Typologien
• Älteste Versuche, Persönlichkeitspsychologie zu betreiben
• Beispiele: Hippokrates, Galenus von Pergamon, Paracelsus, Goethe, Schiller, Nietzsche
Hippokrates (460-377 v. Chr.):
• griechischer Arzt, entwickelte die Viersäftelehre
• Je nach Jahreszeit überwiegt ein Saft, Assoziationen zu Lebensphasen
Galenus von Pergamon (1. Jahrh. nach Christus)
Verknüpfung der Viersäftelehre mit der Lehre von den vier Temperamenten
Körperbautypen nach Ernst Kretschmer (1888-1964)
Zusammenhänge zwischen körperlichen Merkmalen und dem Charakter
Bewertung: Konstitutionstypologie nach Kretschmer
• Merkmale Körperbau und Temperament sind konfundiert (d.h. beide sind alterskorreliert)
• Bei den von Kretschmer entdeckten Zusammenhängen handelte es sich um altersbedingte Scheinkorrelationen (Konfundierung).
• Dennoch: Schwacher Zusammenhang zwischen Körperbau und Persönlichkeitseigenschaften vorhanden
• Jedoch unklar, was die Zusammenhänge eigentlich bedeuten (Problem der Interpretation von Korrelationen)
Beginn der wissenschaftlichen Persönlichkeitspsychologie
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts:
• Entwicklung eigenständiger Persönlichkeitspsychologie (neben Behaviorismus und Psychoanalyse)
• Fokus auf den Eigenschaftsbegriff
• Zugang über alltagssprachliche Eigenschaftszuschreibungen
Persönlichkeitstheorien
Der psychoanalytische Ansatz Sigmund Freud (1856-1939)
• einer der ersten modernen Persönlichkeitspsychologen
• Physiologie- und Medizinstudium in Wien
• Studium von Hypnosetechniken gegen Hysterie bei Charcot in Paris
• Studium der „Sprechtherapie“ bei Breuer in Wien
• Emigration Juni 1938 nach London
• Verstorben 1939 in London
Persönlichkeitskonzept: Energie- und Triebbegriff
Verhalten wird durch nicht bewusst zugängliche Triebe gesteuert
Mensch als abgeschlossenes Energiesystem
Energiemenge begrenzt und durch Aktivitäten aufbrauchbar
Viel Energie wird verbraucht indem wir unbewusste Impulse verdrängen und sozial akzeptierte Möglichkeiten zum Ausleben finden müssen
Quelle aller Energie:Triebe(körperliche Spannungszustände, die nach Spannungslösung streben): Eros (sexueller Trieb) & Thanatos (Todestrieb)
Ebenen des Seelenlebens
bewusste Ebene: alle Inhalte des momentanen Bewusstseins
unbewusste Ebene: Inhalte, die selbst bei größter Anstrengung nicht zugänglich sind und sich durch eigene Qualität auszeichnen
Psychische Instanzen / Strukturen der Persönlichkeit
Es
Von Geburt an vorhanden
Gesamtreservoir aller Energie
Funktioniert nach dem Lustprinzip (Lust suchen, Schmerz vermeiden)
Ort der rohen ungehemmten Triebenergie (Sex, Aggression, Nahrung)
Es gibt zwei Prozesse, um Spannung abzubauen
-Reflexartige Handlungen: unmittelbar und automatisch (husten, niesen)
-Primärprozess: Spannungsabbau ohne Rücksicht auf die Realität, weit gehend bestimmt durch eine Wunscherfüllung im Sinne des Lustprinzips
Ich
Entsteht im Kontakt des Es mit der Außenwelt als vermittelnde exekutive Instanz
Folgt dem Realitätsprinzip: aus den Trieben resultierende Spannung wird erst dann abgebaut, wenn in der realen Umwelt eine geeignete Situation / ein geeignetes Objekt vorhanden ist
Aufgabe: Koordination der Ansprüche der Außenwelt und der Ansprüche des Es
Spannungsabbau durch Sekundärprozess: gekennzeichnet durch realistisches und logisches Denken und Problemlösen: Triebbefriedigungen solange hinausschieben zu können, bis die Außenweltbedingungen dafür günstig sind
Über-Ich
Internalisierung der sozialen Normen und Werte der Kultur / der Eltern
Aufgaben:
- Unterdrückung der Impulse des Es
- Aufforderung an das Ich, sich an moralischen Standards auszurichten
- Vorgaben von Idealvorstellungen an das Ich
Persönlichkeitskonzept: Modell der psychosexuellen Entwicklung
Psychoanalyse Probleme:
Operationalisierung:
• Wie lässt sich Kastrationsangst, sexuelle Triebimpulse, Rivalität zum gleichgeschlechtl. Elternteil bei 3- 4-Jährigen messen?
