Leberzirrhose - klinische Zeichen
können gerade im kompensierten Stadium fast nicht vorhanden sein
Leberhautzeichen: Spider naevi, Caput medusae, Palmarerythem, Bauchglatze, Lacklippen, Leukonychie(weißfärbung nägel)
Aszites bauch (fortgeschritten)
Muskelschwund (Sarkopenie)
Gynäkomastie
Bei hepatischer Enzephalopathie: Kognitive Verlangsamung, Durchschlafstörung, Tagesmüdigkeit, grobschlägiger “flapping tremor” der Hände
Komplikationen der Leberzirrhose
Aszites
Hepatorenales Syndrom (HRS)
Spontan bakterielle Peritonitis (SBP)
Varizenblutung
Akut-auf-chronisches Leberversagen
Hepatische Enzephalopathie, HCC, Abwehrschwäche, Infekt.
Leberzirrhose - Prognose
dramatisch erniedrigte Lebenserwartung
Prognoseabschätzung anhand MELD Score
1-Jahres Mortalität von 20%; wenn Aszites dazukommt +20; wenn Blutungen noch dazu +57%
Wdhlg MELD Score
-> Einstufung Schwere von Lebererkrankungen; Priorisierung bei Transplantation
Gesamt-Bilirubin (Bilirubin in mg/dl)
INR (international normalized ratio)
Serumkreatinin (Kreatinin in mg/dl)
Serumnatrium (in mmol/l)
MELD-Score =10 * (0,957 * ln(Kreatinin) + 0,378 * ln(Bilirubin) + 1,12 * ln(INR) + 0,643)
mögliche Werte: 6-40
je niedriger desto höhere Mortalität
Portale Hypertension / Dekompensation
Dekompensierte Leberzirrhose - Kreislauferkrankung
1) Leberschädigung/ Pfortaderhochdruck -> Stau Blut vor der vernarbten Leber
-> 2) Vermehrte Durchlässigkeit Mukosabarriere des Darms
für bakterielle Bestandteile (PAMPS)
-> werden in Pfortaderblut übertragen
3) Durch Leberschädigung Freisetzung von DAMPS
-> PAMPS und DAMPS proinfl., aktivieren Immunsystem
4) Freisetzung von ROS + proinfl. Zytokinen,
-> hämodynamische Veränderung:
splanchnische Vasodilatation und inad.
Auswurf des Herzen
5) effektive arterielle Hypovolämie
6) uu RAAS und Sympathikotonus
7) Natrium und Wasserretention
häufigste Dekompensation der Leber: Inzidenz 5-10% der Patienten pro Jahr
Aszites = schwer krank!
schlechte Prognose: Mortalität
Zirrhose vtwlt für 80% der Aszitesfälle
DD: Malignom, TBC, nephrotisches Syndrom, Herzins.
MERKE:
Serum-Aszites-Albumin-Gradient (SAAG)
= Serumalbumin - Aszitesalbumin
SAAG > 11g/l -> Portal-hypertensive Genese in 97%
Aszites - Parazentese
Parazentese bei Erstdekompensation, Aszites-Progredienz, Spannungsasiztes
Rotes Röhrchen zur Granulozytenzählung* und Mikrobiologie (Kultur)
Bei Erstmanifestation außerdem: Zytologie, SAAG
Prävention der zirkulatorischen Dysfunktion: 6-9 g Albumin / Liter Aszites i.v. wenn > 5 Liter Aszites punktiert -> verhindert Nierenversagen
weil: Aszites Granulozyten>250/mm3 -> Spontan bakterielle Peritonitis (PBS)
Aszites - Stufentherapie
Stufe 1
Natriumrestriktion (max 5g/d)
nicht durch kontrollierte Studien belegt aber sinnvoll da Natrium Wasser zieht aber cave Patienten meist schon unterernähr
ggf Flüssigkeitsrestriktion: max 1,5 l/d bei Na <125mmol/l
Ausreichend eiweißhaltige Ernährung (1,2-1,5g/kgKG) und Energiezufuhr (30-35 kcal/kg/d)
Aszitespatienten sehr gefährdet für Sarkopenie
Stufe 2
Initial Spironolacton, Erhöhung alle 3-7 Tage, Zusätzlich Schleifendiuretika, z.B. Furosemid, Torasemid
Diuretika pausieren bei Serum-Natrium <125mmol/l, Nierenversagen, HE!
