Was ist Stress?
Elemente einer relationalen Stressdefinition
Stress-Stimuli / Stressoren: „Inputs“ (physiologische oder psychologische (mental oder emotional loads)); erfordern Bearbeitung durch ein oder mehrere Effektorsysteme
Individuelle Stressverarbeitung
Stressreaktionen; verschiedene Ebenen
Physiologische Ebene
Verhalten (z.B. Rauchen, Essen, Wachsamkeit)
Subjektiv-verbale Ebene: Gedanken und Gefühle
Was ist Stress?: Modell
Transaktionales Stressmodell (Lazarus, 1984):
Stress als Interaktion von Person und Situation
ein Stimuus wird nach mehrstufigem Bewertungsprozess je nach abschließender Bewertung zu einem Stressor
Transaktionales Stressmodell (Lazarus, 1984): als Modell
Basis für Stressbewältigung: Welche Unterscheidung muss gezogen werden?
Unterscheidung zwischen problem-und emotionsbezogener Belastungsverarbeitung
Problembezogene Belastungsverarbeitung
Problemlösung (z.B.Informationssuche, Interaktionsänderungen, Zeitmanagement, Lebensstiländerungen, soziale Unterstützung mobilisieren, aktives Handeln, Priorisierung)
Wann? wenn 2 (Kann ich die Situation erfolgreich bewältigen) = nicht eindeutig nein
-> Sekundärbewertung steigern
Emotionsbezogene Belastungsverarbeitung
KognitiveUmstrukturierung (z.B.Relativierung durch sozialen Vergleich, neue Sinnfindung)
Verleugnung, Ablenkung
Entspannungsübungen
Wann? V.a. wenn Stressoren weder geändert noch vermieden werden können und 2 = nein
> Primärbewertung reduzieren
Welche wichtigen Stressbewältigungstechniken schauen wir uns in der Vorlesung an?
Kognitive Umstrukturierung
Selbstinstruktionen
Problemlösen
Verleugnung
Kurzfristige Erleichterung / Entspannung
Ziel des Stressimpfungstrainings (SIT) von Meichenbaum
Entwicklung eines flexiblen Bewältigungsrepertoires, Anpassung je nach Situationserfordernissen
Individuell passende effektive Bewältigungsstrategien herausfiltern aus verschiedenen Techniken
Kognitive Strategien (kognitive Umstrukturierung, funktionale Selbstinstruktionen, Problemlösen)
Entspannung
Stressbewältigungstechniken: Kognitive Umstrukturierung
Hintergrund
Hintergrund: Kognitionen interagieren mit anderen Stressreaktionsebenen, sind relevant für Aufrechterhaltung und Verschlimmerung von Stressreaktionen
-> Nach Aaron Becks Ansatz einer kognitiven Therapie
Allgemeines Vorgehen
„kooperativer Empirismus“: gemeinsamer Erarbeiten, im Hier und Jetzt
1. Kognitionsdiagnostik:
Was? Wie häufig? Wie stark belastend? Wirkung?
Gedanken infrage stellen: Gewissheiten in Möglichkeiten ändern - Gedanken werden zu Hypothesen, die es zu überprüfen gilt
2. Realitätsgehalt der Kognitionen prüfen
objektivere Bewertung der eigenen Kognitionen, Sensibilisierung für eigene kognitive Verzerrungen
3. Kognitionen der Realität anpassen (> Selbstinstruktionen)
Welche übergeordneten Arten von Kognitionen gibt es?
