Erkrankungen des Zentralen Nervensystems
Systematik (anatomisch)
Systematik (laborchemisch)
Erreger
Eitrige bakterielle Meningitis: Altersverteilung
Neisserien: Einteilung
Vertreter mit Krankheitsspektrum
Neisserien
Mikrobiologische EIgenschaften
Neisseria meningitidis
Virulenzfaktoren
Epidemiologie
Mensch ist einziges Reservoir:
ca. 10% gesunder Personen sind im Nasen Rachen Raum kolonisiert
Transmission über oropharyngeale Sekrete nach engem Kontakt
12 Serogruppen
Feintypisierung anhand äußerer Membranproteine und Sequenztypisierung
in Europa und Nordamerika gehäuftes Auftreten
im Frühjahr (ca. 30 - 40% der Fälle/Jahr)
höchste Inzidenzen einer Meningokokkenmeningitis im 1. Lebensjahr (6/100.000) und zwischen 15. - 19. Lebensjahr, meist Einzelerkrankungen
weltweit ca. 1,2 Mio. Infektionen mit ca. 140 Tsd. Todesfällen
Altergruppe: >1 bis 9, meist im ersten Quartal, Serotyp B am häufigsten
Epidemien meist nur innerhalb des Meningitisgürtels in der Subsaharazone Afrikas (Pilgerreisen) sowie in manchen Teilen Asiens
Pathogenese
Klinik
Inkubationszeit 2 - 10 Tage
Prodromalstadium, gefolgt von Nausea, Kopfschmerzen, hohem Fieber und schwerem Krankheitsgefühl
Häufig: petechiales Exanthem, Photophobie, Meningismus, Sopor bis Koma (Stunden!)
Letalität: Meningitis ca. 1%; Spätfolgen ca. 10 - 20% (z.B. Epilepsie)
Waterhouse Freidrichsen Syndrom
ca. 1/3 der Fälle septisch
davon 10 - 15% Vollbild Waterhouse Friedrichsen Syndrom
= schwerer septischer Schock mit Multiorganversagen
außerdem: Verbrauchskoagulopathie und suprarenaler Apoplexie
Letalität bei Sepsis ca. 10%, bei Waterhouse Friedrichsen Syndrom über 30%
Klinisches Diagnostik Verfahren
Labor Diagnostik
* -> bei ausbleibendem Wachstum und weiter bestehendem klinischen Verdacht: eubakterielle PCR
Mikrobiologische Diagnostik
Die häufigsten Erreger der akut eitrigen Meningitis lassen sich mikroskopisch gut unterscheiden → Gram-Färbung!
Goldstandard: kultureller Erregernachweis
Wachstum auf Blut-, Kochblut- und Thayer Martin Agar
(= Müller Hinton Agar mit Kochblut plus Colistin, Vancomycin, Nystatin und Trimethoprim)
Identifikation biochemisch
v.a. Glucose-, Maltose-Verwertung
oder molekularbiologisch, nicht (!) mittels MALDI-TOF
Latexagglutination zur Serotypisierung (Kapseltyp)
Therapie
Initiale Therapie: Ceftriaxon i.v.
Benzylpenicillin ausschließlich bei voller Penicilin Empfindlichkeit!
Resistenztestung
ca. 40% der Meningokokken verminderte Penicillin-Empfindlichkeit
z.B. Penicilin G
Eine orale Therapie der akut-bakteriellen, eitrigen Meningitis (z.B. durch Meningokokken) ist ein Kunstfehler!
Prävention
Standardimpfung: Meningokokken C -> Konjugarimpfung
Polysaccharid + Protein
ab dem 12. Lebensmonat empfohlen
Außerdem: Indikations, Berufs und Reiseimpfung
Meningokokken ACWY: Konjugatimpfstoff
Meningokokken B: Mehrkomponentenimpfstoff
Chemoprophylaxe: Ciprofloxacin, Rifampicin, Ceftriaxon
max. 10 Tage nach engem Kontakt
Meldepflicht
Listerien
Mikrobiologische Eigenschaften
Einteilung
Pathophysiologie, Virulenzfaktoren
weltweit ubiquitär in der Umwelt verbreitete Saprophyten
v.a. Erde, Pflanzen, Tiere und daraus gewonnene Erzeugnisse
13 Serotypen
Serovare 4b, 1/2a und 1/2b am häufigsten humanpathogen
Häufig Kolonisation mit apathogenen Listerien im humanen GIT
und bei ca. 1 - 5% gesunder Erwachsener mit L. monocytogenes
Cave: vaginale Kolonisation tritt jedoch nicht ohne Krankheitswert auf)
Transmission v.a. über Lebensmittel und diaplazentar (Schwangere)
Höchste Inzidenzen einer Listeriose im 1. LJ
i.d.R. Schwangerschaftslisteriose mit Übertragung auf das ungeborene Kind
und ab 79. LJ (4,3/100.000)
Risikogruppen: v.a. Schwangere, Un- / Neugeborene, Immunsupprimmierte, beruflich Exponierte (z.B. Metzger, Landwirte), Senioren
Listeria monocytogenes
Immunkompetent:
Inkubationszeit: 8h - 6 Tage (je nach aufgenommener Erregerdosis und Eintrittspforte)
Wundinfektion; selbstlimitierende, fieberhafte Diarrhoe (Ausscheidung Monate)
Immunsupprimiert:
Inkubationszeit, 1 - 14 Tage
Grippeähnliche Symptomatik, Fieber, Krankheitsgefühl, Gefahr der Sepsis mit Befall beliebiger Organe
Neuroinvasiver Verlauf:
Eitrige Meningitis / Meningoencephalitis mit Kardinalsymptomen einer Meningitis
Kardinalssymptome: Meningismus, Phono- und Photophobie
Letalität ca. 10%
Vereinzelt ausschließlich Encephalitis
Listeriose in der Schwangerschaft
Erreger: Listeria monocytogenes
Listeriose in der Schwangerschaft: meist asymptomatisch bis unspezifisch „grippal“, Gefahr der diaplazentaren Übertragung mit Früh- / Totgeburt
Neonatale Listeriose:
Frühinfektion intrauterin mit Sepsis
ARDS innerhalb 1. Lebenswoche (Granulomatosis infantiseptica, Letalität ca. 40%);
Spätinfektion im Geburtskanal (i.d.R. Meningitis, Letalität ca. 25 - 30%)
Diagnostik
Bei Meningitis: Behandlungsablauf sowie bei N. meningitidis
Goldstandard ist der kulturelle Erregernachweis
Wachstum auf Blutagar, ggf. nach Anreicherung (z.B. Kälteanreicherung)
Identifikation mittels MALDI-TOF
Latexagglutination zur Serotypisierung (Serovare)
Feintypisierung molekularbiologisch (z.B. PFGE)
Ampicilin
Kontrinidkation für Ampicillin
Trimethoprim/Sulfamethoxazol i.v
Meropenem i.v.
