Corporate Social Responisibility (CSR)
CSR = freiwillige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens
Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
Soziale Aspekte
Ökologische Aspekte
ökonomische Aspekte
Beispiele: faire Geschäftspraktiken, mitarbeiterorientierte Personalpolitik, sparsamer Einsatz von natürlichen Ressourcen, Schutz von Klima und Umwelt, ernst gemeintes Engagement vor Ort und Verantwortung auch in der Lieferkette.
Soziale und ökologische Standards umzusetzen und einzuhalten bedarf neben politischer Bestrebungen insbesondere einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Wirtschaften
Corporate Digital Responisibility (CDR)
CDR als Strategie für nachhaltige Digitalisierung
Wie bei CSR geht es bei einer unternehmerischen Digitalverantwortung um Ethik und die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen.
CSR: ökologische und soziale Aspekte der analogen Welt CDR: die Weiterentwicklung in Bezug auf digitale Themen
Beispielhafte konkrete CDR-Maßnahmen:
—> z.B TikTok: in den USA läuft ein Gerichtsprozess, um es zu verbieten, weil sensible Daten von Bürger*innen in USA abgefangen werden
Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen sind langfristig oft erfolgreicher. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
Reputation
Eine hohe Reputation als verantwortungsvolles Unternehmen hilft bei der Positionierung als attraktiver Arbeitgeber auf einem zunehmend von Fachkräftemangel gekennzeichneten Arbeitsmarkt
erhöht die Kundenbindung
hilft neue Kundengruppen zu erschließen
Effizienz
Energie- und Ressourceneffizienz reduziert nicht nur die ökologischen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit, sondern auch Kosten.
Risikominimierung
Ein gut funktionierendes Arbeitssicherheits- und Gesundheitsmanagement reduziert Kosten für unfallbedingte Produktionsausfälle und die Ausfalltage von Mitarbeitern.
Innovation
Unternehmen, die sich frühzeitig auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen – beispielsweise steigende Energiekosten, verringerte Verfügbarkeit von Rohstoffen oder strengere regulatorische Vorgaben – erlangen einen Wettbewerbsvorteil.
CSR und der Kapitalmarkt
Vor allem langfristig orientierte Anleger investieren oftmals bevorzugt in Unternehmen, die nachhaltiger wirtschaften als die Wettbewerber.
Für institutionelle Anleger wie Lebensversicherer und Pensionsfonds sind Nachhaltigkeitskriterien wichtige Faktoren für die Anlagestrategie.
Die von Investoren angelegten Nachhaltigkeitskriterien und Anlagestrategien unterscheiden sich dabei stark:
Manche arbeiten mit Ausschlusskriterien für bestimmte Geschäftsmodelle (z.B. keine Investitionen in Tabak, Pornografie, Rüstungsgüter, Atomkraft)
andere investieren in die jeweils nachhaltigsten Unternehmen einer Branche (best in class-Ansatz)
oder lediglich in bestimmte Branchen und Geschäftsmodelle wie Erneuerbare Energien oder Umwelttechnologien
—> Sogenanntes Social Responsible Investment (SRI) ist in den letzten Jahren für viele Unternehmen eine wichtige Triebfeder ihres CSR-Engagements geworden.
ESG-Kriterien - Begriffsabgrenzung
„ESG“ = Standard nachhaltiger Anlagen; beschreibt drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen.
„E“ = Environment, z.B. für Umweltverschmutzung oder -gefährdung, Treibhausgasemissionen oder Energieeffizienzthemen (Umwelt).
„S“ = Social, beinhaltet Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Diversity oder gesellschaftliches Engagement (Corporate Social Responsibility).
„G“ = Governance, nachhaltige Unternehmensführung, z.B. Themen wie Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse (Corporate Governance).
ESG-Kriterien - Principles of Responsible Investments (PRI)
2006 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Initiative zur freiwilligen Selbstverpflichtung bezüglich der Integration von ESG-Faktoren in Investmententscheidungen und in das Management von Assets, welche sich durch die Unterschrift der Prinzipien manifestiert.
