolgung bestimmter Ziele
Zunehmende Übung und Erfahrung mit SOK‐Strategien
Abnahme in sehr hohem Alter?
im Alter starke Ressourcen-Begrenzungen
→ betrifft auch Anwendung von SOK-Strategien
Beteiligte Institutionen
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
Ehemalige Psychiatrische Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Benjamin Franklin und andere Institute der Freien Universität Berlin
Evangelisches Geriatriezentrum Berlin
Verschiedene Institute an der Humboldt-Universität zu Berlin
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Was ist die Berliner Altersstudie (BASE)?
Die Berliner Altersstudie ist eine multidisziplinäre Untersuchung alter Menschen im Alter von 70 bis über 100, die im ehemaligen Westteil Berlins leben. In der Hauptstudie (1990-1993) wurde eine Kernstichprobe
(siehe Stichproben) von 516 Personen in 14 Sitzungen hinsichtlich ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit, ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit und psychischen Befindlichkeit sowie ihrer sozialen und ökonomischen Situation untersucht. Seitdem ist die Studie als Längsschnittstudie weitergeführt worden, indem überlebende Teilnehmer viermal nachuntersucht wurden.
Eigenschaften der Berliner Altersstudie
eine umfassende und intensive Untersuchung einer örtlich repräsentativen und heterogenen Stichprobe von 516 alten Menschen mit längsschnittlicher Verfolgung über 4 Meßzeitpunkte
ein Schwerpunkt auf das hohe Alter (70 bis über 100 Jahre)
ein breit angelegter multidisziplinärer Ansatz mit dem Ziel, einen Referenzdatensatz über eine weite Spanne von Funktionsbereichen zu erhalten
die Untersuchung von alterns- und todesassoziierten Veränderungen im hohen Alter
Hintergrund:
In den letzten Jahren zunehmende Betrachtung von Zusammenhängen zwischen Alternsforschung und Sozialpolitik.
Außerdem deutliche Fortschritte in kulturell-medizinisch-wirtschaftlichen Bereichen
→ Deutlicher Anstieg der menschlichen Lebensdauer und Lebensqualität im Alter.
→ „Happy Gerontologists“
Problem:
- Dieser Trend zeigt sich vornehmlich für das dritte Lebensalter.
- Der Prozess der Alternsoptimierung ist für das vierte Lebensalter deutlich schwieriger.
Baltes & Smith (2003): „Two faces of human aging“
Anstieg der Lebenserwartung: Mehr alte Menschen leben länger
→ Heute 80 Jährige haben eine mittlere Lebenserwartung von 8 Jahren
(= 4 Jahre mehr als in den 1930er Jahren)
→ Bessere Umwelt- und sozial-technologische Lebensbedingungen der ältesten Alten
Nachfolgende Kohorten sind körperlich und mental fitter:
→ Kohorten-Vergleichsstudien zeigen, dass heute 70Jährige bezüglich ihrer kognitiven Leistungsfähigkeiten vergleichbar sind mit 65 Jährigen aus den 1930er Jahren
(= 5 „gute Jahre“ gewonnen)
→ Diese Veränderungen können nicht genetischer Natur sein. Eher zurückzuführen auf bessere materielle, medizinische, wirtschaftliche Gegebenheiten sowie verbesserte „psychologische Ressourcen“ wie lesen Schreiben Computer
- Langzeitstudien zeigen: hohes kognitives Potential im Alter (Trainingsstudien, Unterstützungsprogramme)
In entwickelten Ländern halten die meisten ihr mentales Leistungsniveau bis ins Alter von ca. 70 Jahren →Großes Potential zum Neulernen.
