Welches Vorgehen gilt bei der Fetalobduktion?
Messen, Wiegen, äußere Beschreibung (Fotodukumentation (nur bei Fehlbildungen))
Obduktion (Eröffnung aller Körperhöhlen, Deskription der Befunde, ggf. Fotodokumentation, Probenentnahme für die Histologie)
Röntgenanalyse (nur bei. V.a. Osteo-Chondro-Dysplasie (Fehlanlage des Skelettes, i.d.R nicht mit dem Leben vereinbar)
Abfassen eines schriftlichen Befundes mit Beurteilung
Ausstellung einer Freigabe-Bescheinigung (Äquivalent zum Totenschein)
Welche Arten von Aborten werden unterschieden?
Spontane Aborte (nicht ausgelöst durch medizinische Maßnahmen, z.B. bei AIS (aufsteigendes Infektionssyndrom) oder Zervixinsuffiziens)
induzierte Aborte (eingeleiteter Abort, z.B. bei nicht lebensfähiger Fehlbildung des Kindes, psychosoziales Notleiden der Mutter)
Warum wird eine Fetalobduktion durchgeführt?
Klärung der Usache des intrauterinen Fruchttodes (IUFT)
Wunsch der Eltern
Quälitätssicherung (Pränataldiagnostik)
Grundlage Risikobeurteilung (Genetik, einschätzen des Wiederholungsrisikos)
Bundesseuchengesetz (fast ausschließlich bei Erwachsenenobduktion)
Welches Vorgehen gilt bei der Plazentaruntersuchung?
Messen, Wiegen und äußere Beschreibung der Plazenta (Fotodokumentation)
Befunde an der Nabelschnur (Deskription der Befunde, Probenentnahme für die Histologie)
Befunde an den Eihäuten (Deskription der Befunde, Probenentnahme für die Histologie)
Abfassen eines schriftlichen Berichtes mit Beurteilung
-> ohne Plazentauntersuchung ist die Fetalobduktion nur halb so viel wert!
Wer regelt das weitere Vorgehen mit den Feten nach der Obduktion?
Sächsisches Gesetz über das Friedhofs-, Leichen- und Bestattungswesen
(Sächsisches Bestattungsgesetz- SächsBestG)
vom 8.Juli 1994, Rechtsbereinigt mit Stand vom 13.Mai 2009)
Wie ist ein Lebendgeborenes definiert?
Körper eines Kindes, der nach dem Verlassen des Mutterleibes mindestens eines der folgenden Lebenszeichen aufweist
Herzschlag
natürliche Lungenatmung
Pulsation der Nabelschnur
-> ohne Rücksicht auf das erreichte Gewicht
Wie ist ein Totgeborenes definiert?
Körper von unter der/ unmittelbar nach der Geburt verstorbenen Kindern, wenn sie nach dem Verlassen des Mutterleibes kein Lebenszeichen (Herzschlag, Lungenatmung, pulsierende Nabelschnur) aufgewiesen haben
Geburtsgewicht mindestens 500g
Wie ist ein Fehlgeborenes definiert?
Leibesfrüchte unter 500g, die totgeboren sind (keine Lebenszeichen)
§9 Abs. 2
Welche Stellung/ rechtlichen Regelungen unterliegt die Leiche?
Leichen von Erwachsenen, Lebendgeborenen und Totgeborenen über 500g unterliegen
Leichenschauzwang
Bestattungszwang
Eintrag in Personenstandsregister (PstV)
Fehlgeborene unterliegen nicht Leichenschau und Bestatungszwang
Wie wird mit Fehlgeborenen umgegangen?
fakulative Einzelbestattung: auf Wunsch de Eltern nach formloser ärztlicher Bestätigung an Friedhofsträger (§2Abs9)
alternativ Sammelbestattung
Feten aus operativen oder medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen
innerhalb eines Jahres (Ausnahme: Verwendung zu pharmazeutischen o. wissenschaftlichen Zwecken, Beweismittel)
Bestattung gemeinschaftlich oder anonym
Was ist Teratologie?
