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by Ali Suat K.

Wofür benötigen Unternehmen den Mindestbestand?


In jedem Unternehmen können Szenarien eintreten, in denen die Materialverfügbarkeit plötzlich eingeschränkt sein kann. Beispielsweise ist vorstellbar, dass es seitens des Lieferanten oder Herstellers zu Lieferverzögerungen kommt. Doch auch ein unerwartet starker Anstieg der Nachfrage kann zu Engpässen führen. Um in derartigen „Notfällen“ weiterhin lieferfähig zu sein, legen Verantwortliche in der Logistik einen Mindestbestand für Artikel fest, der teils auch Sicherheitsbestand oder eiserner Bestand genannt wird. Dieser Lagerbestand darf nur in definierten Fällen unterschritten werden. Meist ist dazu eine spezielle Genehmigung erforderlich.

Oft wird das „Polster für schlechte Zeiten“ anhand von Erfahrungswerten definiert. Je länger ein Unternehmen am Markt agiert, desto besser fällt diese Einschätzung in der Regel aus, da mehr Zahlenmaterial aus der Historie vorliegt. Zudem können sich Lagerverantwortliche heute von modernen Warenwirtschafts- oder ERP-Systemen unterstützen lassen, die wichtige Werte wie den Melde- und Mindestbestand automatisch und dynamisch berechnet. Weiterhin liefern solche System belastbare Prognosen und Informationen für die zukünftige Entwicklung.

Wichtig ist es in jedem Fall, den Mindestbestand für Artikel weder zu hoch noch zu niedrig anzusetzen. Denn ist er zu niedrig (oder fehlt er gänzlich), können sehr schnell Engpässe auftreten. In der Folge stockt die Produktion oder Kunden können nicht mehr (rechtzeitig) beliefert werden. Wird der Mindestbestand hingegen zu hoch angesetzt, verursacht dies unnötige Logistik- und Lagerkosten in Gestalt einer zu hohen Kapitalbindung. Ferner muss ein eventuell vorhandener Maximalbestand, der beispielsweise aus Platzgründen festgelegt wurde, beachtet werden.

Lagerumschlagshäufigkeit


Die Umschlagshäufigkeit gibt an, wie häufig sich ein Material im Lager verbraucht hat und durch Neueinlagerung wieder ersetzt wurde. Der Umschlag wird bezogen auf eine bestimmte Periode (meist 1 Jahr) berechnet. Es handelt sich hier also um eine Verdeutlichung der Beziehung von Verbrauch und Bestand. Eine Berechnung kann wert- oder mengenmäßig erfolgen. Die Formel stellt sich wie folgt dar:

Beispiel: Von Artikel Nr. 4711 werden in einem Jahr 500 Stück aus dem Lager entnommen. Durchschnittlich waren 25 Stück auf Lager.

500/25=20

Ergebnis: Die Umschlagshäufigkeit beträgt 20. Das bedeutet: Der Artikel schlägt sich 20 Mal pro Jahr um.

Die Betrachtung der Umschlagshäufigkeit sollte nicht nur auf Artikelebene, sondern auch pro Materialgruppe und natürlich stets für das gesamte Lager erfolgen.

In der Praxis stellt sich nun die Frage, welche Lagerumschlagshäufigkeit als gut bezeichnet werden kann. Zwar wird in der Literatur häufig empfohlen, Artikel mit einer geringeren Umschlagshäufigkeit als 0,5 aus dem Bestand zu entfernen, als allgemeingültige Regel kann dies jedoch nicht gelten. Es könnte sich beispielsweise um ein schwer zu beschaffendes, wichtiges Ersatzteil handeln, welches trotz geringem Verbrauch unbedingt vorrätig sein muss.

Letztlich musst du die Umschlagshäufigkeit anhand nachstehender Empfehlungen individuell beurteilen und entsprechende Maßnahmen ableiten:

  • Eine sehr niedrige Umschlagshäufigkeitbedeutet, dass die Lagerhaltung und somit die Kapitalbindung unnötig hoch und deshalb negativ zu bewerten ist. Senke bei betroffenen Artikeln den Bestand, verkürze die Lieferzeiten oder sorge für höhere Nachfrage bei den Kunden. Handelt es sich um Lagerhüter, versuche diese abzuverkaufen oder verschrotte sie notfalls, um die Mittelbindung zu entlasten.

  • Eine hohe Umschlagshäufigkeitsagt aus, dass sich der Artikel jeweils nur kurz im Lager befindet. Grundsätzlich ist dies positiv, da hierdurch niedrige Lagerkosten erzielt werden. Ist die Umschlagshäufigkeit jedoch überdurchschnittlich hoch, deutet das auf zu geringe Bestände hin, die wiederum zu hohen Beschaffungskosten und ggf. zu Nichtverfügbarkeiten führen können. Ist dies der Fall, erhöhe die Bestände der betroffenen Teile moderat.

Praxistipp: Generiere über dein ERP-System regelmäßig (z. B. quartalsweise) Reports über dein gesamtes Sortiment, betrachte insbesondere die Ausreißer (extrem hohe und niedrige Umschlagshäufigkeit), und leite geeignete Maßnahmen ab.

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Ali Suat K.

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