Was ist Rehabilitation?
Bemühungen, eine Funktionsstörung nicht zu einer dauerhaften Einschränkung bzw. Beeinträchtigung der persönlichen, sozialen und beruflichen Lebensumstände werden zu lassen
oder zumindest die Auswirkungen auf die genannten Lebensbereiche auf ein Minimum zu reduzieren. (...)
Was ist das Ziel von Rehabilitation?
Als Ziel der Rehabilitation wird auch oft als die soziale Integration des Behinderten definiert
Was ist mit sozialer Integration gemeint? Was ist das Ziel von sozialer Integration?
Bemühen des Behinderten um Anpassung an die Gesellschaft,
Gestaltung der Umwelt
Ziel
Erleichterung des Lebens des Behinderten
möglichst weitgehend und selbstständig am normalen Leben in Familie, Beruf und Gesellschaft teilnehmen können
durch Leistungen der medizinischen, beruflichen, schulisch-pädagogischen und psychosozialen Rehabilitation chronisch Kranken und behinderten Menschen
Wie wird Behinderung medizinisch definiert?
Medizin:
eng begrenztes Verständnis → Jentschura (1975):
“... die durch angeborene Fehler, Krankheit oder Unfallfolgen bleibend behinderten Menschen
Wie wird Behinderung sozialwissenschaftlich definiert?
Sozialwissenschaften: sehr weit gefasstes Verständnis
→ Behinderung als unter sozialer Diskriminierung leidend. → Dembo (1982)
“A handicap requires at least two people in a certain relationship in which one person considers the other handicapped”
Wie wird Behinderung pädagogisch definiert?
Pädagogik: indirekte Definition
→Behinderung als “intervenierende Variable im Lern- und Erziehungsprozess”
→ Behinderung liegt demnach vor, wenn sich der Educandus aufgrund dieser nicht mit den„üblichen“ Mitteln erziehen und unterrichten lässt und es spezieller pädagogischerVerfahrensweisen bedarf (Bleidick 1998, S.28, in Bengel 2000, S. 71)
Was ist der Unterschied zwischen krank und behindert?
„Krank und behindert sind zwei verschiedene Sachen, so sehr sie [auch] zusammen vorkommen können.
Der Behinderte mit seiner Schädigung ist das Subjekt, der Gegenstand der Rehabilitation und hier im besonderen der Rehabilitationspsychologie, ihm gelten unsere rehabilitativen Bemühungen.
Der Kranke hingegen ist Patient, ist Gegenstand therapeutischer Bemühungen.“
(vgl. Witte, 1988, S.11)
Was ist das alte Krankheitsfolgenmodell der WHO?
Beispiel für das alte Krankheitsfolgenmodell der WHO
Welches Problem besteht beim alten Krankheitsfolgenmodell der WHO?
Beeinträchtigungen (Handicaps) sind
vielfältig,
nicht eindimensional,
nicht unabhängig voneinander
Welche Formen von Behinderungen kann man unterscheiden?
Körperliche Behinderungen
Bewegungsbeeinträchtigungen
Schädigung der Sinnesorgane/ innerer Organe
Systemerkrankungen
Erkrankungen der Organsysteme
Allergien und schwere Hauterkrankungen
Fehlbildungen von Organen
Geistige Behinderungen
Anlage-bedingte Geistesschwächen
Folgen von Hirnverletzungen und Hirnblutungen
Krampfanfälle epileptischer Natur
Psychische und seelische Behinderungen
Neurosen und Psychosen
Welche Ursachen von Behinderungen kann man unterscheiden?
Angeborene Behinderungen
GenetischeFaktoren
IntrauterineFehl-undMissbildungen
Geburtstraumatische Vorgänge
Erworbene Behinderungen
Entwicklungsstörungen
Funktionsstörungen
Verletzungen
Wer gilt als schwerbehindert?
Wie viele schwerbehinderte Menschen leben in Deutschland?
Als schwerbehindert gelten Personen, denen die Versorgungsämter einen Grad der Behinderung von mindestens 50 zuerkannt sowie einen gültigen Ausweis ausgehändigt haben.
Zum Jahresende 2021 lebten rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland.
3,1 Millionen Schwerbehinderte waren im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65,
davon 1,6 Millionen zwischen 55 und 65.
Der Anteil der schwerbehinderten Menschen an der gesamten Bevölkerung in Deutschland betrug damit 9,4 %. Etwas mehr als die Hälfte (50,3 %) waren Männer, 49,7 % waren Frauen.
Was sind die Hauptursachen von Behinderungen?
Wie viele schwerbehinderte Menschen muss ein Arbeitgeber beschäftigen?
