Pleiotropie:
bezeichnet die durch ein Gen verursachten voneinander
unabhängigen Symptome, z.B. Retardierung, Herzfehler, Großwuchs,
Makrozephali
* Antizipation
bezeichnet den zunehmenden Schweregrad einer Erkrankung,
bzw. die frühere Manifestation einer Erkrankung von Generation zu
Generation. Sie ist typisch für die Repeatkrankheiten (expandierende
Trinukleotide), wie z.B. die myotone Dystrophie (MD), die Chorea
Huntington (CH) oder das fragile X-Syndrom. Zusätzlich kann das Geschlecht
der Eltern eine Rollespielen:
Autosomal dominant
Hohe Mutationsrate, die mit dem väterlichen Alter signifikant zunimmt Molekulargenetik: Mutationen im Fibroblast-Growth-Faktor-Rezeptor-Gen (FGFR3)
Achondroplasie
Dysproportionierter Kleinwuchs mit kurzen Armen und Beinen
Makrozephalie, Gesichtsdysmorphien mit prominenter Stirn und
eingezogener Nasenwurzel
Kyphose der unteren BWS, Lordose der LWS
Komplikationen: Selten therapiebedürftiger Hydrocephalus
Chronische Otitiden wegen Wachstumsstörung der Schädelbasis
Obstruktive Schlafapnoen
Spinalkanalstenose mit neurologischen Ausfällen
Röntgen: Verengung der Interpedikularabstände (LWS)
„Quadratische“ Beckenschaufeln
„Radiotranslucency“ des proximalen Femur
Kurze, dicke Röhrenknochen
Plumpe Phalangen,“3-Zack-Hand
Marfan Syndrom
Welches Gen ?
1:10 000-20 000
Symptome: Hohe Myopie, Linsenluxation
Dysproportionierter Hochwuchs, lange, schmale Extremitäten
Thoraxdeformitäten, Arachnodaktylie, Kyphoskoliosen,
Hüftgelenksarthrose
Aortendilatation mit Risiko einer Dissektion, Mitralklappenprolaps
Vererbung: Autosomal dominant, ca. 25-35 % Neumutationen
Molekulargenetik: Mutationen im FBN1-Gen, mehrere hundert Mutationen bekannt,
die oft nur auf 1 Familie beschränkt sind
ergibt sich für die Kinder von Cousin und Cousine ein Risiko von
1/32, dass sie homozygot für ein Gen des Großvaters bzw. der Großmutter werden, insgesamt liegt ihr Risiko damit bei 1/16 (6,25 %).
Diagnosekriterien der Neurofibromatose Typ 1 (NF1)
Autosomal dominant, komplette Penetranz
Molekulargenetik: Mutationen im Neurofíbromin-Gen (NF1-Gen)
auf Chromosom 17q11.2;
1. Café-au-lait-Flecken (CaLF), im Erwachsenenalter Anzahl >6, Durchmesser >15 mm (im Kindesalter >5mm)
2. Mindestens 2 Neurofibrome
3. Ein plexiformes Neurofibrom
4. Freckling im Achsel- oder Leistenbereich
5. Optikusgliom
6. Mindestens 2 Lischknötchen der Iris (Irishamartome)
Im Schulalter sind bei 90% der Betroffenen Lisch-Irisknötchen nachweisbar, >20 Jahre bei 100%
7. Knöcherne Veränderungen: Keilbeindysplasie, Tibiaverbiegung, Pseudarthrose, Skoliose
Liegen mindestens zwei der genannten Symptome vor, gilt die Diagnose NF1 als klinisch gesichert. Ein Symptom reicht aus, wenn bei einem Verwandten 1. Grades (Eltern, Geschwister, Kinder) die sichere Diagnose einer NF1 gestellt wurde.
