Was bedeutet Normalität?
unter Normalität versteht man ein soziales Konstrukt, d.h. nichts naturgegebenes, sondern ein aktuelles Ergebnis gesellschaftlicher Normalisierungsprozesse in machtbesetzten Räumen
Normalität ist kulturell und historisch wandelbar (so gibt es mittlerweile z.B. Schüler mit unschiedlicher oder gar keiner Religion)
der Begriff Normatlität ist abzugrenzen von der statistischen Normalität (Gaußsche Normalverteilung)
—> bei der statistischen Normalität wird beispielsweise eine Stichprobe entnommen, wobei man eine Population auf ein Merkmal befragt und die Antworten an ihrer Häufigkeit misst
jede Normalität bringt auch gleichzeitig eine Abweichung (Anormlität) und Extreme
jedoch gibt es auch eine wechselseitige Beeinflussung
Was verlangt Normalität?
sie verlangt stets die neue Anpassung der Subjekte an soziale Bedingungen (z.B. die Essensversorgung in der Mensa)
…es gibt unterschiedliche Formen von Normalität..
Was versteht man unter dem Protonormalismus?
hierbei ist die Normalitätsgrenze eng gefasst wobei die Zone der Anormalität entsprechend groß ist
strenge Normalitätsauffassung, starre und überwachte Grenzen von außen (so haben wir beispielsweise eine strenge Kleiderordnung im Schwimmbad)
nur ein kleiner Bereich ist normal
Was meint flexibler Normalismus?
fließende und dynamische Grenzen
es gibt hier eher Risikozonen statt starre Grenzen
das einzelne Subjekt ist stärker selbstnormalisierend im Kontakt mit seiner Umwelt
—>Demonstration seiner Individualität und Nonkonformalität, zugleich gibt es aber ein Normalitätsdruck.. man hat Angst vor Anormlität
z.B. Bikini, Tankini, Badeanzug
Können Anormalitätsbereiche verschwinden? Wie kann man Anormalitätsbereiche verringern?
das Verschwinden von Anormalitätsbereichen ist nicht möglich, da es ein komplementäres Verhältnis zur Normalität gibt..
beim Protonormalismus und flexiblen Normalismus gibt es immer Anormalitäten, die sich nicht ganz auflösen lassen
aber es gibt mögliche Umdeutungen wie..”ich bin nicht behindert- die Schule behindert mich” (so kann man behindert werden, wenn man mit seinem Rollstuhl nicht durch die Schultür kommt und Texte bekommt, die sehr schwer zu lesen sind)
so sagte Prof. Davis in diesem Zusammengang, dass z.B. nicht der Mann, der im Rollstuhl sitzt das Problem ist, sondern die Mehrheitsgesellschaft..man müsste ein Problembewusstsein haben für die unterschiedlichen Bedarfe—> das sollte laut ihm Normalität sein
Was bedeutet Ableismus?
darunter versteht man die Diskriminierung von Menschen, wobei deren geistige und /oder körperliche Fähigkeiten sowie sozial-emotionale Verhaltensweisen als nicht normal bewertet werden
die Gesellschaft setzt bestimmte geistige und körperliche Fähigkeiten somit als normal voraus
bei sämtlichen „ismen“ packt man Subjekte in einen Topf
Ableismus betont die Ungleichbehandlung, Grenzüberschreitungen und stereotypen Zuweisungen die Menschen wegen ihrer Behinderung erfahren.
Was sind die Kennzeichen von Ableismus?
das nicht Erfüllen von gesetzen Kriterien= anormal (du kannst nicht laufen?=anormal)
Kommt maßgeblich durch formale Bildung, Einkommen, und Berufspositionen sowie gesellschaftliches Ansehen und damit auch Macht zur Interessensdurchsetzung
—>das reproduziert hochgradig soziale Ungleichheiten leider..das entscheidet dann über die soziale Positionierung des Menschen in der Gesellschaft
Unterschiede zwischen Menschen werden naturalisiert
Einordnung der Menschen in möglichst homogene Gruppen (z.B binäres Denken (binär=es gibt nur zweiseitiges Denken) ”normal oder behindert”)
Wie versucht man Ableismus heutzutage zu überwinden?
