die Anfänge (Sonder)pädagogische Förderung blinder und sehbeeinträchtigter Schüler
es gibt eine mehr als 200-jährige Geschichte der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik
—> 1804 Gründung der Kinderblindenschule in Wien
—> 1829 Blindenpunktschrift
seit mehr als 40 Jahren gibt es die integrative Beschulung von blinden und sehbehinderten Schülern
—> beginnend im Gymnasialbereich, dann Ausweitung auf andere Schulformen
—> mittlerweile gibt es verhältnismäßig wenige Förderschulen
Was steht in der Sonderpädagogischen Verordnung Paragraph 7?
im Förderschwerpunkt “Sehen” werden Schüler gefördert mit Blindheit, einer Sehbehinderung, zerebral bedingten Sehbeeinträchtigung, massive visuelle Wahrnehmungsstörung
Blinde können gleichgesetzt werden mit Schülern, deren Orientierung trotz Sehhilfen vorrangig taktil-auditiv erfolgt
die optimale Entwicklung der vorhandenen Sehfähigkeiten soll unterstützt werden durch optische und elektronische Hilfsmittel.. zur generellen Bewältigung des Alltags
Wie werden Sehschäden klassifiziert?
so gibt es 5 Abstufungen internatioanler Klassifikation:
moderate Sehschädigung
schwere Sehschädigung
Blindheit
Blindheit mit Lichteinwahrnehmung
Blindheit ohne Lichteinwahrnehmung
dann gibt es auch noch drei Abstufen nationaler Klassifikation (durch ophtalmologische Gesellschaft):
sehbehindert: Visus von 0,3 bis 0,05 bzw. maximal 30% der Sehkraft
hochgradig sehbehindert: Visus von 0,05 bis 0,02 bzw. maximal 5% Sehkraft
blind: Visus unter 0,02 bzw. maximal 2% Sehkraft
Was sind Ursachen für diagnostizierte Sehschädigung?
genetisch bedingt:
—> z.B. Retinopathia pigmentosa (Mutation der Netzhautdegeneration) oder auch Glaukom (grüner Star)
—> in Verbindung mit chronischer Erkrankung, wie Diabetes Typ 1
prä- und perinatal:
—> Infektionen der Mutter (z.B. mit Röteln) während der Schwangerschaft
—> genetische Defekte (z.B. Fehlen des gesamten Sehapparates)
—> Traumata während der Geburt (z.B. Sauerstoffmangel)
postnatal:
—> Hirnblutungen
—> Ablösung der Netzhaut
—> Verletzungen des Auges
—> Erkrankungen (z.B. grauer Star)
--> Cerebral Visual Impairment (CVI) (größte Ursache)
…Störungen der visuellen Wahrnehmung
…das Großhirn betreffend
…häufig mit komplexen zerebralen Schädigungen bei Menschen mit mehrfacher Behinderung
Sehschädigung: Herausforderungen und Bedarfe
…es gibt eine Entwicklungsgefährdung in verschiedenen Bereichen
so in der Motorik (v.a. durch selbstiniziierte Bewegungen)
Kognition (z.B. die Begriffsbildung)
Kommunikation (v.a. nonverbale Kommunikation, frühe Eltern- Kind- Kommunikation)
Emotionalität (z.B. Tastvermeidungsverhalten, Bewegungshemmungen)
Soziabilität (z.B. Unsicherheiten bei lebenspraktischen Tätigkeiten)
…spezifisches Curriculum (Blinden- und Sehbehindertenlehrer)
Förderung des Sehens
Einsatz technischer Hilfen (z.B. Blindenstock)
Orientierung und Mobilität
…Blinden und sehbehindertenspezifische Adaption im Unterricht
Unterrichtsziele und –inhalte (z.B. bzgl. soziales Lernen)
Unterrichtsmethoden (z.B. handlungsorientierte Vorgehensweise)
Unterrichtsmedien (z.B. Brailleschrift, Einsatz assistiver Technologien)
--> barrierefreie Übertragung von Schulbüchern, Abschlussprüfungen
--> künftige Unterrichtsmaterialen nach „universal designs“ (Art. 2 UN- Behindertenrechtskonvention)
Raumgestaltung (z.B. Raumbeleuchtung, Arbeitsplatzgestaltung)
(Sonder)pädagogische Förderung hörgeschädigter und gehörloser Schüler…Wie sieht diese aus?
