Was ist Immunologie?
Immunologie
-> Wissenschaft, die sich mit der Antwort des Organismus auf eine immunogne Herausforderung beschäftigt
Erkennung von Selbst
Erkennung von Nicht-Selbst
Immunpathologie: behandlung der krankhaften Zustände des Systems
Definition
unspezifische Immunität
unabhängig vom Erregertyp
kein immunologisches Gedächtnis
schnell -> Überbrückung bis spezifische Immunität greift#
zellulär (alle Zellen, die eingreifen können, z.B. Makrophagen) vs humoral (z.B. Komplementsystem)
Vorkommen unmittelbar dort, wo Körper auf Außenwelt trifft (z.B. Schleimhäute)
Pattern recognition receptors
z.B. toll-like-receptors (Monozyten, Makrophagen, dendritische Zellen), Komplementrezeptor
Bindung an evolutionär konservierte Strukturen
wenig effektiv, kann aber über Antigenpräsentation mit dem spezifischen Immunsystem interagieren
spezifische Immunität
spezifische Immunität = Fähigkeit des Körpers, körperfremde Stoffe zu erkennen und spezifisch zu bekämpfen
länger Dauer als unspezifische Antwort (Stunden bis Tage)
zellulär: z.B. T-Zellen, B-Zellen
humoral: z.B. spezifische Antikörper
Welche Zellen gehören zu angeborenen bzw adaptiven Immunantwort und welche Zellen sind antigenpräsentierende Zellen?
angeborene Immunantwort
adaptive Immunantwort
neutrophile Granus
basophile
eosinophile
Makrophagen
Mastzellen
Natürliche Killerzellen
humorale Komponente
Lysozym
Zytokine
Komplementsystem
T-Zellen
B-Zellen/ Plasmazellen
Antikörper
-> Antigenpräsentierende Zellen: dendritische Zellen, Mastzellen, Makrophagen
Antigen
Antigen =
als fremd erkannte Substand, was eine spezifische Reaktion auslöst
jeder Stoff, gegen den der Körper Antikörper bildet
-> komplette Antigene:
Makromoleküle mit einer oder mehreren antigendeterminanten Regionen
Epitope
sind immunogen, induzieren Immunreaktionen
-> inkomplette Antigene
niedermolekular
brauchen Makromoleküle als Trägermoleküle (lösen allein keine Reaktion aus)
Veränderung der Tertiärstruktur des Proteins und Rekonfiguration von dessen Epitopen
Haptene (lösen Unverträglichkeiten nur durch Bindung an körpereigene Peptide aus
Wie werden Antigene klassifiziert?
Exogene Antigene
z.B. Erreger, Pollen, Stäube, Chemikalien, …
Endogene Antigene
Autolog= körpereigene Antigene, die zu unphysiologischer Antikörperbildung führen
Homolog= gegen genetisch unterschiedliche Individuen derselben Spezies (z.B. Blutgruppenantigene)
HLA-System
HLA-System = human leukocyte antigens
MCH-Komplex (major histocompatibility complex) auf Chromosom 6 kodiert
individuell unterschiedlich determinierte Bereiche auf Zellembranen -> eigen vs fremd
ausgeprägter Poylmorphismus:
mehrere Genorte, die jeweils ein HL-Antigen codieren
Vielzahl Allele für jedes Gen
klinische Bedeutung:
Histokompatibilität (z.B. Transplantationsmedizin)
Assiziation von HLA-Antigenen mit Erkrankungen (Alzheimer, Diabetes Typ I, Zölliakie)
Hypothesen: klonales Mimikri, Ligand-/Rezeptor-Interferenz
Hauptfunktion des Systems: Fähigkeit zur Antigenpräsentation
Welche MHC-Klassen gibt es und was ist ihre Aufgabe?
MCH Klasse I
auf allen Körperzellen
Prozessierung und Präsentation endogener Antigene (z.B. intrazelluläre Erreger)
werden von CD8-positiven Lymphozyten erkannt
Schutz gesunder Zellen -> Selbsttoleranz
MHC Klasse II
Prozessierung und Präsentation exogener Antigene
Makrophagen, dendritische Zellen, B-Lymphozyten (nehmen exogene Antigene auf, prozessieren sie und präsentieren sie mittels MCHII-Rezeptor auf ihrer Oberfläche)
werden durch CD4-positive Lymphoyzten erkannt
MCH Klasse III
lösliche Serumproteine aus dem Komplementsystem
Wie erfolgt die Antigenpräsentation durch Antigenpräsentierende Zellen (APC)?