Keine Vaptan-Langzeittherapie bei Hyponatriämie und Aszites! Steigert Mortalität!
MERKE
Sarkopenie Risikofaktor für schlechtes Überleben
-> Spätmahlzeit und Ernährungsberatung
Wdhlg Nierenmedikamente
Spironolacton
Aldosteron-Antagonist
kaliumsparendes Diuretikum
vermehrte Ausscheidung Na und Wasser
K wird behalten
Pat. Herzins. + Leberzirrhose
prim./sek. Hyperaldosteronismus
Dosierung: 25-100mg
Torasemid
Schleifendiuretikum
Niere Henle Schleife
rev. Hemmung Na/K/Cl
Hemmung Rückresorption Na -> konz. Harn -> Wasserausscheidung
Ca und Mg ebenfalls ausgeschieden
Indikationen:
Bluthochdruck, Ödeme, Herzins., Aszites, Pleuraerguss
Nebenwirkungen
Hypokaliämie, Hyponatriämie, metabolische Alkalose
Anstieg von Glucose, Anstieg von Triglyceriden und Cholesterin
Anstieg von Harnsäure im Blut
Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Muskelkrämpfe, Durchfall, Obstipation
ÜbelkeitErbrechen
Wechselwirkungen
Wirkungssteigerung ACE Hemmer
Wirkungssteigerung Digitalis
Wirkungsschwächung Torasemid: NSAR, ASS
Wirkungsschwächung Glibenclamid
Kontraindikationen
Hypovolämie, Prostatahyperplasie, Stillzeit,
Hyponatriämie, Hypokaliämie, Coma hepaticum
Refraktärer und rezidivierende Aszites
Mehrzeit d Patienten spricht nicht auf Diuretika an
Diuretika-resistenter (refraktärer) Aszites
Aszites, der nicht durch hochdosierte Diuretika mobilisiert werden kann, oder der trotz Diuretika rasch wieder auftritt
Frustrane hochdosierte Diuretikatherapie (400 mg Spironolocatn, 160mg Furosemid) salzarme Diät für > 1 Woche
Wiederauftreten Grad 2-3 Aszites in < 4 Wochen nach Mobilisierung
Rezidivierender Aszites
Aszites, der trotz Diuretikatherapie > 3x/ Jahr wieder auftritt
-> Leitlinie: 1. Erwägung Lebertransplantation
2. bei fehlender KI Anlage TIPS
Therapie der portalen Hypertension
-> Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt
(TIPS)
stent
intervent. Katheterverfahren
über Jugularis in Lebervene
von Lebervene aus wird Punktionstrakt zur Pfortader erweitert
-> Metaanalyse TIPS vs Parazentese
besseres Transplant-freies-Überleben mit TIPS
jedoch Erhöhung Risiko HE-Episode
-> 2017 Meilensteinstudiu
TIPS: Sorgfältige Patientenselektion - Komplikation
TIPS-Komplikationen
Post-TIPS Enzephalopathie
Post-TIPS Leberversagen
Kardiale Dekompensation
TIPS-Infektion
Fehlendes Ansprechen
Prozedur-assoziierte Komplikationen
TIPS; Sorgfältige Patientenselektion - KI
Aktuelle Enzephalopathie > Grad 2
Bilirubin > 5mg/dl
Herzins. systol./diast.
