Buffl

1. & 2. Sitzung - Einführung & Überblick Motivation

HM
by Hanna M.

Wohlbefinden & Tätigkeiten

  • Zusammenspiel Emotion und Motivation

  • Menschen (und Tiere) streben nach einer Optimierung der Affektbilanz

    -> positive Zustände aufsuchen

    -> negative Zustände vermeiden

    -> Hedonistsiches Prinzip

  • Ereignisse und Tätigkeiten erhalten durch die Affekte, die sie anregen oder ankündigen, Anreizcharakter

  • Anreizcharakter entsteht durch Zusammenwirken von Umwelt (Hinweisreize; Stimuli in der Umwelt) und Person (Zusatnd des Organismus)

Ergänzung:

  • gesättigte Organismus (kein Hunger) sucht nicht das weniger attraktive Nahrungsmittel

  • hungriger Organismus: selbst trockenes Knäckebrot Attraktiv -> Ziel kann damit erreicht werden (Sättigung)


-> Ziel von Verhalten ist eine möglichst gute Affektbilanz(“fühlt sich gut an”)


Tätigkeiten


Heckhausen (1977) unterscheidet

  • Tätigkeitsanreiz (Fernsehen -> Erleben in der Situation)

  • Ergebnisanreiz (Anreiz des Ergebnisses -> angenehmer 1.0 zu schreiben als 4.0 -> Antizipiere gutes Ergebnis beim lernen)


Motivation ist Zusammenspiel von Person und Situation:


  • Ein Hinweisreiz (z.B., eine Klausur) signalisiert, dass…

  • ein Ziel erreicht werden kann (Erfolg)…

  • welches entsprechende Motive aktiviert (z.B., Leistungsmotiv)…

  • und zielgerichtetes (motiviertes) Verhalten in Gang setzt (Lernen).


Auf Personenseite: Motive

  • Motive sind Bewertungsdispositionen, die bestimmen, in welchem Maße ein Stimulus, Ereignis, oder Tätigkeit Anreizcharakter erhält(im positiven wie im negativen!)

  • Motive sind Eigenschaften von Personen, auf Ziele einer bestimmten Thematik (z.B., Leistung, Macht) emotional anzusprechen


-> Motive sind menschliche Eigenschaften, auf bestimmte Ziele (z.B. leistung, Macht) emotional zu reagieren

-> damit bestimmen Motive, wie Menschen Dinge und SItuationen bewerten (Bewertungsdisposition) und welchen Anreizcharakter sie haben

Maslow’s Bedürfnis Pyramide




Aufbau

  1. physiologische Bedürfnisse

  2. Bedürfnis nach Sicherheit (persönliche, finanzielle)

  3. Liebe und Zugehörigkeit

  4. Anerkennung (durch sich und durch andere)

  5. Selbstverwirklichung


    -> einige Bedürfnisse sind mächtiger als andere

    -> grundlegende Bedürfnisse motivieren andere


    Probleme von Maslows Modell

  • Hierarchie wird nicht immer eingehalten (Arbeiten trotz hunger und Durst, Fasten und Hungerstreiken)

  • empirisch schwer prüfbar

  • zu optimistische Sichtweise auf den Menschen?

    -> Was ist mit Streben nach Macht, Dominanz und Aggression?

  • heute eher selten konkret angewandt; aber ein Beispiel:„Wie erhöht man die Motivation von Arbeitnehmer:innen?“

    -> Bereich Arbeits-und Organisationspsychologie (Argys, 1957)

    -> monetärer Lohn reicht evtl. nicht, Arbeit sollte auch Sinn stiften und Mitbestimmung ermöglichen


Die Renovierte Pyramide


  • zwar großer anerkannter heuristischer Wert von Maslows Pyramide, aber für die heutige psychologische Forschung nicht mehr so relevant

  • Ziel: eine „Renovierung” der Pyramide mit neuen Erkenntnissen, vor allem aus der Evolutionspsychologie

  • Forschungsteamklar aus Evolutionsperspektive

  • aber: diese Arbeit erlaubt auch neue Forschungsfragen dazu, wie man von evolutionär entstandenen, fundamentalen Bedürfnissen auf aktuelle soziale Mechanismen schließen kann (Cook et al., 2021)




  • Entwicklungshierarchie gleichgeblieben

  • Funktionale Hierarchie: Welche Wichtigkeit hat das Bedürfnis im Sinne der Evolution?