• Wie lässt sich eine Fixierung erfassen?
• Beruht ein beobachtetes Verhalten auf Abwehr oder nicht?
• Warum benutzen versch. Menschen in der selben Situation versch. Abwehrmechanismen? Vorhersage nicht möglich
Datenerfassung durch Erinnerung und freien Assoziationen der Patienten
–> Erinnerungsverzerrungen –> keine wissenschaftliche Methode.
Gültigkeit der Interpretation wird z.T. daran überprüft, ob Klient ihr zustimmen kann oder daran, ob sie zu Verhaltensänderungen beim Klienten führt –>selbsterfüllende Prophezeiung
Stichprobe: Vorwiegend erwachsene Frauen der Wiener Gesellschaft
Wegen Probleme bei Psychoanalyse
Deshalb: Psychoanalyse als Paradigma
–> ist keine persönlichkeitspsychologische Theorie im strengen Sinne einer empirischen Wissenschaft
–> Ist eher ein Wissenschaftsparadigma:
„ein in sich einigermaßen kohärentes, von vielen Wissenschaftlern geteiltes Bündel aus theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden, das längere historische Perioden in der Entwicklung einer Wissenschaft überdauert“
Die Behavioristischen Theorien
Ursprung: Behaviorismus
Begründer: John B. WATSON (1878-1958)
Untersuchungsgegenstand: objektives messbares Verhalten
Ablehnung der Introspektion
Psychologie als Naturwissenschaft
Forschungsmethodik: direkte Beobachtung, Objektivität, präzise Definitionen, kontrollierte Experimente
Radikaler Behaviorismus: (Reiz-Reaktions- Psychologie)
Persönlichkeitskonzept Behaviorismus
Mensch als „black box“
• Persönlichkeit entwickelt sich über Lernprozesse und verändert sich durch Lernen und Erfahrungen
• Persönlichkeit ist Resultat der individuellen Lerngeschichte
• Mensch kommt als „leere Hülle“ zur Welt und kann durch Lerneffekte beliebig geformt werden
Behaviorismus
Zentrale Lernmechanismen
Klassische Konditionierung: Erwerb oder Erlernen von Reiz-Reaktions-Assoziationen
Operante Konditionierung: Erwerb oder Formung durch Verhaltenskonsequenzen (z.B. Belohnung und Bestrafung)
Beobachtungs- oder Nachahmungslernen: Erwerb oder Formung durch die Beobachtung und Nachahmung anderer (Modelle)
Klassisches Konditionieren (Ivan Pawlow)
Erster bedeutender Ansatz zur Erklärung von Lernprozessen
Grundlage des Lernens: angeborene Reflexe
Pawlow beschrieb als erster das Phänomen der klassischen Konditionierung
Klassische Konditionierung: Reizsubstitution
•Ein neutraler Stimulus (NS; löst keine spezifische Reaktion aus)
•Er wird mit einem unkonditionierten Stimulus (UCS; löst verlässlich eine unbedingte Reaktion [UCR] aus) gemeinsam dargeboten;
•Nach diesen gemeinsamen Darbietungen löst der NS allein eine konditionierte Reaktion aus (CR);
•Der neutrale Stimulus (NS) wird zum konditionierten Stimulus (CS).
Operantes Konditionieren Burrhus Skinner
Radikaler Behaviorismus
Menschliches Verhalten primär durch Umwelt bzw. die Konsequenzen des Verhalten beeinflusst
Verhaltenskonsequenzen: Bestrafung und Verstärkung
Bestrafung: alle Konsequenzen, die die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten gezeigt wird, reduzieren
Verstärker: alle Konsequenzen, die die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöhen
Verstärkerpläne
–> Art und Weise der Verstärkung Sequenz und Muster der Verstärkung
Kontinuierliche Verstärkung: Etablierung erwünschten Verhaltens
Intermittierende Verstärkung: Intensivierung oder Aufrechterhaltung erwünschten Verhaltens
Behaviorismus, Klassisches Konditionieren
Probleme:
Schon Neugeborene unterscheiden sich im Temperament –> keine Lerngelegenheit.