Schwere pulmonale Hypertonie
Höhergradige Vitien
Multiple Leberzysten
Fortgeschrittener Lebertumor
Stenose der A hepatica
Aktive Infektion
Arterielle splanchnische Vasodilatation
-> Relative Hypovolämie
-> Aktivierung RAAS, ADH
-> extreme renale Vasokonstriktion
-> Renale Minderperfusion
-> HRS = funktionelles Nierenversagen
Diagnose HRS
Nierenversagen + Zirrhose + Aszites
AKI = Kreatininverdopplung gegenüber “Baseline”
(letzter ambulanter Wert in < 3 Monaten) oder Krea Anstieg > 0,3mg/dl in 48 h
Ausschluss (i) prärenale, renale und postrenale Genese
-> Diagnose HRS
HRS - Diagnostisches Vorgehen
Ausschluss Nierenerkrankung: U-Stix, Sediment
Ausschluss postrenales Nierenversagen: Sono
Absetzen Diuretika und nephrotoxischer Medikamente
Ausschluss prärenales Nierenversagen: Keine Besserung nach i.v. Albumin (1g/kg/d) über 2 Tage
HRS-Therpaie
Keine Besserung nach Diuretika-Pause und Albumin i.v. nach 48h:
Terlipressin 2mg/24h (ggf steigern) und Albumin jeweils 20-40g/d
Ansprechen:Abfall Kreatinin um 25% in 3 Tagen oder Kreatinin <1,5mg/dl
Reduzierte HRS Mortalität
MERKE bei HRS immer sponran bakterielle Peritonitis ausschließen - Punktion
HRS Zusammenfassung
Defintion
pot. rev. Nierenfunktionsstörung bei Leberzirrhose bzw Leberinsuffizienz mit portaler Hypertension und Aszites oder alk.Steatohepatitis
-> wichtigste DD ist akute Nierenschädigung infolge eines akut auf chronisches Leberversagen
Pathophysio
1)portale Hypertension -> arterielle Vasodilatation Splanchnikusgebiet -> Steigerung Gefäßperm -> Aszites
2)im Verlauf dadurch intravasaler Flüssgikeitsmangel (underfilling)
3)-> Renovaskuläre Vasokonstrl um renalen Perfusionsdruck aufrechtzuerhalten; Verringerung der renalen Ausscheidung
Verlaufsformen
HRS Typ I rasches Nierenversagen (Verdopplung Serumkreatinin auf > 2.5mg/dL i < 2 Wochen
HRS Typ II moderates Nierenversagen (Serumkreatinin zwischen 1,5 und 2,5 mg/dl, häufig mit therapieref. Aszites
Triggerfaktoren: Volumenverluste
Abpunktion großer Aszitesmengen
GI Blutung
Forcierte Diurese
Übermäßiger Einsatz Laxantien
Diagnostische Kriterien des hepatorenalen Syndroms
Leberzirrhose mit Aszites
Serumkrea > 1,5mg/dL (<133 mikromol/L)
Ausbleibende Besserung des Kreatinin unter 1.5 trotz folgender mind zweitägiger Maßnahmen:
Absetzen aller Diuretika
Gabe von Albumin
Ausschluss anderer Ursachen eines Nierenversagens
Schock
keine Therapie nephrotox. Medikamente
Ausschluss parenchymatöse Nierenerkrankung
Keine Mikrohämaturie
keine Proteinurie
keine akut-pathologische Befunde in der Nierensono
Klinik
HRS Typ I Rasch, binnen Tagen oder Wochen fortschreitend mit ungünstiger Prognose
HRS Typ II eher langsam über Monate progredient, bessere Prognose
Diagnostik
Hyponatriämie bei relativem Natriummangel
erniedrigte Natriumausscheidung im Urin
Therapie
Lebertransplantation als einzig kurative Option
intensivmedizinische Therapie mit Gabe von Terlipressin (Vasopressin Analogon) zus. zur Gabe von Albumin
Anlage TIPS
Nierenersatzverfahren ggf als Überbrückung bis zu Transplantation
Infektion: Spontan bakterielle Peritonitis (SBP)
-> Patienten mit Leberzirrhose erhöhtes Risiko bakterielle Infektion
30% der Patienten bei Aufnahme bereits inf.
Risiko steigt mit Child-Pugh-Stadium
Mortalität liegt bei ca 38%
späte Diagnose, Patienten oft asymptomatisch
Pathophysiologie
Leberzirrhose, Portale Hypertension
-> Verminderung bakterielle Clearance, Erhöhte intestinale Permeabilität, Erhöhung Bakterielles Overgrowth
-> Bakterielle Translokationen
SBP - Diagnose
Bakterielle Infektion der Aszites ohne anaomischen Defekt, Translokation aus dem Darm
Klinik: Asymptomatisch, SIRS, HE, Nierenversagen, Bauchschmerzen, Leberfunktion vermindert
Mortalität ca 20% (früher 90%)
Diagnose SBP bei Neutrophile im Aszites >250 mm3 (oder >500 Leukozyten/mm3)
Kultur anlegen (Bakterasiztes wie SBP behandeln)
SBP - Therapie
Bei Verdacht : sofort Antibiose - Cextriaxon
wenn nosokomial ggf Carbapenem
Ansprechen bei Normailisierung der Neutrophilenzahl nach 48h
Zur Prophylaxe HRS Albuminbolus (1,5g/kg/d) wenn Bilirubin >4mg/dl oder Kreatinin >1 mg/dl
Rekurrenz bis 68% innerhalb des ersten Jahres, deshalb Sekundärprophylaxe mit Norfloxacin 1x400mg/d (Resistenzen?)
