HIV
Einteilung
Klassifikation
HIV-1
stammt aus Schimpansen
ältestes Serum aus Region wo Schimpansen verspeist werden
HIV-2
stammt aus rauchgrauher Mangabe
Familie: Retroviridae
—> Orthoviridae
Gattung: Lentiviren
+ Strang RNA
9,4 - 9,7 Kb
Größe: 100-150 nm
Behüllt, Hülle stammt von Wirtszelle
für Retroviren komplexes Genom, kodiert für verschiedene Genprodukte
Vermehrungszyklus
1) Bindung von gp120 an CD4-Rezeptor (T-Helferzelle,
DC, Makrophagen)
2) Konformationsänderung, Interaktion mit
Chemokinrezeptor (CCR5, CXCR4) = Korezeptor
3) Verankerung und Fusion der viralen und zellulären
Membran —> Mögliche Angriffspunkte neuer
Therapeutika
4) Nach Fusion gelangt das Kapsid in das Zytoplasma
5) Virale RNA wird durch Reverse Transkriptase in
lineare Doppelsträngige DNA umgeschrieben
6) Aktiver Transport in den Zellkern
7) Integration in zelluläres Genom durch Integrase
8) Transkription, Bildung von mRNA
9) RNA-Export
10) Translation
11) Zusammenbau
12) Freisetzung und Reifung (Protease)
Übertragung
Zunahme der Übertragungswahrscheinlichkeit
ungeschützter Geschlechsverkehr
—> Wahrscheinlichkeit pro Kontakt gering
(0,02-1%)
—> Intakte Schleimhäute sind eine wirksame
Barriere
parenteral durch Blut und Blutprodukte
vertikale Transmission von HIV infizierter Mutter auf Fetus (perinatal, 30-40%)
—> durch antiretrovirale Therapie vor Geburt auf
5% gesenkt
—> durch Kaiserschnitt zusätzlich auf <2%
gesenkt
Needle sharing bei Drogenkonsum
Stichverletzungen
kein Hinweis auf Übertragung durch Insekten
Zunahme der Übertragungsahrscheinlichkeit erhöht:
Vorliegen anderer Geschlechtserkrankungen
Sexuelle Praktiken, die häufig zu Schleimhautläsionen führen (Analverkehr)
Hohe Viruslast des Überträgers (z.B. während akuter Phase der Infektion)
Ejakulat enthält große Mengen an Viren —> Übertragungswahrscheinlichkeit größer, wenn Mann infiziert
Viruslast hoch: Blut, Sperma, Muttermilch, Vaginalflüssigkeit
Viruslast niedrig: Speichel, Urin, Stuhl
Epidemiologie
seit Mitte 20. Jh. ca 60 Millionen infiziert
ca. 20 Millionen verstorben
etwa 35 Millionen infiziert #90% leben in Entwicklungsländern
mehrere Subtypen, geographisch unterschiedlich, Virulenz nicht
in Dtl. etwa 70000 Menschen
weltweit etwa 3 Millionen Neuerkrankungen und 3 Millionen Todesfälle
Verlauf
3 Phasen
Akute Phase
bis ca. 6 Wochen
Maximum der Viruslast nach 10-20 Tagen
Infizierter ist seronegativ!
meist unspezifische grippeähnliche Symptome
(Fieber, Nachtschweiß, LK-Schwellung, Übelkeit)
Latenz oder asymptomatische Phase
meist mehrere Jahre, bei HIV-2 eher länger
AK oder RNA nachweis
evtl. LK-Schwellung
AIDS
stark herabgesetzte zelluläre Immunität
harmlose Erreger führen zu opportunistischen lebensbedrohlichen Infektionen
—> Pneumocystitis jirovecii
—> Pilzinfektionen, Toxoplasmose, Herpesviren
—> CMV, Tumorerkrankungen (Kaposi-Sarkom),
B-Zelllymphome
CDC-Klassifikation
CDC- Klassifikation
klinische Kategorien —> A, B, C
—> A: Asymptomatisch
—> B: HIV mit Krankheitssymptomen
—> C: AIDS
CD4-Zellbereiche
—> 1: > 500
—> 2: 200-500
—> 3: < 200 CD4+ T-Zellen/µl Blut
Pathogenese
Depletion der CD4+ T-Zellen
Verlust der Immunkompetenz —> Vollbild AIDS
Zerstörung der CD4+ Zellen v.a. in lymphatischen Geweben, z.B. Peyer Plaques, Thymus, Milz
Archtektur der Gewebe bei AIDS Patienten fast vollständig zerstört
Induktion des programmierten Zelltods durch virale Proteine
—> Taf, Nef, Env
—> Eliminierung infizierter Zellen durch
zytotoxische T-Zellen
—> AK-abhängige zytotoxische T-Zellen und
NK-Zellen
—> Auch CD8+ Zellen werden durch Bystander
Effekt zerstört
Immunsystemumgehung
Strategien
Verändern: Entwicklung von Virusvarianten
Tarnen: ca. die Hälfte des Hüllproteins besteht aus veränderlichen Zuckerresten
Konservierte funktionelle Regionen werden durch Schleifen maskiert
Manipulieren: HIV-1-Nef-Protein entfernt Rezeptoren infizierter Zellen
Ausschalten: Elimination von CD4+-T-Helferzellen —> Schlüsselfunktion —> Immunologische Störung, veränderte Zytokinprofile
Zurückziehen: Befall spezieller Komparimente (Gehirn) wo immunologische Zellen nur begrenzt Zugang haben
