Health Literacy

Gesundheitskompetenz

• Hat mit Literacy (Lese- & Rechtschreibfertigkeit) zu tun

• Wissen, Motivation & Kompetenz Gesundheitsinformationen zu finden, verstehen & bewerten

• um Urteile zu fällen und Entscheidungen im täglichen Leben in Bezug auf

  • Gesundheitsversorgung

  • Krankheitsprävention und

  • Gesundheitsförderung zu treffen

  
  

Ziel: Entscheidungen treffen die gut für die eigene Gesundheit & Lebensqualität sind

• ursprüngliche Idee: Lesefähigkeit (= Literacy) von Individuen als Prädiktor für Gesundheitsverhalten

  • Publizierte Informationen in Verhalten umsetzen und damit bessere Gesundheit erreichen

• Aber: reine Lesefähigkeit unzureichend − Kein guter Prädiktor für die Effektivität oder gesundheitsbezogene Ergebnisse von Interventionen

• Schlussfolgerung: es bedarf mehr als nur Leseverständnis (Berkman et al., 2010)

(erste frühe Definition von Health Literacy: „die Fähigkeit von Personen ihre Lese- und Rechenfertigkeiten auf gesundheitsrelevante Bereiche anzuwenden“)

Nutbeam (2008)

• Funktionale Form

• interaktive Form

• kritische Form

Funktionale Form

• Grundfertigkeiten im Lesen und Schreiben

• Ermöglichen es, im Alltag zu funktionieren

  • Beispiele:

  • Einen Beipackzettel lesen & verstehen können

  • Zeitungsartikel über gesundheitliche Themen lesen & verstehen können

  • Nährstoffangaben auf Lebensmittel verstehen

Interaktive Form

• fortgeschrittene kognitive und soziale Fertigkeiten

• zur aktiven Teilnahme am Leben notwendig

• Informationsbeschaffung und -austausch mittels Kommunikation

• Umsetzung dieser Informationen in den Lebensalltag

• Beispiele:

  • Mit Freunden über gesundheitliche Themen sprechen können

  • Nach gewünschten Informationen recherchieren können

Kritische Form

• fortgeschrittene kognitive und soziale Fertigkeiten

• Informationen werden kritisch analysiert

• Nutzung im Sinne einer verbesserten Lebensbewältigung

  • Beispiele:

  • Kritische Reflektion von Gesundheitsanweisungen aus Medien:

    „Ist das glaubwürdig? Ist das für mich umsetzbar und hilfreich?

Einflussfaktoren

• Entwickelt sich über die Lebensspanne

  • −  Erfahrungen im Gesundheitssystem

  • −  Berührungspunkte mit Krankheiten & Gesundheit

  • −  Interaktion mit Personen aus dem Gesundheitsbereich

• Formelles und informelles Lernen

  • −  Schule/Bildungssystem

  • −  Lernen anhand von Lebenserfahrungen

  • −  Weitergabe von Wissen durch bspw. Eltern

  • −  Modellernen

• Beeinflusst durch persönliche (1), situative (2) und gesellschaftliche (3) Determinanten

  • −  (1) Geschlecht, Gesundheitszustand, SES, Persönlichkeit, etc.

  • −  (2) Soziale Unterstützung, Einfluss durch Familie, Freunde & weiteres Umfeld, etc.

  • −  (3) Gesundheitssystem, Bildungssystem, politische Entscheidungen, etc.

Mental Health Literacy

Digital Health Literacy

„Mental Health Literacy consists of seven attributes: the ability to recognise specific disorders; knowing how

to seek mental health information; knowledge of risk factors and causes; knowledge of self-treatments;

knowledge of professional help available; and attitudes that promote recognition and appropriate help-

seeking.”

• Störungsbilder erkennen

• Wissen, wo & wie man sich über psych. Störungen informieren kann

• Wissen über Risikofaktoren & Gründe

• Selbsthilfestrategien

• Wissen über mögliche professionelle Hilfe

• Förderliche Einstellungen zum Erkennen von psych. Krankheiten & zum Hilfe-Suchen

„[Die] Fähigkeit Gesundheitsinformationen aus elektronischen Quellen zu suchen, zu finden, zu verstehen, zu bewerten und das gewonnene Wissen zum Angehen oder Lösen von

Gesundheitsproblemen anzuwenden“

-> Anwendung des Konzepts der allgemeinen Health Literacy auf Informationen aus digitalen Quellen

Allgemeine Gesundheitskompetenz (HL)...