-> Wissenschaft, die sich mit Fehlbildungen beschäftigt
6,4% aller Neugeborenen in Dtl. mit großen Fehlbildungen
Ursachen:
unbekannt (60%)
multifaktoriell (20%)
monogen (7%)
chromosomale Aberration (6%)
Umweltfaktoren (Infektionen, Diabetes, Epileptika, andere): 5%
Was ist eine Fehlbildung?
große Fehlbildung: Beeinträchtigung der Lebensfähigkeit/ Lebensqualität; interventinsbedürftig
kleine Fehlbildung: Anomalien ohne Beeinträchtigung der Lebensfähigkeit bzw. -qualität; keine Intervention
Welche Ontogeneseperioden werden unterschieden?
Gametopathien
abnorme Gameten (Keimzellen)
z.B. Punktmutationen, PKU, Hämophilie
Blastopathien
Störung der Blastogenese (ca 18 Tage post conceptionem)
z.B. Teratome
Embryopathien
Störung der Embyogenese (3.-12. SSW)
z.B. Röteln, Porter
Fetopathien
Störung in der Fetalperiode (>12.SSW)
z.B. Infektionen, Alkohol
-> je früher die Schädigung einsetz, desto schwerer ist die Fehlbildung
Welche exogenen Ursachen für Fehlbildungen sind bekannt?
Medikamente/ Genussgifte
Hyperalimentation
Mangelerscheinungen
Infektionen
(Chromosomenanomalien)
Welche Medikamentenschäden bewirkt Thalidomid?
Sedativum der 60er Jahre (Contergan-Affäre)
Fehlbildungen der Ohren und Extremitäten#
Pokomelie: fehlgebildete Extremitäten, Hände/ Füße setzen unmittelbar am Rumpf an
Amelie: fehlen einer oder mehrerer Gliedmaßen
Welche Medikamentenschäden bewirken Tetrazykline beim Kind?
gehemmte Zahnbildung
Welche Historie hat das fetale Alkoholsyndrom?
Dr William Sullivan (1899): Trinkerinnen können nach erzwungener Abstinzenz gesunde Kinder bekommen, auch nach vorangegangenen Fehlgeburten/ geschädigten Kindern
Jones & Smith (1973): kraniofaziale Dysmorphien u. zentralnervöse Dysfunktionen bei alkoholkranken Müttern -> fetal alcohole syndrom
Majewski (1993): Alkoholembryopathie
-> Ursache unklar, eventuell apoptotische Neurodegeneration
Welche Symptome hat das Fetale Alkoholsyndrom?
Kleinwuchs
cranio-faziale Dysmorphien
Mikrocephalus
psychopathologische Symptome (Essstörungen, motorische Unruhe, ADD (ADHS) etc)
50% aller Betroffenen werden selbst alkoholabhängig
häufigste Behinderung von Neugeborenen
doppelt so häufig wie Trisomie 21 (häufigste chromosomale Aberration)
ließe sich prinzipiell gänzlich verhindern
Welche Prävalanze für Adipositats liegt vor?
Adipositas (BMI </= 30 kg/m’2) mit Zunahme in den letzten 20 Jahren
1/3 aller im reproduktiven Alter befindlichen Frauen sind übergwichtig oder adipös
Welche Risiken für die Schwangerschaft liegen bei Adipositas vor?
v.a. (spezifische) congenitale Fehlbildungen
Spina bifida
kardiale Septumdefekte
anorektale Atresien
Hydrocephalus
-> Häufigkeit fetaler Fehlbildungen korreliert mit Schweregrad einer Adipositas
Was sind häufige Folgen von Magelerscheinungen (Folsäuremangel)?
