Mechanistisches vs. Gott-gleiches Menschenbild / Kritik
Mechanistisch
Freud, Hull, Lewin
Verhaltensforschung (Lorenz)
Sozio-biologische Ansätze
Gott-gleich: Menschen sind
informiert über alle Verhaltensoptionen
weitestgehend rational
in der Lage, die optimale Affektbilanz zu berechnen (Erwartungen, Hoffnungen, etc.)
gründen auf dem Menschenbild eines bewussten Individuums, dass ENtscheidungen kognitiv abwägt und willentlich fällt
->Attributionstheorien (Heider, Kelly, Seligman, Weiner)
-> Erwartung x Wert -Modelle (Atkinson)
Kritik am mechanistischen Prinzip
lässt sich experimentell vor allem an Tieren untersuchen und hat wenig Bezug zum Menschen
Erwartungen und Anreize spielen für Menschen eine große Rolle, finden sich aber in mechanistischen Theorien kaum (Tolman‘s1932 Kritik an Hull)
Trieb lässt sich empirisch und physiologisch nicht nachweisen
Wechsel von „Was löst Verhalten aus“ zu „Was bestimmt die Richtung des Verhaltens“ (unter der Annahme, dass Organismen sich immer „verhalten“)?
Motive nach McClelland
Seminar: Motive nach McClelland(1961)
Menschliche Motivation speist sich aus 3 (gelernten) Bedürfnissen:
Need forachievement(Leistungsmotivation)
Bedürfnis Ziele zu erreichen; Fähigkeiten zu erlernen (Leistung zeigen)
Need forpower (Machtmotivation)
Bedürfnis nach Kontrolle, Einfluss, Status (Bezieht sich auf eigene Personen und Umgebng/ andere Personen)
Need foraffiliation(Zugehörigkeitsmotivation)
Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit, Zuneigung (Zugehörigkeits/Bindungsmotiv)
Erwartungs x Wert Theorien
Konzeptueller Wechsel
Organismen müssen motiviert werden, um Verhalten zu zeigen („drive“)
vs.
Organismen verhalten sich immer; die Richtung des Verhaltens ist interessant (SEU)
Richtung des Verhalten wird bestimmt durch
Erwartung, dass ein Ziel erreicht wird
der Wert dieses Ziels
SEU = „subjective expected utility“ = instrumentelles Verhalten, dass den höchsten Nutzen bringt
-> (Verhalten das zu größten Nutzen führt)
Seminar
Erwartung x Wert -Theorien
Triebtheorien (Behaviorismus): Bedürfnisse lösen Trieb aus, Trieb .Gewohnheit -> Verhalten
Kann viele, vor allem menschliche Verhaltensweisen nicht erklären
z. B. Exploration, Erlernen von Fähigkeiten ohne Triebreduktion
Einfluss des Anreizes und seiner Antizipation
Daher: Konzepte der antizipierten (erwarteten) leistungsbezogenen positiven oder negativen Affekte (z. B. Stolz vs. Scham)
Genauer: Erwartung und Anreiz (Wert), welche die Richtung von Verhalten bestimmen
Beispiel: Feldtheorie (Lewin): Verhalten = f(Person,Umwelt); Motivation = Valenz .Erreichbarkeit (Nähe zum Zielobjekt oder -ereignis im Umweltmodell)
Anwendung auf Leistungsmotivation durch Atkinson (1957)
Hauptanwendung: Leistung / Theorien der leistungsmotivation
Murray postulierte einen „need for achievement“ (1938; gemessen über TAT)
Erfolg und Versagen lassen sich experimentell sehr leicht manipulieren
Leistung hat eine zentrale Rolle in der westlichen Werte-Hierarchie
Leistungsmotiv
vor allem gemessen durch TAT
eine stabile Disposition, nach Erfolg zu streben
Konzept der Leistungsmotivation (Seminar)
Mensch bestrebt, Fähigkeiten zu erlernen; evolutionärer Selektionsvorteil
Kontrolle der Umwelt, was Überleben sicher
Leistungsmotiv als Selbstoptimierungsmechanismus (Reproduktionschancen -> finden von Partnern, Fortpflanzung usw.) -> evolutionär sinnvoll Leistungsmotivation zu haben
Determinanten in Atkinsons Theorie der Leistungsmotivation
SEU = subjective expected utility
-> instrumentelles Verhalten, dass den höchsten Nutzen bringt
T = M x P x I
Incentive / Wert / Anreiz
Währung in der gezahlt wird:
Anreiz = „pride in accomplishment“ = Stolz
Anreiz und Wahrscheinlichkeit stehe im umgekehrten Verhältnis zueinander: je geringer die Erfolgs-Wahrscheinlichkeit, desto höher der Anreiz
I = 1-P -> weil schwere aufgaben zu mehr stolt führen als leichte!