Antigenpräsentation durch Antigenpräsentierende Zellen (APC)
Endogene Antigene:
CD8+-Zellen erkennen endogene Antigene zusammen mit MCH Klasse I auf jeder Zelle
Exogene Antigene:
werden von APC-Zellen aufgenommen und verdaut, Bruchstücken werden in MCH Klasse II dann CD4+-Zellen präsentiert
APC:
zirkulierende Monozyten, Makrophagen (=gewebsständige Monozyten), dendritische Zellen, Astrozyten, B-Zellen
Antikörper = Immunglobuline, von B-Zellen und Plasmazellen gebildet
B-Lymphozyten: membranständige Antigenrezeptoren (IgM, IgD)
Plasmazellen: Sekretion von Antikörpern (gelöst im Plasma)
Welche Immunglobuline gibt es?
IgG
IgM
IgA
IgD
IgE
plazenta-gängig
+
-
Anteil Ig Serum
70-80%
5-10%
10-20%
0,2-1%
<1%
Eigen-schaften
Sekundär-antwort
Erstantwort
Schleimhaut-schutz
Interaktion B-/T-Lymphos
Mastzell-degranulation bei Allergie, Parasiten
Antikörperdiversität
Antikörperdiversität=
für Bildung von Immunglobulinen zuständige Gene unterscheiden sich in mehreren Regionen des Antikörpers
V= variable
J= joining (Verbindung von C- und V-Region)
D=diversity (Verbindung von J- und V-Region)
C= constant
bei Differenzierung der B-Zelle unterschiedliche Rekombination der Gensegmente -> Diversität
Variabilitä durch:
Vielzahl codierender Gene
Rekombinationen
Genrearrangement
Mutationen (kann Bindungsstärke der AK verändern)
Immuntoleranz
fehlendes Ansprechen auf bestimmtes Antigen bei gleich bleibendem Ansprechen auf andere Antigene
Selbsttoleranz
z.B. Inaktivierung autoagressiver B-und T-Zellen (primäre Inaktivierung bei fehlender Selbsttoleranz)
z.B. Gegenregulierung durch T-Supressorzellen (sekundäre Gegenregulation)
im lymphatischen Organ bei fehlender Selbsttoleranz:
Apoptose
Änderung des Rezeptors (nur B-Zellen)
Entwicklung zu regulatorischen T-Lymphos (nur CD4+T-Zellen)
in der Peripherie bei fehlender Selbsttoleranz
klonale Anergie (effektloses Abschalten durch regulatorische T-Zellen oder Inaktivierung)
Apoptose (klonale Deletion)
Supression durch regulatorische T-Zellen
Defekt der Selbsttoleranz
durch genetische Defekte
Eliminierung und Präsentation von Antigenen
Signaltransduktion
-> Autoimmunerkrankungen (Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, Myasthenia Gravis)
T-Zellen: Lymphozytensubpopulation
Subklassifikation anhand Oberflächenmerkmalen -> CD (Cluster of Differentiation) -> immer CD3 + weitere
-> membrangebundene Glykoproteine (Rezeptor, Signalfunktion, enzymatische Funktion, …)
T-Helferzellen (CD4)
Wirkung über Sekretion von Zytiokinen
erkennen Antigene, die von MCHII-Molekülen präsentiert werden
Unterscheidung TH1 und TH2-Zellen#
TH1: Aktivierung Makrophagen/ Killerzellen
TH2: Anregung von B-Lymphozyten zur Bildung spezifischer Antikörper über Interleukine
zytotoxische T-Zellen (CD8)
selektive Zerstörung von Zellen (direkte lytische Wirkung)
Antigene auf MCHI-Molekülen
Perforine destruieren Zellwand, Granzyme destruieren Zelle
alternative Bindung an FAS-Rezeptor (Todesrezeptor)-> Apoptose
gegen intrazelluläre Erreger (Viren), Tumore, Organtransplantate
Memory-T-Zellen (CD45RO)
inaktive antigenspezifische T-Zelle
stärkere Aktivierung bei zweiter Exposition mit dem Antigen
Humorale Immunität: B-Zellen
wichtige Eigenschaften von B-Lymphozyten
Lokalisation:
Lymphknoten (keimzentrum, Mantelzone)
Follikel der weißen Milzpulpa
Mukosa-assoziiertes lymphatisches Gewebe (MALT)
Knochenmark und peripheres Blut
machen 10-20% der Blutlymphozyten aus
Antigenerkennung über B-Zell-Antigen-Rezeptorkomplex
nach antigener Stimmulation B-Zellen -> Plasmazellen
Aktivierung von B-Lymphozyten:
Bindung des Antigens über B-Zell-Antigenkomplex an der Oberfläche
werden von CD4+-tragenden T-Zellen erkannt
Bindung der T-Zelle an CD40-Rezeptor der B-Zelle -> Aktivierung der B-Zelle -> Ausdifferenzierung der B-Zelle zur Plasmazelle (T-Zell-vermittelte B-Zell-Aktivierung)
Was sind Hilfszellen und was ist ihre Funktion?
