Enteritis Infectiosa
Definition und Leitsymptome
Infektion des (Dünn-)Darms durch Viren, Bakterien, Parasiten
Unscharfer Gebrauch (oft handelt es sich um Gastroenteritis oder Enterocolitis)
Leitsymptom: i.d.R. akute (≤14 Tage) Diarrhoe
d.h. ≥3 ungeformte Stühle am Tag
ggf. verminderte Stuhlkonsistenz (>75% Wasser) und/oder Gewicht >200g
Diarrhoe
Ursachen
Enteritis infectiosa
Diagnostik - Wann?
-
Blutige Diarrhoe muss immer mikrobiologisch abgeklärt werden!
Basisdiagnostik
Aktuelle Leitlinie: Basisdiagnostik
immer: Noroviren, Campylobakter spp., Salmonella spp., Shigella spp.
Zusätzlich bei Indikation: EHEC, C. difficile oder Parasiten
Diagnostik - Wie?
Zur Suche nach Enteropathogen sind selektive, spezifische Verfahren mit hoher Sensitivität nötig
Molekularbiologischer, direkter Erreger
= Zielgennachweis mittels Multiplex PCR
eine Stuhlprobe pro Patient
ggf. mittels Kultur auf selektiven Nährmedien
ein bis zwei Stuhlproben pro Patient
Diagnostik - PCR vs. Kultur
PCR im negativen Fall deutlich schneller, durch hohen negatic prädiktiven Wert sehr gut für Ausschlussdiagnostik geeignet
Bei positivem PCR:
Ergebnis adaptierte Anlage von Selektivnährmedium
Kompensation niedriger positiv prädiktiver Wert
ggf. Anzucht des Erregers für Resistenztestung
Enterobakterales
Systematik (Welche Gattungen gehören dazu?)
Darmpathogene E.coli gehören zu den Enterobakterales
Außerdem: Klebsiella, Salmonella, Shigella, Yersinia
Mikrobiologische Eigenschaften
Laktose: positiv oder negativ (McConkey Agar)
Pathogenität: fakultativ pathogen oder obligat pathogen
Pathogenität
Laktose positiv/ negativ
Laktoseveerhalten
Laktose positiv = fakultativ pathogen
Laktose negativ = obligat pathogen
Alle Gr- laktosepositiven sind immer Enterobakterales
Pink = positiv, Gelb = negativ
Escheria species
Vertreter
Escheria spp.
Virulenzfaktoren der versch. Vertreter (Evolution von Virulenz)
E. coli
Krankheitsspektren
Enteropathogene E. coli EPEC
Epidemiologie, Klinik, Diagnostik, Therapie, Prävention
Enterohämorrhagisches E. coli EHEC
Enterotoxisches E. coli ETEC
Enteraggregatives E. coli EAEC
Enteroinvasive E. coli EIEC
Darmpathogene Escheria coli
Übersicht
Salmonella spp.
Systematik
Kapselstruktur und Besonderheiten
Kaufman White Schema = Daten zu verschiedenen Antigenen auf Bakterienzellen (Artbestimmung)
O Antigen = O Kette am LPS ist artspezifisch → Artbestimmung
Vi Antigen = Kapsel Vi Antigen nur bei besonders Virulenten Formen
H Antigen
Salmonella spp. lassen sich anhand ihrer O-, H- und des Vi-Antigens in Serovare einteilen
Serovare Formen: Typhus und Paratyphus
Virulenzfaktoren
Pathogenese - Wie machen Salmonellen krank?
