Notationsschema für Versuchspläne
Typen von Versuchsplänen
One SHot Design
Beobachtung einer AV an einer Stichprobe (mit Intervention)
Bsp.: Kontaktbeschränkungen (X) & Messung Ansteckungszahlen (O); Spendenkampagne (X) & Messung Spendenaufkommen (O)
Merkmale
keine Manipulation der UV (keine Kontrollgruppe): X nicht variiert (konstant)
Problem: Zusammenhang X & O nicht ermittelbar (fehlender Vergleich)
Interpretationsmöglichkeiten
Beschreibung Merkmalsausprägung O möglich
Beschreibung des Zusammenhangs X-O nicht möglich
Schlussfolgerungen über Kausalität nicht möglich
Einfacher Gruppenvergleich
Beobachtung einer AV an zwei (durch kategoriale Variable definierte) Stichproben/Gruppen
z.B. UV Geschlecht (Männer vs. Frauen), AV Aggression
keine Manipulation der UV (Gruppenzugehörigkeit), keine Randomisierung
Problem: Interpretation -was ist für einen Unterschied verantwortlich?!
„A sex differencefindingisa question, not an answer“ (Baumeister, 1988)
Beschreibung Zusammenhang Gruppenzugehörigkeit (kategorial/nominal) & AV
Prä-Post-Vergleich (“vorexperimentelle Anordnung”)
Beobachtung einer AV in einer SP vor & nach einer Intervention
z.B. „Zucker ist giftig“; Studierendenbefragung vor und nach einer Reform
keine Kontrollgruppe, keine Randomisierung
Vorher-Messung erlaubt Aussage zu Veränderung über die Zeit
Problem: Veränderung durch vs. trotz Intervention?
Beschreibung Veränderung von O (Zeit) vs. Zusammenhang X-O möglich
Experiment
Experimentelle Versuchspläne
Charakteristika:
Trennung und Sequenz UV-AV
systematische Beobachtung der AV
aktive Manipulation der UV(n)
randomisierte Zuweisung zu den Bedingungen
Varianten:
Setting: Labor vs. Feld
Kontrollgruppe: aktiv vs. passiv
Vortest: ohne vs. mit
Kontrollgruppe ohne Vortest
Beobachtung der AV nach Randomisierung& Manipulation der UV
Beschreibung Merkmalsausprägung AV
Beschreibung Zusammenhang UV & AV
Schlussfolgerung über kausalen Einfluss von UV auf AV
Häufiges Design; sowohl in Labor als auf Feldsettings
Statt An-/Abwesenheit des Treatments (X vs. nicht-X) auch Vergleich verschiedener Treatments bzw. Treatmentabstufungen…
Setting: Labor- und Feldexperiment
Beispiel: Steigt die Hilfsbereitschaft unter positiver Stimmung?
Laborexperiment
Beobachtung einer AV bei randomisierter Zuweisung zu Bedingungen der UV in „künstlicher“ Umgebung: Sind Probanden eher bereit, noch einen zweiten FB auszufüllen, wenn man ihnen zuvor fröhliche Musik vorgespielt hat?
Umgebung (Störvariablen) kontrollierbar höhere interne Validität
Feldexperiment
Beobachtung einer AV bei randomisierter Zuweisung zu Bedingungen der UV in der „natürlichen“ Umgebung
Sind Leute eher bereit, jemanden am Kopierer vorzulassen, wenn sie zuvor dort eine 2 Euro –Münze gefunden haben?