Automatische Gedanken
Denkmuster: kognitive Fehler
Arten von Kognitionen: Automatische Gedanken (AG)
Einzelne spezifische Gedanken
Tauchen sehr schnell auf „aus heiterem Himmel“; sind nicht Resultat von zielorientiertem Denken
Werden „für unstreitige und unanfechtbare Tatsachen und Wahrheiten“ gehalten
Beispiele: „Ich bin nicht so gut wie die anderen“, „Es ist alles mein Fehler“, „Alles was ich anpacke geht schief“, „Ich kann sowas einfach nicht“
Beeinflussen Bewertungen von Ereignissen, oft Vorhersagen über Situationsausgänge
Lösen oft dysfunktionale Gefühle und Stressreaktionen aus, was weitere negative Gedanken auslöst > Teufelskreis; problematisch, wenn Gedankengänge nicht unterbrochen werden können
Arten von Kognitionen: Denkmuster - kognitive Fehler
Willkürliche Schlussfolgerung: spezielle Schlussfolgerung ohne Beweise
Übergeneralisierung: Entwicklung einer Regel aufgrund eines Einzelfalls
Dichotomes Denken: Alles- oder Nichts-Denken ohne Abstufung (Schwarz-weiß)
Personalisierung: Bezug von Ereignissen auf sich selbst
Selektive Wahrnehmung: Bezug auf ein Detail ohne den Kon- text zu berücksichtigen
Katastrophisierung: Überbewertung von möglichen Konsequenzen
Bild Automatische Gedanken (realistisch und unrealistisch)
Kognitionsdiagnostik: Methodisches Vorgehen
(Was? Wie häufig? Wie stark belastend? Wirkung?)
Durch Nachfragen Gedanken identifizieren bei Erwartungen, Ursachenzuschreibungen, Selbstgesprächen; dabei aufmerksam zuhören, empathisch sein
Auf „absolute“ Formulierungen/Wörter achten: soll, muss, immer, nie
Rückfragen, um absoluten Charakter des Denkens bewusst zu machen
Aussagen sammeln und widerspiegeln
Einfluss der Gedanken auf Gefühle und Gedanken untersuchen
erst einzelne Gedanken, dann Denkmuster, Suche nach situationsübergreifenden Leitmotiven
Auch: Ellis ́ ABC-Technik: A(activating event)= auslösende Ereignisse; C(consequences)=Gefühls-, Verhaltens- und Körperreaktionen auf A; B(beliefs)=kognitive Bewertung von A;
Frage: was ist B? >Exploration der Kognitionen, die C aufrechterhalten
Kognitionsdiagnostik: nächster Schritt
Realitätsgehalt der Kognitionen prüfen > objektivere Bewertung der eigenen Kognitionen, Sensibilisierung für eigene kognitive Verzerrungen
-> Methodisches Vorgehen
Nachfragen zur Einschätzung der Validität der eigenen Gedanken
Nachfragen zum Hinterfragen der Gedanken („Es ist mißlungen?“; „Was ist das Schlimmste, was passieren kann?“) > TrainerIn als Modell für Selbstfragen
Beispiele pro und contra suchen
Hausaufgaben: Selbstbeobachtung; persönliche „Experimente“ durchführen; Erwartungen testen, wie Umwelt reagiert
Perspektivenübernahme zur Förderung von Dezentrierung: wie könnten es andere sehen
Stressbewertung auf Schätzskala von 0-100; dann Relativierung/ Differenzierung durch Vergleich mit bislang schlimmstem Erlebnis
Worst case – best case – real case
Vorsicht: nicht zu schnell vorpreschen > Widerstand; ausreichend lange nachfragen, widerspiegeln; alternative Gedanken ermuntern, nicht aufdrängen
Misserfolgsbewältigung einplanen: Bewältigung von Misserfolg als Lernziel
Realitätsgehalt der Kognitionen prüfen: Ergebnis
Relativierung der ursprünglichen Erst- und Zweitbewertung
> realistischere Einschätzung
Kognitionen de Realität anpassen = Selbstinstruktionen (SI)
-> Was ist das? Basis? Ziel?
