Methoden der Pädagogischen Diagnostik
Klassifikation von Tests
Unterscheidung von Tests nach:
Testmaterial
Verwendung der Sprache
Einzel oder Gruppentests
etc.
Klassische Testtheorie
Zentrale Frage: Das Ausmaß von verfälschenden Anteilen bei Messungen. Daher wird sie auch oft als Messfehlertheorie bezeichnet.
Zentrale Fragen der Testtheorie (nach Langfeldt, 1984)
Beispiel Rechtschreibtest
1. Frage nach Reliabilität: Kam der Testwert durch zufällige Einflüsse oder aufgrund einer überdauernden Fähigkeit der Schüler zustande?
2. Frage nach Validität: Sagt der Testwert etwas über die Rechtschreib-Fähigkeit des Schülers aus?
3. Frage nach der Objektivität: Kam der Testwert aufgrund vergleichbarer, kontrollierter Umstände zustande?
Grundannahmen der klassischen Testtheorie:
1. Existenzaxiom: “wahrer” Wert
2. Fehleraxiom: Messfehler
3. Verknüpfungsaxiom: beobachtbarer Wert = wahrer Wert + Fehlerwert
Item-Response-Theorie
Nicht direkt eine “Theorie” sondern eher eine ganze Sammlung an alternativen Theorien, die versuchen die Probleme der Klassischen Testtheorie zu beheben
Beobachtbare Werte lediglich als Indikatoren für latente (nicht direkt beobachtbare) Merkmale/ Konstrukte
z.B.: Beweglichkeit (Konstrukt) —>
Item 1: Spagat
Item 2: Brücke
Item 3: Handstand …
—> Eine “bewegliche” Person wird in allen Items relativ gut abschneiden
+ Keine Populationsabhängigkeit
+ Kriteriumsorientierte Testauswertung statt Normorientierung/ soz. Bezugsnorm
- “Nutzlos” da die Testwerte mit denen aus Tests der klassischen Testtheorie mit r=.95 korrelieren
- Itemkonstruktion ist aufwändig
—> Daher meist Rückgriff auf klassische Testtheorie
Abgrenzung Beobachtung
Arten der Beobachtung
Fazit:
Hinsichtlich der Gütekriterien erzielen folgende Beobachtungsverfahren die besten Ergebnisse:
systematische
teilnehmende und
verdeckte Beobachtungen
Aber: Pädagogen werden in ihrer Praxis meist auf:
naive
diskontinuierliche Beobachtungen zurückgreifen müssen
Entwicklung von Beobachtungssystemen
Entwicklungsschritte nach Medley & Mitzel 1963
Abgrenzung des Beobachtungszieles
Entwurf eines Kategoriesystems
Beobachtungsitems positiv formulieren, im Präsens und in der Einzahl
Plan anfertigen
Pretest
Durchführung der Beobachtung
Nach Mees (1977) kann man Beobachtungssysteme unterscheiden in Verfahren der:
Isomorphen Deskription: möglichst vollständig und unveränderte Wiedergabe des Beobachteten —> unmöglich
Reduktiven Deskription: Beschränkung auf interessierende Verhaltensklassen
Weiter Differenzierung nach Cranach & Frenz (1969)
Zeichensysteme
Kategoriesysteme
Schätzskalen
Kategoriesysteme: FIAC
Interaktions-Analyse-System: Flanders Interaction Analysis Categories (Flanders 1970)
Bekannteste Kategoriesystem
abgeleitet aus dem allgemeinen IPA von Bales
eigens zur Beobachtung im schulischen Raum
es wird sowohl Schüler, als auch Lehrerverhalten analysiert
beschränkt sich auf verbale Verhaltensweisen
alle 3 Sekunden soll eine Verhaltensweise kodiert werden (& in 10x10 Matrix eingetragen)
Kritik:
Verhaltenskategorien sind z.T. recht global formuliert
Zeichensysteme (BASYS)
Beobachtungssystem zur Analyse aggressiven Verhaltens in schulischen Settings (Wettstein 2008)
Mappe mit Manual
Kategorienheft
2 CD´s zum Beobachtungstraining
Auswertung
Plakat “erwünschtes Zielverhalten”
Beobachtung ist zweigeteilt
Version für Lehrkräfte
Version für Fremdbeobachter
Schätzskalen/ Ratingskalen
eher eine Form von Beurteilungsverfahren
Häufigkeit und Intensität meist theoretisch beschriebener Verhaltensausschnitte werden auf einer Skala eingeschätzt
Schätzskala für das Ausmaß von Wertschätzung/ Geringschätzung im Verhalten von Lehrern ggü Schülern (nach Tausch & Tausch, 1971)
Dient der Beurteilung von Lehreräußerungen
Skala: von -3 (beleidigend) bis 3 (warmherzig) —> 7 Stufen
Nur Fremdbeobachtung
Einschätzung für z.B. eine ganze Unterrichtsstunde vornehmen (z.B. Skala 2 wählen)
Gütekriterien bei Beobachtungsverfahren
Geringe Objektivität
Haloeffekt: überdurchschnittlich hohe Korrelation der Urteile eines Beobachters zw. versch. Merkmalen einer Person
Keine Reliabilität, da meist keine Parallelverfahren existieren
Meist Validität gegeben, da sich Beobachtung nur auf ein konkretes Verhalten bezieht
Beobachtungsfehler
Aufmerksamkeit/ Ermüdung
Zu frühe Wertung
Beobachtungsbericht als Fehlerquelle
Identifizierung mit den Akteuren
Missachtung von Hinweisen
Nicht repräsentative Auswahl der Beobachtungsperiode
Beobachtung vs. Beurteilung
—> Beobachten und Beurteilen stehen in einem engen Zusammenhang zueinander, da Beurteilen Beobachten voraussetzt; dennoch ist beides klar zu trennen”
Beurteilungsfehler
Einsatzmöglichkeiten der Beobachtung/ Beurteilung
WAS?
