Buffl

4. Psychologie in der medizinischen Rehabilitation

MF
by Mareike F.

Grundorientierungen rehabilitationspsychologischen Handelns

Wie kann man Patientenorientierung gerecht werden?


  • -  nur wenn Patienten ihren sozial und kulturell unterschiedlichen Bedürfnissen in der Institution Ausdruck verleihen können, kann ihrer Individualität auch entsprochen werden

  • -  Patient-Therapeut-Beziehungen ist immer auch eine asymmetrische Machtbeziehungen

  • -  daher setzt Patientenorientierung eine Machtbalance voraus

    - Machtbalance ermöglicht dem Patienten, nicht nur „in den Mittelpunkt gestellt“ zu werden, sondern sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen

  • -  Spannungsverhältnis zwischen „Eigensinn“ von Organisation & Profession und den Bedürfnissen der Individuen kann vermindert, aber nicht aufgehoben werden

  • -  Stärkung der Patienten in den Institutionen ist daher ein wichtiger Aspekt der Patientenorientierung

  • -  Patientenorientierung fordert auch den Respekt, zuzulassen, dass Patienten anders handeln als es aus der Sicht

    der Experten als wünschenswert erscheint

  • -  in medizinischer Reha gibt es Bemühungen, die Subjektivität der Patienten stärker zu berücksichtigen:

    - z. B. Forschungsschwerpunkt an der Uni Freiburg entwickelt (Lucius-Hoene 2008) - z. B. Ergebnisse qualitativer Interviews zur Krankheitsbewältigung sind im Internet zugänglich

    • -  https://www.krankheitserfahrungen.de/

    • -  auf dieser Internetseite erzählen Menschen von ihrem Leben zwischen Gesundheit und Krankheit,

      von ihren Erfahrungen mit der Medizin, von Veränderungen in ihrem Alltag und von Unterstützung,

      die sie erhalten

    • -  Krankheitserzählungen, engl.: „illness narratives“


Grundorientierungen rehabilitationspsychologischen Handelns

Wann dürfen Interventionen eingesetzt werden?

Wir kann der Nutzen einer Intervention beurteilt werden?

Was sind EMB und EST?

Was wird hierbei kritisiert?

  • -  Interventionen dürfen nur eingesetzt werden, wenn ihr Nutzen den Schaden überwiegt

  • -  Beurteilung des Nutzens einer Intervention: empirische Belege für ihre Wirksamkeit

  • -  Evidenzbasierungskonzept hat sich im Bereich der Medizin als „Evidence-based Medicine (EBM)“ entwickelt

    - wurde dann auch von anderen Teilen des GH-systems übernommen - z. B. Psychotherapieforschung „Empirically Supported Treatments“ (EST)

  • -  Praktische Anwendung finden EBM und EST in Leitlinien und Therapiemanualen - Leitlinien = schriftliche Empfehlungen für das diagnostische und therapeutische Vorgehen - Manuale beschreiben wie der Therapeut vorgehen soll

  • -  Uneinigkeit darüber, wie Evidenz für die Wirksamkeit von psychosozialen Interventionen erzeugt werden kann

  • -  im Feld der PT ist das Problem methodischer Standards für die Wirksamkeitsforschung noch nicht gelöst

  • -  Hauptstrom der Psychotherapieforschung hat das Störungsmodell & wissenschaftliche Methodik von der

    Medizin übernommen

  • -  spezifische Therapien sollen für spezifische Störungen entwickelt werden

  • -  Überprüfung der Wirksamkeit mittels streng experimentellen Forschungsdesigns

  • -  „Goldstandard“ = RCTs

  • -  inwieweit dieses methodische Vorgehen der PT gegenstandsangemessen ist, ist umstritten

  • -  in der klinischen Rehabilitationspsychologie ist ein substantieller Teil der Verfahren und des Therapierepertoires noch nicht evaluiert




Diagnostik

Womit befasst sich die psychologische Diagnostik primär?

Wann wird sie durchgeführt?

Wonach fragen Psychologen hierbei?

Was ist das Ziel?

Was sind Beispiele für Screenings bei psychischer Belastung?

Warum ist somato-psychischer Komorbidität hierbei ein Problem?

Mit welchen Instrumenten können berufliche Problemlagen erfasst werden?