Hämochromastose Symptome
rezzessiv und häufiste 1:2000
Müdigkeit, Erschöpfungszustände
Infektanfälligkeit
Hepatomegalie, Leberzirrhose
Diabetes mellitus
Hypermelanotische Hautpigmentierung (Bronze Diabetes)
Hypogonadismus, Impotenz
Kardiomyopathie
Arthrosen
Labor: Erhöht: Eisen, Transferrinsättigung, Serum
Ferritin, Transaminas en
Zystische Fibrose
1:2000
zweithäufigste rezessiv
Mekoniumileus (ca. 15%)
Gedeihstörung, Kleinwuchs
Sinusitis
Pulmonal: chronische Bronchitis, Pneumonien, Besiedlung mit
atypischen Keimen, Atelektasen, Bronchiektasen,
-> respiratorische Insuffizienz
Exokrine Pankreasinsuffizienz
Abzugrenzen: isolierte obstruktive Azoospermie (CBAVD
Spinale Mukelatrophie
1:11000
Seit kurzem können Kinder mit schweren SMA Typen mit dem Antisense-Oligonukleotid Nusinersen (Spinraza®) behandelt werden, das verhindert, dass Exon 7 des SMN2-Gens aus der mRNA geschnitten wird, was dessen Stabilität und Aktivität deutlich erhöht. Das Medikament muss mehrmals jährlich intrathekal verabreicht werden
Genetik: Mutation des PHEX-Gens auf dem kurzen Arm des X-Chromosoms (Xp22.2)
• Pathophysiologie: Störung der tubulären Rückresorption
Vererbung ??
Seit 2018 monoklonale Antikörper FGF23:
o Burosumab (Crysvita®)
o Aber sehr hohe Kosten → jährlich ca. 81.000- 500.000 €
Hypophosphatämische Rachitis XChromosomal dominant
- Hypophosphatämie: Verminderte Rückresorption von Phosphat durch indirekte Hemmung des Natrium-Phosphat-Cotransportes
- gleichzeitige Störung des Vitamin-D-Stoffwechsels mit niedrig-normalen Spiegeln trotz Hypophosphatämie (Ursache ist nicht eine Unterversorgung mit Vitamin D)
• Manifestationsalter: meist vor dem 3. Lebensjahr
- sowohl Männer als auch Frauen betroffen, Jungen aber i.d.R. stärker betroffen als Mädchen
• Klinik:
- ausgeprägte Rachitis-ähnliche Skelettveränderungen: Kleinwuchs, O-Beine
- Zahndefekte, rezidivierende Zahnabszesse ohne bakterielle Infektion
X-gekoppelt dominante Vererbung, letal bei Männern.
Beispiel:
Incontinentia pigmenti Bloch-Sulzberger
Rett-Syndrom
X-Chromosomal dominant(nur FRAUEN)
• Entwicklungsstörung mit progressivem Verlust der Intelligenz und kognitiven Fähigkeiten wie Sprache, Lokomotion und Gebrauchsfähigkeit der Hände
• Häufigkeit: 1:10 000 – 15 000, betrifft fast ausschließlich Mädchen
fast ausschließlich spontane Neumutationen, daher irrelevant für das Erkrankungsrisiko des Einzelnen, ob Verwandte betroffen sind
➔ da es sich um eine sehr schwere Erkrankung handelt → oft keine Kinder
- letal im männlichen Geschlecht (daher fast ausschließlich nur Frauen betroffen
Carter Effekt
Wenn die Erkrankung bei einem bestimmten Geschlecht häufiger ist, steigt das WR für die Kinder (Geschwister) des seltener betroffenen Geschlechts
Van-der-Woude-Syndrom
wird monogen vererbt: IRF6 auf 1q32 autosomal dominant → 50% WR
• Gaumenspalte mit Unterlippenfisteln
➔ Beachten, dass es nicht „nur“ Gaumenspalte ist, sondern ggf. ein Syndrom (immer auch nach Fisteln schauen)
Neuralrohrdefekte
weiblich oder männlich ?