Hoffnung auf Erfolg: T = M x P x I
Angst vor Misserfolg: T = M x P x (-I)
Vorhersagen der Theorie für menschliche Verhalten
Menschen mit einer hohen Hoffnung auf Erfolg suchen sich Aufgaben aus, bei denen die Lösungswahrscheinlichkeit im mittleren Bereich liegt
Menschen mit hoher Furcht vor Misserfolg suchen sich eher extrem schwere und sehr leichte Aufgabenstellungen aus
Beziehung der Determinanten
Resultierende Leistungsmotivation
Schrittweise Herleitung
Problem
fast alle Menschen suchen Leistungssituation auf
Lösung: additive Konstante über extrinsische Motivation, kulturelle Normen etc.
=> überdeterminiertes Verhalten
Messung
Hoffnung auf Erfolg (M-S)
=> gemessen bspw. über TAT
Furcht vor Misserfolg (M-AF)
=> gemessen bspw. über TAQ („Test-Anxiety Questionnaire“; Mandler & Sarason, 1952)
z-Standardisierung und Differenzbildung
Leistungsmotivation nach Atkinson (1957) Seminar
Motiv
stabile Disposition nach Erfolg zu streben / Misserfolg zu vermeiden; gemessen z. B. durch thematischen Auffassungstest (TAT, Murray, 1935)
Erwartung (probability)
gelernte Erwartung, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Ereignis eintritt; experimentell manipuliert z. B. über Aufgabenschwierigkeit
Wert(incentive)
Affekt (z. B. Stolz); I = 1 –P -> denn Wertigkeit des Erfolges größer bei unwahrscheinlicherem Eintritt des Erfolges; für Misserfolg gilt umgekehrt: I = P
Ergänzung:
Motiv = einzige variable auf Personenseite (was wir an Individuum messen müssen)
P & I -> messen der Situation
Erwartung: operationalisiert über Aufgabenschwierigkeit
Wert = Affekt, mit dem reagiert wird (auf Erfolg/ Misserfolg)
Wertigkeit eines Erfolgs/Misserfolgs können wir berechnen aus der Erwartung (WSK das Erfolg eintritt) -> Erfolg wahrscheinlich und wird nicht erreicht -> negativen Emotionen besonders groß (z.B. Scham)
Ts = Tendenz den Erfolg aufzusuchen (success)
Tf = Tendenz Misserfolg aus dem Weg zu gehen (Failure)
M = Motiv = Personenvariable (was wir in der Person messen müssen) ; Mf= Angst vom Misserfolg
Pf/s = WSK, das eine Aufgabe z.B. gelöst wird
P & I ergeben zusammengerechnet immer 1 (komplementär)
WSK Aufgabe zu lösen liegt bei 0.2 -> WSK Aufgabe nicht zu lösen beträgt dann 0.8 (kann einen Wert aus anderem berechnen)
I & P addieren sich immer zu 1
kenne einer der 4 Variablen (Ps,Is, Pf, If) -> kann alle anderen 3 aus der anderen ableiten)
Teiltendenz Erfolg aufzusuchen und Teiltendenz Misserfolg zu vermeiden
brauchen am Ede nur noch beiden Motive auf Personenseite (roter Kasten) -> für restliche Formel brauche ich nur noch Lösungs-WSK)
Blau: Motiv Erfolg – Motiv Misserfolg (Erfolgsmotivierte Person)
graue Person: Erfolgsmotivierte Person, allerdings weniger starkr ausgeprägt (kommen auf 0.5)
geld: Vermeiden von Leistungssituation
Orange: Wert von -1 -> minimale Tendenz Aufgabe aufzusuchen; Maximale Tendenz Aufgabe zu vermeiden
Misserfolgsmotivierte Personen: unterer Teil des Graphen (U Förmiger Zusammenhang -> Misserfolge vermeiden)
Seminar Experimente Aufagbenwahl
-> Menschen tendenziell eher Erfolgsorientiert/motiviert
