Was ist das Hauptforschungsgebiet der Gesundheitspsychologie?
Empirische Erforschung der Bedingungen für Gesundheitsverhalten
Arten von Bedingungen für das Gesudheitsverhalten
(a) soziodemographische Variablen (soziale Schicht, Bildungsstand,Familienstatus, Geschlecht etc.)
(b) kognitive Variablen (gesundheitsbezogene Einstellungen und Überzeugungen)
(c) soziale Variablen (soziale Unterstützung, Netzwerke etc.)
Was bedeutet Salutogenese?
Salutogenese (salus: Gesundheit, Wohlbefinden; genese: Entstehung
→ Gesundheitsentstehung
Salutogenese als Komplementärbegriff zu Pathogenese (Entstehung von Leiden/Krankheit)
Gesundheitsverhalten ist eher als Kontinuum statt als fest stehender Begriff zu verstehen
psychosozialen Bedingungen von Gesundheit werden in einem Prozessmodell integriert
Risiko- und Schutzfaktoren befinden sich in dynamische Wechselwirkungen
Integratives Modell der Salutogenese und der subjektiven bzw. sozialen Konstruktion von Gesundheit (angelehnt an Antonovsky, 1979)
muss man nicht 1 zu 1 auswendig wissen
wichtig ist, den Kerngedanken zu verstehen -> Abkehr von schwarz/weiß dennken gesund VS. krank hin zu Gesundheit als Kontinuum
Welche Faktoren beeinflussen die Salutogenese laut Antonovsky?
Antwort auf salutogenetische Fragestellung = Konzept des Kohärenzgefühls
Kohärenz
Verstehbarkeit = kognitive Komponente
ich verstehe meine Welt, ich kann einen größeren Zusammenhang sehen
Handhabbarkeit = emotional/ kognitive Komponente
ich kann meine Aufgaben lösen
Sinnhaftigkeit = emotional/ motivationale Komponente
ich sehe Sinn in Anstrengungen, die ich unternehme
Was sind inhatliche Bestimmungen von Gesundheit?
Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess
Welche Arten von Modellen zum Gesundheitsverhalten kann man unterscheiden?
kontinuierliche Prädiktionsmodelle
Personen befinden sich auf einem Kontinuum der Verhaltenswahrscheinlichkeit
günstige Ausprägungen der modelleigenen Variablen steigern die Wahrscheinlichkeit zu handeln
dynamische Verhaltensmodelle
während einer Verhaltensänderung durchläuft man qualitativ unterschiedliche Phasen
Vier ausgewählte Modelle zum Gesundheitsverhalten im Vergleich
Health Belief Model, HBM;
Becker, 1974; Rosenstock, 1966
das Modell gesundheitlicher Überzeugungen
Health Action Process Approach, HAPA;
Schwarzer, 1992
das sozial-kognitive Prozessmodell gesundheitlichen Handelns
Transtheoretical model, TTM;
Prochaska & DiClemente, 1983
das transtheoretische Modell der Verhaltensänderung
Precaution Adoption Process Model, PAPM;
Weinstein & Sandman, 1992
das Prozessmodell präventiven Handelns
Wofür steht HBM?
Health Belief Modell
Um welche Art von Modell handelt es sich beim Health Belief Modell?
kontinuierliches Prädiktionsmodelll
Health Belief Model (HBM) - Ziel
v.a. historische. Bedeutung
Ziel dieses Modells
ursprünglich entwickelt in den 50er Jahren
Ziel war es, Faktoren zu identifizieren, die man im Rahmen von Gesundheitsprogrammen beeinflussen konnte, um so das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung zu beeinflussen.
Was ist die Ausgangslage beim HBM?
Ausgangslage bzw. –annahme
Gesundheitsverhalten hängt mit Aspekten zusammen, die unveränderlich sind:
Sozioökonomischer Status
Geschlecht
Alter
-> Also mussten veränderliche Aspekte einbezogen werden, wo Interventionen ansetzen konnten
Grundannahme des Health Belief Models
Grundannahme des Modells
Die Wahrscheinlichkeit einer Verhaltensänderung nimmt mit dem
Grad der wahrgenommenen Gesundheitsbedrohung und mit dem
Ausmaß der wahrgenommenen Wirksamkeit der Verhaltensänderung als Mittel der Bedrohungsreduktion zu.
Wie kann man das Health Belief Modell erklären?
Hinweisreize: z.B. Gesundheitskampagnen
Soziodemographische Variablen (Alter, Geschlecht etc.) & psychologische Merkmale (z.B. Persönlichkeitsvariablen)
Wie setzt sich die Gesundheitsbedrohung im Health Belief Modell zusammen?