...ist positiv mit subjektiver Gesundheit assoziiert (Berkman et al., 2011)

...kann, wenn sie gezielt gefördert wird, auch die Gesundheit positiv beeinflussen (Ishikawa et al., 2018)

...ist positiv mit gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen wie bspw. regelmäßigem Sporttreiben und einer ausgewogenen Ernährung korreliert (Fleary et al., 2018)

...steht im Zusammenhang mit besserem gesundheitsbezogenen Verhalten (Kutcher et al., 2016; Park et al., 2018; Uysal et al., 2020)

Mentale Gesundheitskompetenz (MHL)...

• ...ist positiv mit psychischer Gesundheit assoziiert (Berkman et al., 2011)

• ...scheint positiv auf das mentale Wohlergehen zu wirken (Bjørnsen et al., 2019)

• ...ist positiv mit Hilfe-Suchen bei psychischen Problemen korreliert (Gorczynski et al., 2017; Smith & Shochet, 2011)

• ...steht in Zusammenhang mit einer höheren Bereitschaft Hilfe zu suchen (Holman et al., 2015; O‘Connor & Casey, 2015)

• ...ist weltweit gering ausgeprägt und behindert dadurch das Aufsuchen professioneller Hilfe bei psych. Erkrankungen (Furnham & Swarmi, 2018)

• Dass sie es tun ist erwiesen, der Wirkmechanismus hingegen ist nicht bekannt.

• Hierzu gibt es verschiedene Überlegungen:

  • HL als direkte Determinante der Gesundheit

  • HL wirkt indirekt (über Wissen, Selbstwirksamkeit & physische Aktivität) auf die Gesundheit

  • HL als Mediator zw. anderen gesundheitsbezogenen Determinanten und der subjektiven Gesundheit

NICHT

• X HL als Moderator zw. anderen gesundheitsbezogenen Determinanten und der subjektiven Gesundheit

Man könnte doch auch einfach direkt auf konkrete Gesundheitsverhaltensweisen einwirken!

• Ja, aber....

  • Gesundheit & Gesundheitsverhalten sind sehr komplex

  • konkrete/spezifische Aufklärung wirkt nur auf einen kleinen Bereich der Gesundheit

  • Ernährungstraining z.B. wirkt nur auf das Ernährungsverhalten

• Deswegen: Health Literacy

  • Stärkung der Fähigkeit, sich eigenständig mit gesundheitsrelevanten Themen auseinanderzusetzen

  • Ergo: langfristige Resultate in vielen unterschiedlichen Bereichen erzielen

  • Außerdem: viele gesellschaftliche Herausforderungen...

Gesellschaftliche Herausforderungen

• Anstieg der Lebenserwartung

• Zunahme chronischer Erkrankungen

• Wandel der Patientenrolle

• Komplexität des Gesundheitssystems

• Wachsende soziale Ungleichheit

• Kulturelle Diversifizierung der Gesellschaft

• Informationsflut in der digitalen Informations- und Wissensgesellschaft

Ausprägung der Health Literacy

Besonders vulnerabel sind Personen...

• mit niedrigem Bildungsniveau (78.3%)

• mit niedrigem Sozialstatus (71.9%)

• ab 65 Jahren (65.1%)

•  mit chronischer Erkrankung (62.3%) besonders mit mehreren langandauernden Erkrankungen

• mit Migrationshintergrund (63.1

• im Alter zwischen 18 und 29 Jahren

  (60.7%)

• Kaum Geschlechtsunterschiede

Krankheitsbewältigung

• „Beurteilen, ob Informationen zu Krankheiten in denMedien vertrauenswürdig sind.“

• „Die Vor- und Nachteile von verschiedenen

  Behandlungsmöglichkeiten beurteilen.“

• „Beurteilen, ob ich eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einholen sollte.“

Prävention

• „Beurteilen, ob Informationen über Gesundheitsrisiken in den Medien vertrauenswürdig sind.“

• „Aufgrund von Informationen aus den Medien entscheiden, wie ich mich vor Krankheiten schützen kann.“

• „Informationen darüber finden, wie man mit psychischen Problemen umgeht.“

Gesundheitsförderung

• „Informationen über Gesetzesänderungen finden, die Auswirkungen auf meine Gesundheit oder auf die Gesundheit meiner Familie haben können.“

• „Informationen darüber finden, wie die Gesundheit am Arbeitsplatz, in der Schule oder in meiner Wohngegend gefördert werden kann.“

• „Mich an Aktivitäten beteiligen, die zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefinden der Menschen in meinerWohngegend beitragen.“