Vererbung =
• Häufigkeit: 1-2/1000, 2/3 weiblich
• Wiederholungsrisiko:
- WR 1. Grades: 4%
- WR 2. Grades: 10%
• exogene Faktoren:
- stark abhängig von: Land, sozialen Faktoren, Jahreszeit, …
- Korrelation zu niedrigen Folsäurespiegeln (<200 g/
Heteroplasmie
Tochterzellen mit Mischung aus mutierter und normaler DNA entstehen
Mitochondriale Erkrankungen liste
Diagnose:
- Myopathie: Gomori-Trichrom-Färbung → Darstellung defekter Mitochondrien = ragged red fibers (= paracristalline Einschlüsse in abnormalen Mitochondrien)
- erhöhte Lactat- und Pyruvatspiegel im Blut/ Liquor
ZNS: Enzephalopathie, schlaganfallähnliche Symptome, Anfälle, Demenz, Ataxie, Migräne
Augen: externe Ophtalmoplegie, Ptosis, Katarakt, Retinopathie, Opticusatropie
Ohren: bilaterale sensorineurale Schwerhörigkeit
Herz: Kardiomyopathie, Leitungsblock
Niere: Fanconi-Syndrom
GIT: Leberstörungen, Pseudoobstruktion
Endokrin: DM, Hypothyreose, Hypoparathyroidismus, Gonadeninsuffizienz
Extremitäten: Myopathie, axonale Neuropathie
Klinik:
- Manifestation in der Jugend, langsam progredient
- Myoklonien
- generalisierte Krampfanfälle, zerebelläre Ataxie, Demenz
- Tod mit ca. 20 Jahren durch Atem- bzw. Herzinsuffizienz
• Diagnostik: Nachweis von „ragged red fibers“
MERF (Myoclonic Epilepsy with Ragged Red Fibers)
mitochondriale Erkrankung
schlaganfallähnliche Episoden mit kurzen neurologischen Ausfällen im Alter von 5-15 Jahren
- Hirnatrophie, Demenz
• Lactatazidose
• Muskelhypotonie
• Krampfanfälle
MELAS (Mitochondrial Encephalomyopathy, Lactic Acidosis and Stroke-like episodes
Kearns-Sayre-Syndrom
fast immer Deletion in mtDNA (Deletionen werden meist NICHT vererbt), selten Dup, 30% nucleär
chronisch progressive externe Ophthalmoplegie (CPEO): Lähmung der äußeren Augenmuskeln
• Retinopathie pigmentosa
• kardiale Reizleitungsstörungen
• zerebelläre Ataxie
• erhöhtes Liquorprotein
plötzlicher Sehverlust bilateral
o 2. Auge gleichzeitig betroffen (25%)
o oder sequentiell nach 6-8 Wochen
- Beginn mit 20-30 Jahren
- Restsehstärke ca. 6/60 oder weniger (10%)
- Gesichtsfeldausfall zentral
- selten leichte Erholung des Sehvermögens
- zumeist keine weiteren (neurologischen) Symptome
Leber’sche hereditäre Opticusneuropathie (LHON
Mt Erkrankung
Rauchen verboten
Frameshift-Mutation
Durch eine Deletion oder Insertion kommt es zur Verschiebung des Leserasters (Stopp Codon)
In frame Mutation
Deletion oder Insertion ist ein Vielfaches von 3, so dass das Leseraster erhalten bleibt
Expressivität
(Ausprägung eines Merkmals; nicht mit Penetranz zu verwechseln
• oft unauffälliges Säuglingsalter
• verzögertes Gehenlernen, kein Rennen
• Wackeliger Gang ( Trendelenburgzeichen )
• Tendenz zur Spitzfußstellung durch Achillessehnenverkürzung
• Wadenhypertrophie
• Unfähigkeit vom Boden aufzustehen, ohne sich auf den Oberschenkeln abzustützen (Gower Zeichen → spricht immer für proximale Muskelerkrankungen)
• meist Rollstuhl mit ca. 12 Jahren, danach progrediente Verschlechterung
• Kontrakturen, Skoliose
• Respiratorische Insuffizienz mit ca 20 Jahr
Muskeldystrophie Typ Duchenne
Becker weniger stark ausgeprägt
x-chromosol rezessiv
Duchenne vs. Becker auf Gen-Ebene
Die Mutation beim Typ Becker besteht zu 90% aus Deletionen.
Beim Typ Duchenne gibt es auch Multiplikationen und Insertionen → führt vermehrt zu frameshift Mutationen (weitaus beträchtlicher und daher auch symptomatischer, da das Gen komplett anders abgelesen wird!)