Verbergen: Virale Erbinformation als Provirus in Wirtsgenom integriert
Impfstoffe
Prävention
effektive Impfstoffe in absehrbarer Zeit unwahrscheinlich
Versuch der Generation neutralisierender AK —> fehlgeschlagen —> Glykosylierung und variable Schleifen
Mibrobizide —> enttäuschend —> teils Risiko erhöht, da Genitalschleimhaut geschädigt
Präexpositionsprophylaxe
1x/d Truvada (Tenofovir/Emtricitabine)
Reduktions der Transmission um 44-73%
für Leute mit sehr hohem Risiko für HIV
strikte tägliche Einnahme
Vorsicht bei Schwangerschaft und Stillen
Kombi aus Risikoreduktion, regelmäßiger Einnahme, Kondomnutzung
Behandlung anderer STD
HIV Status monitoring
Postexpositionsprophylaxe
Empholen nur bei Stichverletzung mit Indexpersonen >50 HIV RNA Kopien/ml
Angeboten: Stichverletzung mit Indexpersonen <50 HIV RNA Kopien/ml, Oberflächliche Verletzung ohne Blutfluss, Kontakt von Schleimhaut
Diagnostik
Antikörpertests
—> Nachweis bedeutet bestehende, auf längere
Sicht tödlich verlaufende Krankheit
—> Bestätigungstest: zweite unabhängig
gewonnene Blutprobe
—> Nachweis von AK der Klassen IgG und IgM
(ELISA)
—> falsch positive Resultate möglich, da Test auf
höchste Sensitivität ausgrichtet ist
—> Bestätigung durch Blot
Nukleinsäurenachweis
—> Quantitative Bestimmung: Kontrolle der
Wirkung der antiviralen Therapie
—> Testung von Blutspenden zusätzlich zu
AK-Test
—> Sequenzierung: Resistenzbestimmung
Kultureller Nachweis
Elektronenmikroskopie
p24-Antigen Nachweis
Symptome und Stadien
Akute Infektion
Grippeähnliche Symptome
Fieber
Dermatologische Symptome (exanthem, orale und genitale Ulzerationen)
Neurologische Symptome (Zephalgien, Verwirrtheit, fokale ZNS-Anfälle, Hirnnervenausfälle)
Lymphadenopathie
Arthralgie
Myalgie
Nausea
Diarrhoe
Pharyngitis
Dauer: 7-10 Tage, selten länger als 14 Tage
Diagnosesicherung durcg PCR, da seronegativ
Deutlicher Abfall der CD4-Zellzahl
Latenzphase
Mehrere Jahre andauernd (Median 10 Jahre)
Weitgehend asymptomatisch
Kontinuierlicher Abfall der CD4+ T-Zellen
—> Zunehmende Immunsuppression
Kategorie A
asymptomatische Infektion
persistierende generalisierte Lymphadenopathie
akute, symptomatische HIV-Infektion
Kategorie B
Krankheitssymptome, die nicht in die AIDS-definierende Kategorie C fallen, dennoch aber der HIV Infektion zugeordnet werden können
Bazilläre Angiomatose (Bartonellen)
Oropharyngeale Candida-Infektion (Soor)
Vulvovaginale Candida Infektion, die entweder chronisch oder nur schlecht zu therapieren ist
Zervikale Dysplasien, Carcinoma insitu
Konstituionelle Symptome wie Fieber über 38,5°C oder länger als 4 Wochen bestehende Diarrhoe
orlae Haarleukopenie
Herpes Zoster
Idiopatische thrombozytopenische Purpura
Listeriose
Tuben-, Ovarialabszess
Periphere Neuropathie
Kategorie C
Pneumocystis jiroveci-Pneumonie
Toxoplasma-Enzephalitis
Ösophageale Candida Infektion oder Befall von Bronchien, Trachea, Lunge
Chronische Herpes simplex Ulcera oder Herpes Bronchitus, Pneumonie, Ösophagitis
CMV-Retinitis
generalisierte CMV-Infektion (Nicht Leber oder Milz)
rezidivierende Salmonellen Septikämien
rezidivierende Pneumonien
extrapulmonale Kryptokokken Infektionen
chronische interstinale Kryptosporidien-Infektion
chronische intestinale Infektion mit Isospora belli
disseminierte oder extapulmonale Histoplasmose
Tuberkulose
Kaposi-Sarkom
Invasives Zervix Karzinom
HIV-Enzephalopathie
progressiv multifokale Leukenzephalopathie
Wasting-Syndrom
Maligne Lymphome
Nebenwirkungen
N-Reverse Transkriptase-Inhibitoren
NN-Reverse Transkriptase-Inhibitoren
Protease-Inhibitoren
Integrase Inhibitoren
Entry-Inhibitoren
—> Attachmentinhibitoren
—> Korezptorantagonisten
—> Fusionsinhibitoren
Therapieerfolg: Absinken Plasmavirämie unter 50 HIV-RNA Kopien pro ml, sollte nach 3-4, max. 6 Monaten erreicht werden
Müdigkeit
Kopfschmerzen
GI-Symptom
Myelotoxizität
Depression
Konzentrationsschwierigkeiten
Hepatotoxizität
Lipodystrophie (Arteriosklerose, KHK, MI)
Verlust subkutanen Fettgewebes (Gesicht, Gesäß, Extremitäten)
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