Viele Lerneffekte sind wenig stabil (z.B. Verhaltenstherapie bei Rauchern), andere entstehen durch einen einzigen Lerndurchgang (Traumata)
Es kann nur natürlich angeborenes Verhalten klassisch konditioniert werden. –> Erlernen neuer Verhaltensweisen nicht möglich.
Evolutionspsychologisches Paradigma
Persönlichkeitskonzept
•Menschliches Erleben und Verhalten ist das Ergebnis der Evolution.
• Über viele Millionen Jahre andauernde genetische Anpassung von Lebewesen an jeweils vorherrschende Umweltbedingungen führt zur Selektion / Dursetzung arttypischer körperlicher und Verhaltensmerkmale.
• Evolutionärer Prozess formt dabei die Variationsbreite eines Verhaltens.
„Survival of the fittest“
Fitness ist kein Merkmal eines Menschen sondern eine Funktion eines Allels und seiner Umwelt.
Zentrale evolutionspsychologische Überlegungen
• Intrasexulelle Selektion: Mitglieder des gleichen Geschlechts konkurrieren um die des anderen Geschlechts
• Intersexuelle Selektion: Mitglieder des eines Geschlechts wählen die des anderen Geschlechts nach bestimmten Kriterien
• Künstliche Selektion: Zuchtwahl
• Natürliche Selektion: Reduzierung des Fortpflanzungserfolgs bestimmter Individuen einer Population mit der Folge, dass andere Individuen, die im Rückblick als „überlebenstüchtiger“ erkennbar sind, sich stärker vermehren.
–> Entscheidende Einflüsse: Selektionsfaktoren
Wie lässt sich Verhalten evolutionspsychologisch erklären?
• Ultimate Erklärungen: Anpassungswert eines Verhaltens, also die Frage nach dem Nutzen für das Individuum
• Proximate Erklärungen: alle inneren Bedingungen, die ein Verhalten beeinflussen, zugleich aber auch alle äußeren Auslöser (Schlüsselreize) und sozialen Bedingungen
Beispiel: Warum zeigen Angehörige einzelner Primatenarten ihre Zuneigung durch soziale Fellpflege („Lausen“)?
Proximate Erklärung: Bei der Fellpflege steigt der Endorphinspiegel bei beiden Beteiligten, die Bereitschaft zur Aggression wird gehemmt.
Ultimate Erklärung: Freundliches Verhalten hilft Bindungen zu stiften und zu erhalten. Soziale Bindungen sind beim Schutz vor Beutegreifern, bei der gemeinsamen Jagd, bei der gemeinsamen Brutpflege oder beim Schlichten von Konflikten in der Gruppe vorteilhaft.
Warum gibt es unterschiedliches Verhalten bei tendenziell gleicher Umwelt?
Frequenzabhängige Selektion: die Fitness eines Gens hängt von der Häufigkeit in der Population ab
Beispiel Soziosexualität: Tendenz Sex mit vielen unterschiedlichen Partnern zu haben.
Probleme des evolutionspsychologischen Ansatzes?
• Sehr junge Disziplin ca. 1990
• Gefahr der Scheinerklärungen. Annahmen über die Umwelt unserer Vorfahren sehr spekulativ
• Geringe empirische Testbarkeit
• Stabilität von Umwelt und Genen derzeit ausreichend gegeben?
Informationsverarbeitungsparadigma
Persönlichkeitskonzept:
• Menschen unterscheiden sich in der Verarbeitung von Informationen
• Erleben und Verhalten beruht auf der Informationsübertragung im nervensystem
Eigenschaften beruhen auf:
• Individualtypischen zeitlich stabilen Parametern informationsverarbeiternder Prozesse (Reaktionsgeschwindigkeit, Kapazität des Arbeitsgedächtnisses...)
• Individualtypischen Gedächtnisinhalten im Langzeitgedchtnis
Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung
• Zusammenhänge zwischen Intelligenz und Reaktions- undInspektionszeit
Kapazität des Arbeitsgedächtnisses
• Zusammenhänge zwischen Arbeitsgedächtnis und Intelligenz
Reflexives und Impulsives System
–> zwei mentale Systeme, die sich in Repräsentation und Verarbeitung unterscheiden –> Diese Systeme können koexistieren und miteinander interagieren
Impulsives System:
• Informationsverarbeitungsprozesse laufen automatisch, schnell und unbewusst ab.