Hilfszellen:
Monozyten-Makrophagen-System
syn.: mononukleäres phagozytisches System (MPS)
Bildung von Monozyten im Knochenmark
Einwanderung in Gewebe: Makrophagen/ Histiozyten
Sonderformen: Kupffer-Sternzellen, Sinusmakrophagen Milz, Alveolarmakrophagen, Osteoklasten, …
APC = weitere Antigenpräsentierende Zellen
interdigitierende dendritische Zellen (parakortikal in LK, Milz, Thymus)
Phagozytose
Ausschüttung von Zytokinen
Varianten
Langerhanszellen in der Haut
follikuläre dendritische Zellen in Lymphfollikeln
neurophile Granulozyten
Bildung von
Interferon
proteolytischen Substanzen (Kollagenasen, Lysozym, …)
Chemotaxine (C5a, Leukotrien B)
Schleimhaut, Haut, perivaskulär
Rezeptoren für IgE, IgG und Komplement
große Rolle bei allergischen Reaktionen
Was ist die Antigen-Antikörper-Reaktion?
Antigen-Antikörper-Reaktion
zellgebundenes Antigen
antikörpervermittelte zelluläre Zytotoxizität
Aktivierung von Komplement
lösliches Antigen
Ausbildung von Immunkomplexen
erleichterte Phagozytose
bei Ausfällen von Immunkomplexen im Gewebe Aktivierung des Komplementsystems
Antikörperreaktion: Ablagerung von Immunkomplexen
bei chronischen Autoimmunerkrankungen Ablagerung von Immunkomplexen
in Gefäßen: Vaskulitis
im Nierenglomerulus: Glomerulonephritis
Gelenke: Arthritis
Haut: Erythrem
Kryoglobuline = Immunkomplex, die bei <37°C gelartige Präzipitate bilden und bei Erwärmung Wiederauflösung
können Komplement aktivieren -> Endothelzellschädigung -> Vasculitis kleiner Gefäße
z.B. bei Multiplem Myelom, HBV, HCV, Autoimmunkrankheiten (v.a. in Akren bei niedriger Temperatur)
Pathogene Immunreaktionen
Was sind Übermepfindlichkeitsreaktionen und welche Typen werden unterschieden?
Überempfindlichkeitsreaktionen = Aktiver, unkontrollierter Übergriff einer Immunreaktion auf gesundes Gewebe
Typ I - Reaktion: Anaphylaxie, Soforttyp (anaphylaxia)
Typ II - Reaktion: zytotoxisch (cytotoxic)
Typ III - Reaktion: Immunkomplex (immunecomplex)
Typ IV - Reaktion: verzögerter Typ (delayed)
Wie läuft eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ I ab?
Typ-I-Reaktion (anaphylaktischer Typ)
Allergene lösen über IgE-AK Degranulation von Mastzellen aus -> Histaminausschüttung
Kontakt mit Antigen führt zu Bildung spezifischer IgE-AK durch Plasmazellen
Basophile und Mastzellen binden IgE -> Sensibilisierung
bei Zweitkontakt Degranulation
Histamin, Bradikinine, Prostaglandine, Leukotriene, Serotonin, …
Vasodilatation, Permeabilitätssteigerung, Juckreiz, …
lokaler oder systemischer Verlauf
Urtikaria, Rhinitis, Sinusitis
anaphylaktischer Schock
genetische Neigung zu Typ-I-Reaktionen = Atopie
Wie läuft eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ II ab?