schwarze Linie = Subjektive Schwierigkeit nach Feedback
weiter nach rechts auf Skala -> wird leichter (0.6 = 60% der Personen schaffen die Aufgabe)
Misserfolgsorientiert (wird gesagt, dass WSK Aufgabe zu schaffen 50/50 ist)
Mitteilung Aufgabe bestanden: Tendenz nach rechts
Misserfolgsmotivierte Person: Randbereiche angenehmer/erträglicher -> wählen noch leichtere Aufgabe
Atypisch (wenigstens Leute zeigen dieses Verhalten -> Menschen i.d.R. Erfolgsmotiviert)
schwarze Linie bewegt sich in eine Richtung
Subjektive Schwierigkeit verschiebt sich immer nach links (weil alle Vpn gesagt bekommen, dass sie Aufgabe nicht geschafft haben)
Subjektive Empfinden, dass Aufgabe schwierig ist, wenn ich sie immer wieder nicht löse/negatives Feedback -> Aufgabe wird subjektiv immer schwieriger, deshalb Bewegung nach links
Erfolgsmotivierte Person (blau)
Bleibt dran, wenn sie gesagt bekommt, das Aufgabe leicht ist
Startet mit schwerer Aufgabe: Motivationstendenz relativ gering -> möchte Erfolg haben
Alternativerklärungen Weiner
wie informativ Aufgabe für Vpn ist
Alternativerklärung vor allem für Erfolgsmotivierte Person
nur 1% schaffen diese Aufgabe -> falls Person es schafft, könnte sie sich gut einordnen in Leistungsspektrum (nützlich) -> gleichzeitig Risiko groß das sie es nicht schafft
Y Achse: Informativität
Informativer für ihre Fähigkeiten (zu welchen Teil der Bevölkerung sie gehören/WSK, dass sie Aufgabe lösen)
Klassische Befunde - Moulton (1965) (empirische Beispiele/ Belege für die Theorie)
Moulton (1965) - Level of Aspiration (Anspruchsniveau)
VPN sollten Anagramme lösen
in der ersten Aufgabe bekamen sie eine Schwierigkeit von .5 vorgegeben, darauf sollten sie zwischen .25 und .75 wählen
Vorhersagen
Ergebnisse
die Vorhersagen bestätigen sich
bei höherem Motive for success (als Maf) wurde nach einem Erfolg die schwere Aufgabe und nch einem Misserfolg die leichte Aufgabe gewählt
umgekehrtes untypisches Verhalten gilt bei einem höherem Motiv zur Vermeidung von Misserfolg: nach einem Erfolg wird eine leichtere Aufgabe, nach einem Misserfolg eine schwerere Aufgabe gewählt
Feather (1961) Task Persistence (Ausdauer)
VPN bekommen eine unlösbare Puzzle Aufgabe und gesagt, dass 5 % oder 70% der menschen im gleichen Alter die Aufgabe lösen
immer Versagen als Rückmeldung
Vorhersagen bestätigen sich ebenfalls:
Motive for success hoch: bei leichten Aufgaben mehr Ausdauer, bei schweren weniger
Motive for avoidness: bei schweren Aufgaben mehr Ausdauer, bei leichten weniger
Atkinson & Litwin (1960) Aufgabenwahl
VPN sollten Ringe über Ziel werfe, variiert wird die Entfernung zum Ziel
MforS: bevorzugten mittlere Entfernung
MaF: bevorzugen weiteste Entfernung
Kritische Würdigung
Stärke
Wechsel zu menschlicher Motivation, weg von der Rattenforschung
basiert auf Murray‘sTAT und der Idee des „Bedürfnisses“
mathematisch ausformuliert mit klaren Vorhersagen
Erwartung x Wert-Theorien extrem intuitiv und heute noch weit verbreitet
Einbezug „kognitiver“ und anderer intrapsychischer Konstrukte: Motiv, Affekt, Erwartung, subjektiver Wert, etc.
