Therapeutische Spaltung im Ich
Realitätsorientierte Ich-Anteile des Patienten verbünden sich mit dem Therapeuten bei der Aufgabe der Selbstbeobachtung und Selbsterforschung
—> gleichzeitig in Realität und in Gegenübertragung sein und in Bezug bringen können
—> was berichtet mir der Patient und wie geht es mir damit
Drei Arten der therapeutischen Beziehung
Übertragungsbeziehung
Realbeziehung: Unverzerrte Wahrnehmung der realen Person des Therapeuten
Arbeitsbeziehung: Fähigkeit von Therapeut und Patient, in der Behandlung so zusammenzuarbeiten, dass die Ziele der Therapie erreicht werden (therapeutische Allianz)
Drei Komponenten der therapeutischen Allianz
Übereinstimmung zwischen Patienten und Therapeut hinsichtlich der Aufgabe
Übereinstimmung hinsichtlich der Ziele
Eine durch Vertrauen geprägte und emotional positiv getönte Bindung zwischen beiden (helping alliance)
Helping alliance
eine als hilfreich erlebte Arbeitsbeziehung
Zwei Dimensionen: Gefühl, Hilfe zu erfahren; Gefühl, bzgl. Der Ziele der Behandlung zusammenzuarbeiten
Erste Dimension und Therapieergebnis korrelierten eindrucksvoll miteinander
Drei Gruppen von PatientInnen
PatientInnen mit hinreichendem Vertrauen
PatientInnen, in denen Arbeitsbündnis aktiv innerhalb der ersten Sitzungne hergestellt werden muss
PatientInnen, bei denen die Aufrechterhaltung des Arbeitsbündnisses als zentrale Aufgabe während der gesamten Therapie bestehen bleibt
Grundbedürfnisse nach Grawe
Bedürfnis nach Sicherheit
Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle
Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz
Bindungsbedürfnis
Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung
Wie stellt man eine Atmosphäre von Sicherheit und Wohlbefinden her
Körperliche Sicherheit (Erkrankungen, Gefahren)
Soziale Sicherheit (Lebensunterhalt, Wohnung)
Emotionales Gefühl von Sicherheit
Wie geht man auf das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle ein
Oft beschämendes Gefühl des Kontrollverlusts und der Orientierungslosigkeit zu Beginn der Behandlung
—> Informationen, Erläuterungen
—> Skepsis und Ängste vor der Therapie ansprechen
Möglichkeiten der Wahl & Mitgestaltung einräumen
Vereinbarungen (Regelmäßigkeit, Zeitstruktur festlegen)
Infos zum Ablauf der Therapie geben (Modifizierte Grundregel, Erwartungen, Möglichkeit des Auftretens problematischer Aspekte)
Befragen, ob er einer von Ihnen vorgetragenen Sichtweise zustimmen kann oder nicht und Reaktion ernst nehmen
Bindungsbedürfnisse berücksichtigen
Zuwendung, ungeteilte Aufmerksamkeit
Authentisches Verhalten
Menschlich anteilnehmender Umgang
Mimik und Gestik
Spiegeln; Wortgebrauch, Rhythmus, etc. anpassen, nonverbale Signale aufnehmen
Bedürfnisse wahrnehmen und würdigen, auch wenn sie nicht immer befriedigt werden können
Bedürfnis nach Selbsterhöhung - Akzeptanz
Haltung von Akzeptanz und Wertschätzung
Nicht verurteilen, freundlich sein
Wirklichkeitskonstruktionen des Patienten wertschätzen
Problematische Verhaltensweisen wohlwollend explorieren statt beurteilen
NICHT Verhaltensweisen akzeptieren, die schädigend sind oder den Zielen der Therapie entgegenstehen
Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung unterstützen
Positive Emotionen als wichtiger Aspekt der Ressourcenaktivierung
Optimismus, Humor
CAVE: Aktive Zuwendung zu positiven Emotionen sollte nicht in den Dienst des Widerstands treten und zur Vermeidung problematischer Themen beitragen
Unterschiedliche Ansätze der Diagnostik in der PDP
Hauptziele des Erstgesprächs
Indikationsstellung mittels systematischer Datenerhebung
Raum geben und Erleben der Szene
Für den Patienten als hilfreiches Gegenüber zur Verfügung stehen
Weitere Ziele des Erstgesprächs
Differenzialdiagnose
Diagnostik des Selbst, der Ich-Funktionen und der Neurosendisposition
Erhebung der aktuellen und biografischen Anamnese
Drei Komponenten der Psychodynamischen Erstuntersuchung
Psychoanalytisches Erstinterview: Fokus auf szenisches Verstehen von Beziehungserfahrungen (Übertragung – Gegenübertragung)
Psychiatrisches Interview: Fokus auf detaillierte Erfassung der Psychopathologie
Biografische Anamnese
—> Gemeinsam ergibt sich so ein differenzierter und umfassender psychischer Befund
Psychoanalytisches Erstinterview
Idee: Zentrale Problematik des Patienten im Hier und Jetzt der Gesprächssituation entstehen lassen
Wesentlich: Übertragungsbereitschaft jedes Menschen
Warum nutzen Menschen die Übertragung: Familiarität und Wunsch nach Bemeisterung
Gegenübertragung; Therapeut sollte „gleichschwebende Rollenübernahme-bereitschaft“ haben
Vorfeldphänomene
All das, was sich vor dem Erstkontakt zwischen PatientIn und TherapeutIn ereignet (Anmeldung, Telefonat, etc.)