Salmonellen sind fakultativ intrazelluläre Bakterien
Sie penetrieren M-Zellen im terminalen Ileum, replizieren und können in Makrophagen persistieren, wobei die Elimination T-Zell-abhängig erfolgt
im Gegensatz zu nicht-typhösen Salmonellen disseminieren typhöse Salmonellen regelhaft und führen zu einer schweren, zyklischen Allgemeininfektion
Epidemiologie
Kommt weltweit vor
Erregerreservoir ist der Gastrointestinaltrakt von Mensch und Tier (Zoonose)
Transmission: fäkal-oral z.B. Rohei oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch
Rohei (S. Enteritidis, ca. 45% der Salmonellosen in Deutschland
Fleisch: (S. Typhimurium, ca. 30% der Salmonellosen in Deutschland)
Transmission: auch von Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch (Reptilien)
Hohe Infektionsdosis von ca. 104 - 106 Bakterien bei nicht-typhösen
Niedrige Infektionsdosis von ca. 102 Bakterien bei typhösen Salmonellen
Häufung vor dem 5. Lebensjahr und im 3. Quartal eines Jahres
Klinik
Inkubationszeit ca. 6 - 72h
Plötzlich einsetzender Durchfall
Kopf- und abdominelle Schmerzen
Allgemeines Krankheitsgefühl
Manchmal Erbrechen
Häufig leichtes Fieber
Meist selbstlimitierender Verlauf ohne Komplikationen (auf Darm beschränkt)
5% septischer Verlauf mit Streuherden (z.B. Nierenabszesse, Salmonellen-Aortitis oder -Osteitis)
Letalität insg. <0.1%, cave: Dauerausscheidertum möglich
Diagnostik - Materialentnahme
Materialentnahme zum direkten Erregernachweis (PCR, Kultur) vom Ort der Infektion:
Salmonellen-Enteritis: nativer Stuhl
Systemische Infektionen: zusätzlich Blutkulturen (2 Pärchen)
komplikative Salmonellen-Enteritis, Typhus abdominalis, Paratyphus
Bei Typhus und Paratyphus werden Salmonellen erst nach einigen Wochen im Stuhl ausgeschieden
Diagnostik Verfahren
Sensitives Verfahren um nachzuweisen das die Bakterien verantwortlich sind (positiv) - PCR Nachweis aus Stuhl
Bakterienkultur
Nicht-typhöse = enteritische Salmonellen:
PCR-Nachweis aus Stuhl
Im positiven Fall Anzucht auf selektivem Indikatornährboden (XLD-Agar)
Bestätigung der Gattung Salmonella mittels MALDI-TOF
Serotypisierung für die genaue Differenzierung und Resistenztestung mittels VITEK
Nachweis kulturell aus Blutkultur bei kompliziertem Verlauf (Salmonellen-Bak- teriämie / Sepsis) möglich.
Agar Auswahl
XLD-Agar (Xylose-Lysin-Desoxycholat-Agar)
Salmonellen können nur Xylose verstoffwechseln
Außerdem enthält XLD Agar H2S Indikatoren
und Desoxycholat hemmt Wachstum aller Gr+!!!
XLD Agar
Bestandteile mit Funktion
Xylose: Abbau von X. sorgt für Ansäuerung des Agars (pH Umschlag)
gelb = Xylose Fermentation
bei den meisten Enterobakt. inkl. Salmonellen aber nicht Shigellen
Lysin: Realkalisierung des Agars durch Umsetzung von Lysin
Desoxycholat: Hemmung Gr+
Außerdem: H2S Indikator = Eisenausfällung bei H2S pord. Bakterien
Laktose und Saccharose: Abbau sorgt für Ansäuerung des Agars über die Realkalisierung hinaus!!! (pH Umschlag)
gelb = Lactose/ Saccharose Fermentation
nicht bei Shigellen oder Salmonellen
Agar Aussehen aus XLD Agar
Xylose Fermentation würde den Agar gelb färben, doch durch gleichzeitige Realkalsierung bei Lysin Umsetzung bleibt der Agar pink
Außerdem Kolonien mit schwarzem Schimmer durch H2S Indikator
Auf XLD Agar wachsen nur Gr- (somit geeignet für Nachweis von Enterobakterales)
Erreger im Vergleich (E.coli, Shigellen und Salmonellen)
Serotypisierung und Resistenztestung
Therapie
CAVE: bei Antibiotika Gefahr der Dauerausscheidung besonders in Lebensmittel verarbeitenden Industrie
Prophylaxe/ Prävention
Hygienemaßnahmen!
allgemeine Basis- und Lebensmittelhygiene
Meldepflicht sowie Betretungs- und Berufsverbote
Instruktion und Überwachung von Dauerausscheidern
staatlich vorgeschriebene Impfprogramme für Geflügelzuchtbetriebe (GflSalmoV), Schluckimpfung für Geflügel
Shigella spp.
S. boydii
S. dysenteriae
S. flexneri
S. sonnei
AB Toxin!
Pathogenese
Shigellen müssen zuerst die M Zellen Zellen (Peyer Plaques) überwinden
Können dann in die Epithelzellen eindringen
Anschließend wandern sie von Zelle zu Zelle
Daraufhin intrazelluläre Vermehrung
→ führt zu Schädigung der Epithelzellen und zu Nekrosen
Ungehindertes Eindringen der Shigellen und weiteres Ausbreiten
Typisch für die Shigellose ist die Darmulzeration mit Blutungen und schmerzhaftem Stuhldrang (Tenesmen).