Expertenwissen: Emotionale Intelligenz und Weisheit
→ Im dritten LA Spitze bezüglich Emotionaler Intelligenz (Fähigkeit, Ursachen von Emotionen zu verstehen und Strategien zu entwickeln, mit emotionalen Konfliktsituationen umzugehen) →Im dritten LA Spitze bezüglich Weisheit (s. Folie 34)
Positive Alters-Perspektive
Alter als Phase mit viel Potential, das mit geeigneten Ressourcen (med., sozial, psychol.) ausgeschöpft werden kann
Negative Alters-Perspektive
Frage nach der Würde des Alterns bei bloßem „Hochpushen“ der Lebensspanne
- Genügend kulturelle Ressourcen vorhanden, die auftretende biologische Verluste kompensieren können
- Zufriedenes Altersdasein/erfolgreiche Bewältigung alterstypischer Anforderungen
- Biologische Grenzen der Anpassungsfähigkeit überschritten
- Drastische Zunahme von Verlusten, nicht mehr auszugleichende Defizite, Gebrechlichkeit und Morbidität
Kohorten Vergleichsstudien zeigen zunehmend verbesserte...
- Körperliche Fitness
- Kognitive Kompetenzen
- Psychische Kompetenzen
- Alltagspraktische Kompetenzen
Zusammenhang mit Veränderungen in sozialen und kulturellen Einflüssen:
Bessere materielle Umgebungsbedingungen,
Bessere medizinische Versorgung
Bessere wirtschaftliche Situation Älterer?!
Bessere psychologisch bedeutsame Ressourcen (Lesen, Schreiben, Computer)
Fähigkeit zur Lösung vertrauter kognitiver Probleme geht nicht oder nur geringfügig zurück (Expertenwissen)
Die im Lebenslauf erworbenen Denk- und Lernstrategien bleiben im Alter bestehen. Voraussetzung: Kontinuierliche Nutzung
Allerdings Probleme mit kognitiven Basisoperationen
Abnahme der Geschwindigkeit und Präzision der Erregungsleitung zwischen Nervenzellen
Verluste:
- Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung
- Lösen neuartiger kognitiver Probleme
- Kurzzeitgedächtnis (Hippokampus)
→ Übertragung von Information in den Langzeitspeicher
→ Kontrolle von Lernvorgängen (Störanfälligkeit)
—-
Kristalline Intelligenz bleibt auf hohem Niveau (sofern keine degenerativen Erkrankungen vorliegen)
Fluide Intelligenz sinkt mit Alter:
Kurzeitgedächtnis wird schlechter
Reaktionsgeschwindigkeit nimmt ab
Flexibilität des Denkens nimmt ab
Emotionale Intelligenz / Weisheit
v.a. Im dritten Lebensalter (besser als jüngere Altersgruppen)
Weisheit als Form von Expertenwissen im Bereich grundlegender Lebensfragen
Kriterien, die auf solches Expertenwissen hinweisen:
Reiches Faktenwissen
(Wissen um Lebensereignisse, gesellschaftliche Normen...)
Reichhaltiges Strategienwissen
(Entscheidungsstrategen, Kosten-Nutzen-Analyse, Ziel-Mittel-Relationen...)
Lifespan-Kontextualismus
(historische, biographische Einbettung von Lebensproblemen)
Wert-Relativismus
(Betrachtung jeder Person innerhalb ihres Wertesystems, Beachtung universeller werte)
Psychische Kompetenz
Ressourcen für Bewältigung der Belastungen / Anforderungen des Alters (Umgang mit Erkrankung, Bewältigung des Berufaustritts)
Trotz gesundheitlicher Einbußen, sozialer Verluste, begrenzter Lebenszeit ist die Lebenszufriedenheit (Selbst-Auskünfte) bei den > 65 Jährigen nicht geringer als bei jüngeren Altersgruppen. (Gleiches gilt für das Ausmaß erlebter Belastungen und depress. Störungen).
Psychische Anpassungsprozesse:
„Downward comparation“
Deutung gegenwärtiger Ereignisse vor dem Hintergrund schlechterer Abschnitte der Biographie.
Aufgabe nicht mehr erreichbarer Ziele und Konzentration auf Vorhaben, deren Verwirklichung aus der aktuellen Perspektive realistisch erscheint.
