Buffl

8. Sitzung - Emotion, Bindung

HM
by Hanna M.

Hierarchisches Modell des Emotionsverstehens im

Kindergarten-und Schulalter (Pons et al. 2004)

Externale Aspekte (ca. 3-4 Jahre)

  • Benennen von Emotionen

  • Situative Auslöser von Emotionen verstehen

  • Erinnerungen als Emotionsauslöser verstehen


Mentale Aspekte (c.a. 5-6 Jahre)

  • Wünsche als Determinanten von Emotionen verstehen

  • Überzeugungen als Determinanten von Emotionen verstehen

  • Verständnis vorgetäuschter Emotionen

-> Verstehen, dass der emotionale Ausdruck nicht immer den realen Gefühlszustand widerspiegelt

-> Ausdrucksregeln: Verwendung von “display rules” (reine Verhaltensebene) läuft dem Verständnis voraus: 3 jährige verbergen zwar Enttäuschung über „doofes“ Geschenk…

-> aber erst ab etwa 5 Jahren beginnendes Verständnis für Diskrepanzen zwischen scheinbarer und tatsächlicher Emotion

-> Lernen über Motive für das Verbergen von Emotionen (prosozial, Selbstschutz)

-> Bezüge  zur ToM Entwicklung


Reflexive Aspekte (ca. 6-8 Jahre)

  • Effektivität kognitiver Emotions-Regulations-Strategien erkennen

  • Verständnis multipler Emotionen (simultanes Emotionserleben)

    -> ab ca. 6 Jahren: Verstehen, dass man zwei  kompatible  Emotionen gleichzeitig empfinden kann (froh und aufgeregt)

  • Verständnis moralischer Einflüsse auf das Emotionsgeschehen (z.B. etwas geklalut -> fühle mich gut, weil Besitz; moralischer Aspekt: “man darf nicht steheln -> Schuldgefühle)


    Verständnis komplexer Emotionen:

  • Vorschulkinder machen Emotionszuschreibungen vom Motiv des Täters abhängig (Dieb freut sich, weil er jetzt die Beute hat)

  • 6-8 Jährige beziehen moralische Regelverletzung mit ein (Dieb freut sich über Beute, fühlt sich aber auch schlecht, weil man nicht klauen darf…)

  • allm.Verständnis emotionaler Ambivalenz (positive & negative Emotion), Bedeutung für Selbstreflexion und soziale Interaktion


Entwicklung der Emotionsregulation



  • Ab 2 Monaten Regulierung der visuellen Aufmerksamkeit (Blickabwendung) und Selbstberuhigendes Verhalten (Fingersaugen)

  • Frühe intra-psychische Maßnahmen, die  lediglich bei nicht allzu großer Belastung erfolgreich eingesetzt werden können.

Hauptsächliche Kontrolle des kindlichen Erregungsniveaus

durch die Bezugsperson = interpsychische Regulation.

  • Bedeutung der elterlichen Responsivität auf emotionale Äußerungen

  • Kindliche Kontingenzerfahrung bezüglich des Zusammenhangs: Emotionsauslöser –Emotionsausdruck -Emotionsbewältigung

  • Ab ca. 3 Monaten beginnt das Kind, aktiv Unterstützung bei der Emotionsregulation einzufordern


6-12 Monate:

  • Erweiterung des Regulations-Repertoires durch motorische Fortschritte (Annäherungs-, Rückzugsverhalten)


Emotionales Referenzieren


= Erschließen der Bedeutung  einer unsicheren

Situation über die Reaktion der Bezugsperson

= Gezielte  Abstimmung des Emotions-Ausdrucks

durch die Bezugsperson zur Modulation des

kindlichen Emotionserlebens.


Zweites Lebensjahr:

  • Erweiterung des Regulations-Repertoires durch Sprache:

  • Sprechen über Befindlichkeiten nimmt zu. Auslöser und Folgen von Emotionen und Regulationshandlungen werden angesprochen.

  • Förderung der emotionalen Perspektivübernahme


Vorschulalter / 3.-6. Lebensalter


  • Zunehmende Fähigkeit, Emotionen selbst zu regulieren. Damit verbunden: Loslösung von direkten Einflüssen des Emotionserlebens.

  • Das regulierte Emotionserleben kann besser für die Erreichung von Zielen genutzt werden.

  • Bsp.: Wenn Spielzeug weggenommen wird, wird nicht mehr versucht, es dem „Dieb“ wieder zu entreißen sd. ein Alternativobjekt anzubieten.

  • Allmählich Entkopplung des Emotionserlebens vom wahrnehmbaren Emotionsausdruck

    -> Vortäuschen von Emotionen wird möglich

  • Trotz vermehrter intrapersonaler Regulationsfähigkeit spielt das soziale Umfeld weiterhin eine wichtige Rolle als Modell für den Umgang mit Emotionen.