Humangenetik 03.11.2022
Seite 13
• Es gibt die Methode der MLPA (multiplex ligation-dependent probe amplification), die nachweisen kann, welche der beiden Mutationen vorliegt (dennoch sagt eigentlich die Klinik schon alles)
GenDG regelt den Umgang mit genetischen Proben und Daten im Rahmen der Diagnostik
aber nicht
zu FORSCHUNGSZWEKCEN
Anwendungsbereich - §2 GenDG:
Geborene Menschen (Lebende)
• Embryonen und Föten während der Schwangerschaft
• NICHT:
o Verstorbene, Tumorgewebe
o Abortmaterial, tote Embryonen oder Föten
o Befruchtete Eizellen bei PID
o Polkörpe
Prädiktive genetische Untersuchung:
Abklärung einer zukünftig auftretenden Krankheit
o Abklärung einer Anlageträgerschaft
Prädiktive gen. Untersuchung dard Durchführen
Facharzt/-innen für Humangenetik oder andere Ärzte/-innen mit fachspezifischer Zusatzbezeichnung
Aufklärung - §9 GenDG:
Wesen, Bedeutung, Risiken und Tragweite der Untersuchung
• Behandlungsmöglichkeiten, Vorbeugung
• Angemessene Bedenkzeit, mind. 24h
• Dokumentation sehr wichtig
OMIM
wichtige Datenbank, in der Gene des Menschen und deren Mutationen erfasst sind
Fetale Alkohol Spektrum Erkrankung
Untergewicht bei Geburt, Essstörung im Säuglings- und Kleinkindalter
o Mikrozephalie
o Auffällige Facies
▪ Niedrige Stirn
▪ Kurzer Nasenrücken
▪ Fehlendes oder flaches Philtrum
▪ Schmale Oberlippe
Herzfehler, besonders ASD und VSD
o Klinodaktylie: seitliche Abknickung eines oder mehrerer Finger- oder Zehenglieder
o Genitalanomalien, z.B. Hypospadie
o Skelettäre Fehlbildungen, z.B. Trichterbrust
o Unterschiedliche Hirnfehlbildungen
Beispielerkrankungen
Isolierte Lippenkiefer-Gaumenspalte
FÜR ?
Multifaktorielle Vererbung
Hypertelorismus
versteht man einen vergrößerten (verringerten) Augenabstand, der zumeist als Pupillenabstand erfasst wird
Ergänzende Untersuchung nach der Anamnese im Rahmen des klinisch-diagnostisches Tests
Röntgenaufnahmen, CT, MR, US
Hochauflösende Chromosomenanalyse
Molekulare Cytogenetik: FISH, MLPA, Array-CGH
Einzel-Gen-Sequenzierung, Whole Exome Sequencing (WES)
Stoffwechseluntersuchungen.
Primäre Fehlbildung (Malformation
Morphologischer Defekt, der durch eine endogene Entwicklungsstörung bedingt ist. Fehlbildungen haben eine genetische Ursache und haben häufig ein WR.
Beispiele: Herzfehler, LKG-Spalte, Hexadaktylie
Sequenz Fehlbildung
Verschiedene morphologische Defekte können eine Kaskade von Sekundär- und Tertiäreffekten auslösen.
Die Ätiologie ist unterschiedlich (oder unbekannt), also die Ursache
die Pathogenese wird auf einen gemeinsamen Defekt zurückgeführt
Potter-Sequenz
Ausgangpunkt der Kaskade: Oligohydramnion,
dadurch ergeben sich: Gelenkkontrakturen, "Potter Gesicht", Lungenhypoplasie,
Amnium nodosum, Beckenendlage.
Ursachen für Oligohydramnion heterogen: Amnionriß, Nierenagenesie, Urethralklappen.
Pierre Robin Sequenz
Ausgangspunkt: Unterkieferhypoplasie.
Daraus ergeben sich: hochgeschlagene Zunge, Gaumenspalte, zurückverlagerte Zunge
mit respiratorischen Störungen, Mikro-Retrogenie.
Ursachen der Unterkieferhypoplasie heterogen: Bindegewebsstörung,
Wachstumsstörung, Oligohydramnion
VATER-Assoziation
mind. drei müssen zutreffen
sporadisch autosomal rezessiv
(Vertebrale Fehlbildungen, Analatresie, Tracheo- (E)ösophageale Fehlbildung, Radiale oder Renale Fehlbildung.
- Häufig prä- und postnataler Kleinwuchs
- Mikrozephalie
- Auffälliges Gesicht, z.B. Hypertelorismus, Mittelgesichtshypoplasie, breiter Mund
- Hypoplasien der Finger- und Zehenendphalangen
- Seltener Herzfehler und LKG- und Gaumen-Spalten
- Leichte mentale Retardierung
Medikament?