2020: Über 3.000 Unternehmen haben die PRI unterschrieben, zusammen verwalten sie über 103 Billionen US-Dollar
6 Principles of Responsible Investments:
Wir werden ESG-Themen in die Analyse-und Entscheidungsprozesse im Investmentbereich einbeziehen.
Wir werden aktive Anteilseigner sein und ESG-Themen in unserer Investitionspolitik und–praxis berücksichtigen.
Wir werden Unternehmen und Körperschaften,in die wir investieren, zu einer angemessenen Offenlegung in Bezug auf ESG-Themen anhalten.
Wir werden die Akzeptanz und die Umsetzung der Prinzipien in der Investmentbranche vorantreiben.
Wir werden zusammenarbeiten, um unsere Wirksamkeit bei der Umsetzung der Prinzipien zu steigern.
Wir werden über unsere Aktivitäten und Fortschritte bei der Umsetzung der Prinzipien Bericht erstatten.
ESG-Kriterien - Nachhaltige Kapitalanlagen
Die Mehrheit institutioneller Investoren berücksichtigt bereits Nachhaltigkeitskriterien bei der Kapitalanlage
Kapitalverwaltungsgesellschaften (91%),
Stiftungen und Kirchen (88%)
Versicherungen (70%)
ESG-Kriterien - Nachhaltigkeitsbewertung
Viele Unternehmen erstellen z.B. bereits eigene Nachhaltigkeitsberichte (Lageberichte) und für europäische kapitalmarktorientierte Unternehmen besteht seit 2017 eine Berichtspflicht
Nachhaltigkeits-Ratingagenturen
Ratingvergabe erfolgt bei Nachhaltigkeitsratings nicht im Auftrag der Emittenten selbst, sondern im Auftrag der Investoren
Nachhaltigkeits-Ratingagenturen: oekom-Research, imug Rating, Inrate oder Sustainalytics
Klassische „Finanzdatenlieferanten“: MSCI, Bloomberg oder Thomson Reuters
Verschiedene Kennzahlensysteme um ESG-Scores vieler Unternehmen systematisch zu berechnen und vergleichen
ESG-Kriterien - ESG-Anlagestrategien
1. Negative Screening
Ausschluss bestimmter Unternehmen oder gar Branchen bei Nichtbeachtung der ESG- Kriterien (werden vorher definierten Werten nicht gerecht)
Ausschlussprinzip ist die gängigste Form der Umsetzung der ESG-Kriterien
Zu den in Deutschland am häufigsten genannten Ausschlusskriterien zählen z.B. die Produktion und der Handel von Waffen, Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen, Glücksspiel, Korruption und Bestechung, Tabak, Alkohol, Kernenergie und Umweltzerstörung
2. Positive Screening
Ergänzende Herangehensweise häufig in Verbindung mit dem Best in Class-Prinzip
Anhand von zu erfüllenden Kriterien wird bestimmt, welche Unternehmen grundsätzlich für ein Investment in Frage kommen
3. Best in Class
Optionale Erweiterung, die darauf abzielt, welches Unternehmen sich innerhalb seiner Branche besonders um das Thema Nachhaltigkeit verdient macht
ESG-Kriterien: Positive Unternehmensbeispiele
Das Lebensmittelunternehmen Danone bindet die variable Vergütung seiner Manager an die Erreichung von ESG-Zielen. Dazu gehört etwa, inwieweit sich die Mitarbeiter für Nachhaltigkeit engagieren und als wie stark die Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) die Klimaschutzmaßnahmen von Danone bewertet.
BMW ist ein Unternehmen, das in grünen Aktienindizes als besonders umweltengagiert auftaucht. Die Bayerischen Motorenwerke setzen sich für elektrische Antriebe ein, sind aus der Formel 1 ausgestiegen, verbessern ständig die Effizienz ihrer Motoren und haben sich Klimaziele gesetzt. Obwohl der Fahrzeughersteller den Großteil seines Umsatzes mit Verbrennern macht und vorrangig den Markt für große Autos (SUVs) bedient, zählt er seit vielen Jahren im Sektor der Automobilindustrie zu den Klassenbesten und wird im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) gelistet. Dieser Index betrachtet Positivkriterien und wendet das Best in Class-Prinzip an. In anderen Bewertungen, die durch Negativkriterien Investitionen in Produzenten von Verbrennungsmotoren ausschließen, würde BMW dagegen nicht auftauchen.
