Findet sich Testosteron auch bei weiblichen Säugern?
Ja, beide steroide Sexualhormone sind in beiden Geschlechtern vorhanden
-> Männer haben eine höhere Konzentration von Androgenen (Testosteron)
-> Frauen haben eine höhere Konzentration von Östrogenen (Estradiol) und Progestinen (Progesteron
Wie werden Netzwerke im Gehirn durch den Sexualhormonspiegel des Körpers beeinflusst?
Entscheidende Regelstruktur: Hypophyse
Vorderlappen sezerniert Gonadotropine: Luteinisierendes Hormon (LH) und Follikelstimulierendes Hormon (FSH)
Gonadotropine wirken auf Reproduktionsfunktionen:
Männer: Spermienreifung und Testosteronproduktion
Frauen: Eierstockaktivität und Menstruationszyklus
Kontrolle der Sekretion von LH und FSH vom Hypothalamus -> setzt Gonadotropin-Releasing-Hormone
Beeinflussung des Hypothalamus:
Psychischen Faktoren (Stress)
Stoffwechsellage (Fettreserven)
Melatoninfreisetzung durch Epiphyse (Ankoppelung der Fortpflanzungsaktivität an jahreszeitliche Schwankung der Helligkeit)
Was scheint die Rolle von Oxytocin bei der Partnerbindung zu sein, und an welchen Tieren ist das untersucht worden?
Hormone Oxytocin bzw. Vasopressin (=Adiuretin) werden von der Neurohypophyse ausgeschüttet
Frauen: Kontraktion von glatter Muskulatur bei Geburt und Laktation (-> Oxytocin)
Männer: Wirkung auf Muskulatur bei Ejakulation (-> Vasopressin)
zusätzlich Wirkung über Rezeptoren im Gehirn
Untersuchung: am Besten bei Wühlmäusen
Gebirgswühlmaus: Promisk, Tiere in separaten Bauten, keine lange Aufzucht der Jungen durch Weibchen
Präriewühlmaus: absolut monogam, gemeinsame Nester, lange Aufzuchtphase der Jungtiere
Verteilung der Hormonrezeptoren sehr unterschiedlich zwischen den Arten (im Gegensatz zu anderen Transmittern und Rezeptoren)
Rezeptorverteilung ist dynamisch: wenn Gebirgswühlmausweibchen Junge hat, ändert sich die Verteilung und ähnelt der von Präriewühlmäusen
-> Ist Verteilung der Rezeptoren ursächlich für das Verhalten oder nur eine Folge?
Rolle der Hormone von Oxytocin
bei der Kopulation von Präriewühlmäusen steigt der Oxytocinlevel (bzw. Vasopressinlevel) -> dauerhafte Paarbindung
Künstliche Injektion von Oxytocin bzw. Vasopressin steigert die Paarbindungsbereitschaft
bei Inhibition führt auch Kopulation nicht zur Paarbindung
Effekt auch bei Überexpression von Vasopressinrezeptoren bei Gebirgswühlmausmännchen
-> (Bei Wühlmäusen) ist also die Bereitschaft zur Paarbindung abhängig von der Anzahl der Oxytocin- bzw. Vasopressinrezeptoren
Sexualhormone wirken meist relativ langsam auf genetischer Ebene. Gibt es auch schnelle Wirkungen?
Langsame Wirkungen: Veränderung der Genexpression -> Umbauprozesse
Schnelle Wirkungen: Bindung an Kanäle oder Transmitterrezeptoren -> Beeinflussung der synaptischen Übertragung (z.B. binden Abbauprodukte von Progesteron an GABAA-Rezeptoren -> Beeinflussung von Chlorid-Ströme)
Gibt es Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen beim Menschen?
Unterscheidung durch die unterschiedlichen Körpergrößen, spezielle Körperformen und Verhaltensweisen
Sexualdimorphismus im Gehirn schwer nachzuweisen
-> Effekte meist gering
-> meist quantitative Unterschiede, Variation aber meist sehr hoch -> Aussagen darum schwierig
bei Säugern z.B. Area praeoptica und anteriorer Hypothalamus sexuell dimorph -> bestimmte Nuclei bei Männchen größer
-> beim Menschen u.U. doppelt so groß
außerhalb Hypothalamus Daten sehr unklar
-> vielleicht Zellzahlen im Cortex, größere Dicke des Balkens bei Männern, Teilbereiche des Balkens dicker bei Frauen, geringere Lateralisierung bei Frauen, etc.