Nach Schwerbehindertenrecht müssen Arbeitgeber (>20 Arbeitsplätze) 5% schwerbehinderter Menschen beschäftigen, ansonsten müssen sie eine Ausgleichsabgabe zahlen.
Was sind die ICD, ICDIH und IC?
Welche wesentlichen Neuerungen wurden in der ICF 2001 vorgenommen?
Paradigmenwechsel
Das in der ICDIH aufgenommene biopsychosoziale Modell wurde ausgebaut. Insbesondere wurde der gesamte Lebenshintergrund der Betroffenen neu mitberücksichtigt (Konzept der Kontextfaktoren).
Beeinträchtigung wird neu definiert als Wechselwirkung zwischen dem gesundheitlichen Problem einer Person (ICD) und ihren person- & umweltbezogenen Faktoren.
Ressourcenorientierung
In welchem Gesetz sind Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen geregelt?
SGB IX: Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen
Behinderungsbegriff laut Paragrzaph 2 des SGB IX
Laut §2 des SGB IX (Januar 2006) – Paradigmenwechsel!
Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist.
-> wichtig: damit wird definiert, wann ein Mensch Leistungen erhalten kann
Wann gelten Menschen als schwerbehindert?
Menschen sind im Sinne des Teils 2 schwerbehindert, wenn bei ihnen ein Grad der Behinderung von wenigstens 50 vorliegt und sie ihren Wohnsitz, ihren gewöhnlichen Aufenthalt oder ihre Beschäftigung auf einem Arbeitsplatz im Sinne des §73 rechtmäßig im Geltungsbereich dieses Gesetzbuches haben.
Gleichgestellt werden sollen behinderte Menschen mit einem Grad der Behinderung von weniger als 50, aber wenigstens 30, bei denen die übrigen Voraussetzungen des Absatzes 2 vorliegen, wenn sie infolge ihrer Behinderung ohne die Gleichstellung einen geeigneten Arbeitsplatz im Sinne des §73 nicht erlangen oder nicht behalten können (gleichgestellte behinderte Menschen).
Was ist Zweck der Leistungen der Rehabilitation laut SGB IX:
Zweck der Leistungen der Rehabilitation (SGB IX)
“Behinderte oder von Behinderung bedrohte Menschen erhalten Leistungen (...) und den für die Rehabilitationsträger geltenden Leistungsgesetzen, um ihre Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu fördern, Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken. Dabei wird den besonderen Bedürfnissen behinderter und von Behinderung bedrohter Frauen und Kinder Rechnung getragen.“
“Die Rehabilitationsträger wirken darauf hin, dass der Eintritt einer Behinderung einschließlich einer chronischen Krankheit vermieden wird.”
Welche Aufgabe hat der Arbeitgeber bei Eintreten von personen-, verhaltens- oder betriebsbedingten Schwierigkeiten im Sinne der Rehabilitation?
“Der Arbeitgeber schaltet bei Eintreten von personen-, verhaltens- oder betriebsbedingten Schwierigkeiten (...) frühzeitig die Schwerbehindertenvertretung (...) sowie das Integrationsamt ein, um ... alle zur Verfügung stehenden Hilfen (...), mit denen die Schwierigkeiten beseitigt werden können und das Arbeits- oder sonstige Beschäftigungsverhältnis möglichst dauerhaft fortgesetzt werden kann.
biopsychosoziales Modell
das bio-psycho-soziale Modell (ICF 2001)
Was besagt das Theoriemodell der Rehabilitation (Gerdes & Weis, 2000)?
Erweiterung des ICF-Modells um den Bewälitungsprozess & Gesundheitsverhalten
Woran lehnt sich die Theorie der Person-Umwelt-Passung an?
Die Theorie der Person-Umwelt-Passung lehnt sich n die von Lazarus in den 1960er Jahren im transaktionalen Stressmodell formulierten Vorstellungen zur Entstehung von Belastung an.
Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Was ist eine Anpassungsstörung?
Eine Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein einmaliges oder ein fortbestehendes belastendes Lebensereignis, die sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes (affektive Symptome) oder auch in Störungen des Sozialverhaltens (zwischenmenschlich) ausdrücken kann.
Was ist die ICF?
Einordnung der International Classification of Functioning, Disabilites and Health (ICF)
Die ICF gehört zu der von der WHO (World Health Organisation) entwickelten „Familie“ von Klassifikationen für die Anwendung auf verschiedene Aspekte der Gesundheit.
Die ICF ist die weiterentwickelte Form der Internationalen Klassifikation der Schädigungen, Fähigkeitsstörungen und Beeinträchtigungen (ICIDH: International Classification of Impairment, Diseases and Health).
