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2. Sitzung - Psychopharmaka

HM
by Hanna M.

Beispiel für Verordnungspraxis von Ärzten (hier: Jan Dreher)

  1. Frage: Hat diese Patientin, hat dieser Patient schon mal ein bestimmtes Antidepressivum erhalten, und hat es überzeugend gewirkt?

  • Wenn Ja, dann gebe ich das gleiche wieder.


  1. Frage: Verordne ich das Antidepressivum gegen eine generalisierte Angststörung?

  • Dann gebe ich Duloxetin (Cymbalta) oder Venlafaxin (Trevilor), letzteres ist explizit gegen die generalisierte Angststörung zugelassen. Beide sind sehr gut wirksam in dieser Indikation. Beide sollten hoch dosiert werden.


  1. Frage: Verordne ich das Antidepressivum gegen eine

    Zwangsstörung?

  • Dann gebe ich zuerst Citalopram (Cipramil). Ich strebe eine höhere Dosis an, zunächst 40 mg pro Tag, im Einzelfall ist dann zu prüfen, ob trotz der bekannten Risiken eine höhere Dosis zu wählen ist.

  • Die QTc Zeit monitorieren (Citalopram kann in höheren Dosierungen als 40 mg die QTc Zeit verlängern und zu gefährlichen Rhythmusstörungen führen).


  1. Frage: Handelt es sich um eine Depression mit reduziertem Antrieb, normalem Antrieb oder gesteigertem Antrieb (agitierte Depression)?

  • Bei Patienten, die einen sehr stark reduzierten Antrieb haben, beginne ich mit Duloxetin (Cymbalta), Zieldosis 60-90 mg.

  • Bei etwas reduziertem und normalem Antrieb

    verordne ich im ersten Schritt Citalopram,

    Zieldosis 40 mg pro Tag. In der Regel führt dies

    zu einem guten Ergebnis.

  • Reicht der Erfolg nicht, wechsele ich zügig

    (zwei Wochen) auf Duloxetin (Cymbalta), weil

    dies nicht nur die Serotonin Wiederaufnahme

    hemmt, sondern zusätzlich noch die

    Noradrenalin Aufnahme hemmt (Antrieb)

  • Bei Patienten mit einem normalen Antrieb wechsele

    ich erst nach etwa 3-4 Wochen ohne erkennbaren

    Therapieerfolg auf Duloxetin.

  • Bei gesteigertem Antrieb und Schlafstörungen

    bevorzuge ich Mirtazapin (Remergil) zur Nacht (nicht

    bei Übergewicht und Patient muss über

    Gewichtszunahme informiert sein). 15 mg zur Nacht.

    Je nach Schwere der Schlafstörung und Agitation bis

    zu 45 mg pro Tag. Ergänzt 20-40 mg Citalopram am

    Morgen.


Was ist mit den „Alten Antidepressiva“ ?

  • Clomipramin gebe ich manchmal als Augmentation bei Zwangserkrankungen.

  • Amitriptylin gebe ich manchmal bei chronifizierten Schmerzstörungen.

  • Fluoxetin, Fluvoxamin, Mianserin, Paroxetin und die ganzen anderen älteren Antidepressiva gebe ich nur nach Regel 1: Hat schon mal geholfen, dann verordne ich sie wieder. Ansonsten verwende ich sie nicht.

  • Wenn das alles nicht hilft?

    Augmentation mit Lithium. Hilft oft.




Indikationstellung Phasenprophylaktika (Bipolare Störung)

Bipolare Störungen

  • Lithium

  • Carbamazepin

  • Valproinsäure (offiziell nicht zugelassen aber Effekte durch Studien gut dokumentiert)


Rezidivierende unipolare Depression

  • Lithium (Augmentation zu Antidepressiva)


Suizidalität

  • Lithium (Augmentation zu Antidepressiva)


S3-Leitlinienempfehlungen Phasenprophylaktika Bipolare Störung


  • Lithium soll zur Phasenprophylaxe bei Bipolaren St.rungen eingesetzt werden. (EG A)

  • Lamotrigin sollte in der Langzeitbehandlung zur Prophylaxe depressiver Episoden bei Patienten mit Bipolarer St.rung eingesetzt werden, die das Pr.parat in der Akutphase der Erkrankung erhalten und ausreichend gut vertragen haben. (EG B)

    -> Zur Prophylaxe manischer Episoden mit Lamotrigin gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. (Statement)

  • Quetiapin sollte (als Monotherapie) in der Phasenprophylaxe nurvon Patienten, die unter Quetiapin eine Remission ihrer depressiven, manischen oder gemischten Episode erfuhren und die Substanz zudem gut tolerierten, eingesetzt werden. (EG B)


Folgende Empfehlungsklassen wurden in .bereinstimmung mit den AWMFDefinitionen

vergeben:

  • A (starke Empfehlung) (hier wird formuliert: „soll“ eingesetzt o... werden)

  • B (einfache Empfehlung) (hier wird formuliert: „sollte“ eingesetzt o... werden)

  • 0 (Null) (Empfehlung offen) (hier wird formuliert: „kann“ eingesetzt o... werden).