• Basieren auf gelernten Assoziationen und motivationaler Orientierung
Reflexives System:
• basiert auf gelernten Informationen über bestimmte Werte und Fakten
• ist der „rationale“ Generator von Verhalten
• erfordert bewusstes Reflektieren, auch über mögliche Konsequenzen des Verhaltens
Implizite Einstellungen
–> Eistellung: Bewertung von Objekten auf der Dimension positiv- negativ
Wie gut kann man aus Einstelllungen Verhalten vorhersagen?
• Oft nur geringer Zusammenhang zwischen erfragten Einstellungen und beobachtetem Verhalten
• Implizite Einstellungen sind dem Bewusstsein nur schwer zugänglich
Probleme des Informationsverarbeitungsparadigmas
• Zeitliche Stabilität der Messungen oft gering
• Kriterien der zeitlichen Stabilität oft nicht geprüft
• Transsituative Konsistenz über ähnliche Aufgeben hinweg oft gering
Neurowissenschaftliches Paradigma
• Informationsverarbeitung beruht auf der Aktivität des Nervensystems welches mit dem Herz-Kreislaufsystem, dem Hormonsystem und dem Immunsystem interagiert
• Persönlichkeitsunterschiede können sich deshalb auch auf biologische Systeme außerhalb des Nervensystems beziehen
Methoden: Korrelativer Ansatz
–> Bei einer größeren Stichprobe werden Persönlichkeitseigenschaften durch Selbst- oder Fremdbeschreibung gemessen und mit neuroanatomischen oder physiologischen Merkmalen korreliert
Wichtig:
• Parameter der Physiologie und des Erlebens und Verhaltens müssen zeitstabil
sein. (mehrere Messungen an mehreren Tagen erforderlich)
• Messung muss in eigenschaftsrelevanten Situationen erfolgen
• Nicht kausal interpretierbar
–>Beispiel Korrelativer Ansatz: Aktivierungspotential bei Intro- versus Extravertierten (Eysenck, 1967)
Methoden: Multivariate Psychophysiologie
• Erweiterung des korrelativen Ansatzes
• Mehrere physiologische Reaktionen; mehrere eigenschaftsrelevante Situationen
(so kann die transsituative Konsistenz untersucht werden)
–> Beispiel: Inter- und Intraindividuelle Korrelationen von Stressparametern in unterschiedlich stressigen Situationen (Herzrate, systolisch und diastolischer Blutdruck, Schlagvolumen ect..) Stemmler, 1992
Methoden: Systemorientierter Ansatz
• Alternative zum multivariaten Ansatz, bei dem es um die Kohärenz von Reaktionen über Personen geht
• Ausgangspunkt ist ein möglichst genau umschriebenes System
• Interindividuelle Unterschiede in der Reaktivität des Systems werden auf beurteilte oder beobachtete Persönlichkeitsdispositionen bezogen
• Überprüfung durch Manipulation der Systemparameter
–> Beispiel: Oxotocin wirkt als Treuehomon (Scheele, 2012)
Probleme des neuropsychologischen Paradigmas
–>Meist nur niedrige Korrelationen zwischen beobachteten Persönlichkeitseigenschaft und neurophysiologischen Messungen, da
Selbstbeurteilungen Verzerrungstendenzen unterliegen (z.B. zu sozial erwünschten Antworten)
individuelle Reaktionshierarchien die Korrelationen dämpfen (z.B. niedrige Herzratebei Sportlern).
Messungen oft dem technisch Machbaren folgen anstatt systemspezifisch zu sein und so meist durch viele unterschiedliche physiologische Systeme beeinflusst werden (z.B. Herzrate)
Fehlendes Wissen über physiologische Systeme und deren Wechselwirkungen
Dispositionaler Ansatz:
Klassifikationen der Persönlichkeit
Eigenschaftsparadigma: Wissenschaftliche Suche nach den grundlegenden Dimensionen, auf denen sich Personen voneinander unterscheiden
Sedimentationshypothese
Diejenigen Persönlichkeitseigenschaften, die besonders wichtig für den Alltag sind, finden Eingang in die naive Persönlichkeitstheorie. Je wichtiger sie sind, desto eher werden sie in einem einzigen Wort – einem Adjektiv oder Substantiv, seltener ein Verb – abgebildet Klages, 1926
Dispositionaler Ansatz
Persönlickeitskonzept
Reaktionen entstehen auf komplexe Situationen (nicht auf konkrete Reize)
funktionale Anhängigkeiten zw. Situation und Reaktion aufgrund von Eigenschaften (und nicht der Lerngeschichte)
Eigenschaften bestimmen die Reaktion in spez. Situation
Differentieller Ansatz
Persönlichkeitseigenschaften ≠ Merkmale der Person = Merkmale, die eine Population charakterisieren
Merkmal der Person ist nun, welche Ausprägung sie auf einer Persönlichkeitseigenschaft zeigt
Persönlichkeit einer Person = „die Gesamtheit ihrer Merkmalsausprägungen in allen Merkmalen, in denen sich die Mitglieder einer betrachteten Population voneinander unterscheiden.“
Persönlichkeit kann dabei durch ein Persönlichkeitsprofil veranschaulicht werden.