Phenobarbital, Carbamazepin, Phenytoin:
-Trigonozephalie
-Auffällige Facies, z.B. verstrichenes Philtrum, schmale Oberlippe, dysplastische Ohren
-Herzfehler
-Nieren-, Genitalfehlbildungen
-Neuralrohrdefekte
Valproinsäure:
Robertson Translokationen
Fusion von 2 akrozentrischen Chromosomen in der Zentromer-Region unter Verlust der p-Arme entsteht. Dies führt formell zu einer Reduktion der Chromosomenzahl auf 45. Bei den akrozentrischen Chromosomen (Chrom. 13, 14, 15, 21 oder 22) tragen die p-Arme nur die NORs, die mit der Clusterung der Gene für ribosomale DNA. Der Verlust der p-Arme bzw. der NORs kann fast immer kompensiert werden
Facies: Brachycephalie
Rundes, flaches Gesicht
Ansteigende Lidachse, Epicanthus
Hypertelorismus, spärliche
Wimpern, Brushfield-spots
Kleiner, offener Mund
Gefurchte, große Zunge
Kleine, dysplastische, tiefsitzende Ohren
Herz: AV-Kanal (1/3), ASD, VSD, PDA
Extremitäten: Brachydaktylie
4-Fingerfurche
Sandalenfurche
Sandalenlücke
Neurologie: Muskelhypotonie
Überstreckbare Gelenke
Retardierung (IQ: 20-50, durchschnittlich)
Epilepsie
Sonst: Kleinwuchs (150 cm)
Hypothyreose
Trisomie 21
Kleinwuchs (148 cm)
Faciale Dysmorphie mit „Sphynx-Gesicht“
Pterygium colli
Aortenisthmusstenose
Primäre Amenorrhoe
Rudimentäre Gonaden mit Infertilität
Fuß- und Handrückenödeme
Frühzeitige Osteoporose,
Hashimoto-Thyroiditis
Intelligenz: normal bis leichte Abweichungen
Schlechter Orientierungssinn,
Probleme bei Geometrie
Tuner Syndrom
X/0
Ausbleiben der Pubertätsmerkmale
Fertilitätsstörung
Symptome:
Extremitätenbetonter Hochwuchs
Gynäkomastie
Weibl. Typ der Schambehaarung
Hodenatrophie (Testosteron erniedr.,
FSH, LH erhöht.)
Azoospermie
Osteoporose
Skoliose
Leicht erhöhtes Tumorrisiko
IQ um 10-15% niedriger als Geschwister
Kontaktarmut, Antriebsarmut
Klinfelter Syndrom nur Mann
XXY
Velo-cardiofaciales Syndrom (früher CATCH22; DiGeorge-Syndrom) Mikrodeletion del 22q11.2
Es ist das häufigste Mikrodeletions-Syndrom des Menschen
Klinisch variable Symptome:
- Cardiac defect
- Abnormal face
- Thymus- und Parathyreoidea-Aplasie
- Cleft palate (Gaumenspalte bzw. kurzes Gaumensegel)
- Hypocalcaemia
- 22q11.22 deletion
Williams-Beuren Syndrom (del7q11.23
Charakteristisches Gesicht
- Bei ca. 50% supravalvuläre Aortenstenose
- Freundliches, aber auffälliges Verhalten (u.a. Vielredner, Cocktailparty personalities)
- Gestörte visuell-motorische Integrationsfähigkeit
- geräuschempfindlich
- Hyperkalzämie
Smith Magenis Syndrom
Contiguous-gene-syndrome mit z.T. variabler Klinik (meist 3,7 MB Deletion)
- Faciale Auffälligkeiten (z.B. breite Nasenbrücke, Prognathie)
- Trinkschwäche im Säuglingsalter
- Entwicklungsverzögerung
- Oftmals mentale Retardierung IQ (20-78) mit Sprech- und Sprachproblemen
- Schlafstörungen
- Relative Schmerzunempfindlichkeit aufgrund einer peripheren Neuropathie
- oft angeborener Herzfehler
Durch eine pathogene Repeatverlängerung ergeben sich Funktionsstörungen, bei denen wir 3 Typen unterscheiden können
1.Ausfall des Gens (Loss of function). Beispiel: beim fragilen X-Syndrom kommt es durch eine CGG-Trinukleotidrepeatexpansion >200 in der 5’ untranslatierten Region des FMR1 Gens zu einer Hypermethylierung des FMR1-Promotors, so dass keine Transscription mehr stattfindet und kein FMR1 Protein gebildet wird.