Typ II -Reaktion: zytotoxischer Typ
Antikörper bilden mit zellständigen Antigenen Komplexe, die zur Zerstörung der Zelle führen
Aktivierung des Komplementsystems oder zytotoxischer T-Lymphozyten
Beispiele:
Transfusionsreaktionen bei AB0-Inkompatibilität
immunhämolytische Anämie (Autoantikörper gegen Erythrozytenmerkmale)
tumorassoziierte Antigene
Wie läuft eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ III ab?
Typ III - Reaktion: Immunkomplextyp
Reaktion von Antikörpern mit löslichen Antigenen führt zur Bildung von Immunkomplexen (freie Antigen-Antikörper-Komplexe im Serum)
Ablagerung löslicher Antigen-Antikörperkomplexe in Gefäßwänden mit entzündlicher Reaktion
-> systemisch (Serumkrankheit) oder lokal (Arthus-Reaktion)
Panarteriitis nodosa
Vaskulitide
Immunkomplex- Glomerulonephritis
Vasculitide
Antikörper gegen Medikamentenallergene, Bakterien, Viren, …
subepitheliale oder -endotheliale Ablagerung mit Entzündung
Wie läuft eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ IV ab?
Typ IV-Reaktion: zellvermittelter/ verzögerter Typ
T-Zell (CD4 oder CD8 positive) vermittelte Entzündungsreaktion (nicht antigen-vermittelt)
24-48h nach Antigenkontakt (Spätreaktion)
Präsentation von Antigenen über MCH-II-Klasse tragende Zellen an CD4 positive T-Helferzellen
Umwandlung in TH1-Zellen, welche Zytokine freisetzen
Aktivierung von Makrophagen und Anlockung weiterer Entzündungszellen
CD8-vermittelte Allergiereaktion -> Transplantatabstoßung
Tuberkulinreaktion
48h nach Tuberkulininjektion
knötchenförmige Veränderung der Haut (durch lokale Entzüdung)
Kontaktallergie
Transplantatabstoßung
granulomatöse Reaktionen
Was sind Autoimmunerkrankungen?
Autoimmunerkrankungen
gestörte Regulation des Immunsystems (Verlust der Selbsttoleranz)
exogene Faktoren
Stress
Infektionen
Medikamente
Chemikalien/ Noxen
Geschlecht (weiblich > männlich)
genetische Faktoren
anderweitige Erkrankungen
= chronische, nicht infektöse Entzündungen
ohne äußere Einflüsse auftretende Immunreaktionen zellulärer und humoraler Art
gegen bestimmte Körpersubstanzen gerichtet
entweder lokal (z.B. DM I, betrifft nur 1 Organ) oder systemisch (z.B. Rheumatoide Arthritis, betrifft mehrere Organsysteme)
serologisch (hochtitrige) Auto-AK (IgG und IgA) gegen definierte Antigene
Was sind die Ursachen von Autoimmunerkrankungen?
Ursachen von Autoimmunerkrankungen
gestörte Regulation des Immunsystems
-> Verlust der Selbsttoleranz
gestörte klonale Deletion (nicht autotolerante Zellen überleben)
gestörte klonale Anergie (Aussetzen der peripheren “Abschaltung” nicht immunkompetenter Zellen)
Verlust von regulatorischen Supressorzellen
fehlerhafte Antikörper
Hepatitis C -> Myasthenia gravis
EBV -> Lupus erythematodes
Coxsackie-Virus -> Diabetes Mellitus Typ I
genetische Suszeptibilität (Empfindlichkeit, Reizbarkeit)
-> für z.B. Umwelteinflüsse anfällige Gene führen zum Versagen der Selbsttoleranz von Lymphozyten führen zu Autoimmunerkrankungen
Welche Rolle spielen Infektionen bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen?
