Welche grundlegenden Annahmen haben sowohl die Familienökonomie als auch die Austauschtheorie im Bezug auf Handlungen?
Individuen gehen eine Paarbeziehung ein, wenn diese einen Wohlfahrtsgewinn gegenüber dem Alleinleben verspricht
Sie wählen die Person, die ihnen unter den gegeben Umständen am vielversprechendsten erscheint
Wie können unterschiedliche Präferenzen zu gleichen (Mustern) bei der Partner*innenwahl führen?
Individuelle Präferenzen (Vorlieben) unabhängig von den gegebenen strukturellen Rahmenbedingungen
Vereinfachtes Beispiel:
die Präferenz ist, jemand mit ähnlichem Bildungsniveau zu finden
Ein Mann mit hohem Bildungsniveau -> Präferenzen: möglichst gute Partner*in
Beim Mann trifft die Präferenz nur auf die oberste Frau zu
Bei den Frauen würde es bei allen zutreffen
Die oberste Partnerschaft ist schon gegeben
Dann geht es um den nächsten Mann -> beste Wahl für beide Personen sind wieder die obersten
Die Präferenz ähnliche Partner*in und die Präferenz möglichst gute Partner*in können zum gleichen Ergebnis führen: Homogamie
Was sind die grundlegenden Annahmen der Familienökonomie?
Individualtheoretisches Modell der Partnerwahlprozesse (von Becker)
Familienökonomie = Paargemeinschaften als Produktionsgemeinschaften
ökonomisches Modell
Rationale Akteure
Stabile, extern gegebene Präferenzen
speziell: es gibt nur einen Haushaltsnutzen (Entscheidungen zu treffen, die am Besten für den gesamten Haushalt sind, also keine individuelle)
Warum werden Partnerschaften eingegangen (Familienökonomie)?
Paargemeinschaften sind Produktionsgemeinschaften
Paargemeinschaften, weil man (nur) gemeinsam effizient commodities („Güter“) produziert (Kinder, Zuneingung)
Partnerschaft, weil zusammen ein höheres Wohlfahrtsniveau erreicht werden kann als allein
Wonach wird die Partnerentscheidung getroffen (Familienökonomie)?
Partner*in auf dem Partner- bzw. Heiratsmarkt gesucht
Partnermarkt ist intransparent (man kennt die Menschen nicht, kennt nicht alle)
Partnersuche kostet Zeit, Geld und Engagement
je länger man sucht, desto besser ist erwartungsgemäß die Passung (match), desto höher sind aber auch die Suchkosten
Entscheidungsregel: Man entscheidet sich für eine Person, wenn der erwartete Wohlfahrtsgewinn der Partnerschaft eine weitere Suche nicht mehr lohnenswert erscheinen lässt
Das „Produktionsergebnis“ ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
Humankapital,
Zeit,
Grad der Arbeitsteilung und Spezialisierung innerhalb der Paargemeinschaft (-> unähnliche Personen zusammen -> spezialisierung macht effizienter in der Produktion)
In Bezug auf welche Merkmale sagt die Familienökonomie "negative assortative mating" (Heterogamie) voraus?
Substitutive Merkmale: Bei Merkmalen der Marktproduktivität (erziehlbares Einkommen) profitiert die Paargemeinschaft, wenn die Partner unähnlich sind
Spezialisierungsgewinne: einer Person konzentriert sich auf die Erwerbsarbeit, die andere Person konzentriert sich auf Familie und Haushalt
→ negative assortative mating.
In Bezug auf welche Merkmale sagt die Familienökonomie "positive assortative mating" (Homogamie) voraus?
Komplementäre Merkmale: die gemeinsame Güterproduktion profitiert, wenn sich die Partner bei diesen Merkmalen möglichst ähnlich sind (bspw. Intelligenz, Bildung, Religiosität, Körpergröße, Vorlieben für bestimmte commodities, etc.).
(Bspw. Bildung: ähnlicher Bildungshintergrund → befriedigende Kommunikation, bspw. Vorlieben für bestimmte commodities: economies of scale bei der Produktion.)
→ positive assortative mating.
Was ist ein Match? Warum ist dieser selten perfekt?
Match = Passung zweier Menschen, um eine ertragbringende Produktionsgemeinschaft als Paar einzugehen
Was sind die grundlegenden Annahmen der Austauschtheorie?