Basale Kompetenzen:
Selbstpflege, einfache instrumentelle Arbeiten (Einkaufen, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel)
Erweiterte Kompetenzen:
Komplexe instrumentelle Aktivitäten (Handwerken, Besuche, Sport, Theater)
Hier neben individuellen Fähigkeiten auch wichtig: Umweltbedingungen in ihrer prothetischen (unterstützenden), kompensatorischen und stimulierenden Funktion.
Die positiven Aspekte des Alterns (3tes Lebensalter) „bröckeln“ in Bezug auf:
Körperliche Fitness
Kognitive Kompetenzen
(z.B. Gedächtnistrainings die bei jüngeren Alten sehr erfolgreich sind klappen nicht mehr bei >85 Jährigen (Demente ausgeschlossen)
Psychische Kompetenzen
Subjektive Selbst-Wahrnehmung, Emotionalität, Alterszufriedenheit
Alltagspraktische Kompetenzen
Hohe Demenzprävalenz im 4ten Lebensalter
→ Verlust von Intentionalität, Persönlichkeit, Sozialer Verbundenheit, Autonomie
Multidysfunktionalität 5 mal höher als im 3ten Lebensalter
Fazit aus vielen klinischen und psychologischen Befunden im hohen Alter: Der biokulturelle Architekturplan ist für das hohe Alter problematisch
Dies wird anhand von 3 interagierenden Grundprinzipien deutlich:
Makro-Bedingungsstruktur des Lebensverlaufs
Prinzip 1: Evolutionsgewinn wird geringer
Die Vorteile der evolutionären Selektion nehmen über den Lebensverlauf ab.
Menschliches Genom enthält mit zunehmendem Alter mehr dysfunktionale genetische Expressionen als in jüngeren Lebensjahren.
Selektion evolutionsgeschichtlich v. a. in der ersten Lebenshälfte
(Fokus auf Reproduktion + niedrigere Lebenserwartung)
Prinzip 2: Bedarf an Kultur nimmt zu
Kulturelle Entwicklung hat höhere Lebensalter erst ermöglicht (z.B. durch medizinische, technologische und soziale Fortschritte)
Mit zunehmendem Alter immer mehr u. immer bessere kulturelle Ressourcen nötig, um voranschreitende biologische Verluste auszugleichen.
Prinzip 3: Effektivität von Kultur wird geringer
Lernfähigkeit/Plastizität sinkt deutlich
Die Wirksamkeit gesellschaftlicher Faktoren zur Kompensation altersbedingten biologischen Abbaus fällt ab.
Das Höherpushen der Altersgrenzen und der gesundheitlichen Unterstützung kann u.U. ein „Altern in Würde“ beeinträchtigen.
Nicht nur Fokus auf das Altern sondern auch mit berücksichtigen, was es für andere Generationen heißt, soziale Ressourcen (Fürsorge für die Älteren) bereitzustellen.
Beachtung des gesamten Lebenslaufs unter Berücksichtigung der Erkenntnisse über frühe Lernerfahrungen und ihrer Auswirkungen auf den Alternsprozess (s. kognitive, psychische, alltagspraktische Kompetenzen)
Übergänge nach Laslett: 1.-2. LA 30 J.; 2.-3. LA ca. 65 J.; 3.-4. LA ca. 85 J.