  • wird Bezug genommen zu individuellem Entwicklungszustand der Mutter






Funktionales Analyselevel im Sinne der Evolution

  • Humanistische Perspektive –Selbstverwirklichung als fundamentales menschliches Bedürfnis fernab aller Biologie

  • Interpretation nicht kompatibel mit funktionaler Perspektive


2 Möglichkeiten aus funktionaler (evolutionärer) Sicht:

  • Selbstverwirklichung als Nebenprodukt anderer funktionaler Mechanismen

  • Beispiel: Religion als Nebenprodukt kognitiver Fähigkeiten

  • Selbstverwirklichung ist adaptiv, denn es erhöht Wertschätzung/Status und somit Reproduktion

  • „Mittel zum Zweck“, um Reproduktionschancen zu erhöhen

  • somit aber kein eigenständiges fundamentales Bedürfnis

  • z. B. menschliche Kreativität und Balzverhalten


-> hier klarer Clash zwischen Humanismus und Biologie!


Ontogenetisches Analyselevel


Entwicklungshierarchie:

  • Somatischer Aufwand -> Partnerschaftsaufwand -> Erziehungsaufwand


Inter-individuelle Unterschiede

  • männliche und weibliche Individuen investieren unterschiedlich viel in den Nachwuchs

  • Weibchen investieren immer viel; sind daher selektiver in ihrer Wahl

  • Männchen verhalten sich riskanter und rivalisierender;(müssen) investieren in mating value

  • ganz klassisch für evolutionäre Perspektive




Proximales Analyselevel


  • Unabhängig von (evolutionär) funktionalen und ontogentischenEntwicklungen -Was ist der unmittelbare Auslöser eines Bedürfnisses in einer gegebenen Situation?

  • Forschung zeigt, dass die Aktivierung von Bedürfnissen stark von Kontextreizen in der Situation abhängt (widerspricht der starren Struktur der Maslow-Pyramide)

    -> z. B. Essen mit Freund:innen, plötzliche Gefahr

    -> Dunkelheit


Maslow (1970):

Fundamentale Bedürfnisse sind…



  • Dagegen die evolutionäre Sicht: Adaptive Organismen und deren Bedürfnisse sind sehr sensibel für Bedrohungen und Gelegenheiten der Umwelt.




Maslow Seminar - Hintergrund Humanistsiche Psychologie



  • In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dominieren der Behaviorismus (z. B. Watson, Skinner) und die Psychoanalyse (Freud)


Behaviorismus

  • es gibt nur wenige Primärtriebe (z. B. Hunger und Durst)

  • auf deren Grundlage bilden sich später Sekundärtriebe durch Konditionierungsprozesse (z. B. Assoziation zwischen Nahrung und Sozialkontakt mit der Mutter)


Psychoanalyse

  • limitierter Fokus auf negative und psychopathogene Aspekte menschlichen Verhaltens


  • Humanismus: optimistische Einschätzung der menschlichen Fähigkeit, zu einer besseren Existenzform zu finden

  • Ziel der Humanistischen Psychologie: Gesellschafts-und Bildungsideal, welche jedem Menschen eine bestmögliche Persönlichkeitsentfaltung erlaubt (siehe auch Carl Rogers)


Annahmen (u. a.): Der Mensch…

  • ist mehr als die Summe seiner Teile (Ablehnung von Reduktionismus)

  • hat ein Bewusstsein; ist sich seiner eigenen Existenz bewusst

  • hat einen freien Willen, daher auch Verantwortung

  • handelt intentional; strebt nach Sinn und Kreativität


-> positives Bild des Menschen

-> zentral in Abgrenzung zum Behaviorismus und zur Psychoanalyse: Bedürfnis nach Selbstverwirklichung


A Theory of Human Motivation (Maslow, 1943)


Ansprüche an eine erschöpfende Theorie der menschlichen Motivation

  • das integrierte „Ganze” des Menschen als Fundament (Gestaltpsychologie; Wertheimer)

  • Motivationstheorien sollten menschenzentriert sein, nicht tierzentriert

  • physiologische Bedürfnisse (z. B. Hungertrieb) können nicht zentral sein, sie sind „untypisch” für menschliche Motivation

  • Motive sollten anhand von Zielen klassifiziert werden, nicht anhand von Trieben oder Verhalten

  • Ziele sollten relativ kulturunabhängig sein

  • jedes Verhalten sollte verstanden werden können als Kanal, durch welchen mehrere Grundbedürfnisse gleichzeitig befriedigt werden

  • Grundbedürfnisse sind nicht unabhängig von einander; sie stehen in hierarchischer Verbindung hinsichtlich ihrer Potenz (wie stark wirksam sie sind und sich auf menschliches Verhalten auswirken)


-> Entwicklungshierarchie: Annahme, das Stufen im Laufe des Lebens unterschiedlich relevant sind