Rolle von Infektionen bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen
Bystander-Aktivierung (Erreger lösen selbst keine Immunantwort aus, AIE entsteht durch fehlgeleitete Immunantwort des Körpers auf den Erreger)
Molekulare Mimikri (nach Infektion werden dem Immunsystem Virus-/ Bakterienpeptide präsentierte -> bei Ähnlichkeit zu körpereigenen Peptiden -> Immunantwort möglich), Beispiele:
Zytomegalievirus ist ähnlich HLA-DR-Molekül
Papillomavirus E2 ist ähnlich Insulin-Rezeptor
HIV p24 ist ähnlich menschliches IgG
Epitope-Spreading (Freisetzung zelleigener Peptide (“Epitope”) im Rahmen einer Entzündung (unkontrollierte Nekrose) -> sind dem Immunsystem sonst nicht zugängig -> lösen Immunreaktion aus
Superantigene (z.B. EBV, Retroviren, Staphylokokken, Streptokokken; können an MCHII-Moleküle und an T-Zell-Rezeptor binden, unabhängig von der Peptidbeladung des MCH-Moleküls -> potenteste Aktivatoren von antigenunspezifischen T-Lymphoyzten)
Arzneimittel (Antiarrythmika, Antibiotika, … -> können ähnlich strukturiert sein, wie körpereigene Epitope)
Was sind Autoantikörper?
Autoantikörper
entstehen im Rahmen von Autoimmunerkrankungen
Acetylcholinrezeptoren
Pankreasinselzellen
Calcium-/ Kaliumkanäle
Doppelstrang-DNA, Zellkerne
best. Epithelien#
Wirkung:
lokale Entzündung
Blockade oder Stimulation von Rezeptoren
Opsonierung -> Phagozytose
Entstehung von Immunkomplexen
Lyse durch T-Lymphozyten
Was sind Beispiele für systemische Autoimmunopathien?
Systemische Autoimmunopathien
systemischer Lupus erythomatodes (SLE)
progressive systemische Sklerose
Derma-/ Polyomyelitis
Sjögren-Syndrom
Was ist und was sind die Symptome von
Systemischer Lupus erythemathodes?
Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
= Systemerkrankung mit immunkomplexbedingter Zellschädigung
verantwortliche Autoimmun-AK:
ANA (antinucleärer Antikörper) -> gerichtet gegen Kernstrukturen (DNA, RNA, Histone)
ds-DNA-AK (doppelstrang-DNA-AK)
ENA: extractable nuclear proteins (wasserlösliche Kern- und Zytoplasmaproteine)
-> Immunkomplex (Blutgefäße) = Zellkernbestandteil + Autoantikörper
Inzidenz: 4-7/100.000
2.-4. Lebensjahrzehnt
Männer zu Frauen = 1:9
Äthiologie
unklar (familiäre Häufung, MHC (DR2/DR3), IFN1-Aktivität)
Umwelt, Medikamente (Penicillamin), Hormone, UV-Licht
Gewebefaktoren: Trauma, Operationen
Virusinfekte
Immunkomplexablagerungen
an Gefäßwand, Niere, Haut, Bindegewebe
Immunkomplexvaskulitis (z.B. als akzelerierte Koronararteriensklerose)
Schmetterlingserythem
Endokarditis Liebmann-Sachs
Polyserositis (z.B. Perikarditis (am häufigsten), Pleuritis, Peritonitis)
Lupusnephritis
Lupusarthritis
unspezifische Myokarditis
typische Veränderungen
häufig junge Frauen betroffen (20.-30.Lj.)
Schmetterlingserythem des Gesichts
Photosensitivität
Fieber, Krankheitsgefühl, Gewichtsverlust, Zeichen systemischer Entzündung
Gelenkbeschwerden- und Entzündungen
progressiver systemischer Sklerose?
Progressive systemische Sklerose
= seltene, heterogene Systemerkrankung, bevorzugt dermale Sklerose und obstruktive Vaskulopathie
Inzidenz
5/1.000.000
5.-6. Lebensjahrzehnt
Männer:Frauen = 1:3
unklar
HLA-Assoziation (DR5, DR11)
Autoantikörper gegen den Rezeptor des PDGF?