vorab: es ist vergleichbar mit der Entwicklung der instituinellen Bildung mit sehbehinderten und blinden Schülern
es gibt eine äußerst uneinheitliche Gruppe
—> schwerhörige Menschen
—> Wahrnehmung der Sprache/ Akustischer Reize mittels Hörgerät
—> Kommunikation vornehmlich lautsprachlich
gehörlose Menschen
—> sind primär an gebärdensprachliche Kommunikation gebunden
—> eine auditive Wahrnehmung durch Cochlea Implantat möglich (jedoch nicht vollständig kompensatorisch)
meist prälingual erworbene Hörschädigung (vor Spracherwerb)
—> Diagnostik und Erfassung in früher Kindheit mittels audiometrischer Verfahren zur Schallempfindung und Schalleitung
Was steht in der Sonderpädagogischen Verordnung Paragraph 8?
im Förderschwerpunkt “Hören und Kommunikation” wird gefördert: Gehörlosigkeit, Schwerhörigkeit, auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
Ziel: Erwerb der Lautsprache/und oder Gebärdensprache, die Entwicklung kommunikativer Strategien, Umgang mit Hilfsmitteln
alle gebärdensprachlich kommunizierenden sollen in einer Klasse je Jahrgangsstufe beschult werden
…
Wie lauten die Ursachen für Gehörlosigkeit?
genetisch
—> Gehörlosigkeit bei nur ca. 5% der Betroffenen vererbt
—> d.h. mindestens ein biologisches Elternteil ebenfalls betroffen
—> Erwerb der deutschen Gebärdensprache in der Familie
pränatal
—> Infektionen wie Röteln sowie bei Alkohol-, Drogen- und Nikotinkonsum in der Schwangerschaft
perinatal
—> Sauerstoffmangel oder ein Trauma während der Geburt
postnatal
—> Ohrinfektionen durch Borreliose, Hirnhautentzündung, Mittelohrentzündung, Mumps
—> Schädel-Hirn-Trauma, Blutungen oder Verletzungen im Innenohr (z.B. Unfall)
Gehörlosigkeit: ihre Bedarfe und Herausforderungen…
bei prälingualer Hörschädigung (Personen bezeichnet, bei denen ein Hörverlust vor dem abgeschlossenen Spracherwerb eintritt, meist vor dem 2. – 4. Lebensjahr) gibt es einen beeinträchtigten Lautspracheerwerb
—> so didaktische Berücksichtigung bei Vermittlung der Schriftsprache beachten
auch gibt es die Gefahr von sozialer Ausgrenzung, besonders an Regelschulen (hier herrscht das Gefühl von Einsamkeit, und Isolierung vom sozialen Geschehen)
barrierefreie Kommunikation
—> lautsprachlich oder gebärdensprachliche Kommunikation im Unterricht anwenden
—> hörtechnische wie räumlich akustische Ausstattung nutzen
—> so gibt es eine besondere Herausforderung bei der Gruppenkommunikation
Wie sieht die sprachliche Förderung und Sprachbildung aus?
es gibt ein extrem auseinandergehendes System sprachlicher Förderung
—> so gibt es sprachliche Beeinträchtigung
—> und sprachliche Benachteilgung
sprachliche Förderung gibt es sowohl im Unterricht als auch außerschulisch durch verschiedene Professionen
—> so gibt es außerschulische Sprachtherapien
es gibt medizinische Sprach- und Sprechheilkunde zwischen Logopädie und Patholinguistik
—> Sprechstörungen aufgrund motorischer Beeinträchtigungen (Physiologie des Sprechens)
—> Sprachentwicklungsstörung aufgrund kognitiver Beeinträchtigungen… so gibt es auch Modelle “normaler” und “gestörter” Sprachentwicklung
Sonderpädagogik: geht es um ein ganzheitlichen Blick auf Didaktik und Therapie für “sprachgestörtes Kind”
KMK 2011: “Erweiterung der sprachlichen Handlungsfähigkeit” als übergreifendes Unterrichtsziel
Was steht in der Sonderpädagogischen Verordnung Paragraph 10?
im Förderschwerpunkt “Sprache” werden Schüler gefördert mit Sprachbeeinträchtigungen
Ziel: frühzeitig kommunikationsfähig erleben, damit sonderpädagogischer Förderbedarf in der Regel beim Verlassen der Primarstufe entfallen kann
ergänzend zu den Studentafeln soll es Sprachförderunterricht geben
Zweitsprachenerwerb in der Schule…
nicht Gegenstand des sonderpädagogischen Förderschwerpunktes “Sprache”
jedoch inklusionspädagogisch sehr relevant
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