  1. - befasst sich primär mit den psychosozialen Aspekten der Gesundheitsproblematik - basiert auf Beobachtung, Exploration und standardisierten Fragebögen und Tests - erfolgt zu Beginn (Eingangsdiagnostik) und wir durch Verlaufsdiagnostik und Erfolgsevaluation ergänzt - Psychologen fragen nach...

    • -  der Bewältigung des Lebens mit der Krankheit (Coping) & damit zusammenhängenden alltagsweltlichen Problemen

    • -  psychischen Belastungen

    • -  Problemen bezogen auf Sinnsuche und Identität

    • -  Krankheitsmanagement bzw. gesundheitsrelevantem Verhalten

    • -  subjektiven Krankheits- und Veränderungstheorien (Tab. 4.1)

      - Ziel: Belastungen im privaten und beruflichen Bereich zu identifizieren, Ressourcen ermitteln - wichtiger Bestandteil: psychische Störungen identifizieren

      - bei primär psychischen Störungen Kernbestandteil des rehapsychologischen Assessments - bei somatisch Erkrankten wichtig psychische Komorbidität zu erkennen - deshalb: Screening psychischer Belastung durchführen z. B. HADS oder PHQ-4

      - wenn Ergebnis = psychisch belastet → vertiefte psycho-pathologische Diagnostik durchführen

- Schwierigkeiten bei somato-psychischer Komorbidität wegen Symptomüberschneidung Abgrenzungsschwierigkeit von Psychopathologie & Krankheitsverarbeitung z. B. Depression und Trauer

- Diagnostik besonderer beruflicher Problemlagen auch von Psychologen durchgeführt - Screening zu Beginn der Reha-Maßnahme durchführen - 1/3 der Rehabilitanden ist von solchen Problemen betroffen - in psychiatrisch/psychosomatischer Reha sogar etwa die Hälfte

- Instrumente: SPE-Skala oder der SIBAR


Diagnostik

Was muss am Ende einer Reha-Maßnahme verfasst werden?

Was ist das Ziel dabei?

Wer ist verantwortlich?

Was für ein Profil wird hierbei erstellt? Welche Bereiche schließt das ein?


- am Ende einer Maßnahme muss eine sozialmedizinische Leistungseinschätzung verfasst werden - im Reha-Entlassungsbericht dokumentiert - dient als Entscheidungsgrundlage für nachfolgende Leistungen z. B. EUR, Umschulungsmaßnahmen etc.

- Ziel: Leistungsfähigkeit im letzten Beruf und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt beurteilen - Verantwortung obliegt dem leitenden Arzt einer Reha-Einrichtung - für die Beurteilung ist eine enge fachliche Zusammenarbeit im multidisziplinären Reha-Team nötig - biopsychosoziales Funktionsprofil wird erstellt (am ICF- Konzept orientiert):

  • -  Wie wirken sich psychische und körperliche Funktionsstörungen auf Fähigkeiten aus?

  • -  Wie wirken sich Fähigkeitsstörungen vor dem Hintergrund der beruflichen Anforderungen auf die Teilhabe

    am Erwerbsleben aus? - Psychologen beurteilen dabei die Leistungsfähigkeit aus psychologischer Sicht - Zu ihren Aufgaben gehört die Feststellung in folgenden Bereichen:

    • Psychische Funktionsfähigkeit/Psychopathologie

    • Aspekte der Persönlichkeit

    • Fähigkeiten/Aktivitäten, die durch psychische Funktionsstörungen beeinträchtigt sein können z. B.

      Kontaktfähigkeit, Durchhaltefähigkeit

    • Schweregrad und Prognose der Beeinträchtigungen

      - Bei der Beurteilung der Fähigkeiten/Aktivitäten können sich Psychologen etwa auf den Mini-ICF-APP stützen


Klinisch-psychologische Interventionen und Psychotherapie

Erklären Sie den Begriff “Psychotherapie” bezogen auf Rehabilitationspsychologie.


Wovon ist die Indikation von psychologischen Maßnahmen abhängig?

Nennen Sie auch einige Beispiele.


Wie lassen sich Psychologische Interventionen einteilen?

- Begriff „Psychotherapie“ in der Rehabilitationspsychologie uneinheitlich gebraucht

  1. alle psychologischen Interventionen in der Rehabilitation

  2. psychotherapeutische Maßnahmen im engeren Sinne von Heilbehandlungen psychischer Störungen

    (im Folgenden wird nur für letztere der Begriff „Psychotherapie“ verwendet)

- Psychotherapie & klinisch-psychologische Interventionen lassen sich nicht kategorisch voneinander trennen

- klinisch-psychologische Interventionen können auch mehr oder weniger ausgeprägt psychotherapeutischen Charakter haben



Indikation zu psychologischen Maßnahmen abhängig von ...