WAS kann erfasst werden?
Situationserfassung: Feststellung der Situation in einer Klasse zu einem Zeitpunkt
Sequenzanalyse: Erfassung von Verhaltensabfolgen
Vergleichsuntersuchung: Vergleiche zw. verschiedenen Klassen, Lehrern und Zeitpunkten
Verlaufsanalyse: Vergleich zwischen unterschiedlichen Zeitpunkten innerhalb einer Klasse
WER?
WER kann erfasst werden?
WOZU?
WOZU dient die Beobachtung/ Beurteilung
Selbstkontrolle für Lehrkraft
fördert Bewusstwerdungsprozesse über Methodik usw. der Lehrkraft
Einübung neuer Methoden
Klärung von Lehrer-Schüler-Konflikten
Klärung von Verhaltensproblemen bei SuS
Effizienzkontrolle nach Verhaltensänderungen
Arten von Gesprächsmethoden
Wichtige anamnetische Fragen in schulischen Beratungsfällen
Alter des Kindes
Klasse des Kindes
Geschwister, Eltern (alleinerziehend? Beruf?)
Wohnverhältnisse
Freunde, Hobbies
Schulleistungen
Einstellung zur Schule
Probleme in der Schule
Formen von Anamnese
Exploration
Dabei gilt:
individuelle Orientierung durch Interviews möglich; nicht standardisiert
Fragen können persönlichkeitsspezifisch erfasst werden; einzelner Gesprächsführer
keine Inhalte werden aufgezwungen
Individuum ist durch keine Methodik eingeengt
relativ frei, aber Gesprächsleitfaden ist wichtig
—> ganzheitlich tiefergehender Anspruch
Formen des Interviews
Selbstdarstellungstechniken nach Jones & Pittman 1982
Intrigation (Einschmeicheln): eigene Kompetenz übertreiben
Einschüchterung: Androhung negativer Konsequenzen
Selbstbeförderung: Einschätzung der eigenen Person soll beim anderen besser sein
Exemplifikation: sich als moralisch besonders integer darstellen
Demut: eigene Schwäche und Abhängigkeit betonen
Arten von Dokumenten
Konstruktion eines Fragebogens
Fessini, 2004
Zielanalyse: Was soll erfragt werden?
Aufgabenstellung: Welche Frageformen?
Vorerprobung: Revision der Fragen und Erstellung von Antwortkriterien
Studie zur Bestimmung der Reliabilität und Validität
Normierung: zur Einordnung einer Merkmalsausprägung
Vorteile von Fragebögen
am wenigsten aufwändige Verfahren
objektives und reliables Beobachtungsinstrument, das auch noch ökonomisch ist
Soziometrie
Die Soziometrie ist eine von Jakob Levy Moreno in den 1930er Jahren begründete Methode der empirischen Sozialforschung, welche dazu dient, Beziehungen zwischen Mitgliedern einer Gruppe zu erfassen, darzustellen und zu analysieren.
Datenerhebung
Man kann zwischenmenschliche Beziehungen entweder durch eine soziometrische Beobachtung oder durch eine soziometrische Befragung analysieren.
soziometrische Beobachtung: Beurteilung der Stellung des Individuums innerhalb der Gruppe
—> nur oberflächliche Beobachtung, deshalb soziometrische Befragung
Soziometrie: Dimensionen der klassischen Methode nach Friedrich, 1973
Die Probanden werden zu verschiedenen sozialen Einstellungen und Wahrnehmungen befragt. Es sind verschiedene Designs möglich:
nur positive - nur negative - beides
Anzahl der Wahlen (offen - festgelegt)
Rangfolge der Wahlen (Gewichtung)
Anzahl der Kriterien
Verschiedene Darstellungsverfahren
Probleme der soziometrischen Befragung
Äußere Voraussetzungen
Gewisser Bekanntheitsgrad zw. Gruppenmitlgiedern nötig
Art der Wahl hängt wesentlich von Gruppengrößen ab
Wahl muss “Ernstcharakter” besitzen
Urteilsvermögen differenziert erst etwa ab dem 10. Lj ausreichend
Anzahl der Stimmen
Einfache Wahlmöglichkeiten problematisch, da Status in der Gruppe Ergebnis verzerrt (5 Stimmen sinnvoll)
Zu differenzierte Wahlen können das Ergebnis verfälschen
Begrenzung der Nennungen kann zu erzwungenen Antworten und verzerrten Ergebnissen führen
Konsequenzen
Sympathie/ Antipathie evtl. vom Kriterium abhängig
Frage nach Antipathie kann diese stärker ins Bewusstsein rufen
Negative Wahlen können verletzend wirken —> anonyme Erhebung
Gefahr von Fehlinterpretation der Ergebnisse
Fehlende Konstanz der Ergebnisse
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