Eigenschaftsparadigma: Cattell
Raymond B. Cattell (1905-1998)
Welches Variablensystem ist eine angemessene umfassende Beschreibung von Personenmerkmalen?
Vorgehen:
Sammlung von Alltagsbegriffen
Eliminierung ähnlicher Wörter
Reduktion auf sinnvolle Variablenmenge
Beschreibung von Personen mittels verbliebener Variablen
Betrachtung von Korr. zwischen Variablen und Reduktion mittels Faktorenanalyse
Eigenschaftsparadigma: Eysenck
Hans Jürgen Eysenck (1916-1997)
Kritik an Cattells Modell: Interkorrelationen zwischen den 16 Faktoren weisen auf Faktoren 2. Ordnung hin
Eysenck entwickelte ein hierarchisches Modell der Persönlichkeit
Zentrale Frage: Auf welcher Ebene befinden sich die Persönlichkeitseigenschaften, die in Anzahl und Art notwendig und ausreichend sind, um Persönlichkeit zu erfassen?
Er ging davon aus, dass die Persönlichkeit sparsamer beschrieben werden kann und zwar durch nur drei Faktoren zweiter Ordnung.
Er sprach von Persönlichkeitstypen
Eysencks PEN-Modell
Eigenschaftsparadigma: Eysenck Extraversion / Introversion
Extraversion
Orientierung an externen Stimulationsquellen in der Umwelt
beziehen ihre Anregungen aus der sozialen und physischen Umgebung
sozial aktiv und nach außen hin ausgerichtet
Introversion
passiver, stiller, nüchterner, reservierter und nachdenklicher
Orientierung von Introvertierten nach innen
–> Eigenschaften von Extravertierten (Trait-Level): Geselligkeit, Lebhaftigkeit, Aktivität, Selbstbehauptung, Sensationshunger, Sorglosigkeit, Dominanz, Aufgeschlossenheit, Abenteuerlust
Eigenschaftsparadigma: Big Five
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (Big Five)
McCrae und Costa (1985, 1987)
–> Auf der Basis von Listen mit über 18.000 Begriffen wurden durch Faktorenanalyse fünf sehr stabile, unabhängige und weitgehend kulturstabile Faktoren gefunden
Befunde zu den Big Five
Faktoren sind mit verschiedenen Datenquellen nachweisbar, d.h. unabhängig von der Art der Beurteilung
Faktoren eignen sich auch für die Beschreibung der Persönlichkeit von Kindern und Jugendlichen
Faktoren erweisen sich bei Erwachsenen als sehr stabil
Modell im angloamerikanischen und nordeuropäischen Raum gut bestätigt
Personen mit hohen Werten für Offenheit suchen aktiv nach mehr Bildungsmöglichkeiten und beruflichen Herausforderungen als Personen mit niedrigen Werten für Offenheit
Personen mit hohen Werten für Offenheit sind leichter hypnotisierbar
Offenheit ist positiv mit Intelligenz korreliert
Verträglichkeit konnte mit politischer Gesinnung in Verbindung gebracht werden
Gewissenhaftigkeit ist positiv korreliert mit akademischem und beruflichem Erfolg
Kritik am Dispositionalen Ansatz
Mangel an theoretischen Konzepten und adäquaten Erklärungen von Verhalten
Individuelles Verhalten kann nicht vorhergesagt werden
Situative Faktoren werden unterschätzt
Es wird nicht spezifiziert, wann sich Dispositionen in Verhalten manifestieren
Persönlichkeitsentwicklungen und –veränderungen werden nicht genügend berücksichtigt
Faktorenanalysen beinhalten viele subjektive Entscheidungen
Problem der Sozialen Erwünschtheit in Selfreports und Einschätzungen durch Verwandte/Freunde.
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