Gesundheitsbedrohung = Subjektive Vulnerabilität + Schweregrad einer Krankheit
Subjektive Vulnerabilität:
Überzeugung der Person, für eine bestimmt Erkrankung anfällig zu sein (z.B. Lungenkrebs).
Schweregrad einer Krankheit:
Einschätzung der Person bzgl. des Schweregrades eines Erkrankung (z.B. Lungenkrebs wird allgemein als deutlich schwerwiegende Erkrankung empfunden)
Wodurch wird das Verhalten im Health Belief Modell noch beeinflusst?
Hinweisreize, z.B. Gesundheitskampagnen
wahrgenommene Wirksamkeit des Gesundheitsverhaltens
wahrgenomme Wirksamkeit der Gegenmaßnahme
Nutzen des Gesundheitsverhalten
Kosten/ Barrieren des Gesundheitsverhaltens
Einschätzung der Person, inwiefern eine Rauchentwöhnung sie ggf. vor Lungenkrebs schützt, wobei dieser potentielle Nutzen mit den möglichen Kosten (z.B. Gewichtszunahme) abgeglichen wird (vgl. Sozial-kognitive Theorie; Bandura, 1997).
Gesundheitsmotivation
(ergänzt von z.B. Becker et al. 1977): Als grundsätzliche Bereitschaft einer Person, sich um den eigenen Gesundheitszustand zu bemühen.
Exkurs: Furchtappelltheorien
Nehmen an, dass Menschen mit ihrem Risiko konfrontiert und wachgerüttelt werden müssen, damit sie ihr Verhalten ändern
Stammen aus der Idee der 1950er Jahre, in der bei der Gesundheitsaufklärung versucht wurde Menschen die Gefahren bestimmter Lebensstile bewusst zu machen um sie so zu gesundheitlichem Handeln zu motivieren
• Beispiel: − Health Belief Model
Das Modell gesundheitlicher Überzeugungen)
• Anwendungsbeispiele: Warnungen & Schockbilder auf Zigarettenpackungen
Kritik am HBM (Health Belief Model)
es werden keine Annahmen darüber formuliert, wie die einzelnen Aspekte des Modells bzgl. einer Vorhersage von Verhalten miteinander kombiniert werden könnten.
es wird davon ausgegangen, dass es reicht eine Verhaltensänderung aufgrund einer wahrgenommenen Bedrohung bzw. Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen zu erreichen.
Metaanalysen belegen, dass die einzelne Variablen keine große Vorhersageleistung bzgl. einer Verhaltensänderung aufweisen.
Der Aspekt „Intention“ (wie ihn viele andere Modelle aufweisen) fehlt.
Welche Phasen werden im „Health Action Process Approach“ (HAPA) unterschieden?
motivationale/präintentionale Phase
volitionale Phase -> Schwerpunkt des HAPA
ggf.
postintentional - präaktionale Phase
postintentional - aktionale Phase
postintentional - postaktionale Phase
Wofür steht HAPA?
„Health Action Process Approach“ (HAPA)
Das Prozessmodell gesundheitlichen Handelns
Um welche Art von Mdeoll handelt es sich beim „Health Action Process Approach“ (HAPA)?
Es kann sowohl zu den kontinuierlichen Prädiktionsmodellen als auch den dynamischen Stadienmodellen zugeordnet werden -> in Abhängigkeit von der jeweiligen Forschungsfrage
Welche Faktoren prägen beim HAPA die Intention?
Selbstwirksamkeit
Handlungsergebniserwartung
Risikowahrnehmung
Worum geht es in der postintentional - präaktionale Phase?
Planung
nach der Intentionsbildung, aber noch vor der Handlung
Worum geht es in der postintentional-aktionale Phase?
Ausführung der Handlung & Aufrechterhaltung
Worum geht es in der postintentional-postaktionalen Phase?
Wiederherstellung von Verhalten nach Rückfall oder Zielentbindung
Schaubild - das Prozessmodell gesundheitlichen Handelns
Was ist die Motivationsphase?
Was ist die volitionale Phase?
Motivationsphase = Person bildet Intention/ Verfhaltensabsicht aus, aber macht noch nichts
volitionale Phase = Verhaltensänderung, es wird geplant und umgesetzt
Das Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (HAPA) - Risikowahrnehmung
Subjektive Einschätzung der eigenen Verwundbarkeit
Einschätzung des Schweregrad seiner Erkrankung
→ Hat empirisch aber geringen Einfluss auf die Intentionsbildung !!!
Das Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (HAPA) - Handlungsergebniserwartung
Abwägen der positiven und negativen Konsequenzen einer Verhaltensänderung
Das Prozessmodell gesundheitlichen Handelns (HAPA) - Selbstwirksamkeit
Person überprüft ihre Selbstwirksamkeit dahingehend, ob diese reicht, ein Verhalten zu ändern.