Dorsale Spaltbildungen/ Neuralrohrdefekte
Spina bifida okkulta/ aperta
Meningocele: Auslagerung der Rückenmarkshäute bei unvollständig gebildetem Wirbelkanal
Myelomeningocele: Auslagerung von Rückenmarkshäuten und Rückenmark bei unvollständig gebildetem Wirbelkanal
Welche Prävalenz haben Neuralrohrdefekte?
häufigste Fehlbildung des ZNS
470-800 NRD pro Jahr in BRD
1:1.000. Neugeborenen
ca 500 Fälle mit Abortinduktion
Wiederholungsrisiko 10-20fach
ca 5% aller NRD sind Wiederholungsfälle
Welche Wirkungen haben ausreichend hohe Folsärespiegel während/ vor der Schwangerschaft
Risiskosenkung/ Verhinderung von Neuralrohrdefekten
Risiskoreduktion für
Präeklampsie
Autismus des Kindes (50%)
Intrauterine Wachstumsretardierung
kindlicher Tumore (Willms-Tumor, neuroektodermale Tumore, Ependymom)
Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
Herzfehler
Reduktion des teratogenen Effektes von Valproat
Welche Pathogenese hat eine Parvo-B-19-Infektion in der Schwangerschaft?
bei Mutter oft nur geringe Symptome
direkter zytopathischer Effekt der Viren mit Zugrundegehen erythroider (kernhaltiger) Vorläuferzellen (Vermehrung des Virus in Kernüberresten)
chronische Anämie
Veränderung des hydrostatischen Druckes (Fehlen der Erythrozyten innerhalb der Gefäßlumina)
Extravasion von Flüssigkeit -> Hydrops
Bildung von Lampionzellen (Erythroblasten mit intranukelären Einschlüssen des Virus)
Welche Pathogenese hat eine Infektion mit dem Zika-Virus in der Schwangerschaft?
ägyptische Tigermücke (zunehmende Ausbreitung durch Kimawandel, auch andere Mücken werden Überträger)
v.a in Brasilien (Recife), 1800-5000 betroffene Kinder mit Mikroencephalie
meist keine unmittelbaren Schäden, jedoch Spätfolgen
Infektion der Schwangeren -> Carrier-Transfer über Plazenta -> Infektion des Embryos/ Feten -> Schädigung von Stammzellen im Gehirn
direkte Toxizität
Apoptoseinduktion
Virusreplikation
Wachstumsverlangsamung
Welche Wirkung hat eine Covid-19-Infektion auf die Schwangerschaft?
zytopathische Infektion (keine transformierende Infektion)
mütterlicher Organismus:
virusbedingte Veränderung der Stoffwechsellage der Schwangeren
Elektrolytverschiebung
Veränderung der Gefäßmotilität
Ausbildung intravasculärer Thromben
Präeklampsierisiko steigt
kindlicher Organismus
keine direkten Schäden, sekundäre durch Änderung des SW der Mutter
höheres Risiko für Frühgeburt
intrauterine Wachstumsregression
geringes Risiko einer vertikalen Infektion
Welche Rolle spielt die Plazenta bei Virusinfektionen in der Schwangerschaft?
Plazenta bildet Barriere (z.B. HIV)
Plazenta ist durchgängig (z.B. Röteln, CMV (Cytomegalie-Virus), HSV (Herpes simplex)
Plazenta ist für Carrier passierbar, nicht aber für das alleinige Virus selbst (immunkompetente Zellen sind Reservoir und Überträger, z.B. Zika)
Sekundäre Veränderungen (ZRA(Röteln), Gestose (Covid 19) -> intrauterine Retardierung)
Welche Spätfolgen können Virusinfektionen in der Schwangerschaft haben?
Mentale Retardierung bzw. Erkrankung unklar
lange Latenzzeit
Immunprozesse wärend Virusinfektion schädigen Hirnentwicklung bzw. ändern Ressistenzen (z.B. Schizophrenie- und Autismus-Häufung nach Grippe-Epidemie in Finnland)
nur zeitlicher, kein kausaler Zusammenhang
Forschungslücke, langwierige und teuere Nachbeobachtung
Welches sind die häufigsten Trisomie-Syndrome?
