Wer war Johann Amos Comenius?
er gilt als Urvater der Pädagogik
die Anfänge über das Bewusstein von Menschen mit Beeinträchtigungen…
das Wissen über die Existenz von Menschen mit Behinderung gab es vermutlich immer
doch das Bewusstein um die benötigte und planmäßige Erziehung ist erst neu
Befürwörter gibt es erst im Zuge kultureller Offenheit der Aufklärung, aber vor allem auf wirtschaftlicher Basis der beginnenden Industrialisierung (Ende 18./ Anfang 19. Jhd.)
Nenne die ersten Bildungsinstitutionen für behinderte Kinder:
Gehörlosenschule des Abbe Charles-Michel de l´Epee in Paris
—>gegründet zwischen 1760/70
—>christlich-religiös begründet (Teilhabe an Erlösung durch Bildung für Gehörlose)
Spitalschule von Andre Venel in Orbe (Schweiz)
—>gegründet 1780
—>wissenschaftliches Interesse an pädagogischer wie orthopädischer Betreeung
Kinderblindenschule von Johann-Wilhelm Klein in Wien
—>gegründet 1804
—>Bildung als Ausweg aus dem Almosenempfang (=Armut)..hier geht es um Kinder, die nicht das Privileg hatten in einer reichen Familie aufzuwachsen
Was war der Grund für die zunehmende kulturelle Offenheit gegenüber Menschen mit Behinderung?
durch die Industrialisierung (Ende 18. Jhd.) wurden Menschen mit Behinderung als Arbeitskräfte benötigt
Wer war Luis Braille?
er war blind und wurde mit 10 Jahren in der Pariser Blindenanstalt aufgenommen
mit 12 nahm er an der Erprobung der von Charles Barbier de La Serre erfundenen Punktschrift teil und empfand diese als mangelhaft
—>so erfindet er mit 20 Jahren das sechs-Punkte-System (enthält Alphabete wie auch musikalische und mathematische Zeichen)
Wo und wann wurde das erste Lesebuch für "Taubstumme" geschrieben?
1780, in der ersten Taubstummenanstalt in Deutschland (Leipzig)
Warum und wann entstand die erste Schule und Hospital für Kretine (=Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung)?
Guggenbühl kritisierte die Lebensbedingungen und Gleichgültigkeit gegenüber der Menschen mit Kretinismus—> so entstand die erste Schule für diese 1841 in den Alpen
wurde auch durch den Schweizer Arzt/Philosphieprofessor Ignaz Paul Vital Troxler gefördert
Zeit unter Humboldt
…Ursprünge der Pädagogik aus Frankreich, der Schweiz, Wien, Sachsen..
Was kam aus dem deutschen Raum?
Humboldt war international vernetzt und holte sich erste Ideen aus Frankreich zur Bildungsreform im damaligen Preußen
—> so geht es hier erstmals durch Humboldt um die instituinionelle Reform
Welche Bildungsreformen kamen in Preußen?
1807 gab es einen staatlichen Neuanfang durch Reformen von “oben”, so gab es auch die Bildungsreform unter Wilhelm von Humboldt (Bildungstheoretiker)
Wilhelm Humboldt war preußischer Diplomat und Minister
Was ist die Leitlinie der Bildungstheorie von Humboldt 1792?
das Ideal einer "Allgemeinen Menschenbildung"
—>Kinder zu Menschen und nicht Arbeiter erziehen
—>Bildung als rein staatliche Institution
—>keinen Außeneinfluss auf wissenschaftlich basierte Bildung
Was fordert Humboldt als Bildunsmodell?
er fordert ein horizontal gegliedertes, egalitäres Bildungssystem (Einheits- bzw. Gesamtschule) in drei Stufen
Elementarunterricht
Schulunterricht
Universitätsunterricht
Was waren die Auswirkungen von Humboldts Bildungsreformen 1807?
ganz allgemein: Humboldts Ideal steht stark der Realität und dem elenden Schulwesen gegenüber
trotz reaktionäerer Gegenangriffe: zunehmend große Akzeptanz innerhalb der Fachkreise und Einlösung des Bildungsanspruches für alle:
1870: Anstieg der Einschulungsquote von 60% auf 90%
1880er: Einschulungsquote bei 100%
—> Erfolgsgeschichte: Preußen neben Schottland und Neuengland an internationaler Spitze
außerdem:
Erste schulische Einrichtungen für Blinde und Gehörlose:
—> Zuschüsse und Besoldung der Lehrkräfte
—> innovative Methodenentwicklung der Taubstummenpädagogik für Elementarunterricht
—> konzipierter Lehrplan
Humboldt bis Weimarer Republik (1807-1933)
Wilhelminische Kaiserzeit 1871-1918
Was waren die Folgen von Darwins Publikation 1859?