- dem Ausmaß der psychosozialen Belastung/psychischen Störung

- den Problemen bei der Krankheitsbewältigung

- der Motivation der Erkrankten



Beispiele für Indikationen

  • -  bei primär körperlich Erkrankten mit leichteren psychosozialen Problemlagen reichen Schulung, Beratung und/ oder Gruppengespräche aus

  • -  bei psych. Komorbidität oder bei starken psych. Belastungen durch cKH sind zusätzlich psychotherapeutische Maßnahmen indiziert

  • -  primär psychosomatisch/psychisch Erkrankte: psychotherapeutische Interventionen haben einen zentralen Stellenwert im Interventionskonzept

    - sollten mit rehabilitativem Ziel durchgeführt werden (Fokus auf Teilhabe und Förderung eines selbstbestimmtes Leben mit der KH)

    Psychologische Interventionen lassen sich einteilen in:

A. Psychologische Gruppenangebote B. Beratung (Einzel-, Angehörigen-, Paar-, Familienberatung)

C. Psychotherapie (Einzel und in der Gruppe)

Klinisch-psychologische Interventionen und Psychotherapie

Gehen Sie näher auf Psychologische Gruppenangebote ein:

Wie würden Sie diese beschreiben und was ist das Ziel dabei?

Welche Gruppenarten unterscheidet man?

Welche Therapie dominiert?

Was sind häufige Themen?


Neben dem Trainieren von ________________________ ist es wichtig, Patienten darin zu unterstützen, ___________________________________ sowie __________________.


  • -  Kombination psychotherapeutischer und pädagogischer Vorgehensweisen

  • -  Ziel: psycho-soziale Bewältigungsressourcen stärken

  • -  z. B. dysfunktionale Krankheitskonzepte & Handlungsmuster, affektive Reaktionen (Ängste und depressive

    Verstimmungen) aufarbeiten

  • -  Betroffene können, sich über ihre Erfahrungen austauschen, persönliche Isolierung überwinden, sich gegenseitig

    Rückhalt geben, voneinander lernen, negative Gewohnheiten ansprechen, Patienten ermutigen, ihre Probleme

    bei der Bewältigung aktiv anzugehen


  • -  homogene Gruppen: hier nehmen Patienten mit der gleichen Krankheit teil

  • -  heterogene Gruppen: verschiedene Störungsbilder

  • -  therapeutischen Elemente in Gruppenkonzepten vielfältig

    (wie PT-Schulen, Kasten 8)

  • -  Verhaltenstherapie dominiert

  • -  häufige Themen der psychologischen Gruppenarbeit:

    Stressbewältigung und Entspannung, soziale Kompetenz, Umgang mit Angst, Depression, Schmerz (für Beispiele s. Kap. 8.1–8.3)

  • -  psychosomatische Reha: häufig auch auf Bewältigung berufsbezogener Belastungen und Probleme ausgerichtet

  • -  neben dem Trainieren von Selbstmanagementkompetenzen ist es wichtig, Patienten darin zu unterstützen, Verlusterfahrungen & biografische Brüche zu verarbeiten sowie Zukunftsperspektiven zu entwickeln




Klinisch-psychologische Interventionen und Psychotherapie

In der Reha wurden aus den klassischen Standard-Psychotherapien Interventionskonzepte entwickelt, die auf die

besonderen Rahmenbedingungen der Reha zugeschnitten sind.

Warum?


Wann wird PT In der medizinischen Rehabilitation primär somatisch Erkrankter angewandt?


Was sind Besonderheiten bei psychodynamisch orientierten Therapien für primär somatisch Erkrankte?


Welches Training wurde speziell für Schädel-Hirn-geschädigte Patienten entwickelt? Gehen Sie genauer darauf ein.

- verschiedeneTherapieschulen kommen in der Reha zum Einsatz - v.a. VT, PDP, Humanistische (Kasten 8)

- Schulenorientierung nicht so streng, Ansätze werden pragmatisch integriert


In der Rehabilitation von Menschen mit psychischen Störungen...