Das Software-Unternehmen Microsoft gilt als Branchenführer hinsichtlich ESG-Kriterien. Besonders im „Social“-Kontext ist die für ihr Betriebssystem Windows bekannte Firma mehrfach ausgezeichnet worden. Sie bietet für Mitarbeiter*innen u.a. Kinderbetreuungsdienste und erhielt Preise als guter Arbeitgeber, der sich für Menschenrechte und die Gleichstellung der LGBT Community einsetzt.
Auf einen Mangel an Governance ist der Dieselskandal bei Volkswagen (VW) zurückzuführen. Einige ESG-Fonds hatten den Autokonzern bereits 2013 aus ihrem Anlageuniversum entfernt. Kritikpunkte waren vor allem die mangelnde Unabhängigkeit und die Zusammensetzung des Verwaltungsrats. Die Kurseinbrüche im Rahmen der Abgasaffäre 2015 betrafen dann die Anleger*innen von ESG- Investments entsprechend weniger oder gar nicht. VW hat sich seither stark umgekrempelt: Durch weitreichende Umstrukturierung, Strategieverschiebung, Veränderungen in der Führung sowie weitere Maßnahmen gilt das Unternehmen heute in Sachen Nachhaltigkeit als gut aufgestellt.
Fairer Handel
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948)
Artikel 23 (Recht auf Arbeit, gleichen Lohn)
Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.
Jeder Mensch, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
Jeder Mensch, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und der eigenen Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.
Jeder Mensch hat das Recht, zum Schutz der eigenen Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.
Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt.
Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent*innen und Arbeiter*innen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit Verbraucher*innen) für die Unterstützung der Produzent*innen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.
Fairer Handel: Umsatzentwicklung
Fairer Handel: Aktionsebenen
Fairer Handel: Funktionsprinzip
Fairer Handel: Zertifizierung
Seit dem Jahr 2003 verwenden alle FLO-Organisationen (Fairtrade Labelling Organizations) ein ein- heitliches Fairtrade-Siegel.
Um Produkte mit dem Fairtrade-Siegel verkaufen zu dürfen, müssen die Händler und Importeure eine Lizenz erwerben.
In Deutschland wird das Siegel durch den gemeinnützigen Verein TransFair vergeben, der zu den Gründungsmitgliedern der FLO gehörte.
TransFair wird von verschiedenen Organisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Kirche, Sozialarbeit, Verbraucherschutz, Genossenschaftswesen, Bildung, Politik und Umwelt getragen.
Wer das Fairtrade-Siegel nutzen will, muss nicht zwingend ökologischen Landbau betreiben – im Fairen Handel stehen die sozialen Aspekte im Vordergrund.
Die Fairtrade-Prämie wird jedoch häufig dazu verwendet, die langwierige Umstellung auf Bioanbau zu finanzieren.
75 Prozent aller in Deutschland verkauften Produkte aus Fairem Handel tragen mittlerweile auch ein Bio-Siegel.
Die unabhängige Zertifizierungsorganisation FLOCERT kontrolliert, ob die Lizenznehmer, die das Fairtrade-Siegel verwenden, die vorgegebenen Standards einhalten.
Alle an der Fairtrade-Handelskette beteiligten Organisationen und Firmen müssen sich dieser strengen Überprüfung unterziehen.
Fairer Handel: Aktionsfelder bei den Arbeitsbedingungen
Beschäftigungsbedingungen:
Neue Formen flexibler Beschäftigung
Dezentrale, selbstorganisierte Arbeitsformen
Stärkung der Autonomie der Beschäftigten
Förderung der Unternehmensentwicklung
Aber: Beschäftigte kennen ihre Rechte weniger gut. Gefahr der Ausbeutung.