das Selektionsprinzip war auch politisch anwendbar
->so galt die Rassenanthropologie (=der Glaube an menschliche Rassen) und die Eugenik (=Lehre von Erbgesundheit)
Auslese der "Minderwertigen" und Förderung des "Gesunden/Starken Erbgutes"
Was für einen Einfluss hatten rassenhygienische Ideen auf Hilfsschulen?
die Denkmuster vom Sozialdarwinismus haben sich auch bei Nicht-Anhängern durchgesetzt
die Gefährdung Behinderter durch Sozialdarwinismus und Ausgrenzung in der Gesellschaft
Verwahrung und Disziplinierung der "Armen Irren" (=sozialen-emotionalen Beeinträchtigten)
ansteigende Bedeutung der Medizin mit Heilversuchen
—> 1859: Leitung von Heil-Pflegeanstalten ausschließlich durch Medizin—> Bruch des partnerschaftlichen Verhältnisses von Heilpädagogik und Medizin
Sonderpädagogische Bildungsistitutionen während des Aufstiegs zur Industrienation (Ende 19.Jhd.)
Erweiterung der Armenpflege (auch für Geisteskranke, "Idioten" & Epileptische) durch preußisches Gesetz 1983..diese wurde sogar staatlich finanziert
Wilhelminische Bildungspolitik gekennzeichnet durch Modernisierungszwang und Herrschaftssicherung, so kommt es unteranderem zum Ausbau der Elementarschulen zu mehrklassigen Volksschulen
es gibt weiterhin eine hohe Entwicklung für Taubstumm- und Sehbehinderte .. —> so gibt es 1911: auch die Schulpflicht für Taubstumme und Blinde
2/3 der Insassen der sog. Idiotenanstalten erhielten Bildung und Erziehung (mit Vorsicht zu nennen..hier ging es lediglich um Arbeitsbeschäftigung)
es gibt weiterhin Unterschiede zwischen "bildungsfähig" und "bildungsunfähig"
auch entsteht so eine Förderung eines neuen Schultypus: Hilfsschulen
von der Idiotenanstalt zur Hilfsschule…
Einfluss des Schweizer Reformpädagogen Pestalozzi auf Elementarschulbereich, er ist so ähnlicher Meinung wie Humboldt: generelle Bildungsfähigkeit aller Menschen
Pädagogik aber weiterhin kategorisierend zwischen “bildungsfähig” und “bildungsunfähig”
1880: Gründung einer kommunalen Idiotenanstalt in Berlin und Leitung zweier Ärzte
—> der Erziehunsdirektor war aber Hermann Piper und er war aber der revolutionären Meinung: “schwache Begabung nicht krankhaft oder unveränderlicher Zustand infolge eines Hirndefekts, sondern zeitweiliges Zurückbleiben hinter des besser Begabten”
Folge: neue Schulart: Hilfsschule
Was machte den neues Schultypus: Hilfsschule aus?
Versprechen von Effektivität und Kostenersparnis
verstärkte Medikalisierung der Heilpädagogik
verstärkte Diagnostik
—> folglich stärker differenziertere Bildungseinrichtungen
Diagnostik der SuS auf Hilfsschulen
durch die Linie der Differenzierung und Auslese durch Medizin
—>(Gehörlose, Blinde aber auch Schwerhörige)
durch die Linie der Differenzierung und Auslese durch Psychologie
—> nach Grad der Intelligenz..durch die Entwicklung von Intelligenzdiagnostik
Entstehung und Ausbau der Hilfsschulen (1898)
Aufnahme von Schülern der sog. Idiotenanstalten durch breit etablierte Heilpädagogik.. vor allem aber durch überforderung mit Heterogenität und Komplexität der Schulorganisation seit allgemeiner Schulpflicht
—> Anstieg des Qualifikationsniveaus der allgemeinen Schulen.. man brauchte im Zuge der Industrialisierung gut gebildete Leute
—> Einführung der Schulgeldbefreiung (es war nicht mehr abhängig von der sozialen Klasse, ob man eine Schule besuchen durfte oder nicht)
—> Verbot der Kinderarbeit
—> Abschaffung der Arbeits- und Fabrikschulen
Wann wurde der Hilfsschulverband gegründet?