Schulalter

  • Erweiterung des Spektrums von Emotionsregulations-Strategien v.a. kognitive Strategien (z.B. Neubewertung der Situation)

  • Zunehmend differenzierter Einsatz von ER-Strategien je nach gegebenen situativen Anforderungen:


    Bsp: Beachtung der Kontrollmöglichkeiten in  Belastungssituationen

  • Bei nicht beeinflussbaren Situationen (z.B: Zahnarzt), eher Einsatz indirekter Bewältigungsstrategien wie Ablenkung od. Neubewertung der Situation.

  • Bei kontrollierbaren Situationen vermehrt problemlöseorientierte Strategien (Situationsmodifikation)

  • Späte Kindheit/frühes Jugendalter: Vermehrt Distanzierungsstrategien Reduzierter Ausdruck  von Ärger oder Wut bei  Konflikten. (= Reaktive ER-Strategie)




Jugendalter


  • Große Vielfalt und Nutzungsflexibilität beim Einsatz von  ER-Strategien

  • Bedeutsame strukturelle und funktionale Veränderungen der Hirnregionen, die für die Affekt-Generierung und -Regulation wichtig sind (z.B. limbisches System, prefrontaler Cortex)

  • Hohe Vulnerabilität für “dysfunktionale“ Emotionsregulation:

  • Überkontrollierte (ausdrucksschwache) Regulation negativer und  positiver Emotionen in Verbindung mit internalisierendem Problemverhalten (Depression, sozialer Rückzug) -> v.a. Mädchen

  • Unterkontrollierte (ausdrucksstarke) Regulation negativer Emotionen in Verbindung mit externalisierendem Problemverhalten (antisoziales Verhalten, delinquentes Verhalten) -> v.a. Jungen


Emotionsregulation - EInflussfaktoren

Regulation meint:


[1] einen Prozess steuern, ihn unter Kontrolle behalten.

[2] etwas nach einem vorgefassten Plan anlegen, organisieren.


Was heißt “(dys)funktionale“  Emotionsregulation?

Was heißt “(un)angemesser“ Emotionsausdruck?


Einflüsse des familiären Umfelds

  • Dysfunktionale Affektregulation zwischen Mutter und Säugling (z.B. bei mütterlicher Depression) steht in Zusammenhang mit  dem Auftreten intern./extern.  Problemverhalten im  Schulalter. (Reck et al., 2015)

  • ER-unterstützendes Verhalten durch die Eltern als wichtiger Mediator  für den Zusammenhang zwischen  ER und  internalisierendem / externalisierendem Problemverhalten

  • Bsp.: Schon bei 6 Jährigen zeigt sich, dass elterliche Nicht-Akzeptanz oder Herabspielen negativer Emotionsausdrücke des Kindes in Verbindung stehen mit  vermehrtem externalisierendem Problemverhalten (Fäscheet al. 2015)


Kulturelle Einflüsse

  • Kulturelle Normen beeinflussen den Ausdruck und die subjektive Erfahrung von Emotionen (e.g., Ellworth1994)

  • Kulturspezifische selektive Responsivität auf kindliche Emotionsäußerungen (z.B. Keller, 2002):


Deutsche und euro-amerikanische Mütter

  • Vermehrte mütterliche Responsivität auf positive Emotionsäußerungen

    -> Aktiver sozialer Austausch im Vordergrund

    -> Begünstigungdes kindlichen Emotionsausdrucks


Afrikanische Mütter (Kamerun)

  • Vermehrte mütterliche Responsivität auf negative Emotions äußerungen

    -> Trösten und Stressregulation im Vordergrund

    -> Hemmung der kindlichen Emotionsäußerungen



Kulturelle Einflüsse

  • Hemmung der kindlichen Emotionsäußerungen, nicht per se negativ zu beurteilen


    Auswirkungen auf Entwicklung der Selbstkontrolle: Studie Lamm et al. (2018):

  • Interkultureller „Marshmallow-Test“ (nach Mischel) mit deutschen und kamerunischen Kindern im Vorschulalter (4-5Jahre) (Test-Variante: Jetzt gleich eine Süßigkeit oder 10 Min warten und dann zwei?)

  • 30% der deutschen Kinder sind erfolgreich

  • 70 % der kamerunischen Kinder sind erfolgreich

  • Ander Kulturelle Ideale –Kamerun: Wichtigkeit, sich in die Gemeinschaft einzufügen, sich ggfs. unterzuordnen, eigene Bedürfnisse auch zurückzustellen







  • “Gelungene“ Emotionsregulation und Wohlbefinden

  • Das Konzept des IDEALEN AFFEKTS(Tsai et al. 2013)

  • Differenzierte Betrachtung des Zusamenhangs zwischen Emotions-Valenz und Emotions-Intensität (Arousal).

  • Nord-Amerika: Positive Emotion und hohes Arousal angestrebt

  • Ost-Asien: Positive Emotion bei  niedrigerem Arousal angestrebt

  • Konzeption von Wohlbefinden und Glück orientiert sich am jeweiligen idealen Affekt.


Kulturelle Differenzen:

  • Bereits im Alter ab 3 Jahren erkennbar.

  • Zeigen sich in vielen kulturellen Produkten

  • (z.B. Kinderbücher, Facebook)





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Hanna M.

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