Welches Risiko der Tumorentstehung geht von genetischen Faktoren aus?
Risikofaktor Genetische Faktoren
Keimbahnmutation in einem Tumorsupressorgen (d.h. Vorkommen in allen Zellen)
APC-Gen - kolorektales Karzinom
Neurofibromatose 1 - NF-Gen - Neurofirbrome, Schwannome (nervale Tumore)
Cowden-Syndrom - PTEN-Gen - Mamma-/ Schilddrüse-/ Nieren-CA
MEN2 - RET-Gen - Schilddrüsenkarzinome, Phäochromozytome
HNPCC/Lynch-Syndrom : DNA-Reperatur, KOlon-/Magen-/ Endometrium-/Harnleiter-CA
Welches Risiko der Tumorentstehung geht von hormonellen Einflüssen aus?
Risikofaktor Hormonelle Einflüsse
Östrogen: wachstumsförderung von Mamma- und Endometrium-CA
Androgne: Wachstumsförderung von Prostata-CA
Welches Risiko der Tumorentstehung geht von ionisierenden/ ultravioletten Strahlen aus?
ionisierende Strahlen
mutagene Wirkung: DNA-Schaden
Röntgenstrahlen - heute sehr geringes Risiko
gamma-Strahlen aus Atombombenexplosion - Leukämien (v.a. Kinder), Magen-/Lungen-/MammaCA
beta-Strahlen aus Atombombenversuchen und Reaktorunfällen mit Inkorporation von I(131) - papilläres Schilddrüsenkarzinom
alpha-Strahlung aus Uranbergbau: Osteosarkome oder aus Thorotrast in Makrophagen der Leber: Angiosarkome der Leber
ultraviolette Strahlen
größte Bedeutung bei Tumorinduktion
direkte mutagene Wirkung mit DNA-Schaden
chronische Exposition - Basalzellkarzinome und Plattenepithelkarzinome
intermittierende intensive Exposition (Ferien) - maligne Melanome
Welche chronischen Infektionen sind Risikofaktoren für Tumorleiden?
Risikofaktor chronische Infektionen
Helicobakter pylori - Magenkarzinom
Humane Papilloma Viren - Cervix- und Vulvakarzinom
Hepatitisviren - Leberkarzinom
Eppstein-Barr-Virus - Lymphome
HIV und HHV-8 - Kaposi-Sarkom (maligner Gefäßtumor)
Schistosoma - Harnblase
Leberegel - Cholangiokarzinom
Inwiefern stellt Ernährung einen Risikofaktor für Tumore dar?
Risikofaktor Ernährung
Übergewicht
meist verbunden mit Bewegungsmangel
kalorienreiche Ernährung
balaststoffarme Ernährung
viele tierische Fette
unzureichend frisches Obst und Gemüse
Chemische Verbindungen als Risikofaktoren für Tumorerkrankungen
chemische Verbindungen reagieren mit DNA und RNA
direkte Wirkung oder als Prokarzinogen nach matabolischer Konversion am Ort der Metabolisierung
Lebenserwartung von Rauchern um 5-7 Jahre reduziert
relatives Risiko für maligne Tumore erhöht bei
Lunge
Kehlkopf, Mundhöhle, Pharynx
Ösophagus
Harnblase, Nierenbecken
Beispiele
aromatische Kohlenwasserstoffe aus Roß, Teer und Mineralöl - Harnblasenkarzinom, Lungenkarzinom
aromatische Amine aus Farbstoff-/ Gummiherstellung - Harnblasenkarzinom
Nitrosamine aus (alten) Konservierungsstoffen und Kunstdünger - Magen-/Darm-/Leberkarzinom
Azofarbstoffe aus Farbstoffherstellung - Harnblasen-/Leberkarzinom
alkylierende Substanzen aus Zytostatika und Kampfstoffen - Leukämien/Lymphom
anorganische Substanzen
arsenhaltige Verbindungen aus Erzverarbeitung - Haut-/Lungen-/Leberkarzinom
Asbest aus Bauindustrie - Pleuramesotheliom, Lungenkarzinom
Nickelverbindungen aus Raffinerie - NasenhöhlenCA
biolgische Substanzen
Aflatoxin aus Aspergillus flavus - LeberCA
Was sind mögiche Ursachen einer Tumorentstehung?