Trisomie 21 (Down-Syndrom)
-> 47, XX oder XY + 21
Inzidenz 1:800
Trisomie 18 (Edwards-Syndrom)
-> 47, XX oder XY +18
Inzidenz 1:8.000
Trisomie 13 (Patau-Syndrom)
47, XX oder XY +13
Inzidenz 1:20.000
Wie ist die Morphologie der Trisomie 21?
Wachstumsstörung
Mentale Retardierung
Congenitale Herzerkrankung
Megacolon
dysplastische Ohren; große, faltige Zunge; schmale Augen
akute lymphoblastische Leukämie
kurze, breite Hände
weite Spalte zwischen ersten und zweitem Zeh
Wie ist die Morphologie des Edwards-Syndroms?
runde Schädelkonfiguration
schütteres Haupthaar
bilaterale Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
Fehlstellung von Fingern und Füßen
Hypothelorismus (übergroßer Abstand zwischen Organen)
Welche Morphologie hat das Ullrich-Turner-Syndrom?
Monosmie (45, X0)
oft Abort (Nackenblasen-Fet (Hydroma colli))
15% Aorten-Fehlbildung
Gonaden des Feten mit vielen Oozyten, verschwinden bis zum 2. Lebensjahr
streak-gonaden (nur fibroisiertes spezialisiertes Stoma ohne Keimzellen)
primäre Amennorhoe
oft Abort von Ullrich-Turner-Feten im 2. Trimenon
Was sind Einzelgendefekte?
-> Zahl und Struktur der Gene sind adäquat, es werden lediglich einzelne Gene nicht abgelesen/ werden ruhig gestellt/ Sequenzdefekt
Osteochondrodysplasien
basieren auf Einzelgendefekt (z.B. Kollagensynthese/ -SW)
Diagnostik mittels Babygramm
tanatophore Dysplasie
verkürzte untere Extremitäten (v.a. Femur)
Varusdeformität der Femoren (telefonhörerartig)
vermiderte chondrale Ossifikation (verminderte Ausbildung von Blasenknorpel -> Vermindertes Längenwachstum von Röhrenknochen
Was ist die Potter-Sequenz?
heriditäre Zystenniere
heterogene Erkrankungsgruppe
differente Vererbung
rezessiv
dominant
Teil von Syndromen (z.B. Edwards-Syndrom)
Einteilung in Typ I bis III
Autosomal-rezessiv: 6p21
Autosomal-dominant: 16p und 4q
Welche Pathogenese hat die Potter-Sequenz?
Einzelgendefekt im Hox-Gen
Glomerula-Dystrophie
geringe Harnbildung
Oligohydramnion (Fruchtwassermangel)
Hypomotilität (Platzmangel) -> Oberarme drücken auf Thorax -> Hypoplasie von Thorax und Lunge -> postpartal nicht mit dem Leben vereinbar
Potter-Fazies (prominente Falten, gebogene Nase, “verkniffenes” Gesicht -> Folge von Platzmangel)
Was versteht man unter funktioneller Terratologie/ fetal programming?
-> Determinierung eines erhöhten Risikos für postpartale Erkrankungen durch intrauterine Verhältnisse
Beispiele:
intrauterine Hyperalimentation prädyspositioniert zu Mamma-Ca
(erhöhte Serumspiegel für Östrogen, Progesteron, humanes Plazentalaktogen, plazentare Wachstumsfaktoren -> Störung der Brustentwicklung -> gesteigertes Karzinomrisiko)
intrauterine Wachstumsstörung (z.B, durch virusbedingte Plazentainsuffiziens) prädyspositioniert zu Diabetes Mellitus, metabolischem Syndrom, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
(Plazentainsuffiziens -> fetale Adaplation (metabolisch, endokrin, hämodynamisch) -> erhöhtes Stresslevel post partum -> Disposition)
Welches sind die häufigsten Virusinfektionen der Schwangeren, die zu Schädigung/ Abort des Kindes führen?
(S)TORCH
S Syphilis
T Toxoplasmose
O Others (TBC, Listeriose, Leprospiosen, VCV, EBV, HIV, Parvo-B19)
R Rubella
C Cytomegalie
H Herpes simplex
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