Generalfaktorentheorie/Zwei-Faktoren-Theorie
Spearman 1927
Man untersucht die Leistungen von Personen in verschiedenen Tests. Sogar in sehr unterschiedlichen Bereichen weisen diese eine gewisse Korrelation auf —> Existenz einer allgemeinen Intelligenz (g “general intelligence”)
g beeinflusst Lernen und Denken in allen Bereichen und ist ca. das, was ein Intelligenz-Test misst
Korrelliert hoch mit Schulabschluss (Brody 1992) sowie dem Wissen in Bereichen, die nicht in der Schule gelernt wurden (Lubinski 1997)
Als allgemeines Persönlichkeitsmerkmal aufzufassen
Spezifischer Begabungsfaktor s
Einzelne s sind unabhängig voneinander
beschreibt nur ob jemand besonders gut im Fortsetzen von Zahlenreihen etc. ist
—> nach heutigem Stand: s nicht komplett unabhängig voneinander
Hierarchisches Modell der kristallinen und fluiden Intelligenz
Cattell & Horn 1987
Fluide:
Allgemeine kognitive Fähigkeit: spontanes, schlussfolgerndes Denken, Aufmerksamkeitslenkung, Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit
Überwiegend genetisch definiert
Kristalline:
Übergreifendes und spezifisches Faktenwissen (z.B. Allgemeinwissen, Vokabeln)
Umfasst alle Fähigkeiten, die im Laufe des Lebens erlernt bzw. durch die Umwelt bestimmt werden
Stark bildungs- und kulturabhängig; durch fluide Intelligenz beeinfluss
Umfasst sowohl explizites (z.B. Faktenwissen), als auch implizites Gelerntes (z.B. Fahradfahren)
Primärfaktorenmodell
Thurstone 1941
Three-Stratum-Theorie der Intelligenz
Carroll 1993
Eines der bestrecherchierten und aktuellsten Intelligenz-Modelle, auch CHC-Modell genannt nach Carroll, Horn und Catell. Basiert auf einer Metaanalyse von über 400 Studien.
—> Integiert o.g. Ansätze
oberste Schicht: allgemeine Intelligenz (g)
Ebene darunter: 8 breite Intelligenzfaktoren (ähnlich Primärfaktoren)
Darunter: 69 spezifische Einzelfähigkeiten (z.B. Leseverstehen), die den 8 Faktoren zugeordnet werden können
Berliner Intelligenzstrukturmodell (BiS)
Jäger 1984
An jeder Intelligenzleistung sind (neben anderen Bedingungen) alle intellektuellen Fähigkeiten beteiligt, allerdings mit unterschiedlichen Gewichten
Intelligenzleistungen können hinsichtlich verschiedener Aspekte klassifiziert werden. Im BiS-Modell bimodale Klassifikation in Operationen und Inhalte
Fähigkeitskonstrukte sind hierarchisch strukturiert, d.h. sie lassen sich unterschiedlichen Generalitätsebenen zuordnen
Operative Fähigkeiten
Bearbeitungsgeschwindigkeit, Merkfähigkeit, Einfallsreichtum und Berarbeitungskapazität
Inhaltsgebundene Fähigkeiten
Sprachgebundenes, zahlengebundenes und anschauungsgebundenes Denken
Durch die Verknüpfung dieser Faktoren entsteh eine Matrix mit 12 Feldern. Die allgemeine Intelligenz “g” spielt im BIS die Rolle eines Integrals über alle Komponenten —> Spitze der Fähigkeitshierarchie
Mutliple Intelligenzen
Gardner 1983
Ausgangssituation: Gängige IQ-Tests erfassen wichtige Bereiche der Intelligenz gar nicht. Gardner behauptet stattdessen, dass Menschen acht verschiedene Intelligenzen besitzen.
Begründung:
Untersuchung von Gehirngeschädigten: teilweise nur einzelne Funktionen nicht vorhanden, diese bilden selbständige “Einheiten” (z.B. interpersonale Kompetenzen)
Wunderkinder: Fähigkeiten auf nur einzelnen Gebieten (Mozart: extreme musische Intelligenz trotz normalen Verhaltens in anderen Bereichen)
Bedeutung für schulisches Lernen:
IQ-Test zu sehr konzentriert auf klassische Bereiche (Mathe, Sprache)
Individuelle Förderung von Kindern anhand ihrer Stärken (z.B. für räumlich-visuell Intelligente: Geschichte durch Nachstellungen plastisch machen)
Ausprägungen in unterschiedlichen Intelligenzbereichen unabhängig voneiander
Kritik: empirisch kaum bestätigt!