-> in den ersten Lebensjahren sind weiter unterliegende Stufen primär von Bedeutung





Maslows Stufen

Physiologische Bedürfnisse


  • Alle Grundbedürfnisse, die zum Erhalt des menschlichen Lebens nötig sind, z. B.: Atmung, Nahrung, Wasser,Schlaf, Sex

  • Physiologische Bedürfnisse haben die stärkste Potenz

    -> wenn einem alles fehlt, wirkt das Bedürfnis nach Wasser, Nahrung, etc. am stärksten

    -> bei starkem Hunger treten alle anderen Bedürfnisse in den Hintergrund; Organismus ist ausschließlich auf die Nahrungssuche ausgerichtet

  • einzelne physiologische Bedürfnisse sind oftmals somatisch lokalisierbar und sind recht unabhängig voneinander und von anderen Motiven

    -> aber: manchmal können einzelne physiologische Bedürfnisse auch durch alternatives Verhalten befriedigt werden (z. B.: Hunger -> Rauchen)

  • Physiologische Bedürfnisse und konsumierendes Verhalten können auch der Befriedigung anderer Grundbedürfnisse dienen!

    -> Beispiel: eine Person, die denkt sie sei hungrig, sehnt sich vielleicht nach Zuneigung


Sicherheitsbedürfnisse


  • Sicherheit vor Gefahren wie wilden Tieren, Naturkatastrophen, Krankheit, Raub, Mord, etc.

  • Sicherheitsbedürfnis vor allem von Eltern gestillt

    -> bei Konfrontation mit Neuem -> Anklammern an Eltern

    -> daher elterliche Fürsorge so wichtig und ein destruktiver, inkonsistenter oder gewalttätiger Erziehungsstil so gefährlich

  • Bedürfnis nach einer geordneten, vorhersagbaren Welt, Routinen (Religion, Wissenschaft; siehe auch Verschwörungsideologien)

  • überhöhte Sicherheitsbedürfnisse bei Erwachsenen: Angststörungen / Zwangsstörungen

    -> ständige, unrealistische Ängste vor Krankheit, Tod etc., einhergehend mit Sicherheitsverhalten (z. B. Händewaschen)


Soziale Bedürfnisse (the love needs)


  • Sozialkontakte, intime Beziehungen, Zugehörigkeit zu Gruppen

    -> Liebe und Zuneigung geben und empfangen

  • Liebe ≠ Sex

    -> Sex kann auch ein rein physiologisches Bedürfnis befriedigen

    -> meist befriedigt Sex mehrere Bedürfnisse wie ein physiologisches und ein Liebesbedürfnis

  • nicht-erfüllte soziale Bedürfnisse häufigste Ursache für psychische Krankheiten


Individualbedürfnisse (Esteem Needs)


  • Bedürfnisse nach positiver Evaluation des Selbst (Selbstbewusstsein, Anerkennung durch andere)


2 Unterkategorien:

  • Bedürfnis nach Stärke, Erfolg, Selbstvertrauen, Unabhängigkeit, Freiheit

  • Bedürfnis nach Reputation, Anerkennung, Prestige, Aufmerksamkeit anderer

  • Erfüllung führt zu positivem Selbstwert, Selbstwirksamkeitserwartung und dem Gefühl, nützlich zu sein in der Welt

  • Mangel führt zu Gefühlen der Minderwertigkeit, Schwäche, und Hilflosigkeit -> Psychopathologie


Selbstverwirklichung (Self- actualization)


„a musician must make music, an artist must paint, a poet must write, if he is ultimately to be happy“ (Maslow, 1943)


  • Bedürfnis, das eigene Potenzial auszuschöpfen, zu werden wer man sein kann

  • spezifische Form des Bedürfnisses variiert stark zwischen Personen

    -> z. B. gute Eltern sein, athletische/künstlerische Leistungen, etc.


  • wenn die ersten 4 Bedürfnisse befriedigt sind, sind wir „grundsätzlich befriedigte“ Menschen und können uns der Selbstverwirklichung widmen

    -> das ist aber selten, daher wissen wir wenig über das Bedürfnis der Selbstverwirklichung

    -> Maslow hat sich daher für bestimmte „selbstverwirklichte“ Personen interessiert





Charakteristika von Bedürfnissen/ Peak Experience

Weitere Charakteristika von Bedürfnissen


Fixierte Hierarchie – (scheinbare) Ausnahmen

  • für manche Menschen sind Individualbedürfnisse scheinbar wichtiger als Sozialbedürfnisse

  • Folge der Annahme, dass nur starke, angesehene Menschen geliebt werden

  • bei chronischer Unterbefriedigung können höhere Bedürfnisse permanent verloren gehen