Populationsbasierte Definition
> a) Alter in dem 50% einer Geburtenkohorte nicht mehr lebt
Personenbasierte Definition
> geschätzte maximale Lebensspanne eines Individuums
> Betrachtung der Mortalität
> Betrachtung des individuellen Potentials, Lebensqualität zu erhalten
-Universalität
-Progressivität
-Irreversibilität
-Systemimmanenz
Biologisch- genetische Theorien
Stoffwechselprozesse
Evolutionstheorien
Mutations-Akkumulationstheorie/ Theorie der antagonistischen Pleiotropie
-> einzelnes Gen hat mehrere Funktionen (Pleiotropie)
-> kann im Alter schädlich sein, kaum evolutionäre Auswirkungen
-> Schädliche Mutationen, die im Alter Wirkung zeigen, können sich im Organismus beliebig häufen
Ökologische Theorien
Anforderungs-Kompetenz-Modell
->Verhalten als Funktion der Fähigkeiten einer Person und den Anforderungsstrukturen der Umwelt
-> „Environmental docility“-Hypothese > bei abnehmender Kompetenz alternder nimmt Bedeutung d. Umweltanforderungen für Erleben und Verhalten zu
( Umweltfügsamkeits-Hypothese)
Soziologische Theorien
Aktivitätstheorie
->Soziale und psychische Bedürfnisse verringern sich mit Alter nicht > Positiver Zusammenhang zw. Lebenszufriedenheit und sozialem Aktivitätsniveau > Rollen- und Funktionsverluste führen zu Isolation und Rückzug
Psychologische Theorien
Entwicklungsaufgaben
-> Integrität vs. Verzweiflung; Akzeptanz des bisherigen Lebens
Anstieg der Lebenserwartung
Nachfolgende Kohorten sind körperlich und mental fitter
nicht genetischer Natur
hohes kognitives Potential im Alter
deutlicher Anstieg menschlicher Lebensdauer und Lebensqualität im Alter
„happy gerontologists“
genügend kulturelle Ressourcen, um auftretende biologische Verluste zu kompensieren
zufriedenes Altersdasein
verbesserte körperl. Fitness gegenüber früheren Kohorten
verbesserte kogn. Kompetenzen
verbesserte psychische Kompetenzen
verbesserte Alterspraktische Kompetenzen
bessere materielle Umgebungsbedingungen, medizinische Versorgung, wirtschaftl. Situation, psychologisch bedeutsame Ressourcen
- biolog. Grenzen der Anpassungsfähigkeit überschritten
- drastische Zunahme von Verlusten, nicht mehr auszugleichende Defizite, Gebrechlichkeit, Morbidität
-Positive Aspekte bröckeln bezüglich:
- körperl. Fitness
- Kogn. Kompetenzen
- psych. Kompetenzen
- hohe Demenzprävalenz
- Multidysfunktionalität 5-mal höher als im 3ten Lebensalter
> Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung
> Lösen neuartiger kognitive Probleme
> Kurzzeitgedächtnis -> Übertragung von Info in LZG; Kontrolle von Lernvorgängen
-Kristalline Intelligenz bleibt auf hohem Niveau
- Fluide Intelligenz sinkt mit Alter
>KZG wird schlechter, Abnahme Reaktionsgeschwindigkeit, Flexibilität d. Denkens nimmt ab
- Emotionale Intelligenz/ Weisheit
>besser als bei jüngeren Altersgruppen
Form von Expertenwissen bezüglich grundlegender Lebensfragen
- reiches Faktenwissen
- reichhaltiges Strategienwissen
- Lifespan- Kontextualismus (hist., biograph. Einbettung von Lebensproblemen)
- Wert- Relativismus
3 interagierende Grundprinzipien:
1. Evolutionsgewinn wird geringer
>Vorteile evolut. Selektion nimmt ab
> menschl. Genom zunehmend dysfunktionale genetische Expressionen
> Selektion v.a. in erster Lebenshälfte
2. Bedarf an Kultur nimmt zu
> kulturelle Evolution hat höhere Lebensalter ermöglicht ( Fortschritte in Medizin, Technologie, Sozialem)
> im Alter immer mehr / bessere kulturelle Ressourcen nötig um biolog. Verluste auszugleichen
3. Effektivität von Kultur wird geringer
> Lernfähigkeit/ Plastizität sinkt
> Wirksamkeit gesellschaftl. Faktoren zur Kompensation altersbed. Biolog. Abbaus fällt ab
Basale Kompetenzen (z.B Selbstpflege, einfache Arbeiten wie Einkaufen)
Erweiterte Kompetenzen (komplexe instrumentelle Arbeiten wie Handwerken, Besuche, Sport)
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