Ursachen einer Tumorentstehung
genetische oder epigenetische Veränderungen
Tumorentstehung ist ein natürlicher Prozes, dessen Wahrscheinlichkeit mit dem Alter zunimmt
Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit
Risikofaktoren:
Intervall zwischen Beginn der Exposition und Auftreten des Tumors bei Erwachsenen 25-40Jahre
chemische Verbindungen
Ernährung (Übergewicht!)
chronische Infektionen
Strahlen
genetische Faktoren
Definition
Prävalenz
Prävalenz =
Prozentsatz der Bevölkerung, der zu enem definierten Zeitraum an einer Tumorerkrankung leidet
Letalität
Letalität =
Angabe, wieviel Prozent der Patienten mit einer bestimmten Tumorerkrankung am Tumor sterben
Tumormortalität
Tumormortalität =
Zahl der an einer Tumorerkrankung Verstorbenen pro 100.000 pro Jahr
Tumorinzidenz
Tumorinzidenz =
Zahl der Tumorneuerkrankungen pro 100.000 Personen pro Jahr
Was ist ein mikroinvasives Karzinom?
Mikroinvasives Karzinom/ Frühkarzinom
aus einer in-situ-Läsion entstanden
umschriebene Invasion
nach chirurgischer Intervention exzellente Prognose
Beispiel: Frühkarzinom des Colons oder Magens
Was ist eine Präkanzerose?
Präkanzerose
genetische, klinische und/oder morphologisch definierte Erkrankung mit erhöhter inzidenz maligner Tumore
präkanzeröse Kondition = genetisch bekannter Defekt, (Langzeit-)Exposition gegenüber Mutagenen, chronische Infektion
Genetisch
Keimbahnmutationen, z.B.
BRCA 1/2 beim erblichen MammaCA/ OvarialCA
APC beim erblichen Darmkrebs
p53 beim Li-Fraumeni-Syndrom
entzündlich: chronisch entzündliche Darmerkrankung
präkanzeröse Läsion = definierte Läsion mit erhöhtem Entartungsrisiko
obligat - high grade intraepitheliale Neoplasie
fakulativ - benigne proliferative Läsionen, die selten oder erst nach sehr langer Zeit zu Tumoren werden
autonome Proliferation atypischer neoplastischer Zellen
innerhalb eines ursprünglichen Epithelverbandes ohne Durchbruch der Basalmembran
Vorläuferläsion (mit Höhepunkt im Carcinoma in situ)
Weiterentwicklung zum invasiven Karzinom (durchbruch durch Basalmembran, Anschluss an Gefäße, Metastasierung)
Was versteht man unter
Progression
Regression
Differenzierung?
Tumorprogression = Fortschreiten des Tumors mit
Größenzunahme
Zunahme der Metastasierungsneigung
Tumorregression = Rückbildung der Tumormasse
spontan durch Missverhältnis zwischen Wachstum und Gefäßerversorgung -> Tumornekrose
spontan durch Zunahme der Apoptoserate
therapeutisch durch Chemotherapie/ Radiatio -> partielle oder komplette Remission
Differenzierung
Ähnlichkeit des Tumorgewebes im Vergleich zum Normalgewebe
Rückschluss auf Ursprungsgewebe möglich
Fortschreiten des Tumors -> zunehmender Verlust der Differenzierung = Dedifferenzierung oder Entdifferenzierung
gewebespezifische Eigenschaften meist trotzdem (noch) immunhistochemisch nachweisbar
Was versteht man unter der Dignität semimaligne?
Semimaligne
Sonderform
lokal destruktives Wachstum
keine Metastasen
Beispiel: Basalzellkarzinom der Haut
Was sind Malignitätskriterien?
Malignitätskriterien
zelluläre Atypie mit
Zellpolymorphie - unterschiedliche Größe und Form
Anisokaryose - unterschiedlich große Kerne
Kernpolymorphie - unterschiedliche Kernformen
Kernhyperchromasie - vergöbertes und stärker gefärbtes Chromatin
Mitosefiguren
Vermehrung und Vergößerung von Nukleolen
verschobene Kern-Plasma-Relation
Was bedeutet Tumor?