Lösungsvorschlag: Carrolls Three-Stratum-Modell
Triarchische Intelligenztheorie oder Theorie der erfolgreichen Intelligenz
Sternberg 1985
Verknüpfung des Informationsverarbeitungsansatzes kognitiver Intelligenztheorien mit dem psychometrischen Intelligenzkonzept
Sternberg geht von unterschiedlichen Intelligenzkomponenten und nicht von einer allgemeinen Intelligenz aus.
Intelligenz als Grundlage einer erfolgreichen Lebensbewältigung, wird erreicht durch 3 Komponenten:
Analytische Intelligenz (komponentenbezogene Intelligenz)
Meta-, Ausführungs- Wissenserwerbkomponenten
Kreative Intelligenz (erfahrungsbezogene Intelligenz)
Austausch zwischen neuen Anforderungen und bestehenden Erfahrungen —> Erworbene Fähigkeiten können schnell auf neue Situationen angewandt werden
Praktische Intelligenz (kontextuelle Intelligenz)
Problemlösen im Alltag, indem man sich an Umwelt anpasst oder dies verändert
—> Intelligenz als dynamisches Konstrukt
—> Intelligenz als Grundlage einer erfolgreichen Lebensbewältigung und Lebensführung und nicht als reines Maß kognitiver Leistungen und Erfolge
—> Bisher noch durch wenig Empirie gestützt
Einflussfaktoren für die Entwicklung der Intelligenz
Individuelle Eigenschaften
Genetische Beiträge
Geschlecht und Intelligenz
Stabilität von Intelligenz
Umwelteinflüsse
Familie (HOME-Maß Bradley & Caldwell 1979)
Schulbesuch
Gesellschaft (Flynn-Effekt)
Auswirkungen von Armut
Ethnische Abstammung
Risikofaktoren nach Sameroff et al. 1993
Tatsächliche Untersuchungsergebnisse: je mehr Risiken, desto geringer der IQ. Diese Risikofaktoren bleiben auch sehr stabil, was die Stabilität des IQ beeinflussen könnte.
Förderung der Intelligenz:
Die 6 Denkhüte von de Bono
Intelligenz ist schwer zu fördern aufgrund deren Stabilität aber das Programm von Klauer zeigt Erfolge bei der Förderung.
= Kreativitätstechnik
6 verschiedene Rollen, die nach Farben benannt sind
Rollen werden durch Hüte repräsentiert und entsprechen bestimmten Blickwinkeln
Kreativarbeit nach folgendem Schema:
Festlegen der Startfarbe
Beschäftigung der Teilnehmer mit dem Thema unter Rücksichtnahme des aktuell bestimmten Denkhuts
Wechsel der Farbe für alle Teilnehmer nach vorher festgelegter Reihenfolge
Mehrfache Wiederholung der Schritte 2 und 3
Diskussion und Bewertung
Hochbegabtenmodell: Triadisches Interdependenzmodell (Mönks 1990)
Betont Bedeutung der sozialen Lernumwelt (Familie, Schule, Peers)
Innere Voraussetzungen
Überdurchschnittlich entwickelte intellektuelle Denkfähigkeit
Kreatives Denken und Neugierde
Lern- und Leistungsmotivation
Anstrengungsbereitschaft
Fähigkeit zur Stressbewältigung
Lernstrategien
Fähigkeit zur Selbstregulation
Münchner Hochbegabtenmodell
Differenzierung von Begabungs- und Leistungsdomänen
Entfaltung von Begabung in Leistung wird durch verschiedene Faktoren des Lerners und der Lernumwelt moderiert
Außerordentlich hohe Leistungen nur zu erwarten, wenn auch andere lern- und leistungrelevanten Faktoren entsprechend ausgeprägt sind
Unterscheidung von Leistungs- und Begabungsbereichen
Aufgrund der Breite: kommt einem allgemeinen Modell zur Erklärung von Leistung sehr nah
Harmonie vs. Disharmoniehypothese
Harmoniehypothese
Hochbegabte entwickeln sich psychisch stabiler, glücklicher, erfolgreicher, gesünder —> belegt durch Marburger Hochbegabtenstudie (Rost et al. 2017)
Disharmonie bzw. Divergenzhypothese
Hochbegabte zeigen oft auffällige, maladaptive Persönlichkeitsmerkmale, sind anfällig für psychische Probleme, Lern- und Leistungsstörungen etc.
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