SI = „innerer Monolog“, „Sätze zu sich selbst“
Basis: Diagnostik der alltäglichen Selbstinstruktionen (>1. Kognitionsdiagnostik und 2. prüfen von deren Realitätsgehalt)
Ziel:
unrealistische stresserzeugende Gedanken/ alltägliche („alte“ SI) durch realistische alternative Gedanken („neue“ funktionale SI) ersetzen
flexibles Repertoire entwickeln, um daraus zum passenden Zeitpunkt etwas auszuwählen
Bild Selbstinstruktionen
Selbstinstruktionen: Methodisches Vorgehen
Stress in Stressphasen einteilen
Vorher: Vorbereitung auf den Stressor
Während:
- Konfrontation mit dem Stressor
- kritische Momente
Nachher: Evaluation der Belastungsverarbeitung
Funktionale / wirksame SI erstellen für die einzelnen Stressphasen
Inhalte / Ziele der SI
Stressormerkmale frühzeitig erkennen zwecks Vorbereitung auf zukünftige Stressoren
Auf Kompetenz und Kontrolle abzielen (steuern neg. Gedanken und Gefühle: aushalten/bewältigen)
Sich dem Stressor stellen und ihn bewältigen wollen
Auf Gegenwart konzentrieren
Bewertung des Resultats der Stressbewältigung und Lob für Bewältigungsanstrengungen
Selbstinstruktionstraining: große Tabelle (vorher, vor, während, nach dem Stress)
-> Ziele und Beispiele
Stressbewältigungstechnik: Problemlösetraining
-> Schritte 1-5
Problemdefinition: Was belastet mich?
1. Stress als zu lösendes Problem bewerten
Zieldefinition: Was will ich?
2. Konkrete realistische Ziele setzen
Handlungsalternativen berücksichtigen: Was kann ich tun?
3. Viele mögliche Alternativen berücksichtigen; Brainstorming in Gruppe
4. Vorstellen, wie sich andere verhalten würden
Konsequenzen berücksichtigen: Was könnte passieren?
5. Pro und contra der Lösungsvorschläge erwägen und ordnen von wenig bis sehr „praktisch“ und „erwünscht“
-> Schritte 6-9
Treffen von Entscheidungen: Wie entscheide ich mich?
6. Üben und Wiederholen der Strategien in Vorstellung, im Verhaltenstraining und schrittweise in Praxis
7. Akzeptabelste und leichteste Lösung finden
Handlungsausführung: Handle jetzt!
8. Berücksichtigen von möglichen Mißerfolge einstellen und Belohnung für Anstrengungen
Evaluation: Hat es geklappt?
9. Reformulieren des Problems
Problemlösetraining: Bild
Problemlösetraining: Methodische Hilfestellungen
„Welchen Rat würden Sie anderen geben, die sich in einer ähnlichen Stresssituation befinden?”
Suchen Sie aktiv nach Informationen
Wie haben Sie Stressereignisse in der Vergangeneit bewältigt?
Stressereignisse in kleine übersichtliche Sequenzen unterteilen
Pläne für Umgang mit zukünftigen Stressereignissen erstellen
Mental üben für Mini-Stressoren
Aus Misserfolgen Rückschlüsse ziehen und daraus lernen
Probleme beim Problemlösen
in der Theorie gute Problemlösestrategien scheitern in der Praxis, z.B. durch unvorteilhaftes (unbewusstes) Kommunikationsverhalten des Klienten -> neues Problem
Problemdefinition unzureichend: hinter vordergründigem Problem stehen weitere Probleme -> neue Probleme definieren
Stressbewältigungstechniken: Verleugnung
-> Wann adaptiv?
Wenn Wahrheitsgehalt und Angemessenheit der Gedanken und Gefühle überprüft und bestätigt wurde
Wenn es adaptiver ist, nichts zu tun und nicht an Stressereignisse zu denken
v.a. bei unkontrollierbaren Stressoren: Verleugnung in Form von Rückzug, Rationalisierung oder Selbstbetrug kann helfen, Hoffnung und Selbstwertgefühl aufrecht zu erhalten
Kann schrittweise Annäherung an Stressor erleichtern
Vorsicht: unadaptiv, wenn Ausübung von wirksamen Bewältigungsstrategien dadurch behindert wird!
„Gib mir die Kraft zu ändern, was ich ändern kann, den Mut zu tolerieren, was ich nicht ändern kann, und die Weisheit, den Unterschied zu erkennen“
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