Tumor
Gewebevermehrung (entzündlich oder neoplastisch)
im eigentlich klinisch-pathologischen Sprachgebrauch
abnorme Gewebevermehrung
körpereigene entartete Zellen = Tumorzellen
Regulationsstörung bei
Proliferation
z.B. durch aktivierende Mutation in EGFR
Apoptose
Translokation t(14,18)(q32;q21)
Abnorme Überexpression von bcl-2
Juxtaposition neben Immunglobulin-Schwerketten-Gen
Verlust der Apoptosekontrolle
Tumorwachstum
Transformation normaler Körperzellen -> Tumorzelle
= Störung zellulärer Regulationsprozesse/ Differenzierungen
Folgen
autonomes Wachstum = Proliferation ohne Wachstumsstimulus
Tumormasse = keine “Abstimmung” mit dem umgebenden Gewebe (Wachstum unabhängig von Wachstumsfaktoren des umliegenden Gewebes)
Tumorangiogenese = Induzierte Gefäßneubildung
Tumor = Tumorparenchym + Tumorstroma (Bindegewebe und versorgende Gefäße)
Hayflick-Limit: Begrenzung der Teilungsfähigkeit einer Zelle durch Telomerlänge
-> in Tumoren durch verschiedene Mechanismen umgangen
Was bedeutet Autonomie?
Autonomie
kennt keinen natürlichen Tod (ähnlich einzellige Lebewesen)
natürlicher Tod ist mit Evolution entstanden und Preis für die Mehrzelligkeit
erreicht z.B. mit aktiver Telomerase
Mit welchen Merkmalen unterscheiden sich maligne und benine Tumore?
Merkmal
benigne
maligne
Wachstum
Allgemeinstörung
Verlaufsdauer
Verhalten nach OP
langsam
meist leicht
meist lang
geheilt
schnell
zunehmend verschlechternd
oft kurz
oft Rezidive und Metastasen
Histologie
Begenzung
Begrenzung zur Umgebung
Zellanordnung
perifokale Entzündung
scharf
expansiv, komprimierend
hoch
organoid
fehlt meist
unscharf
infiltrierend,
destruierend
hoch bis gering
ungeordnet
meist vorhanden
Zytologie
Zellgröße
Kern/Plasma-Relation
Kernform
Chromatin
Hyperchromasie
Nukleolen
Mitosen
isomorph
normal
typisch, isomorph
fehlt
selten
anisomorph
zugunsten der Kerne verschoben
atypisch, anisonukleose
verdichtet, unregelmäßig
vorhanden
in Zahl und Größe abnorm
Was versteht man unter Familiärer Tumorprädisposition?
Familiäre Tumorprädisposition
Aldret Warten: Pionier in der Entdeckung der familiären Tumorprädisposition, arbeitete mit Stammbäumen
two hit model
in einem betroffenen Chromosom müssen beide Kopien verändert sein, um zu Krebs zu führen
Menschen mit bereits einem genetisch mutierten Chromosom haben somit eine größere Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken
Lynch-Syndrom
genetisch definiertes Syndrom
Keimbahnmutationen in DNA mismatch repair Genen (MLH1, MSH2, MSH6, PMS2)
Entdecker: Henry T. Lynch Hammering Hank
Diagnostik
Molekulare Tumoranalyse auf Mikrosatteliteninstabilität (MSI-H)
Sensitivität/ Spezifität 98%
Immunhistologie MSH2, MSH6, MLH1, PMS2
Sensitivität 95%, Spezifität 100%
Folge von Prädisposition
Schutz durch (häufige) Vorsorgeuntersuchungen
humangenetische Beratung
-> Wann testen?
kolorektales Karzinom vor dem 50.Lebensjahr
Syn- oder metachrones Karzinom aus dem Spektrum des Lynch-Syndroms egal welches Alter
Kolorektales Karzinom mit typischem histoloischen Bild einer Mikrosatelliten-Instabilität bei Patienten unter 50
kolorektales Karzinom bei familiärer Belastung mit Lynch-Syndrom assoziierten Tumoren
entweder 1 Verwandter ersten Grades <50
oder 2 Verwandte ersten oder zweiten Grades
Molekularbiologie
Was sind Onkogene/ Tumorsupressorgene
Onkogene/ Tumorsupressorgene
Onkogene
normale zelluläre Gene, die Proliferation, Mobilität und Differenzierung regulieren
Wachstumsstimulus in normaler Zelle nur nach Rezeptor-Ligand-Bindung
Mutation -> Protoonkogene erzeugen Onkoproteine, die immer aktiviert sind ohne Rezerptorbindung
Folge: deregulierte gesteigerte Funktion des Gens/ Proteins
-> Gain of funktion
unabhängig von der Beteiligung eins oder beider Allele
Tumorsupressorgene
normale zelluläre Gene, die negative Regulatoren z.B. des Wachstums sind
Verlust dieser Funktion (loss of function) -> dereguliertes Wachstum von Tumorzellen
P53: Hüter des Genoms - entscheidet, ob eine Zelle nach DNA-Schäden noch zu reparieren ist oder in die Apoptose geht
-> Verlust führt zu Änderung der Zellzyklusproteine und Zellzyklusblockade
-> Wachstumsvorteil und Förderung der chromosomalen Instabilität
-> Akkumulation genetischer Schäden
P53-Funktion bei DNA-Schädigung (physiologisch)
Wachstumsarrest in der G1 oder G2-Phase
Reperatur von DNA-Schaden
-> Ausfall: unkontrollierte Proliferation
Tumorgenetik
Was für Mutationen gibt es und was bewirken sie?