Die ICIDH wurde erstmals 1980 von der WHO zu Versuchszwecken veröffentlicht
Krankheitsfolgen wurden bisher mit der ICIDH unterschieden in
Schädigungen der Struktur und/oder Funktion von Organen und Organsystemen
Fähigkeitsstörungen der betroffenen Person bezüglich ihrer Aktivitäten im Alltag
Beeinträchtigungen in der sozialen Rolle
➔ Die ICIDH wurde von der WHO weiterentwickelt zur ICF. Diese erlaubt eine bessere Differenzierung der Schädigungen, eine Zusammenfassung oder Trennung von Aktivitäten und Teilhabe und berücksichtigt
äußere und innere Einflüsse auf Funktionsfähigkeit und Behinderung.
Was sind die Ziele der ICF?
Wissenschaftliche Grundlage für das Verstehen und Studium des Gesundheitszustandes. Gemeinsame Sprache für die Beschreibung des funktionalen Gesundheitszustandes
(krankheits- und altersbedingte funktionale Probleme).
Ermöglichung von Datenvergleichen zwischen Ländern der EU, Disziplinen im Gesundheits- wesen, Gesundheitsdiensten und im Zeitverlauf.
Systematisches Verschlüsselungssystem für Gesundheitsinformationssysteme: ➢ Gesundheitsprobleme (Krankheiten, Gesundheitsstörungen, Verletzungen usw.) sind im ICD-10 / -11 erfasst. ➢ DSM IV / V (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen) klassifiziert nur
psychische Störungen.
ICF als Ergänzung zur ICD-10 / -11
Wann gilt eine Person als funktional gesund?
Eine Person gilt als funktional gesund, wenn vor ihrem gesamten Lebenshintergrund...
1. ihre körperlichen Funktionen (geistiger & seelischer Bereich) und Körperstrukturen allgemein anerkannten (statistischen) Normen entsprechen (Konzept der Körperfunktionen und –strukturen).
2. sie all das tut oder tun kann, was von einem Menschen ohne Gesundheitsproblem (ICD) erwartet wird (Konzept der Aktivitäten).
3. sie ihr Dasein in allen Lebensbereichen, die ihr wichtig sind, in der Weise und dem Umfang entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Beeinträchtigung der Körperfunktionen und –strukturen oder der Aktivität erwartet wird (Konzept der Teilhabe an Lebensbereichen).
Welches System nutzt die ICF zur Klassifikation?
ICF nutzt zur Klassifizierung ein alphanumerisches System
Zur Bezeichnung der Komponenten werden folgende Buchstaben verwendet
„b“ („body“)→Körperfunktionen
„s“ („structure“)
„d“ („domain“)
„e“ („environment“)
→Körperstrukturen → Aktivitäten und Partizipation →Umweltfaktoren
Jedem Buchstaben folgt dann ein numerischer Kode: Die erste Ziffer gibt die jeweilige Domäne an. Es folgen weitere Ziffern für Kategorien und spezifischere Beurteilungs- merkmale.
z.B.: Art & Lokalisation der Schädigung
Wo liegen die Grenzen der ICF?
Grenzen:
Die ICF ist keine krankheitsspezifische Klassifikation, sie bezieht sich auf die Funktionsfähigkeit
Die ICF ist kein Assessmentinstrument
Die ICF ist lediglich ein Rahmen, der zur Orientierung genutzt werden kann, ein abstraktes/ latentes Konstrukt
Was sind grundlegende Prinzipien der beruflichen Rehabilitation?
1) Die Überwindung bzw. Ergänzung des Kausalitäts- durch das Finalitätsprinzip und,„körperlich, geistig oder seelisch Behinderte auf Dauer in Arbeit, Beruf und Gesellschaft einzugliedern“. Die Ziele sind entscheidend, nicht die Ursachen der Behinderung.
→entspricht dem Partizipations-Grundsatz der WHO
2) Die Realisierung des Grundsatzes „Rehabilitation vor Rente“
„Rehabilitation vor Rente“ (§ 7), nach dem Renten wegen einer Minderung der Erwerbsfähigkeit oder wegen Erwerbsunfähigkeit erst bewilligt werden sollen, wenn geprüft wurde, ob Maßnahmen zur Rehabilitation durchgeführt werden können oder ein Erfolg solcher Maßnahmen behinderungsbedingt nicht zu erwarten ist.
→entspricht dem Activity- Grundsatz der WHO
ICF–Transfer in die Praxis: ICF-orientierte Reha-Instrumente
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