Weltweites Vorkommen (99% der Todesfälle in Industrieländern)
Hauptreservoir ist der Mensch
Transmission:
fäkal-oral: Mensch zu mensch oder kontaminierte Nahrungsmittel
oro-anal: bes. bei Risikogruppen MSM
Niedrige Infektionsdosis (ca. 100 Bakterien reichen)
aber auch niedrige Tenazität (Wiederstandsfähigkeit)
Höchste Inzidenz bei inder <5 und Erwachsenen zwischen 25 und 39 (Risikogruppe MSM)
Diarrhoe, Ulzerationen im Colon, Tenesmen (Cave: Kolonperforation)
Inkubationszeit: ca. 1 - 3 Tage
Bakterielle Ruhr: akute, zunächst wässrig-schleimige Diarrhoe, nicht selten Erbrechen, in ca. 25% der Fälle blutig (oft mit Fieber), Tenesmen
Trotz Invasion bleiben Shigellosen praktisch immer lokalisiert in Colon und Rektum, Dissemination <0.5% (v.a. unterernährte Kinder)
Komplikationen: Colonperforation mit Peritonitis, postinfektiöse Arthritis
Shigella spp. - Shigella dysenteriae
S. dysenteriae (v.a. Serotyp 1) aufgrund der Expression des Shiga-Toxins mit HUS und schweren, komplikativen Verläufen assoziiert
HUS = Hämolytisch-urämische Syndrom
Bildung von kleinen Blutgerinnseln im ganzen Körper
Blockieren die Blutversorgung lebenswichtiger Organe
Diagnostik - Agar
Diagnostik Methodik
im positiven Fall Anzucht auf selektivem Indikatornährboden (XLD-Agar)
Bestätigung der Gattung Shigella biochemisch
MALDI-TOF kann Shigella spp. nicht zuverlässig von E. coli unterscheiden!
Serotypisierung und Resistenztestung mittels VITEK
Im Fall einer Shigellose immer eine antimikrobielle Therapie!
Prävention
Hygienemaßnahmen!!
Dauerausscheidertum nach Shigellose deutlich seltener als nach überstandener Salmonellose
Yersinia species
Spezies
Invasion der M Zellen
Invasion benachbarten Epithelialzellen und Angriff der Macrophagen
Krankheitspektren
Darmpathogene Yersinien
Weltweites Vorkommen
Erregerreservoir
Y. enterocolitica: Nutzvieh und Haustiere
Y. pseudotuberculosis: Wildtiere (Zoonose)
Transmission: fäkal-oral meist durch kontaminierte Nahrung
v.a. Rohmilcherzeugnisse, unzureichend gegartes Fleisch
oder Wasser (cave: Erreger kann sich auch im Kühlschrank vermehren)
Y. enterocolitica verursacht >90% der Yersiniosen in Deutschland
Y. pseudotuberculosis ca. 0.5 - 1% (gehäuft in kalten Monaten)
98% der Yersiniosen treten sporadisch auf, Ausbrüche sind möglich, aber selten trotz der hohen Tenazität
Höchste Inzidenz bei Kindern <5 Jahren
Y. enterocolitica
Inkubationszeit: ca. 3 - 7 Tage,
Enterocolitis mit Diarrhoe, abdominellen Schmerzen, Fieber
Dauer bis zu 3 Wochen
bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mesenteriale Lymphadenopathie mit Appendizitis-ähnlichen Be- schwerden (Pseudoappendizitis), i.d.R. selbstlimitierend
bei Erwachsenen auch Pharyngitis mit grippalen Symptomen möglich
bei Immunsupprimierten gelegentlich septische Absiedelungen (v.a. Leber)
Y. pseudotuberculosis
Mesenteriale Lymphadenopathie (Pseudoappendizitis)
mit gelegentlicher Diarrhoe
am häufigsten bei 6 bis 18 jährigen männlichen Patienten
Y. enterocolitica und Y. pseudotuberculosis
Post Infektion
beide: in ca. 10 - 30% der Fälle Yersinien-assoziierte Folgeerkrankungen durch parainfektiöse, immunologische Phänomene
treten innerhalb von Tagen - Wochen nach Infektion auf
Beispiele:
Reaktive Polyarthritis (v.a. HLA-B27-positive Patienten)
Erythema nodosum
Morbus REITER (Arthritis, Urethritis / Balanitis, Konjunktivitis / Uveitis, ggf. Keratodermie)
Myokarditis
Diagnostik
im positiven Fall Anzucht auf selektivem Indikatornährboden (CIN-Agar), ggf. nach Kälteanreicherung in Nährbouillon (Vermehrung bei 4°C)
Bestätigung der Gattung: mittels MALDI-TOF
Resistenztestung: VITEK und ggf. Serotypisierung für epidemiologische Zwecke
Folgeerkrankungen: Antikörpernachweis aus Serum (IgA und IgG)
Diagnostik - Agar Wahl
CIN Agar = Cefsulodin-Irgasan-Novobiocin-Agar
Salmonellen, Shigellen, Yersinien
Vibrionen
Gattung Vibrio enthält mehrere humanpathogene Spezies wie z. B.
