Arbeitszufriedenheit
Definitionen
Arbeitszufriedenheit ist das, was Menschen in Bezug auf ihre Arbeit und deren Facetten fühlen. Es ist das Ausmaß, in dem die Menschen ihre Arbeit mögen (Zufriedenheit) oder nicht mögen (Unzufriedenheit). Kauffeld & Schermuly (2011)
Arbeitszufriedenheit ist der angenehme emotionale Zustand, der entsteht, wenn man seine Ziele und Bedürfnisse in der Arbeit befriedigt sieht. Arbeitszufriedenheit bzw. Arbeitsunzufriedenheit hängt somit davon ab, ob der jeweilige Ist-Zustand mit den Erwartungen (SollZustand) übereinstimmt. Locke (1969, 1976)
Arbeitszufriedenheit in der Forschung
Hypothese
Interessante Fragestellungen
Zufriedene Mitarbeiter leisten mehr!
Arbeitszufriedenheit ist das am intensivsten untersuchte Konzept der Arbeitspsychologie
Trotz Kritik, besteht noch immer ein hohes Interesse:
Als Evaluationskriterium: Steigt die Zufriedenheit, wenn die Mitarbeiter an Entscheidungen beteiligt werden?
Als Prädiktor: Hängt die Bindung der Mitarbeiter von ihrer Arbeitszufriedenheit ab?
Als moderierende Größe: Ist Zusammenhang zwischen Mitarbeiterbeteiligung und Leistung von Arbeitszufriedenheit abhängig?
Messung der Arbeitszufriedenheit
Einmal alles zusammengenommen betrachtet: Sind Sie mit Ihrem gegenwärtigen Arbeitsplatz im Großen und Ganzen zufrieden oder unzufrieden?
Facetten der Zufriedenheit
Wie zufrieden sind Mitarbeiter mit gewissen Facetten der Arbeit?
Standardisierte Messinstrumente (Arbeits-Beschreibungs-Bogen, Neuburger & Allerbeck, 1978)
In Deutschland bekanntestes Messinstrument
Deutsche Version des Job Descriptive Index (Smith, Kendall & Hulin, 1969)
Zufriedenheit mit Vorgesetzten, Kollegen, der Tätigkeit, den Arbeitsbedingungen, der Leistung, der persönlichen Entwicklung und der Bezahlung
2 Theorien der Arbeitszufriedenheit
Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie
Job Characteristic Model
Zwei-Faktoren-Theorie (Herzberg)
Pittsburgh-Studie (Herzberg, Mausner & Snyderman, 1959):
203 Buchhalter und Ingenieure
Untersuchung der Anreize, die in einer Situation wirksam sind, und ihrer Konsequenzen
Critical Incident Technik: Beschreibung von Situationen, in denen die Befragten außergewöhnlich zufrieden bzw. unzufrieden waren
Kategorisierung der Nennungen in 16 Klassen
Auswertung durch die Forscher: Wie häufig wurden bestimmte Merkmale in beiden Situationstypen genannt?
Tabelle
satisfiers vs. dissatisfiers
Satisfiers
Motivationale Faktoren
Kontentfaktoren
Dissatisfiers
Hygienefaktoren
Kontextfaktoren
Arbeitsinhalt
Möglichkeit, etwas zu leisten
Entwicklungsmöglichkeiten
Verantowrtung bei der Arbeit
Aufstiegsmöglichkeiten
Anerkennung
Gehalt
Beziehung zu Untergebenen, Kollegen, Vorgesetzten
Unternehmenspolitik
Persönliche Bedingungen
Sicherheit des Arbeitsplatzes
Status
Konkrete Arbeitsbedingungen
Führung durch Vorgesetzte
zwei unipolare Dimensionen der Arbeitszufriedenheit
Bewertung der Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie
Modell nur unter gewissen Bedingungen replizierbar
Verwendung der gleichen Kategorien
Verwendung der Critical Incidents Technique
Faktoren nicht eindeutig:
Gehalt ist z. B. nicht eindeutig als Kontextfaktor identifizierbar
Könnte auch als Anerkennung angesehen werden à Kontentfaktor
Artefakt der Befragung?
Attribution von guten Dingen auf die eigene Person, von schlechten auf die Situation
Beispiel: Befragung von angehenden Rechtsanwälten hinsichtlich eigener Motiven und Motive von Kollegen für Berufswahl (Heath, 1999)
Eigene Motive: 64% Interesse an juristischen Fragen
Kollegen: 12% intrinsisch, 62% Einkommen
ABER
Widerspricht der These, dass Mitarbeiter im Wesentlichen durch finanzielle Anreize motiviert werden
Umdenken in der Praxis bewirkt: Arbeitsinhalt spielt eine wesentliche Rolle
Bedeutung intrinsischer Aspekte der Tätigkeit für Zufriedenheit und Motivation
Ausgangspunkt von Strategien der Arbeitsgestaltung
=> Job Enrichment als Arbeitsgestaltungs-Strategie
Job Characteristics Model
Welche Merkmale der Tätigkeit sind für Zufriedenheit wichtig?
Welche psychischen Prozesse vermitteln Wirkung?
Brechnung des Motivationspotentials
Berechnung des Motivationspotenzials (MPS) der Arbeit:
= Latente Stärke der Motivation, die eine Tätigkeit auslösen kann
Anforderungsvielfalt, Ganzheitlichkeit und Bedeutsamkeit können sich kompensieren!
Wirkungen vom „Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung“ abhängig
Hoch: starker Zusammenhang zw. Aufgabenmerkmalen und Auswirkungen
Niedrig: kein Zusammenhang
Wirkungen
„Happy productive worker“ Hypothese:
Personen, die zufrieden mit ihrer Arbeit sind, leisten mehr als Personen, die unzufrieden sind
„Heiliger Gral“ der A&O-Psychologie (Landy, 1989)
Metaanalyse von Judge et al. (2001):
Basiert auf 312 Stichproben von insgesamt 54.417 Personen
Tatsächlicher Zusammenhang rc = .30
höherer Zusammenhang (rc = .52) bei komplexen Aufgaben
Arbeitszufriedenheit und Gesundheit
Leute, die zufrieden mit ihrer Arbeit sind, sind auch gesünder, z. B.:
höhere psychische und physische Gesundheit – weniger Burnout
weniger Unfälle
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