Varizenblutung - Häufigkeit und Verlauf
Häufigkeit und Verlauf
Prävalenz 42-72%
Blutungsrisiko bei Ösophagusvarizen 5-15% pro Jahr
Krankenhausmortalität der Varizenblutung 14%, 1980 noch 42%
MERKE Varizenscreening bei jeder Neu-Dekompensation!
Varizenblutung - Sofortmedikation
Medikamentöse Soforttherapie
Sofort Terlipressin 2mg als Bolus i.v. alle 4-6 Stunden, für 5d
Kreislaufstabilisierung, restriktive Transfusion mit Ziel-Hb 7-9 g/dl
Sofort Antibiose für 7d: Ceftriaxon 1x2g/d, Prognose +
MERKE Sofortige Gabe von Terlipressin schon bei Verdacht auf Varizenblutung!!!
Terlipressin = synth Analogon Vasopression; Hypophysenhinterlappenhormon, verengt Blutgefäße v.a. im Bauchraum
Ceftriaxon = 3.Gen.Cephalosporin, hemmt Beta-Laktamase,
Varizenblutung - weitere Maßnahmen
Notfallendoskopie (großzügig ITN) in <12h: Ligaturtherapie, Histoacrylinjektion (Bridging mit selbstexp. Metallstent)
Sekundärprophylaxe: nicht-selektive Betablocker (Propranolol)+ ggf Fortsetzung der Ligaturtherapie
85% Erfolgsrate primäre Blutstillung, aber: hohes Rezidivrisiko ins bei Child B/C
MERKE Propranolol ausreichend dosieren, Ziel HF: 50-55/min
Varizenblutung - TIPS
früh elektiver TIPS bei Risikopatienten (Child C, Child B mit aktiver Blutung) in < 72h
-> Verbesserte Überleben
Notfall TIPS bei Therapieversagern mit Rezidivblutungen
MERKE Early TIPS um Leben zu retten; NNT 3,3 (sehr gute)
Hepatische Enzephalopathie
reversible kognitive Beeinträchtigung
sehr variabler Schweregrad
Stimmungsschwankung, Schlafstörung, Gedächtnisstörung, Verlangsamung, Somnolenz, Koma
HE - präzipitierende Faktoren
Infektionen
GI-Blutung
Obstipation
Sedativa
Diuretika
Nierenversagen
Elektrolytentgleisungen
Azidose
Exsikkose
HE - Therapie
Auslöser finden und therapieren
Elektrolytentgleisugen oder Exsikkose
Reduktion der Ammoniak Aufnahme aus dem Darm
Laktulose per os oder Einlauf
Rifaximin (2x550mg/d) bei Nichtansprechen Laktulose off label
Ornithinaspartat (20-40g/d) bei HE Grad IV (Aktivierung Harnstoffsynthese)
Proteinrestriktion nicht empfohlen, ausreichende Kalorienzufuhr
Sekundärprophylaxe mit Rifaximin (2x55omg/d)
MERKE Bei hepatischer Enzephalopathie immer Hypoglykämie ausschließen und Auslöser suchen
HCC
-> Surveillance bei Leberzirrhose, alle 6 Monate Sono,
wenn unklarer Befund oä Schnittbildgebung ergänzend
gut behandelbar
lokale Ablation: MWA, RFA
palliativ: transarterielle Chemoembolisation TACE
Resektion wenn Funktion ausreicht
kurativ: Transplantation
Akut-auf-chronisches Leberversagen (ACLF)
ACLF = dekompensierte Zirrhose + Organversagen
Infektionen sind der häufigste Trigger für ein ACLF
charakt. für ACLF: systemische Inflammation
CLIF-SOFA Score
keine spezifische Therapie, Mortalität >15% in 28 Tagen
-> früh Trigger behandeln (ICU): Infektion (z.B. SBP), Kreislaufdysregulation, Nierenversagen
-> Option Lebertransplantation prüfen
Take Home Leberzirrhose
Dekompensierte Leberzirrhose = hämodynamische Erkrankung
Dekompensaiton = erhöhte Mortalität
Therapierefraktärer Aszites -> Ltx oder TIPS erwägen
TIPS kann bei Aszites und Varizenblutung die Prognose verbessern
ACLF = Leberzirrhose + Dekompensation + Organversagen
alle 6 Monate Sono zum HCC-Screening
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