Vibrio cholerae
Vibrio parahaemolyticus
Cholera toxin - Pathogenese
Wirkmechanismus Cholera Entertoxin: AB Toxin
bindet über B-Untereinheiten an Enterozyten
Aufnahme in Zielzelle mittels Endozytose
katalytische A1-Untereinheit vom Rest des Toxins abgespalten und ins Zytosol der Zelle transportiert
durch Reduktion der Disulfidbrücke
A1 UE hemmt die GTPase Funktion der Gαs-Untereinheit
G Protein bleibt somit dauerhaft aktiviert → Adenylatcyclase ↑
Adenylatcyclase ↑ = second messenger cAMP ↑
cAMP ↑ = vermehrter Einbau von CFTR-Chloridkanal in die ZM
CFTR-Chloridkanal ↑ = erhöhter Cl- Verlust
Krankheitsspektren mit Vertretern
Verursacht entweder Cholera oder Infektionen oder Sepsis
Epidemiologie (Vorkommen, Erregerreservoir, Infektionsdosis)
in Süß-, Brack- und Salzwassern >15°C
insb. V. cholerae in industrialisierten Ländern selten
Erregerreservoir: u.a. wirbellose Meerestiere
Infektionsdosis: hoch von ca. 10^8 - 10^10 Bakterien
empfindlich gegenüber dem sauren Milieu (Magen)
Vermehrung erst im alkalischen Dünndarmmilieu
Epidemiologie (Transmission der versch. Vertreter)
Ingestion erregerhaltiger Lebensmittel
v.a. V. mimicus, V. parahaemolyticus, V. vulnificus durch rohe Austern, rohen Fisch)
Fäkal-oral durch kontaminiertes Trinkwasser
v.a. V. cholerae
Inokulation in Verletzungswunden
v.a. V. vulnificus, V. [Photobacterium] damselae z.B. nach Tritt auf Seeigel
Vibrio cholera
V. cholerae
Inkubationszeit: 3 - 72h
Plötzliche reiswasserartige, sekretorische Diarrhoen
Hoher Flüssigkeitsverlust bis 200 ml/kg, ca. 20 l/d
Erbrechen, Dauer ca. 5 Tage
Folgen:
massive Exsikkose
Elektrolytentgleisungen mit Muskelkrämpfen
Herzrhythmusstörungen
Azidose
Hypovolämischer Schock
Klinisches Spektrum: von asymptomatischem Verlauf bis fulminantem Tod innerhalb von Stunden
Vibrio: alginolyticus/ parahaemolyticus/ vulnificus
V. alginolyticus
Ohr- und Wundinfektionen nach Salzwasserexposition
selten schwere bakteriämische Verläufe (Immunsupprimierte)
V. parahaemolyticus
häufigste Ursache von lebensmittelassoziierten Infektionen in Asien
insb. nach Verzehr roher Meeresfrüchte
schwere Verläufe selten
V. vulnificus / V. [Photobacterium] damselae
Wundinfektionen im Zusammenhang mit Meerwasser
Sepsis mit schlechter Prognose (Letalität >50%)
Vibrionen spp.
Cholera und Enteritiden: nativer Stuhl
Wundinfektionen: natives Material (z.B. Aspirat, Biopsat) oder Abstriche (diagnostisch qualitativ i.d.R. weniger hochwertig)
Systemische Infektionen: Entnahme von Blutkulturen (mind. ≥2 Pärchen); Stets zusätzlich Material vom primären Fokus (z.B. Stuhl oder Wundabstrich, usw.).
