In welcher Phase findet “Achtsamkeit und Akzeptanz” statt
Phase 5: Durchführung von Therapiemethoden
Herkunft von Achtsamkeit
Achtsamkeit hat Wurzeln im Buddhismus
Lehre des Buddhismus: Unser Bewusstsein bildet sich aus diskreten Momenten, die wir durch die fünf Sinnesorgane erfahren
Thich Nhat Hanh: buddhistischer Mönch, Autor zahlreicher Bücher
Was ist Achtsamkeit?
Nichts verändern
Reine Aufmerksamkeit und scheint einfach das an, was aufsteigt
Genau wahrnehmen, was im Geist auftaucht und dann das Nächste wahrnehmen
Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Art aufmerksam zu sein
Bewusst
Im gegenwärtigen Augenblick
Ohne zu bewerten
Unterschiedliche Prinzipien, um Achtsamkeit umzusetzen
Beginners Mind: Jeden Moment wahrnehmen, als wäre es das erste Mal, den anderen neu wahrnehmen (Verzerrungen vorbeugen)
Non-Judging: Bewusst, dass man bewertet, Verknüpfung von Erfahrungen, sehr schwer nicht zu bewerten
Acceptance: Dinge so akzeptieren, wie sie sind, auch wenn es schwer ist, aktiver Akt, aktives akzeptieren, aktiv auseinandersetzen
Letting go: Festhalten nimmt uns zu sehr ein & man sieht die Lösung nicht —> von Idee loslassen —> dann Lösung
Trust: Sich selbst vertrauen, Vertrauen in seinen Körper, erst Vertrauen in sich dann in Umwelt
Patience: Geduld haben, da alles seine Zeit braucht
Non-Striving: Dinge so lassen wie sie sind, heilsam für den Moment
+ Dankbarkeit und Großzügigkeit
Der achtsame Therapeut
Aufmerksamkeit schenken und Präsenz
Affekttoleranz: ich nehme war, was ich empfinde, aber handle nicht danach
Gelassenheit und Grenzen des Helfen-Könnens
Eigene Konstrukte von jenen der Patienten unterscheiden können
Einsicht in eigene Bedürfnisse
Überwindung einer limitierenden Theoriefixierung
Lernen nicht (alles) zu wissen
Möglichkeit glücklich zu sein
Änderung der Therapeutenrolle
nicht mehr außenstehender Lehrer, sondern achtsamer Begleiter
Therapeut verkörpert das, über was er spricht, und schult selbst seine Achtsamkeit. Dies ermöglicht ihm auch eine Weiterbildung als Mensch
Achtsame Therapeuten sind die besseren Therapeuten (Studie)
Messung von Achtsamkeit
Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit
30 Items (Kurzform 14)
Indikation
Störungsunabhängig
kurze Achtsamkeitsübung (Zentrierungsübung) zu Beginn der Therapiestunde im Einzel- oder im Gruppensetting
Störungsabhängig
Angststörungen (anderer Ansatz als Konfrontation)
Depression (insb. Rückfallprophylaxe)
Onkologische Erkrankungen (Krankheitsbewältigung und sek. Psych. Störungen)
Kontraindikationen: Psychose, PTBS, Dissoziative Störung (bzw. nur erfahrener Therapeut, vorsichtig und zunächst stabilisieren)
Cave: individuelle Grenzen, z.B. sex. Missbrauch und Body Scan
Stabilisierungsübung: 5-4-3-2-1 (Yvonne Dolan)
—> Trauma: Gegen quälende Bilder und Gedanken, um ins „Hier und Jetzt“ zurückzukehren
Augen sind offen auf einen Punkt im Raum gerichtet
Benennen Sie laut oder in Gedanken fünf Dinge, die Sie sehen, hören, spüren
Danach benennen Sie jeweils vier Dinge, die Sie sehen, hören, spüren, danach drei, zwei, eine Sache
Achtsamkeit vs. klassische kognitive VT
Gemeinsamkeiten
Willentlich gelenkte Aufmerksamkeit bei der Problemanalyse
Umfassende Wahrnehmung der Gegenwart bei der Exposition
Keine Identifikation mit Gedanken und Gefühlen
Unterschiede
VT: Gedanken werden disputiert, Achtsamkeit: Gedanken werden akzeptiert und als vorübergehend wahrgenommen
Andere Therapeutenrolle
Zwei Übungsarten der Achtsamkeit
Formelle Achtsamkeitspraxis: Atemmeditation, achtsame Körperwahrnehmung, achtsames Yoga, achtsames Sitzen, achtsames Gehen
Informelle Achtsamkeitspraxis: Achtsamkeit im Alltag, als Lebensbestandteil
Manuale mit Achtsamkeitselementen
Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR; Kabat-Zinn, 1990)
Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT; Segal, Williams & Teasdale, 2002)
Acceptance and Commitment Therapy (ACT; Hayes, Strohsal & Wilson, 1999)
Dialectical Behavior Therapy (DBT; Linehan, 1996)
Mindfulness-Based Stress Reduction MBSR
Achtsamkeitsbasiertes Stressreduktionsprogramm zunächst gedacht für Patienten mit chronischem Schmerz
MBSR
Drei formelle Hauptübungen
Body-Scan (achtsame Körperwahrnehmung)
Yogaübungen
Sitzmeditation
MBSR Struktur
8 Sitzungen x je 2-3 Std. über 8 Wochen mit 6-14 und max. 30 Teilnehmern
Zusätzlicher „Tag der Achtsamkeit“
—> Achtsamer Schweigetag
—> Gehmeditation
Fast tägliche Übungen als Hausaufgabe von 45 Minuten
Vorgespräch
Die Rosinenübung
Als Einstieg in der ersten Sitzung von MBSR und MBCT
Instruktion: „Stellen Sie sich vor, dass sie so ein Objekt noch nie gesehen hätten – so als ob Sie direkt vom Mars kommen würden“. Zuerst die Rosine nur auf die Handfläche oder zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und ausführlich betrachten mit allen Details und Feinheiten, die man normalerweise „übersehen“ würde. Rosine wird dann langsam gegessen, Fokus auf Aussehen, Tasten, Geruch und Geschmack gelegt.