90% ANA
Zielorgan: perivasculäre Fibroblasten
exzessive Kollagensynthese - reduzierte Kollagenolyse
Gefäßeninengung, Vasospasmus -> Durchblutungsstörung
Klinik
systemisch
Haut (100% betroffen)
Tabaksbeutelmund
Sklerodaktylie
GIT (80%)
Schluckbeschwerden
Dysphagie
Reflux
Motilitätsstörungen
Niere (75%)
Respirationstrakt (50%)
Lungenfibrose
Cor pulmonale
lokalisiert
Crest-Syndrom (70% Antizentromerantikörper)
Calcinosis cutis in Finger, Knie und Ellenbogen
Raynaud-Syndrom (verminderte Durchblutung der Akren)
(Ö)Esophagus-Motilitätsstörungen
Teleangiektasien
Derma-/Polyomyelitis?
Dermato-/ Polymyositis
1-2/ 100.000
Kindheit, 3.-5. Lebensjahrzehnt
Frauen > Männer
T-Zell vermittelte Immunreaktion
Störung des Proteinabbaus?
Nachweis von Autoantikörpern und Immunkomplexablagerungen
virale Trigger? (Cocksacki-Virus)
Korrelation mit HLA-DR
-> Erkrankung kann paraneoplastisch auftreten, bevorzugt bei Karzinomen von GI-Trakt, Mamma, Lunge, T-Zell-Lymphom und ist nach Tumorentfernug voll reversibel -> TUMORAUSSCHLUSS
Dermatomyositis: mit Muskel- und Hautbeteiligung
Polymyositis: alleiniger symmetrischer Befall proximaler Muskulatur
Einschlusskörper-Myositis: assymetrischer Befall der distalen Muskulatur
Erythreme periorbital und am Stamm
Hypomimie
Atrophie der Finger
Calcinosis cutis
Vaskulitis
-> ähnliches klinisches Bild wie progressive systemische Sklerose
Sjögren-Syndrom?
= Immunologische Speicheldrüsenentzündung im Rahmen einer systemischen Autoimmunerkrankung
2-4/1000
Altersgipfel: 2. Lebenshälfte, Frauen > Männer
Pathogenese
genetische Faktoren: HLA-DR3, HLA-DR2
exogene Faktoren: EBV (Eppstein-Barr-Virus, Erreger des pfeifferschen Drüsenfiebers)
endogene Faktoren: APC-CD4+-Dysregulation mit Aktivierung von B-Zellen
ANA, SSA-AK (70%), SSB-AK
systemische Symptome
Arthrittiden
Neuropathien
Vaskulitiden
Raynaud-Syndrom
Glomerulonephritis
Was sind Überlappungssyndrome?
Überlappungssyndrome (Overlap-Syndroms)
nicht sicher einer Autoimmunkrankheit zuzuordnende Symptome
mixed connective tissue disease (MCTD)
Gemeinsamkeiten: ANA-AK
Sklerodermie_Myositis-Overlap-Syndrom
Primär-biliäre Zirrhose-CREST-Overlap-Syndrom
Was sind Immundefektsyndrome?
Immundefektsyndrome
-> Defekte des spezifischen Immunsystems sind 10mal häufiger als Defekte des unspezifischen Immunsystems
Folgen
häufiger Infektionen mit bestimmten Keimen (atypische Keime, prolongierte Infekte)
erhöhtes Karzinomrisiko
häufiger Autoimmunerkrankungen
Ursachen
primär
Primäre B-Zell-Defekte (durch Störung der B-Zell-Differenzierung)
Agammaglobulinämie
fehlende Ausreifung der B-Zellen durch Fehlen der Bruton-Tyrosinkinas
rezidivierende Infekte, Arthritis
X-chromosomale Erkrankung (fast nur Männer)
Isolierter IgA-Mangel
Infektion, Atopie, Sprue, Autoimmunerkrankungen, Allergieneigung
oft keine oder nur geringe Syptome
Primäre T-Zell-Defekte
in der Regel gefährlicher als B-Zell-Defekte (Interaktion m. B-Zellen -> Wirkung auf beide Systeme)
Komplikation durch Infektionen und gestörte Interaktion von T- und B-Zellen
DiGeorge-Syndrom (Chromosom 22)
Thymushypoplasie und T-Zell-Defekt
virale Infekte, Herz-Gefäß-Fehlbildungen
sekundär
= erworbene Immundefektzustände durch Mangel an Immunglobulinen oder Mangel an T-Zellen
Humorale Immundefekte -> treten auf bei
Proteinverlustsyndrom
Mangel an Proteinzufuhr
Gammopathie mit Synthese defekter Immunglobuline
-> humorale Immundefekte als sekundäre Folge
zelluläre Immundefekte -> entstehen durch
gestörte T-Zell-Proliferation oder Funktion
sind reversibel bei Beheben der Grunderkrankung
Nach welchen Kriterien kann man Transoplantate einordnen?