-> generell aber eher wenig signifikante Unterschiede, auch nicht bei kognitiven Aufgaben (Ursachen unklar)
Ist Homosexualität beim Menschen im Gehirn nachweisbar?
sexuelle Orientierung korreliert prinzipiell mit Gehirnstrukturen -> makroskopisch aber schwer nachweisbar
mögliche Unterschiede im Hypothalamus
INAH (interstitielle Nuclei des anterioren Hypothalamus) scheinbar unterschiedlich bei homo- und heterosexuellen Männern
Struktur beim homosexuellen Mann kleiner und Zellen weiter verstreut -> ähneln der Anatomie der Struktur bei Frauen
Ursache oder Folge?
weitere Befunde an verschiedenen anderen Gehirnstrukturen
-> Daten insgesamt fraglich -> histologische Präparate bei neuer Auswertung nicht mehr signifikant verschieden
Was ist das Problem dabei, Emotionen anhand der beobachtbaren Reaktionen eines Tieres oder eines Menschen zu beurteilen?
Emotionen sind schwer definierbar -> wissenschaftlich schwierig zu untersuchen
es muss zwischen emotionalen Erleben und Ausdruck von Emotionen unterschieden werden
-> Ausdruck von Emotionen, kein Hinweis auf emotionales Erleben!
Sind Emotionen immer bewusst?
Nein, Emotionen können auch unbewusst sein (Widerspruch zur Cannon- Bard-Theorie)
Experimente zu unbewussten Emotionen
zorniges Gesicht + unangenehmer Ton wird gezeigt
auch wenn Versuchspersonen bewusst nur das neutrale Gesicht sahen, zeigten die vegetativen Reaktionen, dass unbewusst das zornige Gesicht wahrgenommen wurde
PET Aufnahmen: Aktivierung der Amygdala, auch wenn das zornige Gesicht nicht bewusst wahrgenommen wurde
Welche Elemente gehören zum limbischen System?
Broca (1878): Cortex um den Balken, Gyrus cinguli und Hippocampus (-> Saumbereich (Limbus))
Papez: Zusammenfassung des Saumbereichs mit anterioren Thalamuskernen und Hypothalamus
-> Papez-Kreis -> “emotionales Erleben“
heute: Gyrus cinguli (cingulärer Cortex), Hippocampus, Fornix, Corpus mamillaris (Mamillarkörper) und Amygdala (Mandelkern)
Welche Unterbereiche hat die Amygdala, und wie sind diese in die Verarbeitung von Angst eingebunden?
(+ Welche Verbindungen zu anderen Hirnregionen gehen die einzelnen Bereiche/Kernregionen ein?)
Unterbereiche:
drei Bereiche mit einer unterschiedlicher Anzahl von Kernen:
corticomedialer Kern
basolateraler Kern
zentraler Kern
Verarbeitung von Angst:
Läsionen der Amygdala führen zu Affektverarmung, Aggressionsreduktion und Angstverminderuung
Furcht und Angst anzeigende emotionale Reaktionen werden durch Reizung der Amygdala ausgelöst
stellt einen “Schaltkreis für gelernte Angst“ dar (kann auch durch Elektrostimulation ausgelöst werden)
Basolateraler Kern: Eingänge von auditiven, visuellen, somatosensorischen und gustatorischen corticalen Arealen
Corticomedialer Kern: Eingänge vom olfaktorischen System
zentraler Kern: Ausgänge
Verbindungen: Cortex, Hippocampus, Gyrus cinguli, Ausgang v.a. auf Hypothalamus
Wie ist der Zusammenhang von Serotonin und Aggression?
serotoninerge Projektionen aus Raphekernen im Hirnstamm (ARAS System) projizieren auch in verschiedene limbische Strukturen
Verbindung von Serotonin und Aggression bei Mäusen:
mehrwöchige Isolation führt zu stark aggressivem Verhalten gegenüber Artgenossen
Korrelation von gesunkener Umsatzrate von Serotonin mit Aggressivitätslevel
-> je weniger Serotonin verfügbar, desto mehr Aggression
Serotonin-Autorezeptoren auf den Raphe-Zellen führen zu einer Begrenzung der Serotonin-Freisetzung (neg. Feedback)
bei Ausschaltung dieser Autorezeptoren (v.a. 5HT1A und 5HT1B), werden Angst und Aggression vermindert (höhere Serotonin-Freisetzung)
auch beim Menschen Korrelation von Serotoninlevel und aggressivem Verhalten (bei Straftätern und Selbstmördern)
Was besagen die Theorien von James Lange und Cannon Bard?
James-Lange-Theorie: Emotionen sind Reaktionen auf physiologische Veränderungen im Körper
Cannon-Bard-Theorie: Emotionen sind auch ohne physiologische Veränderungen möglich -> Emotionen sind Folge einer situationsbedingten Aktivierung im Thalamus
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