Punktmutation
Substitution: Austausch, Leseraster erhalten
nonsense
missese
silent
readthrough
Deletion: Verlust einer Base, Leseraster verschoben
Insertion: Zugewinn einer Base, Leseraster verschoben
Translokation: Austausch einer längeren Gensequenz
Amplifikation: Zunahme der Genkopien eines bestimmten Gens
Was versteht man unter Tumorwachstum?
Transformierte somatische Zelle -> Proliferation -> homogene Zellformation -> zunehmende genetische Instabilität -> Tumorzellheterogenität
Angiogenese - bis 2mm Ernährung durch Diffusion -> Induktion der Angiogenese -> Einsprossen von Kapillaren und Fibroblasten -> Ernährung durch Pefusion -> exponentielles Wachstum -> ischämische Nekrosen
Was versteht man unter Invasion in der Onkologie?
Invasion
Auflösung von Zell-Zell-Kontakten - Dissoziation
Verlust intrazellulärer Haftstrukturen
Tumorzellen mit Verlust des E-Cadherin-Gens
Tumorzellen mit Phosphorilierung der Cadherine
Enzymatische Degradation extrazellulärer Matrix
Metalloproteinasen (v.a. Kollagenasen), Serinproteasen
Sekretion und Aktivierung durch Tumorzellen
Migration mit aktiver amöboider Fortbewegung
Was ist Metastasierung?
Metastasierung
Verschleppung von Tumorzellen des Primärtumors mit Metastasenbildung ohne Kontinuität zum Primärtumor
lymphogen, hämatogen, cavitär
selektiv, Ortspräferenz verschiedener Tumore
Voraussetzung: Interaktion Oberflächenrezeptoren und Adhäsionsmoleküle
Schutz vor Immunsystem (sonst Apoptose)
Organ muss geeignet sein für Metastase (z.B. ausreichende Blutversorgung)
Verlauf
Invasion - Herauslösen aus dem Zellverband
Intravasion - Infiltration Blut-/ Lymphgefäße
Disseminierung - Verschleppung der Tumorzellen in Lymphe, Blut oder Körperflüssigkeit
Extravasion - Adhäsion und Invasion der Gefäßwand
Implantation - Einwandern in das Gewebe
Was sind übliche Metastasierungswege?
Metastasierungswege
lymphogen
Lymphknotenmetastasen, Konzept sentinel-node
Lymphangiosis carcinomatosa = Anhaften und Wachstum in Lymphgefäßen
hämatogen
Cava-Typ: Einfluss V.cava -> Lungenmetastasen
Lungenvenen-Typ: Einfluss Lungenvenen -> großer Kreislauf (Hirnl, Knochen, Leber, Niere)
Pfortadertyp: Einfluss V. portae -> Leber (Ausnahme: Rektum!)
cavitär
Einbruch in Hohlräume mit An- und Weiterwachsen
seröse Häute ind Liquorraum
Peritonealmetastasen
Pleurametastasen
Abtropfmetastasen, z.B. Krukenbergtumor, Glioblastome in Liquorraum
Was sind Tumormarker?
Tumormarker
Substanzen aus Tumorzellen
-> erlauben Proteinkontrolle und damit Rückschluss auf charakteristischen Tumor
AFP, ß-HCG, CA125, PSA, Tyhreoglobulin
zur Verlaufsbeurteilung, Rezidivkontrolle
NICHT für Screening (können auch physiologisch/ Normvariante erhöht sein)
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