Cave: Viele Vibrionen, auch V. cholerae, sind extrem austrocknungsanfällig, sodass der Transport ins Labor zügig und in geeigneten Transportmedien erfolgen muss. Ggf. kann bereits das native Material in alkalischem Peptonwasser angereichert werden.
Diagnostik - Verfahren
Cholera und Enteritis:
im positiven Fall: Anreicherung in alkalischem Peptonwasser
dann Anzucht auf selektivem Indikatornährboden (TCBS-Agar)
Agglutination verdächtiger Kolonien mit Antiserum (anti-V. cholerae)
Biochemische Bestätigung (kein MALDI-TOF)
ggf. Resistenztestung je nach Species
Wundinfektionen, Sepsis: Kulturnachweis auf Universal- und zusätzlichen Selektivnährmedien je nach Lokalisation / Art der Infektion
Diagnostik - Agar Auswahl
TCBS-Agar („thiosulfate-citrate-bile-salt“-Agar)
Thiosulfat: Hemmung der gramnegativen Begleitflora im Stuhl
Citrat: Hemmung der gramnegativen Begleitflora im Stuhl
Ochsengalle: Hemmung der grampositiven Begleitflora im Stuhl
Thymolblau / Bromthymolblau: pH-Indikatoren
Saccharose: führt bei Verstoffwechsleung zu pH-Umschlag
wird V. cholerae und V. alginolyticus verwertet = gelbe Kolonien
andere (V. parahaemolyticus und V. vulnificus) fermentieren keine Saccharose = blau-grün
Hygiene und Schutzmaßnahmen
Allgemeine Basis- und Lebensmittelhygiene
Infektionsdosis von V. cholerae mit 10^8 - 10^10 Keimen extrem hoch, daher hocheffiziente Maßnahmen!
Vermeidung von Verletzungen mit Meerwasserkontakt
Prophylaxe
Dukoral
oraler Totimpfstoff mit inaktivierten Vibrionen, zwei Dosen Suspension oder Brausegranulat innerhalb von zwei Wochen
Effektivität ca. 50 - 60%
Campylobacter spp.
Klinikspektren
Erregerreservoir: v.a. Nutztiere aber auch Haustiere wie Hunde und Katzen (Zoonose)
Ingestion erregerhaltiger Lebensmittel (z.B. nicht ausreichend gegartes Fleisch, v.a. Geflügel, nicht pasteurisierte Milch)
Infektionsdosis: variable und artabhängige
ca. 10^3 bis 10^6 Bakterien
C. jejuni ca. 500 Bakterien
In DE relevant: C. jejuni (ca. 75% der Campylobacter-Enteritiden), C. coli (ca. 10%) sowie C. upsaliensis und C. fetus
Campylobacter-Enteritis tritt gehäuft in warmen Monaten auftritt
Tenazität hoch (Wiederstandsfähigkeit), Infektionsdosis niedrig = durch Virulenzfaktoren
Inzidenz: am höchsten bei Kindern und jungen Erwachsenen (aber kein klarer Gipfel wie bei anderen Enteritiden)
C. jejuni / C. coli - Klinik
Inkubationszeit: 1 - 7 Tage
exsudativ-blutige Enteritis mit Bauchkrämpfen
blutig-schleimiger Diarrhoe
gelegentlich Erbrechen sowie Fieber
i.d.R. ausgeprägtes Krankheitsgefühl (Hospitalisation häufig)
Dauer ca. 3 - 7 Tage
Folgeerkrankungen nach Campylobacter-Enteritis:
z.B. reaktive Arthritis
GUILLAIN-BARRÉ-Syndrom / MILLER-FISHER-Syndrom
C. fetus / C. lari / C. upsaliensis - Klinik
Schwere Verläufe, Sepsis (Risikopatienten)
Guillan Barré Syndrom
Form der Polyneuropathie (Muskelschwäche)
Campylobacter Antigene ähnlich zu Antigen von Myelin
Bildung kreuzreaktiver Antikörper
Auslöser: z.B. Vorangegangene Infektionen
Materialentnahme zum direkten Erregernachweis vom Ort der Infektion:
Campylobacter-Enteritis: nativer Stuhl
Systemische Infektionen (Sepsis): Entnahme von Blutkulturen (mind. 2)
zusätzlich nativer Stuhl
C. jejuni / C. coli:
im positiven Fall Anzucht auf selektivem Nährboden (BUTZLER-Agar)
bei 42°C mikroaerophil
Identifizierung mittels MALDI-TOF
in Zweifelsfällen Hippurat-Test: C. jejuni positiv, fast alle anderen negativ)
Resistenztestung mittels E-Test (nicht automatisiert!)