Einordnung von Transplantaten
nach ihrer Herkunft
Isotransplantat
Autotransplantat
Allotransplantat
Xenotransplantat
nach dem Transplantationsort
isotop
orthotop
heterotop
nach der Transplantatfunktion
allovital
allostatisch
auxillär
substitutiv
nach Transplantatentnahme
potmortal
Lebendspende (Stammzellen, Niere, Teilleber)
Einteilung von Transplantaten nach ihrer Herkunft
Was bedeutet
Einordnung von Transplantaten nach ihrer Herkunft
Isotransplantat (isogen/syngen)
identisches Individuum (einiige Zwillinge)
Autotransplantat (autolog)
Gewebe desselben Organismus
Autograft/ Autotransplantat
z.B. autologe Bluttransfusion, Knochen-Graft, Spalthaut
Allotransplantat (allogen)
genetisch verschiedenes Individuum derselben Spezies
Xenotransplantat (xenogen)
Transplantation zwischen Individuen verschiedener Spezies (z.B. Rinder- oder Schweineherzklappen)
Einteilung von Transplantaten nach ihrem Transplantationsort
isotop: Ort und Gewebe sind identisch
orthotop: örtliche Übereinstimmung
heterotop: keine örtliche Übereinstimmung
Einteilung von Transplantaten nach ihrer Funktion
allovital: Transplantat ist voll funktionstüchtig
allostatisch: Funktion zeitlich begrenzt
auxillär: zur Unterstützung des kranken Organs
substitutiv: Ersatz eines fuktionslosen Organs
Welche Organe werden transplantiert?
Hornhaut
Gehörknochen
Herzklappen
Herz
Lunge
Leber
Niere
Pankreas
Darm
Gefäße
Knochenmark
Wie ist die Pathologie der Abstoßungsreaktion?
Pathologie der Abstoßungsreaktion
= (immunologische) Antwort des Wirtes auf fremde Antigene im Spenderorgan
Funktionsbeeinträchtigung/ -verlust
zellulär (T-Zell-vermittelt) vs. humoral (antikörpervermittelt)
Wie erfolgen Abstoßungsmechanismen?
Abstoßungsmechanismen
T-Zell-vermittelte Tranplantatabstoßung (zelluläre Abstoßung)
Erkennungsphase
Fremdantigenpräsentation via APZ (Antigenpräsentierende Zelle) (Donor oder Empfänger)
Aktivierung der T-Zelle via T-Zell-Rezeptor (+ kostimulatorische Moleküle)
Proliferationsphase, Differenzierungsohase
klonale Vermehrung antigenspezifischer T-Zellen
Rekrutierung von T-Zellen anhängiger Effektorzellen (Makrophagen, NK-Zellen)
Destruktionsphase
Zelltod
zytotoxische T-Zellen (direkte Lyse)
delayed type (Zytokine, Chemokine -> unspezifische Entzündung)
Antikörpervermittelte Abstoßung
hyperakute Abstoßung
späte Reaktion
Wie verläuft die Hyperakute Abstoßung?
Hyperaktue Abstoßung
Minuten bis wenige Stunden
humoral
bereits vorhandene zirkulierende AK gegen HLA-Merkmale des Transplantates
Aktivierung Komplementkaskade
Endothelzellschädigung
nekrotisierende Vaskulitis
Thromben (-> Gefäßverschluss -> akute Ischiämie)
Nekrosen
selten durch Gewebstypisierung/ Kreuzproben
-> Spenderlymphozyten gegen Empfängerserum
Wie verläuft die akute Abstoßung?