S3-Leitlinienempfehlungen Phasenprophylaktika Bipolare Störung


  • Carbamazepin kann in der Phasenprophylaxe Bipolarer Störungen eingesetzt werden. (EG 0)

  • Valproat kann zur Phasenprophylaxe bei Bipolaren Störungen eingesetzt werden. (EG 0)

  • Aripiprazol kann in der Langzeitbehandlung zur Prophylaxe manischer Episoden bei Bipolaren Störungen bei Patienten eingesetzt werden, die auf eine antimanische Akuttherapie mit Aripiprazol bei ausreichender Verträglichkeit angesprochen haben. (EG 0)

  • Olanzapin kann zur Prophylaxe Bipolarer Störungen bei Patienten, bei denen das Präparat in einer manischen Akutphase wirksam und verträglich war, eingesetzt werden. (EG 0)

  • Paliperidon als Monotherapie kann zur Prophylaxe einer erneuten manischen Phase nur bei Patienten eingesetzt werden, die bereits in der Akuttherapie einer Manie oder gemischten Episode auf Paliperidon angesprochen hatten. (EG 0)

  • Risperidon-Depot kann als Monotherapie zur Prophylaxe bei Patienten eingesetzt werden, die bereits in der Akuttherapie auf diese Substanz angesprochen haben. Dies gilt vor allem für bipolare Patienten mit überwiegend manischen Episoden im Krankheitsverlauf. (EG 0)

  • Quetiapin kann zusätzlich zu Lithium oder Valproat in der Phasenprophylaxe bei Patienten mit Bipolaren Störungen eingesetzt werden, welche vorher in der Akutbehandlung auf eine dieser Kombinationen respondiert haben. (EG 0)

  • Lithium kann kombiniert mit Valproat in der Phasenprophylaxe bei Patienten mit Bipolaren Störungen gegeben werden. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass eine zusätzliche Gabe von Valproat eine bestehende Lithiumtherapieverstärkt. (EG 0)

  • Risperidon-Depot kann zusätzlich zu Stimmungsstabilisierern in der Prophylaxe der Bipolaren Störung bei Patienten mit Rapid-Cycling eingesetzt werden. (EG 0)


Behandlung Schlafstörungen (Aktuelle S3-Leitlinie, 2017)

Kognitive Verhaltenstherapie für Insomnien

  • Die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnien soll bei Erwachsenen jedes Lebensalters als erste Behandlungsoption für Insomnien durchgeführt werden (A)


Pharmakologische Interventionen

  • Eine medikament.se Therapie kann angeboten werden, wenn die KVT-I nicht hinreichend effektiv war oder nicht durchführbar ist


Benzodiazepinrezeptoragonisten (Z-Substanzen)

  • Benzodiazepinrezeptoragonisten sind im kurzzeitigen Gebrauch (3–4 Wochen) effektiv in der Behandlung von Insomnien (A)

  • Die neuen Benzodiazepinrezeptoragonisten sind gleich wirksam wie die klassischen Benzodiazepinhypnotika (A)

  • Eine generelle Empfehlung zur Langzeitbehandlung von Insomnien mit Benzodiazepinrezeptoragonisten kann aufgrund der Datenlage und m.glicher Nebenwirkungen/Risiken derzeit nicht ausgesprochenwerden (B)


Sedierende Antidepressiva

  • Die Kurzzeitbehandlung von Insomnien mit sedierenden Antidepressiva ist effektiv, wobei Kontraindikationen zu Beginn und im Verlauf geprüft werden sollen (A). Eine generelle Empfehlung zur Langzeitbehandlung von Insomnien mit sedierenden Antidepressiva kann aufgrund der Datenlage und möglicher Nebenwirkungen/Risiken derzeit nicht ausgesprochen werden (A)


Antipsychotika

  • In Anbetracht der unzureichenden Datenlage für Antipsychotika in der Indikation Insomnie und angesichts ihrer Nebenwirkungen wird ihre Verwendung in der Insomniebehandlung nicht empfohlen (A).

  • Eine Ausnahme stellen gerontopsychiatrische Patienten dar, bei denen ggf. niedrigpotente Antipsychotika als Schlafmittel gegeben werden können (C)


Melatonin

  • Aufgrund von geringer Wirksamkeit bei dieser Indikation wird Melatonin nicht generell zur Behandlung von Insomnien empfohlen (B)


Phytopharmaka

  • Für Baldrian und andere Phytopharmaka kann aufgrund der unzureichenden Datenlage keine Empfehlung zum Einsatz in der Insomniebehandlung gegeben werden (B)


Weitere Therapiemöglichkeiten

  • Interventionen wie z. B. Achtsamkeit, Akupunktur, Aromatherapie, Bewegung, Homöopathie, Hypnotherapie, Lichttherapie,Massage,Meditation, Musiktherapie,Öl, Reflexzonenmassage, Yoga/Tai Chi/Chi Gong können aufgrund der schlechten Datenlagemomentan nicht zur Insomniebehandlung empfohlen werden (B)


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Hanna M.

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