..durch Überwindung von binärem Denken als Voraussetzung für eine gesellschaftliche Inkusion
es gibt zwar die Klassifizierung von Behinderung durch die UN-Behindertenrechtskonvention=entspricht flexiblem Normalismus
ABER: Menschen mit schwerer Behinderung gelten immer noch als nicht inkludierbar
Was bedeutet Transnormalismus?
trans= etwas grenzenüberwindendes
unter Transnormalismus versteht die Anerkennung individueller eigener Normalität
es ist nicht im Verhältnis zu Anderen gesetzt, d.h. es gibt keinen Vergleich
es gibt kein normal und anormal
Normalität vs. Diversitätskonzept?…
Ausnahmen des Diversitätsansatzes im Alltag
das Diversitätskonzept ist besser für die Inklusion geeignet
man nutzt die Behinderung als medizinische Kategorie (z.B. Sehbehinderung), damit man unteranderem kategorisieren kann, da es notwendig ist für eine Ressourcenverteilung
die Ressourcenverteilung ist notwendig, um behindernde Strukturen zu verändern
Was sind die Gefahren bei Behinderung als medizinische Kategorie?
Behinderung ist oft in der Regel negativ konnotiert, d.h. als Defekt, Störung (des Normalen) ..
es birgt die Gefahr von Behinderung als Identitätskonstruktion (ich bin behindert, deshalb kann ich das doch gar nicht)
Wie steht die Institution Schule zum a)sozialen Ausschluss, b) soziale Integration und c) soziale Inklusion?
a) sozialer Ausschluss:
wir reden hier von Schülern, die aufgrund bestimmter Merkmale, der Norm entsprechend.. vom Schulsystem ausgeschlossen wurden
Sozialer Ausschluss aus dem Bildungssystem und damit auch weitestgehend gesellschaftliche Marginalisierung (Abschiebung bis ins Abseits, an Rand drängen) bis Exklusion (Ausschließung, Ausgrenzung)
bis 1978 war die Schulpflicht abhängig von Fähigkeiten und Einschränkungen
b) soziale Integration:
Ziel des jetzigen Bildungssystems: Gesellschaftliche Teilhabe und Selbstbestimmung
seit 1970er Jahre auf unterschiedlichem- gar widerstreitendem Wege…
c) soziale Inklusion:
Soziale Inklusion meint.. grundlegende Veränderungen von Schul- und Lernstrukturen
erst seit 2000 im deutschsprachiger Fachdiskussion
Was ist der Unterschied von sozialer Integration in der Soziologie und Psychologie?
soziale Integration lat. Intengratio= Wiederherstellung eines Ganzen
Soziologie: eine Vielzahl von Personen/Gruppen, die eine gesellschaftliche Einheit anstreben
gesellschaftliche Integration über z.B Sprache, Grundwerte
Ziel der sozialen Integration ist die Kohäsion, also ein gesellschaftlicher Zusammenhalt, friedvolles miteinander, Recht auf Partizipation
Psychologie: Einheit innerhalb einer Person und ihre Beziehung zur Umwelt
Was setzt Integration voraus?
die vorherige Seperation
z.B. zugewanderte Personen, die immigriert werden wollen, waren vorher nicht Teil des Ganzen, oder auch einzelne Persöhnlichkeitseigenschaften, die man im Laufe der Zeit entwickelt, müssen integriert werden.. die waren vorher noch ganz neu
Was ist Ziel der Integration aus sonderpädagogischer Sicht?
gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung bei Wahrung ihrer Rechte auf Selbstbestimmung
Integration ist Aufgabe demokratischer Gesellschaften- siehe Verfassung
Was ist der Unterschied zwischen indirekter Integration und direkter Integration?
vorab, das gemeinsame Ziel: gesellschaftliche Teilhabe und Recht auf Selbstbestimmung
Indirekte Integration (Schonraum-Konzept=safe space):
hierbei geht es um eine instutuitionelle Seperation im Bildungssystem hinsichtlich der Fähigkeiten der einzelnen Schüler —>es handelt es sich um ein 4 gliedriges Schulsystem, bei dem die Schüler je nach sonderpädagogischen Behandlungen in entsprechenden Sonderschulen beschult werden
dieses Konzept bewirkt eher das Gegenteil statt ein “safe space”..werden die “anormalen” Kinder komplett abgeschottet von der Gesellschaft und fühlen sich nicht nützlich
Direkte Integration (Erfahrungsraum-Konzept):
der Erfahrungsraum hier ist eine gemeinsame Schule, Schüler sind gemeinsam an einer Schule und damit geht es um das integrative Bildungssystem, welches nicht nur bestrebt ist soziale Integration zu erreichen, sondern auch ein Weg zur Integration zu schaffen
Es geht bei diesem Konzept darum, dass Schüler kooperieren und voneinander Lernen
Was sind die Grenzen und die Kritik am Integrationskonzept?