Akute Abstoßung
spezifisch gegen Trasplantations-AG gerichtet
12d-4Monate nach Transplantation
Zerstörung des Allotransplantates
direkt: zytotoxische T-Zellen erkennen HLA-Merkmale als fremd -> Aktivierung
indirekt: APC präsentiert Fremdproteine mit eigenen Molekülen -> Aktivierung zytotoxischer T-Zellen
Wie verläuft die chronische Abstoßung?
Chronische Abstoßung
>Monate bis > 1Jahr
immunologische und nicht-immunologische Faktoren
CD4+-Zellen, Stimulation von B-Zellen, Makrophagen und Endothelzellen
Obliterierende Vasculopathie
durch Komplexbildung von Transplantat-Antigenen mit Wirts-Antikörpern, die sich in der Gefäßwand ablagern
schleichender Prozess, zunächst ohne Zeichen von Entzündung oder Organdysfuntkion
Wie unterscheiden sich biologische und klinische Abstoßung?
biologische Abstoßung
klinische Abstoßung
morphologische Veränderung ohne signifikante klinische oder biochemische Zeichen einer Störung
morphologische Veränderung mit klinischen oder biochemischen Zeichen einer Störung
Welche Risiken bestehen nach der Organtransplantation?
Risiken nach Organtransplantation
Abstoßung
Organischämie
insuffiziente Gefäßversorgung -> Infarkte
Reperfusionsschaden
Abbau von ATP während Ischämiezeit
über enzymatische Reaktion Bildung freier Sauerstoffradikale
direkte Schädigung des Gewebes
indirekte Schädigung durch einsetzende Entzündung, Ödem, Azidose
Kühlung!
Infektionen (unterbindung Immunsystem)
Tumoren (unterbindung Immunsystem)
benigne
selten
z.B. EBV-assoziierte Leiomyome
multipel
Möglichkeit der Regression
maligne
lymphoproliferative Erkrankungen (Posttransplantaions-Lymphom) (PTLD)
prinzipiell nach jeder Organtransplantation möglich
am häufigsten nach allogener Stammzelltransplantation
80% EBV-assoziiert
zu 90% von Empfängerzellen ausgehend
assoziierte Onkogene: Nras, p53, bcl-6-Gen, c-myc
frühe PTLD: mononukleose-ähnlich
polymorphzellige PTLD: gemischtes Zellbild
monomorphe PTLD: manifestes Lymphom, meist diffus großzellig
Kaposi-Sarkom (Angiosarkom)
Hauttumoren (Plattenepthel-/ Basalzellkarzinome)
Was ist die Graft-vs-Host-Diasease?
Graft-vs-Host-Disease (GvHD)
Graft-vs-Host-Tumor-Effekt vs Graft-vs-Host-Effekt
zytotoxische Immunreaktion durch immunkompetente Spender-T-Zellen gegen immunsupprimierten Empfängerorganismus
Sensibilisierung der Spenderzellen gegen Wirts-Antigene
Makrophagenaktivierung
Cave: Verlust der T-Supressor-Zellen durch ablative Therapie möglich
v.a. Epithelschädigung
Haut- und Schleimhautoberfläche
-> Apoptosen
früher: akute GvHD <100d nach Transplantation, chronische GvHD >100d nach Transplantation
jetzt: akute GvHD bei entsprechender Symptomatik/ Klinik unabhängig von der Zeit nach Transplantation ui diagnostizieren
akute GvHD: “klassich”, persistierend, rekurrent, spät akut
chronische GvHD: “klassich” mit Overlap mit akuter GvHD
Multisystemerkrankung
Zeichen der Immundefiziens und Autoimmunerkrankung
25-50% aller allogen transplantierten Patienten
90% Hautbeteiligung
Diagnose immer in Zusammenschau mit klinischen Befunden
Grunderkrankung
Datum und Art der HSCT
GvHD-Prophylaxe
andere Organmanifestation?
Beispiel: Darm-GvHD
DD: toxische Schleimhautschädigung i.R. Konditionierung
DD: Infektion (CMV) -> Antiinfektiva/ Immunsuppresiva?
DD Medikamentennebenwirkungen
Risikofaktoren
vorherige akute GvHD
Grad der HLA-Disparität von Spender/ Empfänger
höheres Alter
vorangegangener Infekt
Therapie
topisch oder systemisch
Immunsupression
ggf. in Kombination
supportiv
Last changed2 years ago