Fallbeispiel “Genie”
Curtiss 1998
13-Jährige Genie wurde von ihren Eltern vernachlässigt, sie sprachen nie mit ihr und bestraften sie bei Lautäußerungen
Nach Befreiung keine Lautproduktion, nach intensiver Sprachförderung dennoch kein normaler Spracherwerb
Weniger Probleme beim Sprachverständnis als bei der aktiven Sprachproduktion
Stark eingeschränkte Syntax und stereotyper Sprachgebrauch
Sprachkompetenzen von Immigranten
Hakuta et al. 2003
…umso höher, je früher sie in neuen Sprachkontext wechselten
Bei Wechsel im Kindesalter kaum Probleme beim Spracherwerb im Zielland
Immigranten, die erst im Erwachsenenalter in neuen Sprachraum kamen, hatten Probleme
—> Hirnspezialisierung im Laufe der Pubertät abgeschlossen, dann nur noch eingeschränkter Primärspracherwerb möglich
Wahrnehmungsgrenze zwischen Sprachlauten
Eimas et al. 1971
Wies nach, dass Säuglinge nicht nur Sprachlaute unterscheiden können, sondern auch, dass Grenzen zwischen den Lauten so wahrgenommen werden, wie bei Erwachsenen
Sprachlaute “b” und “p” unterscheiden sich beispielsweise durch eine unterschiedliche Voice Onset Time (Einsetzen der Stimmbandvibration)
Wenn man eine systematische Variation vornimmt, dann hören Erwachsene bis zu einer bestimmten Voice Onset Time ein “b” und danach schlägt Wahrnehmung um in ein “p” —> Säuglinge im Alter von 1 und 4 Monaten treffen bereits dieselbe Unterscheidung (gemessen an zunehmender/ abnehmender Saugrate am Schnuller)
Zunehmende Einschränkung der Unterscheidbarkeit von Lauten
Desjardins 1995
6-8 Monate alte Kinder hatten deutlich bessere Diskriminierungsfähigkeit als 10-12 Monate alte Kinder
beiden Gruppen wurden Vokal- und Konsonantenpaare aus dem Englischen, einer Indianischen und einer Hindi-Sprache präsentiert
—> Säuglinge unterscheiden mehr Lautkategorien als Erwachsene
—> Lautspektrum beschränkt sich im Laufe der Entwicklung auf das Lautpotenzial, das im umgebenden Sprachraum relevant ist: sowohl bei Rezeption als auch bei der Produktion
Fähigkeit zur Identifikation von Lautkombinationen im Sprachfluss
Aslin et al. 1998
Säuglingen wurden in einer Serie von Testdurchgängen Tondokumente vorgespielt, das aus vier verschiedenen mehrsilbigen Kunstwörtern bestand
—> waren ohne Pause aneinander gereiht
Im Anschluss: Vorspielen derselben oder anderer Kunstwörter (enthielten selben Silben, aber andere Kombination)
—> Säuglinge brachten Kunstwörtern in neuer Kombination mehr Aufmerksamkeit entgegen; haben Veränderung bemerkt und demnach die bereits bekannten Kunswörter wiedererkannt
Ergebnis: zeigt ebenfalls, dass Säuglinge dazu in der Lage sind, nicht nur Laute, sondern auch Lautkombinationen im Sprachfluss zu identifizieren
Vorsprachliche Kategorisierung
Quinn & Eimas 1996
3 und 4 Monate alte Säuglingen wurden Fotos von Tiepaaren gezeigt, die jeweils einer Tierart angehörten (z.B. 2 Katzen)
Nach Habituation wurde Bildpaar gezeigt, das ein Katzen- und ein Hundefoto zeigte —> neue Tierart wurde länger betrachtet
Kinder hatten Kategorie für “Katzen” gebildet und unterschieden diese von “Hunden”
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