2. Abnormes Splicen. Beispiel: bei der Myotonen Dystrophie ergibt sich aus einem verlängerten CTG Repeat in der 3’UTR Region eine mRNA mit verlängertem CUG- Repeat, die mit sog. CUG- bindenden Proteinen intranucleäre Aggregate bildet und dadurch das Splicen völlig anderer Genprodukte stört. Man kann dies als eine mRNA Erkrankung ansehen.
3. Toxisches Genprodukt (gain of function). Beispiel: bei der Chorea Huntington liegt ein CAG Repeat (>/= 36 ) im codierenden Bereich vor. Dieser führt zu einer neuen, neurotoxischen Funktion des Proteins, so dass Nervenzellen zerstört werden
Myotone Dystrophie Typ 1 (DM1) (autosomal dominant)
Myotone Dystrophie ist die häufigste Form einer adulten Muskeldystrophie.
Erstbeschreibung: GW
Myotonie
Progressive Muskelschwäche (> „floppy infants“)
Herzrhythmusstörungen
Katarakt (meist early-onset)
Hodenatrophie bei Männern mit Vollmutation
Fragiles-X-Syndrom (Martin Bell Syndrom = FRAXA)
FRAXA ist die häufigste Ursache für vererbte mentale Retardierung
Vererbung: X-gekoppelt
Repeatexpansion in der mütterlichen Meiose
Besonderheiten: Männliche Überträger (transmitter)
Betroffene heterozygote Frauen: 30 % retardiert
Töchter eines Patienten (bzw. Transmitters)
mit Fra-X sind gesund (haben Praemutation)
Enkel können wieder voll betroffen sein
Symptome: Geistige Retardierung
Hyperaktivität, Unruhe,
Konzentrationsstörungen („ADHD“)
Autistische Züge (Blick-Vermeidung)
Ungewöhnliche Reaktionen auf Reizüberflutung
Sprachentwicklungs- und Sprachstörungen
Chorea Huntington
Vererbung: Autosomal dominant
Repeatexpansion besonders in der väterlichen Meiose,
deshalb: wenn Vater betroffen ist, beim Kind früherer
Krankheitsbeginn
Symptome: Chorea
Dystonie, Bradykinesie, Grimassieren
Psychiatrische Störungen (v.a. Depressionen)
Rigidität, Verhaltensstörungen,
Gedächtnisstörungen, intellektueller Abbau
I.d.R. spätmanifest (ca. 40.-60. Lebensjahr)
Es gibt im Wesentlichen 4 verschiedene Mutationsmechanismen, die zu einem Funktionsausfall führen. Bezogen auf IMPRINTING
1.) Stop-Mutationen in der aktiven DNA-Sequenz mit einem Ausfall des Genproduktes,
2.) eine chromosomale Deletion des aktiven Gens,
3.) eine uniparentale Disomie, wo eine defekte oder deletierte aktive Genkopie mit der inaktiven Kopie repariert wird, so dass 2 inaktive Kopien vorliegen.
4.) sogen. Imprintfehler, die durch Mutationen in trans, d.h. anderen chromosomalen Bereichen, und in einer bislang nicht vollständig verstandener Weise verursacht werden
-DNA-Spaltung mit methylierungssensitiven Restriktionsenzymen
-Bisulfit Sequenzierung
-Methylierungssensitive MLPA
Nachweismethoden der DNA-Methylierung
Prader-Willi-Syndrom:
z.B. paternale Del 15 q11-13; SNRPN-Gen
- Muskuläre Hypotonie / Floppy infant (Säugling)
- Entwicklungsretardierung
- Adipositas ab 4 - 6. Lebensjahr, Polyphagie
- Verhaltensstörungen (Depression, Zornesausbrüche, usw.) ab Schulalter
Angelman-Syndrom:
- z.B. maternale Del 15q11-13; UBE3A
- Ataxie
- Ausbleibende aktive Sprache
- Freundliches, heiteres Wesen
- Krampfanfälle
Silver-Russel-Syndrom:
mat UPD 7p11; GRB10?