der Versuch Schüler zu fördern, dass sie in “Regelschulen” passen
Leitbild der Integration tendiert dazu, nur Heranwachsende aufzunehmen, die integrierbar sind, d.h. die Ziele der „Regelschule“ (Normalität!) wahrscheinlich erreichen werden
Konzept der zielgleichen Bildung
Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aus Klassenverband herausnehmen und separat fördern („Förderstunde“) temporär
“Förderstunden” nehmen Kinder aus dem Klassenverband
Ausgrenzungstendenzen erschweren soziale Integration und können Diskriminierungen begünstigen
Was ist das Etikettierungs-Ressourcen-Dilemma?
Integrative Beschulung mit sonderpädagogischer Förderung bedarf Etikettierung von Schülern als „behindert”
—>Etikettierung birgt die Gefahr der sozialen Ausgrenzung („ich spiel nicht mit dem Behinderten“)
—>kann zu Stigmatisierung (Person schreibt sich das „negative“ zu) führen, die sich auf die Persönlichkeitsentwicklung negativ auswirkt
—>negatives Selbstkonzept als ungünstige Voraussetzung für Lern- und Entwicklungsprozesse.. man traut sich z.B. nur noch wenig zu, man ist nicht mehr so selbstbewusst, man traut sich nicht zu melden
solange Ressourcenbeschaffung für „Regelschulen“ an Etikettierung der Schüler gebunden ist, droht die Gefahr der Fehldiagnostik
—> deshalb möglichst viele Etikettierungen systemlogisch sinnvoll
Problem an dem Ganzen: Extra-Ressorcen gibt es nur dann, wenn man auch einen Behindertenausweis vorzeigen kann( man muss also vorweisen können, dass man anders ist und das ist das Problem).. dieses Dilemma ist der Grund für Klassifikationen von beeinträchtigten Kindern z.B.
Was ist der Unterschied zwischen der engen und weiten Fassung der sozialen Inklusion?
Was meint soziale Inklusion?
enge Fassung..
„special education needs“, d.h. Fokus auf Schüler mit Beeinträchtigung
Heranwachsende in marginalisierten Lagen, wie Straßenkinder oder Angehörige indigener Gruppe nur am Rande
weite Fassung…
Heranwachsende mit Beeinträchtigung nur eine von vielen Gruppen
Heranwachsende ethnischer, religiöser und sprachlicher Minderheiten, welche gesellschaftlich marginalisiert oder exkludiert sind
Heranwachsende in Armutslagen, wie Geflüchtete, Obdachlose oder HIV-Waisen
Worum geht es der sozialen Inklsuion im Kern?
es geht im Kern um die Überwindung der sozialen Ungleichheit, der Aussonderung und Marginalisierung
damit zielt Inklusion immer auf Bedingungen und Verhältnisse, die allen Menschen ohne Ausnahme Zugang, Teilhabe und Teilnahme an allen gesellschaftlich relevanten Feldern sichert
Unsere Aufgabe ist es, Exklusionsrisiken zu erkennen und Exklusionspraktiken in (Bildungs) Institutionen zu überwinden
Vielfältige Differenzen berücksichtigen (so nicht nur Behinderung, sondern auch unterschiedliche religiöse, weltanschauliche Zugänge; kulturelle, lebensgeschichtliche Hintergründe, Gender; verschiedene sexuelle Orientierungen), die zum Ausschluss bzw. Marginalisierung führen können
so sollte sich das Schulsystem den Bedürfnissen von Schülern anpassen und nicht andersrum …bei der Integration spielt die Anpassung hingegen noch eine wichtige Rolle
Inklsuion in Abgrenzung zu Integration
Abgrenzungsmerkmale nach Andreas Hinz:
Integratives Bildungssystem= differenziertes System je nach schweregrad Schädigung
Theorie von zwei Gruppen von behinderten und nicht-behinderten Schülern
die Ressourcen sind beim integrativen Schulsystem immer in Abhängigkeit von der Etikettierung der Schüler
Inklusives Bildungssystem= umfassendes System für alle
Theorie einer heterogenen Gruppe, bestehend aus vielen Minderheiten und Mehrheiten
Veränderung des Selbstverständnisses des Systems entwickeln (Transnormalismus!)
Ressourcen an System zur Förderung ohne spezielle Klassiefierzung
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