C. fetus / C. lari / C. upsaliensis:
Primärer Nachweis kulturell aus Blutkultur
Diagnostik aus Stuhl zusätzlich analog C. jejuni / coli mit allerdings anderen Bebrütungsbedingungen.
BUTZLER-Agar
weil Campylobacter Peptone als Nahrungsquelle brauchen
Fleischextrakt, Pepton, Pferdeblut: Nährstoffe, Pufferwirkung durch Katalase und Superoxid-Dismutase im Blut (Detoxifikation von Radikalen und Peroxiden)
Bacitracin: Antibiotikum, Hemmung der gram positiven Begleitflora im Stuhl
Cefazolin: Erstgenerationscephalosporin, Hemmung der grampositiven Begleitflora im Stuhl
Colistin: Antibiotikum, Hemmung der gramnegativen Begleitflora im Stuhl
Cycloheximid: Antimykotikum, Hemmung der fungalen Begleitflora im Stuhl
Novobiocin: Antibiotikum (Gyrasehemmer) zur Hemmung der gramnegativen Begleitflora im Stuhl
c. Jejuni auf Butzler agar
Hygienemaßnahmen
Instruktion und Überwachung von Dauerausscheidern (betrifft i.d.R. nur schwer immunsupprimierte Patienten wie z.B. AIDS-Patienten)
Helicobacter pylori
H. pylori durchdringt die Mucin Schicht
Wenn Mucin beschädigt kann Magensäure darunterliegende Magenschleimhaut angreifen
ca. 50% der Weltbevölkerung ist kolonisiert
etwa 10% davon zeigen Pathologien
Haupterregerreservoir: Mensch
Transmission: oral-oral oder fäkal-oral
Infektion erfolgt meist in der frühen Kindheit und wird oft von Mutter auf Kind übertragen
Verlauf der natürlichen H. pylori Infektion
Asymptomatische Kolonisation ist häufig (ca. 85% der Fälle)
in ca. 5 - 10% der Fälle kommt es nach einer chronischen Gastritis mit Dyspepsie zur Entwicklung von Magen- und / oder Duodenalulcera
Komplikationen: Adenokarzinom und MALT-Lymphom des Magens
Invasive und nicht invasive Verfahren zur Verfügung
die unterschiedliche Sensitivitäten und Spezifitäten besitzen
≥2 Wochen vorher keine Protonenpumpeninhibitor (PPI)
≥4 Wochen vorher keine H. pylori-wirksame antimikrobielle Therapie
Urease Nachweis
Für Diagnose sollten zwei positive Testergebnisse vorliegen
Ausnahmen: H. pylori-Nachweis bei 1. bestehendem Ulcus duodeni, 2. histo- logisch chronisch-aktiver Gastritis, 3. positiver Kultur)
Üblicherweise: 13/14C-Nachweis in Atemluft, Urease-Nachweis aus Biopsie
= Verstoffwechselung von H. pylori
Harnstoff wird eingeatmet, wenn H. pylori vorhanden dann spaltet Urease den Harnstoff und stößt CO2 mit Marker zusammen aus (Marker nicht im normalerweise im Körper vorhanden)
Kultureller Nachweis aus Biopsie
Indikation: Resistenztestung nötig (nach zweimaligem Therapieversagen)
Niedrige Tenezität erfordert spezielles Tranportmedium Port-PYL®
Außerdem: Kulturelle Anzucht auf Spezialnährboden PYL- Agar®
Mikroaerophil bei 37°C für mindestens 72h
Identifizierung mittels Mikroskopie plus Basisreaktionen (Katalase+, Oxidase+, Urease+) und MALDI-TOF, Resistenztestung mittels E-Testen
Antigen aus dem Stuhl
Antigennachweis aus Stuhl kann zur Erfolgskontrolle nach antimikrobieller Therapie eingesetzt werden
zwischen Therapie und Antigennachweis sollten mindestens 4 - 6 Wochen verstrichen sein
Clostridiodes difficile
= Pseudomembranöse Enterocolitis (nosokomiale Colitis)
Produziert verschiedene Exotoxine: Enterotoxin A und Zytotoxin B
führen zu einer Zerstörung der Epithelzellen der Darmschleimhaut
Adhäsine, welche die Bindung an das Darmepithel vermitteln