Welchen Zwischenschritt formuliert das HAPA im Gegensatz zu anderen Modellen?
Im Gegensatz zu anderen Modellen definiert das HAPA „Planung“ als expliziten Zwischenschritt zwischen Intention und Handlung.
Womit beginnt die aktionale Phase?
Die aktionalen Phase beginnt mit der
Initiierung einer Handlung.
Hier ist zwischen Einzelhandlungen (z.B. Impfung) und
Verhaltensänderungen (z.B. Ernährung) zu unterscheiden.
Hier geht es um die Aufrechterhaltung einer Verhaltensänderung bzw. die Erholung von Rückschlägen.
Welche Variablen integriert das HAPA?
Das HAPA integriert darüber hinaus Variablen wie
Handlungskontrolle: Bewusstheit der eigenen Intentionen bzw. Selbstbeobachtung
Selbstwirksamkeit über den gesamten Prozess
Erfolgreiche empirische Anwendung des Modells:
Körperliche Aktivität
Zahnhygiene
Vorsorgeuntersuchungen
Wie viele Stadien werden im HAPA unterschieden?
Im HAPA werden nur zwei oder maximal vier Stadien unterschieden.
Andere Ansatz wie TTM bzw. PAPM weisen hingegen eine differenziertere Aufteilung des Verhaltensänderungsprozesses auf.
Welches ist das am häufigsten eingesetzte Stadienmodell? Wofür wurde es ursprünglich entwickelt?
das TTM = transtheoretisches Modell
ursprünglich entwickelt für die Rauchentwöhnung
Was sind die sechs Stadien der Verhaltensänderung im TTM?
1. Präkontemplation (Sorglosigkeit)
2. Kontemplation (Bewusstwerden)
3. Vorbereitung (Vorbereitung)
4. Handlung (Handlung)
5. Aufrechterhaltung (Aufrechterhaltung)
6. Termination
Was sind weitere relevante Konstrukte im TTM’?
Weitere relevante Konstrukte:
Prozesse der Verhaltensänderung
Selbstwirksamkeitserwartungen
Entscheidungsbalance
Versuchung
Kann eine Person sich im TTM in zwei Stadien gleichzeitig befinden?
Die Stadien unterscheiden sich, wie bei allen anderen Stadientheorien, qualitativ voneinander: Ein Stadium muss erst
abgeschlossen sein, bevor die Person in das nächste eintritt.
erste Phase im TTM
Phase - Präkontemplation (Sorglosigkeit)
Hier befinden sich solche Personen, die nicht darüber nachdenken, ihr Verhalten in den nächsten sechs Monaten zu ändern.
Bewusstsein über eine Problematik liegt nicht vor, somit keine Veranlassung etwas zu ändern.
zweite Phase im TTM
2. Phase - Kontemplation (Bewusstwerden)
Hier befinden sich solche Personen, die über eine Verhaltensänderung in den nächsten sechs Monaten,
aber noch nicht in den nächsten vier Wochen nachdenken.
Es wurde aber noch keine tatsächliche Intention gebildet, tatsächlich im nächsten halben Jahr das Rauchen einzustellen.
Z.B. wägt ein Raucher hier Vor- und Nachteile des Rauchens/Entwöhnung ab.
dritte Phase im TTM
Phase - Vorbereitung
Hier befinden sich solche Personen, die eine entsprechende Intention haben und
innerhalb des vorausgegangen Jahres schon einen Entwöhnungsversuch unternommen haben.
Ein echtes Kriterium (z.B. nicht mehr zu rauchen) wurde aber noch nicht formuliert. Eher eine Reduktion des Konsums versucht.
vierte Phase im TTM
Phase - Handlung
Hier befinden sich solche Personen, die sich gemäß ihrer Intention verhalten (über sechs Monate) und z.B. gar nicht mehr rauchen.
fünfte Phase im TTM
Phase - Aufrechterhaltung
Hier befinden sich solche Personen, die ihre Verhaltensänderung stabilisieren und Rückfälle aktiv vermeiden (5 Jahre lang).
Die Anstrengung ist hier geringer als im Handlungsstadium.
sechste Phase im TTM
Phase - Termination
Hier befinden sich solche Personen, die ihre Verhaltensänderung über 5 Jahre aufrechterhalten hat. S
ie verfügen über eine hohe Selbstwirksamkeit bzgl. des neuen Verhaltens und
erspüren keine Rückfallversuchung mehr. Das entsprechende neue Verhalten kostet keinerlei regulative Anstrengung mehr und ist zur Gewohnheit geworden.