Individualtheoretisches Modell der Partnerwahlprozesse (von Thibaut & Kelley)
Paarbeziehung als Tauschbeziehung
Akteure verfügen über Ressourcen (Mittel, Güter, Verhaltensweisen, Handlungen) -> sind ungleich verteilt
Akteure haben Interesse an Ressourcen, die von anderen kontrolliert werden.
Tausch von Ressourcen kann das Wohlergehen der beteiligten erhöhen.
Akteure handeln (mehr oder weniger) rational
Wonach wird die Partnerentscheidung getroffen (Austauschtheorie)?
Zwei Personen gehen eine Beziehung ein, wenn beide jeweils über Ressourcen verfügen, die für die andere Person interessant sind
wenn der erwartete Ertrag aus der Tauschbeziehung höher ist als der subjektive Wert der Investition in die Beziehung (reziprok – gegenseitig)
Individuen wählen denjenigen als Partner, bei dem sie die beste Kosten-Nutzen-Bilanz erwarten.
Subjektives Vergleichsniveau (comparision Level - CL) = Minimale Anspruchsnievau an eine Beziehung
Was eine Person erreichen kann (basierend auf individuellen Erfahrungen, der sozialen Referenzgruppe und gesellschaftlichen Werten und Normen)
Erwartete Gewinn der Partnerschaft größer oder gleich CL -> Paarbeziehung
Bei mehreren Beziehungen, wird die mit dem besten Nutze/Kosten-Verhältnis gewählt
Vergleichsniveau der Alternativen (CL alt) = Wahrgenommene Vorteile alternativer Beziehungen sowie des Alleinlebens
Ist CLalt (Vorteil einer Alternativen Beziehung) größer als der Wohlfahrtsgewinn der aktuelle Beziehung, wird die Beziehung beendet.
Ist CLalt (Vorteil einer Alternativen Beziehung) kleiner als der Wohlfahrtsgewinn der aktuelle Beziehung, wird die Beziehung fortgeführt
Erklärt warum manche Paare trotz starken Problemen zusammen bleiben -> Es kann sein, dass eine Beziehung unter das CL fällt, weil aber CLalt noch geringer ist, wird die Beziehung aufrechterhalten
-> Der Tauch von Ressourcen (bspw. Liebe, Status, Geld, Güter, Dienste) kann ungleich sein – es hängt vom CL ab, welches sich bei Partnern unterscheiden kann
„Geld gegen Liebe“ ist durchaus möglich
Wie funktioniert die Paarbildung nach dem Modell der Austauschtheorie?
Personenen mit ähnlichen Eigenschaften ?
Ja, wenn man davon ausgeht, dass deren Comparison Level nicht unähnlich ist
Nein, es geht bei Partnerwahl um die „Gesamtattraktivität“
Daher kann durchaus Heterogamie (auf einigen Dimensionen) entstehen
Eine niedrige Ressourcenausstattung in einer Dimension kann mit einer hohen Ressourcenausstattung in einer anderen Dimension ausgeglichen werden
Es finden sich Personen zusammen, die sich in bestimmter Hinsicht unähnlich sind, solange sie eine vergleichbare Gesamtattraktivität aufweisen
Welche Kritikpunkte gibt es am familienökonomischen Modell?
Kritik an dem Konzept der Maximierung des gemeinsamen Haushaltsnutzen (Ehe-/Partnerschaftsgewinn)
Realistischer: Mischung aus Individual- und Kollektivnutzen; manche Entscheidungen unterschiedliche Konsequenzen für die Akteure
Kritik daran, dass sich die Arbeitsteilung im Haushalt ergibt sich durch die Spezialisierungsgewinne
Faktisch: wird durch (traditionelle) Rollenvorstellungen bestimmt
Kritik an dem Rational Choice Modell
Handlungsentscheidung, kann nachträglich immer mit einer Nutzenmaximierung erklärt werden
Inwiefern unterscheiden sich das Modell der Familienökonmie und das der Austauschtheorie?
Unrealistische Annahme eines gemeinsamen Haushaltsnutzen vs. Hohe Relevanz individueller Interessen
Augenmerk auf „Synergieeffekte“ eines gemeinsamen Paarhaushalts vs wird nicht betrachtet bei der Austauschtheorie -> liefert also keinen Grund, warum Menschen eine Paarbeziehung eingehen
Last changed2 years ago