Plausible Annahme, dass Verhalten eine Funktion von Person und Umwelt ist (Vgl. Lewin)
Probleme
Hypothesen nur teilweise bestätigt (vor allem für erfolgsmotivierte, nicht wirklich für misserfolgsmotivierte Menschen
Alternativerklärung der Informativität mittelschwerer Aufgaben
Untersuchungen basieren auf sehr kleinen Stichproben
Menschen hoch in M-AF vermeiden Leistungsaufgaben nicht völlig (Menschen hoch im M-AF können leistungsbezogene SItuationen nicht vollkommen vermeiden
hohe Konfundierung mit Informationsgehalt der Aufgage(=> Attribution auf eigene Fähigkeiten vs. Attribution auf Aufgaben-Schwierigkeit; s. Trope & Brickman, 1975; Trope, 1975)
Aktuellere Anwendung: Leistungsziele
s. Einleitung: Ziele statt Motive
am Beispiel von akademischem Erfolg (d.h., Studium)
Pekrunet al. (2009, S. 115):„achievement goals are defined as competence-relevant aims that individuals strive for in achievement settings”
Seminar: Aktuellere Anwendung: leistungsziele- und Emotionen
Leistungsziele
welche Rolle spielen spezifische Emotionen? (die über Stolz & Schma hinausgehen)
Emotionen als Mediator (Pekrun et al., 2009)
Vorteil Studie: Alltag der Studierende, gibt konkretes Ziel: Klausur bestehen
Korrelation zwischen Zielen
oberen Werte: Korrelation von Approach Goals mit Stolz und Hoffnung
Motivation & Attribution
Motivation und Attribution
Attribution ≈ “perceiving the causes of behavior”
Zentrales Thema der sozialen Wahrnehmung
Person kausalverantwortlich?
Situation kausalverantwortlich?
Attribution
Fritz Heider
Menschen als Wissenschaftler
Versuch, Kausal-Zusammenhänge in der Umwelt zu erkennen
Menschen schreiben Ereignissen Ursachen zu
Beispiel: Heider & Simmel (1944) => Video
—> Bedeutung für Motivation?
Auf Seite des Handelnden: Locus of Control
Wird ein Ergebnis/Effekt durch eigene Handlungen erreicht oder durch externe Mechanismen?
Interne Kontrollüberzeugung
Fähigkeit
Anstrengung
Externe Kontrollüberzeugung
Aufgabenschwierigkeit
Glück
Zussammenhang Attributionen und Motivation?
je nach angenommenen Locos of Control entseht die Verstärkung durch die eigenen Handlungen oder durch extrerne Mechanismen
nach Fritz Heider schreiben Menschen Ereignissen Ursachen zu, weil sie Kausalzusammenhängen erkennen wollen
je nachdem, ob die SItuation stabil oder instabil eingeschätzt wird, ändert sich die Erwartung darüber:
wenn die Attribution z.B. external erfolgt, wird bei variabler Situation das “Glück” (Zufall) als Erklärung herangezogen
wird die Situation als stabil eingeschätzt, so wäre bei externaler Attribution die Aufgabenschwierigkeit verantwortlich für den Ausgang einer Klausur
bei internaler Attribution ist bei Annahme einer stabilen Situation die Fähigkeit und bei variabler Situation die Anstrengung verantwortlich für Erfolg und Misserfolg
4 Dimensionen der Attribution sind daher wichtig für die Motivation:
Personenabhängigkeit (internal oder external)
Stabilität (stabil oder variabel)
Kontrollierbarkeit (kontrollierbar vs. unkontrollierbar)
Globalität (global vs. spezifisch)
Zusammenfassung
Erwartungsx Wert –Theorien basieren auch auf einem hedonistischen Prinzip
Im Vergleich zu mechanistischen Ansätzen: hohes Gewicht auf interindividuelle Unterschiede
Starker Fokus auf menschliche Motivation (Hull und Kollegen: „Rattenpsychologie“)
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