  • -  sind psychotherapeutische Interventionen mit rehabilitativer Zielsetzung zentrale Therapieelemente

  • -  wurden aus den klassischen Standard-Psychotherapien Interventionskonzepte entwickelt, die auf die

    besonderen Rahmenbedingungen der Reha zugeschnitten sind, z. B. - Zeitbegrenzung - oftmals geringe Behandlungsmotivation - sozialmedizinische Problematik

  • -  konzentriert man sich auf begrenzte Therapieziele

  • -  wird überwiegend in Gruppen gearbeitet

    - v.a, psychodynamisch/tiefenpsychologisch oder kognitiv-behavioral


  • In der medizinischen Rehabilitation primär somatisch Erkrankter...

    - PT bei psychischer Komorbidität indiziert - PT auch bei unterschwelligen starken Belastungen - häufig als Anpassungsstörung diagnostiziert

    - Gefahr der Auslösung einer psychischen Störung (z. B. durch das Krankheitserleben) - nur punktuelle psychotherapeutische Interventionen möglich (3 bis 6 Sitzungen)

    - z. B. um ambulante Psychotherapie vorzubereiten (Motivation aufbauen, Kontakt zu wohnortnahen PT vermitteln)

  1. Besonderheiten bei psychodynamisch orientierten Therapien für primär somatisch Erkrankte...

    • -  i. d. R. sind die psychischen Probleme der Patienten nicht Ausdruck neurotischer Konflikte, sondern Reaktionen auf die Belastung durch die KH

      - latente psychische Konflikte können durch diese Belastung aber auch aktualisiert werden

    • -  mit dem Phänomen der Abwehr muss deshalb anders umgegangen werden, um die Krankheitsbewältigung zu

      unterstützen

      • -  Abwehrprozesse in best. Phasen wichtig (z. B. Umdeuten von Befunden)

      • -  um die psychische Stabilität zu bewahren und die Überflutung des Ich mit nicht bewältigbaren Emotionen

        zu verhindern

      • -  Pat. in kleinen Schritten mit der Realität konfrontieren

      • -  damit Pat die KH akzeptieren kann, ohne von ihr überwältigt zu werden

        Neuropsychologisches Training

        - ebenfalls der Psychotherapie zugeordnet - speziell für Schädel-Hirn-geschädigte Patienten entwickelt - Ziel: kognitive, emotionale, psychosoziale und motivationale Beeinträchtigungen beseitigen/verringern

- zwei Grundsäulen: Interventionen sind ausgerichtet auf... - die Funktionsrestitution (Wiederherstellung der Funktion) und

- z. B. gezielte Stimulation neuronaler Netzwerke durch wahrnehmungsgebundene Aufgaben - die Kompensation (Ausgleich endgültiger Funktionsausfälle)

- wenn Funktionswiederherstellung nicht mehr möglich - Pat. lernen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und intakte Fähigkeiten kompensatorisch zu

nutzen - Mix aus unterschiedlichen Therapie-Settings und Verfahren

- eingesetzt werden Computer, Alltagsmaterialien und Alltagssituationen - neurologische Schädigung = kaum vorstellbarer Einschnitt ins Leben

- deshalb auch traumatisches Erlebnis bearbeiten


Entspannungsverfahren und komplementäre Therapien


Was sind Entspannungsverfahren?

Welche zwei sind die gängigsten?

Nennen Sie 4 weitere.


Gehen Sie auf zwei Verfahren genauer ein.

Entspannungsverfahren

- = Strategie zur Belastungsverarbeitung und Stressbewältigung

- gehören zu den häufigsten Gruppenangeboten in der Reha

- gängigste Verfahren: Autogenes Training und die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR)

- weitere Verfahren: Biofeedback, Hypnose, Meditation und imaginative Verfahren


PMR

- es werden willentlich bestimmte Muskelgruppen angespannt und anschließend wieder entspann - soll zu einem angenehmen Entspannungszustand & einer verbesserten Körperwahrnehmung führen

Autogenes Training

- Patient suggeriert angenehme Zustände - Formeln gedanklich durchgehen z. B. „Die Füße sind angenehm warm“ oder „Der rechte Arm wird schwer“ - müssen nicht zwingen von Psychologen durchgeführt werden

Biofeedback

- entstammt der Verhaltensmedizin - soll Pat. dazu befähigen, sensibler körperliche Signale zu registrieren & gezielt Einfluss darauf zu nehmen - Computer können eingesetzt werden, die „Feedback“ über physiologische Vorgänge geben

Imaginationsverfahren

- unterstützen die Krankheitsbewältigung durch die Arbeit mit inneren Vorstellungsbildern