Expositionsvermeidung:
Risikogruppen sollten häufige Infektionsquellen meiden
z.B. Rohfleisch oder Fisch, und Rohmilcherzeugnisse, vorgeschnittene verpackte Blattsalate
Pilze
DHS Einteilung
Sproßpilze
Morphologie
Vertreter
Cryptococcus neoformans
Diagnostik und Therapie
Aktinomyzeten
EInteilung aufgrund von Sauerstoffbedarf
Ausbildung filamentöser Zellen mit echten Verzweigungen grampositive Stäbchen, keine Sporen
ZNS Relevant: Nokardien!!
Nokardien
Klinik und Therapie
Material: tiefes Atemwegsmaterial, Biopsien
Clostridium tetani
Infektionsweg und Verbreitung
Sporen sind weltweit ubiquitär im Erdboden verbreitet
werden von va. Pferden mit den Faeces ausgeschieden
in geringerem Maße auch Rindern u.a. Tieren
Voraussetzung für eine Erkraknung an Tetanus:
Vorhandensein einer Eintrittspforte
auch kleine Bagatellverletzungen
Verbreitung von Clostridium tetani v.a. in feuchtwarmen Ländern mit niedrigen Impfquoten
2016: ca. 49 Tsd. Todesfälle allein durch Tetanus neonatorum nach Infektionen der Nabelschnur
in DE aufgrund guter Impfquoten <15 Fälle / Jahr
Keine Meldepflicht, keine genaueren Daten
Tetanus
Tetanus-Neurotoxin (Tetanospasmin) wird retrograd entlang der Axone ins Rückenmark (Motoneurone des Vorderhorns) transportiert, ca. 5mm/h
Spaltung von Vesikelfusionsproteinen (SNARE-Komplexe) und Inhibition der glycin- und GABAergen NT (Hyperexzitation)
Tetanustoxin verhindert die Freisetzung der inhibitorischen Neurotransmitter Glycin und GABA (γ-Aminobuttersäure)
letale Dosis: ca. 10 ng / kg KG
Generalisierter Tetanus
Klinik/Anamnese
Nachweis des Tetanustoxins mittels Neutralisationstest im Maus-BioAssay
im Patientenserum oder Wundmaterial
ggf. zusätzlich Nachweis des Toxin-tragenden Plasmids mittels PCR am Referenzlabor
Kultureller Erregernachweis wegen der niedrigen Sensitivität kein Routineverfahren
Passive Immunisierung: humanes Tetanus-Immunglobulin i.m.
Metronidazol i.v.
antimikrobiobielle Therapie dient der Ausschaltung der Toxinquelle
hat keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung durch bereits gebundenes Toxin
Wundtoilette und supportive Maßnahmen (Intensivtherapie)
Toxoid-Impfstoff; ab 2. Lebensmonat für alle Kinder empfohlen
Auffrischung alle 10 Jahre nach vollständiger Grundimmunisierung
grundsätzlich Auffrischung bei Verletzungen und unklarem Impfstatus
(es zählt die Dokumentation im Impfpass)
Clostridium botulinum
Sporen sind ubiquitär im Erdboden und in Gewässerschlämmen verbreitet
Kolonisation des GIT von Fischen, Vögeln und manchen Säugern
Botulismus setzt die Aufnahme eines Toxins voraus, entweder durch eine Wunde, oder durch alleinige Ingestion ohne Infektion (anders als beim Tetanus!);
In DE fast ausschließlich Lebensmittel-assoziiert!
7 Serotypen (A - G) des Botulinum-Neurotoxins, wovon sich A, B, E und F am häufigsten bei Intoxikationen des Menschen finden
Botulismus
Hitzelabiles (>80°C) Botulinum-Neurotoxin wirkt an Präsynapse der motorischen Endplatte
Spaltung von Vesikelfusionsproteinen (SNARE-Komplexe) und Inhibition der Acetylcholin-Exozytose (Lähmung)
Letale i.v. Dosis: ca. 0.2 ng / kg KG
Schlaffe Parese
Klinik und Anamnese
Nachweis des Botulinumtoxins im Patientenserum / Wundmaterial mittels Neutralisationstest im Maus-BioAssay
zusätzlich Untersuchung von Nahrungsmitteln
Kultureller Erregernachweis aus Wundabstrichen, Stuhl, Nahrung, anaerob Bebrütung
Botulinumtoxin
Einsatz
Wirkung ca. 12 Wochen bei korrekter Dosierung (cave: iatrogener Botulismus)
Kosten für eine Injektionsflasche (200 Einheiten Botulinumtoxin A): 802,29€
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