Stress während der Arbeit in der Schweiz
Stress im Arbeitskontext: Person-Umwelt-Beziehung (Cox, Griffith)
Individuum spielt aktive und zentrale Rolle in der Entstehung und Entwicklung des Stressprozesses
Berücksichtigung interindividueller Unterschiede
Zwei Arten von Theorien:
Definition von Stress in der kognitiv-transaktionalen Stresstheorie (Cox, Griffith, Lazarus, Folkman)
“Beziehung mit der Umwelt, die vom Individuum im Hinblick auf sein Wohlergehen als bedeutsam bewertet wird, aber zugleich Anforderungen an das Individuum stellt, die dessen Bewältigungsmöglichkeiten beanspruchen oder überfordern.”
Kognitiv-transaktionale Stresstheorie (Lazarus & Folkman)
Stresssituationen komplexe Wechselwirkungsprozesse zwischen den Anforderungen der Situation und der handelnden Person
Stress abhängig: (subjektive) Bewertung durch den Betroffenen
Individuelle Unterschiede in der Stresswahrnehmung
Transaktional: Bewertungsprozess zwischen Stressor und Stressreaktion
Frühere Stresstheorien: (objektive) Beschaffenheit der Reize oder Situationen für die Stressreaktion
Kritik an transaktionalen Theorie (Cox, Griffith)
Schwierigkeiten bei der Operationalisierung von Prozessen
Konfundierung der zentralen Prädiktoren und Kriterien
Vollständige experimentelle Testung der Theorien schwierig und unversucht
Stillstand in der Theorieentwicklung
Person-Environment Fit Theorie: Interaktionale Theorien (French, Caplan)
Expliziert Interaktion zwischen Individuum und Umwelt
Ziel: Gleichgewicht zwischen:
Ressourcen einer Person
Anforderungen der (beruflichen) Tätigkeit an die Person
Zwischen den Merkmalen der Tätigkeit und den individuellen Bedürfnissen der Person
Ausgewogenheiten “fits”
“Fits”:
Passung zwischen Umweltanforderungen und individuellen Bedürfnissen
Passung zwischen dem, was die Umwelt bereitstellt und den Fähigkeiten des Individuums
Nicht-Übereinstimmung “misfits”
Stressprävention: Fokus nicht nur auf Person, sondern auch Umwelt
Guter Fit:
Grad der Passung zwischen Charakteristika des Individuums und der Arbeit (=Umwelt)
Evaluierung: Objektiv (z.B Anforderung der Arbeitsstelle und Ausbildung des/der ArbeitnehmerIn)
Subjektive Passung (Befragung ArbeitnehmerIn)
Grundannahmen: kein/schlechter Fit -> Stress (Überqualifizierung)
psychische und körperliche Symptome
Geringe Arbeitszufriedenheit /mit Team / Supervisor etc.
Geringes Commitment gegenüber der Organisation
Hohe Intention zu kündigen
Geringe Leistung
Hoher Turnover (tatsächliche Kündigungen)
Absentismus
Fit-Unterscheidungen (Kristof-Brown, Zimmermann & Johnson)
Person-Job-Fit:
A) Arbeitsanforderungen <-> Fähigkeiten, Einstellungen des Individuums
B) Arbeitsumwelt <-> Bedürfnisse des Individuums (Einsamkeit)
Inwiefern erlaubt/fördert die Arbeitsumwelt den Einsatz eigenen Wissens und Fertigkeiten
-> Interindividuelle Bedürfnisse werden berücksichtigt
Person-Organisation-Fit:
Übereinstimmung in Werten, seltener Klima/Ziele (nachhaltige Einstellungen)
Person-Group-Fit:
Übereinstimmung in Werten/Zielen/Persönlichkeitseigenschaften
Person-Supervisor:
Dyadisch
Supervisor = Environment
Ziele/ Persönlichkeitseigenschaften
Kein Fit:
Anforderungen der Umwelt übertreffen die Fähigkeiten des Beschäftigten
Die Bedürfnisse des Beschäftigten passen nicht mit der Arbeitsumwelt zusammen
Kombination aus 1. und 2.
Kein Fit: z.B wenn MitarbeiterIn über- oder unterqualifiziert für eine bestimmte Tätigkeit ist -> Burnout/Boreout
Meta-Analyse (Kristof-Brown, Zimmermann & Johnson)
Über verschiedene Arten von Fit mit verschiedenen Outcomes
Person-Job-Fit am wichtigsten für die AZ (job satisfaction)
Person-Organisation-Fit am wichtigsten für organisatorisches Engagement (organisational commitment)
Person-Group Fit am wichtigsten für Zufriedenheit mit Arbeitskollegen (satisfaction with coworkers)
Person Supervisor Fit am wichtigsten für Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten (satisfaction with supervisor; Kündigung)
Meta-Analyse (Oh et al.,)
Kulturunterschiede im PE-Fit
Person-Organisation-Fit und Person-Job-Fit -> rationaler Fit
Gute Passung zwischen Anforderungen und Fähigkeit; eigene Werte und Organisation Werte
Effekte stärker in Nordamerika als in Ostasien/Europa
Person-Group Fit und Person-Supervisor Fit -> relationaler Fit
Soziales Gefüge
Effekte stärker in Ostasien als in Nordamerika
Mögliche Erklärung: in kollektivistischen Kulturen -> relationaler Fit wichtiger für Wahrnehmung der Arbeitsumgebung
Aber: Ergebnisse weniger klar für Leistung
Kritik am PE-Fit
Breite Konzeptualisierung von Anforderungen
Oft unzureichende Definition von Fit
Heterogene Operationalisierungen von Fit
-> schlecht für Metaanalysen -> Beurteilung?
fehlender Fit: nur schlecht? Ist es immer ungünstig? Motivationsfaktor? Mittelfristig positive Effekte (Fortbildung)
Insgesamt: Inspiration und Grundbaustein vieler anderer Theorien, nicht nur im Arbeitskontext
Job Demand Control Theory als interaktionale Theorie (Karasek)
Grundidee: Steigende Anforderungenund geringere Kontrolle führt zu Steigerung des Stressniveaus bei der arbeitenden Person
Strain-Hypothese: Gesundheitsrisiko (durch Stressempfinden) steigt bei steigender Beanspruchung und geringer Kontrolle
Differenzierte Betrachtung:
Passiv (Fliessbandarbeit):
niedrige Kontrolle und niedrige Anforderungen (low, low)
Mittleres Stressrleben
Aktiv:
hohe Kontrolle und hohe Anforderung
Wenig Gesundheitsrisiko, mittleres Stresserleben
Aktivierendes Erlebnis, hohe Anforderung
Low strain (low demands, high control):
niedrigster Stress bei Unterforderung
High strain (high demands, low control):
Anforderungen total hoch, Kontrolle gering
Hohes Gesundheitsrisiko bei hohem Stress
Fluglotsen
Iso-Strain-Modell als interaktionale Theorie (Johnson & Hall)
Auch: Demand-Control-Support Model (DCS)
Erweiterung der JDC um:
soziale Unterstützung im Arbeitskontext
Pufferhypothese
Stress besonders hoch ohne soziale Unterstützung
Soziale Unterstützung dichotom (high work support und low work support=
Graduell?
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