Anfangsszene
gesamte Interaktion am Anfag
Szene
Erlebnis der Situation mit all seinen Gefühlsregungen und Vorstellungsabläufen - auch wenn Patient schweigt
Gesprächsführung
Gespräch nicht durch organisatorische Informationen oder Smalltalk beeinflussen
Eröffnungsfrage so neutral und offen wie möglich stellen
Haltung: Neutralität, Abstinenz, freischwebende Aufmerksamkeit, freischwebende Rollenübernahmebereitschaft
Kategorien der verbalen Interventionen: Klärung, Konfrontation, Deutung, supportive Techniken
Neben der therapeutischen Beziehungsdiagnostik soll auch das habituelle Beziehungsverhalten erfasst werden sowie die Strukturdiagnostik erfolgen
Symptomatik im Erstinterview
Viele PatientInnen können Not nur über Symptome äußern
Beschwerden ernst nehmen und sich für sie interessieren
Bisherige Bewältigungs- und Behandlungsversuche klären
Aufrechterhaltende Faktoren prüfen
Auslösende Situation – um welche Ätiologie handelt es sich am ehesten?
Konflikt: Geht es um unbewusste Konflikte, die in spezifischen Lebenssituationen aktualisiert werden?
Struktur: Geht es um Verluste, Angriffe, Kränkungen, Übergriffe, die die Struktur bedrohen?
Trauma: Geht es um spezifische Reize, die traumatische Erinnerungen aktivieren
—> Mischtypen!
Sammlung von subjektiven Daten und Fakten mit Fokus auf Entwicklungsphasen und Lebensbereiche, die besonders häufig Ausgangspunkt für pathologische Prozesse sind
Orientierung am biopsychosozialen Modell
Interviewtechnik, die vorwiegend aus Fragen besteht und die drei wesentlichen Bereiche abdeckt:
o Aktuelle Beschwerden
o Aktuelle Lebenssituation
o Lebensgeschichtliche Entwicklung
Diagnostik des Konflikts
Diagnostik der Struktur
Diagnostik des Traumas
Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik - Hintergrund
Standard der psychodynamischen Diagnostik, aus der nicht nur die Psychodynamik hinter einer psychischen Störung, sondern auch therapeutische Schritte abgeleitet werden können
Diagnostische Informationen werden im freien Gespräch gesammelt
Anwendung erfordert Erarbeitung des Manuals anhand vieler Fälle und Training
Ziele der OPD-2
Klinisch relevantes Diagnostik- und Therapieplanungsinstrument auf Basis psychodynamischer Theoriebildung
Möglichst einheitliche Terminologie
Phasen des OPD-Interviews
Eröffnung des Gesprächs
Ermittlung von Beziehungserfahrungen und Beziehungsepisoden
Ermittlung von Selbsterleben und der erlebten wie faktischen Gegenwart und Vergangenheit
Ermittlung des Objekterlebens und der erlebten wie faktischen Lebensgestaltung in Gegenwart und Vergangenheit
Psychotherapiemotivation, Behandlungsvoraussetzungen, Einsichtsfähigkeit, Beendigung des Interviews
Achsen des OPD-2
Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
Beziehung (maladaptive Beziehungsmuster)
Konflikt (zeitlich überdauernd, neurotisch)
Struktur (psychische Werkzeuge für Selbst- und Beziehungsregulierung)
Psychische und Psychosomatische Störungen nach ICD-10
Achse 1: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen
Subjektiv aktueller Leidensdruck
Präsentation von körperlichen, psychischen und sozialen Einschränkungen
Krankheitskonzepte und Vorstellungen über angemessene Behandlung
Erhebung von Ressourcen und hemmenden Faktoren
Einschätzung der Veränderungsschwerpunkte, der Introspektionsfähigkeit und des sekundären Krankheitsgewinns
Achse 2: Beziehungsmuster
Erfassung ungünstiger Beziehungsmuster
Berücksichtigung zweier Informationsquellen:
o Beziehungserfahrungen, von denen Patient berichtet
o Szenische Informationen aus der direkten Interaktion
Beurteilung anhand vorgegebener Items
Schema der Beziehungsdiagnostik nach OPD-2
Achse 3: Konflikte
Sieben aktuell wirksame zentrale Konflikte
1. Individuation vs. Abhängigkeit
2. Kontrolle vs. Unterwerfung
3. Versorgung vs. Autarkie
4. Selbstwertkonflikt
5. Schuldkonflikt
6. Ödipaler Konflikt
7. Identitätskonflikt
Achse 4: Struktur
Relativ stabiles Muster von Fähigkeiten oder Defiziten im Umgang mit sich selbst und anderen Menschen (Ich-Funktionen)
Unterscheidung unterschiedlicher Strukturniveaus: gut/mäßig/gering integriert, desintegriert
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