Systemische Perspektive
Problem der einen Person = nur ein Symptom; offenbart sich hier, „Ort des Problems“ kann ganz woanders liegen und sich verschieben
Ganzes System (Umfeld) hinter der Person wird betrachtet (Herkunftsfamilie, Partnerschaft, etc.)
Auch „Dinghaftigkeit“ von Problemen wird in Frage gestellt
—> Niemand „hat“ oder „ist“ das Problem, auch Probleme sind Konstruktionen
—> Alles, was konstruiert ist, kann man auch dekonstruieren
Definition “System”
„eine beliebige Gruppe von Elementen, die durch Beziehungen miteinander verbunden und durch eine Grenze von ihren Umwelten abgrenzbar sind.“
Konstellation, in der Menschen zusammenkommen
Evtl. Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Mitgliedern
Statusunterschiede/ Rollen
Abhängigkeit ohne Machtgefälle durch Zusammenleben und Grundbedürfnis
System kann auch Einzelperson sein (z.B. System der inneren Anteile)
Dynamische Komplexität
Eigenschaften des Systems resultieren aus Interrelationen und Interaktionen von Systemelementen
Jeder Teil kann ganzes System beeinflussen
Selbstorganisierend
Verändert sich ein Element —> Nebenwirkungen im ganzen System
Systemische Therapie Definition
psychotherapeutisches Verfahren, dessen Fokus auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt
Zusätzlich zu einem oder mehreren IndexpatientInnen (=Symptomträger, oft Kind) werden weitere MitgliederInnen des für den Patienten bedeutsamen sozialen Systems einbezogen
Fokus auf wechselseitigen Beziehungen und Bedingtheiten —> Grundlage für Diagnostik und Therapie von psychischen Erkrankungen
Zirkularität
Systemdynamik erzeugt Symptom, Symptom erzeugt Systemdynamik
Z.B. Die überbehüteten Eltern verhindern, dass das Kind selbstständig werden kann und sich zutraut, Wege allein zu gehen
Unselbstständigkeit/ Unsicherheit des Kindes erfordert, dass die Eltern es behüten
Interpunktionskonflikt
Jeder sieht eigenes Verhalten „nur“ als Reaktion auf das Verhalten des anderen
Zentrale Konzepte
Erwartungs-Erwartungen
Kybernetik erster Ordnung
Kybernetik zweiter Ordnung
Gedankliche Vorwegnahme der mutmaßlichen Erwartungen von InteraktionspartnerInnen
Was erwarte (glaube) ich, was andere von mir erwarten oder wie sich sich mir gegenüber verhalten
Beispiel: Geschichte vom Mann mit dem Hammer (Watzlawick)
Kybernetik 1. Ordnung (1950er bis 1970er Jahre)
Wie können Systemparameter unter wechselnden Umweltbedingungen konstant gehalten werden
Homöostase: Systemgleichgewicht
Vorstellung eines idealen Gleichgewichtszustands, der für diese Familie funktional ist
Symptome und Symptomträger haben die Funktion, den Status quo zu stabilisieren, wenn der Gleichgewichtszustand bedroht ist
Therapeuten können Regeln und Muster beschreiben, das System beeinflussen und verändern —> Regisseur
Kybernetik 2. Ordnung (ab 70er Jahre)
Begriff der Homöostase wird ersetzt —> neuer Fokus: Wie sich Systeme verändern
Entwicklung von Theorien über Beobachter, die ein System beobachten: berücksichtigt also das Subjekt des Beobachters
—> Beobachter erschafft und konstruiert das Familiensystem —> ohne seine Sicht gäbe es dieses System nicht
Aufmerksamkeitsverschiebung in Richtung derjenigen Prozesse, die System-veränderung und Systementwicklung bewirken
Kybernetik 2. Ordnung
Selbstorganisation
wie können sich Systeme selbst organisieren ohne ordnenden Therapeuten
Chaostheorie
etwas muss in Bewegung kommen, damit neues entstehen kann
Dissipative Strukturen
in einem System existiert nur Stabilität, wenn man sich öffnet für Wandel und Störungen
Autopoiese
Fokus auf der strukturellen Autonomie von Systemen und der Fähigkeit zur Selbstorganisation, Verzicht auf normative Vorgaben/ Ziele
Grenzen der therapeutischen Einflussnahme
Betont werden das Potential und die Ressourcen, die dem System zugehörig sind
Dadurch, dass Beobachter Teil des Systems wird, werden Bewertungen wie richtig oder falsch relativiert —> alternativ: wie angemessen/sinnvoll ist die Sicht der Wirklichkeit und das Handeln
Therapeutische Haltung
Therapeut nicht Experte sondern Frager und Sucher
Interesse für Wirklichkeit des Klienten
Neugierde auf das einmalige System
Respekt vor den Annahmen und Überzeugungen jedes Mitgliedes des System
Ziel
Symptommfördernde Interaktionen, einschränkende Erzählungen und nicht funktionierende Lösungsansätze hinterfragen und auflösen
neue Wahrnehmungen ermöglichen
Neu-Konstruktion anregen
Menschenbild
Humanistische Psychologie
KlientIn ist Experte für sein/ihr Leben
Die aktuellen Bewältigungsversuche sind das Beste, was aktuell zur Verfügung steht
Verzicht auf Deutung, lieber offenes Nachfragen
Wirklichkeit: Ergebnis sozialer Konstruktion und nicht objektiv
Veränderung: unvermeidlich, geschieht in kleinen Schritten, die weitere Veränderungen bewirken
Wesentlich für Wohlbefinden ist, dass Veränderung von anderen im System wahrgenommen wird
Hintergrund Konstruktivismus: Axiome von Watzlawick
Man kann nicht nicht kommunizieren
Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Kommunikationsabläufe werden von den Beteiligten unterschiedlich strukturiert
Kommunikation nutzt digitale und analoge Modalitäten
Kommunikation verläuft entweder symmetrisch oder komplementär
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