Die wissenschaftliche Haltung
1) Eine leidenschaftliche Neugier Entstehung, Zusammenhänge, Ursachen und Entwicklungen von Phänomenen zu untersuchen, zu verstehen oder zu erfassen.
(2) Eine gesunde Skepsis etablierte Ansichten, Ergebnisse, Theorien oder Regeln kritisch und konstruktiv zu hinterfragen (und nach besseren Erklärungsansätzen zu suchen).
—> ohne Vorbehalt Wissen immer neu betrachten, hinterfragen, ob nicht evtl. subjektive Meinung
(3) Ein Bewusstsein über die Limitationen des eigenen Wissens und der persönlichen Erkenntnismöglichkeiten. Sokrates : „Ich weiß, dass ich nichts weiß“.
—> Organ (Psyche) wird mit selbem Organ (Psyche) untersucht
!!!Kritisches Denken
Wissenschaftliche Haltung
“Kritisches Denken”
Eine Art zu denken, die Argumente und Schlussfolgerungen nicht einfach blindlings akzeptiert.
Stattdessen werden
-Vorannahmen einer Prüfung unterzogen,
-Abweichungen werden aufgedeckt,
-Beweise auf ihre Richtigkeit hin überprüft und
—>daraus resultierende Schlussfolgerungen werden erfasst.
Gibt nicht eine Wahrheit
Studie mit Ergebnissen —> unterschiedl Interpretation
Der wissenschaftliche Prozess der Erkenntnisgewinnung
BEISPIEL
“Studierende mit weniger guten Leistungen erscheinen öfters sehr müde.”
Induktion (!)
Induktion = Theoriebildung
• Schluss vom Besonderen (spezifische, konkrete Beobachtungen) auf das Allgemeine
• Generalisierung von in der Realität beobachteten Regelmäßigkeiten
Deduktion (!)
Deduktion = Theorieprüfung (gezieltes Beobachten)
• Schluss vom Allgemeinen (Theorie) auf das Besondere (Beobachtungen)
• Aus einer Theorie werden Aussagen (Hypothesen) abgeleitet und (empirisch) überprüft/getestet, indem die erwarteten Ergebnisse den tatsächlichen Beobachtungen gegenüber gestellt werden
• Bei Übereinstimmung spricht man von einer Bestätigung der Theorie, ansonsten von einer Ablehnung der Theorie
Qualitative Forschung
Induktive Bildung theoretischer Konstrukte
• Phänomene explorieren, innere Zusammenhänge aufdecken und beschreiben etc.
• Unstandardisiertes Vorgehen, keine Hypothesen und kleine Stichproben
• Wurzeln: Phänomenologie, Ethnomethodologie, Konstruktivismus, Hermeneutik, Qualitative Inhaltsanalyse
• Besonderheit: Rolle und Bedeutung des Unbewussten (Impliziten) und Irrationalen, Rekonstruktion der subjektiven psychosozialen Realität
• Methoden: Fallstudie, Tiefeninterviews, Gruppendiskussionen, Beobachtung etc.
• Klassische Gütekriterien gelten nur eingeschränkt: „Der Forscher als Forschungsinstrument“ (Zwischen den Zeilen lesen, Verhalten der Person)
Beispiel Interview:
Objektivität nicht immer möglich (Person soll über Dinge bewusst werden, wo sie allein nicht ran kommt-> evtl. subjektive Sympathie nötig-> am Ende rausrechnen)
nicht standadisiert: Einlassen auf Gegenüber, Protokoll ohne Abarbeiten von Fragen, “wie komm ich an das, was Gegenüber nicht sagt.”