  • weiterer Grund für scheinbare Umkehr der Bedürfnisreihenfolgen:

    -> bei chronischer Befriedigung wird das Bedürfnis abgewertet

    -> Menschen, die nie gehungert haben, unterschätzen die Stärke des Bedürfnisses und betrachten Essen als unwichtig

    -> daher begeben sich Menschen in Situationen, in denen sie zur Erfüllung eines höheren Bedürfnisses (z. B. Ansehen) ein fundamentaleres riskieren (Job, Essen)

  • scheinbare Umkehr von Bedürfnisreihenfolgen, wenn nur Verhalten betrachtet wird:

    -> Bedürfnis ≠ Verhalten

    -> Verhalten hat auch andere Determinanten

  • Märtyrer:innen, die sich für einen Wert, eine Idee opfern, bzw. persönliche Kosten auf sich nehmen:evtl. erhöhte Frustrationstoleranz

    -> chronische Befriedigung der Grundbedürfnisse in der Kindheit führt zu einer starken, gesunden Persönlichkeit, die Bedrohungen gut ertragen kann

    -> ABER auch: chronische Unterbefriedigung kann auch zu einer erhöhten Frustrationstoleranz führen


Peak Experience


  • sich selbstverwirklichende Menschen haben häufig „peakexperiences”

  • ein Moment der Euphorie, bei dem das Individuum alles als mit sich im Einklang empfindet


Maslow (1962):

"Think ofthemostwonderfulexperienceofyourlife: the happiest moments, ecstatic moments, moments of rapture, perhaps from beingin love, or from listening to music or suddenly 'being hit' by a book or painting, or from some creative moment.“


  • für Maslow eines der größten Ziele im Leben

  • Erlebnisse, die das Leben lebenswert machen, Identität stiften

  • der Mensch sieht sich anschließend im neuen Lichte: positiver, bedeutsamer

  • Ausdruck des ultimativen Ziels der menschlichen Existenz, das eigene Potential auszuschöpfen


Messmethoden

  • Fragebogen

  • Thematischer Auffassungstest (TAT)

  • Multi-Motive-Grid


Fragebogen

  • Annahme: Bewusster Zugang zu internen Prozessen möglich

  • Problem: soziale Erwünschtheit; kein Zugang zu unbewussten Motiven; Menschen können nicht gut über interne psychlogische Prozesse denken

  • „Telling more than we can know“

  • bedarf indirekte Vefahren zur Erfassung des Konstrukts des Motivs


Indirekte Verfahren


Kalssiker: Thematischer Auffassungstest bzw. „Thematic Apperception Test“ TAT(Murray, 1938)



  • Zeigen eines Bildes; Aufforderung, Geschichte dazu zu erzählen

  • Interpretation nach vorhersschendem Motiv (Macht, Bindung oder Leistung)


Probleme des TAT

  • Validität

  • Bsp. Feldstudie Atkinson & McClelland (1948)‘s:

    -> Matrosen fasteten zwischen 1 und 16 h

    -> Fragebogenergebnis: Bezüge zu Hunger mit umgekehrten U-förmigen Verlauf (erst niedrig, dann hoch, dann wieder niedrig)

  • in TAT: lineare Zunahme nahrungsbezogener Inhalte


Aber Kriterien eines Tests: Objektivität hinsichtlich

  • Durchführung

  • Auswertung

  • Interpretation


Multi-Motive Grid (Sokolowski et al. 2000)



-> keine Ambiguität (Leistungssituation)

-> mittlere Ambiguität (Spiel unter Freunden? Wettkampf?)


  • 14 Bilder mit 12 Aussagen je keine, mittlere und hohe Ambiguität bezüglich der Situation (Leistungs,- Macht- und Bindungskomponenten)


Empirische Anwendungen:


Leistungsmotiv

  • Puca & Schmalt (1999)

  • Durch Leistungsmotiv Vorhersage der Reaktionszeit und wie angenehm die Reaktionszeitaufgabe erlebt wurde


Machtmotiv

  • Sokolowski & Kehr (1999)

  • durch Machtmotiv Vorhersage des erlebten Lernens in einem Kurs für Manager


Bindungsmotiv

  • Schmalt & Langens (1999)

  • Bindungsmotiv sagt Häufigkeit von Beziehungsthemen in Tagebuchstudie mit Studenten vorher


Wichtiger Punkt

  • Interindividuelle Unterschiede sagen vorher, welche Stimuli für eine Person Anreizcharakter haben


Zum Beispiel:


-> Viel gebrauchtest Messverfahren das erlaubt Vorhersagen über Leistungen zu machen

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Hanna M.

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