Umgebung (Störvariablen) wenig kontrollierbar geringere interne Validität
Variieren des Settings (Labor, verschiedene Feldsituationen) zur Untersuchung des Geltungsbereichs/Moderatorvariablen (externe Validität)
1
Kontrollgruppe: Passiv oder Aktiv
Ziel einer Kontrollgruppe: Konstanthaltenaller Randbedingungen
Unterschied nur bzgl. der UV (Wirksames Element des Treatments)
maximale Vergleichbarkeit bzgl. aller anderen Variablen (Aspekte des Treatments), ceteris paribus
Arten von Kontrollgruppen: KG erhält…
Passiv: keine Behandlung/Intervention; Wartelistenplatz
Aktiv: Standard-Behandlung; Placebo-Behandlung
Bsp. Placebo-KG (Medizin): Medikation ohne Wirkstoff, aber sensorisch nicht unterscheidbar; Proband:innenin KG erleben dieselbe Situation wie EG; Behandelnde Personen wissen nicht, welche Probanden Wirkstoff erhalten
je nach Fragestellung andere Typen von Kontrollgruppen sinnvoll
Gestaltung der Kontrollgruppe spezifisch für konkrete Untersuchung
Zwei Treatments, keine (passive) Kontrollgruppe
z.B. neues Treatment im Vergleich zu Standardtreatment, das bereits gut gegen passive KG abgesichert ist
z.B. unterschiedliche Ausprägungen (Dosierungen) des Treatments
Zwei Treatments und eine passive Kontrollgruppe
z.B. zwei inhaltliche Varianten des neuen Treatments vs. KG
z.B. unterschiedlich starke Ausprägungen des Treatments vs. KG
z.B. Vergleich EG mit aktiver (z.B. Placebo) und passiver KG
Kontrollgruppenplan mit Vortest
Randomisierung, Beobachtung AV vor & nach UV-Manipulation
Vorteil: vorher bestehende Unterschiede zwischen den Gruppen erfasst; reduziert Fehlervarianz (erhöht statistische Validität)
Nachteil: mögliche Wechselwirkung zwischen Vortest und Manipulation (z.B. Reaktivität, Sensitivierung, Übungseffekte; potentielle Gefährdung interne bzw. Konstruktvalidität) Kontrolle des Vortest-Effekts
Kontrolle von Vortest-Effekten: Solomons Vier-Gruppen-Plan
Kombination elementarer Versuchspläne (mit vs. ohne Vortest)
Vorteile
Ermöglicht Analyse möglicher Vortest-Effekte
Erlaubt Analyse möglicher Wechselwirkung zwischen Vortest& Treatment
Repliziert Treatment-Effekt (within: O2>O1; between: O2>O4, O5>O6)
Nachteile
Doppelter Erhebungsaufwand (4 statt 2 Gruppen); Auswertung nicht trivial
Notwendig für Untersuchung von Vortest-Treatment-Interaktionen
Empfohlen um Vortest-Effekte neuer Messmethode zu untersuchen
Faktorielles Designs: Interaktionen und Interpretation
Kombination mehrerer experimenteller Faktoren
Vorteil faktorieller Designs: Analyse von Interaktionseffekten
Typen von Interaktionsmustern
Interpretation von Haupteffekten bei Vorliegen von Interaktionseffekten
Interpretation von Interaktionseffekten auf manifester vs. latenter Ebene
Faktorielle Designs: Kombination experimenteller Faktoren
Faktoren (Typ, Anzahl)
Treatment-Faktor: experimentell variierte unabhängige Variable (UV)
(andere Faktortypen spätere Termine)
Art ihrer Kombination
Faktoriell: Alle möglichen Kombinationen der Faktorstufen realisieren
(Hierarchisch/genestet -> spätere Termine)
Bsp.: Faktorielles (2x2-) Design mit 2 Treatment-Faktoren
Faktorielles Designs - Beispiel
Faktorielles(2x2-) Design
Bsp: Lernen
UV/Faktor A: Lerndauer (A1: lang vs. A2: kurz)
UV/Faktor B: Lernhäufigkeit (B1: häufig vs. B2: selten)
2x2-Design: 4 Versuchsbedingungen als Kombination von A & B
Alle möglichen Kombinationen der (beiden zweifach gestuften) Faktoren sind realisiert
Solomon-Plan als faktorielles (2x2-) Design
Faktorielle Designs: Analyse von Interaktionseffekte
Vorteile faktorieller Designs:
Effizienter als eine Durchführung jeweils einzelner Experimente für jeden der Faktoren (jede Untersuchungseinheit wird doppelt genutzt)
Entscheidender Vorteil: Untersuchung von Interaktionseffekten möglich
Haupteffekt vs. Interaktion (Wdh).
Haupteffekt: Wirkung eines Faktors A unabhängig von den Stufen des anderen Faktors
Bsp: Frustration erhöht bei allen Personengruppen Aggression
Interaktion: Wechselwirkung zwischen zwei Faktoren: Wirkung eines Faktors A hängt von Ausprägung des Faktors B ab
Bsp: Frustration erzeugt nur/stärker bei Männern Aggression (nicht bei Frauen)
Bsp: Ermahnung führt bei älteren Kindern zu mehr angepasstem Verhalten, bei jüngeren Kindern zu weniger angepasstem Verhalten (Wutanfall)
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