Assoziatives Lernen
Rovee-Collier et al. 1989
Verfahren der konjugierten Verstärkung (conjugate reinforcement) - operantes Konditionierungsverfahren
Ein Band ist an einem Fuß des Kindes und an einem Mobile überm Bett befestigt
ca. 3 Monate alte Kinder strampelten mit Band am Fuß doppelt so oft pro Minute (vgl. operantes Konditionieren) als ohne Band
Säugling hat assoziative Beziehung zwischen der eigenen Bewegung und der des Mobiles erkannt
Wiederholung: für 3 Monate alte Kinder gab es keine Anzeichen von Vergessen (Sullivan 1982), wenn zwischen den Messungen nicht mehr als acht Tage lagen. Bei Auftreten von Vergessen handelt es sich um ein Abrufproblem und kein Vergessensproblem wg. Ausführen von Teilaspekten der Handlung
Sullivan (1982): Reinstatement (Wiedereinsetzung) Es enthält die Erinnerung, bietet aber keine direkte Wiederholungsmöglichkeit: Am ersten Tag der zweiten Messung zieht der Versuchsleiter selbst am Band. Tags darauf befestigt er das Band wieder am Knöchel des Kindes. Nun strampelt es wieder häufiger
Ähnlichkeit von Lern- und Testbedingung führ zu besserem Lernen
Immitationslernen - deffered (verzögerte) Imitation
Studie: Meltzoff, 1995 zur freien Reproduktion (free recall)
Erwachsener führt Handlung vor Kindern im Alter von 9 und 14 Monaten aus z.B. Knopf drücken
24 Stunden später wurde den Kindern ein Knopf vorgesetzt. Die meisten Kinder beider Altersstufen wiederholten die Handlungen der Erwachsenen
Nach einer Woche: ältere Kinder erinnerten sich noch, jüngere nicht
Schach-Studie
Chi 1978
Probanden: 10-jährige Schachexperten sowie erwachsene Novizen unterschiedlichen Alters
Aufgabe: Schachpositionen erinnern, die kurze Zeit gezeigt wurden
Ergebnis: Aufgabe gelang Kinderexperten besser, obwohl sie in einem Gedächtnisspannentest schlechter abschnitten als die Erwachsenen
Behaltensvorteil der Experten geht bei sinnfreien Stellungen verloren (bei sinnvollen Stellungen —> Reproduktion)
Die Umkehrung der im allgemeinen zu beobachtenden Alterseffekte kann auch in anderen Domänen beobachtet werden (zeigt große Rolle des Vorwissens)
Erklärung: Wissen ist in Netzwerken organisiert —> intensiver verknüpfte Inhalte sind besser abrufbar
Interviewstudie zu deklarativem Metagedächtnis bei Kindern
Kreutzer et al. 1975
je N = 20 Pbn im KiGa-Alter, 1., 3., 5. Klasse
Beispielfragen: Manchmal vergesse ich was, vergisst Du auch was? Gibt es Dinge, die man sich nur schwer merken kann?
Bereits die jüngsten Kinder der Stichprobe wussten etwas über die Leistungen und Funktionen ihres Gedächtnisses, z.B. dass:
man vergessen kann
es schwerer ist sich an lange zurückliegende Dinge zu erinnern, als an gerade abgelaufene Ereignisse
es schwerer ist, sich eine große Menge von Lernmaterial als wenig Lernstoff zu erarbeiten
Mit zunehmenden Alter wird dieses Wissen spezifischer:
ältere Kinder erkennen, dass Wiedergabeleistung eine Folge der Lernzeit ist (je länger man lernt, desto größer die Chance, dass man es kann)
es schwieriger ist einen Lernstoff genau wiederzugeben, als ihn nur sinngemäß zu reproduzieren
ablenkende Aktivitäten zwischen Lernperiode und Abruf die Gedächtnisleistung beeinträchtigen
Anwendung von Organisationsstrategien das Behalten erleichtern
Studie zum Paar-Assoziationslernen
Dufrense & Kobasigawa 1989
Wie viel Lernzeit wenden Kinder für eine leichte bzw. schwere Aufgabe auf? Erkennen sie, dass für schwere mehr Zeit nötig ist? (leicht: Katze-Hund, schwer: Buch-Frosch)
Fazit: Ältere Kinder erkennen, dass für eine schwere Aufgabe mehr Zeit nötig ist.