- Bsp. Krebspatient, der immer wieder in ängstliches Grübeln verfällt → innerer sicherer Ort Übung


Musik-, Kunst-, Tanz- und Bewegungstherapie

  • -  komplementäre Therapien in der Psychotherapie

  • -  auch als Kreativtherapien zusammengefasst

  • -  regen dazu an, das Leiden auch nicht-sprachlich auszudrücken

  • -  Werke können dann im Rahmen des therapeutischen Prozesses gedeutet und bearbeitet werden

  • -  Kunsttherapie: Möglichkeit, innere Bilder symbolisch darzustellen und (verdrängte) Gefühle auszudrücken

  • -  Musiktherapie: nicht-sprachlicher Zugang zu Gefühlen finden, wenn Pat. selbst musizieren

  • -  Tanz- und Bewegungstherapie: Freude an der gemeinsamen Bewegung und am körperlichen Ausdruck,

    Vitalität stärken


Patientenschulung und Gesundheitsförderung

Was ist das Ziel der Patientenschulung?

Wie weit reicht ihr Spektrum?

Wie sind die meisten Schulungen ausgerichtet?

Welche Akteure gibt es?

In welchem Setting findet es idR statt?

Was ist das grundsätzliche Problem der Schulungen?


Nennen Sie einige Komponenten von Patienteschulungen.

  1. Patientenschulung

    • -  engl. patient education, synonym: Psychoedukation

    • -  Ziel: Selbstmanagement von chronisch Erkrankten

      fördern

    - Betroffenen sollen dazu befähigt werden, im

    Alltag selbstbestimmt mit ihrer Erkrankung umzugehen, indem sie sich Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen aneignen

    • -  gängige Komponenten → Kasten 9

    • -  Komponenten in der Praxis unterschiedlich gewichtet

    • -  Spektrum: von reiner Wissensvermittlung bis zur integrierten Patientenschulung mit verhaltensorientierten

      praktischen Übungen

    • -  die meisten Schulungen sind krankheitsspezifisch ausgerichtet

    • -  Akteure: i. d. R. Ärzte, Psychologen und je nach Indikation zusätzlich andere Berufsgruppen (z. B.

      Physiotherapeuten)

    • -  strukturierte Schulungsprogramme von der DRV entwickelt (für die wichtigsten Erkrankungen im

      Erwachsenenalter)

    • -  Zentrum für Patientenschulungen an der Uni Würzburg (www.zentrum-patientenschulung.de)

      - Datenbank mit Dokumentation verfügbarer Schulungen - Bsp. Schulungsprogramm im Indikationsbereich Rückenschmerz (Kap 8.2.)

  • -  Schulungen bestehen i. d. R. aus mehreren Einheiten

  • -  finden im Gruppensetting mit 8 bis 15 Teilnehmern statt

  • -  Vorträge mit interaktiven Elementen z. B. Diskussion, Kleingruppenarbeit, Rollenspiel

  • -  üblicherweise gibt es ein Manual (Schulungsinhalte, didaktische Prinzipien, Vorgehensweisen, Lernziele

    Unterrichtsmaterialien)

  • -  Wirksamkeit von Patientenschulungen empirisch nachgewiesen

  • -  für einen Großteil der in der Praxis eingesetzten Schulungen stehen Evaluationen noch aus

  • -  grundsätzliches Problem von Patientenschulungen: Effekte oft nicht nachhaltig

    - Patienten können daran scheitern, das Erlernte in ihren Alltag zu übertragen



Patientenschulung und Gesundheitsförderung


Zwischen welchen zwei Modellen wird bei der Patientenschulung unterschieden?

Gehen Sie genauer auf diese ein.

-sozialkognitive Modelle zur Beschreibung & Erklärung von Gesundheitsverhalten

- Health Action Process Approach (HAPA) von Schwarzer

- Transtheoretical Model (TTM) von Prochaska und DiClemente


-kognitiv-behaviorale Selbstregulationsmodelle

- z. B. Selbstmanagement-Therapie von Kanfer

-  diese Modelle betonen Kognitionen & kognitive Prozesse als Voraussetzung für Verhaltensänderungen und

Problemlösung


- Module solcher Schulungen: Motivation und SWE stärken, praktische verhaltensorientierte Übungen

-  wichtige Elemente:


  • -  Handlungsplanung: Welches konkrete Gesundheitsverhalten werde ich ausführen, auf welche Weise, zu welchem Zeitpunkt, an welchem Ort und mit wem gemeinsam?)