weitere Exoenzyme zur Invasion und Gewebedestruktion
Sporen ubiquitär in der Umwelt
Erregerreservoir: ua. Gastrointestinaltrakt von Tier und Mensch
hohe asymptomatische Kolonisationsrate bei Kindern
Transmission: fäkal-oral über die Aufnahme von Sporen
Extrem niedrige Infektionsdosis (hohe Ausscheidung) - gefährlich
dh. hohes Ausbruchsrisiko insb. nosokomial
Höchste Inzidenz schwerer Verläufe bei Alter vom >79
Klinik - Formen und Risikofaktoren
Antibiotikaassoziierte Diarrhoe (gestörte Kolonisationsresistenz)
bis vier Wochen nach Therapie
v.a. mit Cephalosporinen der dritten Generation, Chinolonen, Clindamycin und Clavulansäure/β-Lactamkombinationen (4C)
oft Rezidive
Pseudomembranöse Enterocolitis
selten, schwere Verläufe mit hoher Letalität (ca. 10%)
verursacht durch hypervirulente Ribotypen (z.B. O27)
Cave: toxisches Megacolon
Risikofaktoren: Alter und Unterbringung in Pflegeheim, Hospitalisierung in den letzten drei Monaten, Antibiotikatherapie, PPI-Einnahme
Schwerer Verlauf = Leukozytose ≥ 15G/l und ein Serumkreatinin ≥ 1,5 mg/dl
Diagnostik - Bestätigungstests
Stufendiagnostik
dh. Initialtest mit folgenden Bestätigungstests
Initialtest: GDH-EIA
Bestätigungstest z.B. Toxin-EIA, Toxin-Gen-PCR, oder Kultur
PCR-Nachweis des cdtB-Gens aus Stuhl
Vorteil: schnelles Ergebnis, hervorragender negativ prädiktiver Wert
Positives Ergebnis muss, wie immer und insb. bei PCR-Verfahren, mit der Symptomatik korreliert werden
Kultur
Kultureller Nachweis aus Stuhl schwierig („difficile“) und langwierig
Voraussetzung für die Resistenztestung mittels E-Test z.B. bei Therapieversagen sowie für die Ribotypisierung (Referenzlaboratorien)
Bebrütung unter anaeroben Bedingungen auf Selektivnährmedium
z.B. Cycloserin Cefoxitin Fructose-Agar, CCFA für ≥72h
Aussehen der Kolonien!
Vancomycin und Metronidazol
Therapie bei Rezidiven
Hohes Therapieversagen mit hoher Rezidivrate
Fidaxomicin p.o. für 10 Tage
Stuhltransplantation (Wiederherstellung der physiologischen Darmflora)
Hygienemaßnahmen unter nosokomialen Bedingungen
Darmpathogene Parasiten
Protozoa → Flagellata → Lamblia species
Protozoa → Sporozoa → Cryptosporidium parvum
Protozoa → Amoebozoa → Frei lebend/ Intestinale Amoeben
Parasiten
Eigenschaften
Flagellata
Allgemeine Eigenschaften
Eukaryonten Zellen
Eine oder mehrere Flagellen (Geißeln)
dienen der Fortbewegung
Fast alle Flagellaten teilen sich longitudinal
Lamblia duodenalis
Trophozoi = aktive vegetative Form eines Protisten
Entwicklungszyklus
Weltweites Vorkommen (warme, feuchte Länder > kalte Länder)
Häufigste Darmparasitose
eine der häufigsten Ursachen für Diarrhoen (ca. 280 Mio. Neuinfektionen pro Jahr weltweit)
Deutschland: häufigste Protozoeninfektion bei Tropenrückkehrern
v.a. Indien, Spanien, Kolumbien, Ägypten, Italien Türkei
Inzidenz 2020: 2,0 / 100.000 Einwohner
Zoonose: Vorkommen beim Menschen und bei Tieren (z.B. Hunde und Rinder)
Zwei Inzidenzgipfel bei Kindern und jungen Erwachsenen
Nicht invasiver Parasit des Dünndarms
Anhaftung an das Darmepithel über die Haftplatte
Induktion einer Barriere und Resorptionsstörung
Infektion: fäkal-oral mit ca. 10 Zysten v.a. Nahrung, Trinkwasser, infiziertes Tier
Inkubationszeit: 7 - 10 Tage (asymptomatische Verläufe häufig)
Symptome:
Schaumig wässrige Diarrhoe
Steatorrhoe
Meteorismus
bis hin zu Malabsorption mit Gewichtsverlust
bei Immunsuppression bzw. schwerem Befall: selten Cholangitis / Pankreatitis
PCR-basierte Diagnostik für Ausschlussdiagnostik
insb. im negativen Fall schneller
durch hohen negativ prädiktiven Wert hervorragend
Bei positivem PCR-Befund insb. bei unspezifischer Anamnese:
anschließende Mikroskopie, die im positiven Fall zur Be
trägt zur Bestätigung und Relevanz des PCR-Befundes bei
Diagnostik - PCR Ablauf
Diagnostik - Mikroskopischer Nachweis Ablauf
Nativer, Stuhl (i.d.R. breiig oder flüssig) → enthält v.a. Zysten
oder frischer, warmer Duodenalsaft (sedimentiert) → enthält v.a. Trophozoiten)
Native Mikroskopie (ggf. Zusatz von Iod für Abgrenzbarkeit von Parasitenstrukturen)
Anreicherungsverfahren (SAF-Anreicherung) für parasitäre Strukturen im Stuhl zur Steigerung der Sensitivität
Metronidazol (Clont®) p.o. für 7 Tage oder Paromomycin p.o. für bis zu 10 Tage
bei Therapieversagen: Albendazol p.o. für 5 Tage, oder Nitazoxanid (Alinia®) p.o. für 3 Tage
Expositionsvermeidung (kontaminierte Lebensmittel, Wasser, Tierkontakt)
Meldepflicht nach §7 IfSG
Sporozoa
Allgemeine Merkmale
Cryptosporidium parvum
Oozysten weltweit ubiquitär in der Umwelt verbreitet
Reservoire v.a. Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, seltener Hunde oder Katzen
humanpathogene zoonotische Cryptosporidien (C. parvum)
Mensch einziges Reservoire für C. hominis; Anthropozoonose
Transmission fäkal-oral (z.B. kontaminiertes Wasser
Niedrige Infektionsdosis (ca. 101 - 103 Oozysten)
bis zu 3% asymptomatische Ausscheider
deutlich höhere Prävalenz in Entwicklungsländern als in Industrieländern
Inkubationszeit: ca. 7 - 10 Tage
Variable Verläufe (asymptomatisch bis hin zu massiven, wässrigen Diarrhoen)
Wässrige Diarrhö
Abdominelle Schmerzen
Übelkeit
ggf. Fieber
bei Immunkompetenten i.d.R. Sistieren der Symptome nach 1 - 2 Wochen
bei Immunsupprimierten chronische und vital bedrohliche Verläufe mit hohem Flüssigkeitsverlust und extraintestinalem Befall möglich
Molekularbiologischer Erregernachweis: PCR aus Stuhl als sensitivstes Nachweisverfahren (Ausschlussdiagnostik)
Direkter, mikroskopischer Erregernachweis:
Oozysten-Nachweis im Ziehl-Neelsen gefärbten Stuhl nach positiver PCR
Therapie/ Prävention/ Prophylaxe
Pathogene frei lebende Amöben
insb. in feuchten Umgebungen (Seen, Tümpel, Badegewässer), Erde und Staub
Infektionen sind selten, aber hohe Morbidität und je nach Gattung hohe Mortalität
in Deutschland i.d.R. Infektionen mit Acanthamoeba spp. durch kontaminierte Kontaktlinsenspülflüssigkeit
oft beherbergen die Amöben Bakterien → begleitenden bakteriellen Infektionen führen
Naegleria floweri
Klinik, Diagnostik, Therapie
Acanthamoeba, Balamuthia species
Intestinale Amoeben
Systamatik
Entamboeba
Mikrobiologische Eigenschaften (Morphologie)
insb. Tropen und Subtropen (v.a. schlechte hygienische Verhältnisse)
Wirt: Mensch (auch einige Affenarten)
Häufige Protozoen-Infektion
ca. 10% der Weltbevölkerung infiziert oder asymptomatische Ausscheider
in Deutschland i.d.R. importiert
Zeit zwischen Infektion und klinischer Symptomatik (v.a. Leberabszesse) in manchen Fällen Monate bis Jahre betragen kann
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