Quantitative Forschung
Deduktive Definition und Messung theoretischer Konstrukte
• Ausprägungen von Phänomenen (Zusammenhänge, Effekte etc.) messen
• Standardisiertes Vorgehen, große (repräsentative) Stichproben, Hypothesenprüfung per Inferenzstatistik
—> erhält Zahlenwert-> gut auswerten
• Ziel: Ergebnisse, die sich verallgemeinern lassen
• (Klassische) Gütekriterien: Objektivität, Reliabilität, Validität
• Methoden: (Online-, Telefon- oder persönliche) Befragungen, apparative oder Computer-gestützte Verfahren und Experimente sowie Beobachtungen
Objektivität: Situation bei Datenerhebung für alle gleich (z.B. Online Fragebogen) <—> qualitative Forschung
Reliabilität: Zuverlässigkeit von Untersuchung und Daten —> Splid-Half-Reliabilität (z.B. durch Wiederholen)
Validität: Gültigkeit —> das erfassen, was wir erfassen wollen (Problem, wenn Befragte Frage falsch versteht)
insgesamt mehr quantitative Forschung ~ 66%
Induktion und Deduktion: Qualitative und quantitative Forschung
SCHRITTE
qualitative Forschungsmethoden
(Nicht relevant)
(Einzel-) Fallstudie (Case Study)• Gehört zu den ältesten Forschungsmethoden überhaupt
• Ein Individuum wird gründlich und intensiv erforscht, in der Hoffnung, universelle Prinzipien zu entdecken
• Aus Einzelfällen können fruchtbare Hypothesen abgeleitet werden, da schon am Einzelnen erkennbar ist, was auf alle zutreffen kann. Um aber allgemeine Wahrheiten zu entdecken, müssen zusätzliche Methoden angewendet werden
Einzel-, Experten- oder Tiefeninterviews
• Intensive, tiefgehende Explorationen (z.B. 60-120min), um bedeutsame und evtl. unbewusste Inhalte aufzudecken
• Anwendung spezifischer psychologischer Erhebungstechniken, z.B. projektive Verfahren
• Minimum in der Regel 8-12 Interviews
Gruppendiskussionen (Focus Groups)
• Mehr oder weniger kontroverse Diskussion mit 6-10 Teilnehmern, um die Bedeutung des Untersuchungsgegenstandes bzw. relevanter Aspekte im sozialen Kontext zu erforschen
(Feld-) Beobachtungen
• Anwendung unterschiedlicher Beobachtungsmethoden (z.B. offen vs. verdeckt), um das tatsächliche Verhalten und Reaktionen in natürlichen Situationen zu erfassen
• Erlaubt (in der Regel) nicht die Erfassung von Gedanken und Meinungen und umgeht so mögliche Störeinflüsse, die bei den anderen Methoden auftreten können
• Ursprung in der Ethnologie (going native)
quantitative Forschungsmethoden
Befragung (survey)
• Beantwortung meist geschlossener Fragen von einer größeren Anzahl von Probanden (Stichprobe) aus einer bestimmten Gruppe von Personen (Population)
Experiment
• Manipulation einer oder mehrerer (unabhängiger) Variablen in einem spezifischen Untersuchungskontext, um die (kausalen) Auswirkungen (Effekte) auf andere (abhängige) Variablen zu erfassen
• Meist unter Anwendung von Kontroll- und Versuchsgruppen
Beobachtungen
• s. qualitative Beobachtungen, Unterschied: standardisiertes Vorgehen
1. Beschreiben Sie die wissenschaftliche Haltung.
2. Nennen und erläutern Sie qualitative und quantitative Methoden.
3. Welche Ziele verfolgen qualitative und quantitative Methoden?
4. Wie gelangen Forscher zu wissenschaftlichen Erkenntnissen?
5. Was ist der Unterschied zwischen Induktion und Deduktion?
Am Ende dieses Themenblocks können Sie:
1. die wissenschaftliche Haltung beschreiben,
2. den wissenschaftlichen Prozess der Erkenntnisgewinnung
erläutern,
3. die Begriffe Induktion und Deduktion differenzieren,
4. die Unterschiede zwischen qualitativer und quantitativer Forschung sowie ihre Methoden erläutern.
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