Herausarbeiten des Umgangs mit aufkommenden Gedanken, Herausarbeiten des Gegensatzes „automatischen“ und bewussten Essens
Aufforderung, im Alltag zumindest eine Mahlzeit achtsam zu essen
Mindfulness-Based Cognitive Therapy MBCT
Struktur
Störungsspezifisches Gruppenprogramm
Zur Rückfallprophylaxe bei rezidivierenden depressiven Störungen
Mit kognitiv-theoretischer Fundierung (MBCT vs. MBSR)
8 Sitzungen x je 2 Std. über 8 Wochen mit max. 12 Patienten
Der Body-Scan
Auf dem Rücken liegend, warmer und ruhiger Ort
Aufmerksamkeit wird durch den Körper gelenkt (von linkem Fuß bis zur Schädeldecke)
Aber ohne Entspannungsinstruktion
Bei Auftreten unangenehmer Empfindungen: diese achtsam wahrnehmen
Aufmerksamkeit auf Atem lenken
Yoga Übungen
Körperorientierte Meditationsmethode
Einfache Yoga-Übungen
Es gibt kein Ziel zu erreichen
Achtsames Wahrnehmen der Gedanken
MBCT
8 Sitzungen
Autopilot im Alltag
Umgang mit Barrieren
Achtsamkeit auf den Atem
im Hier und Jetzt bleiben
Zulassen/ Dinge so sein lassen, wie sie sind
Gedanken sind keine Tatsachen
Wie kann ich mich am besten um mich selbst kümmern?
Einsatz der neu gelernten Dinge auch zukünftig
—> Jedes Mal: Body Scan und Atemmeditation
Distanzierungstechniken:
Metaphern benutzen (Gedanken als Wolken, die vorbeiziehen)
Erweiterung des Blickwinkels und Einnehmen einer neuen Perspektive (Gedanken benennen)
Übung: Reflexionsfragen
Welche Dinge tue ich in meinem Alltag, die mir guttun und die mich nähren?
Was tue ich in meinem Leben, das meine Möglichkeiten beeinträchtigt, mich ganz, gelassen und in Kontakt mit dem gegenwärtigen Augenblick zu erleben?
Wie kann ich Dinge, die mir guttun, häufiger tun?
Wie kann ich Dinge, die mich destabilisieren, am besten weniger oft machen?
Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Allgemeines
Begründerin: Marsha M. Linehan (geb. 1943)
Anwendungsgebiet: Borderline PS
Genau zwischen Akzeptanz und Veränderung
Fertigkeiten der inneren Achtsamkeit
Was-Fertigkeiten (was kann ich achtsam tun): wahrnehmen, beschreiben, teilnehmen
Wie-Fertigkeiten (wie kann ich das tun): akzeptierend/nichtbewertend, konzentriert, wirkungsvoll (nur eine Sache machen)
Theoretische Kernannahme
Biosoziale Theorie der BPS – Personen mit einer BPS haben eine vermutl. biologisch fundierte erhöhte emotionale Vulnerabilität. Zusammen mit einem invalidierenden Umfeld führt dies zu maladaptiven und inadäquaten Strategien im Umgang mit Emotionen und zu emotionaler Dysregulation
Vier Module des Skilltrainings
Innere Achtsamkeit
Stresstoleranz
Gefühlsregulation
Zwischenmenschliche Beziehungen
welche Skills gehören zu welcher Anspannung
Radikale Akzeptanz
Wenn sich die Situation nicht ändern lässt
Wenn die Gefühle stimmig sind (nicht änderbar)
—> Die Situation und unsere Reaktion darauf annehmen, wie sie sind, ohne dass sie verändert werden kann
—> Emotionales Reagieren, ohne zu handeln
Akzeptanz- und Commitment- Therapie (ACT)
Steven C. Hayes (geb. 1948)
Accept – Choose – Take action
Indikationen
Depressionen
Angst- und Zwangsstörung
Trichotillomanie
Suchterkrankung
Epilepsie
Sprache reicht aus, um menschliches Leid zu erzeugen (Relational Frame Theory)
Der Teufelskreis
Klienten vermeiden bzw. kontrollieren bestimmte Aspekte des Erlebens, wie z.B. Angst. Sie wollen diese bewältigen oder wegmachen
Aber je mehr gegen die Angst angekämpft wird, desto mehr dominiert sie das Leben (Teufelskreis)
Schöpferische Hoffnungslosigkeit
Bereitschaft, sich mit völlig neuen Methoden und Wegen auseinanderzusetzen, wenn erkannt wird, dass die alten versagen
Kognitive Defusion
Klienten müssen lernen, ihre Gedanken (Gefühle und Bewertungen) als Beobachter zu betrachten (mittels Achtsamkeitsübungen)
Therapieziel
Viele Klienten wissen nicht mehr, was sie wirklich wollen
Suche nach Werten
Akzeptanz der Angst bei Erreichung höherwertiger Ziele (Werte), Anstreben von Werten und Zielen erhöht die Bereitschaft, unangenehme Gedanken und Gefühle auszuhalten
ACT vs. KVT
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