  • -  Bewältigungsplanung: Welche Schwierigkeiten könnten dabei auftreten und wie werde ich mit ihnen fertig?)

  • -  als Grundlage für Selbstregulation & Selbstmanagement werden Pat. darin geschult, sich selbst zu beobachten

  • -  gesundheitsrelevante Verhalten wird in den genannten Modellen als „rationale Wahl“gesehen

    • -  Ergebnis eines rational berechnenden Abwägens und kognitiver Prozesse

    • -  alltägliches Handeln ist jedoch größtenteils unreflektiert, spontan, gewohnheitsmäßig, unbewusst, folgt der

      „praktischen Logik“ des Alltags

    • -  alltägliches Handeln lässt sich nur aus dem materiellen, kulturellen & sozialen Kontext erschließen

    • -  wird Kontext nicht einbezogen, dann werden fördernde/behindernde Bedingungen übersehen

      - z. B. räumliche und zeitliche Handlungsspielräume, Bildung, Arbeitsbedingungen, benachteiligte Lebenslagen

      - → Risiko des Scheiterns → Schuldgefühle → pathogene Effekte auf WB

    • -  je „ferner“ das geforderte Gesundheitsverhalten den milieutypischen Alltagsselbstverständlichkeiten des

      Patienten („Habitus“ Kap. 2.3) & je kleiner seine Handlungsspielräume und sozialen Ressourcen, desto schwerer ist es, Verhalten zu ändern

- Bedeutung für rehabilitative Praxis: Schulungen, Einzelgespräche, Diskussionsrunden usw. sollten die je nach sozialem Status individuell unterschiedlichen Ressourcen, Sprachcodes und Selbsthilfemöglichkeiten berücksichtigen


Fazit

  1. In der Rehabilitation unterstützen Psychologen die Krankheitsbewältigung mittels ________, __________ und _________________.

  2. Sie vermitteln Wissen zu _________________ und den _________________________.

  3. Sie trainieren ________________ und _____________, die ________________ sowie den Umgang

    mit ____, ___ und_________erleichtern sollen.

  4. Rehabilitationspsychologen unterstützen ihre Patienten dabei, ___________ und _____________

    für das Leben mit der Krankheit zu entwickeln, _____________ zu verarbeiten und die notwendige ___________-

    und ________________ zu meistern.

  5. Sie beziehen dabei so weit wie möglich _____________ mit ein.

  6. Ihr professionelles Handeln sollte von einer _____________________ geleitet werden: GH im Sinne

    __________________ sowie ______________trotz chronischer Beeinträchtigung so weit wie

    möglich erhalten

  7. Rehabilitationspsychologen unterstützen ________________, indem sie die Patienten ermutigen, ihre

    (vielfach verschütteten) ___________________________ und zu nutzen, um mehr ______________ über ihre Lebensbedingungen zu erlangen.


  1. In der Rehabilitation unterstützen Psychologen die Krankheitsbewältigung mittels Schulung, Beratung und Psychotherapie.

  2. Sie vermitteln Wissen zu psychischen Störungen und den psychischen Aspekten chronischen Krankseins.

  3. Sie trainieren Selbstregulationstechniken und Kompetenzen, die Verhaltensänderungen sowie den Umgang

    mit Schmerzen, Angst und Stress erleichtern sollen.

  4. Rehabilitationspsychologen unterstützen ihre Patienten dabei, Zukunftsperspektiven und Handlungsstrategien

    für das Leben mit der Krankheit zu entwickeln, Verlusterfahrungen zu verarbeiten und die notwendige Gefühls-

    und Biografiearbeit zu meistern.

  5. Sie beziehen dabei so weit wie möglich Angehörige mit ein.

  6. Ihr professionelles Handeln sollte von einer salutogenetischen Orientierung geleitet werden: GH im Sinne

    sozialen und psychischen WB sowie gesellschaftlicher Teilhabe trotz chronischer Beeinträchtigung so weit wie

    möglich erhalten

  7. Rehabilitationspsychologen unterstützen Empowermentprozesse, indem sie die Patienten ermutigen, ihre

    (vielfach verschütteten) individuellen und sozialen Ressourcen zu mobilisieren und zu nutzen, um mehr Kontrolle über ihre Lebensbedingungen zu erlangen.


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Mareike F.

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