Fähigkeit zu Kontrolle und Steuerung von Gedächtnisvorgängen verbessern sich im Verlauf von Kindheit und Jugend beständig
Studien zur Wiederholung
Flavell et al. 1966
5-, 7- und 10-jährige mussten Liste auswendig lernen
10% der 5j, 60% der 7J und 85% der 10J nutzten Rehearsal
—> Wiederholungshäufigkeit als Erklärung für bessere Leistung
Ornstein et al. 1988
Lautes Wiederholen- Probanden werden aufgefordert laut zu memorieren
Junge Schulkinder- eher passive Wiederholungsstrategien (immer ein Wort)
Ältere Schulkinder- kumulative Wiederholungsstrategien (Katze-Maus-Käse)
—> Bedeutung der Qualität der Strategie
passive Wiederholungsstrategien (ein Wort) haben nur wenig Effekt
kumulative Wiederholungsstrategie [mehr Items (“Chunks”) werden zu einem “rehearsal set” zusammengefasst] sind deutlich effektiver
Entwicklung: mit zunehmendem Alter eher kumulative Wiederholung
Studie: Entwicklung von Gedächtnisstrategien im GS-Alter
Kron-Sperl et al. 2008
Design:
Längsschnittstudie (immer die gleichen Probanden) mit 9 MZP (Messzeitpunkt) im Abstand von 6 Monaten ab Vorschule bis Ende GS; N = 100 (Altersdurchschnitt t1: 6;5 Jahre; t9: 10;4 Jahre)
aV (abhängige Variable): semantische Organisationsaufgabe, Textgedächtnis, KZG Kapazität, Metagedächtnis; Strategieeinsatz
Ergebnisse:
weniger als 1/3 der Unter-Siebenjährigen nutzen Sortierstrategien
über die Hälfte der 8;10 Jährigen nutzten Strategien
Strategieentdeckung ging zu allen MZP signifikant, aber nicht immer (sofort) mit besseren Abrufleistungen einher
Wenig Beobachtung von Nutzungsdefiziten
Kinder, die mehrere Strategien (mind. 2) nutzen, zeigten konsistent bessere Aubrufleistungen als Kinder, die weniger als 2 Strategien einsetzten
Aber: Zu Anfang braucht die Strategie selber Kapazität, d.h. die Leistungen werden nicht sofort besser, sondern können zuerst sogar abfallen
Wahrnehmung kausaler Sequenzen
Gelman et al. 1980
Vorschulkindern wurden dreistufige Abfolgen kausaler Sequenzen (z.B. Orange-Messer-Orangenstücke) gezeigt
es fehlte immer eine der drei Sequenzstufen —> Kinder sollten aus einer Auswahl mit richtiger und falscher Option, die korrekte aussuchen
92% der 3-Jährigen und alle 4-Jährigen konnten das richtige Bild aussuchen
Sollte der Endzustand ausgewählt werden (Orangenstücke) konnten 83% der 3-Jährigen und 100% der 4-Jährigen richtig wählen
Sollte der Anfangszustand (Orange) gesucht werden, konnten 66% der jüngeren und 92% der älteren Kinder richtig wählen
—> zeigt, wie schnell sich kausales Denken verbessert
—> Im Alter von4 Jahren: grundlegendes kausales Denken wird beherrscht
—> Wissenschaftliches Denken ab 12 oder 13 Jahren
Entwicklung von deduktiven Denken: Kartenwahl-Aufgabe
Wason 1966
Studie mit Erwachsenen
4 Karten mit einem Buchstaben auf der einen und einer Zahl auf der anderen Seite
Aufgabe: Gültigkeit folgender konditionaler Aussage zu prüfen: “Wenn sich auf der einen Seite der Karte ein Vokal (p) befindet, dann befindet sich auf der anderen Seite eine gerade Zahl (q)”. Speziell wurde gefragt, wie viele und welche Karten umgedreht werden müssen, um diese Behauptung zu testen
Ergebnis: nur 10% der Erwachsenen wussten die Lösung
Allerdings zeigen weiterführende Studien, dass sich Lösungswahrscheinlichkeit dramatisch verändert, wenn man die Aufgabe in einen alltäglichen Kontext bettet —> pragmatische Denkschemata können genutzt werden
Prüfen von Hypothesen
Kuhn et al. 1989
nur 30% der 11-jährigen können eine Hypothese evidenzbasiert prüfen (anhand verschiedener Aussagen mussten Kinder Schlüsse ziehen, welches Essen bestimmte Kinder krank gemacht hat)
50% der 14-Jährigen sind dazu in der Lage
Kinder sehen Dinge eher pragmatisch, suchen nicht nach Ursachen
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