-Primordialer Kleinwuchs
-Rel. großer Kopf, kleiner Gesichtsschädel
(Pseudohydrocephalus)
- Dreieckiges Gesicht, Mikrogenie
-Klinodaktylie 5
-Körperasymmetrie
-Cafe-au-lait-Flecken
Beispiele für die Caretaker-Gene
NER (nucleotide excision repair), BER (base excision repair), NHEJ (non-homologous end joining), mismatch-repair-Pathways oder auch dem Telomer-Metabolismus
HNPCC (hereditary non-poliposis colon cancer)-Gene (MSH2, MSH6, MLH1, PMS2), TP53 (Li-Fraumeni-Syndrom), ATM (Ataxia teleangiectasia) oder die Gene der Fanconi Anämie-Gruppe
RET-Proto-Onkogen, eine Rezeptor-Tyrosinkinase, welche durch eine aktivierende Mutation eine erbliche
MEN2-Erkrankung bedingen kann
Philadelphia-Translokation t(9;22)(q34;q11
die zur BCR-ABL-Transfusion bei der chronisch myeloischen Leukämie (CML) führt. Weitere Beispiele für eine Onkogen-Aktivierung sind das Burkitt-Lymphom oder N-MYC-Amplifikationen beim Neuroblastom.
Loss-of-heterozygosity (LOH) beschreibt den Prozess
dass bei Vorlage einer Keimbahn-Mutation in einem Tumorsuppressorgen (TSG), eine somatische Inaktivierung des zweiten, noch funktionellen Allels (= Verlust der Heterozygotie) es zu einem Funktionsausfall des TSG führt.
Bei den sporadischen Fällen müssen in ein und derselben Zelle hintereinander 2 somatische Mutationen stattfinden, bis ein Tumor auftreten kann. Dies erklärt, dass sporadische Tumoren eher später auftreten und zumeist nur 1 Auge betreffen (unifokal)
Als invasive Pränatale Diagnostik stehen
Chorionzottenbiopsie (CVS),
Amniozentese (AC)
Nabelschnurpunktion
zur Verfügung, die sowohl chromosomale Analysen, als auch molekulare Tests aller Art auf familiär bekannte Genmutationen ermöglichen
„Nicht-invasive pränatale Testung“ NIPT aus mütterlichem Blut entwickelt
die im mütterlichen Plasma frei zirkulierenden fetalen DNA-Fragmente (cfDNA) selektiv anreichert und mittels massiver Parallelsequenzierung und einer ausgeprägten Bioinformatik bezüglich der fetalen Anteile für die Chromosomen 13, 18, 21, X und Y analysiert.
Die zirkulierende fetale DNA (cfDNA) stammt von fetalen Zellen, die die Apoptose durchlaufen (meist aus der Plazenta) und im mütterlichen Blut schwimmen
Embryonenschutzgesetzes sehr restriktiv gehandhabte Methode ist die Präimplantationsdiagnostik
nach erfolgter Befruchtung einzelne, diploide Blastomere isoliert werden und selektiv hinsichtlich familiärer Mutationen oder auch Translokationen getestet werde
Hereditäres Nicht-Polypöses Colon-Carcinom (HNPCC)
MSH GEN
Die DNA-Reparatur Gene (Mismatch Repair Gene) gehören zur Gruppe der Mutatorgene (caretaker genes). Sie korrigieren falsch gepaarte DNA Paare, die durch Replikationsfehler oder Mutationen entstehen. Der Ausfall dieser Korrekturgene wird besonders sichtbar in nicht codierenden Bereichen, z.B. repetitiver DNA (Mikrosatelliten), die hochgradig instabil werden (microsatellite instability (MSI) oder Replication error (RER)). Patienten mit HNPCC sind konstitutionell heterozygot für ein Mismatch Repair Gen, durch LOH kommt es zur Tumorentstehung.
Floppy Infants
Spinal Muskelatrophie(schwer Typ 1)
Myotonie Distrophie Typ 1
Prader Willi Syndrom
Last changed2 years ago