Kritik & Modifikation am transtheoretischen Modell (TTM)?
Welche Arten von Prozessen der Verhaltensänderung werden im TTM unternommen?
kognitiv affektive Prozesse
verhaltensorientierte Prozesse
Die Prozesse der Verhaltensänderung im TTM - Kognitiv-affektive Prozesse
Die Prozesse der Verhaltensänderung im TTM - verhaltensorientierte Prozesse
Transtheoretisches Modell (TTM) - Weitere relevante Konstrukte:
Nach Rosen (2000) lässt sich für die Selbstwirksamkeit ein linearer Anstieg über die Stadien hinweg nachweisen → auch das ist eigentlich ein Widerspruch bzgl. der Modellannahme, bei den Stadien handelt es sich um diskrete, qualitativ unterschiedliche Phasen der Verhaltensänderung, wo jeweils unterschiedliche Aspekte von Bedeutung sind.
In Anlehnung an die sozial-kognitive Theorie von Bandura (1997) geht es hier um die gegeneinander abzuwägenden positiven und negativen Handlungsergebniserwartungen. Fallen diese in der präintentionalen Phase eher negativ (z.B. „Rauchen schadet mir.“) aus, geschieht eine positive Verkehrung im Übergang zur Handlungsphase (Rauch-Stopp).
Rückfall in die ursprüngliche Gewohnheit – bisher kaum untersucht.
Empirische Belege zu kognitiv affektiven Prozesse unterstützen präaktionale Stadien – verhaltensorientierte Prozesse unterstützen aktionale Stadien (Handlung und Aufrechterhaltung)
Studien zu Rauchverhalten bzw. -entwöhnung belegen diese Abfolge (Perz et al., 1996)
Metaanalysen von Rosen (2000) weisen allerdings daraufhin, dass bei körperlicher Aktivität und Ernährung alle Strategien über alle Stadien hinweg gleich häufig Anwendung finden.
→ Die Annahmen des Modells sind unterschiedlich relevant für verschiedene Gesundheitsverhaltensweisen.
Wofür steht PAPM?
„Precaution Adoption Process“-Modell (PAPM)
Welcher Art von Modellen ist das PPM zuzuordnen?
dynamisches Stadienmodell
Worauf wird im PPM reagiert?
Weinstein (1988) reagierte in diesem Modell auf die seiner Meinung nach vernachlässigte Auseinandersetzung mit der Bedeutung einer gesundheitlichen Gefahr für die Verhaltensänderung.
Welche Phasen gibt es im PAPM?
PAMP
Stufe 1 Unkenntnis
Stufe 2 In Kenntnis aber ohne Bezug
Stufe 3 Entscheidung
Stufe 5 Entscheidung zu handeln
Stufe 6 Handlung
Stufe 7 Aufrechterhaltung
Stufe 1 - PAPM
Unkenntnis
Auf dieser Stufe befinden sich Personen, die noch nie von einer Gesundheitsbedrohung gehört haben
im TTM nicht gegeben
Stufe 2 - PAPM
Kenntnis (aber ohne Bezug)
Hier befinden sich Personen, die um eine Gesundheitsbedrohung wissen, aber nicht weiter darüber nachdenken (analog zu TTM).
Stufe 3 - PAPM
Entscheidung
Hier versuchen Personen zu einer Entscheidung zu kommen.
Stufe 4 - PAPM
Entscheidung nicht zu handeln
Explizite Entscheidung zum Nicht- Handeln.
Statt „noch unentschieden“ und deswegen keine Handlung. !!!→qualitative Differenzierung der Stadien wird hier eingehalten!!!
Expliziter Unterschied zum TTM:
Stufe 5 - PAPM
Entscheidung zu Handeln
Initiierung der Handlung bzw. Verhaltensänderung.
Stufe 6 - PAPM
Handeln
Umsetzung der Handlung bzw. Verhaltensänderung (analog zu TTM).
Stufe 7 - PAPM
Aufrechterhaltung
Beibehaltung der Verhaltensänderung (analog zu TTM).
TTM und PAPM im Vergleich
→ Das PAPM verzichtet im Unterschied zum TTM auf die Festlegung zeitlicher Kriterien und beschränkt sich auf die Festlegung psychologischer Stufen.
Modelle des Gesundheitsverhaltens im Vergleich
Bilanz - Theorien zum Gesundheitsverhalten
auch Verteter der kontinuerlichen Prädiktionsmodelle berücksichtigen volitionale Konstrukte
unterscheiden implizit eine motivationale und volitionale Phase
widerspricht dem ursprünglich angenommenen Prinzip der Kontinuität
Stadienmodellen fehlt es an empirischen Belegen
Was bedeutet volitional?
durch den Willen bestimmt
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