1898
Was waren die gesellschaftlichen Ansichten auf ein Hilfsschulkind?
das Kind wurde als "krank" gesehen aber der Zustand war verbesserungsfähig aber nicht heilbar.
Wer war Heinrich Stötzner?
“Vater der Hilfsschule”
Was waren Erfolge der Hilfsschulen?
Internationale Anerkennung der Hilfsschule als pädagogische Errungenschaft
staatliche Förderung
politische Interessenvertretung der Hilfsschullehrer
aber: soziale Distanz zwischen aufstiegsorintierten Eltern und konservativen Hilfsschullehrern
Was waren Kritikpunkte der Hilfsschule?
keine optimale Förderung leistungsschwacher Kinder
erschwerte gesellschaftliche Integration
Hilfsschulen widersprechen Ideale der allgemeinen Volkshochschule (Humboldt)
Volksschullehrer schiebt "schwierige Fälle" ab (Selektion)
Kritik der Eltern an Hilfsschullehrer oft ignoriert
Hilfsschullehrer haben kein Interesse an Veränderungen und handeln egoistisch
Welche Forderungen gab es an die Volksschule um der Heterogenität gerechter zu werden?
kleinere Klassen
Reduzierung & inhaltliche Veränderung des Lehrplans
Methodische Verbesserung
Verlängerung der Schulzeit (um mehr zu Lernen und mehr Fehler machen zu können)
größerer Fokus auf Sozialpädagogik
Förder- und Nachhilfeunterricht & "Kernunterricht" für alle Kinder
Hilfsschullehrer an Volksschulen einsetzen, denn diese hatten bessere heilpädagogische Expertise
Weshalb muss die Zuschreibung der „Blüte der Heilpädagogik" differenziert und relativiert werden?
• Gehörlosen- und Blindenanstalten gingen zwar zurück, jedoch aufgrund finanzieller Nöte (Folgen 1. WK)
• Abgrenzung zur weiterführenden Schule nach der 5.Klasse blieb, aufgrund fehlender Reichsschulgesetzgebung
• Hilfsschulen als eigenständige Schulform blieben bestehen + gewann an Zulauf
—>Zuschreibung “Blüte der Heilpädagogik” muss differenziert und relativiert werden (Errungenschaft: in der Grundschule sind alle 4 Jahre ohne Selektion zusammen, aber: ab 5.Klasse Selektion+ massive Diskriminierung der Schüler mit einer Sehbehinderung und gehörlosen Thematik)
Worauf basierte die Reform- und Psychoanalytische Pädagogik? (Meilenstein erstmals in Wien)
Landerziehungsheime und Arbeitsschulen
Erziehungsführsorge und Erziehungsberatungsstellen
psychoanalytische und individualpsycholologische Schulversuche
anthroposophische und jüdische Erziehung
sozialistische Erziehung und Lebensgemeinschaftsschulen
Jena-Plan-Pädagogik und Projektmethode
Wie verstanden sich Reform- und Heilpädagogik miteinander?
es gab eine enge Bindung in der Praxis ABER Defizite in der Theorie + Wissenschaft-
—> es war ein nebeneinanderher statt miteinander (1920er/ 30er Jahre)
Wann und wo galt die Heilpädagogik als eigene Disziplin?
1931 in Zürich
Was besagt das Handbuch der Pädagogik von Nohl & Pallat?
--> Heilpädagogik nicht länger als Grenzgebiet zwischen Medizin und Pädagogik
--> Bezeichnet Heilpädagogik als Sonderpädagogik
Wann war die Blütezeit der Heilpädagogik?
(1918-1933) in der Weimarer Republik
Was ist Reformpädagogik?
darunter versteht man verschiedene Ansätze zur Reform von Schule, Unterricht und allgemeiner Erziehung mit Rückgriff auf Pestalozzi
Welche Veränderungen/Reformen/ Aufbrüche brachte die Reformpädagogik mit sich?
-->zunehmende Interessenvertretung behinderter Menschen
-->Sachsen + Hamburg als Hochburgen der Reformpädagogik
--> Hilfsschule als Notlösung
Entlastung durch Sondereinrichtungen- Anerkennung der Hilfspädagogik
--> jüdische Heilpädagogik und Wohlfahrtspflege (Charakter der Nächstenliebe)
--> Frauen zunehmend stärker vertreten in der Sonderpädagogik: (Betty Hirsch: jüdische, blinde Lehrerin) & (Frieda Buchholz: Sozialpädagogin + Hilfsschullehrerin)
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