Löhne und Gehälter:
Mindestlöhne und -gehälter
Lebensstandard halten
Armut entgegenwirken
Für die Wettbewerbsfähigkeit, vor allem im Euro-Raum, hat es sich als wichtig erwiesen, die Entwicklung der Löhne und Gehälter an die Produktivität zu koppeln.
Arbeitsschutz:
Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz
wirksamer Schutz vor Arbeitsunfällen und berufsbedingten Erkrankungen
Verringerung sozialer Kosten
Steigerung der Produktivität der Unternehmen
Wiedereingliederung und Rehabilitation
Sozialer Dialog und Einbeziehung der Beschäftigten:
autonome und repräsentative Sozialpartner, die in der Lage sind, Kollektivverträge abzuschließen.
Circular Economy
Circular Economy: Fast Fashion & Second Hand - Kritik
Kritik
Mythos der ewigen Kreislaufwirtschaft
Kleidung kann nicht unendlich recycelt werden, sodass neue hergesteller werden muss
Der Hauptteil des recycelten Polyesters wird aus PET-Flaschen statt aus Textilien gewonnen
Übermäßiger Konsum von Kleidung als eigentliches Problem
Slow Fashion als Ansatz:
Längere Haltbarkeit und längeres Tragen von Textilien
Bewerben von Qualität und Haltbarkeit
Verzicht auf billige Synthetikfasern wie Polyester die das Ökosystem belasten
Zurück zu „wahrem Materialismus“ (true materialism):
„weg von der Idee einer Konsumgesellschaft, in der Materialien kaum einen Stellenwert haben, und hin zu einer materiellen Gesellschaft im eigentlichen Sinne, in der Materialien – und die Welt, von der sie abhängen – wertgeschätzt werden.“ (Fletcher, Kate (2016), Craft of Use - Post-Growth Fashion, Routledge, April 2016, S. 14)
Circular Economy: Neue Geschäftsmodelle – Kleidung leihen/mieten
Nachhaltige Unternehmen: Fallbeispiel 1) Vertiko
Vertiko: Fassadenbegrünung im Innen- und Außenbereich von ungenutzten Flächen
Reduzierung des Urban Heat Island Effects
Urban Heat Island = „Wärmeinseln“ in Städten in denen höhere Temperaturen herrschen durch Infrastruktur (Straßen, Gebäude), die die Sonne stärker absorbiert als Natur (Wälder, Gewässer)
Reduzierung der Energiekosten für die Klimatisierung von Gebäuden
Reinigung der Luft von Feinstaub und Schmutz
Ästhetisch ansprechende Gestaltung von Lebensraum in Städten
Nachhaltige Unternehmen: Fallbeispiel 2) GLS-Bank
Erste Ökobank, die nach ESG Kriterien investiert
Nicht gewinnorientiert
Genossenschaftsbank
Nachhaltige Unternehmen: Fallbeispiel 3) Sonomotors
Nachhaltige Unternehmen: Fallbeispiel 4) Silent-Yachts
Greenwashing
= bezeichnet den Versuch von Organisationen, durch Kommunikation,Marketing und Einzelmaßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne entsprechende Maßnahmen im operativen Geschäft systematisch verankert zu haben. Bezog sich der Begriff ursprünglich auf eine suggerierte Umweltfreundlichkeit, findet dieser mittlerweile auch für suggerierte Unternehmensverantwortung Verwendung.
Unternehmen versuchen, die steigende Nachfrage der Verbraucher nach umweltfreundlicheren Produkten und Dienstleistungen zu befriedigen
2008: 2.219 ermittelte Produkte mit umweltfreundlichen Angaben - ein Anstieg von 79% seit 2007 (TerraChoice, 2009)
98 % dieser Produkte betreiben Greenwashing
grüne Werbung in großen Magazinen: Zahl der Anzeigen zwischen 2006 und 2009 von etwa 3,5 % auf knapp über 10 % gestiegen ist
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